Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
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Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Hallo,
bei vielen Themen zeigt sich, dass sich die Gesellschaft den Status Quo wünscht. Am besten, solle alles so bleiben, wie gehabt und auch nie wieder im Leben geändert werden.
Beispiele:
Euroeinführung: Umfragen zeigten, dass die D-Mark behalten werden sollte
Rückkehr zur D-Mark: Jetzt ist der Euro da, da will man ihn auch behalten und nicht Veränderung.
Cannabislegalisierung: Sind viele auch dagegen, auch wenn es eine pflanzliche Droge ist, wie andere legale Drogen auch.
Mindestlohn: Auch wenn sich jetzt Bewegung zeigt, haben ihn andere europäische Länder schon länger eingeführt.
Weitere Beispiele könnten folgen.
Ist die deutsche Gesellschaft voller Bedenkenträger?
Hat die deutsche Gesellschaft Angst vor Veränderung?
Wenn ja, warum ist das so, dass man hier die Veränderung scheut?
bei vielen Themen zeigt sich, dass sich die Gesellschaft den Status Quo wünscht. Am besten, solle alles so bleiben, wie gehabt und auch nie wieder im Leben geändert werden.
Beispiele:
Euroeinführung: Umfragen zeigten, dass die D-Mark behalten werden sollte
Rückkehr zur D-Mark: Jetzt ist der Euro da, da will man ihn auch behalten und nicht Veränderung.
Cannabislegalisierung: Sind viele auch dagegen, auch wenn es eine pflanzliche Droge ist, wie andere legale Drogen auch.
Mindestlohn: Auch wenn sich jetzt Bewegung zeigt, haben ihn andere europäische Länder schon länger eingeführt.
Weitere Beispiele könnten folgen.
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- Katenberg
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Würde ich so absolut unterschreiben. Zumal Politiker oder allgemein Menschen, die einen Umbruch wollen, immer vehement bekämpft werden. Das einzige an Idealismus, was die deutsche Politik noch anstrebt ist die Abgabe der staatlichen Souveränität und Selbstbestimmung an die EU.
There was blood upon t risers
there were brains upon t chute
Intestines were a-dangling from his paratroopers suit
He was a mess, they picked him up
and poured him from his boots
And he ain't gonna jump no more
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- Blickwinkel
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Es kommt drauf an, ob eine Veränderung sinnvoll.
Deine Veränderungen sind oftmals Forderungen der linken Lager und da bin ich dagegen, die einfach umzusetzen, ohne mal vorher nachzudenken. Schließlich sieht man an unserem Nachbarn, dass eine Ausweitung von sozialistischen Ideen auf den Staat erhebliche wirtschaftliche und damit soziale Nachteile bringen kann.
Hingegen sind Veränderungen, die wirtschaftsfördernd sind, absolut zu begrüßen. Denn wie sagte schon Ludwig Erhard: „Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist sie auch.“
Deine Veränderungen sind oftmals Forderungen der linken Lager und da bin ich dagegen, die einfach umzusetzen, ohne mal vorher nachzudenken. Schließlich sieht man an unserem Nachbarn, dass eine Ausweitung von sozialistischen Ideen auf den Staat erhebliche wirtschaftliche und damit soziale Nachteile bringen kann.
Hingegen sind Veränderungen, die wirtschaftsfördernd sind, absolut zu begrüßen. Denn wie sagte schon Ludwig Erhard: „Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist sie auch.“
Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken läßt. (Ludwig Erhard)
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Ich sehe 2 Gründe.hafenwirt hat geschrieben: Wenn ja, warum ist das so, dass man hier die Veränderung scheut?
1. natürlich die demographische Entwicklung. Je älter man ist, desto weniger will sich man noch auf Neues einlassen (was ja auch immer Risiken enthält). Das ist weltweit so, aber Deutschland ist mit der Überalterung weiter fortgeschritten als andere.
2. kurz: ist halt ein typisch deutsches Meme.
