Ein Leben als Formblatt
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Ein Leben als Formblatt
Am Freitag war ich mit meiner Schwester beim Amt. Als wir es endlich geschafft hatten und wieder außen waren, meinte ich „das war eine typische Beamtin“, worauf sie bejahte und erwähnte, dass sie auch einst ein Jahr lang als Angestellte bei dergleichen Behörde in der Nachbarstadt gearbeitet hatte, aber schnell das Handtuch warf und wieder kündigte.
Abgesehen davon, dass die Beamtin, wie meist in solchen Fällen, erhebliche Probleme beim Umgang mit ihrem PC hatte (ein Teufelszeug), fiel außerdem auf, dass dauernd das Telefon klingelte, es aber nie dienstlich, sondern immer privat war.
Die Beamtin war ziemlich düpiert, dass ich mich nicht an der versandte Formblatt hielt und alles da eintrug, stattdessen ein selbst geschriebenes formloses Blatt verwendete. Ich wies die Beamtin darauf hin, dass es wenig Sinn mache, ein Formblatt zu verwenden, wenn bei jedem zweiten Punkt der Platz zu klein sei, um alle Einträge unterzubringen. Sie verstand das nicht.
Der typische Beamte der älteren Generation möchte bei der Arbeit nicht viel nachdenken, nur nach Schema F die Punkte abhaken können, ist mit dem Verstehen von mehr als 2 Sätzen in Folge oft überfordert, vor allem, wenn es sich um Eigenkreationen des Kunden und keine Amtssprache handelt.
Außerdem schmort der typische Beamte der älteren Generation Zeit seines Lebens im eigenen Saft. Er kann sich eine Welt, ein Leben, außerhalb des eigenen, eng begrenzten Raumes nicht vorstellen.
Der klassische Lebenslauf eines (älteren) Beamten, der Raum an Möglichkeiten, lässt sich Punkt für Punkt in ein Formblatt einfügen. Da braucht es nicht viel Worte. Differenziertere Abweichungen vom Musterleben bis zur Pensionierung und darüber hinaus sind sehr selten.
Ein Leben, das direkt von Papas Versorgungsstube in die staatliche übergeht, hält kaum Lebensrisiken und nur selten Brüche im Lebenslauf bereit.
Es lässt sich nach Schema F in die meisten engen Formblätter stichpunktartig einlesen.
Ist das erstrebenswert?
Abgesehen davon, dass die Beamtin, wie meist in solchen Fällen, erhebliche Probleme beim Umgang mit ihrem PC hatte (ein Teufelszeug), fiel außerdem auf, dass dauernd das Telefon klingelte, es aber nie dienstlich, sondern immer privat war.
Die Beamtin war ziemlich düpiert, dass ich mich nicht an der versandte Formblatt hielt und alles da eintrug, stattdessen ein selbst geschriebenes formloses Blatt verwendete. Ich wies die Beamtin darauf hin, dass es wenig Sinn mache, ein Formblatt zu verwenden, wenn bei jedem zweiten Punkt der Platz zu klein sei, um alle Einträge unterzubringen. Sie verstand das nicht.
Der typische Beamte der älteren Generation möchte bei der Arbeit nicht viel nachdenken, nur nach Schema F die Punkte abhaken können, ist mit dem Verstehen von mehr als 2 Sätzen in Folge oft überfordert, vor allem, wenn es sich um Eigenkreationen des Kunden und keine Amtssprache handelt.
Außerdem schmort der typische Beamte der älteren Generation Zeit seines Lebens im eigenen Saft. Er kann sich eine Welt, ein Leben, außerhalb des eigenen, eng begrenzten Raumes nicht vorstellen.
Der klassische Lebenslauf eines (älteren) Beamten, der Raum an Möglichkeiten, lässt sich Punkt für Punkt in ein Formblatt einfügen. Da braucht es nicht viel Worte. Differenziertere Abweichungen vom Musterleben bis zur Pensionierung und darüber hinaus sind sehr selten.
Ein Leben, das direkt von Papas Versorgungsstube in die staatliche übergeht, hält kaum Lebensrisiken und nur selten Brüche im Lebenslauf bereit.
Es lässt sich nach Schema F in die meisten engen Formblätter stichpunktartig einlesen.
Ist das erstrebenswert?
Zuletzt geändert von Brimborium am Sonntag 20. September 2015, 11:50, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Ein Leben als Formblatt
Wer nach Schema f verlangt, bekommt von mir Schema g und weil ich das als unfair empfinde setze ich meist Schema h noch mit drauf und schwups, hab ich sie in die Hosentasche gesteckt.
Re: Ein Leben als Formblatt
Ich weiß nicht, ob es erstrebenswert ist, solche Vorurteile gegen eine bestimmte Berufsgruppe zu schüren.
Es gibt sie sicher, aber hier ein Pauschalbild des "älteren Beamten" zu zeichnen und noch abfällig dazu sein Leben und dessen Inhalte in Frage zu stellen, zeugt nicht von Respekt und Achtung gegenüber Jedermann.
Es gibt sie sicher, aber hier ein Pauschalbild des "älteren Beamten" zu zeichnen und noch abfällig dazu sein Leben und dessen Inhalte in Frage zu stellen, zeugt nicht von Respekt und Achtung gegenüber Jedermann.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Ein Vor-Urteil ist ein Urteil vor aller Erfahrung.
Re: Ein Leben als Formblatt
Formblätter haben meist den Hinweis, dass man Anlagen benutzen kann.
Darüber hinaus sind sie ein Mittel standardisierte Abläufe effektiver zu gestalten, da man nicht erst lange suchen muss.
Meine Empfehlung: Stichworte eintragen und Prosa in die Anlage.
Darüber hinaus sind sie ein Mittel standardisierte Abläufe effektiver zu gestalten, da man nicht erst lange suchen muss.
Meine Empfehlung: Stichworte eintragen und Prosa in die Anlage.
Re: Ein Leben als Formblatt
Stimmt und damit mangels aller (also ausreichender) Erfahrung, regelmäßig unzutreffend.Brimborium » So 20. Sep 2015, 13:11 hat geschrieben:Ein Vor-Urteil ist ein Urteil vor aller Erfahrung.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Da irrst Du.Päule0815 » So 20. Sep 2015, 13:13 hat geschrieben:
Stimmt und damit mangels aller (also ausreichender) Erfahrung, regelmäßig unzutreffend.
Re: Ein Leben als Formblatt
NöBrimborium » So 20. Sep 2015, 13:14 hat geschrieben: Da irrst Du.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Das liest sich wie ein ganz typisches weltweites Problem der Bürokratie, ganz gleich, ob jung oder alt.
