Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

In diesem Forum werden Themen rund um die sozialen Sicherungsysteme diskutiert.
Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

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Lösung H4-Empfänger in die offenen Stellen zu vermitteln:

- Ablehnung von adäquaten Jobs sanktionieren
15
47%
- Positive Anreize
13
41%
- Alles soll so bleiben wie es ist
4
13%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 32
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jack000
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Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Warum gibt es bei 1,7 Millionen freien Jobs noch immer 1,6 Millionen Dauerarbeitslose?

Überall fehlt Personal – in der Gastronomie, im Hotelgewerbe, am Flughafen. Gleichzeitig beziehen 1,6 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter Hartz IV. Wie passt das zusammen?

Es gibt zwei Zahlen in Deutschland, die niemand zusammenzubringen scheint. Oder niemand zusammenbringen will. 1,7 Millionen und 1,6 Millionen. Das eine ist die Anzahl der offenen Stellen, für die dringend Arbeitskräfte gesucht werden. Das andere ist die Anzahl der Menschen, die arbeitslos sind und Hartz IV beziehen.

Überall fehlt Personal. In der Gastronomie, im Hotelgewerbe, am Flughafen. Dass Deutschland ein Fachkräfteproblem hat, das kennen wir. Diese Klage ertönt so verlässlich wie zu Sonntag Glockengeläut. Aber wir reden hier nicht von Spezialaufgaben, sondern von einfachen Tätigkeiten, also Jobs, die jeder erledigen kann, der über zwei Hände verfügt.

Um Koffer zu entladen oder Tische abzudecken, braucht es kein Abitur und keine Vorkenntnisse. Man muss noch nicht einmal die deutsche Sprache beherrschen. Alles, was man benötigt, ist ein gesundes Kreuz und den Willen, sich nützlich zu machen.

Aber die Leute sind verschwunden. Am Flughafen stapelt sich das Gepäck, weil niemand die Koffer aufs Band wuchtet. Das Restaurant in Dresden hat nur noch drei Tage die Woche geöffnet. Personalmangel, sagt der Wirt entschuldigend. Er finde einfach niemanden, der die Teller abträgt. „Bewirb dich bei uns“, steht auf dem DHL-Transporter. Es klingt fast flehentlich.

„Wo sind die nur alle hin?“, fragte der „Spiegel“ die Woche auf seinem Titel. Es ist ein Rätsel. Hunderttausende fehlen, und niemand kann sich so richtig erklären, wo sie geblieben sind. Wenn nur die körperlich anstrengenden Arbeitsstellen leer blieben, um die sich schon früher keiner riss, das würde man verstehen. Aber auch an der Tankstelle oder beim Bäcker suchen sie händeringend nach Leuten, die mithelfen.

Ein noch größeres Rätsel ist, dass niemand eins und eins zusammenzählt und einen Blick auf diejenigen wirft, die nicht arbeiten gehen, obwohl sie arbeiten könnten. 1,6 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter beziehen, wie gesagt, Hartz IV, dazu kommen die Familienangehörigen. Und nicht alle sind IT-Spezialisten oder Post-Docs, für die es gerade keine Anschlussverwendung gibt.

Wie muss man sich den typischen Hartz-IV-Bezieher vorstellen? Ein Vorschlag: alleinerziehende Mutter, studierte Medizinerin mit zwanzig Jahren Berufserfahrung, der es den Boden unter den Füßen wegzog, als der Mann sie verließ. Jetzt steht sie an der Tafel, um frisches Obst für die Kinder zu ergattern. Dafür bringt der achtjährige Sohn in Mathematik eine „eins mit Sternchen“ nach Hause. So steht es bei Kathrin Hartmann in „Wir müssen leider draußen bleiben“, einem der Klassiker der Armutsreportage.

[...]
Das ist die sentimentale Sicht auf die Dauerarbeitslosigkeit. Die andere wäre, dass wir es mit Menschen zu tun haben, die schon so lange einer geregelten Beschäftigung entwöhnt sind, dass sie gar nicht mehr wissen, was Arbeit ist. Wie immer man dazu steht: Man wüsste gerne, woran man ist. 44 Milliarden Euro geben wir im Jahr für den Hartz-IV-Staat aus. Es ist einer der größten Posten im Haushalt, fast so groß wie der Verteidigungsetat, um den gerade so gerungen wird.

