Sammelstrang: Eurokrise

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Bonsta
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Bonsta »

In den meisten mir bekannten Medien wird bevorzugt von Eurokrise gesprochen und eine Panik hinsichtlich der Geldwertstabilität geschürt. Und das schon seit Beginn dieser Krise vor zwei Jahren.
Natürlich wird genauso von Eurokrise gesprochen, weil es ja auch eine ist.

Selbstverständlich muss man auch die Staatsschulden irgendwann wieder in den Griff bekommen, darin besteht kein Zweifel. Zuallererst ist das gegenwärtige Schauspiel, was sich uns darbietet aber keine Staatsschuldenkrise. Wenn man Staatsschulden als Problem begreift, so muss man dazu sagen, wer die Gläubiger sind und warum sich der Staat selbst arm gemacht hat. Aber gerade darüber findet man so gut wie nichts in den Medien. Ganz im Gegenteil wird die Keule der Generationengerechtigkeit geschwungen, so als ob nur Staatsschulden weiterbestehen, aber Gläubigertitel nicht vererbt würden. Die Staatsschulden sind ein gravierendes Verteilungs- und Gerechtigkeitsproblem, aber nicht zentrales Problem der Eurokrise.

Die Eurokrise ist vor allem eine Krise der Institution. Es gibt keinen lender of last resort, welches die EZB darstellen müsste und damit auch keine wirksame Waffe, die den Euro verteidigen könnte. Eben die irrationale Debatte der Geldwertstabilität verhindert gerade in DE jede Überlegung dahingehend. Es gibt darüber hinaus auch keine koordinierte Wirtschaftspolitik, die überhaupt die Souveränität der Nationen in einer gemeinsamen Währung aufrechterhalten könnte. Es gibt ebenfalls kein europäisches Parlament, welches auch nur ansatzweise den Namen "Parlament" verdient hätte. Nun kommt es eben zum Machtkampf innerhalb der Union, welchen Deutschland vorübergehend gewinnt. Dabei sollte es nie um einen Machtkampf der Nationen gehen, die europäische Idee sollte genau das verhindern...
Welche Lösungsmöglichkeiten werden blockiert?
Die EZB muss sich ihrer Funktion bewusst werden, sie ist die letzte Verteidigungsbastion des Euro, aber auch die Handelsbilanzungleichgewichte müssten auf die Tagesordnung. Beides blockiert Deutschland massiv.
Die Probleme betreffen auch nicht einfach nur Europa. GB, die USA und Japan sind tief verschuldet.
Diese Probleme sind mit der gegenwärtigen Situation in der EWU nicht vergleichbar. Warum können sich denn diese Länder trotzdem am Markt, ganz im Gegenteil zur Union, sogar unterhalb der Inflation und damit für die Anleger mit Verlusten refinanzieren? Die Antwort ist einfach: Sie sind der Souverän ihrer eigenen Währung!
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Kibuka
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Bonsta hat geschrieben:Natürlich wird genauso von Eurokrise gesprochen, weil es ja auch eine ist.
Primär ist es eine Staatsschuldenkrise.
Bonsta hat geschrieben:Selbstverständlich muss man auch die Staatsschulden irgendwann wieder in den Griff bekommen, darin besteht kein Zweifel. Zuallererst ist das gegenwärtige Schauspiel, was sich uns darbietet aber keine Staatsschuldenkrise.
Nein, das Schauspiel ist gewiss keine Staatsschuldenkrise, das ist richtig.
Bonsta hat geschrieben:Wenn man Staatsschulden als Problem begreift, so muss man dazu sagen, wer die Gläubiger sind und warum sich der Staat selbst arm gemacht hat. Aber gerade darüber findet man so gut wie nichts in den Medien.
Korrekt.
Bonsta hat geschrieben:Ganz im Gegenteil wird die Keule der Generationengerechtigkeit geschwungen, so als ob nur Staatsschulden weiterbestehen, aber Gläubigertitel nicht vererbt würden. Die Staatsschulden sind ein gravierendes Verteilungs- und Gerechtigkeitsproblem, aber nicht zentrales Problem der Eurokrise.
Auch korrekt.
Bonsta hat geschrieben:Die Eurokrise ist vor allem eine Krise der Institution. Es gibt keinen lender of last resort, welches die EZB darstellen müsste und damit auch keine wirksame Waffe, die den Euro verteidigen könnte. Eben die irrationale Debatte der Geldwertstabilität verhindert gerade in DE jede Überlegung dahingehend. Es gibt darüber hinaus auch keine koordinierte Wirtschaftspolitik, die überhaupt die Souveränität der Nationen in einer gemeinsamen Währung aufrechterhalten könnte. Es gibt ebenfalls kein europäisches Parlament, welches auch nur ansatzweise den Namen "Parlament" verdient hätte. Nun kommt es eben zum Machtkampf innerhalb der Union, welchen Deutschland vorübergehend gewinnt. Dabei sollte es nie um einen Machtkampf der Nationen gehen, die europäische Idee sollte genau das verhindern...
Mit dem ersten Absatz stimme ich überein. Der zweite Teil enthält für meinen Geschmack zuviel Pathos.
Bonsta hat geschrieben:Die EZB muss sich ihrer Funktion bewusst werden, sie ist die letzte Verteidigungsbastion des Euro, aber auch die Handelsbilanzungleichgewichte müssten auf die Tagesordnung. Beides blockiert Deutschland massiv.
Ok, da stimme ich voll zu.
Bonsta hat geschrieben: Diese Probleme sind mit der gegenwärtigen Situation in der EWU nicht vergleichbar. Warum können sich denn diese Länder trotzdem am Markt, ganz im Gegenteil zur Union, sogar unterhalb der Inflation und damit für die Anleger mit Verlusten refinanzieren? Die Antwort ist einfach: Sie sind der Souverän ihrer eigenen Währung!
Warum sich diese Länder immer noch derart leicht mit Geld eindecken können ist derzeit eine sehr gute Frage, die zu einer sehr vielschichtigen Antwort führen dürfte.

Es sind nämlich mehrere Faktoren, die ineinander greifen. Souveränität bezüglich der Währung garantiert allein noch lange keinen zinsgünstigen Zugang zum privaten Kapitalmarkt. Argentinien ging 2001 trotz eigener Währung pleite und Ungarn steht derzeit auch nahe am Abgrund.

Experten sind sich mittlerweile einige das Japan und GB auf massive Probleme zulaufen. Früher oder später werden diese Länder ihre Zinslasten auch nicht mehr tragen können, wenn sie nicht akut gegensteuern.

Die USA können sich weiterhin finanzieren, weil sie als monolithischer Block immer noch eine Supermacht sind und mit über 65 % der weltweiten Devisenreserven hinsichtlich des US-Dollars eine Marktdominanz haben, die es ihnen gestattet zum einen fleißig Geld zu drucken und zum anderen auf die Märkte wenig Rücksicht zu nehmen. Der Markt kann die USA überhaupt nicht abstrafen, ohne das der Markt selbst auseinander fällt. Darüberhinaus sind die USA ein wirtschaftliches Schwergewicht und haben eine noch akzeptable Staatsverschuldung, die ungefähr der der Bundesrepublik entspricht.

Weitere Faktoren, wie wirtschaftliche Aussichten, Anteil der Auslandsverschuldung etc. kommen hinzu.

Zudem überdeckt derzeit die Krise im Euroraum alles andere und verzerrt den Blick auf andere Staaten, wie Großbritannien.

Aber insgesamt stimme ich dir zu. Es ist eine politische Krise, die nicht zuletzt durch Deutschland und die Zurückhaltung der EZB angeheizt wird. Der Ausgang ist ungewiss und ich bin heute skeptischer, als noch vor wenigen Monaten, was eine schnelle und vorallem zufriedenstellende Lösung der Krise anbelangt.
Zuletzt geändert von Kibuka am Samstag 26. November 2011, 23:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Welfenprinz »

Kibuka » Sa 26. Nov 2011, 23:23 hat geschrieben:
. Der Ausgang ist ungewiss ´....

Der Weg ist ungewiss.
Der Ausgang? Der Euro wird erhalten bleiben.
Den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft aller europäischen Staaten ist , denke ich, klar, dass die europäischen nationalstaaten einzeln finanzpolitisch keine Chance zwischen den grossen Wirtschräumen China, USA, in zukunft vielleicht noch Russland, haben.
Das wird sie irgendwie zusammenschweissen Wie ungeschickt sie das machen und wieviel uns das kosten wird , ist das ungewisse.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Welfenprinz hat geschrieben:

Der Weg ist ungewiss.
Der Ausgang? Der Euro wird erhalten bleiben.
Den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft aller europäischen Staaten ist , denke ich, klar, dass die europäischen nationalstaaten einzeln finanzpolitisch keine Chance zwischen den grossen Wirtschräumen China, USA, in zukunft vielleicht noch Russland, haben.
Das wird sie irgendwie zusammenschweissen Wie ungeschickt sie das machen und wieviel uns das kosten wird , ist das ungewisse.
Gut, letztenendes ist alles eine Kostenfrage. Aber ich bin mir bezüglich der Erhaltung der Währungsunion nicht mehr sicher. Ich halte ein Ausscheiden von einzelnen Ländern für durchaus möglich. Selbst eine komplette Rückkehr zu den alten Währungen würde ich nicht mehr ausschließen, wenngleich ich dieses Szenario für sehr unwahrscheinlich erachte.

