EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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unity in diversity
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von unity in diversity »

Orbiter1 hat geschrieben:(05 Jul 2020, 10:24)

Der Boris hält nach Angaben des Guardian seit über 6 Monaten die Veröffentlichung eines Geheimdienstberichts über die Einmischung Russlands beim Brexit zurück. Laut einem britischen Geheimdienstmitarbeiter stehen da ziemlich unschöne Sachen drin, z.B.:

"Former UK Russia ambassador on their Brexit interference campaign "We have crushed the british to the ground, they are on their knees and they will not rise for a very long time". Link zum Guardian-Podcast: https://www.theguardian.com/news/audio/ ... rt-podcast

Ich denke den Bericht sollte der Boris noch länger zurückhalten wenn der so ein schlechtes Bild auf die britische Regierung wirft
Wenn was dran ist, existieren mindestens drei Exemplare. Eins könnte sofort aufgedeckt werden, sofern man es nicht vorzieht, Druck auf Boris zu machen.
Oder das nur VT ist.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 19:19)

Das ist wahr; aber künftig vielleicht ein Ausweg, standhaft Nichtmitglied sein zu können, ohne auf die Vorzüge der Gemeinschaft verzichten zu müssen. Ein Seelenschmeichler, so zu sagen!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ernsthaft eine Option ist. Damit müsste GB ja sämtliche EU-Regeln beachten, in den EU-Haushalt einzahlen und hätten nicht mal ein Mitbestimmungsrecht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Atue001 hat geschrieben:(04 Jul 2020, 23:33)In diesem Zuge halte ich es auch für möglich, dass GB sogar seine ständige Mitgliedschaft inkl. Vetorecht im Sicherheitsrat verliert, und an die EU abgeben muss - das aber nur, wenn die EU tatsächlich eine Verteidigungspolitische eigene Handlungsfähigkeit erreicht.
Wäre das überhaupt rechtlich möglich? Mir ist nicht bekannt, dass die UN ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats einfach "rauswerfen" kann.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(05 Jul 2020, 13:20)

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ernsthaft eine Option ist. Damit müsste GB ja sämtliche EU-Regeln beachten, in den EU-Haushalt einzahlen und hätten nicht mal ein Mitbestimmungsrecht.
Das haben die Briten ja auch abgelehnt, hätten sie längst haben können, wenn sie denn gewollt hätten.
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Kohlhaas hat geschrieben:(05 Jul 2020, 13:26)

Wäre das überhaupt rechtlich möglich? Mir ist nicht bekannt, dass die UN ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats einfach "rauswerfen" kann.
Das ist auch nicht möglich. Man bemüht sich seit fast 20 Jahren um eine Reform. Seit der Festlegung der 5 ständigen Mitglieder während des 2. Weltkriegs hat die UN 142 Staaten aufgenommen. Gemäß der UN-Charta sollten die Staaten einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat erhalten die erhebliche Beiträge zu den UN leisten. Daran gemessen ist ein ständiger Sitz für Deutschland und Japan megaüberfällig. Allerdings blockieren die bisherigen ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats eine entsprechende Reform. Die wollen beim Status auf Basis der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts bleiben.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(05 Jul 2020, 16:58)

Das ist auch nicht möglich. Man bemüht sich seit fast 20 Jahren um eine Reform. Seit der Festlegung der 5 ständigen Mitglieder während des 2. Weltkriegs hat die UN 142 Staaten aufgenommen. Gemäß der UN-Charta sollten die Staaten einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat erhalten die erhebliche Beiträge zu den UN leisten. Daran gemessen ist ein ständiger Sitz für Deutschland und Japan megaüberfällig. Allerdings blockieren die bisherigen ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats eine entsprechende Reform. Die wollen beim Status auf Basis der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts bleiben.
So hatte ich das auch im Kopf. Da liegt wohl auch das zentrale Problem der UNO. Eine Organisation, deren Statuten keine Veränderungen zulassen, kann auf Dauer nicht funktionieren. Meiner Ansicht nach gehört das Veto-Recht abgeschafft. Aber das ist ein anderes Thema und hier OT.

Um zum Thema zurückzukommen: Ich verstehe bis heute nicht, warum UK die EU verlassen wollte. Ich kann mir das nur so erklären, dass in der Bevölkerung immer noch die Vorstellung verbreitet ist, dass Großbritannien nach wie vor der Kern eines "Weltreichs" wäre. Wenn ich damit richtig liegen sollte, wird UK ganz bittere Erfahrungen machen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von PeterK »

Misterfritz hat geschrieben:(04 Jul 2020, 20:49)
Ich habe da auch keine Idee.
Zumal ja jetzt auch noch Corona ist und auch die USA (und deren Wirtschaft) davon stark betroffen sind.
Das hier ...



... hört sich nicht gut an. Für die Quelle übernehme ich keine Garantie, aber der Mann scheint echt und einigermaßen im Thema zu sein: https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Dougan
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Atue001 »

Kohlhaas hat geschrieben:(05 Jul 2020, 13:26)

Wäre das überhaupt rechtlich möglich? Mir ist nicht bekannt, dass die UN ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats einfach "rauswerfen" kann.
Nicht ohne weiteres - aber derzeit verändern sich die internationalen Rahmenbedingungen recht deutlich. Es ist durchaus denkbar, dass die UN-Reform doch noch kommt, weil sich einfach die Notwendigkeit ergibt. Und: Die anderen Veto-Staaten wären bei einem Tausch von GB hin zur EU nur wenig betroffen. Aus Sicht eines zerfallenden GB könnte die Freigabe in Richtung EU das kleinere Übel sein.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Atue001 hat geschrieben:(05 Jul 2020, 22:45)

Nicht ohne weiteres - aber derzeit verändern sich die internationalen Rahmenbedingungen recht deutlich. Es ist durchaus denkbar, dass die UN-Reform doch noch kommt, weil sich einfach die Notwendigkeit ergibt. Und: Die anderen Veto-Staaten wären bei einem Tausch von GB hin zur EU nur wenig betroffen. Aus Sicht eines zerfallenden GB könnte die Freigabe in Richtung EU das kleinere Übel sein.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab es vier Vetomächte. Die Siegermächte halt. Danach ist China dazugekommen. Das geht also. Das Problem liegt folglich nicht in der Weigerung, eine neue Vetomacht aufgrund ihrer schieren Macht zu akzeptieren. Wir diskutieren ja im Moment darüber, ob einer existierenden Veto-Macht ihr Veto-Recht irgendwie aberkannt werden kann. Da habe ich eben meine Zweifel, ohne die mit irgendwelchen Fakten belegen zu können.