Am schlimmsten fällt mir immer wieder auf: Inflexibilität.
Es ist in D noch weiter Weg vom autoritären "Leck mich am Arsch, Bürger!" Preußens zur Bürgerberatung.
Die besten Bürokratien, die ich kennengelernt habe, waren die mit den meisten Fachleuten: Engagiert, wissend, worum es geht (z.B. Bürokratie freier Träger); die schlechtesten Bürokratien in D (wer wird wohl nach China schauen wollen?) habe ich im Berech der Arbeitsagenturen etc. kennengelernt. Man merkte, dass diese schlecht organisiert waren und die Verwaltungsfachangestellten sich selten, warum auch immer, mit Fällen beschäftigten (sie hatten auch nicht die besseren Beschäftigungsverhältnisse). So half ich einmal meiner Mutter bei der Frühverrentnung, weil sie schon nahe der Parese war, halbseitig, und die Frau nahm sich selbst heraus, zu beurteilen, ob meine Mutter "krank genug" sei, um an den amtseigenen Gutachter zu gelangen. Mit einem Fachberater im Haus, wie beim MDK, wäre diese demütigende Situation nie passiert. Sie hat sich aber wenigstens bei uns entschuldigt.
Am schlimmsten fällt mir immer wieder auf: Inflexibilität.
Es ist in D noch weiter Weg vom autoritären "Leck mich am Arsch, Bürger!" Preußens zur Bürgerberatung.
Die besten Bürokratien, die ich kennengelernt habe, waren die mit den meisten Fachleuten: Engagiert, wissend, worum es geht (z.B. Bürokratie freier Träger); die schlechtesten Bürokratien in D (wer wird wohl nach China schauen wollen?) habe ich im Berech der Arbeitsagenturen etc. kennengelernt. Man merkte, dass diese schlecht organisiert waren und die Verwaltungsfachangestellten sich selten, warum auch immer, mit Fällen beschäftigten (sie hatten auch nicht die besseren Beschäftigungsverhältnisse). So half ich einmal meiner Mutter bei der Frühverrentnung, weil sie schon nahe der Parese war, halbseitig, und die Frau nahm sich selbst heraus, zu beurteilen, ob meine Mutter "krank genug" sei, um an den amtseigenen Gutachter zu gelangen. Mit einem Fachberater im Haus, wie beim MDK, wäre diese demütigende Situation nie passiert. Sie hat sich aber wenigstens bei uns entschuldigt.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Zu starre Bürokratie tut niemandem gut. Bestell bei Amazon mal per frei formatierter e-Mail ... ich glaube, du erhältst nicht mal eine Antwort.Agesilaos Megas » So 20. Sep 2015, 13:28 hat geschrieben:Das liest sich wie ein ganz typisches weltweites Problem der Bürokratie, ganz gleich, ob jung oder alt.
Am schlimmsten fällt mir immer wieder auf: Inflexibilität.
Es gibt Unterschiede von Stadt zu Stadt. Selbst innerhalb einer Verwaltung gibt es erhebliche Unterschiede.
Es gibt Fachbereiche, die einen großen Anteil an Außendienst haben. Dort wird man Probleme anders angehen, als in den Amtsstuben, in denen man sich ausschließlich mit Aktenlagen beschäftigt.
Ich kenne die Verwaltung als Bürger und als Teil der Exekutive. Jeder macht so seine Erfahrungen, nur ist es seltener, dass man mit Lob an die Öffentlichkeit geht, weil man das Positive für selbstverständlich hält.
Daher kommt überwiegend negatives zum Tragen, was natürlich die Wahrnehmung aller anderen beeinflußt. Ich kenne das von der Wahrnehmung meines Berufes auch.
Das Negative potenziert sich im Laufe der Zeit, dass der Glaube an das Positive verloren geht und als Propagandalüge empfunden werden muss.
Wie auch in diesen Thread nehme ich immer mehr wahr, wie Gräben gezogen werden sollen. Wir gegen die Beamten (dabei gibt es in den Verwaltungen mindestens ebenso viele Angestellte), Ost gegen West, Rechts gegen Links ... es erscheint mir langsam wie Berührungsängste oder vielleicht sogar Versagensängste, die angst vor dem eigenen Versagen sucht ein Ventil und finde ich gerne in dem unreflektiert gemeinsamen Feind.
Es ist erstaunlich, wie sehr doch manche Gruppen in diesem Land oder der angeborene Hass gegen sie die Menschen einen. Dumm nur, dass ich mir damit selbst den Blick auf die Realität versperre und in einem Nebel aus Vorurteilen umherirre und mich wundere, dass ich niemals ankomme.
Manch einer sollte sich vielleicht einmal selbst refelktieren und sich fragen, wie er iseinen Mitmenschen gegenüber auftritt und dann ernsthaft mal hinterfragen, ob die erfahrene Reaktion nichts weiter ist als die selbsterfüllende Prophezeiung.
Zuletzt geändert von Päule0815 am Sonntag 20. September 2015, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Ja, das fiel mir auch schon auf.Päule0815 » So 20. Sep 2015, 15:13 hat geschrieben:
Es gibt Unterschiede von Stadt zu Stadt. Selbst innerhalb einer Verwaltung gibt es erhebliche Unterschiede.
Ich hatte in den vergangenen Jahren mit 5 Kreisbehörden mehrmals zu tun.
1. AN
2. HG
3. F
4. NEA
5. FÜ
Das ist auch die Reihenfolge in Sachen Qualität.
Interessant fand ich auch die Beobachtung, dass auch die halb- bzw. teilstaatlichen Stellen
(inkl. Krankenkassen usw.) in guten Landkreisen gut und in schlechten Landkreisen schlecht sind.
Zuletzt geändert von Brimborium am Sonntag 20. September 2015, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Eine Sache, die MIR bei Behörden - im In- und Ausland gleichermaßen - auffiel ist, dass man mit persönlichen Beziehungen oft weiter kommt als ohne. Da mag mir jetzt manch einer 5 Euro fürs Phrasenschwein aus dem Kreuz leiern wollen, weil das vermeintlich überall so ist, aber gerade bei Ämtern und Behörden fiel es mir ganz besonders auf. Vor allem im ländlichen Bereich.
