jack » Do 25. Okt 2012, 21:42 hat geschrieben:
In der Tat wird da ein Teil Wahlkampfgetöse mit dabei sein. Allerdings macht es schon einen Unterschied, wenn der Vermieter das bezahlen muss, denn er kann sich aussuchen ob er selbst eine Anzeige über ein Immobilienportal im Internet schaltet und ein paar mal Interessenten die Immobilie besichtigen lässt oder (ca. durchschnittlich) 1000€ zahlt.
Genau genommen war's ein Wahlkampfversprechen, das nun mit zahlreichen Maßnahmen bzw. Instrumenten umgesetzt werden soll, wovon einige halt auf Bundesebene geregelt werden müssen. Die letzte Wahl ist erst anderthalb Jahre her. Nicht jeden chronisch unglücklichen SPD-Basher zu ernst nehmen. Findet man einen Vorschlag der Partei schlecht, schreit man los. Findet man ihn eigentlich gut, dann ist es nur "sinnfreie Pseudosozialpolitik" ohne Berücksichtigung der eigentlichen Hintergründe.
Ein Mieter kann sich das nicht aussuchen. Ein Mieter kann sich allerdings zig Wohnungen anschauen ohne etwas dafür zu bezahlen. Also muss erstmal viel Geld aufgewendet werden, bis ein Interessent sich tatsächlich entscheidet. Und dieser Interessent zahlt die Kosten für all diejenigen, die "nur mal gucken" wollten.
Wie gesagt gibt es da m.E. keine Patentlösung. Aber eine Möglichkeit wäre, dass man für eine Besichtigung z.B. zahlt. Das hätte zur Folge, dass nur wirklich Interessierte sich die Wohnung anschauen und das hält die Kosten gering.
Es geht ja darum, daß eben der bezahlt, der einen Makler einschaltet. Wenn ein Mieter dies tut, soll er selbstverständlich dafür bezahlen -- aber halt nicht, wenn es der Vermieter tut. Wer die Dienstleistung in Anspruch nimmt, bezahlt sie auch. Vorher war's so, daß der Mieter es immer zahlen muß, ganz unabhängig davon, ob er den eingeschalteten Makler überhaupt benötigt. Die Verflechtungen zwischen Vermietern und Maklern ist auch jedem bekannt, der sich etwas mit dem Immobilienmarkt beschäftigt.
In einer wachsenden Stadt hat ein Vermieter in der Regel gar kein Problem, einen Mieter zu finden. Und nach BGB sind die möglichen Erhöhungen ja bereits geregelt und haben entsprechende Grenzen, die für gewöhnlich auch stets ausgenutzt werden. Irgendwelche Drohungen von Verbänden sollte man da nicht zu ernst nehmen oder mit dem Verhältnis zwischen Politik und Immobilienwirtschaft verwischen. Da gab's und gibt's weiterhin saftige Gewinne, die erzielt werden können.
Und wenn ein Vermieter gar keinen Interessenten findet und meint, er würde mit einem Makler die Chancen verbessern, dann soll er halt die beiden Kaltmieten selbst zahlen statt die Wohnung leer zu lassen.
Im Artikel steht's auch nochmal:
Zwar beteuert die federführende Stadtentwicklungsbehörde, dass der Wortlaut der Initiative noch gar nicht feststehe und der Senat sich noch in Gesprächen mit der skeptischen Wohnungswirtschaft befinde, die Idee ist aber in der Welt: Künftig sollten die Maklerkosten nach dem sogenannten Bestellerprinzip geregelt werden, das in der gesamten restlichen Privatwirtschaft selbstverständlich ist. Im Klartext: Wer den Makler beauftragt, der bezahlt ihn auch.
Wieso schwarz-gelbe Regierungen zum Entschluß kommen, der Vermieter solle immer bezahlen, weiß ich nicht, da ja auch noch gar kein konkretes Papier vorliegt. Und alle bisherigen Aussagen sprechen nicht dafür.
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Gegenwind kommt aus den unionsregierten Bundesländern wie Sachsen oder auch von Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP): "Ich halte nichts von der geplanten rot-grünen Bundesratsinitiative. Mit einer entsprechenden Gesetzesänderung würde gravierend in die Vertragsfreiheit eingegriffen und damit gegen den Grundsatz der Privatautonomie verstoßen." Die Begründung folgt damit fast wortwörtlich jener der Maklerverbände.
Auch das schwarz-gelb regierte Niedersachsen will "keinen Zwang", Maklergebühren ausschließlich dem Vermieter in Rechnung zu stellen.
