In der repräsentativen Demokratie geht die Macht nicht mehr unmittelbar vom Volk aus, sondern die Macht wird an Volksvertreter abgegeben. Diese Bedeutungsverschiebung von Demokratie wurde notwendig durch die Größe der Nationalstaaten im Vergleich zu den Stadtstaaten der Antike: „representation was widely accepted … as a solution that eliminated the ancient limits on the size of democratic states and transformed democracy from a doctrine suitable only for small and rapidly vanishing city-states to one applicable to the large nation-states of the modern age” (Robert Dahl, Democracy and its Critics, S. 29).„Obwohl uns heute die repräsentative als die selbstverständliche Form der Demokratie erscheint, wäre sie in der Antike nicht als demokratisch angesehen worden“ (S. 95)
Der Demokratieindex nach The Economist unterteilt die politischen Systeme von Staaten in 4 Kategorien:
1. Vollständige Demokratie,
2. Unvollständige Demokratie,
3. Hybridregime und
4. Autoritäres Regime.
Die bevölkerungsreichste vollständige Demokratie ist Japan, mit 125 Millionen Einwohnern, gefolgt von Deutschland, mit 84 Millionen. Berechnet man den Bevölkerungsmedian für diese 4 Kategorien, dann ist die vollständige Demokratie das bevölkerungsärmste System mit 26 Millionen Einwohnern. (Inwieweit Japan wirklich eine vollständige Demokratie ist, sollte man sich näher anschauen. Japan ist auf nationaler Ebene nämlich de facto ein Einparteienstaat, da seitdem 2. Weltkrieg bis auf 3-4 Jahre nur die Liberaldemokratische Partei regierte.)
Ist die Demokratie also abhängig von der Bevölkerungsgröße? Kleinstaaten können eine direkte Demokratie haben, mittelgroße Staaten können eine funktionierende repräsentative Demokratie haben und Großstaaten bleibt nur eine unvollständige, und damit eingeschränkt funktionierende, Demokratie oder eventuell ein funktionierendes nicht-demokratisches System? Muss die Demokratie für Großstaaten noch einmal "transformiert" werden?
Was spricht gegen diese Annahme? Kennt ihr Literatur zu diesem Thema oder wurde dies hier schon einmal diskutiert?
(Ich habe den Faden hier eingestellt als Beitrag zur politischen Philosophie. Falls fehl am Platz, entsprechend verschieben.)