schelm » Sa 20. Apr 2013, 12:53 hat geschrieben:
Unfug ist, Amokläufe mit Terrorismus zu verschwurbeln. Breivik war kein Amoklauf - und Boston auch nicht. Beides waren geplante Attacken gegen eine den Tätern verhasste Gesellschaft.
Hier sollten einige einmal endlich damit beginnen, eigene Ideologie und politische Auffassung von Semantik im Sinne Begriffsdefinition zu differenzieren. Da geht einiges höchst krude durcheinander.
Wir sehen dies auch vortrefflich an den unterschiedlichen Reaktionen politischer Protagonisten in den USA. Darüberhiaus, wie immer gespalten in zwei Lager, wollen beide letzten Endes die unterstellte Motivation der zwei Brüder vereinnahmen, als wäre eine solche Schubladendenke legitim und überzeugend und insbesondere, als wäre sie zwingend.
Dem aber ist mitnichten so.
Das rechtskonservative (ohnehin das rechtsradikale) Lager sucht mit Brechstange den islamistischen Hintergrund herzustellen.
Die Linke und die mehr linksorientierte Mitte der Demokraten dagegen sucht vielmehr den Tatzeitpunkt – den Patriot's Day und Stichtag für US-Steuererklärungen als rechtsradikale Motivation der Täter zu instrumentalisieren.
Beide Lager aber verfügen nicht über hinreichende inhaltliche Substanz, welche die Tat dieser beiden Brüder bislang nachhaltig begründen könnte.
Und davon abgesehen, welche auch deren Motive gewesen sein mögen, um „Terroristen“ im Wortsinne handelte es sich nach bisherigen Erkenntnissen eher nicht.
„Terror“ stellt einen Überbegriff dar. Er bedeutet die Androhung oder Ausübung psychischer, physischer oder beider Formen Gewalt von Mensch gegenüber Mensch, in der Regel zur Erreichung subjektiver Ziele oder aus niederen Motiven.
„Terrorismus“ dagegen stellt die latent bestehende und oftmals willkürliche Androhung oder Ausübung von Gewalt dar, welche Angst und Not unter Menschengruppen oder ganzen Völkern und/oder Ethnien zur Erreichung politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Ziele, indizieren und verbreiten soll und will.
Wer den Unterschied dieser Termini nicht annehmen will, versteht weder den einen noch den anderen Begriff.
Einzeltäter sind keine Terroristen in diesem Wortsinne, sondern vielmehr Gewalttäter außerhalb eines organisierten Terrorismus-Netzwerks, ganz gleich, welche Motive sie dabei haben und welche Methoden sie wählen.
Ebenso falsch ist die Annahme, dass Amokläufe in der Regel „ungeplant“ seien. Die Realität lehrt und zeigt vielmehr dagegen, dass die meisten bekannten Amokläufer ihre jeweilige Schreckenstat bestens vorbereitet und auf einen ganz bestimmten Ort und Zeitpunkt hin minutiös geplant haben.