http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... ageIndex_2Als langjähriger Beobachter der öffentlichen Meinung muss man heute eine düstere Diagnose stellen: Wir befinden uns auf dem Weg zurück ins Mittelalter. Inwiefern? Nun, beginnen wir mit einem Beispiel. [...]
Der Zivilisation fehlt in der Anonymität des Virtuellen ihre wichtigste Grundlage: die Haftbarkeit des Einzelnen. Die Erfindung des Individuums als haftbare, sein eigenes Handeln verantwortende Person war die Voraussetzung für die Errichtung der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer großen Errungenschaften: Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde. Die anonymen Massenaufläufe im Internet entheben den Einzelnen aus der bürgerlichen Verantwortlichkeit.
Die pöbelnde Masse tritt heute wieder selbstbewusst als Handelnder auf. Die Anonymität des Internets bedeutet insofern einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittelalter, Pogrom und Hexenverbrennung. Es ist die Aufgabe der kommenden Jahrzehnte, unter den Akteuren im Internet eine Kultur der Aufklärung zu schaffen, um die digitale Welt in ein bürgerliches Zeitalter zu überführen.
http://www.huffingtonpost.de/2015/07/17 ... 16224.htmlVor seinem Griechen-Witz war der Kabarettist vor einiger Zeit als „islamophober Ausländerfeind abgestemptel“, wie er selbst schreibt.
Der Osnabrücker Mulsim Erhart Toka hatte im Herbst 2014 dem Kabarettisten Hetze und die Beschimpfung von Religionsgemeinschaften vorgeworfen, ihn als „Hassprediger“ bezeichnet und angezeigt. Als Beleg diente ein Videoclip, der antiislamische Passagen aus Nuhrs Programmen aneinanderreiht. Im Mai entschied das Stuttgarter Landgericht, dass sich Nuhr die Kritik als „Hassprediger“ gefallen lassen muss.
Hat Nuhr recht? Ist der anonyme Umgang mit Menschen ein Schritt in Richtung Faschismus und mittelalterliche Hexenverbrennung? Und wie kann das lösen? Staatliches Verbot von Pseudonymen? Aufklärung und eine neue Kultur erschaffen, wo die Nutzung des Klarnamens überall selbstverständlich wird?