Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von iCerberus GbR »

Gretel » Sa 26. Okt 2013, 10:11 hat geschrieben:der Nahostkonflikt ist deshalb so "interessant",
weil dort die Wiege und der Austragungsort der 3 monotheistischen Religionen ist und war...

Sachlich völlig falsch. Mohammed kam nicht aus Jerusalem und "trug" dort auch nichts "aus"! Für Christen ist dieser Ort auch nur deshalb wichtig, weil ihr angeblicher Religionsstifter nun halt zufällig ein orthodoxer Rabbi war, also ein Jude. Das angeblich meint, dass ja eigentlich der Konvertit Paulus der Gründer des Christentums ist. ;)

Sorry, wenn ich Euch enttäusche, Leute, aber Jerusalem ist halt im eigentlichen Sinn wirklich nur jüdisch, also nicht christlich und nicht mohammedanisch. Ihr kommt schon drüber weg, ich trau Euch das zu!
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Gretel »

iCerberus GbR » Sa 26. Okt 2013, 14:56 hat geschrieben:
Sachlich völlig falsch. Mohammed kam nicht aus Jerusalem und "trug" dort auch nichts "aus"! Für Christen ist dieser Ort auch nur deshalb wichtig, weil ihr angeblicher Religionsstifter nun halt zufällig ein orthodoxer Rabbi war, also ein Jude. Das angeblich meint, dass ja eigentlich der Konvertit Paulus der Gründer des Christentums ist. ;)

Sorry, wenn ich Euch enttäusche, Leute, aber Jerusalem ist halt im eigentlichen Sinn wirklich nur jüdisch, also nicht christlich und nicht mohammedanisch. Ihr kommt schon drüber weg, ich trau Euch das zu!
ich sprach nicht von Jerualem. :x
aber Du wirst den Gedanken eh nicht kapieren.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Chajm »

Gretel » Sa 26. Okt 2013, 09:11 hat geschrieben:der Nahostkonflikt ist deshalb so "interessant",
weil
dort die Wiege und der Austragungsort der 3 monotheistischen Religionen ist und war,
die unsere jüdische/christliche/islamischen Kulturen maßgeblich prägten.
- Alles andere leitet sich nur davon ab.

... in diesem falle Juden involviert sind!
Würden sich Hamas und Hezbollah und diverse andere "Freiheitskämpfer" gegenseitig massakrieren bzw. ihre Anhänger - es interessierte kaum oder gar nicht!
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von iCerberus GbR »

:cool: Das stimmt, wenn...
p.o.lemik » Sa 26. Okt 2013, 19:51 hat geschrieben:...sich Hamas und Hezbollah und diverse andere "Freiheitskämpfer" gegenseitig massakrieren bzw. ihre Anhänger ... interessiert...
...es mich...
...kaum oder gar nicht!
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Gretel »

hier ist ja wieder Intelligenzlerauflauf.

http://books.google.de/books?id=j9W-oy7 ... nt&f=false
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von iCerberus GbR »

Gretel » Sa 26. Okt 2013, 20:42 hat geschrieben:hier ist ja wieder Intelligenzlerauflauf.

Offenbar nicht, sonst würdest Du ja lesen, was Du als Link hier einstellst...
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Daylight »

p.o.lemik » Sa 26. Okt 2013, 19:51 hat geschrieben:

... in diesem falle Juden involviert sind!
Würden sich Hamas und Hezbollah und diverse andere "Freiheitskämpfer" gegenseitig massakrieren bzw. ihre Anhänger - es interessierte kaum oder gar nicht!
das ist schlicht unsachlich. Als richtig kann man durchgehen lassen, dass es weniger Aufmerksamkeit gäbe. Ich mag keine Schwarz-Weiß-Zeichner aus eigenen Gnaden.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Gretel »

Daylight » Sa 26. Okt 2013, 20:34 hat geschrieben: das ist schlicht unsachlich. Als richtig kann man durchgehen lassen, dass es weniger Aufmerksamkeit gäbe. Ich mag keine Schwarz-Weiß-Zeichner aus eigenen Gnaden.
Gäbe es keine Juden, gäbe es den Konflikt nicht.
Gäbe es keine Moslems, gäbe es den Konflikt nicht.
Gäbe es keine Christen, gäbe es den Konflikt nicht.

