Die meisten, die Intellektuelle und Philosophen wie Precht an den Pranger stellen, kennen sich in Philosophie so gut aus wie der europäische Bürger in Nordkorea, und sie kompensieren die Ahnung der eigenen Ahnungslosigkeit durch besonderen moralischen Eifer, der sich in solchen Sätzen Luft verschafft.Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 09:07
Mein Beileid. Du musst "die Teutonen" ja sehr hassen
Richard David Precht
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Re: Richard David Precht
Re: Richard David Precht
Vielleicht hilft es, Philosophie wie Precht nicht mit dem deutschen Idealismus gleichzusetzen und sich stärker im angelsächsischen Raum statt in Deutschland oder Frankreich umzusehen.Phileas hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 10:24 Das frage ich mich bis heute. Solange ich Philosophie nicht auch so darstellen kann, dass es für Otto-Normalverbraucher verständlich ist, ist Philosophie meiner Meinung nach wertlos. Vielleicht spricht das wiederum dann doch ein bisschen für Precht: Er hat genau das, zumindestens in den Nullerjahren, versucht.
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Re: Richard David Precht
Precht kennt sich mit dem real durch eine Finanztransaktionssteuer erzielbaren Steuereinahmevolumen so gut aus wie eine Kuh in der Astronomie.
Trotzdem labert er in den Talkshows darüber.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Re: Richard David Precht
Das ist kein Privileg von Intellektuellen, sondern der ganz normale Talkshowalltag, wie er von einer labernden und nach bestimmten quotalen Gesichtspunkten ausgewählten Klasse gestaltet wird.Realist2014 hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 10:39 Precht kennt sich mit dem real durch eine Finanztransaktionssteuer erzielbaren Steuereinahmevolumen so gut aus wie eine Kuh in der Astronomie.
Trotzdem labert er in den Talkshows darüber.
Re: Richard David Precht
Ja, ich bekenne mich als Teutone, wenn damit Deutsche gemeint sein sollten. Ohne Stolz auf diese Zugehörigkeit und ohne Verachtung für Deutsche, die sich irren, weil sie eine Sache im Augenblick des Irrtums nicht anders einordnen konnten. Davon gehe ich bei den Gescholtenen aus.
Ich habe das dumpfe Gefühl von Selbstverachtung des Teilnehmers, denn nichts anderes als das ist es doch, wenn der eine Deutsche den anderen "Teutone" schimpft, nur weil ihm eine Meinung nicht paßt. Inzwischen gibt es aber nun einmal viele Gründe, diesen Meinungen zu widersprechen. Und schon sind wir "Teutonen"? Na denn...
Ich habe das dumpfe Gefühl von Selbstverachtung des Teilnehmers, denn nichts anderes als das ist es doch, wenn der eine Deutsche den anderen "Teutone" schimpft, nur weil ihm eine Meinung nicht paßt. Inzwischen gibt es aber nun einmal viele Gründe, diesen Meinungen zu widersprechen. Und schon sind wir "Teutonen"? Na denn...
Re: Richard David Precht
Nur weil einer die geforderte Meinung und Moral nicht zum Vortrag bringt, wird ihm die Existenz als Intellektueller zum Vorwurf gemacht? Na denn …H2O hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 10:54 Ja, ich bekenne mich als Teutone, wenn damit Deutsche gemeint sein sollten. Ohne Stolz auf diese Zugehörigkeit und ohne Verachtung für Deutsche, die sich irren, weil sie eine Sache im Augenblick des Irrtums nicht anders einordnen konnten. Davon gehe ich bei den Gescholtenen aus.
Ich habe das dumpfe Gefühl von Selbstverachtung des Teilnehmers, denn nichts anderes als das ist es doch, wenn der eine Deutsche den anderen "Teutone" schimpft, nur weil ihm eine Meinung nicht paßt. Inzwischen gibt es aber nun einmal viele Gründe, diesen Meinungen zu widersprechen. Und schon sind wir "Teutonen"? Na denn...
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Re: Richard David Precht
Nein, aber er äußert sich in seiner Inkompetenz zu vielen Themen...
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Re: Richard David Precht
Das teilt er mit vielen Talkshowteilnehmern, wobei Inkompetenz erfahrungsgemäß häufig als Synonym für eine andere Meinung, als man selbst vertritt, verwendet wird.Realist2014 hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 10:59 Nein, aber er äußert sich in seiner Inkompetenz zu vielen Themen...
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Re: Richard David Precht
Bei Fakten gibt es eine "andere Meinung"
Speziell , wenn es um Mathematik geht...
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Re: Richard David Precht
Philosophie untersucht und formuliert - zusammen mit der Psychoanalyse - die Gedanken, die, egal, ob nun bewusst oder unbewusst, hinter den praktischen Denk- und Handlungsmustern stehen. Wir können unsere Denk- und Handlungsmuster nicht verstehen und ändern, wenn wir nicht das kennen, was über ihnen steht, was sie antreibt.Phileas hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 10:24 Das frage ich mich bis heute. Solange ich Philosophie nicht auch so darstellen kann, dass es für Otto-Normalverbraucher verständlich ist, ist Philosophie meiner Meinung nach wertlos. Vielleicht spricht das wiederum dann doch ein bisschen für Precht: Er hat genau das, zumindestens in den Nullerjahren, versucht.
Bei Hegel muss man den zeitlichen Zusammenhang sehen. Hegel ist der Philosoph eines fundamentalen Umbruchs: Französische Revolution, Auflösung des Römisch-Deutschen Reichs inkl. Auflösung des alten Lehnssystems, napoleonische Zeit, preußische Reformen, Wiener Kongress, die letztendlich gescheiterte Restauration. In solch unübersichtlichen Zeiten Gedanken zu strukturieren und zu formulieren, ist ungeheuer schwierig.
