In Deutschland gibt es knapp 7000 Salafisten. Damit hat sich diese Zahl in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Grund hierfür mag die bundesweit durchgeführte Aktion „Lies!“ sein, welche sich zur Aufgabe gesetzt hat Millionen von Koranen in deutschen Haushalten zu verteilen. Wiki
Im Mai 2012 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Salafisten und der Polizei in Solingen, dabei wurden 29 Polizisten verletzt. Daraufhin wurde die Gruppe Millatu Ibrahim verboten, und ihre Einrichtungen durchsucht und es kam auch zu mindestens einer Verurteilung. (2 Jahre 7 Monate Haft). Die restlichen Mitglieder dieser Gruppe sind mittlerweile in Syrien, allen voran er hier. Im September 2014 erklärten sich in Wuppertal einige Salafisten zur Scharia-Polizei was bundesweit ein enormes Echo hervorrief. Im Oktober 2014 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Kurden und Salafisten in Hamburg.
Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien Ende 2011 und den großen Eroberungen des IS Mitte 2014 sind insgesamt etwa 550 Deutsche nach Syrien/Irak gereist und etwa 180 kamen bisher wieder zurück. Es ist anzunehmen, dass es sich hier in erster Linie um radikalisierte Salafisten handelt. Hierdurch ist eine wie man es nennt „abstrakte“ Gefahr entstanden, die sehr hoch ist und im Grunde würde es längst niemanden mehr wundern, wenn morgen irgendwo in Deutschland ein Anschlag stattfindet. Dabei zeigt sich das Phänomen, dass nicht jeder Salafist ein Jihadist ist, aber zumindest in Deutschland jeder Jihadist ein Salafist. So gibt es eine kleine Gruppe Deutschlandweit bekannter deutscher Salafisten wie Abdul Adhim, Pierre Vogel oder Hassan Dabbagh die sich seit jeher jeder Gewaltaufrufe enthalten haben und in den letzten Jahren sogar regelmäßig im Fernsehen, in Talkshows, aufgetreten sind. Zuletzt der viel besprochene Talkshow-Besuch von Abdul Adhim bei Jauch.
Diese Entwicklung, die Geschichte von medienwirksamen „Auftritten“ der Salafisten, zumeist in Verbindung mit Gewalt, das Wachsen einer salafistischen Bewegung die für sich nicht per se gewalttätig ist, allerdings den „Pool“ an entsprechenden Gewaltbereiten stellt und mit ihrem Wachstum erweitert, haben in Deutschland – meinem Eindruck nach – zu einer Neubewertung hiesiger Salafisten geführt. Hat man sie früher eher belächelt, als Gruppe zu der sich vor allem pubertierende Migrantenkinder hingezogen fühlen, wurden sie in den letzten Jahren zu einem massiven Sicherheitsproblem mit einer dreistelligen Anzahl an Gefährdern. Dazu wird das Problem auch häufig als Integrationsproblem beschrieben, als Symptom und Ursache. (Die Geschichte mit der Sicherheit bringt aber am ehesten Fördergelder vom Staat.) Das Hauptproblem ist dabei immer, dass einerseits auch für Salafisten in Deutschland die Religionsfreiheit gilt, andererseits ihre Form des Islams aufgrund des Radikalisierungspotenzials als ein Problem für die nationale Sicherheit gesehen wird.
Liebe Userinnen und User
Was wird nun dagegen getan? Auf der einen Seite gibt es die Sicherheitsbehörden, welche die Salafisten und Rückkehrer aus Syrien, so weit es ihnen möglich ist, überwachen und gegebenenfalls auch Leute, vor allem Rückkehrer, verhaften. Auch besteht die Möglichkeit Leuten die Ausreise zu verweigern um ihre Aktionsradius einzuschränken, was aber wohl nicht sonderlich effektiv ist. Darum soll es bald möglich werden den entsprechenden Gefährdern die Pässe abzunehmen und ihnen ein spezieller Gefährder-Pass zu geben. Ohne rechtsstaatliche Kontrolle übrigens, die Entscheidung wer den Pass abgenommen bekommt fällen die Sicherheitsbehörden!(!!!) In mindestens einem Fall wurde auch jemand in die Türkei abgeschoben.
Doch es gibt nicht nur die Sicherheitsbehörden! Gerade in den letzten Monaten habe ich vermehrt von Präventionsmaßnahmen gelesen, welche versuchen die Jugendlichen zu „bekommen“ bevor sie sich radikalisieren und sich entschließen in den Jihad nach Syrien zu ziehen. Gerade durch die in den letzten Jahren stark gewachsene Anzahl der Salafisten, ein richtiger und wichtiger Ansatz. Hier gibt es einige interessante Sachen, denn einerseits muss das Phänomenen der Radikalisierung analysiert werden, was noch der einfache Teil ist, denn daraufhin muss man sich überlegen wie kann die Radikalisierungsprävention konkret aussehen. Und das ist schwierig, wenngleich man auf Erfahrungen im Umgang mit Rechtsextremen und mit Salafisten in anderen Ländern zurückgreifen kann. Dabei zeigt sich, dass dies alles natürlich auch im Kontext der deutschen Islamdebatte passiert, was nicht unbedingt immer hilfreich ist.
Zulauf für Salafisten - IMK rückt Prävention in den Fokus
Nötige Salafismus-Prävention - Radikale Islamisten werben auf Schulhöfen (<--- sehenswert)
Am prominentesten ist noch die Beratungsstelle „Hayat“ aus Berlin, bei der sich vor allem besorgte Eltern melden können und welche dann in einem langen Prozess versuchen sicherheitsrelevante Radikale zu entradikalisieren. Zu den dortigen Mitarbeiter gehört auch Ahmad Mansour der sich zuletzt auch in Islamdebatten-Talkshows eingeschaltet hat. Von ihm ist ein lesenswerter Text über Radikalisierung von Salafisten und was man dagegen tun kann:
Salafistische Radikalisierung – und was man dagegen tun kann
http://www.bpb.de/veranstaltungen/dokum ... ngsstellen
Offizielle Website: http://hayat-deutschland.de/news/
In NRW gibt es das Projekt Wegweiser, die man ebenfalls telefonisch erreichen kann. Insgesamt kann man sehen, dass diese Sachen zunehmend gefördert werden und sich dort wohl auch Leute melden.
http://www.integration-in-bonn.de/proje ... eiser.html
http://www.wegweiser-bochum.de/
http://www.wegweiser-duesseldorf.de/positionen/
Präventionsangebot "Wegweiser"Reger Beratungsbedarf beim Thema Salafismus
Salafismus-Prävention soll 2015 auch in Köln starten
Video: Prävention gegen gewaltbereiten Salafismus
In Hessen gibt es das so genannte Violence Prevention Network:
http://www.violence-prevention-network.de/
Start des Hessischen Präventionsnetzwerks gegen Salafismus
Ein ähnliches Projekt ist „ufuq“, ebenfalls aus Berlin. Hier geht es um politische Bildung von Muslimen.
http://ufuq.de/
Das Präventionsprojekt ufuq.de: Filmpaket stellt die Frage "Wie wollen wir leben?"
Liebe Userinnen und User
Wie sehen sie die Möglichkeiten dem Salafismus durch präventives Vorgehen zu begegnen? Ist das Erfolgsversprechend oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Wie groß ist die Gefahr durch diese Leute wirklich? Sind Salafisten in erster Linie ein Sicherheits- oder auch ein gesellschaftliches Präventionsproblem? Was sind eure Gedanken zu diesem Thema: "Deutsche Salafisten und was man gegen sie tut."?
