Richard David Precht

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yogi61
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Re: Richard David Precht

Beitrag von yogi61 »

Realist2014 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 18:16 Das ist sicher ein berechtigte Frage.
Nur ist die Frage selber natürlich viel zu kurz gegriffen....
Der Kontext sollte klar sein bei Umfragen, um was es eigentlich geht...
Der Kontext sollte immer begriffen werden, natürlich. Bei Precht ist der Tenor ja, dass sich der Journalismus in einer Blase befindet, die sich selber füttert und andere Meinungen ignoriert, vor allen die Meinungen der Bevölkerung. Demnach würden die Journalisten die Politik machen, obwohl sie kein Wählervotum haben. Explizit wird ja der Spiegel, die Zeit, die Süddeutsche, der Stern, die Welt und eben auch ARD und ZDF. erwähnt Fazit der Autoren, es ist eigentlich egal was man liest, die Meinung ist eigentlich gleich.
Ich persönlich bediene mich ja auch der Informationen dieser Medien und viele andere Menschen auch. Man muss aber dann zwischen den Nachrichten und den Kommentaren auch zu trennen wissen, selbst wenn einem der Kommentar noch so gut gefällt. Es geht den Buchautoren nach eigener Aussage um den Erhalt der Demokratie
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roli
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Re: Richard David Precht

Beitrag von roli »

yogi61 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 10:01 Ich gehe davon aus, dass es nie wirklich offene Grenzen geben wird. Der Klimawandel, die Armut und der Kampf um Nahrung und Trinkwasser wird nie gekannte Flüchtlingswellen zur Folge haben. Die Grenzen werden dann eher geschlossen werden.
Bevölkerungsexplosion nicht vergessen. ;)
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Re: Richard David Precht

Beitrag von roli »

Astrocreep2000 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 10:50 ...


Das stammt nicht etwa von Precht, sondern ist in der Titelstory "Im Abstiegssog" im SPIEGEL Nr. 38 von letzter Woche auf Seite 10 zu finden. Gut, die 19 Redakteurinnen und Redakteure, die an dem Artikel gearbeitet haben, stammen vermutlich ausnahmslos aus dem sozialistischen Lager?
nicht unbedingt. Denn das ist die Realität.
Speziell aktuell muss die Politik die richtigen Weichen stellen.
Was ich bei der aktuellen Regierung allerdings ein wenig bezweifele.
Nicht, daß ich ein Unionsanhänger erster Gürte wäre.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Hitman »

yogi61 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 19:06 Der Kontext sollte immer begriffen werden, natürlich. Bei Precht ist der Tenor ja, dass sich der Journalismus in einer Blase befindet, die sich selber füttert und andere Meinungen ignoriert, vor allen die Meinungen der Bevölkerung. Demnach würden die Journalisten die Politik machen, obwohl sie kein Wählervotum haben. Explizit wird ja der Spiegel, die Zeit, die Süddeutsche, der Stern, die Welt und eben auch ARD und ZDF. erwähnt Fazit der Autoren, es ist eigentlich egal was man liest, die Meinung ist eigentlich gleich.
Ich persönlich bediene mich ja auch der Informationen dieser Medien und viele andere Menschen auch. Man muss aber dann zwischen den Nachrichten und den Kommentaren auch zu trennen wissen, selbst wenn einem der Kommentar noch so gut gefällt. Es geht den Buchautoren nach eigener Aussage um den Erhalt der Demokratie

Richtig, wobei man noch ergänzen sollte, das diese Kommentare ja oft vieles zuspitzen oder ganz bewusst übertreiben. Kommentare z.b. im Spiegel, Fokus, Cicero, Die Welt usw. verraten ja auch oft die parteipolitischen Präferenzen der jeweiligen Kommentatoren/innen und sind meist alles anderes als "objektiv" und sachlich.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Realist2014 »

Hitman hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 19:38 Richtig, wobei man noch ergänzen sollte, das diese Kommentare ja oft vieles zuspitzen oder ganz bewusst übertreiben. Kommentare z.b. im Spiegel, Fokus, Cicero, Die Welt usw. verraten ja auch oft die parteipolitischen Präferenzen der jeweiligen Kommentatoren/innen und sind meist alles anderes als "objektiv" und sachlich.
Kommentare sind er se subjektiv.

Objektiv sind immer nur Fakten
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Richard David Precht

Beitrag von roli »

yogi61 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 11:07 Da kann der gemeine Bürger nur froh sein, denn sonst gäbe es die Diskussion um Hilfen in Teilen der Politik gar nicht. Selbst Herr Lindner findet die Gasumlage jetzt nicht mehr so toll und fordert eine Gaspreisbremse, oha , aber immerhin.
Ähm, die Umlage kam von Herrn Habeck.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von yogi61 »

roli hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 19:41 Ähm, die Umlage kam von Herrn Habeck.
Meines Wissen ein Grüner.
Ist mir klar. Herr Lindner sah aber keine rechtlichen Probleme anders als das Ministerium von Habeck.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von jorikke »