Re: Richard David Precht
Dann sollte man diesen Gedanken auch auf Precht anwenden, unter besonderer Berücksichtigung des aktuellen Zeitenwandels sowie der Tatsache, dass anders als zu Hegels Zeiten keine Totalphilosophie mehr möglich ist und man damit ohnehin wieder bei einer Form einer determinierenden Geschichtsphilosophie landen würde.sünnerklaas hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 11:34 In solch unübersichtlichen Zeiten Gedanken zu strukturieren und zu formulieren, ist ungeheuer schwierig.
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Re: Richard David Precht
So einen fundamentalen Zeitenwandel, wie er sich zu Hegels Lebzeiten vollzogen hat, haben wir aber aktuell in D nicht.Ogmios hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 11:50 Dann sollte man diesen Gedanken auch auf Precht anwenden, unter besonderer Berücksichtigung des aktuellen Zeitenwandels sowie der Tatsache, dass anders als zu Hegels Zeiten keine Totalphilosophie mehr möglich ist und man damit ohnehin wieder bei einer Form einer determinierenden Geschichtsphilosophie landen würde.
In der Zeit zwischen 1789 und Hegels Tod 1831 blieb vom alten System des völlig maroden und nicht mehr die Realität abbildenden HRR praktisch nichts mehr übrig. Und dieser Wandel hat praktisch alle Bereiche des Lebens umfasst. Das bedeutete auch, dass die Philosophie völlig von vorne anfangen musste.
Re: Richard David Precht
Interessanter Strang hier. Ich habe nur die frühen Bücher von Richard David Precht gelesen, zum Beispiel "Liebe, ein unordentliches Gefühl" und "Wer bin ich und wenn ja, wie viele?" Sehr vergnügliche philosophisch angehauchte Sachbücher, spannend geschrieben. Eher populärwissenschaftlich im besten Wortsinne.
Das neue kritische Medien-Buch, das er mit Harald Welzer schrieb, werde ich mir vielleicht besorgen, sobald es auf dem Markt ist. Oder ist es das schon? Seit gestern? Was man in Interviews dazu liest, klingt jedenfalls interessant.
Denn auch, wenn sich Precht weit von seinen linken familiären 68er Wurzeln entfernt zu haben scheint, ist es immer wieder interessant, ihm zuzuhören. Andere sagen natürlich, seine Positionen seien gerade deshalb interessant, weil er sich geistig so stark von den 68er Ideen seiner Eltern entfernt hat. Aber sei es, wie es sei: Es ist immer erfrischend, wenn er in den ansonsten immer gleichförmig wirkenden Talkrunden auftritt. Das betrifft auch Co-Autor Harald Welzer. Auch er scheut sich nicht, diese gleichförmigen Debatten gegen den Strich zu bürsten. Auf Grund ihrer Prominenz können sie zum Krieg in der Ukraine auch mal Dinge äußern, die eher selten geäußert werden, weil sich viele aus Angst vor dem öffentlichen Echo davor scheuen.
Das neue kritische Medien-Buch, das er mit Harald Welzer schrieb, werde ich mir vielleicht besorgen, sobald es auf dem Markt ist. Oder ist es das schon? Seit gestern? Was man in Interviews dazu liest, klingt jedenfalls interessant.
Denn auch, wenn sich Precht weit von seinen linken familiären 68er Wurzeln entfernt zu haben scheint, ist es immer wieder interessant, ihm zuzuhören. Andere sagen natürlich, seine Positionen seien gerade deshalb interessant, weil er sich geistig so stark von den 68er Ideen seiner Eltern entfernt hat. Aber sei es, wie es sei: Es ist immer erfrischend, wenn er in den ansonsten immer gleichförmig wirkenden Talkrunden auftritt. Das betrifft auch Co-Autor Harald Welzer. Auch er scheut sich nicht, diese gleichförmigen Debatten gegen den Strich zu bürsten. Auf Grund ihrer Prominenz können sie zum Krieg in der Ukraine auch mal Dinge äußern, die eher selten geäußert werden, weil sich viele aus Angst vor dem öffentlichen Echo davor scheuen.
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Re: Richard David Precht
Nur weil jemand "Intellektueller" ist oder sein will, macht ihn das nicht sakrosankt, auch so jemand - und seine Fans - muss Kritik an blöden Aussagen hinnehmen. Deine Dreckschleuderei solltest du unterlassen, das wirkt nur wenig intellektuell.
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Re: Richard David Precht
Dazu hat ein anderer Philosoph sinngemäß folgendes gesagt: si tacuisses, philosophus mansisses. Precht wird den alten Boethius sicherlich kennen.
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Re: Richard David Precht
Klimawandel, heißer und neuer Krieg in Europa, Ende des Wohlstands, mögliches Ende der Globalisierung, neue Weltordnung, Faschisten in Italien an der Macht sind für moderne Verhältnisse ganz schön viel.sünnerklaas hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 12:10 So einen fundamentalen Zeitenwandel, wie er sich zu Hegels Lebzeiten vollzogen hat, haben wir aber aktuell in D nicht.
In der Zeit zwischen 1789 und Hegels Tod 1831 blieb vom alten System des völlig maroden und nicht mehr die Realität abbildenden HRR praktisch nichts mehr übrig. Und dieser Wandel hat praktisch alle Bereiche des Lebens umfasst. Das bedeutete auch, dass die Philosophie völlig von vorne anfangen musste.