Richtig ist sicherlich das der Weg ungewiss ist. Umso länger dieser Schwebezustand andauert, umso teurer wird es werden. Ich hoffe diese Regierung weiß das.

Merkel wurschtelt sich seit 1,5 Jahren durch und hat bisher gar nichts erreicht! Im Gegenteil, die Lage hat sich weiter zugespitzt.

So langsam sollte sich diese Bundesregierung, inklusive der famosen FDP, überlegen ob sie ihre Strategie nicht überdenken sollte.
Zuletzt geändert von Kibuka am Sonntag 27. November 2011, 00:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Bonsta »

Warum sich diese Länder immer noch derart leicht mit Geld eindecken können ist derzeit eine sehr gute Frage, die zu einer sehr vielschichtigen Antwort führen dürfte.
Richtig, das ist eine vielschichtige Frage, schon allein weil in jedem Land sich die Probleme anders darstellen. Wenn man Japan und GB vergleicht, erkennt man große Unterschiede. Japan erwirtschaftet Überschüsse, GB nicht. Die USA haben hier auch eine Sonderrolle, da sie den Dollar haben.

Dadurch, dass es immer unwahrscheinlicher wird, dass der Euro überlebt, was sich darin ausdrückt, dass es jetzt auch für Deutschland immer schwieriger wird, seine Anleihen loszuwerden, flüchtet das Kapital dahin, wo es wenigstens halbwegs sicher angelegt ist. Davon profitiert m.M.n. vor allem GB.

Für die Zukunft sehe ich ganz besonders auf GB große Probleme zukommen, da sie weder den Dollar haben, noch einen Überschuss produzieren, wie Japan. Die desolate wirtschaftliche Entwicklung wird ihnen früher oder später um die Ohren fliegen. Die USA stehen diesbezüglich zwar kaum besser da, aber wie du schon anmerkst, haben die Märkte gar keine andere Wahl. Als eine der Ratingagenturen die USA herabstufte, konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen und noch mehr musste ich lachen, als alle glaubten, nun würde auch dieses Land Probleme bekommen. Das Ergebnis dieses Ratings war erwartungsgemäß exakt das Gegenteil dessen, was man sich so vorstellte; die Zinsen sind sogar noch gefallen...

Solche Dinge werden in deutschen Medien nahezu vollständig ausgeblendet. Ob das gezielt geschieht, oder unsere Fachpresse schlicht überfordert ist mit einer Bewertung dieser Vorgänge und deshalb schweigt, überlasse ich anderen. Jedenfalls müsste man sich gerade bei diesem Vorgang des Ratings gegen die USA und deren Folgen fragen, warum das so ist. Das geschieht jedoch nicht und das obwohl die Ratings gegen die Euroländer zu massiven Problemen geführt haben. Auch wird nicht gefragt, warum es in den USA keine Hyperinflation gibt, wo doch die FED seit Jahren genau das macht, was unsere Experten als die größte Sünde betrachten...
Zuletzt geändert von Bonsta am Sonntag 27. November 2011, 10:50, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Bonsta »

Welfenprinz » Sa 26. Nov 2011, 23:43 hat geschrieben:

Der Weg ist ungewiss.
Der Ausgang? Der Euro wird erhalten bleiben.
Den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft aller europäischen Staaten ist , denke ich, klar, dass die europäischen nationalstaaten einzeln finanzpolitisch keine Chance zwischen den grossen Wirtschräumen China, USA, in zukunft vielleicht noch Russland, haben.
Das wird sie irgendwie zusammenschweissen Wie ungeschickt sie das machen und wieviel uns das kosten wird , ist das ungewisse.
ich wünschte, diese Zuversicht könnte ich teilen. Das tue ich nicht mehr.

Die Folgen der Austeritätspolitik, wie in Griechenland und nun sehr bald in Spanien und Italien sorgen dafür, dass die EU jede Legitimation verliert. Da das europäische Projekt von den Menschen immer schon skeptisch betrachtet wurde, nie ernsthaft geklärt wurde, wie die EU mit demokratischen Spielregeln vereinbar ist, führt das nur dazu, dass die Kritiker sich nun hinstellen können und behaupten können, dass sie es schon immer besser wussten. Hier spielt dann keine Rolle mehr, ob es in der heutigen Situation noch Lösungen gibt, oder ob es nicht der blanke Wahnsinn ist, die Eurozone wieder zu verlassen, hier spielt nur noch eine Rolle, wer am lautesten krakeelt. Dass das in der Regel keine Menschen sind, die man sich als Demokrat an der Spitze eines Landes wünschen kann, muss ich nicht extra betonen. Woher solche Wortkonstruktionen wie EUDSSR kommen, sollte bekannt sein. Dem mit Argumenten entgegenzutreten, fällt angesichts der Lage der EU immer schwerer. Ich glaube, diese Parolen werden verfangen.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von John Galt »

Welfenprinz » Sa 26. Nov 2011, 23:43 hat geschrieben:

Der Weg ist ungewiss.
Der Ausgang? Der Euro wird erhalten bleiben.
Den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft aller europäischen Staaten ist , denke ich, klar, dass die europäischen nationalstaaten einzeln finanzpolitisch keine Chance zwischen den grossen Wirtschräumen China, USA, in zukunft vielleicht noch Russland, haben.
Das wird sie irgendwie zusammenschweissen Wie ungeschickt sie das machen und wieviel uns das kosten wird , ist das ungewisse.
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Für Portugal, Spanien, Griechenland und Irland wäre der beste Ausweg eine eigene Währung, mit zwangsläufiger niedriger Bewertung.

http://images.derstandard.at/2010/04/29 ... 499509.jpg

Die Grafik ist schon älter, zeigt aber alle Problemfaktoren an.

Handelsdefizit, hohe Auslandsverschuldung, hohe Arbeitslosigkeit, so kann man nicht weiter machen. :?
Zuletzt geändert von John Galt am Sonntag 27. November 2011, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Welfenprinz »

Karl Murx » So 27. Nov 2011, 10:59 hat geschrieben:
Mit allen bisherigen Mitgliedern?

Für Portugal, Spanien, Griechenland und Irland wäre der beste Ausweg eine eigene Währung, mit zwangsläufiger niedriger Bewertung.

?
Was nützt Griechenland eine schwache Währung, wenn sie nix zu verkaufen haben.
Also ist es nur der beste Ausweg, wenn sie eine Wirtschaftsleistung entwickeln bzw ihre bisherige verbessern.
Und das wiederum dürft in zusammenarbeit mit der EU erfolgversprechender sein als als Einzelkämpfer.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Bonsta » So 27. Nov 2011, 10:16 hat geschrieben:Auch wird nicht gefragt, warum es in den USA keine Hyperinflation gibt, wo doch die FED seit Jahren genau das macht, was unsere Experten als die größte Sünde betrachten...
Ja, das ist in der Tat recht amüsant. Vor allem, wenn ein Olaf Henkel in Talkshows eine Hyperinflation an die Wand malt, wenn die EZB mal kurzfristig Liquidität in den Markt pumpt. Dabei unterschlägt er auch absichtlich das die EZB diese Liquidität sehr schnell wieder sterilisiert.

Das Inflationsgespenst wird gerne an die Wand gemalt. In Japan interveniert die Notenbank seit den Neunzigern und dort haben wir sogar deflationäre Tendenzen.

Es gibt nunmal viele selbsternannte "Experten" in den Medien, damit muss man sich abfinden. Im 21. Jahrhundert stehen jedem Individuum sehr viele Informationen zur Verfügung. Die Schwierigkeit liegt darin, diese Information sinnvoll zu filtern.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Karl Murx » So 27. Nov 2011, 10:59 hat geschrieben:
Mit allen bisherigen Mitgliedern?

Für Portugal, Spanien, Griechenland und Irland wäre der beste Ausweg eine eigene Währung, mit zwangsläufiger niedriger Bewertung.

http://images.derstandard.at/2010/04/29 ... 499509.jpg

Die Grafik ist schon älter, zeigt aber alle Problemfaktoren an.

Handelsdefizit, hohe Auslandsverschuldung, hohe Arbeitslosigkeit, so kann man nicht weiter machen. :?
Irland hat ein Handelsüberschuss und die Staatsverschuldung lag vor drei Jahren noch bei nur 40 %. Die Grafik ist etwas älter und zeigt die Arbeitslosigkeit nach Ausbruch der Krise. Da wurde Irland hart getroffen.

Irland hat eigentlich ein gutes wirtschaftliches Fundament, deutlich besser als Griechenland oder Portugal. Sie exportieren seit vielen Jahren und erzielen Exportüberschüsse.

Aber seit der Finanzkrise 2007 ist klar geworden das private Schulden sehr schnell zu öffentlichen Schulden werden können. Und da hat Irland ein großes Problem, denn der private Sektor (Banken, Bürger) ist dermaßen verschuldet, dass selbst Griechenland noch gut im Vergleich dasteht.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von John Galt »

Welfenprinz » So 27. Nov 2011, 11:18 hat geschrieben: Was nützt Griechenland eine schwache Währung, wenn sie nix zu verkaufen haben.
Also ist es nur der beste Ausweg, wenn sie eine Wirtschaftsleistung entwickeln bzw ihre bisherige verbessern.
Und das wiederum dürft in zusammenarbeit mit der EU erfolgversprechender sein als als Einzelkämpfer.
Die Griechen haben viel zu verkaufen. Unter anderem ihre Zeit. Die bisherigen Löhne und die Arbeitsmoral liesen allerdings zu Wünschen übrig, wenn sich das ändert, dann wird Griechenland attraktiver. Die bisherigen Mondpreise für Arbeitskräfte kamen der Wettbewerbsfähigkeit aber nicht gerade entgegen.

