Sehr schöner Vortrag von David Kipping auf yt, der skeptische Überlegungen darstellt. Die deutschen Untertitel sind gar nicht schlecht (automatisch erzeugt unter Einstellungen anzeigen lassen):
"Warum wir vielleicht doch allein sind"
Moderator: Moderatoren Forum 7
Re: "Warum wir vielleicht doch allein sind"
Habe den Vortrag verschlungen. Danke fürs Teilen! 

- Oliver Krieger
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Re: "Warum wir vielleicht doch allein sind"
Danke für den Beitrag.
Ich stimme mit Prof. Kipping überein in zweierlei Hinsicht :
* Arroganz gehört nicht in die Debatte
* Es gibt keine Beweise für Leben jenseits der Erde, und jedes Bias wäre unangebracht.
Ich stimme mit ihm nicht überein, dass es keinen guten Grund gibt für Optimismus, denn das Leben auf der Erde ist ein Beweis.
Einleitend möchte ich differenzieren zwischen den zwei Fragen, die auch Kipping durcheinander geworfen hat, und die im Fermi-Paradoxon zusammengekettet werden, als gehörten sie zusammen :
* Gibt es Leben außerhalb der Erde ?
* Warum ist noch niemand zu uns gekommen ?
Wir leben auf der Erde. Auf der Erde, mit ihrem begrenzten Platz, und ihren vergleichsweise kurzen Entfernungen, ist die Frage, "Wenn es außer uns Leben (auf der Erde) gibt, warum sind uns diese Lebensformen noch nicht über den Weg gelaufen ?" selbstverständlich - denn die Erde ist klein, und man müsste sich früher oder später begegnen.
Aber das Universum ist unermesslich groß.
Die Frage, warum noch keine außerirdischen Zivilisationen bei uns aufgeschlagen sind, kann durch einen Verweis auf Distanzen im Universum beantwortet werden. Ich denke, dies ist auch die Antwort auf das Fermi-Paradoxon. Es hat wirklich noch niemand hierhergefunden.
Aber dass die Distanzen im Weltall unüberbrückbar sind, sagt nichts über die Wahrscheinlichkeit, oder Unmöglichkeit von Leben außerhalb der Erde aus.
Außerdem steckt in der Fragestellung "Sind wir allein ?" auch eine unterschwellige Suggestion, dergestalt, dass viele von uns sich womöglich auch dann noch als "allein" betrachten würden, wenn sie bspw. wüssten, dass mikrobielles Leben im Universum sehr weit verbreitet ist, intelligentes Leben und fortgeschrittene Zivilisationen aber nicht.
Es ist nicht nur so, dass Leben auf der Erde sehr früh begann, so früh, dass die Frage, ob die biologische Evolution nicht überall dort, wo sie die Möglichkeit hat, nahtlos an eine chemo-physikalische Evolution anknüpft.
Es ist auch wirklich so : Die Sonne ist nichts Besonderes, die Erde ist nichts Besonderes, und habitable Zonen sind auch nichts Besonderes. Für diese drei Feststellungen bedarf es keine Beweise, weil das Universum so groß ist. Dass alle drei gemeinsam notwendig sind für Leben wie das Leben auf der Erde, bedeutet aber auch nur, dass ebensolch eine Evolution wie die auf der Erde entsprechend unwahrscheinlich ist, und hiermit ist nichts ausgesagt über mögliche Formen biologischer Evolution, die der auf der Erde sehr unähnlich sind.
Prof. Kipping erwähnt an einer Stelle, dass die Tatsache, dass das Leben auf der Erde früh begann, ein Erfordernis ist, ohne dass wir nicht imstande wären, uns zu fragen - aber dass dies ein Erfordernis ist,
hat keinerlei Bedeutung für die Fragestellung.
Er hat in einer Hinsicht völlig recht: Intelligenz auf der Erde entwickelte sich spät vor einem zu erwartenden "Solarcaust", das ist ein eingrenzender Faktor. Es kann also durchaus sehr gut möglich sein,
dass es primitive Formen von Leben auf außerordentlich vielen Planeten gibt, aber dass die Entwicklung zu intelligentem Leben und fortgeschrittenen Zivilisationen einfach an zu vielen Orten, viel zu lange dauert, und durch interstellare Phänomene (Asteroiden/Meteoritenimpakte, sterbende Sonnen) regelmäßig zunichte gemacht wird.