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Re: Richard David Precht
Die Diskussion hier dreht sich im Kreis. Ob das von einigen hier beabsichtigt ist?
Dauernd kriegt man zu lesen: "Si tacuisses...". Oder um es auf deutsch zu sagen: "Halt dein Maul, Philosoph!"
Dass viele Politiker jedoch viel mehr intellektuellen Bullshit produzieren und, gelinde gesagt, Schrott labern, wird hartnäckig ignoriert. Der Unterschied ist aber derjenige: Ein Philosoph, der ab und zu Schrott labert, hat eine gewisse gesellschaftliche Reichweite. Aber er hat keine Handlungsmacht. Wenn jedoch ein Politiker Schrott labert, wird er auch in seinen Taten Bullshit produzieren. Trotzdem will der virtuelle Lynchmob vor allem Leuten wie Precht oder Welzer an den Kragen. Wo sind dann aber die Rücktrittsforderungen gegenüber den entsprechenden Politikern? Da scheint wieder die Devise zu gelten: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?"
Und ich stelle die Frage auch gerne noch ein drittes Mal: Wieso versuchen einige, den Philosophen mundtot zu machen? Und der Politiker wird nicht angetastet oder kritisiert, wenn er den gleichen Bullshit von sich gibt? Sind Politiker etwa quasi ihres Amtes etwas besseres für solche Leute? Dieser Doppelstandard schreit doch zum Himmel!
Und zu mir: Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Precht von sich gibt. Jedoch muss ich hier den französischen Philosophen Voltaire zitieren. Ich stimme zum Beispiel in der Ukrainefrage inhaltlich nicht mit Precht überein. Aber ich werde dafür kämpfen, dass er -im Sinne der Meinungsfreiheit in einer demokratisch verfassten Gesellschaft- seine Ansichten vertreten darf. Alles andere wäre Cancel Culture. Oder wie früher: In den USA wurden in der McCarthy-Ära allen, die nicht auf der "richtigen" Seite waren, die Existenzgrundlage geraubt. Oder unter Stalin gab es die Schauprozesse. Jeder Gegner musste seine vermeintlichen Verfehlungen öffentlich darlegen. Doch danach kannte man trotzdem keine Gnade.
In welcher Gesellschaft wollen wir leben? In einer pluralen Demokratie, in der die unterschiedlichsten Meinungen miteinander konkurrieren? Oder in einem Staat, in der nur ein sehr enger Meinungskorridor gilt? Und jeder, der der herrschenden Meinung widerspricht -also der Meinung der Herrschenden und der Journalisten-, wird gesellschaftlich erledigt.
Precht und Welzer scheinen da mit ihren Buch den Finger in die Wunde gelegt zu haben. Eine Demokratie funktioniert nur, wenn möglichst viele Meinungen konkurrieren und möglichst alle ihre Probleme darlegen können. Wenn aber die Journalisten in ihrer eigenen, vom Rest der Bevölkerung isolierten, Filterblase leben und auch die Politiker nur noch alternativlos ihr Ding durchziehen, wird sich der Rest der Bevölkerung betrogen fühlen. Natürlich werden einige von denen zu den Neofaschisten und Verschwörungstheoretikern abwandern. Aber die anderen, die skeptisch bleiben, gewinnt die Politik und das Mediensystem auch nicht wieder zurück. Niemand lässt sich gerne bevormunden. Wenn Politik und die Journalisten ihre "Friss, Bürger, oder stirb"-Methode weiter so durchziehen, dann ist zuletzt die Offene Gesellschaft bzw. die Demokratie als solche in Gefahr. Und da wäre ich wiederum auch inhaltlich bei Precht und Welzer.
Dauernd kriegt man zu lesen: "Si tacuisses...". Oder um es auf deutsch zu sagen: "Halt dein Maul, Philosoph!"
Dass viele Politiker jedoch viel mehr intellektuellen Bullshit produzieren und, gelinde gesagt, Schrott labern, wird hartnäckig ignoriert. Der Unterschied ist aber derjenige: Ein Philosoph, der ab und zu Schrott labert, hat eine gewisse gesellschaftliche Reichweite. Aber er hat keine Handlungsmacht. Wenn jedoch ein Politiker Schrott labert, wird er auch in seinen Taten Bullshit produzieren. Trotzdem will der virtuelle Lynchmob vor allem Leuten wie Precht oder Welzer an den Kragen. Wo sind dann aber die Rücktrittsforderungen gegenüber den entsprechenden Politikern? Da scheint wieder die Devise zu gelten: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?"
Und ich stelle die Frage auch gerne noch ein drittes Mal: Wieso versuchen einige, den Philosophen mundtot zu machen? Und der Politiker wird nicht angetastet oder kritisiert, wenn er den gleichen Bullshit von sich gibt? Sind Politiker etwa quasi ihres Amtes etwas besseres für solche Leute? Dieser Doppelstandard schreit doch zum Himmel!
Und zu mir: Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Precht von sich gibt. Jedoch muss ich hier den französischen Philosophen Voltaire zitieren. Ich stimme zum Beispiel in der Ukrainefrage inhaltlich nicht mit Precht überein. Aber ich werde dafür kämpfen, dass er -im Sinne der Meinungsfreiheit in einer demokratisch verfassten Gesellschaft- seine Ansichten vertreten darf. Alles andere wäre Cancel Culture. Oder wie früher: In den USA wurden in der McCarthy-Ära allen, die nicht auf der "richtigen" Seite waren, die Existenzgrundlage geraubt. Oder unter Stalin gab es die Schauprozesse. Jeder Gegner musste seine vermeintlichen Verfehlungen öffentlich darlegen. Doch danach kannte man trotzdem keine Gnade.