:D
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von iCerberus GbR »

Daylight » Sa 26. Okt 2013, 21:34 hat geschrieben:Als richtig kann man durchgehen lassen, dass es weniger Aufmerksamkeit gäbe.

Und warum ist das so (wenn es so ist)?
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von iCerberus GbR »

Gretel » Sa 26. Okt 2013, 21:37 hat geschrieben:
Gäbe es keine Juden, gäbe es den Konflikt nicht.
Gäbe es keine Moslems, gäbe es den Konflikt nicht.
Gäbe es keine Christen, gäbe es den Konflikt nicht.

:D

Da gibt es gar nichts zu grinsen, und leider ist nur der erste Satz richtig.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Chajm »

Daylight » Sa 26. Okt 2013, 20:34 hat geschrieben: das ist schlicht unsachlich.

Nö - ist es nicht und Sie sind der letzte, der das zu beurteilen hat, auch wenn Sie sich gern als moralische Instanz darzustellen belieben!
Als richtig kann man durchgehen lassen, dass es weniger Aufmerksamkeit gäbe.

Es interessiert mich und so ziemlich alle anderen Juden herzlich wenig, was Ihro Gnaden beruhen, als richtig durchgehen zu lassen!
Ich mag keine Schwarz-Weiß-Zeichner aus eigenen Gnaden.
Und nur meine gute Erziehung verbietet mir, Ihnen zu sagen, welche aus eigenen Gnaden "künstlerisch" tätigen Personen ich nicht mag!
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Daylight »

p.o.lemik » Sa 26. Okt 2013, 23:31 hat geschrieben:
Nö - ist es nicht und Sie sind der letzte, der das zu beurteilen hat, auch wenn Sie sich gern als moralische Instanz darzustellen belieben!

Begründung? :thumbup:
Daylight » Sa 26. Okt 2013, 20:34 hat geschrieben:Als richtig kann man durchgehen lassen, dass es weniger Aufmerksamkeit gäbe.
p.o.lemik » Sa 26. Okt 2013, 23:31 hat geschrieben:Es interessiert mich und so ziemlich alle anderen Juden herzlich wenig, was Ihro Gnaden beruhen, als richtig durchgehen zu lassen!
Es interessiert mich wiederum herzlich wenig, was Sie darüber denken. Erstaunlich und auch bemerkenswert aber ist und überrascht mich Ihre Anmaßung und Eitelkeit, zu glauben, Sie wären in der Position, für "so ziemlich alle anderen Juden" öffentlich sprechen zu können. Sie sind insofern noch weit überheblicher, ein Tor, als ich das bisher bereits angenommen hatte.
Daylight » Sa 26. Okt 2013, 20:34 hat geschrieben:Ich mag keine Schwarz-Weiß-Zeichner aus eigenen Gnaden.
p.o.lemik » Sa 26. Okt 2013, 23:31 hat geschrieben:Und nur meine gute Erziehung verbietet mir, Ihnen zu sagen, welche aus eigenen Gnaden "künstlerisch" tätigen Personen ich nicht mag!
Sie lieben die Dramatik des ad-personam-Spektakels, nicht wahr? :D
Zuletzt geändert von Daylight am Sonntag 27. Oktober 2013, 00:07, insgesamt 1-mal geändert.
Daylight

Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Daylight »

Gretel » Sa 26. Okt 2013, 21:37 hat geschrieben:
Gäbe es keine Juden, gäbe es den Konflikt nicht.
Gäbe es keine Moslems, gäbe es den Konflikt nicht.
Gäbe es keine Christen, gäbe es den Konflikt nicht.

:D
:D :D :D
Daylight

Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Daylight »

iCerberus GbR » Sa 26. Okt 2013, 21:37 hat geschrieben:
Und warum ist das so (wenn es so ist)?
HC. Historie. Kausalitäten historisch großer Bedeutung.
Daylight

Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Daylight »

iCerberus GbR » Sa 26. Okt 2013, 21:39 hat geschrieben:
Da gibt es gar nichts zu grinsen, und leider ist nur der erste Satz richtig.
Nein, das ist schlicht unrichtig. Auch wenn es richtig ist, dass dieser Konflikt einen Schwerpunkt in der Gründung des israelischen Staates und dessen Konflikt-Folgen hat.
gingerfox

Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von gingerfox »

Daylight » So 27. Okt 2013, 00:15 hat geschrieben: Nein, das ist schlicht unrichtig.

