Sri Aurobindo » Mo 31. Aug 2015, 17:16 hat geschrieben:
Genau das ist mein Thema ...
Wenn Arbeit als alleinige Einkommensquelle nicht mehr ausreicht,
müssen neue Einkommensquellen erschlossen werden.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen halte ich allerdings für den falschen Weg - Grundeinkommen ja - aber kein bedingungsloses.
Hallo lieber Mattias,
ich bin Industriedesigner, und da geht es unter anderem auch um die intensive Beschäftigung mit der Massenproduktion, Effizienz, Nachhaltigkeit, etc.
müssen neue Einkommenquellen geschaffen werden...ja, ja und 3 mal ja! Aber wann, von wem und wie,... denn:
Wir haben längst eine derart hohe und effektive Produktionstechnologie, dass wir bereits 7 Mrd. Menschen ernähren, kleiden, mit Energie und Wohnraum nachhaltig und ohne Zerstörung der Welt, sprich Umwelt und Arten versehen könnten. Das ist keine Utopie und keine daher geredete Hypothese.
Das Problem ist, dass wir dabei nicht jedem noch eine sinnvolle Arbeit geben können. Wir können es bereits in Deutschland nicht mehr, wo wir unsere "Arbeitslosen" in Statistiken und mittels Umbenennung verschiedenster Kategorien künstlich klein halten, obwohl bereits jetzt fast 20 % der potentialen Arbeitnehmer gar nicht mehr beschäftigen könnten. Wo wollen wir hin mit den 7 Mio. Sollen wir Straßenkehrmaschinen wieder abschaffen und sie wieder mit dem Besen kehren lassen? Nein wir splitten sie auf in 1Euro Jobber, Fortbilder, Frührentner, Harz4 Empfänger... und ein par Arbeitslose.
Es gibt so unendlich viele Beispiele für die Produktivität dieser Welt. Zeitlich gesehen brauchte es ein Fingerschnippen um jeden Arbeitsplatz der Welt mit PC´s, Flat Screens und was weiß ich auszustatten. Handys brauchten keine 10 Jahre um in jeder Hand der Welt zu liegen, Röhrengeräte wurden gegen Flat TV´s (mit meistens noch "flatterem" Inhalt heute) innerhalb von nur 5 Jahren zum Standard.... Wir können alles in benötigter Weise produzieren, sobald Geld dafür vorhanden ist... nur sauberes Wasser, Grundnahrung, Kleidung, da sind wir anscheinend nicht fähig zu. Wir bedienen uns in unseren Produktionen der Ressourcen der
ganzen Welt an Energie und Material und diese aber meistens außerhalb der Hauptindustrienationen, weil wir dort "zuhause" schon das schnell Erreichbare abgebaut und die Arbeitskraft bei uns viel zu teuer dafür ist. Wo fließen die erwirtschafteten Vermögen hin, die Vermögen wachsen doch? Fließen sie etwa gleichermaßen oder gerecht in die Hände der noch arbeitenden Bevölkerungsanteile wie auch notwendiger Weise in entsprechend verantwortlicher Höhe in die verdienten Unternehmerhände, oder fließen sie faktisch eigentlich nur noch in die Unternehmerhände? Wieso - wenn dem nicht so ist - nehmen denn gerade in den Industriestaaten dann die unteren Einkommensgruppen real an Lohnhöhe ab, bei gleichzeitigem immensem Wachstum der Unternehmervermögen und Spitzengehälter? Ein Rückfluss an Kapital oder Beteiligung an Produktionsmitteln oder aus der Wertschöpfung findet nur so hoch
wie unbedingt notwendig ist, statt. Und notwendig ist gerade in den sg. Drittländern häufig nur was die Leute soeben am Überleben hält. Investitionen kann sich davon kaum einer ansparen. Nur die dortigen Erfüllungsgehilfen haben schnell gelernt und messen Ihren Wohlstand am Hiesigen mit der Folge eines schier unvorstellbaren Lohngefälles..... und jeder träumt weiter davon einmal mit zu denen da oben zu gehören, lässt geschehen was passiert, den Letzten beißen die Hunde, nur er meint nicht dabei zu sein.... vom Tellerwäscher zum Milliardär. Was für eine Triebkraft die Imagination einer solchen Möglichkeit doch hat.
Nein ich glaube nicht mehr an eine mögliche automatische gerechte Verteilung durch den technologisch hochgerüsteten Markt. Auch nicht wenn hier "alle" längst genug haben, denn es wird dem Einzelnen nie genug sein, bevor er nicht auch besitzt was sein Nachbar hatte.