Aber man liest darüber nichts. Acht Seiten umfasst die Titelgeschichte im „Spiegel“ zur neuen Jobkrise. Eindrucksvoll wird dargelegt, welche Schneise der Verwüstung der Personalmangel in der Wirtschaft hinterlässt. Aber nicht an einer Stelle wird erwähnt, dass es Tausende Arbeitslose gibt, die man sofort an den Flughafen schicken könnte, um den Betrieb in Gang zu halten.

Auch die Regierung fahndet lieber in der Türkei nach Arbeitskräften, als darüber nachzudenken, wie man diejenigen wieder in Lohn bringen könnte, die angeblich jeden Tag die Stellenanzeigen durchforsten. Eines der ersten Gesetzesvorhaben der neuen Regierung bestand darin, den Druck auf Arbeitsunwillige zu senken. Bislang musste jemand, der komplett auf stur stellte, mit einem Abzug bei den Hartz-IV-Leistungen rechnen. Damit ist es erst einmal vorbei. Von nun an fließt immer Geld, egal, ob sich einer kooperativ zeigt oder nicht.

Es ist kein Zufall, dass es die Grünen waren, die auf die Erleichterung drängten. Wer das Leben am Rand der Gesellschaft nur aus der Zeitung kennt, neigt zur Verklärung der Verhältnisse. Bei den Sozialdemokraten sieht das schon anders aus. Die SPD hat in ihren Reihen noch immer eine erkleckliche Anzahl von Anhängern, die Tür an Tür mit Leuten wohnen, die sich morgens lieber auf die andere Seite drehen, als den Gang zum Arbeitsplatz anzutreten.

Es war immer ein Missverständnis, dass die sogenannten unteren Lohngruppen besonderes Verständnis für das Leben auf Stütze aufbringen würden. Sozialromantik ist auch eine Klassenfrage. Je weiter man weg ist, desto leichter fällt das Mitleid. Die Lidl- Verkäuferin hat nichts als Verachtung übrig für die Nichtsnutze, die sich im Hartz-IV-Leben eingerichtet haben und sie im Zweifel noch dafür verspotten, dass sie sich durch den Tag quält.

[...]
Gibt es unverschuldete Armut? Aber ja. Man muss sich nur bei einer Tafel in die Schlange einreihen, um das zu erkennen. Sollte die Regierung die Not lindern? Ich wäre sofort dafür. Zu den großen Ungerechtigkeiten des Sozialstaats gehört es, dass man sein Leben lang geschuftet haben kann, ohne dass es einen später vor Armut schützt.

Aber nicht jeder, der Hartz IV bezieht, ist ein Opfer der Verhältnisse. Für manche ist es einfach eine Frage der Kalkulation. Wer heute als Vorstand einer vierköpfigen Familie an der Ladenkasse steht oder Umzugskisten schleppt, könnte morgen den Job quittieren, ohne dass er sehr viel schlechter dastände. Auf 2100 Euro netto belaufen sich die Zuwendungen für einen Hartz-IV-Haushalt mit zwei Kindern inklusive Miete. Sind mehr als zwei Kinder im Haus, sind es noch einmal deutlich mehr.

[...]
Die Politik kann sich entscheiden, die Leute in Ruhe zu lassen. Wir nehmen auch künftig hin, dass Hunderttausende auf Kosten derer leben, die den Laden am Laufen halten. Wo-mit wir aber aufhören sollten, ist so zu tun, als träumte jeder Hartz-IV-Bezieher von einem Job, der sich aus unerfindlichen Gründen nie einstellt.

Wer angesichts von 1,7 Millionen verwaisten Stellen keinen Arbeitsplatz findet, ist entweder arbeitsunfähig oder arbeitsunwillig. Einen anderen Schluss lässt die Lage nicht zu.
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 94124.html

Hartz4 ist in Zeiten entstanden, in denen es nicht ausreichend Arbeitsplätze gab. Inzwischen hat sich das geändert und es sind nicht nur die Fachkräfte die gesucht werden. Ein jeder von uns ist täglich mit Stellenanzeigen konfrontiert, ob man eine sucht oder nicht.