yogi61 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 15:03 Das Buch von Precht und Welzer über die Meinungsmache der Leitmedien könnte durchaus interessant sein. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird dort die These aufgestellt, dass die Medien nicht mehr über Politik reden, sondern sie machen, also auch Mehrheitsmeinungen ignorieren und sich nur noch an der Meinung anderer Medien und Kollegen orientieren.
Das betrifft bei bestimmten Themen die Einladungen in Talkshows in denen wenn überhaupt , nur ein Alibi-Andersdenkender das Konsensgestammel stört, aber natürlich rein von der Redezeit schon hoffnungslos unterlegen ist. Es wird sogar von etwas dümmlichen Politjournalisten geschrieben, die gar nicht mehr merken,dass sie jede anderslautende Meinung ins Querdenkertum abschieben.
Wie gesagt,hört sich interessant an.
Nie vergessen, in Talkrunden wird Journalismus gelebt, das sind keine Seminare. Zugegeben, wenn die Mehrheit einer Meinung ist und nur einer dagegen, dann hat der keine guten Karten.
So eine Diskussionsrunde ausgeglichen zu besetzen, wäre unsinnig. Die würden nur noch mehr durcheinander reden, das Kaspertheater wäre perfekt.
Einigermaßen sinnvoll wäre es zwei Veranstaltungen zu machen. In der ersten nur pro und eine Woche später nur contra Teilnehmer.
(oder umgekehrt)
Dann könnte der Zuschauer, für den alles veranstaltet wird, viel besser die ganze Argumentation verstehen und sich ein viel sachlicheres Urteil bilden.
Hat nur einen Nachteil.
Es wäre stink langweilig und die Talks litten an drastischen Zuschauerschwund.
Der Zuschauer/hörer will nun mal high noon.
... und dann noch eine ganz ketzerische Frage, was ist denn, wenn der Zuschauer der Meinung der Mehrheit der Diskutanten ist? Dann ist der eine Querulant schon zu viel.
... und umgekehrt natürlich.
Deshalb gebe ich zu, diese Art von journalistischer Nabelschau für eine Art Selbstbefriedigung der Journaille zu halten.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von yogi61 »

Naja, es geht Precht und Welzer ja nicht nur um Talkshows, wenn ich es richtig verstanden habe.
Die sogenannten Leitmedien sollten sich nicht nur um die Größen on der Politik kümmern, sondern der Journalismus sollte sich der Ehrenamtlichen und Unabhängigen widmen, über die berichten und ihre Anliegen begleiten. Statt zu hunderten vor dem Kanzleramt zu stehen, wenn da irgendeine Nachricht erwartet wird, könnten sie eben auch ihre Kapazitäten anders nutzen.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

yogi61 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 23:22 Naja, es geht Precht und Welzer ja nicht nur um Talkshows, wenn ich es richtig verstanden habe.
Die sogenannten Leitmedien sollten sich nicht nur um die Größen on der Politik kümmern, sondern der Journalismus sollte sich der Ehrenamtlichen und Unabhängigen widmen, über die berichten und ihre Anliegen begleiten. Statt zu hunderten vor dem Kanzleramt zu stehen, wenn da irgendeine Nachricht erwartet wird, könnten sie eben auch ihre Kapazitäten anders nutzen.
ich nenne ein Stichwort und zitiere dazu , sowie andere Themen, die der Autor anspricht:
Es geht u.a. um die Verengung des demokratischen Diskurses


Wer heute in Deutschland eine sachlich/fachlich/wissenschaftlich fundierte Meinung äußert hat noch lange nicht die Garantie, dass ihm das nicht zum Nachteil gereicht.

nun zu den Zitaten
Sie sprechen von dem offenen Brief an Olaf Scholz, in dem Sie sich gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine und für Verhandlungen mit Russland einsetzen.

Das ist ein Beispiel von vielen. Sobald man als umstritten gilt, hat man es sehr schwer.

Sie gelten ja seit dem offenen Brief und Ihrem Auftritt bei Anne Will zusammen mit Andrij Melnyk als umstritten.

Als Sozialpsychologe finde ich ja immer interessant, wie Menschen Dinge wahrnehmen. Richard David Precht und ich können dieses Buch auch deshalb schreiben, weil wir von niemandem abhängig sind. Aber wenn ich mir vorstelle, ich wäre Mitte 30 und würde als Autorin oder Autor einen wesentlichen Teil meines Einkommens durch öffentliche Lesungen erzielen oder müsste in die Stipendien- und Preismelange kommen, dann überlege ich mir dreimal, ob ich mich äußere. Und wenn ich Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler bin und noch nicht am Ende der Hierarchie angekommen, dann überlege ich es mir fünfmal. Und wir reden immer über Einlassungen im Rahmen des Grundgesetzes, nicht über Volksverhetzendes oder Staatsfeindliches. Wir reden von Interventionen von Leuten, die etwas von der Sache verstehen. Also Äußerungen, die man eigentlich im Sinne des Meinungspluralismus begrüßen müsste. So etwas brauchen wir doch in einer Demokratie. Wenn diese Menschen verstummen, dann ist das schlecht.

Dann sind wir jetzt doch wieder bei der Allensbach-Umfrage und den 44 Prozent, die meinen, man könne seine Meinung nicht frei äußern.

Das ist subtiler. Es ist ja nicht so, dass da irgendwelche „linksversifften Mächte“ in Kooperation mit dem Bundeskanzler auswählen, was gesagt werden darf und was nicht. Es ist ein soziales Klima der Offenheit oder Geschlossenheit des Sprechens, das erzeugt wird. Das ist ein komplizierter Prozess. Und da muss man verdammt aufpassen, das darf nicht passieren.
etwas weiter unten
Wie entsteht denn dieser Meinungsmainstream?

Alle Großereignisse der letzten Jahre weichen von der normalen Erwartung ab. Das heißt, es gibt kein Skript, kein Drehbuch, keine Erfahrung. Das ist für alle Beteiligten verunsichernd. Für die Politikprofis wie für die Medienprofis. Und je bedrohlicher die Situation ist, desto größer wird der Wunsch, Eindeutigkeit zu erzeugen. Gerade im Fall von Kriegen einigt man sich schnell auf eine manichäische Sicht auf die Ereignisse: Es muss etwas richtig sein und etwas falsch, etwas gut und etwas böse. Das beobachten wir seit einem halben Jahr. Je vereinfachter das Narrativ ist, desto dramatischer wirken abweichende Positionen.
...
Ihr Menetekel sind die USA, mit ihrer erodierten Medienlandschaft und ihrer erodierten Demokratie. Was war zuerst da? Und es gibt ja noch ein ganz anderes Problem: Die Zeitungen verlieren Leser.

