Na sowas aber auch. Es braucht also eine wissenschaftliche Studie um festzustellen was doch offensichtlich völlig klar ist?Keine oder nur eine schlechte Ausbildung, instabile Beziehungen, miese Berufsaussichten und in der Folge weniger Geld: Für Frauen, die schon als Teenager, also im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, ein Kind bekommen, sind die wirtschaftlichen Aussichten nicht gut.
Unklar war bisher die Ursache: Ist es Überforderung mit der frühen Mutterschaft, die junge Frauen keine Ausbildungsstelle finden lässt? Oder sind es die generell problematischen Lebensumstände, die Teenager früher schwanger werden lassen? Und welche Rolle spielen Vorbilder wie alleinerziehende Mütter und Patchworkfamilien oder gar die Religion?
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat dem Thema eine Untersuchung gewidmet (die Veröffentlichung finden Sie hier). Der WSI-Forscher Eric Seils hat dafür eine Reihe internationaler Studien ausgewertet, vor allem aus den USA und Kanada.
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Weil die Datenlage in Deutschland deutlich schlechter ist als in den USA, stützt der WSI-Forscher Eric Seils seine Analyse auf Daten aus der Volkszählung (Zensus), den deutschen Statistikämtern und auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Alle Daten sind bis auf die Ebene der mehr als 400 deutschen Stadt- und Landkreise aufgeschlüsselt.
So entsteht eine Deutschlandkarte, auf der die Verteilung von Teenagermutterschaften klar zu erkennen ist: Grob gesagt ist die Quote in Ostdeutschland am höchsten, in Süddeutschland am geringsten. An der Spitze steht Brandenburg an der Havel, mit fast 27 Geburten auf 1000 Mädchen und Frauen zwischen 15 und 19 Jahren, danach kommen Pirmasens in Rheinland-Pfalz (24,8), der Salzlandkreis (21,6), Cottbus (20,9), Wilhelmshaven (20,4) und Schwerin (19,7).
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Das klare Ergebnis hat den Wissenschaftler überrascht: "Der wichtigste Einflussfaktor ist Hartz IV." Steigt der Anteil der 15 bis 19-jährigen Teenager, die Hartz IV beziehen, um zehn Prozentpunkte, geht das mit einem Geburtenanstieg um rund 5 Kinder auf 1000 junge Frauen im selben Kreis einher. Auf der Karte zeigt sich der Zusammenhang eindrucksvoll: Die Landkreise mit einem hohen Anteil von Teenagermutterschaften entsprechen fast exakt jenen Kreisen mit einem hohen Anteil von Hartz-IV-Empfängerinnen.
Wohlgemerkt: Es sind nicht nur die Teenagermütter, die vermehrt Hartz IV beziehen, sondern alle Teenager in der Region. Es sind den Daten zufolge also nicht die Schwangerschaften, die zuerst da waren, sondern eine weit verbreitete Langzeitarbeitslosigkeit. Nicht auszuschließen ist, dass es einen bisher unbekannten Faktor gibt, der sowohl Hartz-IV-Bezug als auch frühe Schwangerschaft begünstigt. Einige dieser möglichen Faktoren hat Seils getestet.
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"Die Nachteile durch eine frühe Mutterschaft werden überschätzt", sagt Seils, "denn sie ist das Symptom der Probleme, nicht die Ursache".
Wieso wird an den Symptomen geforscht aber nicht an den Ursachen?