Natürlich war/ist immer ein Argument, dass ja häufig zu geringe Löhne gezahlt werden aber m.E. ist das nicht mehr so und wer arbeitet hat immer mehr Geld als diejenigen die nicht arbeiten.
=> Es ist also möglich sich in H4 einzurichten!

Es kommt auch das Argument, dass man ja niemanden zwingen soll zu arbeiten. Aber im Gegenzug kommt ein Arbeitszwang der Beschäftigten zu Tage, die ja für diejenigen mitarbeiten müssen, die das selbstverschuldet nicht tun.

Natürlich wird es nicht möglich sein, die 1,x Mio. H4-Empfänger 1:1 in die 1,x Mio. freien Arbeitsplätze zu vermitteln. Wenn aber z.B. Flughäfen Kofferträger suchen und als Lösung kommt dabei heraus, dass man dafür Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben muss, läuft hier aus meiner Sicht gewaltig was schief!

- Sollte das H4-Wesen so gestaltet werden, dass die Ablehnung von adäquaten Arbeitsplätzen mit harten Sanktionen geahndet werden?
- Gibt es noch andere Möglichkeiten ein Matching von H4ler und offenen Arbeitsstellen zu gestalten, z.B. höheren Lohn (aber der ist durch den Mindestlohn bereits derzeit spürbar höher als H4) oder andere Anreize)?
- Sollte alles so bleiben wie es ist und wer nicht arbeiten will soll es auch nicht tun?
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Billie Holiday
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

Die Leute sollen ihre Mieten und Energiekosten selbst bezahlen? Und bei einem niedrigen Gehalt sich neben der Arbeit noch beim Amt um die Aufstockung / Beihilfe kümmern?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von JosefG »

jack000 hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 20:30 -Gibt es noch andere Möglichkeiten ein Matching von H4ler und offenen Arbeitsstellen zu gestalten,
z.B. höheren Lohn (aber der ist durch den Mindestlohn bereits derzeit spürbar höher als H4) oder andere Anreize)?
https://www.hartz4.de/mindestlohn/
Das Mindestlohngesetz schließt ... sowie Langzeitarbeitslose aus.
Ehemals Langzeitarbeitslose müssen die erste Zeit unterhalb des Mindestlohns arbeiten. Damit fehlt die wichtigste Motivation zu arbeiten.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Merkel_Unser »

die leute wollen keine 1,3k netto buckeljobs annehmen, wenn man durch hartz4 nur geringfügig weniger geld erhält? Welch Überraschung.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

JosefG hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 22:15 Ehemals Langzeitarbeitslose müssen die erste Zeit unterhalb des Mindestlohns arbeiten. Damit fehlt die wichtigste Motivation zu arbeiten.
Das ist aber graue Theorie. In wenigen Minuten zu Fuß kann ich einen Aldi erreichen bei dem ich für Wareneinräumen 14€/Std. bekomme (Und wenn nur als 450€ Basis, Vollzeit und Teilzeit geht auch dort).

Unterhalb Mindestlohn wüsste ich jetzt nicht wo sowas noch angeboten wird, wie auch immer hört man auf andere mit der Finanzierung des eigenen Lebensunterhalts zu belasten und somit die aktuell Beschäftigten damit der Zwangsarbeit dessen/derer zu entlasten.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Merkel_Unser hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 23:00 die leute wollen keine 1,3k netto buckeljobs annehmen, wenn man durch hartz4 nur geringfügig weniger geld erhält? Welch Überraschung.
H4 ist ca. 900€ und 1300€ sind da schon spürbar mehr. In der Tat entstehen da aber auch Kosten für die Fahrt zur Arbeit, die man davon abziehen muss.
=> Letztendlich aber muss man doch maximal selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Billie Holiday hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 21:11 Die Leute sollen ihre Mieten und Energiekosten selbst bezahlen? Und bei einem niedrigen Gehalt sich neben der Arbeit noch beim Amt um die Aufstockung / Beihilfe kümmern?
Auf gar keinen Fall so manche meinen ... :?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Wähler »