Ohne Balfour-Deklaration und Mandat gäbe es keinen jüdischen Staat Israel und somit keinen Nahostkrieg. Denn dann wäre das Land einfach panarabisch aufgeteilt unter Jordanien, Ägypten und Syrien. Und Libanon wäre längst an Syrien "angeschlossen". Daher ist der erste Satz in der Tat leider richtig.

Innerarabische Kriege gäbe es natürlich dann auch dort, nur würde sich kaum jemand dafür interessieren oder gar engagieren.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Wolverine »

Sara Irani » So 27. Okt 2013, 12:28 hat geschrieben:Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?
Was den Iran angeht, kann ich darauf antworten. Für die Mörder in meiner Heimat ist der Nahostkonflikt die beste Ablenkung von den eigenen Verbrechen. Gerade gestern hat man 16 Unschuldige ohne Gerichtsurteil gehängt. Und die ganze Welt schweigt.
Man stelle sich nur vor, so etwas wäre in Israel passiert. :cool:
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Wolverine »

gingerfox » So 27. Okt 2013, 08:40 hat geschrieben:
Ohne Balfour-Deklaration und Mandat gäbe es keinen jüdischen Staat Israel und somit keinen Nahostkrieg. Denn dann wäre das Land einfach panarabisch aufgeteilt unter Jordanien, Ägypten und Syrien. Und Libanon wäre längst an Syrien "angeschlossen". Daher ist der erste Satz in der Tat leider richtig.

Innerarabische Kriege gäbe es natürlich dann auch dort, nur würde sich kaum jemand dafür interessieren oder gar engagieren.
Ein Staat Palästina war von arabischer Seite niemals geplant. Dazu gibt es ein sehr gutes Buch "Palestine betrayed"
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von ToughDaddy »

Wolverine » So 27. Okt 2013, 12:55 hat geschrieben:
Man stelle sich nur vor, so etwas wäre in Israel passiert. :cool:
Der Weltfrieden wäre wieder einmal in Gefahr.
Tja schon scheiße, wenn man wie Du doppelte Standards fordert.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Wolverine »

ToughDaddy » So 27. Okt 2013, 13:51 hat geschrieben:
Tja schon scheiße, wenn man wie Du doppelte Standards fordert.
Wie meinen? :?:
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von derkleine »

gingerfox » Sa 26. Okt 2013, 08:50 hat geschrieben: Dann lässt Du Dich also von anderen steuern? Du musst das tun, was Du an ihnen kritisierst? Sorry, das ist unlogisch und ändert nichts. Man kann außerdem auch noch etwas "überlesen" oder bestimmte Personen gezielt ausblenden.

Vertrau doch auf die Moderation, unsachliche Äußerungen oder Angriffe kannst Du melden oder sie werden sowieso gelöscht.
Wenn dich X mal so ein User so behandeln würde, wurdest du auch nicht ruhig bleiben. Sorry ich bin auch nur ein Mensch.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Wolverine »

Sara Irani » Fr 6. Dez 2013, 20:49 hat geschrieben:Ein berühmter Jude iranischer Herlunft hat kürzlich gesagt, Israel, Judentum und Zionismus bildeten ein Dreieck. Würde man eins von drei wegnehmen, könnten die beiden anderen nicht fortbestehen.Das finde ich sehr treffend formuliert.
:thumbup: Volle Zustimmung.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zwei aktuelle Veröffentlichungen dürften die Diskussionen rund um Israel, Judentum und Zionismus momentan einigermaßen befeuern. "Am Scheideweg. Judentum und die Kritik am Zionismus" der amerikanisch-jüdischen Philosophin Judith Butler und "Warum ich aufhöre, Jude zu sein. Ein israelischer Standpunkt." des israelisch-jüdischen Historikers Shlomo Sand.

Während Butler ihren antizionistischen Standpunkt aus dem Judentum selbst heraus zu entwickeln versucht und sich dabei auf berühmte Persönlichkeiten wie Hannah Arendt, Emmanuel Lévinas, Walter Benjamin oder Primo Levi beruft, stellt Sand ethnische und religiöse Identitäten als den eigentlichen Kern allen Übels heraus.