Die EU zur Veto-Macht zu ernennen, wäre meinem Eindruck nach auch gar nicht nötig. Frankreich ist doch bereits Veto-Macht und kann diese Befugnis auch im Namen der EU ausüben.

Aber Du hast schon recht. Die UNO gehört grundlegend reformiert. Da wird nur leider nichts passieren.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Sollte Donald Trump in diesem Jahr nicht wiedergewählt werden, dürfte Huawei in Großbritannien doch die Netze nach 2027 ausrüsten dürfen.

Regierungsvertreter in Großbritannien haben Huawei zu verstehen gegeben, dass der dortige Ausschluss des chinesischen Unternehmens von der Netzausrüstung zurückgenommen werden könnte, wenn Donald Trump die Wahlen verliert. Das berichtet der britische Observer unter Berufung auf hochrangige Unternehmenskreise. Die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten ist für den 3. November 2020 geplant.

https://www.golem.de/news/ohne-trump-gr ... 49737.html


Die grosse Souveränität durch den Brexit. :p
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Wähler »

Spiegel 23. Juli 2020 Barnier hält Handelsabkommen mit Großbritannien für unwahrscheinlich
https://www.spiegel.de/wirtschaft/brexi ... f028c68dab
"Die Verhandlungen über das Abkommen drehen sich seit Monaten im Kreis. Die EU bietet ein umfassendes Handelsabkommen, mit dem Großbritannien seine Waren ohne Zölle und Mengenbegrenzung in den Binnenmarkt exportieren könnte. Im Gegenzug verlangt die EU gleich hohe Umwelt- und Sozialstandards, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Großbritannien will solche Vorgaben jedoch nicht akzeptieren."
Es läuft wohl auf WTO-Minimalstandards hinaus.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Wähler hat geschrieben:(23 Jul 2020, 16:23)

Spiegel 23. Juli 2020 Barnier hält Handelsabkommen mit Großbritannien für unwahrscheinlich
https://www.spiegel.de/wirtschaft/brexi ... f028c68dab
"Die Verhandlungen über das Abkommen drehen sich seit Monaten im Kreis. Die EU bietet ein umfassendes Handelsabkommen, mit dem Großbritannien seine Waren ohne Zölle und Mengenbegrenzung in den Binnenmarkt exportieren könnte. Im Gegenzug verlangt die EU gleich hohe Umwelt- und Sozialstandards, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Großbritannien will solche Vorgaben jedoch nicht akzeptieren."
Es läuft wohl auf WTO-Minimalstandards hinaus.
Vielleicht hat Johnson ja einen geheimen Plan, das britische Empire wiederauferstehen zu lassen. Dann ist die EU wahrscheinlich im Arsch und Barnier wird umgehend gekreuzigt. Ich denke aber, er muss sich keine Sorgen um sein vorzeigtiges Ableben machen.

Dass es doch noch zu einem harten Brexit kommen würde, war abzusehen. Es ist einfach nicht genug Zeit, um ein Handelsabkommen zu vereinbaren. Auch nach dem 31.12.2020 wird aber weiter verhandelt werden. Vielleicht führt der Leidensdruck dann dazu, dass Johnson und seine Spießgesellen dann mehr Kompromissbereitschaft an den Tag legen.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Wähler hat geschrieben:(23 Jul 2020, 16:23)

Spiegel 23. Juli 2020 Barnier hält Handelsabkommen mit Großbritannien für unwahrscheinlich
https://www.spiegel.de/wirtschaft/brexi ... f028c68dab
"Die Verhandlungen über das Abkommen drehen sich seit Monaten im Kreis. Die EU bietet ein umfassendes Handelsabkommen, mit dem Großbritannien seine Waren ohne Zölle und Mengenbegrenzung in den Binnenmarkt exportieren könnte. Im Gegenzug verlangt die EU gleich hohe Umwelt- und Sozialstandards, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Großbritannien will solche Vorgaben jedoch nicht akzeptieren."
Es läuft wohl auf WTO-Minimalstandards hinaus.
Würde man diesselben Maßstäbe auch in anderen Fällen anlegen, dann dürfte mit kaum einem anderen Staat Handelsabkommen geben.

Barnier & Co müssen erst noch lernen, dass UK ein souveräner Staat ist.

Noch nicht mal innerhalb der EU werden gleiche Sozialstandards verlangt. Frankreich darf nach wie vor seine Rentner mit Anfang 60 in Rente schicken und darf einfach so 3x000 an Covid-19 sterben lassen. Keiner wagt es, sie zur Rede zu stellen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Schnitter »

Senexx hat geschrieben:(23 Jul 2020, 22:45)

Würde man diesselben Maßstäbe auch in anderen Fällen anlegen, dann dürfte mit kaum einem anderen Staat Handelsabkommen geben.

Barnier & Co müssen erst noch lernen, dass UK ein souveräner Staat ist.

Noch nicht mal innerhalb der EU werden gleiche Sozialstandards verlangt. Frankreich darf nach wie vor seine Rentner mit Anfang 60 in Rente schicken und darf einfach so 3x000 an Covid-19 sterben lassen. Keiner wagt es, sie zur Rede zu stellen.
Der Katzenjammer der Briten ist unerträglich.

Erst große Fresse und einen Idioten wählen und nachher rumheulen. Wie ein altes Waschweib. Abstossend.
Troh.Klaus
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Troh.Klaus »

Senexx hat geschrieben:(23 Jul 2020, 22:45)
Barnier & Co müssen erst noch lernen, dass UK ein souveräner Staat ist.
Und so ein souveräner Staat kann selbstverständlich frei darüber entscheiden, ob er ein Handelsabkommen abschließt oder nicht.
Genauso wie die Gegenseite, die natürlich auch auf ein Handelsabkommen verzichten kann, wenn ihr die Konditionen nicht zusagen. Ist ja schließlich auch souverän.
Seriös geht anders.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Troh.Klaus hat geschrieben:(23 Jul 2020, 23:37)

Und so ein souveräner Staat kann selbstverständlich frei darüber entscheiden, ob er ein Handelsabkommen abschließt oder nicht.
Genauso wie die Gegenseite, die natürlich auch auf ein Handelsabkommen verzichten kann, wenn ihr die Konditionen nicht zusagen. Ist ja schließlich auch souverän.
Ja.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Senexx hat geschrieben:(23 Jul 2020, 22:45)

Würde man diesselben Maßstäbe auch in anderen Fällen anlegen, dann dürfte mit kaum einem anderen Staat Handelsabkommen geben.