Länger: Ich habe den Eindruck, dass es in Dtl eine vergleichsweise geringe Akzeptanz für das Scheitern gibt. Ein Scheiternder hat hierzulande mehr Häme zu erwarten und weniger aufmunternde Worte. Das fällt mir z.B. immer wieder in den Kommentaren unter Online-Artikeln auf, wo man selten "Nächstes mal klappt es schon." hört und häufiger "Wie konnte er nur so blöd sein? War doch klar, dass es nicht klappt.". Gescheiterte haben wenig Hilfe zu erwarten, da sie ja "selbst schuld" sind. Das alles führt zu einer übersteigerten Angst vor dem Scheitern, was sich z.B. auch in einer überdurchschnittlichen Zukunftsangst deutscher Jugendlicher ausdrückt (trotz vergleichsweise guter materieller Voraussetzungen).
"Nirgendwo sonst ist jedoch der Kontrast zwischen vergleichsweise guten „objektiven“ Daten und der subjektiven Selbsteinschätzung der jungen Generation so groß. Etwa 15 Prozent der Mädchen und Jungen blickt negativ in die Zukunft."
http://www.unicef.de/blob/25810/469be74 ... 3-data.pdf
Auf der anderen Seite ist dies vermutlich auch eine Grundlage für die "typisch deutsche" Sorgfalt. Wenn Scheitern so heftig bestraft wird, ist man sehr sorgfältig bei dem was man versucht. Aber man versucht auch weniger.
Jede Veränderung der persönlichen Situation birgt das Risiko des Scheiterns. Aus Angst wird sie also abgelehnt.
Zuletzt geändert von Perdedor am Freitag 24. Januar 2014, 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
Arbeit. Leben. Zukunft.
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Nein.Perdedor » Fr 24. Jan 2014, 20:04 hat geschrieben: 2. kurz: ist halt ein typisch deutsches Meme.
Alle Völker weltweit streben danach, Bewährtes zu bewahren. Das macht auch Sinn. Grönemeyers "Kinder an die Macht" ist das Dümmste was man einer Gesellschaft an den Hals wünschen kann, überall haben sich "Dorfälteste", "Weise" oder "Ältestenräte" etabliert. Erfahrung ist durch Nichts zu ersetzen, und daher ist es absolut sinnvoll und nachvollziehbar, mit Bewährtem fortzufahren als die eigene Gruppe ins Ungewisse zu stürzen, nur weil irgendein 20-Jähriges Baby an der Uni kräht es wisse alles besser.
♂
""Political correctness" sollte das Unwort des Jahrzehnts werden!"
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Ich sehe das generell nicht so. Sei es an Stammtischen oder in Studentischen Zirkeln, etc... An Wünschen nach Veränderungen "Man müsste dieses oder jenes einführen" oder "Man müsste dieses oder jenes abschaffen" gibt es keinen Mangel.hafenwirt » Fr 24. Jan 2014, 19:27 hat geschrieben:Hallo,
bei vielen Themen zeigt sich, dass sich die Gesellschaft den Status Quo wünscht. Am besten, solle alles so bleiben, wie gehabt und auch nie wieder im Leben geändert werden.
Beispiele:
Euroeinführung: Umfragen zeigten, dass die D-Mark behalten werden sollte
Rückkehr zur D-Mark: Jetzt ist der Euro da, da will man ihn auch behalten und nicht Veränderung.
Cannabislegalisierung: Sind viele auch dagegen, auch wenn es eine pflanzliche Droge ist, wie andere legale Drogen auch.
Mindestlohn: Auch wenn sich jetzt Bewegung zeigt, haben ihn andere europäische Länder schon länger eingeführt.
Weitere Beispiele könnten folgen.
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Hat die deutsche Gesellschaft Angst vor Veränderung?
Wenn ja, warum ist das so, dass man hier die Veränderung scheut?
Aber man muss auch bedenken, dass Veränderungen Folgen haben können, die sich negativ auswirken wenn diese nicht sorgfältig geplant werden oder überhaupt bis zu Ende gedacht sind.
