Frank_Stein hat geschrieben: ↑Do 18. Mai 2023, 10:22
Du kannst Dir täglich den Strommix in der FAZ ansehen. Leider nur auf einen Tag bezogen und nicht nach Stunden.
Kohle und Erdgas spielen da eine gewaltige Rolle und wenn man sich Wind und Sonne anschaut (vor allem im Herbst) bekommst Du das Problem nicht durch Skalierung in den Griff. Durch Skalierung erreicht man aber, dass in Zeiten des Überflusses so große Überschüsse anfallen, dass man die selbst nicht mehr verwerten kann und exportieren muss ... teilweise zu negativen Preisen, wenn der Wind gerade etwas stärker weht.
Schon mal gut, dass du die FAZ anschaust - das mache ich auch. Noch besser wäre es, du würdest dich mal mit den Kraftwerkserzeugungskapazitäten in Deutschland beschäftigen. Denn regelmäßig sind VIELE dieser Erzeuger gar nicht am erzeugen! Sie stehen als Reserve in zweiter Reihe, oder sind wirtschaftlich nicht betreibbar, oder werden abgeriegelt....aber SIE KÖNNTEN erzeugen, wenn man sie ließe......
Die anstehende Transformation unserer Stromerzeugung hast du aber offensichtlich noch nicht richtig verstanden. Es ist völlig richtig, dass gerade die regenerativen Energiequellen Windstrom und PV nicht beständig und dauerhaft zur Verfügung stehen. Doch das kennen die verantwortlichen Stellen durchaus - weshalb auch niemand dort blind davon ausgeht, dass man ein Grundlastfähiges AKW abschaltet, und es durch PV-Anlagen ersetzt.
Tatsächlich ist es aber so, dass PV und Windstrom immer höher allerdings volatile Anteile zur Stromerzeugung beitragen. Veraltete Kraftwerkskonzepte wie AKWs, Braunkohle und Kohlekraftwerke kommen mit den daraus entstehenden Schwankungen beim Erzeugungsbedarf nur schwer zurecht. Moderne Gaskraftwerke (und zwar sowohl solche, die noch mit Erdgas befeuert werden, als auch solche, die mit Wasserstoff befeuert werden könnten) kommen damit deutlich besser zurecht, weil sie mit deutlich kürzeren Vorlaufzeiten hinzugeschaltet werden können.
Das alles ist bekannt - und wurde von der Industrie auch mit eingeplant. Es steht ausreichend Erzeugungskapazität zur Verfügung - auch für die windstille Nacht. Ideal ist es, wenn die Gaskraftwerke, die dann einspringen, mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff betrieben werden können. Und je seltener sie einspringen müssen, desto besser ist es.
Aktuell befinden wir uns bezüglich der Transformation im Stromnetz in einer Phase, in der zwischen 50 und 60 Prozent des Stroms regenerativ erzeugt werden kann. An einzelnen Tagen sind es aber nur 10% - an anderen Tagen könnten wir sogar schon mehr als 100 % des Bedarfs abdecken.....
In dieser Phase wird es wichtig, dass wir zwei Themen immer stärker aufgreifen:
1) Power2Gas
2) Speicherkonzepte
Final gelöst müssen diese Themen sein, wenn wir ca. bei 80% regenerativer Energieversorgung aus erneuerbaren Energien angekommen sind. Ohne vorhandene P2G-Konzepte und Batteriekonzepte geht es danach nicht mehr weiter.
Der Zeitpunkt, um in diese Themen relevant einzusteigen, ist also JETZT und in den nächsten 10 Jahren! Jedes Jahr sukzessive ein bisschen mehr.
Das Thema ist und bleibt aber vielfältiger - damit die Energiewende erfolgreich gelingt, brauchen wir auch die Windkraft in Bayern, wir brauchen die Stromnetze und einiges mehr. Wenn Bayern bei den Windkraftwerken weiterhin blockiert, bleibt die Transformation dennoch machbar, sie wird aber teurer. Verweigert Bayern gleichzeitig weiterhin den Stromnetzausbau - dann wird es langsam eng.
Manche verweisen darauf, dass Bayern doch schon viel für die PV tut - ja, das ist richtig. Aber die PV hilft nachts nicht....die Windkraft hingegen schon.
Manche verweisen darauf, dass BW auch nicht viel weiter ist - ja, das ist richtig und auch ärgerlich, aber Bayern hat faktisch die größeren Probleme weil in Bayern die Stromleitungen fehlen, um Strom aus dem Norden in die bayrischen Industriezentren zu leiten. Man kann auch sagen: Söder sägt den eigenen Ast ab.......
BW sollte auch zügig dazu übergehen, mehr Windkraft zuzulassen - auch das entlastet - aber der größere Druck liegt in Bayern - auch deshalb, weil BW näher an Frankreich liegt, und leichter Stromimporte von dort die eigenen Defizite ausgleichen können.....
Die negativen Preise an der Strombörse zeigen im Übrigen klar auf, wohin der Weg gehen muss! Wenn Strom in Deutschland besonders teuer ist, dann deshalb, weil wir zu wenig (günstige) Anbieter auf dem Markt haben. Was fehlt ist mehr Stromerzeugungskraft im Bereich der günstigen regenerativen Energien - also PV und Windkraft. Je schneller wir dort ausbauen, desto schneller können wir wieder auf billigeren Strom setzen!