Ich frage mal anders. Welcher Krieg dieser Größe mit festgefahrenen Fronten war innerhalb von wenigen Monaten zu Ende? Kann man wirklich davon ausgehen, dass der Krieg in einigen Monaten endgültig vorbei ist, oder ist es nicht doch viel realistischer davon auszugehen, dass dieser Krieg sich Jahre ziehen wird. Es geht zudem nach wie vor nicht um die Bereitschaft der russischen Verantwortlichen, sondern um ihre Handlungsspielräume, die nachweislich erheblich kleiner werden und zu deutlich höheren Risiken führen, wenn man den Krieg fortführt. Ihre Bereitschaft kann noch so groß sein, wenn die Handlungsspielräume einegschränkt sind.Erasmus hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. April 2022, 12:51 Ich muss das noch einmal kurz rausgreifen. Das mag durchaus richtig sein. Aber es ist aus meiner Sicht fraglich, ob diese eintretende Negativ-Wirkung sich auch auf die kurzfristige (in Monaten gerechnet) Bereitschaft zur Einstellung der Kriegsführung auswirkt. Und hier bin ich pessimistisch, weil ich den Vrantwortlichen unterstelle, keinerlei rationalen Überlegungen mehr zugänglich zu sein, sofern es sich um etwas anderes als die Wiederherstellung russischer Glorie handelt.
Die Psychologie des Gegenspielers hat überhaupt nichts mit den Modellen und Folgen für die deutsche und russische Wirtschaft zu tun.Es ist - aus meiner Sicht - alles kontrafaktisch, was wir diskutieren. Alle sind darauf angewiesen, an irgendwelche Szenarien letztendlich zu glauben, so wissenschaftlich sie auch durchgespielt wurden. Aber Psychologie entzieht sich solchen Modellen. Und da ich eben nicht an die Rationalität des Gegenspielers glaube, bzw. diesen Unsicherheitsfaktor sehr hoch ansetze, komme ich wahrscheinlich zu anderen rationalen Überlegungen als du. Wer recht behalten wird, werden vielleicht nicht einmal mehr erfahren, weil die Wirklichkeit ja nur so oder so stattfinden wird.
Inwiefern ist das hier kontrafaktisches Denken?
Es ist keine Glaubensfrage. Es ist eine Frage nach der am besten begründeten Annahme. Da spielen letztlich auch eigene Vorstellungen mit rein, aber es lässt sich klar differenzieren zwischen Annahmen mit und ohne Grundlage. Ansonsten müsstest du konsequenter Weise alle Entscheidungen, die bewusst geschehen, als Glaubensfragen bezeichnen. Wenn dem so ist, dann ist es nicht mehr problematisch. Da wir Menschen offensichtlich nicht komplett im Dunkeln fischen, wenn wir Entscheidungen für die Zukunft treffen.
Was genau meint Keynes denn, wenn er von Schulden für Kriegskosten spricht. Wir sind nämlich nicht im Krieg. Höchstens in einem Wirtschaftskrieg. Er spricht sich also auch dagegen aus, dass die Ukraine Schulden aufnehmen solle, um sich verteidigen zu können? Oder wie darf man seine Aussage verstehen. Zudem ist nicht entscheidend, dass Keynes diese These aufstellt, entscheidend ist, wie er sie begründet. Wieso also ist es im Falle von Kriegskosten pauschal ein Fehler neue Schulden aufzunehmen? Wieso sollten Keynes Theorien auf diese Situation anwendbar sein? Was sagt Keynes dann zu den 100 Milliarden Sondervermögen? Auch ein Fehler?Weil der Begriff "Steuererhöhung" zur Finanzierung der damit verbundenen Ausgaben mit einem Tabu (Tabu = Koalititionsvertrag) belegt ist. Wenn der Staat eingreift, macht er, Stand der Dinge aktuell, eben neue Schulden. Keynes sagte dazu, dass das im Falle von Kriegskosten ein Fehler sei, wenn man es so finanziere. Das wäre m.E. so ein Fall, in dem auch die Kosten der indirekten Kriegsbeteiligung nicht mehr künftigen Generationen aufgebürdet werden sollten. Aber wahrscheinlich ist Keynes Idee für einige hier ein furchtbar marxistischer und grundgesetzwidriger Gedanke, und der übliche libertäre Rottweiler wird gleich auftauchen wie die Spanische Inquisition im gleichnamigen Monty Python-Sketch.[
Deine restlichen Strohmänner, kannst du dir sparen.