Vongole hat geschrieben: ↑Samstag 27. Mai 2023, 19:31
Die Betrachtungsweise mag auch von der eigenen Familiengeschichte abhängen.
Ich bin nicht das Ansicht, dass alle Wehrmachtssoldaten Verbrecher per se waren. Wer jedoch beispielsweise Mitglied bei der Waffen-SS war oder sich aktiv an Massakern wie Oradour, Tulle, Babyn Jar u.a. beteiligte, war und bleibt ein
Verbrecher. Jeder, der mehr verbrach als er unbedingt "musste", war und bleibt schuldig, egal wieviel Persil über die Wehrmacht nach 45 ausgeschüttet wurde.
So sehe ich das auch.
Es kommt noch ein Punkt dazu: Die Nazi-Herrscher wussten, dass es in der Wehrmacht erhebliche Widerstände gegen eine "überharte" Kriegführung gab. Das hatte nichtmal was mit besonderen Moral- oder Ehrvorstellungen zu tun. Da ging es in erster Linie um tradierte und lange eingeübte Prinzipien von Disziplin. Aus der Geschichte war bekannt, dass Truppenverbände nur noch schwer unter Kontrolle zu halten sind, wenn die Disziplin erstmal zusammengebrochen ist. Da ging es nicht um "Humanität" oder "Menschenfreundlichkeit". Es war durchaus erwünscht, dass Soldaten schießen. Sie sollten aber nur schießen, wenn das angeordnet worden war und wenn es militärischen Zwecken diente. Es war (und ist in unserem Militär!) heute noch ein absoluter Tabu-Bruch, wenn ein Soldat aus eigenem Antrieb spontan losballert. Geschossen wird nur auf Befehl bzw. zur Erfüllung des Auftrags. Wer gegen diesen Grundsatz verstößt, wird gnadenlos rundgemacht.
Die Nazis wünschten sich aber eine Truppe, die in dieser Hinsicht weniger bis gar keine "Hemmungen" haben sollte. Deshalb wurde die Waffen-SS aufgestellt. Die sollte sowas wie eine "neue Armee" sein, mit eigenen Dienstgraden, neuen Kommandostrukturen und allem drum und dran. Gut ausgebildete, aber sehr junge Soldaten, von denen erwartet wurde, dass sie Gefühlsaufwallungen "im Eifer des Gefechts" nachgeben und dabei nicht von erfahrenen Unteroffizieren "eingebremst" werden. Ich betone die Bedeutung der Unteroffiziere immer wieder, weil genau diese Dienstgradgruppe im Gefecht dafür zu sorgen hat, dass die oben erwähnte Disziplin nicht zerbricht. So kam es dann zu Ereignissen wie in Oradour. Die Soldaten verfielen in Blutrausch und haben in wilder Wut unsägliche Dinge getan, die militärisch keinen Sinn hatten. Niemand hat sie daran gehindert und niemand hat sie nachträglich dafür zur Rechenschaft gezogen.
Dieses System der hemmungslosen Gewaltanwendung ist im russischen Militär perfektioniert worden. Da wird es sogar geduldet, wenn es innerhalb der eigenen Truppen zu Gewaltorgien kommt. Selbst in der gewiss nicht "unschuldig gebliebenen" Wehrmacht wurde hemmungslose Gewalt unterbunden oder zumindest eingedämmt. Ein Beleg dafür ist, dass selbst im Jahr 1944 noch mehr als 5000 Soldaten wegen "Sittlichkeitsverbrechen" (Vergewaltigung) angeklagt und verurteilt worden sind, obwohl von höchster Stelle die Anweisung ergangen war, solche Vergehen möglichst milde zu behandeln. Motto: Du Böser! Hättest Du nicht machen sollen! Aber hat es denn Spaß gemacht?
Bei den russischen Streitkräften ist das anders. Da wird sowas nicht stillschweigend geduldet, sondern bewusst gefördert. Niemand versucht, das zu unterbinden und niemand versucht, das nachträglich zu ahnden. Es ist erwünscht und wird bewusst als "Waffe" eingesetzt. Bezeichnenderweise gibt es im russischen Militär gar kein "Unteroffiziers-Korps", das solche Ausraster unterbinden könnte.
Noch ein paar Nachsätze zu Vorfällen wie Oradour: Das waren spontane Amokläufe. Die waren schlimm genug. Man muss sie aber unterscheiden von den von vornherein geplanten Verbrechen und Massenmorden, die später "hinter der Front" von Sondereinheiten verübt wurden. Den Nazis war bewusst, dass sie der Wehrmacht nicht den Auftrag zur Verübung solcher Exzesse geben konnten. Derartige Befehle wären mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht befolgt worden. Dafür mussten besagte "Sondereinheiten" herangezogen werden. Und deren "Tätigkeit" durfte nicht allgemein bekannt werden.
https://www.welt.de/kultur/history/arti ... lante.html
Sprich: Die Nazis haben sich bemüht, Kriegsverbrechen straffrei zu stellen. Sie haben sie aber nicht unter Androhung der Todesstrafe erzwungen. Niemand ist in Todesgefahr geraten, wenn er nicht morden oder vergewaltigen wollte. Das ist bewiesen durch Millionen Wehrmachtssoldaten, die NICHT gemordet oder vergewaltigt haben. Deshalb stimme ich Helmut Schmidt zu: Die Wehrmacht hat massive Kriegsverbrechen begangen. Sie war aber insgesamt keine verbrecherische Organisation. Die Nazis wollten sie dazu machen, aber das ist nicht vollständig gelungen.
Bei den russischen Truppen, die heute in der Ukraine wüten, ist das anders. Die wurden von Beginn an so "gezüchtet" und gezüchtigt, dass sie möglichst erbarmungslose Kriegsverbrechen begehen sollten. Hintendran kam dann noch das durchorganisierte System, Zivilisten in besetzten Gebieten durch Verschleppung, Folterung und Ermordung gefügig zu machen. Die russischen "Soldaten", die heute in der Ukraine kämpfen, waren schon Orks, als sie losgeschickt wurden. Sie mussten Orks sein, bevor man sie überhaupt losschicken konnte. Die aktuellen russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine sind nicht das Ergebnis eines "Blutrauschs" der beteiligten Soldaten. Sie sind das Ergebnis einer bewussten Planung der russischen Führung.
Besonders deutlich wurde das durch ein Video, das in diesem Strang verlinkt worden ist: Da schlägt eine Granate ein, ein russischer "Soldat" wird verwundet und bricht zusammen. Seine "Kameraden" kommen herbeigelaufen, treten auf ihn ein, entreißen ihm den Helm und andere Teile seiner Ausrüstung, lassen ihn danach liegen und laufen davon. Das ist der "Geist", der dieser gesamten "militärischen Spezialoperation" zugrunde liegt. Nicht zufällig, sondern bewusst gewollt und erzeugt. Deshalb besteht das russische Militär in der Ukraine meiner Auslegung nach nur aus Orks. Und deshalb wird Russland diesen Krieg verlieren.