Zeitungen haben ja schon vor dem Internet Leser verloren. Und in den USA hat man das brutale Sterben der Regionalzeitungen gehabt. Dieser Prozess wurde dann durch das Aufkommen der sozialen Medien massiv beschleunigt und hält bis heute an. Donald Trump trat in eine Erosionssituation hinein, ohne diese hätte es ihn auch nie gegeben. Und er versteht es, die Direktmedien auf geniale Weise für sich zu nutzen. Damit verändert er das politische Feld. Dass er sich um keine Konventionen schert, hängt direkt mit dem Einsatz dieses Mediums zusammen. Und dass er sagt, die etablierten Medien produzieren nur fake news, ist auch ein Element dessen. Zu verstehen, dass gesellschaftliche Prozesse dann instrumentalisiert werden können, wenn politische Kräfte bestimmte Medien und Medienstrategien haben – das muss man verstehen, und das macht unsere gegenwärtige Situation so brisant. Deshalb sind die USA so ein fürchterliches Beispiel. Da wollen wir nicht hin.
...
Es sind einige Monate vergangen, seit Sie den offenen Brief an Olaf Scholz unterschrieben haben. Wie sehen Sie Ihre damalige Position in Bezug auf die aktuelle Situation?

Meine Besorgnis in Hinblick auf eine mögliche Eskalation ist mindestens so groß wie zu Anfang des Krieges. Durch die Rückeroberungserfolge der Ukraine steigt ja die Unsicherheit in Bezug darauf, was der Diktator mit dieser Situation macht. Mir ist in Betracht dessen dieses Hau-druff-Denken wieder nicht verständlich. Und was mich besonders fertigmacht, ist dieser komische Triumphalismus. Eine Siegesgewissheit von Beteiligten, die aber nicht direkt beteiligt sind. Das macht mir als Sozialpsychologen große Sorgen.
https://www.berliner-zeitung.de/kultur- ... -li.269720

kursive Hervorhebungen im Original
fett von mir
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„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Vongole »

Zu Precht titelte der Spiegel mal eine Story: "Vielosoph to go", passt!
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Seidenraupe
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

Sloterdijk hat in Teilen eine ähnliche Kritik formuliert
Ihr aktuelles Buch trägt den Titel „Wer noch kein Grau gedacht hat“. Die aktuelle Ukraine-Debatte enthält nur wenige Grau- und Zwischentöne. Stattdessen werden klare Bekenntnisse eingefordert. Die Gretchen-Frage lautet: Bist du für oder gegen die Lieferung schwerer Waffen?

Sloterdijk: Wir erleben eine objektiv sehr konfuse Situation, denn die westlichen Länder haben sich dazu bringen lassen, rhetorisch eine Art bedingungsloser Solidarität mit der Ukraine zu deklarieren. Auf der anderen Seite sind sie entschlossen, nicht selbst Kriegspartei zu werden. In dieser Ambivalenz bewegt sich die gesamte Diskussion. Die Lieferung schwerer Waffen wäre doch mehr oder weniger gleichbedeutend mit dem offenen Eintritt in die Position der Kriegspartei. Wenn westliche Politiker davor bisher zurückgeschreckt sind, hat das gute Gründe. Deutschland steht hier keineswegs allein, auch Frankreich und die USA waren sich bisher darin einig, bei den schweren Waffen Zurückhaltung zu üben.

Das sieht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj anders. Er fordert insbesondere den deutschen Kanzler Olaf Scholz auf, sich endlich klar zu positionieren.

Sloterdijk: Es liegt in der Natur der Dinge, dass die ukrainische Seite versucht, den Westen in den Krieg hineinzureden. Das gilt sowohl für Selenskyj als auch für den ukrainischen Botschafter in Deutschland. Gerade den Deutschen werfen sie mehr als allen anderen Seiten vor, noch nicht Kriegspartei geworden zu sein, weil sie in Deutschland das schlechte Gewissen und die Neigung zum Einknicken verspüren. Dabei finden sie in den deutschen Journalisten willige Mitarbeiter. Wie enttäuschte Theaterbesucher, die gern mehr Spektakel gesehen hätten, werfen manche Journalisten dem Kanzler Scholz seine vorsichtige Haltung vor. Das erinnert an aus dem Ruder gelaufene Theaterkritik.

Sie finden, dass sich die Journalisten da von einer Stimmung mitreißen lassen? Dass sie zu sehr Partei nehmen?