Barnier & Co müssen erst noch lernen, dass UK ein souveräner Staat ist.

Noch nicht mal innerhalb der EU werden gleiche Sozialstandards verlangt. Frankreich darf nach wie vor seine Rentner mit Anfang 60 in Rente schicken und darf einfach so 3x000 an Covid-19 sterben lassen. Keiner wagt es, sie zur Rede zu stellen.
In der von mir hervorgehobenen Passage unterschlägst Du das Wort "umfassend"

Für den Zugang zum Binnenmarkt der EU gelten einheitliche Standards. Wie die Mitgliedsländer z.B. ihre Rentensysteme gestalten hat damit erstmal nichts zu tun. Corona hat damit schon gar nichts zu tun.

Fakt ist, dass GB sich an die EU-Standards nicht mehr halten will und deshalb keinen ungehinderten Zugang mehr zum Binnenmarkt bekommt. Ein beliebiges Handelsabkommen würde daran auch nicht grundsätzlich etwas ändern. So hat die EU z.B. ein Handelsabkommen mit Kanada. Kanada hat trotzdem keinen umfassenden oder gar unbegrenzten Zugang zum Binnenmarkt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Nun liegt er nach Monaten der Verschleppung endlich vor, der "Russland-Report" zum Brexit. Und er wirft Fragen auf, wie "souverän" GB unter der Regierung der Tories ist....

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... d34abde935
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von zollagent »

Kohlhaas hat geschrieben:(24 Jul 2020, 16:11)

Nun liegt er nach Monaten der Verschleppung endlich vor, der "Russland-Report" zum Brexit. Und er wirft Fragen auf, wie "souverän" GB unter der Regierung der Tories ist....

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... d34abde935
Ob souverän oder nicht, vor allem kommt mir die Regierung in den rechtslastig regierten Staaten (GB, USA, Brasilien, auch Italien, Ungarn und Polen) ziemlich dilettantisch vor.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Der BDI geht von einem no deal-Brexit aus und entsprechender Unfähigkeit der britischen Seite, die dann greifende Zoll- und Warenverkehrsstruktur rechtzeitig und nicht chaosverusachend auf die Beine zu stellen.
Man geht von Chaos und schwierigen Zeiten nach dem - nach Einschätzung des BDI - unausweichlichem Scheitern der Verhandlungen und der no deal-Trennung von GB und der EU aus. Selbst unsere liebe Optimisten- und
Kompromissmutti, Kanzlerin Merkel, äusserte sich jüngst sehr skeptisch über ein Zustandekommen eines Handelsabkommens der EU mit GB.

Fazit: Johnson hatte nach seinem Wahlsieg und dem Amt des Premierministers das erreicht, was er von langer Hand längst plante und immer vorhatte: Einen no deal-Brexit. Es sei denn, die EU haut sich selbst voll in die Fresse und
akzeptiert alles, was er bzw. die Briten der EU als "must" ins Handelsabkommensbüchlein diktieren. Da dies aber auch unwahrscheinlich sein würde oder sein wird, es sei denn, die EU löst sich und ihr eigenes Selbstverständnis
auf wie Fleisch in Coca Cola, war nach Johnsons Amtsantritt und dem Wahlerfolg der Torie-Brexiteers klar, was am Ende kommen wird: no deal und eben Handel nach WTO-Standards mit der EU.

Was aus der irisch-nordirischen Grenzfrage dann wird, wird zumindest in der öffentlichen Berichterstattung (noch) ausgeklammert. Im Hintergrund köchelt diese Frage aber sehr ungut und - meiner Meinung nach - auch
mit politischer Sprengkraft. Ob es früher oder später zu einer erneuten schottischen Unabhängigkeitsabstimmung kommen wird, ist auch noch offen. Mit möglicherweise immer stärker werdender schottischer Zustimmung für eine
Unabhängigkeit von GB. Die sich durch das enstehende Handelschaos durch den no deal-Austritt und die Folgen - auch für schottische Wirtschaft - und die neuen Handelshemmnisse und Zugangsbeschränkungen zum durchaus
kaufkräftigen EU-Markt verstärken dürften.

Leider haben sich alle Hoffnungen in Sachen Brexit, erwartungsgemäß in Luft aufgelöst. Will heissen, die Briten, ihr Parlament und die befassten Regierungen könnten doch noch zu einem vernunftbegabten Handeln fähig sein.

Abschließend kann man zum Thema Brexit nur sagen, jammerschade. Historisch rückbetrachtet wird man sich möglicherweise in ExpertenInnen-Kreisen später vielleicht zum Brexit genauso augenrollend fragen, wie das möglich war.
Und auch, wie man Donald Trump wählen konnte. Ob es bei Völkern oder Ländern sozusagen kollektive Aussetzer des Volkes gibt, siehe Ungarn, Polen, Türkei, USA, GB, Brasilien, China, die gegen das Volk gerichtete, rechtslastige Machtpsyhopaten als verantwortliche Politiker an die Macht wählen (sofern sie überhaupt noch wählen können) ist eine spannende massenpsychologische Frage über die Ursache. Aber leider auch eine unübersehbar auftretende Tatsache. Anyway...
Zuletzt geändert von Eulenwoelfchen am Samstag 25. Juli 2020, 05:02, insgesamt 2-mal geändert.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

DeGaulle hat gesiegt. Barnier kriegt einen Orden. Macron wird bald wieder frech gegen Mutti werden.
Kohlhaas
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(25 Jul 2020, 04:53)Was aus der irisch-nordirischen Grenzfrage dann wird, wird zumindest in der öffentlichen Berichterstattung (noch) ausgeklammert. Im Hintergrund köchelt diese Frage aber sehr ungut und - meiner Meinung nach - auch
mit politischer Sprengkraft.
Entschuldige, aber das ist Unsinn. Was aus Nordirland wird, ist im "Scheidungsvertrag" (von beiden Seiten unterschrieben!) klar geregelt. Das ist in der öffentlichen Berichterstattung in Deutschland auch keineswegs ausgeklammert sondern breit dargestellt worden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Der Kommentator des Telegraph weiß wie man zu einer Einigung bei den Verhandlungen kommt.