Griechenland soll ja nicht aus der EU austreten, sondern aus dem EURO. Der gemeinsame Binnenmarkt funktioniert auch mit verschiedenen Währungen.

Die Währungsunion war ganz klar ein Fehler, auch wenn Deutschland davon profitiert hat.

Nur dank dem Euro konnten die Griechen ihr riesiges Handelsdefizit und damit die Staatsverschuldung zum Point-of-no-Return ausufern lassen. Mit einer "wertloseren" Drachme kann man halt nicht mehr auf Shopping-Tour gehen. Dieser Mechanismus schützt ein Land auch teilweise vor sich selbst, diesen Mechanismus hat man aber ausgehebelt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_op ... r%C3%A4ume

Mehr Währungen = Mehr Dynamik.

Deutschland würden mindestens 2 Währungen auch gut tun.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Hier nochmal die Fundamentaldaten von Irland bezüglich der Handelsbilanz.

Ireland Balance of Trade

Ireland reported a trade surplus equivalent to 4113 Million EUR in September of 2011. Exports remain the primary engine for Ireland's growth. Ireland has achieved the highest trade surplus relative to GDP in the EU. Ireland exports mainly agri-food, cattle, beef, dairy products, zinc, lead and aluminum. Ireland’s major imports are: data processing equipment, chemicals, petroleum and petroleum products, textiles and clothing. European Union is by far its largest trading partner, accounting for about 74% of exports and 60% of imports. Other major partners are U.S. and China. This page includes: Ireland Balance of Trade chart, historical data and news.

http://www.tradingeconomics.com/charts/ ... -trade.png
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von John Galt »

Kibuka » So 27. Nov 2011, 11:29 hat geschrieben:
Irland hat ein Handelsüberschuss und die Staatsverschuldung lag vor drei Jahren noch bei nur 40 %. Die Grafik ist etwas älter und zeigt die Arbeitslosigkeit nach Ausbruch der Krise. Da wurde Irland hart getroffen.

Irland hat eigentlich ein gutes wirtschaftliches Fundament, deutlich besser als Griechenland oder Portugal. Sie exportieren seit vielen Jahren und erzielen Exportüberschüsse.

Aber seit der Finanzkrise 2007 ist klar geworden das private Schulden sehr schnell zu öffentlichen Schulden werden können. Und da hat Irland ein großes Problem, denn der private Sektor (Banken, Bürger) ist dermaßen verschuldet, dass selbst Griechenland noch gut im Vergleich dasteht.
Der Keltische Tiger ist mittlerweile zur keltischen Ameise mutiert.

Knapp 100% Verschuldung, 15% Arbeitslosigkeit.

Vor 3-4 Jahren war man bei 40% Verschuldung und 5% Arbeitslosigkeit, die Ursache in Irland ist dafür sicherlich nicht der Euro, sondern die Nachwehen der Bankenkrise. Ok, bei Irland bin ich bei genauerem Hinsehen etwas überfragt, ob dort eine eigene Währung tatsächlich die bessere Wahl wäre.

Bei Portugal, Griechenland, Spanien ist die Sache klarer.

Auf der Grafik war halt nur 0,4% Handelsüberschuss zu sehen, Stand 2011 sieht es in dieser Hinsicht tatsächlich wieder besser aus.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Karl Murx » So 27. Nov 2011, 11:35 hat geschrieben:Ok, bei Irland bin ich bei genauerem Hinsehen etwas überfragt, ob dort eine eigene Währung tatsächlich die bessere Wahl wäre.
Die Frage ist generell, welches Land mit einer eigenen Währung besser dran ist. Währungen ersetzen keine Strukturreformen oder gar eine solide Haushaltsführung.

Heute sind die Währungen in erster Linie Druckmittel, wie in den USA oder in China. Die Volksrepublik hat während der letzten Finanzkrise bereits den Renminbi an den Dollar gekoppelt, um den sinkenden Export abzufangen. Es war eine Subvention zu Lasten anderer Staaten. Und die USA drucken weiter Dollarscheine, während diejenigen, die auf den Devisenreserven sitzen dumm aus der Wäsche gucken.

Es wäre wirklich an der Zeit weltweit eine gemeinsame Währung einzuführen.
Zuletzt geändert von Kibuka am Sonntag 27. November 2011, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von John Galt »

Kibuka » So 27. Nov 2011, 16:37 hat geschrieben:
Die Frage ist generell, welches Land mit einer eigenen Währung besser dran ist. Währungen ersetzen keine Strukturreformen oder gar eine solide Haushaltsführung.

Heute sind die Währungen in erster Linie Druckmittel, wie in den USA oder in China. Die Volksrepublik hat während der letzten Finanzkrise bereits den Renminbi an den Dollar gekoppelt, um den sinkenden Export abzufangen. Es war eine Subvention zu Lasten anderer Staaten. Und die USA drucken weiter Dollarscheine, während diejenigen, die auf den Devisenreserven sitzen dumm aus der Wäsche gucken.

Es wäre wirklich an der Zeit weltweit eine gemeinsame Währung einzuführen.
Eine Währung mit niedriger Kaufkraft schütz vor solchen Importexzessen wie es bei Griechenland, Spanien und Portugal teilweise der Fall war.

Eine globale Währung ohne Transaktionskosten*, "anonym", mit nachvollziehbaren Transaktionen (volle Kontrolle allerdings ohne Namen) und mit Überweisungen in Sekundenschnelle? -> Bitcoin 2.0 :thumbup:

*minimal im Vergleich zu heutigen Kosten.
Zuletzt geändert von John Galt am Sonntag 27. November 2011, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Karl Murx hat geschrieben:Eine Währung mit niedriger Kaufkraft schütz vor solchen Importexzessen wie es bei Griechenland, Spanien und Portugal teilweise der Fall war.
Da wäre ich mir nicht so sicher, denn Griechenlands Leistungsbilanzdefizite waren schon vor der Einführung des Euro unter der Drachme katastrophal schlecht.

Und wenn ich mir das Verhältnis USA/China ansehe, dann sehe ich nicht, wie der Dollar eine dämpfende Wirkung auf den amerikanischen Import hat.

In erster Linie ist der Zinssatz für Kredite der entscheidende Faktor! Hätten Banken und Versicherungen die griechische Wirtschaft nicht finanziert, hätte das Land nie derart hohe Defizite fahren können.

Darüberhinaus gab es in Irland keine "Importexzesse". Es gab ein Kapitalexzess, auch "capital flow bonanza" genannt.

http://www.philiplane.org/SSISI2011LANEslides.pdf
Zuletzt geändert von Kibuka am Sonntag 27. November 2011, 17:28, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von ralphon »

Bonsta » Sa 26. Nov 2011, 22:35 hat geschrieben:
Die Modern Monetary Theorie (MMT) sieht das anders:
http://www.kaufkraftschutz.de/tag/moder ... ary-theory



Ein interessantes Interview dazu auch hier: http://www.spiegelfechter.com/wordpress ... eldtheorie
Ich weiß sehr wohl, daß Staatsanleihen in Zentralbankkreisen als sicheres Pfand gelten, was das Kreditvolumen für die Wirtschaft ankurbelt. Ich halte das aber für einen Konstruktionsfehler der Währungen. Mir wäre es lieber, die Zentralbank würde Geld schöpfen, indem sie einfach Guthaben an den Staat überweist. Die Monetative-Reformer wollen das als eine Art pro-forma-Kredit buchen, der nie zurückgezahlt wird.

Das aufkaufen von Staatsanleihen durch die Zentralbank ist ein ähnlicher Akt, bei dem der Staat direkter Nutznießer der Gelderzeugung ist. Da hätte ich nichts dagegen, wenn die Geldschöpfungsgewinne auf die Mitgliedsländer verteilt sind. Wenn die nur an überschuldete Länder wie Griechenland gehen, ist das ein Schlag gegen die, die hart arbeiten und sauber wirtschaften. Es darf nicht auf Dauer so sein, daß streikende und Schmiergeld zahlende Griechen auf diese Weise unseren Lebensstandard erreichen.
Die USA sind nicht Griechenland. Das Geldsystem der USA ist völlig anders als jenes der EU.
Deswegen wollen die Euro-Länder die Eurobonds einführen. :|
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Jetzt beginnt das kollektive Downgrading. :rolleyes:
Moody's sieht Ratings aller EU-Staaten kritisch

Die Eskalation der europäischen Schuldenkrise und die Finanzierungsprobleme von Banken bedrohen nach Einschätzung der Ratingagentur Moody's die Bonität aller europäischen Länder.