Daher warte ich lieber auf vollständig durchdachte Änderungen, die auch in einem breiten Konsens umgesetzt werden als Schnellschüsse, deren Basis ich ja zustimme aber durch Pfusch und Schnelligkeit das Gegenteil erreichen was eigentlich erreicht werden sollte.
Beispiel: S21
ja, ich bin für eine Schnellbaustrecke nach Ulm
ja, ich bin für eine Erweiterung des Parks in der Stadt
ja, ich bin für den neubau von Wohnungen in der Stadt
ja, der Bahnhof in Stuttgart soll unter die Erde gelegt werden
ja, ich bin für eine Kapazitätserweiterung des Bahnhofs Stuttgart
ja, ich möchte, dass es mehr Anreize gibt auf die Schiene umzusteigen
=> Aber (und auch deswegen) ich bin gegen S21
Du hast auch das Thema "Cannabis-Legalisierung" angesprochen. Ich bin für die Legalisierung, aber nicht für eine Legalisierung des aktuellen Zustandes, sondern für eine Legalisierung die die Bedingungen für alle Beteiligten (Händler und Konsumenten) dahingehend regelt das ein faires und kontrolliertes (Qualität) Miteinander ohne 3. zu schädigen möglich ist.
Deutschland ist da gar nicht so gegen Änderungen, denn sogar das liberalste Prostitutionsgesetz der Welt wurde hier erlassen. Allerdings offensichtlich mit Fehlern, die Zwangsprostitution fördern .. daher wurde offensichtlich gepfuscht und nicht die komplette Tragweite des Themas wirklich erfasst, obwohl es in der Sache selbst richtig ist.
Anders verhält es sich z.B. beim Thema Ladenschlussgesetz. Da wird (ohne wirklich Argumente zu haben) am "Alten" festgehalten ohne überhaupt mal nachzudenken. Dabei haben die bisherigen Freigaben ja gezeigt, dass die Auswirkungen ausschließlich positiv waren und auch im Ausland gibt es nur durchweg positive Erfahrungen.
Natürlich ist das Ladenschlussgesetz aus den 60ern nicht von heute auf morgen auf 24/7 umzustellen, aber warum jetzt ausgerechnet beim Sonntag (nachdem ja bei 24/6 alles wunderbar funktioniert obwohl vorher Horrorscenarien ausgemalt wurden, die nie eintraten) so eine Hysterie herrscht.
Natürlich ist dabei ein Grund, dass bereits im Kindesalter Gehirnwäsche betrieben wird und den Erwachsenen irgendwelche nicht zutreffenden Nachteile eingebleut werden.
Das Ladenschlussgesetz hat sich aber in keinster Weise bewährt, sondern es wurde bei jeder Erweiterung seiner selbst der Existenz wiederlegt.
Bäckern war es verboten Sonntags Brötchen zu verkaufen, heutzutage ist das aber normal. Als während des Verbots darüber nachgedacht wurde den Verkauf von Brötchen Sonntags zu legalisieren kamen auch die schwärzesten Wolken vom Himmel und inzwischen stellt das niemand mehr in Frage, sondern allenfalls stellt sich die Frage warum das Jahrzehnte lang verboten war.
Ein anderes Thema ist das Tempolimit auf Autobahnen. Da werden bewusst Lügen (Weniger Verbrauch und Unfälle) verbreitet obwohl man das ganze Konstrukt Verkehr auf deutschen Strassen in Betracht ziehen muss. Der "Muskel" Verkehrssicherheit auf Deutschen Strassen resultiert aus:
- Hohen Anforderungen an den Führerschein
- Hohen Anforderungen an die Autos (TÜV)
- Hohen Anforderungen an den Verbrauch durch hohe Benzinpreise
- Hohe Anforderungen auf Strecken auf denen es kein Tempolimit gibt
=> Warum das also aufgeben nur um was zu ändern? Besser geht es doch nicht und weltweit werden die deutschen Konzepte zum Thema Verkehr kopiert und akzeptiert, sowie Tempolimits entschärft.
Manchmal überollen sich auch Entwicklungen. Die Städte der beiden größten Städte in Deutschland hatten homosexuelle Bürgermeister ohne das die Diskussion über die Akzeptanz von Homosexuellen überhaupt zu Ende war (Ist sie ja bis heute nicht).