"If the EU wants a deal the solution is simple: fire Michel Barnier

High-handed, patronising and provocative, the Frenchman has been a complete failure over three years" Quelle: https://www.telegraph.co.uk/business/20 ... l-barnier/
Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Kohlhaas hat geschrieben:(25 Jul 2020, 13:58)

Entschuldige, aber das ist Unsinn. Was aus Nordirland wird, ist im "Scheidungsvertrag" (von beiden Seiten unterschrieben!) klar geregelt. Das ist in der öffentlichen Berichterstattung in Deutschland auch keineswegs ausgeklammert sondern breit dargestellt worden.
Der von Ihnen angesprochene "Scheidungsvertrag" (auch als Übergangsregelung bezeichnet) endet mit dem no deal-Austritt ersatzlos. Und damit auch die festgeschriebene Regelung, dass Nordirland alle 4 Jahre selbst im
regionalen Parlament über den Verbleib im UK abstimmen kann. Davon unberührt ist allerdings die Grenzfrage, für die es kein bindendes, für beide Seiten festgeschriebenes Vertragswerk zwischen EU und GB gibt.
Insgesamt sind mit einem harten Brexit ( dem sog. no deal-Austritt) lediglich die allgemein nach WTO gültigen Handelregelungen bindend. Auch für Nordirland, das ja zum UK gehört.

Und nochmals, es gibt für den Fall eines no-deal keine separate Regelung zu der nordirisch-irischen Grenzfrage. Diese Grenzlinie wird automatisch zu einer EU-Aussengrenze, zu einem stinknormalen Drittland, das GB
ohne ein Handelsabkommen mit der EU dann eben ist. Das gilt auch für Nordirland...

Entschuldigen müssen Sie sich für nichts. Lieber wäre mir, Sie würden hier den Beweis einer vertraglichen Regelung zwischen EU und GB zur nordirischen Grenzfrage einstellen, die im Falle eines NICHT-Zustandekommens
eines Handelsabkommens zwischen EU und GB trotzdem gültig wäre...Ich behaupte, so einen Sondervertrag zur irisch-nordirischen Grenzfrage gibt es nicht. Und sobald die sog. Übergangsregelung mit Ende dieses Jahres
endet, und es kein gültiges Handelsabkommen gibt, sind auch keinerlei Übergangsregelungen zur Nordirland-Irland-Grenzfrage mehr gültig. Sie enden genauso und es gilt WTO-Handelsrecht und entsprechendes Grenzregime.

Ob die EU an der inneririschen Grenze dann ihr Grenzmandat ausüben wird, oder faktisch einen Zustand akzeptiert, in dem die EU zu einem Drittland GB einerseits nach WTO-Regeln harte, übliche Zoll- und Handelsgrenzen
unterhält und andererseits eine Teilgrenze (Irland-Nordirland) zu diesem Drittland freiwillig und unkontrolliert offen lässt, wird man sehen müssen. Es wäre allerdings der Witz des Tages und die EU samt dem Anspruch der Sicherung seiner Aussengrenzen wäre ad absurdum geführt und die EU nur noch ein Teppichhändlerverein, für den die EU-Verträge und die Verpflichtungen dieser Friedensgemeinschaft einfach nur Papier sind, das man befolgt oder auch nicht...Je nachdem, ob Dienstag oder Donnerstag wäre.

Natürlich kann die EU auch eine harte Grenze für Zoll-, Handels - und Personenverkehr zwischen dem EU-Mitgliedsland Irland und dem EU-Festland einrichten, statt an der eigentlichen (inneririschen EU-Aussengrenze) zu kontrollieren...

Ausschließen würde ich bei dem momentanen Zustand der EU gar nichts. Leider. Auch wenn Letzteres schlichtweg noch irrwitziger wäre. Ob so eine Lösung rechtlich nach den EU-Statuten überhaupt haltbar wäre, ist ebensfalls offen.
Als Einwohner von Irland würde mich auf alle Fälle "bedanken", wenn ich ständig eine EU-Aussengrenze passieren müsste, obwohl ich als Einwohner der EU Anspruch und Recht auf uneingeschränkte Freizügigkeit für Waren- und Personenverkehr habe.
Zuletzt geändert von Eulenwoelfchen am Samstag 25. Juli 2020, 16:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

EW: versehentliches Doppelpost gelöscht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Jul 2020, 14:28)

Der Kommentator des Telegraph weiß wie man zu einer Einigung bei den Verhandlungen kommt.

"If the EU wants a deal the solution is simple: fire Michel Barnier

High-handed, patronising and provocative, the Frenchman has been a complete failure over three years" Quelle: https://www.telegraph.co.uk/business/20 ... l-barnier/
Toll,
jetzt wollen die Briten uns vorschreiben, wer für die EU die Verhandlungen führt?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Jul 2020, 18:30)

Toll,
jetzt wollen die Briten uns vorschreiben, wer für die EU die Verhandlungen führt?
Der Spitzname des Daily Telegraph lautet Torygraph. :D
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von PeterK »

Misterfritz hat geschrieben:(25 Jul 2020, 18:30)
Toll,
jetzt wollen die Briten uns vorschreiben, wer für die EU die Verhandlungen führt?
Pure Verzweiflung - würde ich mal vermuten.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Deutschland kann kein Interesse an einem No-Deal-Brexit haben. Frankreich schon. Barnier ist der Sachwalter Frankreichs. Die Deutschen sind wieder mal zu blöd.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Senexx hat geschrieben:(25 Jul 2020, 20:10)

Deutschland kann kein Interesse an einem No-Deal-Brexit haben. Frankreich schon. Barnier ist der Sachwalter Frankreichs. Die Deutschen sind wieder mal zu blöd.
Wie kommen sie darauf dass Frankreich ein Interesse an einem No-Deal-Brexit hat? Frankreich hat insgesamt ein Handelsbilanzdefizit von ca 80 Mrd € pro Jahr, mit GB ist es aber ein Handelsbilanzüberschuss von ca 15 Mrd € pro Jahr. Frankreich hat daher durchaus ein valides Interesse an einem Deal.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Troh.Klaus »