Die Bonitätswächter erklärten am Montag, sie gingen zwar generell weiter davon aus, dass es im Euro-Raum nicht zu einer umfassenden Zahl an Staatspleiten komme. Aber selbst bei diesem „positiven“ Szenario seien negative Auswirkungen auf die Ratings zu befürchten. Die „institutionellen Schwächen“ tragen laut Moody's dazu bei, dass die Krise bislang nicht überwunden werden konnte.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

OECD fürchtet weltweite Rezession

Die Schuldenkrise in Europa und den USA droht die gesamte Welt in eine Rezession zu stürzen - das berichtet die OECD in ihrem neuen Wirtschaftsausblick. Laut den Experten sind die Risiken enorm, unverblümt schreiben sie von einer möglichen "Katastrophe".

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat vor massiven Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise auf die Weltwirtschaft gewarnt. Politiker rund um den Globus müssten sich "auf das Schlimmste vorbereiten", heißt es einem am Montag veröffentlichten Wirtschaftsausblick. Sollte Europa die Lage nicht unter Kontrolle bringen, könnte sich die Störung der Wirtschaft massiv ausweiten und "in absolut katastrophalen Resultaten enden".

Schon ihrem Basisszenario geht die OECD von einer "milden Rezession" in der Euro-Zone aus. Auch Deutschland werde davon betroffen sein. Schon im laufenden vierten Quartal 2011 werde die deutsche Wirtschaft schrumpfen. Für das kommende Jahr prognostizieren die Experten in der Bundesrepublik ein Miniwachstum von 0,5 Prozent, ab Mitte 2012 solle es aber wieder aufwärts gehen. Für 2013 rechnet die OECD mit einem Plus von 1,9 Prozent. "2013 dürfte das Wachstum stärker ausfallen als in anderen Mitgliedern des Euro-Raums - nicht zuletzt, da kein nennenswerter Abbau von Privat- und Unternehmensschulden erfolgen muss."

Ob es wirklich so kommt, ist aber selbst nach Meinung der OECD-Experten höchst unsicher. Die Prognose basiere auf der Annahme, dass die Euro-Zone ihre Staatsschulden- und Bankenkrise in den Griff bekomme und dabei "exzessive Sparmaßnahmen" vermeiden kann. Gelingt dies nicht, droht ein "Abwärtsszenario" - und das fällt dramatisch schlecht aus.

Zweiter Risikofaktor sind die USA

Ein "größeres negatives Ereignis" in der Euro-Zone könnte "verheerende" Auswirkungen für die Wirtschaft weltweit haben, mahnt die OECD. Auch die Schwellenländer seien dagegen nicht immun. Der Euro-Zone drohe sogar eine "lange und tiefe Rezession" mit deutlich steigender Arbeitslosigkleit.

Damit ein solches Horrorszenario vermieden wird, müssten die Euro-Staaten ihre Banken laut OECD ausreichend mit Kapital ausstatten und sicherstellen, dass solvente Staaten zu erträglichen Zinssätzen frisches Geld am Kapitalmarkt bekommen. "Um die Ansteckungsgefahr in der Euro-Zone einzudämmen, muss der Europäische Rettungsfonds erheblich aufgestockt und die Europäische Zentralbank mit einbezogen werden", sagte OECD-Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan. "Diese deutlich erhöhte Feuerkraft muss mit Reformen einhergehen, die fahrlässigem Verhalten entgegenwirken."

Als zweiten großen Risikofaktor sehen die Experten die Lage in den USA. "Sollte kein Weg gefunden werden, die Sparmaßnahmen abzumildern, die per Gesetz ab 2013 greifen, könnte das die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, die durch politische Mittel kaum noch aufzufangen wäre", warnt die OECD. Die USA wollen in den kommenden zehn Jahren rund 1,2 Billionen Dollar einsparen.

Die OECD ist ein Zusammenschluss von 34 Industrieländern. Große aufstrebende Wirtschaftsmächte wie China, Indien, Russland oder Brasilien gehören nicht dazu.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 44,00.html
Es wird wohl ungemütlich werden.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Hier einmal ein paar Statistiken, die zeigen wie nach der Euroeinführung die Investoren dazu übergingen massiv Kapital in die Europeripherie zu pumpen und gleichzeitig Deutschland auf die Lohnbremse stieg.

Bild 1

Bild 2

Bei den Lohnstückkosten hat Deutschland sogar das Inflationsziel unterboten. :s

http://www.boeckler.de/pdf/v_2011_03_15_flassbeck.pdf

Diese Entwicklung fällt der Bundesrepublik jetzt auf die Füsse. Der Markt hat währenddessen seinen Fehler wieder einmal Lichtjahre zu spät erkannt und vollführt seit einigen Monaten eine Drehung um 180 Grad.

Ein klassisches Marktversagen mit jetzt gravierenden Korrekturprozessen, die derart massiv sind das sie die Eurozone zu sprengen drohen.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von eluveitie »

Kibuka » Sa 26. Nov 2011, 10:50 hat geschrieben:Fakt ist nunmal das die Märkte diese Staaten jahrzehntelang mit Liquidität versorgt haben und diese nun schlagartig entziehen. [...] Und dafür tragen nicht nur die Staaten die Schuld.
Also: A tut erst dies und anschließend jenes, ist aber trotzdem nicht schuld? Hallo!? :rolleyes:
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Karl Murx » So 27. Nov 2011, 11:29 hat geschrieben:Die Griechen haben viel zu verkaufen. Unter anderem ihre Zeit. Die bisherigen Löhne und die Arbeitsmoral liesen allerdings zu Wünschen übrig, wenn sich das ändert, dann wird Griechenland attraktiver. Die bisherigen Mondpreise für Arbeitskräfte kamen der Wettbewerbsfähigkeit aber nicht gerade entgegen.

Griechenland soll ja nicht aus der EU austreten, sondern aus dem EURO. Der gemeinsame Binnenmarkt funktioniert auch mit verschiedenen Währungen.

Die Währungsunion war ganz klar ein Fehler, auch wenn Deutschland davon profitiert hat.
Die Währungsunion war kein Fehler, sondern unzureichend umgesetzt. Weder hat man berücksichtigt was passiert, wenn zuviel Liquidität in die Europeripherie fließt, noch wie man mit notorischen Defizitsündern umgeht. Weiterhin hat man den aktuellen Fall nicht einkalkuliert, nämlich wie verfährt man in Krisen, wie sie 2007 begann.

Die aktuelle Krise ist keine Krise des Euro, sie wird erst durch die politische Schwäche zu einer Eurokrise.

Man hat genausowenig einen Plan gehabt, als der US-Immobiliensektor implodierte.

So langsam sollte man sich also mal fragen, wo die Ursachen für diese Misere zu finden sind. Kleiner Tipp, der Finanzsektor ist immer direkt involviert.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Hier ein netter Artikel aus dem "Economics" zur Eurokrise mit ein paar interessanten Gedankengängen.
Who killed the euro zone?

THERE are many facets to the crisis in the euro zone, but at heart the problem is fairly straightforward. The euro zone developed a balance-of-payments problem; some of the countries in the single currency accumulated large external debts. To service those debts, the deficit countries need to become surplus countries, which is difficult to do without the flexibility of a floating currency. The difficulty of adjustment has led markets to doubt the solvency of some institutions, and these doubts have, in the absence of a lender-of-last-resort, metastasised into a contagion that threatens to leave banks and sovereigns bankrupt.

When you frame the crisis like that, it begins to look inevitable, and perhaps it was. It is worth pointing out, however, that perceptions of solvency are very much state-contingent. It was never a given that a country like Italy would flip from one equilibrium to another. Prior to the crisis, Italy's government was running a primary surplus and bringing down its debt-to-GDP ratio. So long as markets were prepared to finance Italy's old debt at low rates, it was in good shape. Now, of course, markets aren't prepared to do that. One interesting question is why.

One possible reason is simple contagion. The euro zone failed to contain market worries as they spread from Greece to Portugal and Ireland. Cautious investors began to shed exposure to banks and sovereigns that might potentially be affected, contributing to rising yields in places like Italy. That, in turn, worsened the outlook for Italian solvency and contributed to a feedback loop of doom. Others argue, however, that the market's souring take on Italy was attributable to doubts about the country's growth outlook. That's certainly possible, though it's difficult to prove. After all, Italy's economy has been dreadful for years. In the first 5 years of the 2000s, real Italian growth was scarcely positive and the economy ran a persistent current account deficit. It nonetheless managed to reduce its debt load, and markets were happy to fund it cheaply. Maybe markets were overoptimistic then and are now readjusting their outlook. The timing of that reevaluation nonetheless looks suspiciously like what one would expect given a contagion-driven increase in yields.

There's another way to look at the situation, however—one which partially reconciles the two views above. Solvency is state-contingent and depends in no small part on expected growth. And over the past year, euro-zone economic officials have worked together to move growth expectations sharply downward. Governments around the single currency area have pursued a substantial, coordinated fiscal tightening; the opposite of what governments attempted to draw up in 2008 and 2009. Perhaps more importantly, the European Central Bank—the one truly powerful, supra-national economic institution in the European Union—has coordinated a sharp decline in expectations for nominal growth.

The ECB raised its benchmark interest rate in April of this year. It raised that rate yet again in July. Each move was just 25 basis points, but the signaling power of those moves was significant: the ECB, markets were informed, would not let dormant core inflation, a fragile economy, high unemployment, and an intensifying financial crisis stand in the way of its commitment to low headline inflation. As Paul Krugman and David Beckworth point out, the market impact of the ECB's actions was dramatic. Inflation expectations tumbled. Nominal output across most of the euro zone switched from expansion to contraction. And as the OECD pointed out today, euro economies are now in recession.