jack000 hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 20:30 - Sollte das H4-Wesen so gestaltet werden, dass die Ablehnung von adäquaten Arbeitsplätzen mit harten Sanktionen geahndet werden?
- Gibt es noch andere Möglichkeiten ein Matching von H4ler und offenen Arbeitsstellen zu gestalten, z.B. höheren Lohn (aber der ist durch den Mindestlohn bereits derzeit spürbar höher als H4) oder andere Anreize)?
- Sollte alles so bleiben wie es ist und wer nicht arbeiten will soll es auch nicht tun?
Hartz IV sollte sowohl als Grundsicherung funktionieren, als auch das Prinzip des Lohnabstandsgebotes zum Mindestlohn erfüllen. Mehr positive Anreize können entstehen durch Belohnung von Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen und Unterstützung beim Umzug in die Regionen, wo es mehr Arbeitsplätze gibt. Da viele Hartz-IV-Empfänger gesundheitliche Probleme haben, bräuchten sie auch hier mehr Betreuung. Von den unbetreuten Schulabbrechern, also jungen Menschen, redet niemand mehr. Ein Mindestmaß an Bestrafungsmöglichkeiten wird ja bleiben.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aldus »

jack000 hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 20:30 Natürlich wird es nicht möglich sein, die 1,x Mio. H4-Empfänger 1:1 in die 1,x Mio. freien Arbeitsplätze zu vermitteln. Wenn aber z.B. Flughäfen Kofferträger suchen und als Lösung kommt dabei heraus, dass man dafür Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben muss, läuft hier aus meiner Sicht gewaltig was schief!
"Kofferträger" und die anderen von dir genannten Bereiche in der Gastronomie etc. sind aber nunmal echte Scheißjobs, die aus gutem Grund keiner mehr machen will, der Alternativen hat. Das ist nunmal einfach Fakt. Die Leute, die dort einstmals - vor Corona tätig waren und jetzt weg sind, habe ja nicht ohne Grund keine Lust mehr, dorthin zurückzukehren. Hätte man halt als Arbeitgeber bessere Löhne gezahlt und Arbeitsbedingungen geschaffen, gäb´s das Problem jetzt nicht. Hat man aber nicht.

Und jetzt ist es es nunmal so: du kannst einen motivierten, anspruchslosen Arbeiter aus dem Ausland anwerben - der meißt nie vernünftige Arbeitsbedingungen kennengelernt hat, und deswegen mit wenig zufrieden ist. Oder irgendwelche "deutschen" H4-ler (im Sicherheitsbereich beispielsweise findest du keine Bio-Deutschen) versuchen, in diese Jobs reinzudrängen - wo von Anfang klar ist, das die aufgrund ihres anders sozialisierten Hintergrundes eher unmotiviert dieser Billigtätigkeit nachgehen werden. Wofür entscheidest du dich als Arbeitgeber? Die Antwort dürfte klar sein.
Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 05:55 Hartz IV sollte sowohl als Grundsicherung funktionieren, als auch das Prinzip des Lohnabstandsgebotes zum Mindestlohn erfüllen.
Also so, wie es jetzt ist.
Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 05:55Mehr positive Anreize können entstehen durch Belohnung von Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen und Unterstützung beim Umzug in die Regionen, wo es mehr Arbeitsplätze gibt.
Ja, ja - die "Fortbildungsmaßnahmen" des Jobcenters... :D Die sind wirklich erstklassig - für die Fortbildungsindustrie, die mittlerweile bestens davon lebt. Auf Steuerzahlerkosten, wohlgemerkt. Aber klar, wer das gut findet - immer weiter weg mit der Kohle.

Und, wo es mehr Arbeitsplätze gibt, gibt´s meißtens auch mehr Bewerber. Ob sich also durch einen Umzug wirklich auch die Chancen erhöhen, kann oftmals bezweifelt werden. Sinnvoller dürfte wohl sein, sich einfach von Anfang an überregional zu bewerben. Wenn´s was wird mit der Stelle, kann man dann ja immer noch mit dem Amt über Umzugskosten reden. Und bekommt die dann meißtens auch - schon jetzt.
Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 05:55Da viele Hartz-IV-Empfänger gesundheitliche Probleme haben, bräuchten sie auch hier mehr Betreuung.
Ist eh nicht das Hauptkriterium. Bist du zu lange in H4, ist deine Gesundheit primär egal, wenn´s um die Chance auf ein Vorstellungsgespräch geht. Das bekommt man dann nämlich normalerweise nicht mehr. Ist einfach so.
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jack000
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 05:55 Da viele Hartz-IV-Empfänger gesundheitliche Probleme haben, bräuchten sie auch hier mehr Betreuung.
Wer nicht arbeiten kann bekommt auch kein H4.
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Ist ja auch richtig so!
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Aldus hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 06:22 "Kofferträger" und die anderen von dir genannten Bereiche in der Gastronomie etc. sind aber nunmal echte Scheißjobs, die aus gutem Grund keiner mehr machen will, der Alternativen hat.
Welche Alternative? Das die Steuerzahler führ deren kompletten Lebensunterhalt aufkommt?
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Devourer of Worlds
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Devourer of Worlds »