In welcher Gesellschaft wollen wir leben? In einer pluralen Demokratie, in der die unterschiedlichsten Meinungen miteinander konkurrieren? Oder in einem Staat, in der nur ein sehr enger Meinungskorridor gilt? Und jeder, der der herrschenden Meinung widerspricht -also der Meinung der Herrschenden und der Journalisten-, wird gesellschaftlich erledigt.
Precht und Welzer scheinen da mit ihren Buch den Finger in die Wunde gelegt zu haben. Eine Demokratie funktioniert nur, wenn möglichst viele Meinungen konkurrieren und möglichst alle ihre Probleme darlegen können. Wenn aber die Journalisten in ihrer eigenen, vom Rest der Bevölkerung isolierten, Filterblase leben und auch die Politiker nur noch alternativlos ihr Ding durchziehen, wird sich der Rest der Bevölkerung betrogen fühlen. Natürlich werden einige von denen zu den Neofaschisten und Verschwörungstheoretikern abwandern. Aber die anderen, die skeptisch bleiben, gewinnt die Politik und das Mediensystem auch nicht wieder zurück. Niemand lässt sich gerne bevormunden. Wenn Politik und die Journalisten ihre "Friss, Bürger, oder stirb"-Methode weiter so durchziehen, dann ist zuletzt die Offene Gesellschaft bzw. die Demokratie als solche in Gefahr. Und da wäre ich wiederum auch inhaltlich bei Precht und Welzer.
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Re: Richard David Precht
Die kriegen doch alle ihr Fett weg- kannst du hier im Forum doch verfolgen- sogar speziell die PolitikerProgressiver hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:08 "
Und ich stelle die Frage auch gerne noch ein drittes Mal: Wieso versuchen einige, den Philosophen mundtot zu machen? Und der Politiker wird nicht angetastet oder kritisiert, wenn er den gleichen Bullshit von sich gibt?
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Re: Richard David Precht
Nein, es bedeutet: "Halt dein Maul, Putinversteher!"Progressiver hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:08 Oder um es auf deutsch zu sagen: "Halt dein Maul, Philosoph!"
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Re: Richard David Precht
Muss die Philosophie nicht dauernd und immer wieder völlig von vorne anfangen? Ich habe erst neulich einen Philosophen gehört, der meinte, dass die Philosophie der letzten 2.500 Jahre völlig falsch wäre. Und dass ein absoluter Neuanfang nötig wäre. Dieser Gedanke zieht sich aber meiner Beobachtung nach durch die ganze Philosophiegeschichte.sünnerklaas hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 12:10 Das bedeutete auch, dass die Philosophie völlig von vorne anfangen musste.
Und für diejenigen, denen die Gedankengebilde der vielen verschiedenen Philosophen zu kompliziert sind, gibt es ja Einführungen in die Philosophie. So hat ja auch Precht eine auf vier Bände angelegte populärwissenschaftliche "Geschichte der Philosophie" angefangen. Leider dauert es wohl noch bis circa 2024, bis der letzte Band herauskommen soll. Aber bis dahin können wir uns ja gemütlich Band eins bis drei kaufen und durchlesen.
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Re: Richard David Precht
Wer nicht für uns ist, ist automatisch gegen uns? Und Precht ein Defätist?Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:15 Nein, es bedeutet: "Halt dein Maul, Putinversteher!"
Mir geht es aber gar nicht um Putin. Sondern ich habe etwas gegen diese manichäische Art zu denken und zu urteilen. Genauer gesagt, wird diese Moralkeule ja mittlerweile auf vielen anderen Gebieten eingesetzt. Dies führt dann zu Cancel Culture, einem neuen McCarthyismus und zu medialen Schauprozessen bei Anne Will und ihren Kolleginnen.
Ich weiß nicht, woher das kommt. Vielleicht hängt das ja mit den sogenannten "sozialen" Medien zusammen. Aber anstatt gemeinsam zivilisiert und sachlich zu diskutieren, wird dann bei allen möglichen Gelegenheiten die Moralkeule hervorgeholt, um den Gegner zu diskreditieren, weil man seine Meinung nicht erträgt. Dies ist jedoch weder einer gesunden Diskussionskultur förderlich noch trägt sie zur Aufhebung der Spaltung der Gesellschaft bei.
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Re: Richard David Precht
Sind Sie ernsthaft der Meinung, daß nicht schon vor dem russischen Überfall Herr Putin die Welt in Interessensphären aufgeteilt hatte, und daß Rußland seinen Krieg gegen die Ukraine als Befreiungsschlag gegen ukrainische Nazis "verkauft" hatte? Aus meiner Sicht ein Kriegsverbrechen und Kolonialkrieg von Anbeginn an.Progressiver hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:36 (...)
Mir geht es aber gar nicht um Putin.(...)anstatt gemeinsam zivilisiert und sachlich zu diskutieren, wird dann bei allen möglichen Gelegenheiten die Moralkeule hervorgeholt, um den Gegner zu diskreditieren, weil man seine Meinung nicht erträgt. Dies ist jedoch weder einer gesunden Diskussionskultur förderlich noch trägt sie zur Aufhebung der Spaltung der Gesellschaft bei.