Aber man sieht doch insgesamt, das sich das durchsetzt was richtig ist. Und daher bin ich da positiv eingestellt über den Änderungswillen und die Tatsächliche Umsetzung in Deutschland.
@ Hafenwirt, das Thema "Veränderungen" ist sehr interessant!
Gruß
jack000
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Das ist doch keine Frage von ja oder nein. Der Übergang ist kontinuierlich. Alle wollen verändern, was ihnen nicht gefällt und bewahren, was sie gut finden.Dampflok hat geschrieben: Alle Völker weltweit streben danach, Bewährtes zu bewahren.
Manche tendieren aber mehr zur Veränderung und andere verharren eher beim Alten. Und es erscheint tatsächlich so, dass die dt. Bevölkerung auf dieser Skala sehr weit auf Seiten der Stagnation steht.
Das kann man auf fundamentalere Verhanltensweisen zurückführen, hat aber ansonsten keinen tieferen Grund. Es ist ein Mem, dass sich in der kulturellen Evolution herausgebildet hat. Wie oben gesagt, ist es ja nicht nur negativ.
Zuletzt geändert von Perdedor am Samstag 25. Januar 2014, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
Arbeit. Leben. Zukunft.
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Wenn man sich die Deutsche Geschichte so anschaut sind wir schon sehr veränderungsbereit.
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Kannst Du das belegen?Perdedor » Sa 25. Jan 2014, 13:55 hat geschrieben:
Das ist doch keine Frage von ja oder nein. Der Übergang ist kontinuierlich. Alle wollen verändern, was ihnen nicht gefällt und bewahren, was sie gut finden.
Manche tendieren aber mehr zur Veränderung und andere verharren eher beim Alten. Und es erscheint tatsächlich so, dass die dt. Bevölkerung auf dieser Skala sehr weit auf Seiten der Stagnation steht.
Wie groß ist denn z.B. der Anteil an Zuwanderern in Polen oder Tschechien? Ich kenne viele Kulturen aber ein deratiges Schlechtreden und Wegwerfen der eigenen Leistungen und Traditionen wie in Deutschland ist mir noch in keinem anderen Land untergekommen, wobei man die Diktaturen in denen laut "Kulturrevolution" o.Ä. Umschwünge erzwungen wurden, hierbei gar nicht erst beachten darf. Die Ausländer lieben uns Deutschen in Umfragen mehr als wir uns selbst. Also auch unsere Lebensart, wobei von den ausländern nicht die andauernde Selbstzerfleischung, sondern die bei uns übel diffamierten deutschen Werte wie Fleiß, Zuverlässigkeit et cetera aufgeführt werden.
Es muß ja auch nicht alles negativ sein, nur ich lehne die negative Auslegung unseres Daseins - gerne mit dem mitgedachten "typisch Deutsch" ab, die von Elementen kommt, denen die Zerstörung des Erhaltenswerten aus ihrer ideologischen Eigensicht nicht schnell genug geht. In anderen Gesellschaften gibts bisweilen ähnliche Diskussionen, in welchen dann auch argumentiert wird "alle anderen Staaten seien ja (angeblich...) schon viel weiter, nur allein wir Dänen (Italiener, Belgier...) hinken gnadenlos hinterher..."Wie oben gesagt, ist es ja nicht nur negativ.
Wers glaubt...da werden die Völker ebenso belogen.
Ich glaube wir Deutschen sind Spitze. Genau wie die Dänen, Italiener, Belgier..... Nicht perfekt, aber es gibt keinen Grund, das in vielen Generationen Erreichte wegen ein paar Spinnern zu zerstören.
♂
Zuletzt geändert von Dampflok am Samstag 25. Januar 2014, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
""Political correctness" sollte das Unwort des Jahrzehnts werden!"