Das Energieproblem der Welt ist technisch längst mehrfach gelöst worden. Massenproduktion von Energie-"Erzeugern" aus alternativen Energien in Kleinstbausteinen. Diese würden schon alleine auf Grund des hohen Bedarfs zu Spottpreisen zu bekommen sein. Aber versuche mit diesem heißen Eisen mal in der Wirtschaft zu landen. "Sie haben ja völlig recht, aber oh nein, daran sollen sich lieber andere die Finger verbrennen". Warum kostet ein Ventilator mit 3 Stufen-Schaltung und 40 cm Rotordurchmesser 19,90 inkl Mehrwertsteuer, aber ein kleines Windrad mit 70 cm Durchmesser als Energieerzeuger gleich 1000,00 Euro .... ? Warum ist nicht jeder Dachziegel dieser Welt mittlerweile ein Systembaustein für zumindest termische oder gar photovoltaische Energie. Warum wird die kinetische Energie von endlosen Fließgewässern nicht mittels milliardenfach produzierten Strömungsturbinen genutzt und und und. Technisch kein Problem mehr! Ein millionenfach produziertes ferngesteuertes kleines Elektroauto kostet 4,99 € inkl Mehrwertsteuer, aber eine kleine Regelsteuereinheit für die Stromversorgung mit alternativen Energien kostet 500,00 Euro.
Ja wahrscheinlich liege ich da ja im Irrtum, entweder geht das alles gar nicht, oder es braucht und will gar keiner diese günstigen Alternativen zu den jetzigen alternativen Energien....oder.... wo ist da der Automatismus des Marktes?....oder ist er in diesen brisanten Bereichen vielleicht doch schon ein bisschen geregelt?.... Nicht nach Maßgabe der Bedürfnisse, aber nach Maßgabe ökonomisch starker Gruppen und Netzwerke?
Atomkraftwerke und Megastaudämme, Windparks mit Mega-Windrädern im Wattenmeer und quadratkilometerweise Solarstromfelder in der Sahara.
Alles Einzelprojektierungen ohne wirkliche Massenproduktion, niedriger Leistungs-Effizienz, aber hoher Effizienz für die Besitzer, denen die Steuerzahler teilweise noch den überteuert produzierten Strom über Subventionen abkaufen müssen.
Nun denn, weg mit den Verschwörungstheorien, aber es bleiben für mich die vielen offenen Fragen.
Zurück zur möglichen Produktivität, hierzu noch 3 Beispiele, um der Größe der Produktivität Bilder zu geben und sie aus abstrakten Zahlen heraus zu nehmen:
Beispiel Autos: Die Arbeitszeit für ein durchschnittliches Auto liegt heute bei ca. 30 Einmannstunden. (Porsche ca 44, VW ca 35,Nissan ca 16 Stunden).
Das wären derzeit weit
über 50 Autos pro Arbeitnehmer und Jahr
In der Automobilindustrie nimmt die Produktionszeit pro Auto weiterhin pro Auto weiterhin rasant ab. Bis wohin denn und um wieviel jedes Jahr? Werden wir mittels neuer, dann bestimmt vorhandenen, Technologien vielleicht in 20 Jahren pro Mann 20 Autos am Tag produzieren? Würde dann rund 4000 Autos im Jahr und 200.000 im Leben des Arbeitnehmers machen.
Beispiel Möbel: In den letzten 20 Jahren hat Ikea mit nur 180 Mitarbeitern in Sachsen 10.000.000 Billy Regale produziert. macht 55.555 pro Arbeitnehmer....in nur 20 Jahren
Beispiel Nahrung (Quelle
http://www.oekosystem-erde.de/html/indu ... chaft.html , daraus etwas umgeschrieben und eigekürzt):
Die Erzeugung an Nahrungsmitteln pro Kopf ist so hoch, dass niemand mehr Hunger leiden müsste. Lebensmittel sind im Überfluss vorhanden und billig wie nie.
Es wurden weltweit schätzungsweise
700 Millionen Tonnen Mais,
600 Millionen Tonnen Reis
600 Millionen Tonen Weizen,
300 Millionen Tonnen Kartoffeln
214 Millionen Tonnen Soja erzeugt !
macht rund 2,414 Mrd Tonnen Getreide. Das sind bei 7 Mrd Menschen pro Kopf 345 Kg
Ein Teil dieser Ernte geht jedoch in die Produktion von 220 Millionen Tonnen Fleisch
Dazu kommen 142 Millionen Tonnen Fisch aus Wildfängen und Aquakultur
Dazu kommt Wild, Gemüse, Salat, Obst, Nüsse.... wir produzieren bereits jetzt, ohne an die Grenzen der Ressourcen (Landwirtschaft) zu kommen so viele Lebensmittel, so dass jeder Mensch bereits heute leicht gut über 1 kg Nahrung am Tag hätte...
Soweit ein par Gedanken.
Ich verdamme nicht grundsätzlich das, was wir heute noch Kapitalissmus nennen, aber wir müssen unsere Einstellungen ändern, was wohl Generationen benötigt. Bis dahin benötuigen wir endlich ein funktionierendes Regulativ einer neuen Ebene von Legislative, Judikative, und Exekutive. Wir benutzen Wörter wie "Weltwirtschaftsordnung", dem ordnen wir uns gerne ein benutzen es für die Rechtfertigung eigener ökonomischer Entscheidungen, aber mit einem Begriff wie Weltregierung erntet man nicht mehr als lautes Gelächter. Er wirkt fremd und macht uns Angst.
LG vom Falk