- When he called me evil I just laughed -
Re: Ein Leben als Formblatt
Das ist so!Milady de Winter » So 20. Sep 2015, 15:33 hat geschrieben:Eine Sache, die MIR bei Behörden - im In- und Ausland gleichermaßen - auffiel ist, dass man mit persönlichen Beziehungen oft weiter kommt als ohne. Da mag mir jetzt manch einer 5 Euro fürs Phrasenschwein aus dem Kreuz leiern wollen, weil das vermeintlich überall so ist, aber gerade bei Ämtern und Behörden fiel es mir ganz besonders auf. Vor allem im ländlichen Bereich.
Wäre auch nicht das Problem, wenn die "Grundversorgung" ein entsprechend hohes Niveau hätte.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Päule0815 » So 20. Sep 2015, 15:13 hat geschrieben:
Zu starre Bürokratie tut niemandem gut. Bestell bei Amazon mal per frei formatierter e-Mail ... ich glaube, du erhältst nicht mal eine Antwort.
Es gibt Unterschiede von Stadt zu Stadt. Selbst innerhalb einer Verwaltung gibt es erhebliche Unterschiede.
Es gibt Fachbereiche, die einen großen Anteil an Außendienst haben. Dort wird man Probleme anders angehen, als in den Amtsstuben, in denen man sich ausschließlich mit Aktenlagen beschäftigt.
Ich kenne die Verwaltung als Bürger und als Teil der Exekutive. Jeder macht so seine Erfahrungen, nur ist es seltener, dass man mit Lob an die Öffentlichkeit geht, weil man das Positive für selbstverständlich hält.
Daher kommt überwiegend negatives zum Tragen, was natürlich die Wahrnehmung aller anderen beeinflußt. Ich kenne das von der Wahrnehmung meines Berufes auch.
Das Negative potenziert sich im Laufe der Zeit, dass der Glaube an das Positive verloren geht und als Propagandalüge empfunden werden muss.
Wie auch in diesen Thread nehme ich immer mehr wahr, wie Gräben gezogen werden sollen. Wir gegen die Beamten (dabei gibt es in den Verwaltungen mindestens ebenso viele Angestellte), Ost gegen West, Rechts gegen Links ... es erscheint mir langsam wie Berührungsängste oder vielleicht sogar Versagensängste, die angst vor dem eigenen Versagen sucht ein Ventil und finde ich gerne in dem unreflektiert gemeinsamen Feind.
Es ist erstaunlich, wie sehr doch manche Gruppen in diesem Land oder der angeborene Hass gegen sie die Menschen einen. Dumm nur, dass ich mir damit selbst den Blick auf die Realität versperre und in einem Nebel aus Vorurteilen umherirre und mich wundere, dass ich niemals ankomme.
Manch einer sollte sich vielleicht einmal selbst refelktieren und sich fragen, wie er iseinen Mitmenschen gegenüber auftritt und dann ernsthaft mal hinterfragen, ob die erfahrene Reaktion nichts weiter ist als die selbsterfüllende Prophezeiung.
Erst einmal muss ich Dir sagen: Es ist nicht mein Anliegen, einen Berufsstand zu diskreditieren, anders, als viele anderen. Denn ich bin in drei Berufsfelder integriert, die ebenfalls viel viel viel öffentliche Abneigung, Stereotype etc. hervorrufen können. Ich kenne das und weiß auch deshalb, dass solche Themen dann auf die Nerven schlagen, wenn man selbst involviert ist.
Und genau deshalb habe ich auch die positiven Bsp. für Bürokratie eingebracht, und deshalb habe ich auch darauf verwiesen, dass schlechte Organisation und Beschäftigungsverhältnisse für Bürokratie negativ sein kann (entgegen dem: "Die 'Beamten' verdienen doch eh viel zu viel!").
Sicherlich beeinflussen die negativen Erfahrungen das Bild mehr als die positiven. Aber die Probleme einiger Behörden fußen eben auf einer schlechten Organisation, einem schmaleren Budget und schlechterer Beschäftigung. Die Arbeitsagentur ist da ein Paradebsp. - und das sind nicht nur wütende Bürger oder ich, der das mit der halbgelähmten Mutter erlebt hat, sondern auch Medienberichte, Tests, Berufsberatungen (wo die kommunalen weitaus besser abschneiden), Kommissionen usw.
Und da gibt es in Deutschland, das ja immer besser und sauberer sein will, noch einiges zu tun. Und ich hoffe, dass Du nicht denkst, die Leute hassen Dich, da Teil der Exekutive. Denn dann verlierst Du die Nähe und soziale Kompetenz. Bitte werde nicht so.

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Re: Ein Leben als Formblatt
Ja, ich kenne das Problem aus eigener Erfahrung. Daher ist es problemlos, wenn man die Problemfelder konkret anspricht. Die Neigung zur Verallgemeinerung schadet nur der Darstellung der wirklichen Probleme. Ich habe mehrfach schlechte Erfahrungen mit verschiedenen Verwaltungsbereichen gemacht. Die haben sich dann aber immer schnell gelöst, nachdem ich sowohl mein berechtigtes Anliegen und das Verhalten des Mitarbeiters auf den Punkt gebracht habe.Agesilaos Megas » So 20. Sep 2015, 17:02 hat geschrieben: Erst einmal muss ich Dir sagen: Es ist nicht mein Anliegen, einen Berufsstand zu diskreditieren, anders, als viele anderen. Denn ich bin in drei Berufsfelder integriert, die ebenfalls viel viel viel öffentliche Abneigung, Stereotype etc. hervorrufen können. Ich kenne das und weiß auch deshalb, dass solche Themen dann auf die Nerven schlagen, wenn man selbst involviert ist.
….
Und da gibt es in Deutschland, das ja immer besser und sauberer sein will, noch einiges zu tun. Und ich hoffe, dass Du nicht denkst, die Leute hassen Dich, da Teil der Exekutive. Denn dann verlierst Du die Nähe und soziale Kompetenz. Bitte werde nicht so.
Ich bin kein Kommunalbeamter … kann aber diese dummen und von Unwissenheit getragenen „DIE“ Beamten-Sprüche nicht mehr hören.
Ich weiß auch, wie einige „Betroffene“ beim Amt auftreten. Da dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie richtig abgelatscht werden.
Kritik ist immer dann angebracht, wenn sie kompetent vorgetragen wird und damit meine ich nicht in „Amtsdeutsch“ sondern sachlich und konkret.
Meine Kritik richtet sich demnach eher an den Threadersteller.
Re: Ein Leben als Formblatt
Frag dich mal wie man weiter kommt: ein aufgesetztes Lächeln, eine breite Palette an Klischees, anders bliebe man darin stecken.Päule0815 » So 20. Sep 2015, 15:13 hat geschrieben:
Zu starre Bürokratie tut niemandem gut. Bestell bei Amazon mal per frei formatierter e-Mail ... ich glaube, du erhältst nicht mal eine Antwort.
