Dampflok94 » Sa 23. Mär 2013, 12:10 hat geschrieben:
Wer ist denn bitte "wir"? Für wen meinst Du denn außer dir selbst sprechen zu dürfen?
Gleiche Frage: Wer ist "uns"? Du meinst doch wohl dich und schließt damit auf andere. Manch einer berichtet von direkten Kontakten mit Gott. Nun magst Du das für Lügen, Halluzinationen oder sonstwas halten. Aber das ist dann ganz allein dein Ding.
Wie hast Du denn das berechnet? Pi mal Daumen?
Ist es nicht. Sehr rationale Menschen glauben an Gott. Rationalität ist hier eben überhaupt kein Thema. Es wird vor allem von Atheisten eingeführt, um sich überlege fühlen zu können. Sie seien die Rationalen. Und die Theisten seien es nicht. Was für eine Hybris.
Das hat niemand behauptet. Ich auch nicht, auch wenn Du es mir in den Mund gelegt hast.
Es ist aber doch bemerkenswert, dass es niemals dazu kam, die Existenz oder Anwesenheit eines Gottes oder von Göttern zweifelfrei beweisen zu können. In mehrtausendjähriger Menschengeschichte ist es nicht ein einziges Mal gelungen, Gottes- oder Götterexistenz zu belegen.
Das gibt zu denken. Das muss zu denken geben. Und dieses Fehlen jedweden Beweises wird durchaus von der überwiegenden Zahl der aufgeklärten, der westlichen Welt angehörigen Menschen intersubjektiv geteilt, d. h. nicht mehr und nicht weniger, als dass eine weit höhere Wahrscheinlichkeit für die These spricht, dass Gott- und Götterthesen falsch und substanzlos sind.
Ich glaube auch ohne Zweifeldilemma erkennen zu können, wozu der Mensch sich Gottes- und Götterbilder erschaffen hat: übermenschliche, sein Leben begleitende latent unstillbare und unauflösbare Furcht vor der eigenen Endlichkeit. Mit jedem Sterben, z. B. eines ihm nahe stehenden Menschen, dessen er unmittelbar gewahr wird und mit welchem er unmittelbar konfrontiert wird, wächst die eigene – nicht selten stillschweigende, verdrängte und unterbewusste – Erkenntnis, dass dieses Ende einmal auch für ihn selbst kommen wird. Mit jedem Verlust stirbt ein Teil seiner selbst. Die Reflexion eines uns vertrauten und nahestehenden Menschen, den wir verlieren, geht ein Teil eigener Identität unersetzbar verloren. Das Spielgelbild, das uns der gegangene Mensch von uns selbst auf uns zurückwarf, stellt ein Stück unseres Selbstbildes dar, welches nun unwiederbringbar verloren geht.
Der Verlust eines geliebten Menschen stellt insofern eine persönliche, temporäre Seelenkatastrophe für uns alle dar und die Trauer versucht, diesen Schmerz und Verlust zu verarbeiten und in Hoffnung auf ein „Weiterleben“ zu besänftigen und zu kompensieren.
Und doch bleibt der Gedanke an den Tod ein Gedanke latenter, meist verdrängter Furcht vor der eigenen Endlichkeit. Gott, Religion und der Gedanke an ein Fortleben einer erhalten gebliebenen stofflosen Seele, eingebettet in einer wunderbaren Welt, bildet somit die einzige tröstliche Vorstellung und These, mit dieser Furcht im Diesseits fertig werden zu können.
An und für sich - und gemessen an unseren ansonsten so harten rationalen Maßstäben - stellt dies doch eine zutiefst kindische Hoffnung dar, dieser "Glaube", nicht wahr?