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Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Montag 16. Juni 2025, 21:07
von Lehrerhirn
In den letzten Jahren haben viele staatsnahe Berufe wie Ärzte, Pflegekräfte, Beamten, Juristen oder Lehrkräfte überproportionale Gehaltserhöhungen erhalten. Im Gegensatz dazu stagnieren die Löhne in vielen anderen Bereichen, etwa bei MINT-Berufen, Logistikern, Spediteuren und Gastgewerbe-Angestellten. Dabei sind es gerade die letzteren, die die Nettowertschöpfung in Deutschland erarbeiten. Sie sind die „Produktivwirtschaft“, die direkt zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Doch anstatt davon zu profitieren, müssen sie zunehmend höhere Steuern und Abgaben zahlen, um den Staat zu finanzieren. Das scheint nicht fair.
Natürlich sind staatsnahe Berufe wichtig und verdienen eine angemessene Entlohnung, doch die Schere zwischen diesen und den sogenannten „Produktivberufen“ wird immer größer. Ein Grund für die starken Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst könnten die Gewerkschaften und die Verbeamtung sein, die die Gehaltsstrukturen maßgeblich beeinflussen. Aber muss es nicht langsam an der Zeit sein, dass sich die Gehaltssteigerungen in staatsnahen Berufen in einem faireren Verhältnis zu den Gehältern der produktiven Sektoren entwickeln?
Vielleicht sollten staatsnahe Berufe in den kommenden Jahren sich etwas zurücknehmen, um denjenigen in der Produktivwirtschaft mehr vom eigenen Verdienst zu lassen. Denn langfristig könnte ein solches Ungleichgewicht die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft gefährden.
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 15:33
von Skull
Lehrerhirn hat geschrieben: ↑Montag 12. Mai 2025, 17:53
Wir im Staatsdienst gehen da mit gutem Beispiel voran:
Unsere Gehälter sind moderat, unsere Aufstiegsmöglichkeiten begrenzt, unsere Pensionen wohlverdient.
Du solltest Dich mal entscheiden, was DU willst.
mfg
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 16:13
von Ilikekebap
Unter "staatsnahen Berufen" würden mir Ärzte und Pflegekräfte so ziemlich als aller letztes einfallen. Und selbst, wenn sie für staatliche Institutionen arbeiten sollten, würden sie dort ja für die Allgemeinheit immaterielle, aber wichtige Dienstleistungen erbringen. Wie auch Polizisten, Lehrer, Kindergärtner etc.
Wo ich aber mitgehe, ist, dass mir die Halsschlagader schwillt, wenn Bürokraten, dank denen hier 800 Meter Straßenarbeiten mehrere Jahre dauern, die Dienstleistung "Müllabfuhr" immer schlechter und gleichzeitig teurer wird und die dann noch nicht mal auf Anfragen und Bitten reagieren, dann Jahr für Jahr mit verdi in der Stadt stehen und 10% mehr Lohn haben wollen, weil sie so tolle Arbeit leisten würden.
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 16:44
von frems
Lehrerhirn hat geschrieben: ↑Montag 16. Juni 2025, 21:07
Logistikern, Spediteuren und Gastgewerbe-Angestellten. Dabei sind es gerade die letzteren, die die Nettowertschöpfung in Deutschland erarbeiten. L
Deutschland hat ja weltweit einen tollen Ruf aufgrund von Lkw-Lennart und Tresen-Theresa. Dabei gilt stets: Augen auf bei der Berufswahl. Oder bei der Gewerkschaft, die im ÖD (et al) kaum Bedeutung hat und daher die Löhne ziemlich prekär sind. Ein Freund ist leitender Ingenieur und pimmelt mit einer E14 bei 90k oder so herum. Und muss dafür sogar drei Tage pro Woche ins Büro. Ein normal gebildeter Mensch macht dafür nicht einmal morgens um halb 11 den Laptop im Wohnzimmer an, um Mails zu lesen und weiterzuleiten.