Wer auf dieser doch sehr offenkundigen Lage aufbauend einen solchen offenen Brief abschickt, der hat doch ein gestörtes Wahrnehmungsvermögen. Meine sehr bösartige Erklärung: Vielleicht der Wunsch, auf der "richtigen Seite" zu stehen, weil man Rußland als sicheren Sieger einordnete. Und auf der Seite der Sieger fühlt man sich auch bestätigt.
Das ist nun anders gekommen, auch zu meiner Überraschung. Und nun stehen diese Leute ziemlich nackt herum. Da hilft wohl nur das Eingeständnis, einem furchtbaren Irrtum aufgesessen zu sein... und sich künftig nicht mehr an dieser Form der öffentlichen Erklärungen zu beteiligen. Dumm gelaufen...
Re: Richard David Precht
Die Welt in Interessens- und Einfluss-Sphären aufzuteilen und dafür auch grausame Kriege zu führen, ist eine Eigenschaft des Imperialismus.
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Re: Richard David Precht
Du meinst sicherlich jetzt Putin, oder?
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Re: Richard David Precht
Und also sprach der Genosse Olaf Scholz:
„Dafür gibt es nur ein Wort: Das ist blanker Imperialismus“, so der Bundeskanzler. „Die Rückkehr des Imperialismus ist nicht nur ein Desaster für Europa. Darin liegt ein Desaster auch für unsere globale Friedensordnung, die die Antithese ist zu Imperialismus und Neokolonialismus.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/im ... s-100.html
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Re: Richard David Precht
Alles richtig. Bis auf das Wort "Rückkehr". Der Imperialismus ist schon etliche Jahrzehnte vorhanden. Um genau zu sein: Seit dem ersten Weltkrieg.Chajm hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 15:39 Und also sprach der Genosse Olaf Scholz:
„Dafür gibt es nur ein Wort: Das ist blanker Imperialismus“, so der Bundeskanzler. „Die Rückkehr des Imperialismus ist nicht nur ein Desaster für Europa. Darin liegt ein Desaster auch für unsere globale Friedensordnung, die die Antithese ist zu Imperialismus und Neokolonialismus.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/im ... s-100.html
Zuletzt geändert von Selina am Do 29. Sep 2022, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Richard David Precht
Natürlich! Selinas Empathie für das überfallene ukrainische Volk, seine zahlreichen toten Zivilisten, Kinder, gefolterten und vergewaltigen Opfer, die zerstörte Infrastruktur, das Massaker von Butscha etc.
drückt sich doch in jedem ihrer Beiträge aus.
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Re: Richard David Precht
Naja, mit dem Untergang der Sowjetunioun war ja erst mal Ruhe. Erst seit dem Putin an der Macht ist zeigen sich die imperialistischen Bestrebungen. Seit Mitte der 00er Jahre verstärkt. Nur wollte man es im Westen nicht wahrhaben.
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Re: Richard David Precht
Wer Briefe unterschreibt, die Ukraine möge doch bitte aufhören, um ihr überleben zu kämpfen, ja, der ist gegen uns, gegen unsere Werte und gegen unsere Moral. Dieser Brief hätte an Putin gerichtet sein müssen, an sonst niemanden.Progressiver hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:36Wer nicht für uns ist, ist automatisch gegen uns? Und Precht ein Defätist?
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Re: Richard David Precht
Das ist die Sprache Putins.Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:15 Nein, es bedeutet: "Halt dein Maul, Putinversteher!"
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Re: Richard David Precht
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Re: Richard David Precht
Nur in Diktaturen werden diejenigen mit abweichender Meinung nicht durch Argumente sondern durch Maulhalteparolen zum Schweigen gebracht, ganz davon abgesehen, dass Precht kein Putinversteher ist sondern nur als solcher diffamiert wird.
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Re: Richard David Precht
Putin wird nicht "Halt dein Maul, Putinversteher!" sagen
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Re: Richard David Precht
Aber diejenigen, die Diskurse über Diffamierungsrhetorik statt durch inhaltliche Argumente entscheiden wollen und sich damit als Vertreter totalitären Geistes outen.Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 19:57 Putin wird nicht "Halt dein Maul, Putinversteher!" sagen
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Re: Richard David Precht
Ich glaube du tust Progressiver damit Unrecht
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Re: Richard David Precht
Da er richtig übersetzt hat, ist er nicht gemeint gewesen.
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Re: Richard David Precht
Deine Dreckschleuderei prallt an mit ab wie an Teflon
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Re: Richard David Precht
So wie Argumente halt auchTom Bombadil hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 21:20 Deine Dreckschleuderei prallt an mit ab wie an Teflon
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Re: Richard David Precht
Es kann keine Argumente dafür geben, von der Ukraine zu erwarten, dass sie ihren Überlebenskampf einstellt und mit Putin "verhandelt". Der sowieso nicht verhandeln will und lügt, wenn er nur den Mund aufmacht.
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Re: Richard David Precht
Das käme auf die Prämissen an, inwiefern es Argumente geben könnte oder nicht, und andere Prämissen als die eigenen müssen überprüft werden, wobei sie durch gegenläufige moralische Positionen nicht widerlegt werden können.Tom Bombadil hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 21:47 Es kann keine Argumente dafür geben, von der Ukraine zu erwarten, dass sie ihren Überlebenskampf einstellt und mit Putin "verhandelt". Der sowieso nicht verhandeln will und lügt, wenn er nur den Mund aufmacht.
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Re: Richard David Precht
Na dann mal los!