Das Leben auf der Erde hat ein halbes Dutzend verheerender Massenaussterben (Faunenschnitt) durchlitten - anderen Ortes wären ähnliche Extinktionskatastrophen zu erwarten.
Mit dem Schneeflockenbeispiel bin ich nicht glücklich, und ich halte derlei Analogien nicht für sinnvoll.
Schneeflocken sind einzigartig, aber uns fehlen die Beweise dafür, dass die Einzigartigkeit der Bedingungen auf der Erde zu hiesigem Leben führte. Außerdem sind sich Schneeflocken irgendwann einander sehr ähnlich, und Leben könnte alle möglichen Formen haben.
Auch das "russische Roulette", das Kipping dort skizziert, ist schlecht : Die Erde wurde früh von lebenden Organismen besiedelt, wir zogen alles andere als einen "grünen Ball".
Darum denke ich, haben wir es hier mit einer dreifachen Antwort zu tun :
Dass wir auf der Erde noch keinen Besuch abgestattet bekommen haben also "hier" noch allein sind, bedeutet nicht, dass wir im Universum allein sind - die Distanzen sind einfach viel zu groß. Außerdem bedeutet das etwaige Vorhandensein von mikrobiellem Leben im Universum für einige, dass wir trotzdem "allein" sind mit unserer Zivilisation, für andere jedoch nicht.
Die gegenwärtige epistemische Situation ist sehr ambig, das räumt Prof. Kipping selbst ein :
Es gibt keine Beweise für Leben außerhalb der Erde, aber diese Beweise sind möglich. Es gibt keine Beweise dafür, dass es keines gibt - dies ist unmöglich zu beweisen.
Wir wissen eines völlig logisch : Jeder Kontakt mit einer fortgeschrittenen Zivilisation, die den Weg zu uns findet, würde einen gravierenden Einfluss auf das Leben auf der Erde haben. Wir sollten, denke ich, froh sein, auf der Erde allein zu sein.
Ich stimme mit Prof. Kipping überein in zweierlei Hinsicht :
* Arroganz gehört nicht in die Debatte
* Es gibt keine Beweise für Leben jenseits der Erde, und jedes Bias wäre unangebracht.
Ich stimme mit ihm nicht überein, dass es keinen guten Grund gibt für Optimismus, denn das Leben auf der Erde ist ein Beweis.
Einleitend möchte ich differenzieren zwischen den zwei Fragen, die auch Kipping durcheinander geworfen hat, und die im Fermi-Paradoxon zusammengekettet werden, als gehörten sie zusammen :
* Gibt es Leben außerhalb der Erde ?
* Warum ist noch niemand zu uns gekommen ?
Wir leben auf der Erde. Auf der Erde, mit ihrem begrenzten Platz, und ihren vergleichsweise kurzen Entfernungen, ist die Frage, "Wenn es außer uns Leben (auf der Erde) gibt, warum sind uns diese Lebensformen noch nicht über den Weg gelaufen ?" selbstverständlich - denn die Erde ist klein, und man müsste sich früher oder später begegnen.
Aber das Universum ist unermesslich groß.
Die Frage, warum noch keine außerirdischen Zivilisationen bei uns aufgeschlagen sind, kann durch einen Verweis auf Distanzen im Universum beantwortet werden. Ich denke, dies ist auch die Antwort auf das Fermi-Paradoxon. Es hat wirklich noch niemand hierhergefunden.
Aber dass die Distanzen im Weltall unüberbrückbar sind, sagt nichts über die Wahrscheinlichkeit, oder Unmöglichkeit von Leben außerhalb der Erde aus.
Außerdem steckt in der Fragestellung "Sind wir allein ?" auch eine unterschwellige Suggestion, dergestalt, dass viele von uns sich womöglich auch dann noch als "allein" betrachten würden, wenn sie bspw. wüssten, dass mikrobielles Leben im Universum sehr weit verbreitet ist, intelligentes Leben und fortgeschrittene Zivilisationen aber nicht.
Es ist nicht nur so, dass Leben auf der Erde sehr früh begann, so früh, dass die Frage, ob die biologische Evolution nicht überall dort, wo sie die Möglichkeit hat, nahtlos an eine chemo-physikalische Evolution anknüpft.