Senexx hat geschrieben:(25 Jul 2020, 20:10)
Deutschland kann kein Interesse an einem No-Deal-Brexit haben. Frankreich schon. Barnier ist der Sachwalter Frankreichs. Die Deutschen sind wieder mal zu blöd.
Die EU besteht nicht nur aus Deutschland und Frankreich.
Seriös geht anders.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(25 Jul 2020, 16:16)

Der von Ihnen angesprochene "Scheidungsvertrag" (auch als Übergangsregelung bezeichnet) endet mit dem no deal-Austritt ersatzlos.
Nein, tut er nicht. Die dort getroffenen Regelungen zu Nordirland gelten weiter. Sie können vom nordirischen Parlament alle vier Jahre beendet oder fortgeschrieben werden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Kohlhaas hat geschrieben:(25 Jul 2020, 20:58)

Nein, tut er nicht. Die dort getroffenen Regelungen zu Nordirland gelten weiter. Sie können vom nordirischen Parlament alle vier Jahre beendet oder fortgeschrieben werden.
Sobald es einen no-deal-Austritt gibt, gelten für GB, zu dessen Hoheitsgebiet auch Nordirland unzweifelhaft völkerrechtlich gehört, die WTO-Handelsregeln. Also auch für Nordirland.

Die bisherigen Übergangsregelungen, die ja auch für GB bis zum Ablauf Ende 2020 gelten, wurden ja nur geschaffen in der Annahme, man werde bis dahin ein Handelsabkommen zwischen
der EU und GB zustande bringen. GB lehnte im übrigen eine Fristverlängerung dieser Übergangsregelungen ab. Boris Johnson hat das lautstark erklärt. Fakt ist Ende 2020, sollte es
nicht doch noch ein Handelsabkommen geben, das GB mit dem sog. "gefürchteten" hard brexit den Austritt aus der EU vollzieht und es damit auch für das britische Hoheitsgebiet
keinen separaten Handelsvertrag - auch nicht für Nordirland - gibt. Johnson und seine Thorie-hardcore-Brexiteers haben stets betont, dass Nordirland unveränderlicher und essentieller
Bestandteil des UK ist und bleibe. Und man davon nicht abweichen werde.

Ergo gibt es auch für Nordirland nach einem entgültigen und nicht mehr umkehrbaren hard brexit keinerlei !!! Handelsabkommen GBs mit der EU. Mit einem no deal-Brexit wird
die irisch-nordirische Grenze AUTOMATISCH zu einer EU-Aussengrenze eines angrenzenden Drittlands.

Ob GB diese Grenze seinerseits dann kontrolliert oder nicht, ist mehr ein Problem der EU. GB kann ungewollte Einwanderung natürlich jederzeit an den nordirischen Häfen
kontrollieren oder auch umgekehrt Personenverkehr Richtung EU von Nordirland nach Irland völlig unkontrolliert lassen. Will heissen, wer ins EU-Gebiet einsickert, ist
den Briten wurst. Sobald jemand irisches Hoheitsgebiet via Nordirland erreicht hat, ist er in der EU. Siehe neue Flüchtlingströme und Routen...
Wie will die EU das kontrollieren? Ohne eine stringentes Grenzregime zwischen GB und Nordirland zu errichten?

Was das Entscheidungsrecht des Nordirischen Parlaments angeht, ggf. über nach einem hard brexit geduldete Sonderregeln nach EU - Recht (dessen Binnenmarktregeln)
nach vier Jahren abzustimmen, sollte man wissen, dass das nordirsche Parlament in der Vergangenheit oft nicht beschlußfähig war und die Entscheidungen dann vom
britischen Parlament für Nordirland getroffen wurden. Dies ist auch rechtlich zulässig.

Und auch ziemlich sicher als Szenario prognostizierbar. Sprich auch ein hard brexit für Nordirland umfassend gültig. Johnson tut alles, um auch Nordirland
via no deal-brexit "heim ins britische Königreich" zu holen. Er bzw. seine Thories werden sicher nicht zulassen, dass sich Nordirland de facto als
EU-Binnemarkt-Enklave immer mehr vom UK entfernt und sich die Gefahr einer Abspaltung Nordirlands vom UK bis hin zu einer irischen Wiedervereinigung dadurch verfestigt.

Unabhängig davon hat die EU ab Ende 2020 bei einem hard brexit ein EU-Aussengrenzen-Problem zum Nicht-EU-Drittland Großbritannien.
Wie will man (ohne Handelsabkommen) den Zoll-, Waren- und vor allem den Personenverkehr kontrollieren. An der irisch - nordirischen Grenze ist alles offen,
und an den nordirischen Häfen kann die EU keine Grenzkontrollen durchführen, da britisches Hoheitsgebiet. Und dort werden nur die Briten bestimmen,
ohne jede Verpflichtung gegenüber der EU, was kontrolliert wird, wer rein oder für die EU gefährlicher, raus darf und damit ungehindert nach Irland über
die nicht kontrollierte irisch-nordirische Grenze einsickern darf. Geradezu ein Paradies für neue Flüchtlingsrouten Richtung EU. Schmuggel oder auch
undurchsichtigen Warenverkehr Richtung EU...

Die Übergangsreglungen gelten jedenfalls bei einem Austritt GBs Ende 2020 ohne Handelsabkommen mit der EU auch für Nordirland als Teil des britischen Hoheitsgebiets.
Das ist Fakt. Es gibt kein separates Handelsabkommen zwischen der EU und GB zu Nordirland, das dauerhaft geregelt den Verbleib Nordirlands in der EU und dessen Binnenmarkt
rechtsverbindlich ! und dauerhaft garantiert. Sofern Nordirland alle vier Jahre einen Verbleib im EU-Binnenmarkt mit all seinen Pflichten und Regeln per Parlamentsabstimmung
zustande brächte. Was SEHR utopisch wäre...

Abgesehen davon müsste GB dann für einen Teil seines Hoheitsgebiets auch die EU-Binnenmarktregeln anerkennen undn auch die daraus erwaschsenden
finanziellen Verpflichtungen erfüllen. Der EU-Binnemarkt ist ja nicht nur eine Einbahnstraße, die nur nehmen darf, und nichts dafür gegenleisten/bezahlen muss.