Ist doch ganz klar, dass es massiv inhuman ist, Menschen dazu zwingen, ihre gesamte Zeit ihr gesamtes Leben lang dafür zu opfern,
[Mod: editiert]
Wie wäre es mit der Idee, dass Leute ihre Zeit mit Tätigkeiten verbringen dürfen, die sie auch mögen? In rechten Kreisen nicht gerne gesehen.
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Billie Holiday
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

Devourer of Worlds hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 15:14 Ist doch ganz klar, dass es massiv inhuman ist, Menschen dazu zwingen, ihre gesamte Zeit ihr gesamtes Leben lang dafür zu opfern,
[Mod: editiert]
Wie wäre es mit der Idee, dass Leute ihre Zeit mit Tätigkeiten verbringen dürfen, die sie auch mögen? In rechten Kreisen nicht gerne gesehen.
Niemand hindert die Leute daran, ihre Zeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die sie auch mögen. Sollen sie doch. Leider werden dafür andere geschröpft. Diese Leute wollen von dem Geld anderer leben. Das ist das Problem. Oder finanzierst du mir zukünftig ein angenehmes Leben, damit ich nicht mehr gefoltert werde? :D

Es sind nicht nur rechte Kreise, die sich schwertun. Auch von linker Seite kenne ich niemanden, der geben will. Die wollen nur nehmen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von PeterK »

Devourer of Worlds hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 15:14 Wie wäre es mit der Idee, dass Leute ihre Zeit mit Tätigkeiten verbringen dürfen, die sie auch mögen?
Der Trick ist, eine Tätigkeit zu finden, die den Lebensunterhalt finanziert UND die man mag. Das kann doch nicht so schwierig sein.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 05:55 Hartz IV sollte sowohl als Grundsicherung funktionieren, als auch das Prinzip des Lohnabstandsgebotes zum Mindestlohn erfüllen. Mehr positive Anreize können entstehen durch Belohnung von Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen und Unterstützung beim Umzug in die Regionen, wo es mehr Arbeitsplätze gibt. Da viele Hartz-IV-Empfänger gesundheitliche Probleme haben, bräuchten sie auch hier mehr Betreuung. Von den unbetreuten Schulabbrechern, also jungen Menschen, redet niemand mehr. Ein Mindestmaß an Bestrafungsmöglichkeiten wird ja bleiben.
jack000 hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 14:46 Wer nicht arbeiten kann bekommt auch kein H4.
Ist ja auch richtig so!
Statt Hartz IV zu stark zu erhöhen, sollte die Betreuung der Hartz-IV-Empfänger verbessert werden, ähnlich wie beim Verhältnis zwischen Kindergeld und Kinderbetreuung.
siehe auch:
https://www.bild.de/bild-plus/politik/i ... .bild.html
"In 56 % der geprüften Fälle hatten es Jobcenter nicht geschafft, die Arbeitschancen zu erhöhen. Grund u. a.: "Keine angemessene Kontaktdichte" mit den Hartz-Beziehern. So führten die Jobcenter mit 3 % der Arbeitslosen innerhalb von bis zu 18 Monaten gar kein Beratungsgespräch...
Beim Einsatz sogenannter Eingliederungsleistungen (u. a. Geld für Weiterbildung) registrierten die BA-Prüfer "die höchsten Fehlerwerte" seit 2017. Bei einem Drittel der geprüften Fälle seien BA-Gelder "nicht zielgerichtet" eingesetzt worden...
Die Revision prüfte 234 Widersprüche gegen Hartz-IVBescheide. In 36 % der Fälle, die ohne Begründung eingereicht wurden, konnten sich die Betroffenen nicht äußern (obwohl vorgeschrieben)."
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Ebiker »