(Mal ehrlich, gib dir doch etwas mehr Mühe. Darauf fallen höchstens Boomer aus dem Niedriglohnsektor rein. Und die fressen eh jeden Unsinn.)
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 16:48
von sünnerklaas
Lehrerhirn hat geschrieben: ↑Montag 16. Juni 2025, 21:07
Im Gegensatz dazu stagnieren die Löhne in vielen anderen Bereichen, etwa bei (...) Logistikern, Spediteuren (...).
Das ist eine Branche, die sich zwischen Hammer und Amboss befindet und in der der harte Wettbewerb ausschließlich über den Endpreis läuft. Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sind dort in weiten Teilen nicht drin. Das Problem: im bodengebundenen Verkehr ist die gesamte gewerbliche Produktion sowie der Handel rund um dem LKW aufgebaut. Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen führen dann letztendlich zu höheren Preisen - z.B. an den Ladentheken.
Auch in der Gastronomie sind höhere Löhne oft gar nicht drin. Wenn die Preise dort zu hoch sind, bleiben die Gäste zu Hause.
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 18:18
von Maikel
Lehrerhirn hat geschrieben: ↑Montag 16. Juni 2025, 21:07
Natürlich sind staatsnahe Berufe wichtig und verdienen eine angemessene Entlohnung, doch die Schere zwischen diesen und den sogenannten „Produktivberufen“ wird immer größer.
Ist das so? Kannst du dafür auf eine Statistik o.ä. verweisen?
Ein Grund für die starken Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst könnten die Gewerkschaften und die Verbeamtung sein, die die Gehaltsstrukturen maßgeblich beeinflussen. Aber muss es nicht langsam an der Zeit sein, dass sich die Gehaltssteigerungen in staatsnahen Berufen in einem faireren Verhältnis zu den Gehältern der produktiven Sektoren entwickeln?
Die anderen Berufe werden doch auch durch Gewerkschaften vertreten, verhandeln die schlechter?
Ein Grund dafür, wenn "staatsnahe Berufe" höhere Gehälter durchsetzen können, könnte das größere Gejammere in der Öffentlichkeit und den Medien sein, wenn z.B. Lokführer streiken, und deshalb viele Züge nicht fahren.
Wenn andererseits Metallarbeiter streiken, dann merken die meisten Bürger die Auswirkungen höchstens mit Verzögerung.
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 18:44
von frems
Maikel hat geschrieben: ↑Dienstag 17. Juni 2025, 18:18
Ist das so? Kannst du dafür auf eine Statistik o.ä. verweisen?
Bis mindestens 2019 jedenfalls gegenteilig:
https://oeffentlicher-dienst.info/vergl ... wicklung1/
Nicht nur Metall, auch die Gesamtwirtschaft hat höhere Löhne erzielt. Im ÖD streikt aber eh fast niemand und kaum einer ist in der Gewerkschaft. Da jammert man lieber als Nichtmitglied über Verdi statt über die Arbeitgeber. Ganz komisches Volk.
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 21:40
von Bielefeld09
frems hat geschrieben: ↑Dienstag 17. Juni 2025, 18:44
Bis mindestens 2019 jedenfalls gegenteilig:
https://oeffentlicher-dienst.info/vergl ... wicklung1/
Nicht nur Metall, auch die Gesamtwirtschaft hat höhere Löhne erzielt. Im ÖD streikt aber eh fast niemand und kaum einer ist in der Gewerkschaft. Da jammert man lieber als Nichtmitglied über Verdi statt über die Arbeitgeber. Ganz komisches Volk.
Na ja, der letzte Tarifabschluss bi Verdi ist nicht ohne.
Vielleicht hatten die Arbeitnehmer ja ein Recht darauf!
Re: Krallen sich die staatsnahen Berufe in den letzten Jahren einen zu großen Teil des Wertschöpfungskuchens?
Verfasst: Dienstag 17. Juni 2025, 21:58
von Bielefeld09
Und nebenbei, der öffentliche Dienst war immer solidarisch mit unsrer Gesellschaft.
Die haben immer funktioniert.
Verdi sieht genau seine gesellschaftspolitische Verantwortung.