Die irisch-nordirische Grenzfrage ist und bleibt mehr denn je mit einem no deal-Brexit ungelöst. Sie war schon bei den Verhandlungen des sogenannten
Übergangsvertrags, mit dem May dreimal im britischen Parlament durchfiel, DER Knackpunkt, der dann einfach ausgeklammert und vertagt wurde,
um überhaupt einen Übergangsvertrag zur Parlamentsabstimmung im brit. Unterhaus zustande bringen zu können. Ein ÜBERGANGSVERTRAG, der nur solange gültig ist, bis dieser von einem neuen Handelsabkommen abgelöst wird.
Mit festgeschriebenen Übergangsfristen. Diese Zeit zum Aushandeln eines neuen Handelsvertrags endet Ende 2020. Kommt kein Handelsabkommen zustande, ist ein no deal-Austritt Fakt.
Und die Übergangsregelungen sind Geschichte.

Mehr Zeit zum Verhandeln, also eine Verlängerung der Übergangsfrist, lehnte die brit. Regierung unter Boris Johnson konsequent ab.

Also wird auch für Nordirland de facto mit einem no deal-Austritt des UK WTO-Handelsrecht festgezurrt. Und ebenso, dass sich GB gegenüber der EU
zu Nichts verpflichten müsste. Weder zoll- noch handelsrechtlich, sofern innerhalb des Rahmens der WTO. Dass dies selbstredend für das gesamte
britische Hoheitsgebiet dauerhaft gilt, also auch Nordirland, ist sogar völkerrechtlich unstrittig.

Es ist kaum vorstellbar, dass in Bayern anderes Handels- Zoll- und Personverkehrsrecht gelten könnte, als für den Rest Deutschlands. Selbst wenn das
die bayrische Regierung bzw. der bayr. Landtag beschließen würde... :D

Sie glauben doch nicht im Ernst an Wunder? Sprich, dass dieses Hoheitsgebietsselbstverständnis ausgerechnet in Großbritannien in Sachen Nordirland anders sein könnte?
Ausgerechnet bei den Briten...No way. Eher bekommt ein Quadrat fünf Ecken. :p
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(26 Jul 2020, 05:09)

Die irisch-nordirische Grenzfrage ist und bleibt mehr denn je mit einem no deal-Brexit ungelöst. Sie war schon bei den Verhandlungen des sogenannten
Übergangsvertrags, mit dem May dreimal im britischen Parlament durchfiel, DER Knackpunkt, der dann einfach ausgeklammert und vertagt wurde,
um überhaupt einen Übergangsvertrag zur Parlamentsabstimmung im brit. Unterhaus zustande bringen zu können. Ein ÜBERGANGSVERTRAG, der nur solange gültig ist, bis dieser von einem neuen Handelsabkommen abgelöst wird.
Mit festgeschriebenen Übergangsfristen. Diese Zeit zum Aushandeln eines neuen Handelsvertrags endet Ende 2020. Kommt kein Handelsabkommen zustande, ist ein no deal-Austritt Fakt.
Und die Übergangsregelungen sind Geschichte.
Sie liegen falsch. Der User Kohlhaas hat recht. Lesen sie sich doch mal den verlinkten Artikel durch. Der sollte zur Klärung beitragen können. https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... nze-brexit Gleich zu Beginn des Artikels finden sie auch den Link zu dem 64-seitigen Vertrag der die Grenzregelungen zwischen Irland und Nordirland auch nach dem Ende der Übergangszeit enthält.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Tja, das mit den großen weltweiten Handelsverträgen läuft aktuell etwas holprig für den Boris. Aber kurz vor Tagesanbruch ist die Nacht bekanntlich am dunkelsten. "Boris Johnson's dream of a 'Global Britain' is turning into a nightmare" https://amp.cnn.com/cnn/2020/07/24/busi ... index.html
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Jul 2020, 09:40)

Tja, das mit den großen weltweiten Handelsverträgen läuft aktuell etwas holprig für den Boris. Aber kurz vor Tagesanbruch ist die Nacht bekanntlich am dunkelsten. "Boris Johnson's dream of a 'Global Britain' is turning into a nightmare" https://amp.cnn.com/cnn/2020/07/24/busi ... index.html
Das liegt aber nur an Corona,
sonst hätte BoJo schon längst die besten Verträge unter Dach und Fach ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Jul 2020, 08:22)

Sie liegen falsch. Der User Kohlhaas hat recht. Lesen sie sich doch mal den verlinkten Artikel durch. Der sollte zur Klärung beitragen können. https://www.zeit.de/politik/ausland/201 ... nze-brexit Gleich zu Beginn des Artikels finden sie auch den Link zu dem 64-seitigen Vertrag der die Grenzregelungen zwischen Irland und Nordirland auch nach dem Ende der Übergangszeit enthält.
Der von Ihnen eingestellte ZElT-Artikel ist uralt und entspricht dem Stand, vor einer erneuten Abstimmung Theresa Mays für einen Übergangsvertrag (mit backstop), den das britische Parlament allerdings
wieder durchfallen ließ und somit keinem Übergangsvertrag zustimmte. Und damit auch nicht einer gültigen backstop-Regelung in Sachen Nordirland-Irland-Grenzfrage.

Die Lösung, die Grenze zwischen EU und GB in die irische See zu verlegen, ist ein alter Hut und inzwischen völlig überholt...
Es gibt im übrigen ZEIT-Artikel neueren Datums, die genau dieses Szenario schon vorausbeschreiben, dass es zu einem no deal-brexit kommen könnte und dann die "irisch-nordirische" Grenzfrage
genau ein Knackpunkt sein wird...

Nochmals: Sollte GB ohne deal mit einem hard brexit austreten, tritt auch Nordirland aus dem EU-Binnenmarkt und den damit verbundenen EU-Regeln aus. Nordirland ist schließlich, wie ich mehrmals schrieb,
britisches Hoheitsgebiet.