Sloterdijk: Auf jeden Fall. Mir ist bei der gesamten sogenannten Berichterstattung sehr unwohl. Man hört kaum noch Gegenstimmen, Stimmen, die zur Mäßigung mahnen. Man denke daran, in wie unfairer Weise man versucht hat, die Initiatoren des Offenen Briefes von Alice Schwarzer zu diskreditieren.
https://www.focus.de/politik/ausland/uk ... 70489.html

Fragen von mir kursiv

P. Sloterdijks Skizzierung von Putin finde ich sehr zutreffend.

Ich füge dieses Intervie an weil ich den Eindruck habe, dass Precht und Welzer mit ihrer Kritik und Analyse nicht allein dastehen.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von yogi61 »

Vongole hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 00:22 Zu Precht titelte der Spiegel mal eine Story: "Vielosoph to go", passt!
Genau das wird ja angesprochen. Der Spiegel titelt und es wird mit dem Kopf genickt. Persönlich kann man dem natürlich zustimmen, es ist aber eben nur Meinung. Diese Meinung darf man nicht verwechseln, mit dem was die meisten Menschen denken. In Medienkreisen wird dann die Meinung eines Journalisten oder einer Redaktion dann übernommen.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Ogmios »

Vongole hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 00:22 Zu Precht titelte der Spiegel mal eine Story: "Vielosoph to go", passt!
Viel Weisheit zum Mitnehmen also.
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Mendoza
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Mendoza »

H2O hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 09:24 @JJazzgold:

Geht mir sehr ähnlich. Der Mann "philosophiert" eben gern, hat vieles sicher gelernt und verdaut, aber Verantwortung für seine Gedanken übernimmt er nicht. Er wartet vermutlich auf ebenso kluge Gegenargumente. Andere Leute versinken in ihrer sie voll auslastenden Arbeit, können nicht über den Tellerrand hinaus sehen... wie denn auch? Also keine klugen Gegenargumente für Herrn Precht. Das verführt ihn vermutlich zu solchen Purzelbäumen wie hier beklagt. Wo bleiben die klugen Gegenargumente? Keiner will mit ihm spielen, noch nicht einmal als Schmuddelkind!
Das ist ja das Schöne an der Philosophie: Man kann jeden Rotz behaupten und muss nichts beweisen - wie z.B. auch Karl Marx. Als Physiker oder Mathematiker wäre er mit dieser Masche aufgeschmissen. Da würden ihn alle auslachen. Was nützen kluge Gegenargumente (die es ja gibt - BGE), wenn darauf eine weitere Behauptung kommt, die man auch nicht belegen muss. Beim Ukrainekrieg hat er jetzt Pech gehabt. Da hat man mal gesehen, was seine Prognosefähigkeit wert ist. Er dachte ja, die Russen überrennen die Ukraine einfach und die Ukrainer sollten am besten gleich aufgeben. Aber er ist halt eloquent. Das beeindruckt die Leute. Dass gut Quatschen können aber nicht immer viel wert ist, zeigt z.B. auch Dirk Müller, der als angeblicher Börsenkönner mal selber einen Aktienfonds aufgelegt hat, welcher einfach nur katastrophal läuft.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von relativ »

yogi61 hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 10:01 Ich gehe davon aus, dass es nie wirklich offene Grenzen geben wird. Der Klimawandel, die Armut und der Kampf um Nahrung und Trinkwasser wird nie gekannte Flüchtlingswellen zur Folge haben. Die Grenzen werden dann eher geschlossen werden.
Genau dies wird wohl passieren. Kriege sind beim Klimawandel vorhersehbar. Das der Mensch vorher zu Lösungen und Kompromissen kommt, ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich wird es mehr Blöcke geben, die sich um die noch vorhandenen Ressourcen und noch bewohnbaren Gebiete kloppen.

Als Denkanstoßer finde ich den Herrn Precht völlig in Ordnung, seine Haltung zum Ukrainekonflikt teile ich nicht.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Hitman »

Mendoza hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 09:32 Das ist ja das Schöne an der Philosophie: Man kann jeden Rotz behaupten und muss nichts beweisen - wie z.B. auch Karl Marx. Als Physiker oder Mathematiker wäre er mit dieser Masche aufgeschmissen. Da würden ihn alle auslachen. Was nützen kluge Gegenargumente (die es ja gibt - BGE), wenn darauf eine weitere Behauptung kommt, die man auch nicht belegen muss. Beim Ukrainekrieg hat er jetzt Pech gehabt. Da hat man mal gesehen, was seine Prognosefähigkeit wert ist. Er dachte ja, die Russen überrennen die Ukraine einfach und die Ukrainer sollten am besten gleich aufgeben. Aber er ist halt eloquent. Das beeindruckt die Leute. Dass gut Quatschen können aber nicht immer viel wert ist, zeigt z.B. auch Dirk Müller, der als angeblicher Börsenkönner mal selber einen Aktienfonds aufgelegt hat, welcher einfach nur katastrophal läuft.

Das schöne an der Philosophie ist ja, das sie alles radikale Infrage stellt und ( anderes als Naturwissenschaften oder Religionen) von keinen Grundvorrausstzung ausgeht. Übrigens sind historisch gesehen alle anderen Teilgebiete der Naturwissenschaften, Politik, Ökonomie, Ethik, usw. aus der Philosophie hervorgegangen.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Vongole »

yogi61 hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 08:30 Genau das wird ja angesprochen. Der Spiegel titelt und es wird mit dem Kopf genickt. Persönlich kann man dem natürlich zustimmen, es ist aber eben nur Meinung. Diese Meinung darf man nicht verwechseln, mit dem was die meisten Menschen denken. In Medienkreisen wird dann die Meinung eines Journalisten oder einer Redaktion dann übernommen.
Nun bin ich nicht die "Medienkreise", sondern durchaus in der Lage, mir eine eigene Meinung zu bilden, und da sich diese zufällig mit der Spiegel-Überschrift deckt, hab ich sie zitiert.
Auch bin ich nicht der Ansicht, dass die meisten Menschen wie Precht denken.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

Vongole hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 13:55
Auch bin ich nicht der Ansicht, dass die meisten Menschen wie Precht denken.
liegts vielleicht am philosophischen Hintergrund, am Intellekt oder der wirtschaftl Unabhngigkeit von Precht und Co, dass sie sich diesen Fragen anders widmeen als der typische 0815-TAZ oder BILD -Leser ?