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Re: Richard David Precht
Man kann die beiden nur noch schwer ernst nehmen, wenn sie einerseits die Meinungsfreiheit hier in Gefahr sehen,Progressiver hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 14:08 Precht und Welzer scheinen da mit ihren Buch den Finger in die Wunde gelegt zu haben. Eine Demokratie funktioniert nur, wenn möglichst viele Meinungen konkurrieren und möglichst alle ihre Probleme darlegen können. Wenn aber die Journalisten in ihrer eigenen, vom Rest der Bevölkerung isolierten, Filterblase leben und auch die Politiker nur noch alternativlos ihr Ding durchziehen, wird sich der Rest der Bevölkerung betrogen fühlen.
sie aber selbst die Ukraine in ihrem Kampf gegen einen Aggressor nicht unterstützen wollen.
Ein Aggressor, der allen Freiheiten entgegen steht, welche eine souveräne Ukraine ihren Einwohnern bieten könnte.
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Re: Richard David Precht
Sie fragen mich nach Prechts Motiven? Keine Ahnung. Vielleicht eine Art Pazifismus a la Chamberlain, wie sie vor dem Zweiten Weltkrieg herrschte. Vielleicht auch Angst vor einem Atomkrieg. Ich habe da aber gerade jetzt keine Quellen parat. Vielleicht wird das ja auch in dem Buch "Die vierte Gewalt" erklärt, das er zusammen mit Welzer geschrieben hat.H2O hat geschrieben: ↑Do 29. Sep 2022, 15:12 Sind Sie ernsthaft der Meinung, daß nicht schon vor dem russischen Überfall Herr Putin die Welt in Interessensphären aufgeteilt hatte, und daß Rußland seinen Krieg gegen die Ukraine als Befreiungsschlag gegen ukrainische Nazis "verkauft" hatte? Aus meiner Sicht ein Kriegsverbrechen und Kolonialkrieg von Anbeginn an.
Wer auf dieser doch sehr offenkundigen Lage aufbauend einen solchen offenen Brief abschickt, der hat doch ein gestörtes Wahrnehmungsvermögen. Meine sehr bösartige Erklärung: Vielleicht der Wunsch, auf der "richtigen Seite" zu stehen, weil man Rußland als sicheren Sieger einordnete. Und auf der Seite der Sieger fühlt man sich auch bestätigt.
Das ist nun anders gekommen, auch zu meiner Überraschung. Und nun stehen diese Leute ziemlich nackt herum. Da hilft wohl nur das Eingeständnis, einem furchtbaren Irrtum aufgesessen zu sein... und sich künftig nicht mehr an dieser Form der öffentlichen Erklärungen zu beteiligen. Dumm gelaufen...
Es ist im Übrigen nicht das allererste Mal, das Precht und Welzer in einem gemeinsamen Buch vertreten sind. Ich habe gerade die Aufsatzsammlung "Die offene Gesellschaft und ihre Freunde. Welches Land wollen wir sein?" aus dem Jahr 2016 vor mir liegen. Und da hat jeder der beiden Autoren einen bzw. mehrere kurze Essays verfasst.
Die "Offene Gesellschaft" als solche halte ich jedenfalls immer noch für verteidigenswert. Geprägt wurde der Begriff von Karl Popper, der jeglichen Totalitarismus ablehnte. Und in diesem Sinne bin auch ich für die Verteidigung dieser Offenen Gesellschaft. Anderswo ist das nicht gegeben. Da wurden und werden im Stile von McCarthy ganze Existenzen vernichtet bei gesellschaftspolitischen Manövern, die einer modernen Hexenjagd gleichen. Und auch die Schauprozesse eines Stalin will ich nicht hier sehen. Auch nicht in der Form medialer Tribunale bzw. Talkshows, bei denen sich die Angegriffenen demütig von ihren Positionen verabschieden müssen.
In Russland gibt es keine Offene Gesellschaft. Ebenso wenig im Iran, in China oder bei den Taliban. Und in vielen anderen Teilen der Welt auch nicht. Aber auch hier müssen wir aufpassen. Einerseits gilt es im Äußeren, Putin zu bekämpfen. Aber andererseits gilt auch die Regel: Je mehr sich zwei Seiten gegeneinander bekämpfen, umso ähnlicher werden sie sich auch. Putins Russland wird nicht demokratischer werden. Aber wir können unsere Offene Gesellschaft im Inneren verlieren. Dazu brauchte es aber keinen Putin. Denn solche Dinge wie Cancel Culture, Shitstorms im Internet, Anfänge von McCarthyismus und medialen Schauprozessen in Talkshows gab es hier schon vorher.
Die Bürger scheinen da was zu kapieren. Auch ohne das Buch von Precht und Welzer hatten viele von ihnen den Eindruck, dass man seine Meinung in Deutschland nicht mehr öffentlich sagen darf. Da habe ich noch geglaubt: Ja, aber man darf doch. Aber es hört einem niemandem zu. Das Buch, welches seit gestern einen reißenden Absatz hat, scheint ein offenes Problem zu benennen, das viele Leute beunruhigt.
Deswegen habe ich ja auch Voltaire zitiert: "Ich bin zwar nicht ihrer Meinung, aber ich werde dafür kämpfen, dass sie sie sagen dürfen." Das ist mein Plädoyer zum Thema Meinungsfreiheit. Ebenso Karl Popper: "Ich kann mich irren. Du kannst dich irren. Aber gemeinsam können wir der Wahrheit ein Stück näher kommen."
Natürlich muss Putin auf der für uns äußeren Ebene bekämpft werden. Auf der für uns inneren Ebene wird der Kampf aber verloren werden, wenn so etwas wie eine Offene Gesellschaft nicht mehr möglich sein wird. Dann hat Putin gewonnen.