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Veränderungen werden eben häufig aus dem "linken Lager" vorgeschlagen, was ja auch logisch ist: Rechts ist eher konservativ und Konservatismus ist strikt gegen Veränderung. Alles bewahren. Für immer.Blickwinkel » Fr 24. Jan 2014, 20:39 hat geschrieben: Deine Veränderungen sind oftmals Forderungen der linken Lager und da bin ich dagegen, die einfach umzusetzen, ohne mal vorher nachzudenken. Schließlich sieht man an unserem Nachbarn, dass eine Ausweitung von sozialistischen Ideen auf den Staat erhebliche wirtschaftliche und damit soziale Nachteile bringen kann.
Aber falls du das das klassische links-rechts meinst, ich hätte hier auch FDP-Forderungen zitieren können.
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Solche fundamentalen Verhaltensweisen sind natürlich schwer in Zahlen zu fassen.Dampflok hat geschrieben: Kannst Du das belegen?
Ein Indikator für die Bereitschjaft etwas Neues zu versuchen wäre bspw die Zahl der Unternehmensgründungen. Hier ist Dtl. traditionell weit hinten.
"Danach wies Deutschland im Jahr 2008 eines der niedrigsten Gründungsniveaus aller an der Untersuchung beteiligten Staaten auf. Dies hat zum einen kulturelle Ursachen. So hält die Angst, mit einem Unternehmen zu scheitern, viele von einer Gründung ab. Auch tritt hierzulande das Ziel, durch Gründungen den Wettbewerb zu stärken und innovativen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen, vielfach hinter rein quantitativen Zielen zurück."
http://www.iab.de/194/section.aspx/Publ ... k090618n02
Darüberhinaus kann man natürlich zahlreiche Anekdoten bringen, wie z.B. im Eingangsbeitrag gemacht.
Kannst du das denn belegen?Dampflok hat geschrieben: Ich kenne viele Kulturen aber ein deratiges Schlechtreden und Wegwerfen der eigenen Leistungen und Traditionen wie in Deutschland ist mir noch in keinem anderen Land untergekommen
Ist diese deine Ansicht nicht gerade ein Beleg für die im Eingangsbeitrag formulierten These? Du bezeichnest hier Änderungen als "Wegwerfen der eigenen Traditionen". Und das tun sehr viele Deutsche. Es fällt ihnen häufig schwer auch mal zu akzeptieren, dass Traditionen Mist sein können.
Wenn das von vielen Spinnern über Generationen Erreichte nicht wünschenswert ist, muss es abgelöst werden.Dampflok hat geschrieben: Nicht perfekt, aber es gibt keinen Grund, das in vielen Generationen Erreichte wegen ein paar Spinnern zu zerstören.
Arbeit. Leben. Zukunft.
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Soweit kann ich dem zustimmen, wenn hier über den sinnvollen Nutzen hinreichender Erfahrung gesprochen wird, u. a..Dampflok » Fr 24. Jan 2014, 20:24 hat geschrieben:
Nein.
Alle Völker weltweit streben danach, Bewährtes zu bewahren. Das macht auch Sinn. Grönemeyers "Kinder an die Macht" ist das Dümmste was man einer Gesellschaft an den Hals wünschen kann, überall haben sich "Dorfälteste", "Weise" oder "Ältestenräte" etabliert. Erfahrung ist durch Nichts zu ersetzen, und daher ist es absolut sinnvoll und nachvollziehbar, mit Bewährtem fortzufahren als die eigene Gruppe ins Ungewisse zu stürzen, nur weil irgendein 20-Jähriges Baby an der Uni kräht es wisse alles besser.
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Doch andererseist kann solche auch zu einem üblen zweischneidigen Schwert werden, wenn jene Erfahrungen auf bereits grundsätzlich altenbackenen und übergekommenen, damit auch nicht zeitgemäßen, falschen Paradigmen beruhen.
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Die deutsche Gesellschaft ist sehr dynamisch und anpassungsfähig an neue Begebenheiten.