Bemerkenswert finde ich vor allem die Konsequenz Butlers in der Frage einer möglichen politischen Entwicklung in einem nicht mehr jüdisch dominierten Israel. Es sei zwar denkbar, dass sich die Rollen einfach nur umkehrten und auf die jüdische eine palästinensische Dominanz folgen könnte, aber damit müsse man leben. Denn
Judith Butler hat geschrieben: Kein demokratisches Gemeinwesen hat das Recht, für die demografische Überlegenheit einer bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppe zu sorgen.
Demokratie auf der einen und ein bestimmter ethnisch oder religiös gebundener Staatscharakter auf der anderen schließen sich gegenseitig aus.

Auf dradio gabs letzte Woche in "Andruck" eine Rezension zu beiden Büchern. http://www.deutschlandfunk.de/israel-ju ... _id=270869

Es wird dort die berechtigte Frage gestellt, mit wem ein ethnisch nicht von irgendeiner Gruppe dominiertes Israel denn wohl aufgebaut werden solle. Es fänden sich auf beiden Seiten so gut wie keine Anhänger nichtidentitärer Staatsphilosophien und das Ganze sei somit ein rein akademisches Projekt. Kann sein. Aber Recht hat die Autorin dennoch.

Was mich an der Reflexion zu solchen Publikationen ziemlich nervt, ist die vorausschaubare Pseudo-Argumentation, Antisemiten würden mit Vorliebe gerade jüdische Kritiker als "Kronzeugen" zitieren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

schokoschendrezki » Di 10. Dez 2013, 09:53 hat geschrieben: Demokratie auf der einen und ein bestimmter ethnisch oder religiös gebundener Staatscharakter auf der anderen schließen sich gegenseitig aus.
Warum? Wenn er mehrheitlich gewollt ist.
Zuletzt geändert von Liegestuhl am Dienstag 10. Dezember 2013, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Liegestuhl » Di 10. Dez 2013, 19:00 hat geschrieben:
Warum? Wenn er mehrheitlich gewollt ist.
Demokratie ist die Herrschaft des Volkes. Die Herrschaft einer bestimmten Ethnie resp. Religion nennt sich Ethnokratie resp. Theokratie. Die explizite Herrschaft und Vormachtstellung einer bestimmten Ethnie resp. Religion über eine oder mehrere andere Ethnie(n) resp. Religion(en), die ihre Legitimität einzig aus der demografischen Mehrheit ableitet, nennt sich Ethnokratie resp. Theokratie im demokratischen Gewand.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 10:08 hat geschrieben: Demokratie ist die Herrschaft des Volkes.
Und wenn das Volk mehrheitlich entscheidet, dass es diesen ethnisch gebundenen Staatscharakter beibehalten will?
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bennyh

Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Liegestuhl » Di 10. Dez 2013, 19:23 hat geschrieben:
Und wenn das Volk mehrheitlich entscheidet, dass es diesen ethnisch gebundenen Staatscharakter beibehalten will?
Habe ich in den 2 folgenden Sätzen, die Sie ausgeblendet haben, beantwortet.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 10:24 hat geschrieben: Habe ich in den 2 folgenden Sätzen, die Sie ausgeblendet haben, beantwortet.
Das trifft aber nicht auf Israel zu, daher habe ich es in meiner Argumentation unberührt gelassen. In Israel wählt das israelische Staatsvolk. Juden wie auch Araber.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Liegestuhl » Di 10. Dez 2013, 19:23 hat geschrieben:
Und wenn das Volk mehrheitlich entscheidet, dass es diesen ethnisch gebundenen Staatscharakter beibehalten will?
Dann ist es eine Ethnokratie im demokratischen Gewand. Wahlrecht für alle hin oder her.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 10:30 hat geschrieben:Dann ist es eine Ethnokratie im demokratischen Gewand. Wahlrecht für alle hin oder her.
Da alle Bürger des Landes die gleichen Rechte haben und alle das Wahlrecht haben, ist es selbstverständlich eine Demokratie.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Gutmensch »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 11:30 hat geschrieben: Dann ist es eine Ethnokratie im demokratischen Gewand. Wahlrecht für alle hin oder her.
Eine Ethnokratie findet man in den islamischen Staaten, in denen Christen und Juden sowie alle anderen Religionen entweder verfolgt werden oder verboten sind. In den palästinensischen Gebieten werden Juden recht schnell umgebracht, wenn sie dort auftauchen, Christen werden auch verfolgt, weshalb palästinensische Christen lieber in der Demokratie und dem Rechtstaat Israel leben.
In Israel leben Juden, Muslime, Christen und die Angehörigen aller übrigen Religionen mit gleichen Rechten nebeneinander.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Gutmensch » Di 10. Dez 2013, 20:33 hat geschrieben:
Eine Ethnokratie findet man in den islamischen Staaten, in denen Christen und Juden sowie alle anderen Religionen entweder verfolgt werden oder verboten sind. In den palästinensischen Gebieten werden Juden recht schnell umgebracht, wenn sie dort auftauchen, Christen werden auch verfolgt, weshalb palästinensische Christen lieber in der Demokratie und dem Rechtstaat Israel leben.
In Israel leben Juden, Muslime, Christen und die Angehörigen aller übrigen Religionen mit gleichen Rechten nebeneinander.
Abgesehen davon, dass Ihre Generalisierungen gelinde gesagt ein wenig übertrieben sind, stimme ich Ihnen insofern zu, dass die meisten islamischen Staaten mit ganz wenigen Ausnahme keine Demokratien sind.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Gutmensch »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 12:41 hat geschrieben: Abgesehen davon, dass Ihre Generalisierungen gelinde gesagt ein wenig übertrieben sind, stimme ich Ihnen insofern zu, dass die meisten islamischen Staaten mit ganz wenigen Ausnahme keine Demokratien sind.
Ob es daran liegt, dass Islam und Demokratie inkompatibel sind? Was glauben Sie?
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 11:41 hat geschrieben: Abgesehen davon, dass Ihre Generalisierungen gelinde gesagt ein wenig übertrieben sind, stimme ich Ihnen insofern zu, dass die meisten islamischen Staaten mit ganz wenigen Ausnahme keine Demokratien sind.
Welche wenigen Ausnahmen gibt es denn da?
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Bleibtreu »