Wenn ich einen Genforscher nach seinen Ansichten befrage zu Themen seines Fachgebietes, denkt er sicher auch andersdarüber als
der typische 0815-TAZ oder BILD -Leser oder Lieschen Müller an der Supermarktkasse mit MaxMüller auf dem Malergerüst.

Aber kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Nämlich das Precht ein real existierendes Problem anspricht.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Vongole »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 13:58 liegts vielleicht am philosophischen Hintergrund, am Intellekt oder der wirtschaftl Unabhngigkeit von Precht und Co, dass sie sich diesen Fragen anders widmeen als der typische 0815-TAZ oder BILD -Leser ?
Bei studierten Philosophen mag es durchaus daran liegen. :D
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Mendoza »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 13:58 liegts vielleicht am philosophischen Hintergrund, am Intellekt oder der wirtschaftl Unabhngigkeit von Precht und Co, dass sie sich diesen Fragen anders widmeen als der typische 0815-TAZ oder BILD -Leser ?

Wenn ich einen Genforscher nach seinen Ansichten befrage zu Themen seines Fachgebietes, denkt er sicher auch andersdarüber als
der typische 0815-TAZ oder BILD -Leser oder Lieschen Müller an der Supermarktkasse mit MaxMüller auf dem Malergerüst.

Aber kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Nämlich das Precht ein real existierendes Problem anspricht.
Probleme ansprechen kann jeder Trottel. Dafür brauche ich keinen Precht. Probleme lösen ist die Kunst und da hilft kein Philosoph der Welt.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

Mendoza hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 14:55 Probleme ansprechen kann jeder Trottel. Dafür brauche ich keinen Precht. Probleme lösen ist die Kunst und da hilft kein Philosoph der Welt.
Aus deinen Worten spricht Wissenschaftsverachtung. Schade.
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern."
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Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Philosophen noch nie die richtigen Fragen gestellt hätten, die Welt interpretieren würden...Gilt von der Antike bis heute.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Mendoza »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 15:00 Aus deinen Worten spricht Wissenschaftsverachtung. Schade.
Marx.
Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Philosophen noch nie die richtigen Fragen gestellt hätten, die Welt interpretieren würden...Gilt von der Antike bis heute.
Nein, richtige Wissenschaft verachte ich garantiert nicht und wenn Karl Marx nicht da gewesen wäre, wäre uns vielleicht einiges erspart geblieben...
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Hitman »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 15:00 Aus deinen Worten spricht Wissenschaftsverachtung. Schade.
Marx.
Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Philosophen noch nie die richtigen Fragen gestellt hätten, die Welt interpretieren würden...Gilt von der Antike bis heute.

Ich würde es "Philosophieverachtung" nennen und was "echte Wissenschaft" ( was immer man darunter letztlich verstehen will) zur Problemlösung die letzten Jahre beigetragen hat sieht man wo genau???
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

Vongole hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 15:03 Ich präzisiere: Bei manchen studierten Philosophen mag es durchaus am Hintergrund liegen, dass sie sich Fragen anders widmen als der Durchschnittsbürger.
:thumbup:
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Hitman »

Vongole hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 15:03 Ich präzisiere: Bei manchen studierten Philosophen mag es durchaus am Hintergrund liegen, dass sie sich Fragen anders widmen als der Durchschnittsbürger.
Es ist ja nur eine gewisse Art sich Fragen zu widmen die einen Philosophen von "Normalos" bzw. "Nichtphilosophen" unterscheidet. Precht hat es ja mal in einem Interview so formuliert: " Philosophen haben und müssen stets das ganze Bild im Blick haben und durchdenken und nicht nur gewisse Teilaspekte wie es eben Physiker, Politiker, Ökonomen, Spziologen oder Ethiker. Ich würde niemals die Denkweise eine Geschäftsmannes an sich wirklich kritisieren wollen, sondern eben erst dann wenn genau dieses "kaufmännische Denkweise" zur einzig legitime Denkweise und als "absolute Wahrheit" daher kommt". so Precht.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Vongole »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 16:06 :thumbup:
Precht zähle ich allerdings nicht dazu.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Mendoza »

Hitman hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 16:01 Ich würde es "Philosophieverachtung" nennen und was "echte Wissenschaft" ( was immer man darunter letztlich verstehen will) zur Problemlösung die letzten Jahre beigetragen hat sieht man wo genau???
Wissenschaftler haben z.B. heraus gefunden, wie das Corona-Virus "funktioniert" und auf dieser Basis wurden Medikamente und Impfstoffe entwickelt. Die meisten Wissenschaftler, Forscher und Ingenieure arbeiten ja eher im Stillen und deren Ergebnisse stehen nicht sofort in der Zeitung, aber man sieht sie einfach z.B. am technischen Fortschritt. Gegenfrage: Was hat Herr Precht zur Bekämpfung dieser Krankheit eigentlich beigetragen oder - ich mache es euch viel einfacher - wann hat irgendein Philosoph mit seiner Tätigkeit jemals ein Problem beseitigt?
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Astrocreep2000 »

Tom Bombadil hat geschrieben: So 25. Sep 2022, 12:40 Der "Abstiegssog" ist aber nicht die Schuld der sozialen Marktwirtschaft, das ist einzig und alleine Putins Verantwortung (...)
Bitte genau lesen: Es ging um das Ausgangsszenario, zu dem jetzt nach der Pandemie noch die Folgen von Putins Krieg on top kommen.

