49 Euro - cui bono?

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neclaudibus
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49 Euro - cui bono?

Beitrag von neclaudibus »

Der Nachfolger zum Neun-Euro-Ticket ist gekommen und wird von allen Seiten als großer Erfolg gewürdigt. Dies ist insofern richtig, als es gelungen ist, den Tarifdschungel zu lichten und die Möglichkeit geschaffen wurde, quer durch Deutschland in einen Bus zu steigen und los zu fahren. Halt! Das ist zwar die löbliche Theorie, doch die Praxis ist sehr unterschiedlich. Kürzlich war ich beruflich auf der Schwäbischen Alb unterwegs. Ich bin mir sicher, dass sich der genannte Vorteil dort anders darstellt. Dort fahren nämlich kaum Busse. Man kann die Schwäbische Alb auch durch Eifel, Hunsrück, Dithmarschen oder sonst einen ländlichen Raum ersetzen, wo der ÖPNV deutlich dünner unterwegs ist als in Großstädten.

Damit kämen wir auf die Frage, wem das Ticket eigentlich nützt. In Urlaubszeiten sicherlich den Menschen, die sich sonst eine längere Bahnfahrt nicht leisten können oder wollen. Im Alltag werden aber vor allem Menschen in Großstädten und ihrem Umland vom Ticket profitieren. Wer in Böblingen wohnt und in Stuttgart arbeitet (auch hier kann man Rhein-Neckar-Raum, Ruhrgebiet oder Hamburger Verkehrsverbund analog setzen), zahlt ab Januar ca. 72 Euro pro Monat weniger. Das entspricht im Jahr ca. 850 Euro. Damit sind jene eindeutig im Vorteil, die im Speckgürtel der großen Städte wohnen und dorthin einpendeln. Diese Klientel ist meist urban, ökologisch affin und nutzt bereits heute den ÖPNV. Honi soit qui mal y pense.
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sünnerklaas
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Re: 49 Euro - cui bono?

Beitrag von sünnerklaas »

neclaudibus hat geschrieben: So 6. Nov 2022, 13:30
Damit kämen wir auf die Frage, wem das Ticket eigentlich nützt. In Urlaubszeiten sicherlich den Menschen, die sich sonst eine längere Bahnfahrt nicht leisten können oder wollen. Im Alltag werden aber vor allem Menschen in Großstädten und ihrem Umland vom Ticket profitieren. Wer in Böblingen wohnt und in Stuttgart arbeitet (auch hier kann man Rhein-Neckar-Raum, Ruhrgebiet oder Hamburger Verkehrsverbund analog setzen), zahlt ab Januar ca. 72 Euro pro Monat weniger. Das entspricht im Jahr ca. 850 Euro. Damit sind jene eindeutig im Vorteil, die im Speckgürtel der großen Städte wohnen und dorthin einpendeln. Diese Klientel ist meist urban, ökologisch affin und nutzt bereits heute den ÖPNV. Honi soit qui mal y pense.
Da kann man für Pendler aus dem peripheren ländlichen Raum z.B. an den Bahnhöfen große P&R-Anlagen bauen, so dass die Autofahrer aus dem ländlichen Raum nicht mehr in die Städte selbst hineinfahren brauchen. Mit der Bahn ist man nämlich insbesondere im Berufsverkehr deutlich schneller unterwegs, als mit dem Auto. Außerdem spart man durch das 49-Euro-Ticket auch auf einer Teilstrecke enorm Spritgeld.
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jack000
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Re: 49 Euro - cui bono?

Beitrag von jack000 »

Nun, auf der Schwäbischen Alb & Co ist ja auch generell nicht so viel Verkehr. Da macht auch ein Ausbau wenig sinn, wenn dieser dann trotzdem leer durch die Gegend fährt. Dort, wo aber ein Umstieg möglich ist (z.B. Großraum Stuttgart) macht es aus meiner Sicht Sinn, da einen Anreiz zu schaffen.

In der Tat ist aber richtig, das manche halt davon nicht profitieren können, aber mit deren Steuergeldern das trotzdem mitfinanzieren. Da wäre eine Ergänzung sinnvoll, dass man sich "Seltenfahrertickets" kaufen kann. So wie es das bisher auch bei den 4er-Tickets gibt, aber da ist die Ersparnis Marginal. Da schwebt mir ein 10er oder 20er Ticket vor, welches nur 1/2 von dem regulären Ticket kostet.

Auch bringt das 49€-Ticket den P&R-Nutzern nichts. Da sollte ebenso nachgebessert werden (Wobei in Stuttgart die P&R-Parkhäuser sowieso bereits überfüllt sind).
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jack000
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Re: 49 Euro - cui bono?

Beitrag von jack000 »

sünnerklaas hat geschrieben: So 6. Nov 2022, 14:00 Da kann man für Pendler aus dem peripheren ländlichen Raum z.B. an den Bahnhöfen große P&R-Anlagen bauen, so dass die Autofahrer aus dem ländlichen Raum nicht mehr in die Städte selbst hineinfahren brauchen.
Mein Reden. Bis ins letzte Kaff in der Pampa alle 1/2 Stunde einen leeren Bus fahren zu lassen, wäre da kontraproduktiv. Die letzte Meile auf dem Land wird das Auto bleiben.
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