Gutmensch » Di 10. Dez 2013, 11:45 hat geschrieben:
Ob es daran liegt, dass Islam und Demokratie inkompatibel sind? Was glauben Sie?
Welche Religion kann für sich in Anspruch nehmen demokratisch zu sein? Haftet den Monotheistischen nicht die Krux des Alleinanspruches an? Das Problem ist nicht eine bestimmte Religion, sondern die strikte Trennung von Staat und Religion.
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Dienstag 10. Dezember 2013, 12:00, insgesamt 2-mal geändert.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

Bleibtreu » Di 10. Dez 2013, 11:59 hat geschrieben:Das Problem ist nicht eine bestimmte Religion, sondern die strikte Trennung von Staat und Religion.
So ist es.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Gutmensch » Di 10. Dez 2013, 20:45 hat geschrieben:
Ob es daran liegt, dass Islam und Demokratie inkompatibel sind? Was glauben Sie?
Es gibt recht viele sehr unterschiedliche Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung. Entsprechend unterschiedlich sind auch die diversen Kriterien, anhand derer ich besagte Staaten nicht als demokratisch bezeichnen würde. Beispielsweise würde ich behaupten, dass im Falle Albaniens oder des Kosovo der Islam keinerlei "Schuld" daran hat, dass diese Länder vergleichsweise undemokratisch sind.

Sind Islam und Demokratie inkompatibel? Ich würde sagen, jede Religion ist, soweit es die politische Komponente betrifft, mit Demokratie inkompatibel. Sofern es sich um einen strikt säkularen Islam handelt, sehe ich da keine grundsätzliche Inkompatibilität. Add: Mit dem Christentum hats ja auch nach Jahrhunderten mal geklappt. ;-)
Zuletzt geändert von bennyh am Dienstag 10. Dezember 2013, 12:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 11:41 hat geschrieben: Abgesehen davon, dass Ihre Generalisierungen gelinde gesagt ein wenig übertrieben sind, stimme ich Ihnen insofern zu, dass die meisten islamischen Staaten mit ganz wenigen Ausnahme keine Demokratien sind.
edit
Zuletzt geändert von freigeist am Dienstag 10. Dezember 2013, 14:09, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Duplikat
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Gutmensch »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 13:03 hat geschrieben: Es gibt recht viele sehr unterschiedliche Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung. Entsprechend unterschiedlich sind auch die diversen Kriterien, anhand derer ich besagte Staaten nicht als demokratisch bezeichnen würde. Beispielsweise würde ich behaupten, dass im Falle Albaniens oder des Kosovo der Islam keinerlei "Schuld" daran hat, dass diese Länder vergleichsweise undemokratisch sind.