The ECB successfully engineered a collapse in demand (not without assistance from governments, of course). It would be shocking if this didn't feed into a move from a solvency to an insolvency equilibrium in economies relatively close to the threshold.

Now, if the ECB were hellbent on deflating the euro zone economy in order to tamp down prices, then it at least ought to have had the good sense to prevent its actions from being the factor that moved critical euro-zone economies from a good to a bad debt equilibrium. It should have recognised the risk of contagion and acted from the beginning to prevent any rise in bond yields outside of a firewall erected around Greece, Portugal, and Ireland. Instead, the ECB seemed to decide that it was not enough to focus on price stability to the exclusion of any and all other economic goals. Rather, it saw fit to use the rising yields generated by its heedless monetary policy to extract a pound of flesh from economies deemed to be poorly governed or insufficiently flexible.

The ECB, perhaps worried that it may find itself standing over the corpse of the euro zone with the bloody murder weapon still in hand, is now reversing course. In his first monetary policy action, new ECB President Mario Draghi announced a 25-basis-point reduction in the euro zone's benchmark interest rate. That rate remains higher now than it was at the beginning of the year, however. And the ECB's earlier actions may have so broken bond markets as to render the interest rate monetary policy transmission channel inoperative.

Maybe the single currency will survive. It will certainly be disastrous if it doesn't. But if the ECB manages to rescue the euro zone with a life-saving infusion of cash delivered via massive bond purchases, we shouldn't forget that it was the ECB that nearly killed it in the first place.

This diagnosis obviously lets individual governments off the hook to some extent. There is clearly some information contained in the fact that Italy now faces 10-year bond yields over 7% while the Netherlands does not. By the same token, there is clearly some information contained in the fact that Germany's 10-year bond yield is over 2.3% and rising while Britain's is below 2.3% and falling. Amid contagion, fiscal probity is no protection, and the indistinct line between solvency and insolvency vanishes altogether.

Some might argue that responsibility for the crisis must nonetheless sit with the debtors. The Italian economy is a mess, Tyler Cowen says, and though Italy could make a substantial dent in its debts through a large tax on wealth it opts not to. It is broken Italian governance that dooms the euro. Neither Germany or the ECB can be expected to save an Italian economy that won't take reasonable steps to meet its obligations. But as Mr Cowen is fond of saying in other contexts, the central bank moves last. If the ECB is willing to permit contagion, then no Italian action is a sufficient defence. If the ECB is willing to engineer a recession to wring out inflation, then no Italian reform will generate strong growth.

No one disputes that Italians are responsible for the long-run potential of their economy and for their country's fiscal decisions. But the ECB alone regulates euro-zone demand. By engineering a contraction in demand to fight inflation, it likely coordinated a shift in market expectations concerning the solvency of several threshold economies. It's dangerous to walk alone at night in dodgy neighbourhoods, and it's dangerous to carry large debts within a system of fixed exchange rates. But just because a victim lived dangerously doesn't exonerate the fellow, or the central bank, that stuck in the knife.

http://www.economist.com/blogs/freeexch ... -crisis-21
In jedem Fall gab es drastische Marktbewegungen, die dazu führten das massiv Kapital abgezogen wurde. Volkswirtschaftlich gesehen ist das ziemlich interessant, was sich da in den letzten Monaten abgespielt hat. Das dürfte noch zum Lehrstoff für kommende Generationen werden.

Das müsste man glatt in Modellen nach simulieren.
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Re: Das Endspiel um den Euro hat begonnen

Beitrag von Kibuka »

Interessant ist auch die Entwicklung der Bonds zwischen Finnland und Dänemark, beide in der EU, Dänemark aber noch mit eigener Währung.

http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=GDGB10YR:IND

http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=GFIN10YR:IND

Zuletzt gab es deutlich Sprünge bei Finnland nach oben, obwohl Dänemark seine Währung auch an den Euro gekoppelt hat.

Man sieht das die Märkte nicht die Inflation fürchten, sonst würden sich auch nicht in britische Staatsanleihen flüchten. Die Märkte haben Angst vor einem Kollaps und konkreten Zahlungsausfall einzelner Länder in der Währungsunion. Und seit der Griechenlandkrise ist das keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern Realität.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von Kibuka »

Hier mal ein netter Kommentar von einem SPanier zur Eurokrise.
A sound fiscal stance becomes increasingly irrelevant if your economy is structurally completely messed up. The high share of the construction sector in Spanish GDB, balance sheet problems of private households, a finance sector that shot its own leg, a whole generation of Ni-Nis (ni empleo, ni educación) - not to speak of our unemployment rate which has developing country-status. Multiple desequilibria a la española!

What can the euro do about it? To which extent is the lack of monetary sovereignity responsible for the mess mentioned before? We all down here would have prefered a more expansionary and "irresponsible" ECB policy. No doubt, it would have reduced the pain - but it definitely would not have killed it.

Prof. Krugman, you tend to stress that Spain is worse off because of the common currency and the centralized monetary policy ("The pain in Spain, Jan. 19 2009). It is true that Spain suffered from disadvantages (not being able to devalue their currency to become more competitive, thus going for the internal one). Spain has serious problems that started long time ago (with the Peseta). Could the euro change people's way of doing business? Is the ECB to blame that people leveraged absolutely everything they found? I just don't see the straight connection. At least not here in Andalusia.

Isn't there just a macro-mentaility in every country that isn't covered by textbooks?
Saludos
Die amerikanischen Ökonomen schieben ja gerne den Europäern die Schuld in die Schuhe, weil sie nicht die EZB massiv intervenieren lassen.

Tatsache ist aber, die Probleme sind struktureller Natur. Griechenland war schon zu Zeiten der Drachme nicht wettbewerbsfähig und ist es im Jahr 2012 erst recht nicht, nachdem die Asiaten selbst Länder, wie die USA oder Deutschland massiv unter Druck setzen.

Ich verstehe nicht, wie wenig Sachverstand hier teilweise an den Tag gelegt wird. Es würde ausreichen einen Blick auf die Leistungsbilanzen der letzten 25 Jahre zu werfen.

Was man dem Euro ankreiden kann ist das nach seiner Einführung die Investoren vollständig den Überblick verloren haben, massiv Liquidität in die Europeripherie pumpten und damit dort für wahnwitzige Lohnsteigerungen und Immobilienblasen gesorgt haben.

Das erklärt den Boost in den Leistungsbilanzen um die Jahrtausendwende. :(

Eine typische "capita flow bonanza". Dorthin, wo das Kapital floss, entstand ein regelrechter Boom. Doch irgendwann ist jede künstlich befeuerte Party zu Ende und dann folgt der Kater.
Zuletzt geändert von Kibuka am Freitag 6. Januar 2012, 03:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von NiXx »

Griechenland hat gute 360 Milliarden US-$ Schulden.
Allein Deutschlands BIP ist 3,31 Billionen US-$ und die EU hat eins von 16.4 Billionen US-$.
Da ist doch die kleine Schuldensumme von Griechenland nicht weiter dramatisch
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von John Galt »

NiXx » Di 10. Jan 2012, 21:44 hat geschrieben:Griechenland hat gute 360 Milliarden US-$ Schulden.
Allein Deutschlands BIP ist 3,31 Billionen US-$ und die EU hat eins von 16.4 Billionen US-$.
Da ist doch die kleine Schuldensumme von Griechenland nicht weiter dramatisch
Ja, aber keiner hat Bock das zu bezahlen. :p
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von NiXx »

Karl Murx » Di 10. Jan 2012, 22:49 hat geschrieben:
Ja, aber keiner hat Bock das zu bezahlen. :p
Ja aber es würde reichen wenn man das griechische BIP von ca. 267 Milliarden US-$ auf 360 Milliarden US-$ zu erhöhen und dafür muss man ins Land investieren und es nicht zwingen sich totzusparen.
Durch das sparen sinkt das BIP immer weiter.
Mom sind die Schulden schon 166% des BIP wenn es noch weiter abrutscht sind sie bald bei 200%
Es geht doch nur um kleingeld ... (2% des BIP der EU)
Sollte alles machbar sein.
Zuletzt geändert von NiXx am Dienstag 10. Januar 2012, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von John Galt »

NiXx » Di 10. Jan 2012, 21:55 hat geschrieben:
Ja aber es würde reichen wenn man das griechische BIP von ca. 267 Milliarden US-$ auf 360 Milliarden US-$ zu erhöhen und dafür muss man ins Land investieren und es nicht zwingen sich totzusparen.
Durch das sparen sinkt das BIP immer weiter.
Mom sind die Schulden schon 166% des BIP wenn es noch weiter abrutscht sind sie bald bei 200%
Es geht doch nur um kleingeld ... (2% des BIP der EU)
Sollte alles machbar sein.
Man muss halt an den richtigen Stellen sparen.

Griechenland hat knapp 11 Millionen Einwohner und 130.000 Soldaten + Panzer ohne Ende, U-Boote und will sich jetzt Eurofighter für 4 Milliarden kaufen....

Die spinnen total. Die gehören im Meer versenkt.