Und diese Ausgangslage ist nicht die Folge von Putins Krieg, sondern von Merkels (z.T. auch schon von Schröder eingeleiteten) neoliberalen Interpretation von "sozialer Marktwirtschaft".
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Progressiver
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Progressiver »

Die Philosophie ist die Mutter aller Wissenschaften. Was es ohne sie alles darüber hinaus nicht gäbe: Demokratie, Menschenrechte. Die Gewaltenteilung in unseren Staaten. Denn wo sollten diese denn als Idee herkommen, wenn sie nicht von irgendwelchen Philosophen erdacht und entwickelt worden wären. Darüber hinaus der Bereich der Ethik, der eine Teildisziplin der Philosophie darstellt. Hier erwähnenswert die "Goldene Regel", die Kant später im Kategorischen Imperativ präzisierte. In der einfachen Form lautet sie: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füge auch keinem anderen zu."

Ohne die Ideen der Philosophen säße die Menschheit geistig noch in der Steinzeit. Es würde immer und überall geglaubt werden, was die religiösen und politischen Fürsten und Stammeshäuptlinge als totalitäre Wahrheit verkünden. Skepsis wäre ein Fremdwort. Und ohne ethische Regeln würde, grob gesagt, ein "Fressen und gefressen werden" herrschen. Jeder würde sich beim Nachbarstamm Zusammenrauben, was ihm selbst fehlt. Herrschaft wäre nur durch Gewalt und Terror legitimiert, aber nicht durch die "Soft Power" der Philosophie.

Und sicher: Auch die diversen Religionen beanspruchen die "Goldene Regel". Aber nur die Philosophie kann sie aus der Vernunft begründen, während bei den Religionen blind geglaubt werden muss. Und welche Religion kann -im Gegensatz zur Philosophie- schon für sich beanspruchen, als Erfinderin der Wissenschaften zu gelten?

Ich bin auf dem Gebiet der Philosophie ebenfalls nur Laie. Ich hatte in der gymnasialen Oberstufe nur ein Jahr lang einen Wahlgrundkurs Philosophie. Alles weitere habe ich mir angelesen. Aber das, was ich hier schreibe, gehört doch eigentlich zum Grundwissen. Sind die gedanklichen Entwicklungen der Philosophen der verschiedenen Zeiten etwa so selbstverständlich, dass man ihre Errungenschaften gar nicht mehr bemerkt? Oder wertschätzt? Was aber bleibt dann noch übrig vom zivilisatorisch friedlichen Zusammenleben, wenn man dies alles in die Tonne wirft?
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Ogmios »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 13:58 liegts vielleicht am philosophischen Hintergrund, am Intellekt oder der wirtschaftl Unabhngigkeit von Precht und Co, dass sie sich diesen Fragen anders widmeen als der typische 0815-TAZ oder BILD -Leser ?
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Re: Richard David Precht

Beitrag von yogi61 »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 20:37 Der Teutone war, ist und bleibt stolz auf seine Verachtung für Intellektuelle.
Scheint leider wirklich so.
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Seidenraupe
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 20:37 Der Teutone war, ist und bleibt stolz auf seine Verachtung für Intellektuelle.
scheint leider wahr zu sein
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Hitman »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 20:37 Der Teutone war, ist und bleibt stolz auf seine Verachtung für Intellektuelle.

Was man hier wieder diesem Strang sehr gut beobachten kann. :rolleyes:

Naja es kam ja nicht von ungefähr das die Nazis keine 5 Jahre brauchten, um aus einem Volk der "Dichter und Denker" zu einem aus größtenteils Duckmäusertum und Mitläufer zu machen. Typisch "teutonisch" eben möchte man meinen. Aber gut zurück zu "Philosoph Precht".
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Tom Bombadil
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Tom Bombadil »

Hitman hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 21:26Naja es kam ja nicht von ungefähr das die Nazis keine 5 Jahre brauchten, um aus einem Volk der "Dichter und Denker" zu einem aus größtenteils Duckmäusertum und Mitläufer zu machen.
Die heutigen "Intellektuellen" scheinen Fan dieses Zustandes zu sein.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Progressiver »

Hitman hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 21:26 Was man hier wieder diesem Strang sehr gut beobachten kann. :rolleyes:
Das scheint mir auch so.
Naja es kam ja nicht von ungefähr das die Nazis keine 5 Jahre brauchten, um aus einem Volk der "Dichter und Denker" zu einem aus größtenteils Duckmäusertum und Mitläufer zu machen.
Andere sagen auch: ein Volk der "Richter und Henker".
Typisch "teutonisch" eben möchte man meinen. Aber gut zurück zu "Philosoph Precht".
Precht ist, wie jeder weiß, ein Philosoph. Ein Mensch. Als solcher kann er auch mal irren. Oder anders gesagt: Er ist kein "unfehlbarer und allwissender Gott". So etwas propagieren ja die Religionen. In den jeweiligen "heiligen Büchern" sei die totale Wahrheit in Stein gemeißelt. Und da die religiösen Führer und ihre Anhänger sich im Besitz der allgemein gültigen Wahrheit wähnen, können sie auch so fanatisch und grausam handeln.

Das alles verkörpert die Philosophie nicht. Man darf sich irren. Und weiter denken. Oder um mal Karl Popper zu zitieren: "Ich kann mich irren. Du kannst dich irren. Aber zusammen können wir der Wahrheit ein Stück näher kommen". Okay. Popper war kritischer Rationalist. Was Precht ist, weiß ich nicht. Aber als Philosoph hat er die alleinige und allgemeingültige Wahrheit nicht mit Löffeln gefressen. Philosophie ist meines Wissens die Liebe zur Weisheit. Sie schult das Denken. Aber die absolute Sicherheit, auf einfache Weise die "Wahrheit to go" zu finden, gibt es nicht. Also sollte man auch nicht mit Steinen auf Precht werfen, wenn er sich mal irrt. Besser wäre es, selbst nachzudenken und ihn argumentativ zu kontern.