Hier noch ein Artikel neueren Datums aus dem Münchner Merkur, der die aktuelle Lage besser und richtiger beschreibt als Ihr alter und inhaltlich überholter ZEIT-Artikel.
https://www.merkur.de/politik/theresa-m ... 11135.html

Im übrigen gibt es eine massive Gegenstimmung im aktuellen britischen Parlament durch die Thorie-Mehrheit, die den sog. backstop rundweg und kategorisch ablehnt. Genauso wie die DUP.
Und an vollständiger Anbindung Nordirlands am UK-Mutterland besteht. Die irische Grenzfrage ist alles andere als geklärt...

Dies umso mehr, als Johnsons Regierung eine Verlängerung der Übergangsfristen ungenutzt verstreichen ließ und der entgültige EU-Austritt Großbritanniens nun nicht mehr auf 2022
verschoben werden kann, sondern genau am 01.01.2021 ab 00.UHR irreversibler Fakt ist:
Entweder als no deal-Brexit oder (doch noch mit einem Handelsabkommen= die Hoffnung stirbt zuletzt*)

*Die Zeichen hierfür stehen allerdings aktuell schlecht. Siehe Merkels aktuelle Einschätzung als auch die der EU (Michel Barnier).
Dto. die Einschätzung des BDI. Dieser Dachverband der deutschen Industrie geht von einem no deal-brexit aus und warnte unlängst
vor ausbrechendem Chaos im Handel mit GB nach deren Austritt Ende des Jahres. Man warnte oder "ermahnte" deutsche Firmen, sich
rechtzeitig darauf einzustellen und jetzt schon entsprechende Maßnahmen und Umstellungen in die Wege zu leiten. Um nicht auf dem kalten Fuß
erwischt zu werden und für das dann im Handel mit GB entstehende Chaos möglichst gut und umfassend gerüstet zu sein.
Der BDI geht davon aus, dass GB es keinesfalls schaffen wird, entsprechende geordnete Warenverkehrs- und Zollstrukturen
bis Ende des Jahres auf die Beine zu stellen.

Ganz abgesehen davon, dass eine durchaus drohende zweite Chorona-Welle im Herbst / Winter unter Umständen sowieso noch die
Situation - auch im Handel und Personenverkehr mit GB - die Situation verschärfen könnte. Besonders in GB... Unabhängig davon,
ob Boris Johnson die "versprochenen" 350 Mio. Pfund im Gesundheitswesen dann spart und den Briten und -innen zugute kommen lässt.
Das Corona-Management des Boris Johnson und seiner Thories ist alles andere als beispielhaft seriös, sondern schlichte und bittere
Negativ-Realität. Die jüngsten Schlenkerer der Johnson - Regierung, über Nacht aus Spanien!!** Urlaubsrückreisende Briten und Britinnen in 14-tägige
Zwangsquarantäne zu schicken, ist beispielhaft für das Regierungschaos. Da dürfte einige Menschen über die Regierung Johnson "not amused" sein.

Achja, die Gibraltar-Causa zwischen GB und ESP schmort auch noch weiter im Hintergrund eines hard brexit...Bekanntlich verpflichtet er
GB dann zu nichts mehr. Inclusive dem nordirischen Hoheitsgebiet von GB...

Meine Prognose ist deshalb, dass sich die Regierung Johnson nach einem no deal-Brexit einen Teufel um sog. backstop-Übergangsregelungen
scheren wird, die das Parlament ablehnte und sowieso von diesen Leuten immer schon als May-Murks verteufelt wurden.

Weil genau diese backstop-Lösugn, würde sie dauerhaft gelten, GB immer noch zu eng an die EU-Zollunion binden würde und Nordirland
fast vollständig den Regeln des kompletten EU-Binnenmarkts unterwerfen würde. Was GB auch beim Abschluß von Handelsabkommen
mit anderen Staaten einschränken würde.

Und ich glaube nicht, dass sich GB nach einem hard brexit auch nur einen Deut darum scheren wird oder hier irgendwelche
obskuren Verträgsverpflichtungen gegenüber der EU gerade in Sachen backstop einhalten wird.
Würde man das tun, würde man faktisch Nordirland von GB abspalten. Und dagegen gibt es nicht nur von der DUP
massiven Widerstand innerhalb der Thorie-Mehrheit und Johnsons Regierung.

Kann schon sein, dass Johnsons Strategie auf die kommenden vier Jahre angelegt ist und er solange Nordirland
irgendwie links liegen lässt, bis er die dann fällige Abstimmung im nordirischen Parlament entweder hintertreibt,
das keine Beschlußfähigkeit dieses Parlaments zustande kommt und die Abstimmung dann vom brit. Unterhaus
vorgenommen wird. Mit Thorie-Mehrheit...

Sodala, das war es jetzt in abschließender Kürze. Gell. Es ist alles gesagt und alte, nicht mehr aktuelle Pressekamelleln muss man nicht
erneut diskutieren. Das fand hier im Thread schon episch breit statt. Ja, ich weiss, ich war auch beteiligt. *haut mir den Buckel blau , wennn ihr wollt :D
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(26 Jul 2020, 16:41)

Der von Ihnen eingestellte ZElT-Artikel ist uralt und entspricht dem Stand, vor einer erneuten Abstimmung Theresa Mays für einen Übergangsvertrag (mit backstop), den das britische Parlament allerdings
wieder durchfallen ließ und somit keinem Übergangsvertrag zustimmte. Und damit auch nicht einer gültigen backstop-Regelung in Sachen Nordirland-Irland-Grenzfrage.
Ich fürchte langsam sie haben irgendwie ein größeres Problem. Der von mir verlinkte Artikel der ZEIT stammt vom 17.10.2019. Die Amtszeit von Theresa May endete knapp 3 Monate vorher und der Premierminister der ihr dann nachfolgte und den verlinkten Deal aushandelte und dann auch erfolgreich durchs britische Parlament brachte heißt Boris Johnson. (Editiert, Mod.)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Orbiter1 hat geschrieben:(26 Jul 2020, 16:59)

Ich fürchte langsam sie haben irgendwie ein größeres Problem. Der von mir verlinkte Artikel der ZEIT stammt vom 17.10.2019. Die Amtszeit von Theresa May endete knapp 3 Monate vorher und der Premierminister der ihr dann nachfolgte und den verlinkten Deal aushandelte und dann auch erfolgreich durchs britische Parlament brachte heißt Boris Johnson. (Editiert)
Wir werden ja sehen, was Ende 2020 mit einem no-deal-Austritt Sache sein wird...Der GB und Johnson zu nichts verpflichtet und wie dieser schon mehrmals anklingen ließ, er auch vertragliche Zahlungsverpflichtungen
dann nicht oder oder nur sehr vage einzuhalten gedenkt...bzw. sich nicht mehr an Übergangsabsprachen gebunden fühlt...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von PeterK »

Misterfritz hat geschrieben:(26 Jul 2020, 10:13)
Das liegt aber nur an Corona,
sonst hätte BoJo schon längst die besten Verträge unter Dach und Fach ;)
Ironie ist ja immer ein bisschen schwierig in Foren wie diesem.