jack000 hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 23:02 Das ist aber graue Theorie. In wenigen Minuten zu Fuß kann ich einen Aldi erreichen bei dem ich für Wareneinräumen 14€/Std. bekomme (Und wenn nur als 450€ Basis, Vollzeit und Teilzeit geht auch dort).
Und wenn du dann ein oder mehrere Kinder hast, Kita zahlen mußt, Auto brauchst usw usf wird schnell klar das du mit H4 besser kommst.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Merkel_Unser »

jack000 hat geschrieben: So 24. Jul 2022, 23:23 H4 ist ca. 900€ und 1300€ sind da schon spürbar mehr. In der Tat entstehen da aber auch Kosten für die Fahrt zur Arbeit, die man davon abziehen muss.
=> Letztendlich aber muss man doch maximal selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen?
Fahrt zur Arbeit, ausufernde Energiekosten, sonstiges was bei h4 gern mal das amt übernimmt.. Da ist kein großer Unterschied mehr - und dafür 40h arbeiten gehen?

dann lohnt es sich mehr h4 zu kassieren und nebenbei irgendetwas schwarz zu arbeiten
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frems
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von frems »

Naja, ob Gastro oder Flughafen: diese Branchen haben ja mehrmals gezeigt, wie schnell sie Leute vor die Tür setzen. Bloß keine Kurzarbeit beantragen, wenn man kündigen kann. Ist doch nicht verwunderlich, dass niemand diese Jobs für wenig Geld machen möchte. Mit Pech fliegen sie im Herbst wieder raus, egal wie gut und flexibel sie ein, zwei Monate waren. Da muss man eben ordentliche Gehälter anbieten.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

frems hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 18:30 Naja, ob Gastro oder Flughafen: diese Branchen haben ja mehrmals gezeigt, wie schnell sie Leute vor die Tür setzen. Bloß keine Kurzarbeit beantragen, wenn man kündigen kann. Ist doch nicht verwunderlich, dass niemand diese Jobs für wenig Geld machen möchte. Mit Pech fliegen sie im Herbst wieder raus, egal wie gut und flexibel sie ein, zwei Monate waren. Da muss man eben ordentliche Gehälter anbieten.
An wieviel denkst du so fürs Koffertragen oder Teller servieren? Vergleichbar mit deinem Gehalt?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von frems »

Billie Holiday hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 18:41 An wieviel denkst du so fürs Koffertragen oder Teller servieren? Vergleichbar mit deinem Gehalt?
Das müssen die Arbeitgeber entscheiden. Wenn alle Stellen besetzt werden können, dürfte es erstmal hoch genug sein.

Willst du von Leuten bedient werden oder ihnen dein Gepäck anvertrauen, wenn sie einen beschissenen Job machen müssen, der nicht viel mehr abwirft als das Existenzminimum und das oft mit viel Stress, körperlichen Verschleiß und prekären Arbeitszeiten? Da zahle ich lieber 1,50 mehr für den Mittagstisch oder 5 Euro auf mein Flugticket. Die Flughafengebühren sind ja eh absurd niedrig.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

frems hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 18:55 Das müssen die Arbeitgeber entscheiden. Wenn alle Stellen besetzt werden können, dürfte es erstmal hoch genug sein.

Willst du von Leuten bedient werden oder ihnen dein Gepäck anvertrauen, wenn sie einen beschissenen Job machen müssen, der nicht viel mehr abwirft als das Existenzminimum und das oft mit viel Stress, körperlichen Verschleiß und prekären Arbeitszeiten? Da zahle ich lieber 1,50 mehr für den Mittagstisch oder 5 Euro auf mein Flugticket. Die Flughafengebühren sind ja eh absurd niedrig.
Ich hab kein Problem, angemessene Preise zu zahlen.
Aber stimmt schon, das Gehalt muß attraktiv sein. Sonst läßt man sich eben aushalten und macht ń büschn was nebenbei.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Billie Holiday hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 19:06 Ich hab kein Problem, angemessene Preise zu zahlen.
Aber stimmt schon, das Gehalt muß attraktiv sein. Sonst läßt man sich eben aushalten und macht ń büschn was nebenbei.
Da sind wir also beim Punkt 2. Für ein paar hundert Euro mehr arbeiten gehen?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Tom Bombadil »

