Um @ Tom Bombadil viel Aufräumarbeit zu ersparen, mache ich hier einfach weiter mit meinen Beobachtungen und Empfindungen, die der Betrieb meiner privaten Energieerzeugung mit sich bringt.
Mein technisches Konzept ist völlig unspektakulär:
- Eine Solare Heizungsanlage sorgt bei Sonnenschein für warmes Brauchwasser im Durchlaufverfahren durch einen Heizungskessel mit 1 m³ Heizflüssigkeit (Glycol und Wasser). In der trüben Jahreszeit ist damit nichts an zu fangen; da muß ein wasserführender Kaminofen für Holzscheite den Pufferkessel auf 70 °C < T < 85 °C erwärmen. Der Puffer genügt für 2 Tage Heizung und Warmwasser.
- Eine Photovoltaik mit 13,9 kW Spitzenleistung liefert Strom für den Eigenverbrauch. Der Überschuß wird in einen Akkumulator mit 30 kWh Gesamtkapazität geladen, und was dort nicht mehr unter zu bringen ist, das wird ins öffentliche Netz gespeist. Der Stromversorger berechnet mir für jede "zurückgekaufte" kWh 70% des Strompreises, den Verbraucher entrichten müssen, die nichts ins öffentliche Netz einspeisen.
Ich versuche also, meinen Energiebedarf möglichst mit der Sonne und nachwachsendem Brennholz für die Gebäudeheizung/Brauchwasser aus meiner Umwelt zu decken. (Die kalte Jahreszeit will ich mit 5 m³ Brennholz bewältigen... habe aber vorsichtshalber 7 m³ eingekauft.) Es ist klar, daß die Energie aus der Umwelt sehr von den Jahreszeiten abhängt... die Menge Brennholz von der Härte eines Winters.
Ich beobachte also, wie weit mein Ziel der Netzunabhängigkeit mit meinem Versorgungssystem aus Photovoltaiik, solarer Wärmesammlung, Brennholz, und dann doch Netzstrom zu erreichen ist.
Die vergangenen Monate (Sommer und Herbst) mit viel Sonne waren natürlich ein Glücksfall: Warmwasser aus der Sonneneinstrahlung, PV-Strom ohne Ende und ständig stramm geladener Pufferakkumulator.
Soeben habe ich meine Stromabrechnung des polnischen Versorgungsunternehmens ENEA erhalten: Für Oktober-November 2022 muß ich nur 47 PLN = 10 EUR für 215 kWh bezahlen. Die 10 EUR habe ich zu bezahlen, weil mein System aus guten Gründen (Notbetrieb bei Ausfall meines Systems...) immer am öffentlichen Netz hängt. Meine einphasigen Verbraucher verursachen Schieflasten im dreiphasigen Hausanschluß, die mein System aus dem öffentlichen Netz ausgleicht. Aber mein System hat in dieser Zeit ein Vielfaches dieser Energie ins öffentliche Netz geliefert (etwa 1.800 kWh). Und die hat das Versorgungsunternehmen zum vollen Preis verkauft... mußte dafür keine Kohle verbrennen oder Gas. Der goldene Herbst hat's möglich gemacht!
Diese Herrlichkeit ist im Dezember natürlich vorbei. Der Ertrag der Photovoltaik liegt bei hellem Tageslicht unter 1 kW, und das auch nur wenige Stunden am Tag. Der Pufferakkumulator wird nun sogar aus dem Netz wieder aufgeladen, damit bei Netzausfall (Freileitung gerissen...) weiterhin die Notstromversorgung meinen Haushalt versorgt. Mit anderen Worten: Anfang Februar 2023 erwarte ich eine gesalzene Stromrechnung der ENEA für Dezember 2022 und Januar 2023.
Diese Versorgungslücke könnte man mit einem Windrad schließen; der Betrieb verbietet sich aber in einem NATURA 2000 Vogelschutzgebiet. Einigermaßen aussichtsreich wären saisonale Energiespeicher, die den Energieüberschuß aus dem Sommer im Winter wieder zur Verfügung stellen... Größenordnung (in meinem Bedarfsfall!) 1.200 kWh. Beim Speichern und erneutem Verbrauch muß man mit Verlusten in der Energiebilanz rechnen. Eine Rückschau zeigt, daß die PV zwischen Anfang Juni und Ende November 2022 etwa 7.000 kWh ins öffentliche Netz geliefert hat. Daraus sollten am Ende des Speicherzyklus die für eine private Stromautarkie notwendigen 1.200 kWh zurück gewonnen werden können.
Solche Systeme mit Saisonspeicher sind in der Nutzungsphase angekommen, aber immer noch sehr kostspielig. Als Beispiele seien die Systeme PICEA des Berliner Systemherstellers HPS (Home Power Systems) und JOHANN des österreichischen Systemherstellers EEG Element Energy genannt.
Immerhin: Ohne jeden Eingriff in das bestehende System war im Halbjahr Juni-November 2022 eine Eigenversorgung mit elektrischer Energie von 65% möglich. (100% wären möglich gewesen bei Netztrennung... Themen Schieflast und Notstromversorgung im Winter)