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Bei dieser Fragestellung sollte man immer auch bedenken: War der Begriff "Reform" früher emanzipatorisch gedacht, so ist er heute vor allem von den sogenannten "konservativen" Kräften besetzt. Und diese wollen weder Gutes bewahren noch die Lage der Bevölkerung verbessern. Nein, wenn diese den Begriff "Reform" verwenden, um Deutschland tatsächlich zu verändern, dann meinen sie damit vor allem solche Dinge wie faktische Rentenkürzung, Senkung der Reallöhne, Zerschlagung des Sozialstaates und der Gesundheitssysteme. Und welcher normale Deutsche will schon solch eine Veränderung zum Schlechten?hafenwirt » Fr 24. Jan 2014, 19:27 hat geschrieben:Hallo,
bei vielen Themen zeigt sich, dass sich die Gesellschaft den Status Quo wünscht. Am besten, solle alles so bleiben, wie gehabt und auch nie wieder im Leben geändert werden.
Beispiele:
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Cannabislegalisierung: Sind viele auch dagegen, auch wenn es eine pflanzliche Droge ist, wie andere legale Drogen auch.
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Ist die deutsche Gesellschaft voller Bedenkenträger?
Hat die deutsche Gesellschaft Angst vor Veränderung?
Wenn ja, warum ist das so, dass man hier die Veränderung scheut?
Wenn man den Leuten dagegen die Angst vor einer positiven Veränderung nehmen will, dann muß man ihnen also vor allem zeigen, dass eine solche auch möglich ist. Aber dazu braucht es Fantasie und Visionen für eine bessere Zukunft. Anstatt immer nur dagegen zu sein, wie beispielsweise Merkel alles verschlimmbessert, sollten auch die linken Kräfte in Deutschland und Europa sich wieder darauf besinnen, wie man es schafft, die Leute wieder für etwas zu begeistern und die Gesellschaft humaner für alle gestalten zu wollen.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche
"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Das sehe ich genauso. Das nicht eine jede Änderung ohne Prüfung und ohne Nachdenken ob Sinn oder Unsinn umgesetzt wird ist kein Nachweis der Scheu für generelle Änderungen.SoleSurvivor » So 26. Jan 2014, 19:16 hat geschrieben:Die deutsche Gesellschaft ist sehr dynamisch und anpassungsfähig an neue Begebenheiten.
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Einer großen Mehrheit ist "alles recht", Hauptsache, die haben ihre "Ruhe"...hafenwirt » Fr 24. Jan 2014, 19:27 hat geschrieben:Hallo,
bei vielen Themen zeigt sich, dass sich die Gesellschaft den Status Quo wünscht. Am besten, solle alles so bleiben, wie gehabt und auch nie wieder im Leben geändert werden.
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Rückkehr zur D-Mark: Jetzt ist der Euro da, da will man ihn auch behalten und nicht Veränderung.
Cannabislegalisierung: Sind viele auch dagegen, auch wenn es eine pflanzliche Droge ist, wie andere legale Drogen auch.
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Wenn ja, warum ist das so, dass man hier die Veränderung scheut?
Ist leider so...
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Das sehe ich auch so.SoleSurvivor » So 26. Jan 2014, 19:16 hat geschrieben:Die deutsche Gesellschaft ist sehr dynamisch und anpassungsfähig an neue Begebenheiten.
Und es ist gut so, im allgemeinen.
Es gibt aber schon Dinge, die man so nicht weiter treiben sollte, z.B. das "moderne" Regietheater in der Oper.
Da wünsche ich mir mehr "Werktreue".
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Das ist ja eigentlich schon wieder out, nur kommt manches verspätet und verkrüppelt in der Provinz erst dann an, wenn es woanders längst erledigt ist.Antonius » Do 30. Jan 2014, 22:28 hat geschrieben:Das sehe ich auch so.
Und es ist gut so, im allgemeinen.
Es gibt aber schon Dinge, die man so nicht weiter treiben sollte, z.B. das "moderne" Regietheater in der Oper.
Da wünsche ich mir mehr "Werktreue".
-
- Beiträge: 1533
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Re: Scheut die deutsche Gesellschaft Veränderung?
