Ja ... wenn das der Fuehrer gewusst haette!
Nein ...t'schuldigung ...
Aber ich moechte schon nochmals anfuehren, dass die Diskussion um die sexuelle Befreiung politisches Neuland betrat,in welchem die gesellschaftlichen Grenzen verschwammen.
Vergleichbar heute mit der Debatte um Genetik, in der neue wissenschaftliche Erkenntnisse auch von verschiedensten Gruppen politisch missbraucht werden fuer teilweise sehr absurde Argumente.
Das Aufbrechen der Pruederie der 50ger Jahre, welche viele alt hergebrachten Rollenbilder umstuerzte, hinterliess erst einmal ein Vakuum, in welches viele Interessengruppen neues Territorium fuer sich absteckten.
Diese Umwaelzung in der Gesellschaft ist heute zum groessten Teil abgeschlossen, der neue gesellschaftliche Konsens ist weitestgehend erreicht.
Zwar kaempft man noch an einigen Fronten, zB gleicher Lohn fuer gleiche Arbeit,aber der gesellschaftliche Konsens ueber ein neues Rollenverstaendnis der Frau, die eher schwindende Funktion der Familie und auch die Bewertung von sexueller Orientierung ist heute eine voellig andere,als zu jenen Zeiten,in der man umden Paragraphen 175 oder auch den 218 stritt!
Dass die Gruenen dabei auch radikale Positionen tolerierten,welche uns heute wenig einsichtig sind,hat was mit den damaligen Selbstverstaendnis der Gruenen,als basisdemokratische Bewegung zu tun,welche auch tabuisierten Minderheiten ein Sprachrohr fuer ihre Anliegen bieten wollte.
Wie wirr und konfus ein derartiger Anspruch sich manchmal auswirkt,das kann man heute an den Piraten sehen,mit ihrem Konzept der liquid democracy.
Die Gruenen durchliefen in den 80ger auch einen innerparteilichen Kampf zwischen den sogenannten Realos und Fundis, welcher sehr heftig ausgetragen wurde.
Wenn man heute Jutta Ditfurth mal in einer Talkshow sieht, kann man sich kaum vorstellen,dass sie einmal eine grosse Fraktion unter den Gruenen mit ihren Ansichten vertrat.
Die Gruenen haben sich von einer ausserparlamentarischen Radikalopposition hin zu einer Partei entwickelt, die mitgestalten will und von daher haben sich auch die politischen Zielvorstellungen innerhalb der Partei veraendert, wie auch die innerparteilichen Macht und Entscheidungsstrukturen, welche mit dem aktiven Gestaltungsanspruch einhergehen.
Gruen ist heute Normalitaet... das war es zu Beginn der 80ger absolut nicht!
Daran erkennt man, wie sehr die Gruenen sich veraenderten, aber auch wie sehr sie die Gesellschaft in ihrem Sinn umkrempelten!
Ich wage sogar zu behaupten, dass die Gruenen die gesellschaftlich praegenste Kraft der letzten 30 Jahre in Deutschland waren ... und das, obwohl sie eigentlich eine sehr kleine Partei sind und auch nur selten aktiv in der Regierung mitwirkten.
Aber es gibt heute keine einzige ernstzunehmende politische Kraft, die an den Gruenen Themen vorbei kommt.
Das ist, wenn man die Anfaenge der Gruenen betrachtet, eine aussergewoehnliche politische Erfolgsgeschichte.