Richtig. Denn solche Arbeitsplätze brauchen wir nicht. Aufstocker-Arbeitsplätze wurden seit Einführung von Hartz4 mit 50Mrd (!) subventioniert. Zulasten der Gesellschaft werden hier private Gewinne maximiert. Und kann's doch wohl nicht sein? Es kann nicht angehen, dass manche Unternehmen mit Kampfpreisen an den Markt gehen, zulasten der Arbeitnehmer und der Allgemeinheit und damit auch noch fair wirtschaftende Unternehmen an die Wand spielen. Dem gehört ein Riegel vorgeschoben. Punkt. Wir begeben uns in eine gefährliche Abwärtsspirale...
georg hat geschrieben:
Also so richtig gut geht es momentan keiner europäischen Wirtschaft. Aber das liegt sicher nicht nur am Mindestlohn.
Gut erkannt. Das liegt nicht an Mindestlöhnen, das liegt am deregulierten Finanzmarkt. Irland z.B. ist nicht pleite, weil es einen Mindestlohn hat. Irland ist einzig und alleine wegen der Bankenpleiten selber pleite. Die Antwort darauf sind Steuererhöhungen, Kürzungen des Mindestlohns und der Sozialleistungen. Also NUR dort, wo die Krise NICHT verursacht wurde.
georg hat geschrieben:Wo war da jetzt der Alternativorschlag?
Bei der Vergegenwärtigung des Problems. Steuersenkungen oder Suventionen führten nicht zum gewünschten Erfolg. Dieses weiter zu fordern hat also nichts mit Arbeitsplatzschaffung sondern einzig und allein mit Gewinnmaximierung zu tun.. und dass dann auch noch nur für eine bestimmte Klientel. Denn wenn ich ein Unternehmen als Einzelunternehmen führe, bin ich nicht bei 15% Körperschaftsteuer sondern bei bis zu 42% ESt. Will heissen... wenn ich als Einzelunternehmer für meine Entscheidungen selber grade stehen muss, bedanken wir uns mit drastisch höheren Steuern, als wenn ich das nicht muss. Das muss genau umgekehrt werden. Nicht die Großen fördern, sondern die kleinen und mittlereren. Es gibt (glücklicherweise) genügend Unternehmen in Deutschland, die erfolgreich wirtschaften, erfolgreich auch international mitspielen und ihren Arbeitnehmern trotzdem oder gerade deswegen Löhne oberhalb der 10€ bezahlen. Und diese Arbeitnehmer re-investieren diese Löhne dann wieder in Konsum. Nennt sich Binnenmarkt. Aber der wurde irgendwie irgendwann vergessen.
Und nicht zuletzt muss der Sinn für heimische Produkte geschärft werden. Nicht, dass du mir gleich das Wort im Mund verdrehst.. ich sage NICHT, kauft nur bei Deutschen.. den Blödsinn hatten wir schon. Ich will darauf hinaus, dass eine Gesellschaft kein moralfreier Raum ist und so ganz langsam setzt da ja auch ein Umdenken ein.. nehmen wir z.B. Edeka, die regional hergestellte Produkte verkaufen. Dass in Deutschland hergestellte Produkte nicht teurer sein müssen sieht man an ganz vielen Beispielen.. wieder Trigema...Möbel, Fahrzeuge, Gardinen... usw usw. Hier sind die Verbraucher gefordert. Aber denen muss man auch die Mittel lassen, eben diese Produkte zu konsumieren und nicht das Gift-Plagiat aus Fernost. Womit ich wieder beim Binnenmarkt lande...
georg hat geschrieben: Wenn mir verboten wird, meine Mitarbeiter zu kündigen, wenn die Auftragslage das erfordert (und auch Zeitarbeit unrentabel wäre), dann vergrößert das als Unternehmer mein Risiko! Wie kann man das anzweifeln?
Das ist doch Quatsch. Keinem Unternehmen ist verboten, Mitarbeiter zu kündigen. Betriebsbedingte Entlassungen gab es schon immer. Glaubst du, die Entlassungswellen der letzten 20 Jahre wären möglich, wenn es Verbot von Kündigungen gäbe? Wo lebst du denn? Auch wenn ein Mitarbeiter seine Arbeit schlecht macht kann er gekündigt werden, auch fristlos. Unkündbarkeit gibts vllt. bei Beamten, aber nicht in der Privatwirtschaft.
georg hat geschrieben:
Ich bin ein erwachsener Mensch und kann von 750 Euro leben also ist diese Annahme richtig. Natürlich wünsche ich jedem, mehr zu verdienen. Ich wollte nur die Relation gerade rücken, es wird ja hier so getan, als würde ein normal ausgebildeter Mensch in Deutschland unter der Brücke schlafen müssen. Weiterhin gibt es überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass man bei besserer Qualifikation nicht besser bezahlt werden würde.
Qualifikation ist eine Antwort, aber nur eine von vielen. Der liebe Herrgott hat eben nicht jeden Menschen mit den gleichen Talenten oder der gleichen Intelligenz ausgestattet. Davon mal ganz abgesehen... wiederhole ich auch immer wieder gerne: in einer Gesellschaft werden ALLE Berufe gebraucht... wir brauchen Müllmänner genauso wie Ärzte, Straßenbauer genauso wie Künstler, Polizisten genauso wie IT'ler usw usw. Eine Gesellschaft kann nicht nur aus Ingenieuren und Betriebswirtwirten bestehen.
georg hat geschrieben:
Darum die Frage: Welcher Mindestlohn wäre denn angemessen? Wie soll er bestimmt werden?
Na irgendwie ist man ja auch auf die Bemessung des Hartz4 Regelsatzes gekommen, nicht wahr? Vielleicht wäre ein Blick in die Realität ganz hilfreich. Was kosten Mieten, Strom, Wasser, Transport, Nahrung, Kleidung, Kommunikation usw. Von jedem wird verlangt, private Altersvorsorge zu betreiben und sich gegen diverse andere Risiken abzusichern... wenn dann noch für den Sparstrumpf was hängen bleiben soll, sind wir bei mindestens 1.000€ netto, und das ist schon scharf kalkuliert. Für 1.000€ netto müssen etwa 1.400€ brutto verdient werden... durch eine durschnittliche Arbeitszeit von 168Std sind das 8,30€. Ein Mindestlohn von 8€, wie ihn auch GB hat, ist also auch in Deutschland mehr als notwendig.
We're Humans. Each an individual, but all equal. That moment of realization will be the start of our freedom and evolution.
“The nuclear arms race is like two sworn enemies standing waist deep in gasoline, one with three matches, the other with five.” Carl Sagan