Sind Islam und Demokratie inkompatibel? Ich würde sagen, jede Religion ist, soweit es die politische Komponente betrifft, mit Demokratie inkompatibel. Sofern es sich um einen strikt säkularen Islam handelt, sehe ich da keine grundsätzliche Inkompatibilität. Add: Mit dem Christentum hats ja auch nach Jahrhunderten mal geklappt. ;-)
Da stimme ich Ihnen zu, das christliche Abendland hat auch sehr lange gebraucht, um die Religion von ihrem Herrschaftsanspruch abzusetzen. Derzeit erleben wir zu unseren Lebzeiten selbiges Schauspiel in den arabischen Ländern. Ich denke, diese Entwicklung wird auch weiterhin blutig verlaufen aber sehr viel schneller zur Demokratie führen als es im Abendland der Fall war.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Gutmensch » Di 10. Dez 2013, 22:16 hat geschrieben:
Da stimme ich Ihnen zu, das christliche Abendland hat auch sehr lange gebraucht, um die Religion von ihrem Herrschaftsanspruch abzusetzen. Derzeit erleben wir zu unseren Lebzeiten selbiges Schauspiel in den arabischen Ländern. Ich denke, diese Entwicklung wird auch weiterhin blutig verlaufen aber sehr viel schneller zur Demokratie führen als es im Abendland der Fall war.
Ich würde es mir wünschen, sowohl für den Orient als auch fürs Abendland. Weder ist der übertriebene Islamismus, den man heute in der arabischen und persischen Welt vorfindet, gut für "uns", noch glaube ich, dass er den Menschen "dort" besonders gut tut.
Ich stimme Ihnen zu, dass die Entwicklungen heute bedingt durch technischen, va informationstechnischen Fortschritt deutlich schneller vonstatten gehen, als in der Vergangenheit. Insofern bin ich auch recht zuversichtlich, dass irgendwann in nicht zu ferner Zukunft der Orient zu einem gesunden Maß an Säkularismus finden wird.
Das Bedauerliche daran ist, dass diese Region (also der Nahe und Mittlere Osten) noch vor wenigen Jahrzehnten deutlich säkularer war als er heute ist. Noch in den 1960ern gab es kaum Länder in dieser Region, die wirklich theokratisch waren. Heute gibt es in derselben Region kaum Länder, die wirklich säkular sind. Wir erleben also eine Art (imho temporären) Rückschritt.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Di 10. Dez 2013, 13:50 hat geschrieben:Das Bedauerliche daran ist, dass diese Region (also der Nahe und Mittlere Osten) noch vor wenigen Jahrzehnten deutlich säkularer war als er heute ist. Noch in den 1960ern gab es kaum Länder in dieser Region, die wirklich theokratisch waren. Heute gibt es in derselben Region kaum Länder, die wirklich säkular sind. Wir erleben also eine Art (imho temporären) Rückschritt.
Zum Thema empfehle ich dir das Buch "Der Untergang der islamischen Welt" von Hamed Abdel-Samad. Er beschreibt recht deutlich, wie sich die Abwärtsspirale immer schneller dreht.
bennyh » Di 10. Dez 2013, 11:41 hat geschrieben: Abgesehen davon, dass Ihre Generalisierungen gelinde gesagt ein wenig übertrieben sind, stimme ich Ihnen insofern zu, dass die meisten islamischen Staaten mit ganz wenigen Ausnahme keine Demokratien sind.
edit
Zuletzt geändert von freigeist am Dienstag 10. Dezember 2013, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Duplikat
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von schokoschendrezki »

schokoschendrezki » Di 10. Dez 2013, 09:53 hat geschrieben: Demokratie auf der einen und ein bestimmter ethnisch oder religiös gebundener Staatscharakter auf der anderen schließen sich gegenseitig aus.
Liegestuhl » Di 10. Dez 2013, 11:00 hat geschrieben:
Warum? Wenn er mehrheitlich gewollt ist.

Gegenfrage: Die in der Präambel der neuen ungarischen Verfassung beschriebene Staatsauffassung differenziert zwischen einer auf „ungarische[r] Kultur“ und Sprache begründeten ungarischen Nation und „in Ungarn lebenden Nationalitäten“. Auch wenn den Ungarn dabei quasi nur die Rolle als Erste unter Gleichen zugewiesen wird, und auch wenn wir dabei eine Mehrheit Pro unterstellen ... kaum jemand in Mitteleuropa wird dies als einen Schritt in Richtung Demokratie werten. Zurecht.