Wie soll das BIP innerhalb von ein paar Jahren um 100 Milliarden $ wachsen? Das ist doch utopisch.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von Kibuka »

NiXx hat geschrieben:
Ja aber es würde reichen wenn man das griechische BIP von ca. 267 Milliarden US-$ auf 360 Milliarden US-$ zu erhöhen und dafür muss man ins Land investieren und es nicht zwingen sich totzusparen.
Durch das sparen sinkt das BIP immer weiter.
Mom sind die Schulden schon 166% des BIP wenn es noch weiter abrutscht sind sie bald bei 200%
Es geht doch nur um kleingeld ... (2% des BIP der EU)
Sollte alles machbar sein.
Wo willste denn investieren, in den maroden Beamtenapparat, in den von Vetternwirtschaft geprägten Politikerbund oder in die Zahlung von Phantomrenten?

Bevor dort irgendetwas investiert wird, muss der Laden gründlich ausgemistet werden, wie einst in der DDR. Alles andere wären Perlen vor die Säue!

Die Anleger verzichten außerdem bereits auf einen Großteil ihre Forderungen, wobei Anleger gut klingt. Im Prinzip haften wir alle mit unserem Geld direkt und indirekt für das Desaster mit dem Namen Greece.

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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von NiXx »

Karl Murx » Di 10. Jan 2012, 23:01 hat geschrieben:
Man muss halt an den richtigen Stellen sparen.

Griechenland hat knapp 11 Millionen Einwohner und 130.000 Soldaten + Panzer ohne Ende, U-Boote und will sich jetzt Eurofighter für 4 Milliarden kaufen....

Die spinnen total. Die gehören im Meer versenkt.

Wie soll das BIP innerhalb von ein paar Jahren um 100 Milliarden $ wachsen? Das ist doch utopisch.
Das ist in ein paar Jahren auch um 80 Milliarden gesunken ;)

Die Waffen kriegen sie ja von Deutschland, des wegen geben wir dennen ja Geld damit unsere Rüstungsindustrie verdient
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von NiXx »

Kibuka » Mi 11. Jan 2012, 02:13 hat geschrieben:
Wo willste denn investieren, in den maroden Beamtenapparat, in den von Vetternwirtschaft geprägten Politikerbund oder in die Zahlung von Phantomrenten?

Bevor dort irgendetwas investiert wird, muss der Laden gründlich ausgemistet werden, wie einst in der DDR. Alles andere wären Perlen vor die Säue!

Die Anleger verzichten außerdem bereits auf einen Großteil ihre Forderungen, wobei Anleger gut klingt. Im Prinzip haften wir alle mit unserem Geld direkt und indirekt für das Desaster mit dem Namen Greece.

Fool me once, shame on you; fool me twice, shame on me!
Es geht aber letzlich nicht um soviel Geld.
Das ist nicht weiter dramatisch wenn wir da was verlieren.

Man muss in die Wirtschaft investieren.
Dadurch das wir sie zwingen zu sparen sinkt ihr BIP und dadurch steigen ihre Schulden im vgl zum BIP an
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von schokoschendrezki »

Kibuka » Fr 6. Jan 2012, 04:32 hat geschrieben: Was man dem Euro ankreiden kann ist das nach seiner Einführung die Investoren vollständig den Überblick verloren haben, massiv Liquidität in die Europeripherie pumpten und damit dort für wahnwitzige Lohnsteigerungen und Immobilienblasen gesorgt haben.
Ich habe gerade erst in einem langen Vortrag eines gut beleumundeten Ökonomen die Meinung vernommen, dass sowohl die Investoren als auch etwa die Rating-Agenturen über die Einzelrisiken im Grunde stets hervorragend informiert waren und sind. Die seit etwa 2007 einsetzende und sich seither vergrößernde Differenz in den Preisen für Aktien einerseits (teuer) und für CDSs andererseits (billig) spiegele nämlich astrein die zutreffende Erkenntnis wieder, dass die europäischen Staaten Kapitalbesitzer und Gläubiger höchst unterschiedlich behandele: Erstere werden fallengelassen, letztere werden gerettet. Es sei eine inzwischen weitgehend verfestigte Ansicht, dass das Leistungsprinzip auf dem Gebiet der Finanzwirtschaft nicht mehr oder nur eingeschränkt gilt. Auch eine Maßnahme wie das Restrukturierungsgesetz von 2011 helfe nicht weiter, solange faule Papiere einfach weitergereicht werden könnten. Es gehe um eine "Reprivatisierung der Verluste und Risiken". Und noch etwas tiefer gebohrt bestehe die eigentliche Kernursache der Probleme darin, dass das Anwachsen systemischer Risiken (zum Beispiel als Folge der Interbankenhandels) weder für die einzelnen Akteure noch für irgendeine übergeordnete Institution sichbar ist. Man fliege gewissermaßen stets ohne Höhenmessgerät und schlage darum auch regelmäßig auf dem Boden auf bzw. müsse "gerettet" werden.

Das ist die Kurzzusammenfassung von: http://wissen.dradio.de/oekonomie-diese ... e_id=11324 aus meinem Verständnis heraus. Sorry, ich musste das mal irgendwo formulieren, bevor ich - als Finanzwirtschaftslaie - die Zusammenhänge wieder vergessen habe.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von Kibuka »

schokoschendrezki hat geschrieben:
Ich habe gerade erst in einem langen Vortrag eines gut beleumundeten Ökonomen die Meinung vernommen, dass sowohl die Investoren als auch etwa die Rating-Agenturen über die Einzelrisiken im Grunde stets hervorragend informiert waren und sind. Die seit etwa 2007 einsetzende und sich seither vergrößernde Differenz in den Preisen für Aktien einerseits (teuer) und für CDSs andererseits (billig) spiegele nämlich astrein die zutreffende Erkenntnis wieder, dass die europäischen Staaten Kapitalbesitzer und Gläubiger höchst unterschiedlich behandele: Erstere werden fallengelassen, letztere werden gerettet. Es sei eine inzwischen weitgehend verfestigte Ansicht, dass das Leistungsprinzip auf dem Gebiet der Finanzwirtschaft nicht mehr oder nur eingeschränkt gilt. Auch eine Maßnahme wie das Restrukturierungsgesetz von 2011 helfe nicht weiter, solange faule Papiere einfach weitergereicht werden könnten. Es gehe um eine "Reprivatisierung der Verluste und Risiken". Und noch etwas tiefer gebohrt bestehe die eigentliche Kernursache der Probleme darin, dass das Anwachsen systemischer Risiken (zum Beispiel als Folge der Interbankenhandels) weder für die einzelnen Akteure noch für irgendeine übergeordnete Institution sichbar ist. Man fliege gewissermaßen stets ohne Höhenmessgerät und schlage darum auch regelmäßig auf dem Boden auf bzw. müsse "gerettet" werden.
Ja, im Prinzip ist das richtig. Die BaFin hatte noch im Jahr 2007 stolz verkündet, deutsche Banken wären nicht erheblich in amerikanische Immobilienpapiere involviert. Die Risiken der Hypo Real Estate, die über die irische Depfa liefen, hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht auch überhaupt nicht auf ihrem Radar. Bei der IKB hat das Risikocontrolling sogar direkt versagt.

Es ist auch mehr oder weniger unmöglich die Geschäfte zwischen den Finanzakteuren detailliert zu beaufsichten, nicht zuletzt wegen dem internationalen Handel, der von nationalen Behörden nicht nachvollzogen werden kann. Basel III soll hier für mehr Transparenz sorgen, aber ich halte das für Augenwischerei. Als zuletzt der 31-Jährige Investmentbanker Kweku Adoboli bei der UBS in London zwei Milliarden Euro verzockt hat, musste man auch feststellen dass das Finanzsystem derzeit einfach inhärent instabil ist. Da werden teilweise gewaltige Summen von Personen bewegt. Manche sind gerade frisch von der Uni und spielen Russisch Roulette am Markt.

Es ist immer problematisch Menschen mit viel Geld spielen zu lassen. Psychologisch hat man bereits in Studien belegt, dass bei vielen der Verstand dabei aussetzt und immense Risiken eingegangen werden, um den Profit zu steigern.

Besser wäre es dafür zu sorgen die negativen Folgen von fehlerhaftem Risikomanagement zu minimieren. Das kann nur durch eine Erhöhung der Eigenkapitalquote gelingen. Systemerelevante Banken, also Banken, die eine gewisse Bilanzgröße aufweisen, müssen gesondert behandelt werden.

Aber letztlich hat man immer das Problem das die Finanzströme global sind. Täglich werden Billionen € hin und her transferiert. Dennoch kann man anhand von Fundemantaldaten Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen. Es gab zahlreiche Ökonomen, die vor einer Blase am US-Hypothekenmarkt gewarnt haben, schon 2005. Auch hatte man gesehen das einige Länder, wie beispielsweise Griechenland, seit Jahren gewaltige Leistungsbilanzdefizite anhäufen.

Man wird also vielleicht auch in Zukunft nicht verhindern können das einzelne Institute oder Händler einen GAU produzieren, aber man könnte schwere Finanzkrisen durchaus in Zukunft verhindern.