Mein Vorschlag zur Debatte: Weg mit der Cancel Culture im Inneren! Schluss mit medialen Hexenjagden a la McCarthy! Schluss mit Schauprozessen und medialen Tribunalen, in denen fünf oder mehr Talkshowgäste einen einzigen grillen, anstatt dass ausgewogen berichtet wird! Ich gehe weiterhin mit Michael Schmid-Salomon und Hamed Abdel-Samad konform, wenn sie eine neue Diskussionskultur einfordern. Die offene Gesellschaft muss verteidigt werden. Trotzdem brauchen wir eine Diskursethik anstatt eine Gesinnungsethik. Soll heißen: In einer Diskussion sollen vor allem die Sachargumente zählen. Auch wenn die Positionen des Gegenübers vielleicht nur schwer zu ertragen sind. Wenn dagegen eine Gesinnungsethik herrscht plus permanenter Empörungsmodus, so zählt nicht das Argument des Gegenübers, sondern es wird schon vorher quasi ein Gesinnungstest gemacht. Und wenn das Gegenüber den nicht "besteht", wird versucht, diesen Gegner mundtot zu machen, ihm die gesellschaftliche Existenz zu rauben, seine Kündigung zu bewirken etc. Mit bekannteren Personen kann man das vielleicht machen. Jedoch ist die Bevölkerung ja auch nicht dumm. Wenn Zweifel an einer herrschenden "Wahrheit" bestehen, so kann man mit medialen Treibjagden vielleicht die bekannteren Gesichter aus der Öffentlichkeit verbannen. Die Bevölkerungsanteile, die ebenfalls solch einer Meinung anhängen, die werden nicht unbedingt überzeugt. Und im Endeffekt bekommt man eine Gesellschaft, in der die einfachen Bürger immer weniger den Massenmedien und den Politikern glauben.
Die einfachen Leute werden weiterhin sehen: Diese oder jene Meinung darf ich in der Öffentlichkeit nicht vertreten, sonst werde ich quasi einen Kopf kürzer gemacht. So entstehen dann aber bei den verschiedensten Themen immer mehr Tabus und Sprech- und Diskussionsverbote. Und die Leute haben dann automatisch eine Schere im Kopf, damit sie nicht auf eine Tretmine laufen, die so manche Diskussion bieten kann. Darunter leidet aber die Offene Gesellschaft. Und da wegen der mangelhaften Diskussionskultur bestimmte Themenbereiche nicht mehr öffentlich angesprochen werden können, werden sich die Spaltungen innerhalb der Gesellschaft immer mehr verschlimmern. Dann bekommen wir einen Kalten Bürgerkrieg, wie man ihn schon in den USA beobachten kann. Oder aber es kippt die Stimmung von einer offenen Gesellschaft zu einer, die ein geschlossenes Weltbild zum Inhalt hat. In diesem Falle aber werden wir die Demokratie verlieren. Sie wird zusammen mit der Offenen Gesellschaft ihr Leben aushauchen.
Dann aber hat Putin gewonnen. Im Äußeren kann er uns mit seinen Aktionen nicht vernichten. Dazu ist er zu schwach. Wenn wir aber die eigene Offene Gesellschaft im Inneren verlieren, dann sind wir es, die diesen Kampf verlieren. Und Putin triumphiert.
Was aber soll unsere Gesellschaft im Großen und Ganzen zusammenhalten? Welche Idee ist es? Wenn nur die situationsabhängige Mehrheit gegen etwas oder irgendeinen Gegner dieses Gemeinschaftsgefühl erzeugt, wird das zu wenig sein. Es braucht letztendlich eine neue Streitkultur, in der eine Diskursethik herrscht anstatt einer Gesinnungsethik. Die Leute dürfen keine Tabus haben, wenn diskutiert wird. Und zuletzt: Anstatt den jeweiligen Gegner durch Fouls und Diffamierungen ins gesellschaftliche Abseits zu drängeln zu versuchen, müssen alleine die Sachargumente sich durchsetzen.
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"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Re: Richard David Precht
Das sogenannte Zeitalter des Imperialismus fing schon weit vor dem Ersten Weltkrieg an. Nämlich, als die Großmächte begannen, die Welt zu kolonisieren und unter sich aufzuteilen. Geendet hat es auch nicht 1989/90. Da ist zwar das sowjetische Imperium zerbrochen. Aber das amerikanische Imperium erlebte eine Renaissance. Das Ergebnis waren aber keine Pax Americana, sondern der Irakkrieg, der Afghanistankrieg gegen die Taliban usw.
Heute haben wir es mit einer multipolaren Welt zu tun. Die USA sind durch ihre vielen Kriege ausgezehrt. Der Staatsschuldenstand hat Rekordniveau erreicht. Auf der anderen Seite liegt China in den Startlöchern. Russland will wieder mehr sein als nur eine Regionalmacht. Und dann gibt es ja auch noch große Länder wie Brasilien, Indien usw., die ebenfalls eine Rolle spielen wollen. Und zuletzt haben wir es mit der EU zu tun. Und Deutschland will zumindest aufrüsten, um deutsche und europäische Interessen besser durchsetzen zu können. Heute geht das. Aber Horst Köhler, Bundespräsident a.D. wurde seinerzeit für solch eine Aussage aus dem Amt gejagt.
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Re: Richard David Precht
@ Progressiver:
Sie haben sich sehr viel Mühe gegeben, unsere offenen Gesellschaft zu verteidigen. Ich halte sie immer noch für offen und auch für insgesamt fair im Umgang miteinander. Da sind wir uns einig.