Es ist auch wirklich so : Die Sonne ist nichts Besonderes, die Erde ist nichts Besonderes, und habitable Zonen sind auch nichts Besonderes. Für diese drei Feststellungen bedarf es keine Beweise, weil das Universum so groß ist. Dass alle drei gemeinsam notwendig sind für Leben wie das Leben auf der Erde, bedeutet aber auch nur, dass ebensolch eine Evolution wie die auf der Erde entsprechend unwahrscheinlich ist, und hiermit ist nichts ausgesagt über mögliche Formen biologischer Evolution, die der auf der Erde sehr unähnlich sind.
Prof. Kipping erwähnt an einer Stelle, dass die Tatsache, dass das Leben auf der Erde früh begann, ein Erfordernis ist, ohne dass wir nicht imstande wären, uns zu fragen - aber dass dies ein Erfordernis ist,
hat keinerlei Bedeutung für die Fragestellung.
Er hat in einer Hinsicht völlig recht: Intelligenz auf der Erde entwickelte sich spät vor einem zu erwartenden "Solarcaust", das ist ein eingrenzender Faktor. Es kann also durchaus sehr gut möglich sein,
dass es primitive Formen von Leben auf außerordentlich vielen Planeten gibt, aber dass die Entwicklung zu intelligentem Leben und fortgeschrittenen Zivilisationen einfach an zu vielen Orten, viel zu lange dauert, und durch interstellare Phänomene (Asteroiden/Meteoritenimpakte, sterbende Sonnen) regelmäßig zunichte gemacht wird.
Das Leben auf der Erde hat ein halbes Dutzend verheerender Massenaussterben (Faunenschnitt) durchlitten - anderen Ortes wären ähnliche Extinktionskatastrophen zu erwarten.
Mit dem Schneeflockenbeispiel bin ich nicht glücklich, und ich halte derlei Analogien nicht für sinnvoll.
Schneeflocken sind einzigartig, aber uns fehlen die Beweise dafür, dass die Einzigartigkeit der Bedingungen auf der Erde zu hiesigem Leben führte. Außerdem sind sich Schneeflocken irgendwann einander sehr ähnlich, und Leben könnte alle möglichen Formen haben.
Auch das "russische Roulette", das Kipping dort skizziert, ist schlecht : Die Erde wurde früh von lebenden Organismen besiedelt, wir zogen alles andere als einen "grünen Ball".
Darum denke ich, haben wir es hier mit einer dreifachen Antwort zu tun :
Dass wir auf der Erde noch keinen Besuch abgestattet bekommen haben also "hier" noch allein sind, bedeutet nicht, dass wir im Universum allein sind - die Distanzen sind einfach viel zu groß. Außerdem bedeutet das etwaige Vorhandensein von mikrobiellem Leben im Universum für einige, dass wir trotzdem "allein" sind mit unserer Zivilisation, für andere jedoch nicht.
Die gegenwärtige epistemische Situation ist sehr ambig, das räumt Prof. Kipping selbst ein :
Es gibt keine Beweise für Leben außerhalb der Erde, aber diese Beweise sind möglich. Es gibt keine Beweise dafür, dass es keines gibt - dies ist unmöglich zu beweisen.
Wir wissen eines völlig logisch : Jeder Kontakt mit einer fortgeschrittenen Zivilisation, die den Weg zu uns findet, würde einen gravierenden Einfluss auf das Leben auf der Erde haben. Wir sollten, denke ich, froh sein, auf der Erde allein zu sein.
- Billie Holiday
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Re: "Warum wir vielleicht doch allein sind"
Vince Ebert stellte einst die Vermutung an, dass Signale der Erde aus den 80er Jahren aufgefangen wurden. Zu der Zeit trugen wir Schulterpolster, schrillbunte Leggins, Vokuhila und hörten u.a. Trio.
Die hochentwickelten Aliens haben dann von Besuchen abgesehen.
Die hochentwickelten Aliens haben dann von Besuchen abgesehen.

Zuletzt geändert von Billie Holiday am Dienstag 6. Mai 2025, 17:12, insgesamt 1-mal geändert.
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„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: "Warum wir vielleicht doch allein sind"
Die haben sich sicher gefragt, warum das Modern Talking heißt und sind dann doch weiter.....Billie Holiday hat geschrieben: ↑Dienstag 6. Mai 2025, 16:57 Vince Ebert stellte einst die Vermutung an, dass Signale der Erde aus den 80er Jahren aufgefangen wurden. Zu der Zeit trugen wir Schulterposter, schrillbunte Leggins, Vokuhila und hörten u.a. Trio.
Die hochentwickelten Aliens haben dann von Besuchen abgesehen.![]()

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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