Es gibt auch jetzt viele Ökonomen, die vor den ausufernden Defiziten und starken Ungleichgewichten im Handel und Geldvermögen warnen. Doch auch heute wollen viele Personen davon nichts wissen.
Zuletzt geändert von Kibuka am Mittwoch 11. Januar 2012, 18:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von schokoschendrezki »

Kibuka » Mi 11. Jan 2012, 19:14 hat geschrieben:
Aber letztlich hat man immer das Problem das die Finanzströme global sind. Täglich werden Billionen € hin und her transferiert. Dennoch kann man anhand von Fundemantaldaten Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen. Es gab zahlreiche Ökonomen, die vor einer Blase am US-Hypothekenmarkt gewarnt haben, schon 2005. Auch hatte man gesehen das einige Länder, wie beispielsweise Griechenland, seit Jahren gewaltige Leistungsbilanzdefizite anhäufen.
So hätte ich mir das im Prinzip auch gedacht. In oben verwiesenen Vortrag jedoch heißt es dazu
Das systemische Risiko hat eine ganz besondere Eigenschaft: Die Externalität. Es ist ein Risiko des gesamten Systems, nicht der einzelnen Bank. Der einzelne Banker, der versucht ein guter Manager zu sein, der sieht das gar nicht. Aber es wächst mit jedem Grad der Vernetzung. Es ist so ähnlich wie mit der Umweltverschmutzung. Jeder einzelne ist Verursacher aber niemand sieht sich als Verursacher des Gesamtproblems.
...
Können wir das beobachten, das systemische Risiko? Extrem schwierig. Heutzutage können wir es noch nicht beobachten. Wenn man sagt: "Jetzt sind wir schon drei Jahre in der Krise. Seit Jahren schreibt ihr über das systemische Risiko und keiner hats gesehen!" Es ist leider so. Denn wenn man das sehen wollte, bräuchte man Informationen über das ganze Netz der Finanzbeziehungen weltweit, und diese Informationen hat heute niemand. Nehmen wir nur das Beispiel Deutschland: Es ist der Bundesbank verboten, solche Daten an Ausländer weiterzugeben, auch nicht an die EZB oder eine andere Behörde. Und das gilt für andere Zentralbanken auch. Und deshalb gibt es keinen Datenaustausch bezüglich der Beziehung zwischen Banken. Es gibt nur Aggregatdaten. Wir müssen das erstmal erkennen, dass das ein großes Problem ist, die Gesetze in zig Ländern ändern. Wenn Ihnen jemand sagt, er "habe das systemische Risiko im Auge", dann fragen Sie ihn mal wie er das macht. Das wüsste ich auch gern.
Ist diese Sicht übertrieben?
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von Kibuka »

Positive Signale in Euroland. Spanien und Italien konnten in der ersten Tranche heute mehrere Milliarden auf den privaten Kapitalmärkten einsammeln. Die Zinsen lagen deutlich unter den Höchstständen der letzten Wochen. Selbst die 10-Jahres Bonds fielen deutlich, von über 7 % auf 5 %.
Italien und Spanien lassen Euro-Anleger jubeln

In der europäischen Schuldenkrise gibt es neue Hoffnung. Ohne jede Probleme nahmen Italien und Spanien am Anleihemarkt Milliarden auf – und das deutlich billiger als gedacht. Dax und Euro treibt das nach oben.

http://www.handelsblatt.com/finanzen/bo ... 58892.html
Draghi, EZB-Chef, hat sich zur Intervention der Notenbank positiv geäußert. Eine Kreditklemme konnte vermieden werden, die Aussichten sind nicht rosig, aber doch solide.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von Kibuka »

schokoschendrezki » Do 12. Jan 2012, 13:32 hat geschrieben:
So hätte ich mir das im Prinzip auch gedacht. In oben verwiesenen Vortrag jedoch heißt es dazu



Ist diese Sicht übertrieben?
Die Analyse ist zwar richtig, die Schlussfolgerung aber falsch. Mathematisch lässt sich belegen das komplexe Systeme mit hohem Vernetzungsgrad potentiell zu chaotischen, nicht vorhersehbaren Verhalten neigen.

Es ist aber nicht notwendig das die Bundesbank Informationen über ausländische Transaktionen erhält, solange die Gesetzgebung innerhalb der Bundesrepublik das deutsche Finanzsystem stabilisiert.

Von der Finanzkrise 2007 sind chinesische Banken kaum betroffen gewesen. Warum? Weil es ihnen verboten war verbriefte Wertpapiere zu kaufen. Wir müssen also kein "systemisches Risiko im Auge behalten", sondern nur dafür sorgen das es kein systemisches Risiko innerhalb unseres Finanzsystems geben kann, indem wir die Parameter entsprechend anpassen.

Um das mal auf die Metapher der Umweltverschmutzung zu übertragen. Statt Buch darüber zu führen, wer die Umwelt verschmutzt, und ob aus der Masse der individuellen Verschmutzung ein Gesamtrisiko für die Umwelt entstehen kann, muss man lediglich dafür sorgen dass das Individuum die Umwelt nicht verschmutzen kann. Das erreicht man z.B. dadurch, dass man den Automobilherstellern gesetzliche Vorgaben macht, die den Flottenverbrauch senken.

Es reicht also aus, wenn man für einzelne Institute die Bedingungen hochschraubt. Wenn eine Bank im Interbankenhandel tätig ist, dann ist es völlig egal, wie sie dort tätig ist, wichtig ist nur das sie im Worst Case ausreichend Eigenkapital vorhält. Umso größer eine Bank ist, umso mehr Eigenkapital ist nötig.

Und genau wie bei der Umweltverschmutzung kann man die Auswirkungen von Risiken sehr gut ermitteln. Wir sehen die Müllberge in den Ozeanen, wir sehen den Anstieg an CO2, wir sehen den Rückgang des Regenwaldes. Dazu müssen wir nicht zwangsläufig uns selbst als Verursacher erkennen.

Genauso, wie wir sehen das Leistungsbilanzungleichgewichte zu Verschuldungen führen oder Vermögensungleichgewichte zu privaten Schulden oder explodierende Staatsschulden zu einer ansteigenden Abhängigkeit von privaten Kapitalgebern.

Wir wollen doch nicht bestreiten das wir in Deutschland in Sachen Umweltverschmutzung viel erreicht haben. Es geht, wenn man will. Es würde auch gehen Finanzkrisen zu verhindern, aber man will nicht. So einfach ist das.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von schokoschendrezki »

Kibuka » Do 12. Jan 2012, 21:57 hat geschrieben:
Es reicht also aus, wenn man für einzelne Institute die Bedingungen hochschraubt. Wenn eine Bank im Interbankenhandel tätig ist, dann ist es völlig egal, wie sie dort tätig ist, wichtig ist nur das sie im Worst Case ausreichend Eigenkapital vorhält. Umso größer eine Bank ist, umso mehr Eigenkapital ist nötig.

Und genau wie bei der Umweltverschmutzung kann man die Auswirkungen von Risiken sehr gut ermitteln. Wir sehen die Müllberge in den Ozeanen, wir sehen den Anstieg an CO2, wir sehen den Rückgang des Regenwaldes. Dazu müssen wir nicht zwangsläufig uns selbst als Verursacher erkennen.

Genauso, wie wir sehen das Leistungsbilanzungleichgewichte zu Verschuldungen führen oder Vermögensungleichgewichte zu privaten Schulden oder explodierende Staatsschulden zu einer ansteigenden Abhängigkeit von privaten Kapitalgebern.

Wir wollen doch nicht bestreiten das wir in Deutschland in Sachen Umweltverschmutzung viel erreicht haben. Es geht, wenn man will. Es würde auch gehen Finanzkrisen zu verhindern, aber man will nicht. So einfach ist das.
Aber sind diese Bedingungen für die Institute nicht mit dem Basel III-Paket gerade hochgeschraubt worden - also Erhöhung des Anteils an hartem Kernkapital plus Zusatzpuffer? Inwiefern "will man nicht"? Wie weit ist oder wird Basel-3 obligatorisch sein? Einerseits hörte ich, dass das Paket im Rahmen der Euro-EU durchgesetzt werden soll. Andererseits wurden diese Pakete auf den G10- bzw. G20-Gipfeln beschlossen. Mal abgesehen von der allgemeinen Frage nach dem Demokratie-Defizit solcher informellen Gremien ist das ganze auch für den interessierten Laien doch sehr unübersichtlich.
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Re: Schuldenpleite: Auch Du, Italien?

Beitrag von yogi61 »

Erster Chef eines Dax-Konzerns spricht vom Euro-Austritt

Als erster Chef eines DAX-Konzerns hat Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle einen Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräch gebracht. Er glaube zwar, dass die Rettung des Euro gelingen könne. Er sei aber "nicht der Meinung, dass der Euro um jeden Preis gerettet werden muss", sagt Reitzle dem "Spiegel". "Wenn es nicht gelingt, die Krisenländer zu disziplinieren, muss Deutschland austreten."
Was halten Sie von einer "Kern-Euro-Zone" ohne die PIGS-Staaten?

Erst am vergangenen Freitag hatten die Euro-Länder einen weiteren Rückschlag im Kampf gegen die Schuldenkrise hinnehmen müssen, als die Ratingagentur Standard & Poor's neun Staaten der Währungsunion herabstufte - darunter auch Frankreich. Aus Griechenland gibt es zudem Signale, dass zusätzliche Milliardenhilfen nötig sind, um den Staatsbankrott zu verhindern. Zahlreiche Ökonomen aber warnen, dass Deutschlands Wirtschaft im Falle eines Ende des Euros massiv an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen würde.
Diesen Effekt sieht zwar auch Linde-Chef Reitzle bei einem Austritt. Dieser würde zu einer Aufwertung "der D-Mark, des Euro-Nord, oder welche Währung wir dann auch hätten, führen". Zwar würde in den ersten Jahren durch einen einbrechenden Export die Arbeitslosigkeit steigen, aber dann würde der Druck zunehmen, noch wettbewerbsfähiger zu werden.