Der Punkt ist doch, dass demokratische Beschlüsse zwar schon etwas mit Mehrheitswillen zu tun haben, dass aber der Geltungsbereich der Demokratie uneingeschränkt zu sein hat. Und auch eine formale Unterscheidung zwischen der einen Ethnie als nationenbildendes Staatsvolk und den anderen Ethnien als rechtlich gleichgestellte aber eben "andere" ist eine solche Einschränkung.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

schokoschendrezki » Di 10. Dez 2013, 14:21 hat geschrieben: Gegenfrage: Die in der Präambel der neuen ungarischen Verfassung beschriebene Staatsauffassung differenziert zwischen einer auf „ungarische[r] Kultur“ und Sprache begründeten ungarischen Nation und „in Ungarn lebenden Nationalitäten“. Auch wenn den Ungarn dabei quasi nur die Rolle als Erste unter Gleichen zugewiesen wird, und auch wenn wir dabei eine Mehrheit Pro unterstellen ... kaum jemand in Mitteleuropa wird dies als einen Schritt in Richtung Demokratie werten. Zurecht.
Wo genau ist da jetzt die Frage?
Der Punkt ist doch, dass demokratische Beschlüsse zwar schon etwas mit Mehrheitswillen zu tun haben, dass aber der Geltungsbereich der Demokratie uneingeschränkt zu sein hat.
Auch wenn das gegen den mehrheitlichen Willen des Volkes ist?
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

Es wäre schön, wenn benny noch auf meine Frage eingehen würde.

http://politik-forum.eu/viewtopic.php?p ... 5#p2297625
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Wolverine »

Liegestuhl » Di 10. Dez 2013, 12:03 hat geschrieben:
So ist es.
Die in Israel gewährleistet ist. :thumbup:
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von schokoschendrezki »

schokoschendrezki » Di 10. Dez 2013, 14:21 hat geschrieben: Gegenfrage: Die in der Präambel der neuen ungarischen Verfassung beschriebene Staatsauffassung differenziert zwischen einer auf „ungarische[r] Kultur“ und Sprache begründeten ungarischen Nation und „in Ungarn lebenden Nationalitäten“. Auch wenn den Ungarn dabei quasi nur die Rolle als Erste unter Gleichen zugewiesen wird, und auch wenn wir dabei eine Mehrheit Pro unterstellen ... kaum jemand in Mitteleuropa wird dies als einen Schritt in Richtung Demokratie werten. Zurecht.
Liegestuhl » Di 10. Dez 2013, 15:26 hat geschrieben: Wo genau ist da jetzt die Frage?
Die Frage für mich ist, warum viele Menschen Nationalismus bzw. Ethnozentriertheit mit zweierlei Maß messen. Eine große Mehrheit demokratisch gesinnter (oder sich dafür haltender) Menschen in Europa lehnt eine explizite Fokussierung des Staatscharakters auf eine bestimmte Ethnie/Nation oder Religion ab. So wie es eben in der Präambel der neuen ungarischen Verfassung formuliert ist. Diese Formulierungen entsprechen aber ziemlich genau der offiziellen Auffassung Israels als eines "jüdischen Staates aller seiner Bürger".

Verständlicherweise wird man in Israel wegen der zunehmenden antisemitischen Tendenzen Ungarn kaum als europäisches Vorzeigemodell sehen. Diese Rolle kommt wohl eher dem nationalistischen Serbien zu.

Und in diesem Zusammenhang nochmal zum eigentlichen Thread-Thema: Selbstverständlich ist es Sache der israelischen Staatsbürger über den ethnischen Charakter ihres Staates zu entscheiden. Warum das Thema - zumindest bei mir - so heftige Emotionen auslöst, ist doch klar: Ich will nicht, unter keinen Umständen in einem Staat mit ethnisch festgelegtem Charakter leben. Das Stichwort in Deutschland lautet hier "Leitkultur". Und ich will auch nicht in einem Europa mit ethnisch oder religiös festgelegten Staaten leben.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

