103 hat geschrieben:(23 Feb 2016, 13:06)
Stalinverehrung gibt es ja nicht nur in Russland sondern in allen ehemaligen Sowjetstaaten, und auch in den USA, Großbrittanien oder Frankreich und vielen anderen Ländern der Welt kann man solche Devotionalien kaufen und findet Leute die den verehren oder Denkmäler und Denkschriften zu Stalin.
Also wenn in Polen oder Israel jemand Stalin verehrt muss der sich eben auch gefallen lassen das russische Bürger die unter Stalin litten sich dort beschweren können.
Denen hatte ich ja einen Halbsatz gewidmet, das ist ein persönliches Problem und kein Gesellschaftliches. Gibt es auch mit Hitler, Mussolini, Mao und wenn das römische Reich noch existieren würde, gäbe es sicher auch Nero-Fans.
Es ist nun alles nicht so einfach wie es anfangs ausschaut, das Thema zieht sich viel tiefer...und so gut wie nichts davon ist aufgearbeitet wie man derzeit bei den politischen Argumenten beim "nation-building" in der Ukraine sieht.
Die nehmen sich alles was die Sowjets machten, zu denen sei selber stark beigetragen haben und verorten es einfach mal nach Russland.
Das ist zweifelsohne zutreffend, aber wohl eher ein "Henne-Ei"-Problem. Je mehr Russland das sowjetische Erbe für sich postulierte (Katastrophe des Jahrhunderts als Stichwort) umso weniger wollten die anderen davon wissen. Und wenn doch (natürlich nur bei Erfolgen), gab's Mecker aus Moskau, wie bei der Aktion, als die Polen die Befreiung Ausschwitzs der "ukrainischen Front" zuschrieben, was natürlich ein Schmarrn war.
Dann nähern sie sich ihren westukrainischen Nationalisten hin, die oftmals an Progromen gegen Juden und Russen und auch Tataren beteiligt waren, noch lange bevor es die NAZIs gab mit denen diese und andere Nationalisten im zweiten Weltkrieg zusammenarbeiteten und wiederum gab es Millionen toter Zivilisten in der Ukraine, getötet unter Beihilfe gewisser reaktionärer ukrainischer Gruppen deren höchstes Ziel übrigens auch die Restauration des Leibeigenen also Kulakensystem war..
Bei allem Respekt, aber der Absatz ist Schmarrn aus dem Lehrbuch für russische Propaganda, Kapitel Ukraine.
Die "westukrainischen Nationalisten" (ich nehme mal exemplarisch Bandera, dessen politische Visionen wohl am weitesten durchdacht waren) hatten vor den NAZIS nur ein Problem:
Polen, zu dem sie gehörten. Russen und Tartaren waren weit weg und gegenüber den Juden war man - was für osteuropäische Nationalisten ungewöhnlich ist - eher neutral. Schließlich hatten die Juden ja auch Probleme mit den Polen (s.o.).
Während der ersten sowjetischen Besatzung (1939-1941) sind mir keine wesentlichen Ereignisse bekannt, man hielt sich neutral als die Sowjets die polnische Oberschicht auslöschten (siehe wiederum oben).
Als Heilsbringer wurde dann Deutschland gesehen, hatte man doch von 1917 noch gute Erinnerungen. Ab 1941 (und nicht vor den NAZIS) luden die ukrainischen Nationalisten massivste Schuld auf sich. Man beteiligte sich am Judenmord, dafür ließen die Deutschen den Ukrainern freie Hand in Sachen Polen (Wolyn ...).
Ein eigener Staat war seitens der Deutschen nie vorgesehen und Ukrainer haben sich auch nie wirklich damit beschäftigt, wie er aussehen solle.
Die perfide Hoffnung der ukrainischen Protagonisten war, dass:
- sich Deutschland und die Sowjetunion gegenseitig egalisieren oder aus der Region verschwinden,
- Galizien und Wolyn bis dahin polenfrei ist,
- sie dann einen nationalen Pufferstaat bilden könnten.
Und das Ganze in ferner Zukunft, auf die man vorbereitet sein wollte, weshalb man in die bewaffneten Einheiten des Reiches drängte.
Doch das Reich brauchte anders als 1917 keine Verbündeten sondern Sklaven. Deswegen ist mir auch keine Quelle bekannt, welche gesellschaftliche Strukturen für eine unabhängige Ukraine geplant waren. Leibeigene und Kulaken waren aber in den 40'er Jahren des letzten Jahrhunderts wohl nirgends mehr en vogue.
Nach 1945 war dann der Gegner tatsächlich die UdSSR, (für einen eingeschworenen Nationalisten meinetwegen auch die "Russen"), da lief aber nicht mehr viel.