Daher ganz ohne Ironie: BoJo und seine Truppe sind jemandem wie Barnier und dessen Mitarbeitern schlicht nicht gewachsen. Und das ist gut so.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

.......

Woher kommt diese Schicksalsergebenheit?
Ein Professor hat mir einen interessanten Anstoß dazu gegeben. Die britische Mentalität sei geprägt vom Blitzkrieg und der Rationierung. In Deutschland haben die Alliierten Nahrung rationiert, um die Bevölkerung zu schwächen. Die Deutschen konnten sich darüber beschweren. In England wurde Nahrung von der eigenen Regierung rationiert mit dem Gedanken, dass man den Volkskörper erhalten will. Deswegen haben Männer weniger bekommen und Frauen und Kinder mehr. Bei Kritik wendest du dich also nicht gegen einen Feind, sondern gegen das eigene Volk. Die Tugend von "mustn’t complain" wurde von der Nachkriegsgeneration weitergegeben. Auch heute appellieren Politiker noch daran.
Inwiefern?
Boris Johnson hat ein Buch geschrieben, in dem er die Allegorie aufstellt, dass er gegen die EU kämpft wie Churchill gegen die Nazis und sagt darin Sätze wie: "Die EU ist Hitler mit anderen Mitteln." Das Schöne am Brexit ist, der Engländer darf sich nicht über den Engländer beschweren, aber die EU ist ja nicht England. Im Sinne dieser Kriegsmentalität darfst du sagen, dass alles gut ist, wenn nur die EU nicht wäre. Wir müssen jetzt leiden, um uns gegen den Feind aufzulehnen, aber danach wird’s besser.

https://www.wienerzeitung.at/nachrichte ... uegen.html

Interessante Theorie. :)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Ich habe ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber solchen Charakterisierungen von "nationaler Mentalität". Ich kann auch keine Anzeichen dafür entdecken, dass in Deutschland oder in GB Nahrungsmittel rationiert wurden, um die Bevölkerung zu schwächen. Im Zweiten Weltkrieg ist einfach so viel zerstört worden, dass Rationierungen unumgänglich waren. Gerade in Deutschland haben sich insbesondere die USA alle Mühe gegeben, eine anständige Versorgung der Menschen zu gewährleisten.

Unabhängig davon bin ich auch der Meinung, dass die britische Exit-Entscheidung viel mit Deutschland zu tun hat. Schon Churchill hat ein paar Jahre nach dem Krieg die Gründung der "Vereinigten Staaten von Europa" befürwortet --- und dabei GB explizit ausgenommen. Er sprach von einem vereinigten Europa, das von den USA, der Sowjetunion und den "Nations of Comonwealth" wohlwollend beobachtet und im Zaum gehalten werden solle. Damit hat er versucht, GB auf eine Stufe mit den Supermächten USA und SU zu stellen. Genau diese "Denke" prägte auch die Entscheidung für den Brexit. Ein Teil der Briten (insbesondere in der Politik!) will noch nicht akzeptieren, dass ihr "Weltreich" längst nicht mehr existiert. Diese Leute können sich einfach nicht damit abfinden, dass Deutschland in der EU inzwischen eine führende Rolle einnimmt. Das passt einfach nicht zum britischen Selbstverständnis. Da wird in den Schulen noch ganz selbstverständlich gelehrt, dass GB das Deutsche Reich besiegt habe.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Was gibt es denn Neues vom Brexit?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Marielle K. »

Immer mehr Briten wandern nach Deutschland aus. GB verliert ihre Fachkräfte. Tja, war abzusehen.
Die Menschen leben heute in einer hermetischen, unzerstörbaren Simulation von Welt, in der es Gut und Böse nicht mehr gibt, dafür aber Ausbeutung, Unterdrückung, Beugung des Individuums.
- Jean Baudrillard
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Eiskalt hat geschrieben:(19 Aug 2020, 11:08)

Was gibt es denn Neues vom Brexit?
Nichts - hard brexit is coming.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Ein Kommentar, den ich klasse finde :D
Wenn beide Seiten doch endlich anfangen würden sich auf den Drittland-Status vorzubereiten.

Es gibt noch soviel zu tun.
Zöllner.einstellen und ausbilden.
Parkplätze bauen.
Den Tunnel fluten.

Packen wir es an.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Marielle K. hat geschrieben:(21 Aug 2020, 18:08)

Immer mehr Briten wandern nach Deutschland aus. GB verliert ihre Fachkräfte. Tja, war abzusehen.
Wo wird dieser Vorgang glaubwürdig beschrieben?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(23 Aug 2020, 14:53)

Wo wird dieser Vorgang glaubwürdig beschrieben?
Nicht ganz dasselbe, aber:

https://m.tagesspiegel.de/wissen/studie ... 95250.html

Die Zahl der in Deutschland eingebürgerten Briten hat sich von 2015 bis 2017 verzehnfacht.

Weiter unten wird relativiert, die Eingebürgerten kommen aus "allen" Schichten.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

imp hat geschrieben:(23 Aug 2020, 15:13)

Nicht ganz dasselbe, aber:

https://m.tagesspiegel.de/wissen/studie ... 95250.html

Die Zahl der in Deutschland eingebürgerten Briten hat sich von 2015 bis 2017 verzehnfacht.

Weiter unten wird relativiert, die Eingebürgerten kommen aus "allen" Schichten.
Es sind auch nicht so viele, dass man einen "Exodus" britischer Frachkräfte befürchten müsste. Zudem handelt es sich wohl in den meisten Fällen um Menschen, die eine doppelte Staatsbürgerschaft anstreben. Quasi aus "Sicherheitsgründen"...
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