Weiter: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie ... 54805.html

Mal sehen, wie sie jetzt auf Reitzle einprügeln werden. :D
Hat schon einen gewisse Qualität, wenn sich ein der grossen Bosse nicht ganz so politisch korrekt benimmt.
Zuletzt geändert von yogi61 am Sonntag 15. Januar 2012, 17:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Linde-Chef bringt Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräch

Beitrag von georges cadoudal »

http://wirtschaft.t-online.de/linde-che ... 8118/index

Na endlich, jetzt dämmert es langsam sogar dem Linde-Chef, daß der TEuro ein faux pas ist!

Die Stimmen, die vor Euro-Einführung warnten, wurden als VT abgetan. Und nu?

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Re: Linde-Chef bringt Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräc

Beitrag von yogi61 »

Es ist nicht gesagt, dass es ihm nicht schon lange dämmert, es ist nur einfach nicht politisch korrekt.
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Re: Linde-Chef bringt Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräc

Beitrag von Perdedor »

Linde-Chef hat geschrieben: Zwar würde in den ersten Jahren die Arbeitslosigkeit steigen, weil der Export einbreche, aber dann würde der Druck zunehmen, noch wettbewerbsfähiger zu werden.
Das wäre ja super! Erst steigt die Arbeitslosigkeit und dann werden die Löhne fallen. Also nur Vorteile. :D

Der Euro muss bleiben, sonst sieht es düster aus für Deutschland.
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Re: Linde-Chef bringt Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräc

Beitrag von Qicah Coituhos »

georges cadoudal » So 15. Jan 2012, 19:23 hat geschrieben:http://wirtschaft.t-online.de/linde-che ... 8118/index

Na endlich, jetzt dämmert es langsam sogar dem Linde-Chef, daß der TEuro ein faux pas ist!

Die Stimmen, die vor Euro-Einführung warnten, wurden als VT abgetan. Und nu?

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Re: Linde-Chef bringt Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräc

Beitrag von frems »

Perdedor » So 15. Jan 2012, 19:44 hat geschrieben: Der Euro muss bleiben, sonst sieht es düster aus für Deutschland.
Ganz so begeistert scheint der Herr aber selbst nicht zu sein: "Schon fünf Jahre später könnte Deutschland im Vergleich zu den asiatischen Wettbewerbern noch stärker dastehen", glaubt Reitzle. Dieses Szenario sei für ihn "nicht wünschenswert", sagt der Chef des Technologiekonzerns im "Spiegel", "aber es darf auch nicht zum Tabu erklärt werden".

Was das mit Verschwörungstheorien zu tun haben soll, habe ich bloß noch nicht ganz herausgefunden. :|
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Re: Linde-Chef bringt Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräc

Beitrag von Perdedor »

frems » So 15. Jan 2012, 19:59 hat geschrieben: Ganz so begeistert scheint der Herr aber selbst nicht zu sein:
Natürlich nicht. Aber er ist der Strohhalm an den sich die Ewiggestrigen klammern.
Und da außer am Stammtisch (den Henkel immer besucht ;) ) niemand sonst ihrer Meinung ist, handelt es sich natürlich um eine Verschwörung.
Zuletzt geändert von Perdedor am Sonntag 15. Januar 2012, 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schuldenpleite: Auch Du, Italien?

Beitrag von jorikke »

yogi61 » So 15. Jan 2012, 18:52 hat geschrieben:Erster Chef eines Dax-Konzerns spricht vom Euro-Austritt

Als erster Chef eines DAX-Konzerns hat Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle einen Euro-Austritt Deutschlands ins Gespräch gebracht. Er glaube zwar, dass die Rettung des Euro gelingen könne. Er sei aber "nicht der Meinung, dass der Euro um jeden Preis gerettet werden muss", sagt Reitzle dem "Spiegel". "Wenn es nicht gelingt, die Krisenländer zu disziplinieren, muss Deutschland austreten."
Was halten Sie von einer "Kern-Euro-Zone" ohne die PIGS-Staaten?

Erst am vergangenen Freitag hatten die Euro-Länder einen weiteren Rückschlag im Kampf gegen die Schuldenkrise hinnehmen müssen, als die Ratingagentur Standard & Poor's neun Staaten der Währungsunion herabstufte - darunter auch Frankreich. Aus Griechenland gibt es zudem Signale, dass zusätzliche Milliardenhilfen nötig sind, um den Staatsbankrott zu verhindern. Zahlreiche Ökonomen aber warnen, dass Deutschlands Wirtschaft im Falle eines Ende des Euros massiv an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen würde.
Diesen Effekt sieht zwar auch Linde-Chef Reitzle bei einem Austritt. Dieser würde zu einer Aufwertung "der D-Mark, des Euro-Nord, oder welche Währung wir dann auch hätten, führen". Zwar würde in den ersten Jahren durch einen einbrechenden Export die Arbeitslosigkeit steigen, aber dann würde der Druck zunehmen, noch wettbewerbsfähiger zu werden.


Weiter: http://www.ftd.de/unternehmen/industrie ... 54805.html

Mal sehen, wie sie jetzt auf Reitzle einprügeln werden. :D
Hat schon einen gewisse Qualität, wenn sich ein der grossen Bosse nicht ganz so politisch korrekt benimmt.
Du ahnst ja nicht wie sehr der Reitzle politisch korrekt ist. Die großen Jungs sind doch alle so vernetzt, da läuft keiner aus der Reihe.
Es werden wohl noch ein paar mehr werden.
Die braucht man unbedingt. Damit wird Druck auf die unsicheren Kantonisten im Euroraum ausgeübt.
Das kommt der Politik sehr entgegen. Die Kanzlerin kann so mit viel mehr Glaubwürdigkeit ihren Kollegen verklickern, daß wichtige und maßgebliche Kreise der deutschen Industrie eine Politik des "Deutschland zahlt alles" nicht mehr mitmachen und ihr daher weitere Zugeständnisse nicht möglich sind.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von schokoschendrezki »

Ist es nicht ziemlich wahrscheinlich, dass Deutschland, um konkurrenzfähig zu bleiben, die wiedereingeführte D-Mark genau wie die Schweiz ihre Franken mit einem festen Faktor an den Euro koppeln müsste? Ein irrsinniger Aufwand, um am Ende doch nur wieder einen "Pseudo-Euro" zu haben.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von Kibuka »

Mittelständler machen gegen Dax-Chef mobil

Linde-Chef Wolfgang Reitzle hatte einen Austritt Deutschlands aus dem Euro ins Spiel gebracht - und erntet dafür reichlich Kritik. Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft warnen vor dramatischen Folgen einer Abkehr.

Nach den Gedankenspielen von Linde-Chef Wolfgang Reitzle über einen Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone hagelt es Kritik aus Wirtschaft und Wissenschaft. „Die übergroße Mehrheit der mittelständischen Unternehmer in Deutschland will den Euro“, sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft, Handelsblatt Online. 87 Prozent der mittelständischen Unternehmen hätten sich in einer Umfrage klar zum Euro bekannt, fügte Ohoven hinzu.

http://www.handelsblatt.com/politik/deu ... 73214.html
Ich halte das für gefährliche Gedankenspiele. Linde-Chef Wolfgang Reitzle hat zwar deutlich gemacht das er keinen Austritt aus dem Euro wünscht, aber er hat den Austritt an eine gewisse Wahrscheinlichkeit gekoppelt. Er hat damit durchaus nicht Unrecht, denn die Zukunft des Euro hängt nicht nur von Deutschland ab, sondern von allen anderen Mitgliedsstaaten. Deutschland kann den Euro nicht im Alleingang retten, wenn andere die Regeln mißachten.

Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt erschüttern solche Gedankenspiele das Vertrauen in die Währung. Und das Vertrauen hat in den letzten Monaten arg gelitten. Investoren nutzen diese Unsicherheiten schamlos aus, insofern waren seine Äußerungen nicht sonderlich klug.

Das Motto muss lauten, den Euro mit vollem Einsatz zu verteidigen und nicht bei kleinsten Schwierigkeiten die weiße Fahne zu schwenken. Ob Länder, wie Griechenland im Euroraum verbleiben können, hängt davon ab, ob sie in Zukunft endlich tragfähige Haushalte vorlegen und nicht weiter hohe Defizite anhäufen.
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von pikant »

sehe keine Eurokrise - die Boersen gehen auch heute wieder gut hoch - gruen :thumbup:
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Re: Sammelstrang Eurokrise

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki » Mo 16. Jan 2012, 11:43 hat geschrieben:Ist es nicht ziemlich wahrscheinlich, dass Deutschland, um konkurrenzfähig zu bleiben, die wiedereingeführte D-Mark genau wie die Schweiz ihre Franken mit einem festen Faktor an den Euro koppeln müsste? Ein irrsinniger Aufwand, um am Ende doch nur wieder einen "Pseudo-Euro" zu haben.
Wenn Deutschland aus dem EURO ausscheiden würde, wäre er bedeutungslos. Schon deswegen müßte niemand eine Koppelung einer DM an den Euro vornehmen.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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