In dem angesprochenen "Offenen Brief" sehe ich eine Grenzverletzung, weil ganz einfach Recht und Unrecht so klar zu erkennen sind, aber der vermeintlich unterlegenen Ukraine empfohlen wird, im eigenen Lande gegenüber dem Eroberer die Waffen zu strecken... um worüber zu verhandeln?
Da kann ich nicht mitgehen, bei aller guten Absicht, doch eine offene Diskussion führen zu wollen. 2014 gab es einen völkerrechtlich anerkannten Status der Ukraine. Der ist erst einmal wieder her zu stellen. Danach sollte unbedingt verhandelt werden, wie man denn künftig miteinander umgehen will. Wie es immer so schön heißt: Die Herrschaft des Rechts wieder herstellen und die Herrschaft der Gewalt beenden.
Sie haben sich sehr viel Mühe gegeben, unsere offenen Gesellschaft zu verteidigen. Ich halte sie immer noch für offen und auch für insgesamt fair im Umgang miteinander. Da sind wir uns einig.
In dem angesprochenen "Offenen Brief" sehe ich eine Grenzverletzung, weil ganz einfach Recht und Unrecht so klar zu erkennen sind, aber der vermeintlich unterlegenen Ukraine empfohlen wird, im eigenen Lande gegenüber dem Eroberer die Waffen zu strecken... um worüber zu verhandeln?
Da kann ich nicht mitgehen, bei aller guten Absicht, doch eine offene Diskussion führen zu wollen. 2014 gab es einen völkerrechtlich anerkannten Status der Ukraine. Der ist erst einmal wieder her zu stellen. Danach sollte unbedingt verhandelt werden, wie man denn künftig miteinander umgehen will. Wie es immer so schön heißt: Die Herrschaft des Rechts wieder herstellen und die Herrschaft der Gewalt beenden.
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Re: Richard David Precht
So ist es.
Man muss seine Haltung zum Ukraine Krieg nicht teilen, kann sie schlecht finden und kritisieren, aber wie abweichende Meinungen zu häufig und zu schnell mit äzender persönlicher Kritik beantwortet werden, ist schon sehr auffällig, nicht nur hier im Forum.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Re: Richard David Precht
Wer keine Kritik will darf sich nicht alle 3 Tage in Talkshows, die Millionen sehen, seine persönlichen, umstrittenen Meinungen zum Besten geben. Meinungsfreiheit gibt es nicht nur für Precht exklusiv, sondern auch für die Zuschauer dieser Sendungen, die Leser seiner Bücher und für die Foristen hier. Deal with it. Es gibt ja auch genug, die ihm huldigen. Damit kommt er ja auch klar.relativ hat geschrieben: ↑Fr 30. Sep 2022, 08:07 So ist es.
Man muss seine Haltung zum Ukraine Krieg nicht teilen, kann sie schlecht finden und kritisieren, aber wie abweichende Meinungen zu häufig und zu schnell mit äzender persönlicher Kritik beantwortet werden, ist schon sehr auffällig, nicht nur hier im Forum.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Richard David Precht
Es ist sowieso schon schwer verständlich, dass solchen Leuten überhaupt noch eine Bühne geboten wird, um die Solidarität mit dem ums Überleben kämpfenden ukrainischen Volk weiter untergraben können. Warum reisen diese Leute nicht selber nach Moskau und verhandeln mit Putin? Weil sie wissen, dass es sinnlos ist. Lieber sonnen sie sich in ihrem wohlfeilen Geschwätz und baden im Applaus ihrer Fanbois an -girls. Und in Moskau sind sie auch hellauf begeistert...
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Re: Richard David Precht
Du hast mich wohl nicht richtig verstanden. Es geht nicht darum auch Kritik an seiner Meinung auszuhalten, es geht darum wie sie formuliert wird.Mendoza hat geschrieben: ↑Fr 30. Sep 2022, 08:23 Wer keine Kritik will darf sich nicht alle 3 Tage in Talkshows, die Millionen sehen, seine persönlichen, umstrittenen Meinungen zum Besten geben. Meinungsfreiheit gibt es nicht nur für Precht exklusiv, sondern auch für die Zuschauer dieser Sendungen, die Leser seiner Bücher und für die Foristen hier. Deal with it. Es gibt ja auch genug, die ihm huldigen. Damit kommt er ja auch klar.
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Re: Richard David Precht
@ Tom ich mache hier mal eine Ausnahme von unser Vereinbarung.
Da es in unseren Land eben diese unterschiedliche Sichtweisen gibt, muss man diesen Positionen natürlich auch den Raum in der Öffentlichkeit geben. Wir wissen ja noch gar nicht, ob der Weg den wir eingeschlagen haben, der Richtige war, daß wird sich noch herausstellen.
Es geht hier eher um die Art wie wir als Land, zu unseren uns selbst gegebenen Werten und moralischen Ansprüchen stehen.
Aber ganz ehrlich die werden hier ja eh, je nach Thema und Ideologie, Sprichwörtlich gewechselt wie die Unterhosen.
Da es in unseren Land eben diese unterschiedliche Sichtweisen gibt, muss man diesen Positionen natürlich auch den Raum in der Öffentlichkeit geben. Wir wissen ja noch gar nicht, ob der Weg den wir eingeschlagen haben, der Richtige war, daß wird sich noch herausstellen.
Es geht hier eher um die Art wie wir als Land, zu unseren uns selbst gegebenen Werten und moralischen Ansprüchen stehen.
Aber ganz ehrlich die werden hier ja eh, je nach Thema und Ideologie, Sprichwörtlich gewechselt wie die Unterhosen.
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