Es ist aber meiner Meinung nach gut, wenn es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die auch das große Ganze im Blick haben. Also: Quasi den Wald betrachten können, wo andere nur viele einzelne Bäume sehen. Im Sinne der europäischen Aufklärung sollte dies jeder können. Oder wenigstens versuchen. Wie aber schon Adorno konstatiert hat, gibt es eine Dialektik der Aufklärung. Soll heißen: Hitler hat innerhalb kürzester Zeit alle europäischen Werte der Aufklärung eingestampft und ein Heer von obrigkeitshörigen Leuten unter sich platziert, die ihm in Kadavergehorsam untertanentreu verpflichtet waren.

Solange also die Mehrheit der Menschen in unserer Gesellschaft zu unmündigen Arbeitnehmern und Verbrauchern degradiert werden anstatt sie zu mündigen Staatsbürgern zu machen, halte ich es für gerechtfertigt, dass es nicht nur im Elfenbeinturm Philosophen gibt, sondern eben auch in Talkshows, Podcasts etc., wie Precht es praktiziert.

Und was das Thema "Denken" betrifft, so hat auch Harald Welzer mal vor acht Jahren ein Buch heraus gebracht. Es heißt "Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand". Vielleicht sollte ich mir mal dieses Buch doch mal genauer ansehen.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Seidenraupe »

Progressiver hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 18:35 Was aber bleibt dann noch übrig vom zivilisatorisch friedlichen Zusammenleben, wenn man dies alles in die Tonne wirft?
Das kleine Ego, dass überheblich auf Philospohen herabblickt....
Ich habe schon lange keine Illusionen mehr darüber, dass der zivilisatorische Lack in unserer Gesellschaft recht dünn ist.

Deinem Beitrag stimme ich zu.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Ogmios »

Tom Bombadil hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 22:50 Die heutigen "Intellektuellen" scheinen Fan dieses Zustandes zu sein.
Wer sind die denn außer Precht?
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Hitman »

Seidenraupe hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 22:56 Das kleine Ego, dass überheblich auf Philospohen herabblickt....
Ich habe schon lange keine Illusionen mehr darüber, dass der zivilisatorische Lack in unserer Gesellschaft recht dünn ist.

Deinem Beitrag stimme ich zu.

Das war er schon immer , ich hatte ja schon oben das Paradebeispiel der Nazis gebracht. Wenn die Umstände passen sieht man schnell der Lack von Fortschritt und Zivilisation bröckelt rasch ab beim "Kulturaffen" Homo sapiens sapiens.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Tom Bombadil »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:06 Wer sind die denn außer Precht?
Waffenstillstand jetzt
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Jakob Augstein (Publizist), Richard A. Falk (Professor für Völkerrecht), Svenja Flaßpöhler (Philosophin), Thomas Glauben (Professor für Agrarökonomie), Josef Haslinger (Schriftsteller), Elisa Hoven (Professorin für Strafrecht), Alexander Kluge (Filmemacher und Autor), Christoph Menke (Professor für Philosophie), Wolfgang Merkel (Professor für Politikwissenschaft), Julian Nida-Rümelin (Philosoph), Robert Pfaller (Philosoph), Richard D. Precht (Philosoph), Jeffrey Sachs (Professor für Ökonomie), Michael von der Schulenburg (ehemaliger UN-Diplomat), Edgar Selge (Schauspieler), Ilija Trojanow (Schriftsteller), Erich Vad (General a. D., ehemaliger Militärberater von Angela Merkel), Johannes Varwick (Professor für internationale Politik), Harald Welzer (Sozialpsychologe), Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist), Juli Zeh (Schriftstellerin)
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Ogmios »

Tom Bombadil hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:16 Waffenstillstand jetzt
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Jakob Augstein (Publizist), Richard A. Falk (Professor für Völkerrecht), Svenja Flaßpöhler (Philosophin), Thomas Glauben (Professor für Agrarökonomie), Josef Haslinger (Schriftsteller), Elisa Hoven (Professorin für Strafrecht), Alexander Kluge (Filmemacher und Autor), Christoph Menke (Professor für Philosophie), Wolfgang Merkel (Professor für Politikwissenschaft), Julian Nida-Rümelin (Philosoph), Robert Pfaller (Philosoph), Richard D. Precht (Philosoph), Jeffrey Sachs (Professor für Ökonomie), Michael von der Schulenburg (ehemaliger UN-Diplomat), Edgar Selge (Schauspieler), Ilija Trojanow (Schriftsteller), Erich Vad (General a. D., ehemaliger Militärberater von Angela Merkel), Johannes Varwick (Professor für internationale Politik), Harald Welzer (Sozialpsychologe), Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist), Juli Zeh (Schriftstellerin)
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Für ein Volk von 83 Mio. Einwohnern eine erstaunlich geringe Anzahl von Intellektuellen.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von NicMan »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:27 Für ein Volk von 83 Mio. Einwohnern eine erstaunlich geringe Anzahl von Intellektuellen.
Das sind zum Glück auch nur die Kapitulationsintellektuellen, bzw. kluge Geschäftsleute in Form von Ich-AGs. Die wirklichen Intellektuellen leisten meist deutlich leiser viel bessere Arbeit in Wissenschaft und Lehre.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Ogmios »