Es gibt Unterschiede von Stadt zu Stadt. Selbst innerhalb einer Verwaltung gibt es erhebliche Unterschiede.
Es gibt Fachbereiche, die einen großen Anteil an Außendienst haben. Dort wird man Probleme anders angehen, als in den Amtsstuben, in denen man sich ausschließlich mit Aktenlagen beschäftigt.
Ich kenne die Verwaltung als Bürger und als Teil der Exekutive. Jeder macht so seine Erfahrungen, nur ist es seltener, dass man mit Lob an die Öffentlichkeit geht, weil man das Positive für selbstverständlich hält.
Daher kommt überwiegend negatives zum Tragen, was natürlich die Wahrnehmung aller anderen beeinflußt. Ich kenne das von der Wahrnehmung meines Berufes auch.
Das Negative potenziert sich im Laufe der Zeit, dass der Glaube an das Positive verloren geht und als Propagandalüge empfunden werden muss.
Wie auch in diesen Thread nehme ich immer mehr wahr, wie Gräben gezogen werden sollen. Wir gegen die Beamten (dabei gibt es in den Verwaltungen mindestens ebenso viele Angestellte), Ost gegen West, Rechts gegen Links ... es erscheint mir langsam wie Berührungsängste oder vielleicht sogar Versagensängste, die angst vor dem eigenen Versagen sucht ein Ventil und finde ich gerne in dem unreflektiert gemeinsamen Feind.
Es ist erstaunlich, wie sehr doch manche Gruppen in diesem Land oder der angeborene Hass gegen sie die Menschen einen. Dumm nur, dass ich mir damit selbst den Blick auf die Realität versperre und in einem Nebel aus Vorurteilen umherirre und mich wundere, dass ich niemals ankomme.
Manch einer sollte sich vielleicht einmal selbst refelktieren und sich fragen, wie er iseinen Mitmenschen gegenüber auftritt und dann ernsthaft mal hinterfragen, ob die erfahrene Reaktion nichts weiter ist als die selbsterfüllende Prophezeiung.
Re: Ein Leben als Formblatt
Kannst du das deutlicher machen?Occham » So 20. Sep 2015, 17:50 hat geschrieben:
Frag dich mal wie man weiter kommt: ein aufgesetztes Lächeln, eine breite Palette an Klischees, anders bliebe man darin stecken.
Re: Ein Leben als Formblatt
Der Mensch ist ein subjektives Wesen. Viele Menschen sind viele Subjektive Wesen, für diese Bürokratie als Kontrollinstanz ihrer Subjektivität dient. Nur mit der Bürokratie lassen wir unsere subjektivität so exzessiv hin zur Perversion hin permutieren, das man mit einem aufgesetzten Lächeln und einer breiten Palette an Klischees weiter kommt, als ohne. Ich sage nicht dass es ohne Kontrollinstanz besser wäre, aber ich sage das eine Kontrollinstanz die unsere subjektivität so permutieren lässt, das man mit Klischees weiter kommt, keine wirklich ideale Kontrollinstanz für den Menschen ist.Päule0815 » So 20. Sep 2015, 18:52 hat geschrieben:
Kannst du das deutlicher machen?
Das ist meine Meinung und die ist absolut subjektiv
Re: Ein Leben als Formblatt
Nun besteht die Summe der Amtsträger einer bürokratischen Instanz aus Individuen, deren Handeln von subjektiven Kriterien wie der Erfahrung geprägt ist. Diese und die individuelle Fähigkeit seine Umwelt wahrzunehmen verschaffen ihm eine Bewertungsgrundlage mit der ihm eine differenzierte Wahrnehmung äußerer und vorgetragener Botschaften möglich ist.
Die exzessiv negative Wahrnehmung dieser Instanzen als Kompensation und Rechtfertigung individueller Unzulänglichkeiten sind letzendlich die beabsichtige Umkehr der Verantwortlichkeiten.
Mit anderen Worten. Wie "du" mir gegenübertrittst, so nehme ich dich wahr und behandele ich dich auch. Ein Recht und damit nahezu zwangsläufe Reaktion.
Wer Verwaltung und ihre ausführenden Menschen als Kontrollinstanz versteht, der flüchtet oder entzieht sich der eigenen Verantwortung. Ich würde sie als Regulativ einer komplexen Gesellschaft verstehen, deren hohe Ansprüche nicht allein durch individuelle Leistung und Selbstdisziplin gewährleistet werden können.
Die exzessiv negative Wahrnehmung dieser Instanzen als Kompensation und Rechtfertigung individueller Unzulänglichkeiten sind letzendlich die beabsichtige Umkehr der Verantwortlichkeiten.
Mit anderen Worten. Wie "du" mir gegenübertrittst, so nehme ich dich wahr und behandele ich dich auch. Ein Recht und damit nahezu zwangsläufe Reaktion.
Wer Verwaltung und ihre ausführenden Menschen als Kontrollinstanz versteht, der flüchtet oder entzieht sich der eigenen Verantwortung. Ich würde sie als Regulativ einer komplexen Gesellschaft verstehen, deren hohe Ansprüche nicht allein durch individuelle Leistung und Selbstdisziplin gewährleistet werden können.
Zuletzt geändert von Päule0815 am Sonntag 20. September 2015, 21:21, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Ein Leben als Formblatt
Zu aller erst einmal gibt es gar nicht viel wo ich dir widerspreche. Dann empfinde ich die bürokratische Kontrollinstanz schon mal viel besser als überhaupt gar keine. Also politisch ausgedrückt: das geringere Übel. Das heißt aber nicht, das ich es toll finde das es darauf hinaus läuft, das quasi nur noch das Topmodel am weitesten kommt. Das empfinde ich als Menschenunwürdig.
Re: Ein Leben als Formblatt
Querulant.Brimborium » So 20. Sep 2015, 11:30 hat geschrieben:Am Freitag war ich mit meiner Schwester beim Amt. Als wir es endlich geschafft hatten und wieder außen waren, meinte ich „das war eine typische Beamtin“, worauf sie bejahte und erwähnte, dass sie auch einst ein Jahr lang als Angestellte bei dergleichen Behörde in der Nachbarstadt gearbeitet hatte, aber schnell das Handtuch warf und wieder kündigte.
Abgesehen davon, dass die Beamtin, wie meist in solchen Fällen, erhebliche Probleme beim Umgang mit ihrem PC hatte (ein Teufelszeug), fiel außerdem auf, dass dauernd das Telefon klingelte, es aber nie dienstlich, sondern immer privat war.
