Misterfritz hat geschrieben: ↑Montag 18. März 2024, 22:30
Und welcher ist das?
Jahwe, Gott, Allah?
Nach den anderen, an die auch Millionen von Menschen glauben, frage ich gar nicht erst...
Es gibt sowenig - und soviele - Beweise dafür, dass es nur einen Gott gibt, wie dafür, dass es alle Götter der Menschheit gegeben hat.
Wissenschaft bedeutet in vieler Hinsicht die kritische Befassung mit ihren Methoden, ihrer Evidenz, und ihrer eigenen Vergangenheit. Insofern ist Theologie nur teilweise eine Wissenschaft wie alle anderen, weil sie unkritisch ist, und deren höchste Methode der von Liebe, anstelle von Erkenntnis geleitete Glaube ist.
Liest man die heiligen, und mythischen Schriften, dann fällt hieran auf, dass Götter immer dann erscheinen, wenn es um die Opferung geht. Der Mensch wird erst zum Helden, oder Märtyrer, und hierdurch gottgleich. Nicht die Frage, warum Gott existiert, wird hierdurch beantwortet, aber die Frage, warum Menschen überhaupt von Gott reden : Er liefert nicht den Grund für eine Schöpfung, sondern für eine Aufopferung. Er beantwortet die Frage, warum es gut ist, dass ein Mensch sich zum Wohle anderer opfert, welche wohl aus moralischer Perspektive die am schwersten zu beantwortende soziale Frage ist, schließlich sind wir Individuen, und das Göttliche im Einen ist wie das Göttliche in seinem Nächsten.
Doch bereits hier machen Religionen Unterschiede, mit ihren Päpsten, Mullahs und Rabbinern, oder den Herrschern von Gottes Gnaden.
Vergöttlicht wird kurioserweise und letzten Endes der einfache, sich opfernde Mensch, der Märtyrer.
Ich bin der Auffassung, dass Gott kein Produkt des Sozialen sein darf, weil er hierdurch nur zum möglichen Gegenstand eines Missbrauchs wird, doch wenn man genau hinschaut, ist er das. Die monotheistischen Religionen regieren die Welt, und darum soll Gott eins, und einzig sein.
Wäre es so, dass der an Gott glaubende Mensch erst richtig, und gut handelt, so könnte man einwenden, dass eine Religion, die ihn im Schilde führt, eben darum vernünftig ist, weil sie erst die Menschen zum richtigen Handeln motiviert, doch so ist es ja auch nicht. Gott war, und ist auch der Grund für unmenschliches, barbarisches, gnadenloses Handeln.
Was kann man also über den einzigen Gott sagen, außer, dass die Menschheit "ihn" noch immer nicht richtig begriffen hat, und womöglich auch überhaupt nie wirklich begreifen kann, während sie im Begriff ist, immer gottgleicher zu werden, und dass es daher durchaus sein kann, dass es viele Götter gibt.
Zurück zum Thema.
Die Erforschung des Bösen liefert ein merkwürdiges Ergebnis. Nicht nur haben Philosophen wie Kant und Hegel den bösen Willen als Urheber desselben erkannt, sondern es gelten auch die krankhaft bösartig Handelnden nicht als im eigentlichen Sinn böse, sondern als eigentlich pathologisch. Vor Gericht werden diese anders beurteilt, als die, deren Wille nicht das Produkt einer kranken Psyche ist, und die bösartig handeln, einfach, weil sie es wollen, und hierdurch sich einen persönlichen Vorteil versprechen, und gerade weil sie zwischen an sich gutartig und bösartig motiviertem Handeln unterscheiden können.
Das bedeutet, dass Bösartigkeit nicht nur eine Motivation, sondern auch ein Bewusstsein ist. Dieses Bewusstsein aber wird als die Grundlage für die Möglichkeit verstanden, auch anders, eben gut gehandelt haben zu können.
Selbst Satan ist nicht der Zwinger zur bösen Handlung, sondern lediglich Verführer. Er verführt den Menschen zum Missbrauch seiner Willensfreiheit, ohne diese eigentlich aufzuheben.
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- funky71
Das Thema "Opfer" passt eigentlich auch sehr in das Threadthema hinein.
Ich frage jetzt mal ganz gewagt: Wie viel freier Wille steckt in der Bereitschaft, sich zu opfern? Einerseits gibt es die Logik, die hinter dem Weg steht, welche zu dem Opfer führt - die finde ich im Beispiel Jesu, je nach Ansatz (religiös begründet oder politisch begründet), recht eigen. Dann gibt es natürlich noch die eigene persönliche Abwägung. Welche Folgen erwartet man zum Beispiel selbst. Das hat dann schon wieder etwas deterministisches, obwohl der eigene Entschluss natürlich außer Frage steht.
streicher hat geschrieben: ↑Mittwoch 20. März 2024, 10:01
Ich frage jetzt mal ganz gewagt: Wie viel freier Wille steckt in der Bereitschaft, sich zu opfern?
Klassische Beispiele für die Aufopferung durch selbstbestimmten, eigenen Willen aus attraktiver Perspektive sind der Held, der Märtyrer, der den Freitod Wählende. Durch die Wahrnehmung einer Radikalisierung aus aversiver Perspektive die jedes Mal eine Pathologie zur Disposition stellt, werden aus diesen der Draufgänger, der Fanatiker und der suizidale Mensch.
Positive und negative Konnotation unterscheidet voneinander das Ausmaß an freiem Willen, welches man zugestehen will, und eine kritische Haltung. Den positiv - und unkritisch - bewerteten Helden, Märtyrern und den Freitod Wählenden misst man ein für die Handlung entscheidendes Maß an Willensfreiheit zu, während dasselbe kritisch bei Draufgängern, Fanatikern und Suizidalen durch den Begriff selbst bereits in Frage gestellt wird.
Charakteristischerweise gelangt die Willensfreiheit bei Ersten hinzu, weil es moralisierend ist, diesen zuzugestehen, dass sie sich für eine bestimmte Form der Aufopferung entschieden haben, obwohl sie auch anders hätten handeln können. Hierdurch werden nicht nur die sich Opfernden geehrt, sondern auch die Gesellschaft, der allein durch die Begrifflichkeit zugeschrieben wird, solche Entscheidungsfreiräume zu ermöglichen. Bei zweiten verhält es sich genau andersrum. Man weiß nicht, ob der Draufgänger, der Fanatiker, und der Suizidale inmitten eines sozialen Kontextes leben, der diesen irgendwelche Freiheiten lässt, oder durch soziale Interaktion diese einzuschränken sucht.
Dieselbe Dichotomie impliziert jedes Mal eine politische Wertung, bemerkenswerter Weise aber entsteht durch die kritische Position ein Dilemma der Moral. Die als draufgängerisch, fanatisch und suizidal Denotierten werden durch den dispositionalen Mangel an Freiheit, der den Bezeichnungen inhärent ist, bösartiger nicht durch ihre eigene Persönlichkeit - von dieser weiß man nicht, ob sie nicht eher pathologisch ist - sondern nur durch die Wirkung ihrer Handlung, die als "böse" verstanden wird, gleich einer Blessur, von der man bisweilen sagt, sie sei eine "böse Verletzung", ohne dass sie selbst moralisch sein könnte, nur weil sie ein Gut betrifft, welches man schätzt.
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Uffzach hat geschrieben: ↑Montag 18. März 2024, 19:40
Gott hat den Menschen in und nach seinem Bilde geschaffen, also hat er auch den freien Willen geschaffen.