Ich würde meine, das erweckt nur den Anschein.hafenwirt » Fr 24. Jan 2014, 19:27 hat geschrieben:Hallo,
bei vielen Themen zeigt sich, dass sich die Gesellschaft den Status Quo wünscht. Am besten, solle alles so bleiben, wie gehabt und auch nie wieder im Leben geändert werden.
[...]
Ist die deutsche Gesellschaft voller Bedenkenträger?
Hat die deutsche Gesellschaft Angst vor Veränderung?
Wenn ja, warum ist das so, dass man hier die Veränderung scheut?
Doch zunächst einmal müssen Sie sich die Frage stellen: "Warum empfinde ich das so?" Also Ihre Fragen hinterfragen.
Warum haben sie das Gefühl die Deutschen wären an Veränderungen nicht interessiert? Woher kommt das? Was waren die letzten großen Änderungsansätze? Und wodurch wurde die Einstellung der Menschen geändert?
Was Sie hier ansprechen, sind Einstellungsfragen zu bestimmten Themen und die sind wandlungsfähig. Die Massenmedien haben die Funktion Einstellungen zu kreieren und zu manipulieren. Ich würde den Blick also auf die Medien richten.
Nur ein Beispiel. Als noch im Wahlkampf der Vorschlag der SPD mit Steuererhöhungen für die Reichen kam, wurde prompt eine Gegenkampagne in den Massenmedien gestartet. Bald schon hieß es nur noch die SPD wolle die Steuern erhöhen aber für wen genau, wurde nicht weiter erwähnt. Hinzu kamen tolle "Studien" die eine repräsentative Umfrage mit Fragen gestalteten, wie: "Wollen sie Steuererhöhungen?". Die vorherzusehenden über 95% die sich dagegen aussprachen, wurden sogleich medial verwurstet. Die Botschaft war klar, Steuererhöhungen kosten Deutschland Arbeitsplätze und seinen Wohlstand.
Der Veränderungsgedanke wurde ausgelöscht bzw. umprogrammiert. Nein. Blos keine Steuererhöhungen. Herzlichen Dank.
Hinzu kommen Falschaussagen oder Beschöhnigungen über die wirtschaftliche und soziale Lage in Deutschland. Der Wahlspruch Frau Merkels hieß "Deutschland geht es gut und so soll es bleiben". Wer sich die Empirie anschaut, glaubt bei solchen Aussagen an Zynismus.
Doch wird dies unkritisch von den Massenmedien so verbreitet, wird das geschluckt und natürlich entstehen so keine Veränderungsgedanken, da alles den Anschein erweckt, prächtig zu laufen.
Besonders wenn die Trumpfkarte gezückt werden kann: Uns geht es nicht so schlecht wie dem Land XY. Oh stimmt, na mir muss es dann gut gehen. Alles ist in Ordnung. Alles läuft prächtig.
Bei der Mindestlohnfrage startete eine große Kampagne die ohne jegliche Empirie einfach behauptete Mindestlöhne würden Arbeitsplätze kosten und seien allgemein schlecht. Die Medien als 4. Macht im Staat müssten diese Pseudowissenschaft in der Luft zerfetzen, anstatt blind nachzuplappern.
Warum macht man hier eigentlich keine grottige Umfrage in der Form von "Wollen sie mehr Geld?" und titelt dann 99% der Deutschen sind für einen Mindestlohn (falls dieser höher ausfällt als ihr jetziger)?
In "diese" Richtung wird eigenartiger Weise nie manipuliert

Beide Extrembeispiele, das eine erfunden das eine leider wirklich so geschehen und von den Medien verbreitet, verdeutlichen wie mit den Massenmedien Änderungsgedanken ein metaphorischer Riegel vorgeschoben wird.
Oder im Klartext, wie Medienmanipulation betrieben wird um Änedrungswünsche im Keim zu ersticken.
"Die Gesellschaft", davon nehme ich jetzt einfach mal die Masse, die Mehrheit, würde Änderungen begrüßen und fordern, wenn ihr bewusst wäre was für Benachteiligungen sie alles in Kauf nehmen muss.
Bitte keine Wörter in den Mund legen und beim Thema bleiben.
Vielen Dank!
Vielen Dank!