Die Beamtin war ziemlich düpiert, dass ich mich nicht an der versandte Formblatt hielt und alles da eintrug, stattdessen ein selbst geschriebenes formloses Blatt verwendete. Ich wies die Beamtin darauf hin, dass es wenig Sinn mache, ein Formblatt zu verwenden, wenn bei jedem zweiten Punkt der Platz zu klein sei, um alle Einträge unterzubringen. Sie verstand das nicht.
Der typische Beamte der älteren Generation möchte bei der Arbeit nicht viel nachdenken, nur nach Schema F die Punkte abhaken können, ist mit dem Verstehen von mehr als 2 Sätzen in Folge oft überfordert, vor allem, wenn es sich um Eigenkreationen des Kunden und keine Amtssprache handelt.
Außerdem schmort der typische Beamte der älteren Generation Zeit seines Lebens im eigenen Saft. Er kann sich eine Welt, ein Leben, außerhalb des eigenen, eng begrenzten Raumes nicht vorstellen.
Der klassische Lebenslauf eines (älteren) Beamten, der Raum an Möglichkeiten, lässt sich Punkt für Punkt in ein Formblatt einfügen. Da braucht es nicht viel Worte. Differenziertere Abweichungen vom Musterleben bis zur Pensionierung und darüber hinaus sind sehr selten.
Ein Leben, das direkt von Papas Versorgungsstube in die staatliche übergeht, hält kaum Lebensrisiken und nur selten Brüche im Lebenslauf bereit.
Es lässt sich nach Schema F in die meisten engen Formblätter stichpunktartig einlesen.
Ist das erstrebenswert?
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Re: Ein Leben als Formblatt
Was würdest du machen, wenn du kein Streikrecht hast?
Nein, Spaß beiseite. Ich muss für unsere Beamten die Lanze brechen.
Es gibt im deutschen Recht "Kann"- und "Muss"-Bestimmungen. Beamte sind der helfende Arm des Staates, der sowohl der Gemeinschaft als auch dem Individuum nach den Worten des Gesetzes zu seinem Recht verhilft.
Und das Gesetz lässt eben nur selten eine weitläufige Interpretation zu. Gesetze sind Checklisten, die abgehakt werden. Deswegen auch die Formblätter.
Nein, Spaß beiseite. Ich muss für unsere Beamten die Lanze brechen.
Es gibt im deutschen Recht "Kann"- und "Muss"-Bestimmungen. Beamte sind der helfende Arm des Staates, der sowohl der Gemeinschaft als auch dem Individuum nach den Worten des Gesetzes zu seinem Recht verhilft.
Und das Gesetz lässt eben nur selten eine weitläufige Interpretation zu. Gesetze sind Checklisten, die abgehakt werden. Deswegen auch die Formblätter.
Zuletzt geändert von Provokateur am Montag 21. September 2015, 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Korrekt formuliert. Passt ...Provokateur » vor 13 Minuten hat geschrieben:Was würdest du machen, wenn du kein Streikrecht hast?
Nein, Spaß beiseite. Ich muss für unsere Beamten die Lanze brechen.
Es gibt im deutschen Recht "Kann"- und "Muss"-Bestimmungen. Beamte sind der helfende Arm des Staates, der sowohl der Gemeinschaft als auch dem Individuum nach den Worten des Gesetzes zu seinem Recht verhilft.
Und das Gesetz lässt eben nur selten eine weitläufige Interpretation zu. Gesetze sind Checklisten, die abgehakt werden. Deswegen auch die Formblätter.

Re: Ein Leben als Formblatt
Bevor ich umzog, brauchte ich für eine BaFin-Angelegenheit “mal schnell“ ein Führungszeugnis und ein paar andere Zettel. Anruf Leiter eines kommunalen Unternehmens bei einem ehemaligen Kollegen, ich direkt zum Empfang, “gehen Sie bitte direkt durch“, Zettel ausgefüllt, Gebühr bezahlt, nach wenigen Tagen kam der Kram per Post. Der Warteraum war zu der Zeit sehr voll. Toll für mich, aber für die Warter nicht. Wo ich jetzt wohne, muss ich praktisch “nie“ warten, hab aber auch nicht mehr viel zu erledigen. Zur Sicherheit bring ich die Post aber immer persönlich in den Laden der stellv Bürgermeisterin und mache einen Schwarz. Mal sehen, was das Leben noch bringt.Milady de Winter » So 20. Sep 2015, 14:33 hat geschrieben:Eine Sache, die MIR bei Behörden - im In- und Ausland gleichermaßen - auffiel ist, dass man mit persönlichen Beziehungen oft weiter kommt als ohne. Da mag mir jetzt manch einer 5 Euro fürs Phrasenschwein aus dem Kreuz leiern wollen, weil das vermeintlich überall so ist, aber gerade bei Ämtern und Behörden fiel es mir ganz besonders auf. Vor allem im ländlichen Bereich.
Re: Ein Leben als Formblatt
na wenigstens funktioniert der kleine Dienstweg noch.Milady de Winter » So 20. Sep 2015, 15:33 hat geschrieben:Eine Sache, die MIR bei Behörden - im In- und Ausland gleichermaßen - auffiel ist, dass man mit persönlichen Beziehungen oft weiter kommt als ohne. Da mag mir jetzt manch einer 5 Euro fürs Phrasenschwein aus dem Kreuz leiern wollen, weil das vermeintlich überall so ist, aber gerade bei Ämtern und Behörden fiel es mir ganz besonders auf. Vor allem im ländlichen Bereich.
Hatte schon ernsthafte Sorge, nichtmal der würde noch laufen.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Das Streikrecht wird bei solchen Fragen immer ein wenig zu unrecht bemüht.
Herrscht Streik, dann geht es in der Regel um Arbeitsbedingungen, Löhne und Gehälter.
Im ÖD werden in der Regel anschließend die Ergebnisse der Angestellten formal auf die Beamten übertragen.
Es geht bei Arbeitskampfmaßnahmen im ÖD also mittelbar auch um die Arbeitsbedingungen der nicht streikenden Beamten.
Das ist jenen durchaus bewusst, sodass sich viele bei solchen Gelegenheiten gerne in die Krankheit flüchten,
d.h. dem Arzt einen gelben Schein abringen und die anderen üblicherweise Dienst nach Vorschrift machen,
meist sogar weniger als das.
Die einzige Vorschrift ist die Not(fall)versorgung, aber die ist auch ohne die besonderen Bedingungen für Beamte gesetzlich geregelt,
wie man beispielhaft am Klinikärztestreik sehen konnte.