NicMan hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:29 Das sind zum Glück auch nur die Kapitulationsintellektuellen, bzw. kluge Geschäftsleute in Form von Ich-AGs. Die wirklichen Intellektuellen leisten meist deutlich leiser viel bessere Arbeit in Wissenschaft und Lehre.
Demnach wäre Precht ein unwirklicher Intellektueller.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von NicMan »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:36 Demnach wäre Precht ein unwirklicher Intellektueller.
Er ist definitiv nicht dumm. Es scheint mir nur, er äußert sich zu viel zu vielen Themen, um das Image des „Universalgelehrten“ aufrecht zu erhalten. Das geht zwangsläufig in die Hose. Die Grenzen des eigenen Fachbereiches zu kennen ist in meinen Augen ein wichtiges Kriterium, um eine Person als seriös einzustufen. Bei Themen, bei denen Herr Precht ordentliches Vorwissen besitzt, kann er durchaus kluge oder zumindest unterhaltsame Dinge verfassen/sagen. Bei einigen anderen Themen verzettelt er sich völlig und das empfinde ich dann als eher peinlich.

Allerdings ist auch der Hass, der ihm teils entgegen schlägt unsinnig. Wo er irrt kann man ihn mit Leichtigkeit widerlegen. Und ansonsten kann ja auch mal der ein oder andere Denkanstoß nicht schlecht sein. Aufklärung im Sinne Kants bedeutet ja, dass ich das kluge Buch nicht für mich denken lasse, sondern meinen eigenen Verstand gebrauche. Mit etwas kritischer Distanz kann man sicher auch bei Precht etwas mitnehmen, und sei es nur die Schärfung der eigenen Gegenargumentation. Sein Ruf scheint mir allerdings ein wenig überhyped, gemessen an den Leistungen vieler anderer.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von jorikke »

NicMan hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:44 Er ist definitiv nicht dumm. Es scheint mir nur, er äußert sich zu viel zu vielen Themen, um das Image des „Universalgelehrten“ aufrecht zu erhalten. Das geht zwangsläufig in die Hose. Die Grenzen des eigenen Fachbereiches zu kennen ist in meinen Augen ein wichtiges Kriterium, um eine Person als seriös einzustufen. Bei Themen, bei denen Herr Precht ordentliches Vorwissen besitzt, kann er durchaus kluge oder zumindest unterhaltsame Dinge verfassen/sagen. Bei einigen anderen Themen verzettelt er sich völlig und das empfinde ich dann als eher peinlich.

Allerdings ist auch der Hass, der ihm teils entgegen schlägt unsinnig. Wo er irrt kann man ihn mit Leichtigkeit widerlegen. Und ansonsten kann ja auch mal der ein oder andere Denkanstoß nicht schlecht sein. Aufklärung im Sinne Kants bedeutet ja, dass ich das kluge Buch nicht für mich denken lasse, sondern meinen eigenen Verstand gebrauche. Mit etwas kritischer Distanz kann man sicher auch bei Precht etwas mitnehmen, und sei es nur die Schärfung der eigenen Gegenargumentation. Sein Ruf scheint mir allerdings ein wenig überhyped, gemessen an den Leistungen vieler anderer.
Ich bin mir da nicht sicher. Neige eher dazu den Kant´schen Satz vom Mut ,den eignen Verstand zu gebrauchen, dahin zu interpretieren, ihn so zu benutzen eigene Belange mit eigenem Verstand zu entscheiden.
Heute wird er vielfach als Alibi benutzt, die eigene Sicht als Maßstab für die Belange anderer zu benutzen.
Im Ergebnis kommt eine Kakophonie heraus.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Michael_B »

Tom Bombadil hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:16 Waffenstillstand jetzt
Ein Appell von
Jakob Augstein (Publizist), Richard A. Falk (Professor für Völkerrecht), Svenja Flaßpöhler (Philosophin), Thomas Glauben (Professor für Agrarökonomie), Josef Haslinger (Schriftsteller), Elisa Hoven (Professorin für Strafrecht), Alexander Kluge (Filmemacher und Autor), Christoph Menke (Professor für Philosophie), Wolfgang Merkel (Professor für Politikwissenschaft), Julian Nida-Rümelin (Philosoph), Robert Pfaller (Philosoph), Richard D. Precht (Philosoph), Jeffrey Sachs (Professor für Ökonomie), Michael von der Schulenburg (ehemaliger UN-Diplomat), Edgar Selge (Schauspieler), Ilija Trojanow (Schriftsteller), Erich Vad (General a. D., ehemaliger Militärberater von Angela Merkel), Johannes Varwick (Professor für internationale Politik), Harald Welzer (Sozialpsychologe), Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist), Juli Zeh (Schriftstellerin)
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Danke für die Zusammenstellung. Da sind ja einige Spezialisten zusammengekommen inkl. Vad und Varwick. :D
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Kritikaster »

Vongole hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 13:55 Auch bin ich nicht der Ansicht, dass die meisten Menschen wie Precht denken.
Besser scheint mir das auch zu sein.
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Tom Bombadil »

Ogmios hat geschrieben: Mo 26. Sep 2022, 23:27 Für ein Volk von 83 Mio. Einwohnern eine erstaunlich geringe Anzahl von Intellektuellen.
De Zahl der wahrlich Intellektuellen ist GSD weit größer, aber das geht ja vor lauter Verachtung der Teutonen unter.
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Re: Richard David Precht

Beitrag von H2O »

Tja, alles nicht so einfach hier; aber wiki hilft!

GSD: Bedeutung
  • GSD Glasschiebedach
    GSD Grundstücksdatenbank
    GSD Gott sei Dank
Meine Vermutung: Mit GSD war Gott sei Dank gemeint! :D
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Re: Richard David Precht

Beitrag von Tom Bombadil »

Richtig ;)
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