schokoschendrezki » Mi 11. Dez 2013, 11:09 hat geschrieben:Die Frage für mich ist, warum viele Menschen Nationalismus bzw. Ethnozentriertheit mit zweierlei Maß messen. Eine große Mehrheit demokratisch gesinnter (oder sich dafür haltender) Menschen in Europa lehnt eine explizite Fokussierung des Staatscharakters auf eine bestimmte Ethnie/Nation oder Religion ab.
Das bezweifel ich. Ich glaube, die große Mehrheit in Deutschland befürwortet eine Fokussierung des Staatscharakters auf das deutsche Volk. Das mag man xenophob nennen, ist aber im Fall von Israel durchaus historisch und nachvollziehbar begründet.
Warum das Thema - zumindest bei mir - so heftige Emotionen auslöst, ist doch klar: Ich will nicht, unter keinen Umständen in einem Staat mit ethnisch festgelegtem Charakter leben. Das Stichwort in Deutschland lautet hier "Leitkultur". Und ich will auch nicht in einem Europa mit ethnisch oder religiös festgelegten Staaten leben.
Ja, aber deine bloße Abneigung dagegen, belegt ja nicht deine Aussage: "Demokratie auf der einen und ein bestimmter ethnisch oder religiös gebundener Staatscharakter auf der anderen schließen sich gegenseitig aus". Sie schließen sich nur dann aus, wenn Menschen, die nicht einer bestimmten Ethnie angehören, von den demokratischen Wahlen ausgeschlossen werden. Und das ist in Israel nicht der Fall.

Ich halte übrigens Deutschland für wesentlich ethnischer und religiöser geprägt als Israel.
Zuletzt geändert von Liegestuhl am Mittwoch 11. Dezember 2013, 11:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

[quote="Liegestuhl » Mi 11. Dez 2013, 20:39"]
Ich glaube, die große Mehrheit in Deutschland befürwortet eine Fokussierung des Staatscharakters auf das deutsche Volk.[quote]
Definieren Sie "deutsches Volk" in diesem Zusammenhang auf die Gesamtheit der Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschlands oder auf hellhäutige Menschen germanischer Abstammung? Sofern letzteres, würde ich sagen, Sie irren sich.

Ganz abgesehen davon stellt sich die Frage, ob man es gutheißen muss, wenn ein solcher Staatscharakter per Gesetz und Dekret solidifiziert werden würde. Ich wäre, auch wenn dies im Rahmen eines demokratischen Prozesses stattfinden würde, dagegen.

Und es stellt sich die Frage, ob ein solcher Staat sich weiterhin Demokratie nennen darf. Wie gesagt, Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, nicht die Herrschaft einer bestimmten Ethnie, die zufälligerweise die Mehrheit stellt.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von Liegestuhl »

bennyh » Mi 11. Dez 2013, 14:12 hat geschrieben: Definieren Sie "deutsches Volk" in diesem Zusammenhang auf die Gesamtheit der Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschlands oder auf hellhäutige Menschen germanischer Abstammung? Sofern letzteres, würde ich sagen, Sie irren sich.
Das gleiche, was Juden unter dem jüdischen Volk verstehen.
Ganz abgesehen davon stellt sich die Frage, ob man es gutheißen muss, wenn ein solcher Staatscharakter per Gesetz und Dekret solidifiziert werden würde. Ich wäre, auch wenn dies im Rahmen eines demokratischen Prozesses stattfinden würde, dagegen.
Wäre es nicht undemokratisch, wenn in einem solchen Fall gegen den Willen des Volkes entschieden wird?
Und es stellt sich die Frage, ob ein solcher Staat sich weiterhin Demokratie nennen darf. Wie gesagt, Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, nicht die Herrschaft einer bestimmten Ethnie, die zufälligerweise die Mehrheit stellt.
Das ist in jedem Land so, in dem eine bestimmte Ethie die Mehrheit hat.
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Re: Warum ist der Nahostkonflikt so interessant?

Beitrag von bennyh »

Liegestuhl » Do 12. Dez 2013, 05:55 hat geschrieben: Wäre es nicht undemokratisch, wenn in einem solchen Fall gegen den Willen des Volkes entschieden wird?
Definitiv. Wenn ein Staat sich auf demokratische Weise entdemokratisieren will, wäre es undemokratisch, diesen Prozess zu verhindern.
Liegestuhl » Do 12. Dez 2013, 05:55 hat geschrieben: Das ist in jedem Land so, in dem eine bestimmte Ethie die Mehrheit hat.
Zeigen Sie mir, welche Länder einen verfassungsmäßig festgelegten ethnisch definierten Staatscharakter haben. Ich kenne, um ehrlich zu sein, keines.
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