Der einzige Unterschied zwischen den streikenden Arbeitnehmern und den nicht streikenden Beamten ist im Regelfall der,
dass die Streikenden aus der Gewerkschaftskasse nur einen teilweisen Einkommensausgleich bekommen.
Herrscht Streik, dann geht es in der Regel um Arbeitsbedingungen, Löhne und Gehälter.
Im ÖD werden in der Regel anschließend die Ergebnisse der Angestellten formal auf die Beamten übertragen.
Es geht bei Arbeitskampfmaßnahmen im ÖD also mittelbar auch um die Arbeitsbedingungen der nicht streikenden Beamten.
Das ist jenen durchaus bewusst, sodass sich viele bei solchen Gelegenheiten gerne in die Krankheit flüchten,
d.h. dem Arzt einen gelben Schein abringen und die anderen üblicherweise Dienst nach Vorschrift machen,
meist sogar weniger als das.
Die einzige Vorschrift ist die Not(fall)versorgung, aber die ist auch ohne die besonderen Bedingungen für Beamte gesetzlich geregelt,
wie man beispielhaft am Klinikärztestreik sehen konnte.
Der einzige Unterschied zwischen den streikenden Arbeitnehmern und den nicht streikenden Beamten ist im Regelfall der,
dass die Streikenden aus der Gewerkschaftskasse nur einen teilweisen Einkommensausgleich bekommen.
Zuletzt geändert von Brimborium am Dienstag 22. September 2015, 06:23, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Ein Leben als Formblatt
Beamte müssen nicht streiken, da sie nicht arbeiten und auch keinen Lohn bekommen. Zudem ist bei vielen Ämtern der Zustand der Arbeitsvermeidung Alltag.Brimborium » Di 22. Sep 2015, 05:22 hat geschrieben:Das Streikrecht wird bei solchen Fragen immer ein wenig zu unrecht bemüht.
Re: Ein Leben als Formblatt
Interessante Sichtweise...ich bin wohl doch in der falschen Behörde.Brimborium » Di 22. Sep 2015, 06:22 hat geschrieben:Das Streikrecht wird bei solchen Fragen immer ein wenig zu unrecht bemüht.
Herrscht Streik, dann geht es in der Regel um Arbeitsbedingungen, Löhne und Gehälter.
Im ÖD werden in der Regel anschließend die Ergebnisse der Angestellten formal auf die Beamten übertragen.
Es geht bei Arbeitskampfmaßnahmen im ÖD also mittelbar auch um die Arbeitsbedingungen der nicht streikenden Beamten.
Das ist jenen durchaus bewusst, sodass sich viele bei solchen Gelegenheiten gerne in die Krankheit flüchten,
d.h. dem Arzt einen gelben Schein abringen und die anderen üblicherweise Dienst nach Vorschrift machen,
meist sogar weniger als das.
Die einzige Vorschrift ist die Not(fall)versorgung, aber die ist auch ohne die besonderen Bedingungen für Beamte gesetzlich geregelt,
wie man beispielhaft am Klinikärztestreik sehen konnte.
Der einzige Unterschied zwischen den streikenden Arbeitnehmern und den nicht streikenden Beamten ist im Regelfall der,
dass die Streikenden aus der Gewerkschaftskasse nur einen teilweisen Einkommensausgleich bekommen.
Den mittelbaren Streik über gelbe Scheine kenne ich so nicht und die Tarifabschlüsse der Angestellten werden i.d.R. nicht 1:1 übernommen.
Re: Ein Leben als Formblatt
Moin,Provokateur » Mo 21. Sep 2015, 10:03 hat geschrieben:
Und das Gesetz lässt eben nur selten eine weitläufige Interpretation zu. Gesetze sind Checklisten, die abgehakt werden. Deswegen auch die Formblätter.
der Sinn dahinter ist übrigens die Gleichbehandlung der Bürger.
Sonst würde ja der, der bessere Prosa schreiben kann, oft mehr bekommen.
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wer Rechtsradikales sagt und tut, ist rechtsradikal. Das hat nichts mit Nazikeule zu tun.
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/inte ... 62231.html
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Re: Ein Leben als Formblatt
Moin,SoleSurvivor » Di 22. Sep 2015, 06:17 hat geschrieben:
Beamte müssen nicht streiken, da sie nicht arbeiten und auch keinen Lohn bekommen.
natürlich arbeiten Beamte. Sie werden nur für diese Arbeit nicht direkt bezahlt sondern nur entsprechend ihrem Status alimentiert.
Wobei das zwar eine rechtlich korrekte aber reichlich spitzfindige Sicht der Dinge ist.
Faktisch werden Beamte daher natürlich für ihre Arbeit bezahlt.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Moin,Päule0815 » Di 22. Sep 2015, 06:19 hat geschrieben: die Tarifabschlüsse der Angestellten werden i.d.R. nicht 1:1 übernommen.
der letzte Tarifabschluss wurde lediglich in 3 Bundesländern 1:1 übernommen.
http://oeffentlicher-dienst.info/beamte/land/tr/2015/
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Re: Ein Leben als Formblatt
Beamte werden auch dann bezahlt, wenn es für sie gerade nichts zu tun gibt. Ein Arbeitnehmer wird dann ausgestellt.Flat » Di 22. Sep 2015, 06:39 hat geschrieben:
Moin,
natürlich arbeiten Beamte. Sie werden nur für diese Arbeit nicht direkt bezahlt sondern nur entsprechend ihrem Status alimentiert.
Wobei das zwar eine rechtlich korrekte aber reichlich spitzfindige Sicht der Dinge ist.
Faktisch werden Beamte daher natürlich für ihre Arbeit bezahlt.
Re: Ein Leben als Formblatt
Moin,SoleSurvivor » Di 22. Sep 2015, 07:30 hat geschrieben: Beamte werden auch dann bezahlt, wenn es für sie gerade nichts zu tun gibt. Ein Arbeitnehmer wird dann ausgestellt.
ersteres ist das von mir genannte Alimentationsprinzip.
Faktisch aber haben die meisten Beamten derzeit reichlich Arbeit und machen diese auch.
Interessanter wäre die Frage, ob der Beamtenstatus heute überhaupt noch zeitgemäß ist. Aber das ist ja nicht Threadthema.
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wer Rechtsradikales sagt und tut, ist rechtsradikal. Das hat nichts mit Nazikeule zu tun.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Es gab schon deutsche Staaten ohne Beamte.Flat » Di 22. Sep 2015, 09:07 hat geschrieben:Interessanter wäre die Frage, ob der Beamtenstatus heute überhaupt noch zeitgemäß ist. Aber das ist ja nicht Threadthema.
Re: Ein Leben als Formblatt
Wenn Beamte unsere Belange und uns Menschen möglichst effektiv verwalten wollen, wenn sie die "Fälle" rationlisieren wollen, dann träumen sie von dem vollkommenen Schema F. ..... Ausfüllen, Abhaken, Knopf drücken - was auch immer das dann auslöst - egal, ablegen und fertig.
Ein Traumjob, da zu arbeiten, effektiv und einfach.
Schema F wird - da wir es natürlich ständig weiter entwickeln, um wirklich alle auftretenden Mängel und Lücken zu schließen - immer aufwendiger, aber der Beamte spart ja so viel Zeit!
Schema F wächst und wächst und wird immer perfekter. Das PC Formular hat mit allen Links und aufzunehmenden Möglichkeiten mittlerweile in Druckform die Ausmaße einer 24 bändigen Brockhausenzyklopädie, aber der Beamte beherrscht es, er ist selbstverliebt reingewachsen in sein Schema F und kennt trotz eines simplen zu bearbeitenden "Antrages auf Erhöhung der Müllbeutelzuteilung", jetzt die Vornamen und Körpergrößen aller Kinder des Antragstellers, sowie dessen Berufsausbildung und Vorlieben beim Essenseinkauf.
Wehe aber es kommt wieder ein Fall von "steht hier nicht drin", oder noch schlimmer "die Benutzeroberfläch wird umgestellt" ui ui ui...... Zusammenbruch des Systems Beamter. Totalausfall des geliebten Systems "Schema F".
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht wieder zu handschriftlichen Notizen und persönlicher Fall- und Entscheidungsbefungnis des Beamten zurückkehren sollten.
Wie haben die das eigentlich vor 50 Jahren gemacht?
LG vom Falk
Ein Traumjob, da zu arbeiten, effektiv und einfach.
Schema F wird - da wir es natürlich ständig weiter entwickeln, um wirklich alle auftretenden Mängel und Lücken zu schließen - immer aufwendiger, aber der Beamte spart ja so viel Zeit!
Schema F wächst und wächst und wird immer perfekter. Das PC Formular hat mit allen Links und aufzunehmenden Möglichkeiten mittlerweile in Druckform die Ausmaße einer 24 bändigen Brockhausenzyklopädie, aber der Beamte beherrscht es, er ist selbstverliebt reingewachsen in sein Schema F und kennt trotz eines simplen zu bearbeitenden "Antrages auf Erhöhung der Müllbeutelzuteilung", jetzt die Vornamen und Körpergrößen aller Kinder des Antragstellers, sowie dessen Berufsausbildung und Vorlieben beim Essenseinkauf.
Wehe aber es kommt wieder ein Fall von "steht hier nicht drin", oder noch schlimmer "die Benutzeroberfläch wird umgestellt" ui ui ui...... Zusammenbruch des Systems Beamter. Totalausfall des geliebten Systems "Schema F".
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht wieder zu handschriftlichen Notizen und persönlicher Fall- und Entscheidungsbefungnis des Beamten zurückkehren sollten.
Wie haben die das eigentlich vor 50 Jahren gemacht?
LG vom Falk
Re: Ein Leben als Formblatt
Ist McDonald`s demnach das Ergebnis einer Verbeamtung der Küche?
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Re: Ein Leben als Formblatt
Falk7 » Do 24. Sep 2015, 19:16 hat geschrieben:Wenn Beamte unsere Belange und uns Menschen möglichst effektiv verwalten wollen, wenn sie die "Fälle" rationlisieren wollen, dann träumen sie von dem vollkommenen Schema F. ..... Ausfüllen, Abhaken, Knopf drücken - was auch immer das dann auslöst - egal, ablegen und fertig.
Ein Traumjob, da zu arbeiten, effektiv und einfach.
Schema F wird - da wir es natürlich ständig weiter entwickeln, um wirklich alle auftretenden Mängel und Lücken zu schließen - immer aufwendiger, aber der Beamte spart ja so viel Zeit!
Schema F wächst und wächst und wird immer perfekter. Das PC Formular hat mit allen Links und aufzunehmenden Möglichkeiten mittlerweile in Druckform die Ausmaße einer 24 bändigen Brockhausenzyklopädie, aber der Beamte beherrscht es, er ist selbstverliebt reingewachsen in sein Schema F und kennt trotz eines simplen zu bearbeitenden "Antrages auf Erhöhung der Müllbeutelzuteilung", jetzt die Vornamen und Körpergrößen aller Kinder des Antragstellers, sowie dessen Berufsausbildung und Vorlieben beim Essenseinkauf.
Wehe aber es kommt wieder ein Fall von "steht hier nicht drin", oder noch schlimmer "die Benutzeroberfläch wird umgestellt" ui ui ui...... Zusammenbruch des Systems Beamter. Totalausfall des geliebten Systems "Schema F".
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht wieder zu handschriftlichen Notizen und persönlicher Fall- und Entscheidungsbefungnis des Beamten zurückkehren sollten.
Wie haben die das eigentlich vor 50 Jahren gemacht?
LG vom Falk
offensichtlich wären dir Entscheidungen nach Nasenfaktor lieber als klare Entscheidungsprozesse basierend auf reproduzierbaren Ergebnissen.
Re: Ein Leben als Formblatt
Der Mensch ist ein subjektives Wesen, nur deshalb gibt es ja Kontrollinstanzen. Weil man nach nasenfaktor ja tatsächlich weiter kommt. Das darf aber nicht zu einer modelagentur ausarten. Deswegen finde ich die Frage gerechtfertigt: ist das beamtentum noch zeitgemäß? Vor allem bei der steigenden Zahl an Kriterien??
Re: Ein Leben als Formblatt
Den konkreten Fall würdigen erfordert immer mehr als Regeln, weil keine Regel alles abdecken kannOccham » Do 24. Sep 2015, 19:44 hat geschrieben:Der Mensch ist ein subjektives Wesen, nur deshalb gibt es ja Kontrollinstanzen. Weil man nach nasenfaktor ja tatsächlich weiter kommt. Das darf aber nicht zu einer modelagentur ausarten. Deswegen finde ich die Frage gerechtfertigt: ist das beamtentum noch zeitgemäß? Vor allem bei der steigenden Zahl an Kriterien??
Re: Ein Leben als Formblatt
Deswegen sind Beamte, die sich im Schema F verlieren, alles andere als gut für das System.HugoBettauer » Do 24. Sep 2015, 20:52 hat geschrieben: Den konkreten Fall würdigen erfordert immer mehr als Regeln, weil keine Regel alles abdecken kann
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Re: Ein Leben als Formblatt
HugoBettauer » Do 24. Sep 2015, 19:52 hat geschrieben: Den konkreten Fall würdigen erfordert immer mehr als Regeln, weil keine Regel alles abdecken kann
OHNE Regeln funktioniert gar nichts
Re: Ein Leben als Formblatt
Es geht auch darum das regeln einem Wandel unterliegen, bzw. das System das sich wandelt. Im Idealfall verändern sich die Einzelteile gleich mit... Im idealfall...
Re: Ein Leben als Formblatt
... nur das man nicht alles regeln kann, und wir mal darüber nachdenken sollten, ob die ganzen Einsparungen und Systematisierungen wirklich sinnvoll für unser gesellschaftliches Miteinander und Wohlbefinden sind. Regeln sind absolut notwendig, aber das heißt nicht dass sie systamtisch sein müssen (!) und schon gar nicht das berühmte Schema F!
LG vom Falk
Re: Ein Leben als Formblatt
Die Regel ist der Tod des Mitdenkens.Falk7 » Do 24. Sep 2015, 21:56 hat geschrieben:
... nur das man nicht alles regeln kann, und wir mal darüber nachdenken sollten, ob die ganzen Einsparungen und Systematisierungen wirklich sinnvoll für unser gesellschaftliches Miteinander und Wohlbefinden sind.
Re: Ein Leben als Formblatt
Naja, der Denkapperat rückt in den Hintergrund und von dort schwingt er dann komisch in den Vordergrund...HugoBettauer » Sa 26. Sep 2015, 14:34 hat geschrieben: Die Regel ist der Tod des Mitdenkens.

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Re: Ein Leben als Formblatt
[...]...was genau ist der Sinn hinter der Auswechslung eines Schemas durch ein anderes, wenn es hier gerade um die Schematisierung im Allgemeinen geht und was bitte machen die vielen Beamten in deiner Hosentasche? [...]Occham » So 20. Sep 2015, 11:42 hat geschrieben:Wer nach Schema f verlangt, bekommt von mir Schema g und weil ich das als unfair empfinde setze ich meist Schema h noch mit drauf und schwups, hab ich sie in die Hosentasche gesteckt.
Ich "bewundere" Menschen, die ihr Mütchen an den armen Seelen kühlen, die selbst Gefangene eines Systems sind. Seine Wut über eine Verspätung an der jungen Zugbegleiterin ausleben und sich an ihrer Verunsicherung delektieren, Mitarbeiter eines Amtes dumm von der Seite anmachen, die selbst ein Rädchen sind aber nicht der Konstrukteur - wie armselig ist das!
Sei höflich zur Putzfrau und beleidige deinen Abgeordneten - das hat Stil und Würde!
Zuletzt geändert von Milady de Winter am Montag 28. September 2015, 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: MOD - ad personam
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Re: Ein Leben als Formblatt
Wenn ich meinen Abgeordneten beleidige, wird er nur unnötig teurer.
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Re: Ein Leben als Formblatt
Nicht notwendig. In der Regel haben die Wikinger rote Bärte...so sagt man in Kreisen pubertierender Jugendlicher und das Witzige an Regeln ist doch gerade das Hinterfragen. Mich turnen Regeln sehr an. Ich plaudere sehr gerne mit Amtsinhabern über Regeln, aber nicht im Pöbelton sondern eher mit "Ich weiß, Sie haben die Regeln nicht gemacht, aber finden sie nicht auch, dass...". Da macht man erstaunliche Erfahrungen an warmherziger Solidarität, da holt man seinen Gesprächspartner ab und zu sich ins Boot und gemeinsam rudert man in den Westen, in die untergehende Sonne, in die Freiheit...So gesehen sind amtliche Regeln eine reelle Chance zu langlebigen Sozialkontakten.HugoBettauer » Sa 26. Sep 2015, 14:34 hat geschrieben: Die Regel ist der Tod des Mitdenkens.
Versuch auch mal folgenden Anmachspruch, z.B. beim Finanzamt: "Ich bin sicher dies wird der Beginn einer wunderbaren Freundschaft"! Die Blondine an der Bar lockst du mit solchen Sprüchen nicht vom Hocker, aber den oder die Amtsperson freut sich gelegentlich. Gleich am Anfang den Druck rausnehmen, unter dem sowohl Antragsteller als auch Antragentgegennehmer stehen, kleine Brücken des Alltags bauen, Tonfall harmonisieren, Gesichtszüge in den Freundlichkeitsmodus schalten, den Empathietrupp an die Front anstatt lauter Tretminen zu legen und über die Gräben Hände schütteln. Wie Tucholsky und seine Franzosen ein gemeinsames Lied singen mitten in den Gräben und dem Stacheldrahtverhau deutscher Amtsstuben. Sollen andere Krieg führen wenn sie unbedingt müssen. Ich komme in Frieden und gehe mit dem Erfolg in der Tasche anstatt eines Beamten...
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Re: Ein Leben als Formblatt
Was lustig ist kostet Geld, nur der Ärger ist umeinsunst. Die Burschen sind eh teuer, was solls...da muss man großzügig sein...HugoBettauer » So 27. Sep 2015, 19:42 hat geschrieben:Wenn ich meinen Abgeordneten beleidige, wird er nur unnötig teurer.

Re: Ein Leben als Formblatt
Zitat entfernt weil kaputt
Ja und dann wird der Amtsinhaber ausfällig oder guckt blöd. Die Erfahrung ist, dass Amtsinhaber in Ruhe gelassen werden wollen. Entweder beim Nichtstun oder beim Ichhaltemichhiernurandievorschrift.
Was immer gut klappt ist Menschen privat kennenlernen, bevor man dienstlich mit ihnen verkehrt.
Klappt aber mit bestimmten Typen nicht oder macht keinen Spaß.
Ja und dann wird der Amtsinhaber ausfällig oder guckt blöd. Die Erfahrung ist, dass Amtsinhaber in Ruhe gelassen werden wollen. Entweder beim Nichtstun oder beim Ichhaltemichhiernurandievorschrift.
Was immer gut klappt ist Menschen privat kennenlernen, bevor man dienstlich mit ihnen verkehrt.
Klappt aber mit bestimmten Typen nicht oder macht keinen Spaß.
Zuletzt geändert von HugoBettauer am Sonntag 27. September 2015, 19:56, insgesamt 1-mal geändert.