In der Gastronomie arbeiten sehr oft ungelernte Leute, die sonst kaum was finden. Ab Herbst gilt Mindestlohn 12 EUR, macht bei einer 40 Stunden Woche ca. 2.080 EUR brutto im Monat, das muss auch erstmal erwirtschaftet werden, besonders in schlechten Zeiten mit hoher Inflation, da wird zuerst an solchen Ausgaben gespart.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 20:51 das muss auch erstmal erwirtschaftet werden,
Interessante Erkenntnis
besonders in schlechten Zeiten mit hoher Inflation, da wird zuerst an solchen Ausgaben gespart.
Die Stellenanzeigen an den Türen von Tankstelle, Supermarkt, Kneipe, etc... sagen aus, das da nicht gespart wird. Zusätzlich wüsste ich keinen Grund warum man in Baden-Württemberg für den Mindestlohn arbeiten sollte.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

jack000 hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 20:34 Da sind wir also beim Punkt 2. Für ein paar hundert Euro mehr arbeiten gehen?
Da gehen die Meinungen auseinander. Offenbar sehen viele es nicht ein, für Geld arbeiten zu gehen. Nun fallen die Sanktionen und das Bürgergeld wird eingeführt. Damit dürften diese Leute erstmal ruhiggestellt sein und die AG können auf arbeitswillige AN aus dem Ausland hoffen. Wenn diese dann arbeitslos werden, werden sie halt in den Pulk der Bürgergeld-Empfänger integriert.
Wenn dann noch die AN aus dem Niedriglohnsektor die Arbeit hinlegen, muß man mal gucken, was dem Rest der AG alles abgeknöpft werden kann. Da geht noch was. Wir sind doch ein Sozialstaat. :)
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Progressiver »

Hartz IV wurde seinerzeit auf Wunsch der Wirtschaft eingerichtet. Hartz IV ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Die Wirtschaft braucht aber die Hartz IV-Empfänger. Dies mindestens, um den Niedriglohnsektor zu legitimieren und die dortigen Beschäftigten bei der Stange zu halten. Wenn die Geringverdiener sich ansehen dürfen, um wie viel schlechter es den Hartz IV-Empfängern geht, überlegen sie es sich gleich fünf mal, ob sie sich für einen höheren eigenen Lohn einsetzen. Gleichzeitig signalisiert die Existenz von Hartz IV-lern und der Tatsache, dass es keine Vollbeschäftigung gibt, dass es theoretisch ein Ersatzheer von Arbeitssuchenden gibt, die man einsetzen könnte. Nicht ohne Grund ist auch der Kündigungsschutz auch nicht mehr das, was es mal war. Außerdem galt schon immer: Divide et impera. Teile und herrsche. So, wie es jetzt läuft, schimpfen die Geringverdiener auf die Hartz IV-Empfänger und umgekehrt. Aber niemand von denen regt sich auf über die Panama Papers oder Cum Ex. Dass die Gewinner von diesen Spielchen den Steuerzahler noch mehr schädigen? Geschenkt!

Ansonsten sieht man aber mittlerweile, dass die Hartz IV-Empfänger, insofern sie nicht schon chronisch krank sind oder psychisch total gebrochen und entmutigt sind, viel mehr Betreuung bräuchten, um wieder für den allgemeinen Arbeitsmarkt brauchbar zu sein. Doch so etwas kostet Geld. Viel Geld. Und welcher Gewinner der derzeitigen Lage ist schon bereit, Geld abzugeben, um die Hartz IV-Empfänger wirklich fit zu machen für den allgemeinen Arbeitsmarkt?

Eine Alternative wäre zunächst einmal vielleicht, den zweiten und dritten Arbeitsmarkt auszubauen, damit die Leute dort wenigstens sich etwas dazuverdienen können. Aber interessanterweise hat der frisch verheiratete Christian Lindner schon bald nach seiner Hochzeit auf Sylt verlautbaren lassen, dass er die Gelder für diese Bereiche sogar kürzen will.

Wenn die Politik also Vollbeschäftigung als Ziel hätte, könnte sie dieses schon lange erreicht haben. Sie will dies aber wohl genau so wenig wie die Wirtschaft.

Im Übrigen halte ich diesen Vergleich hier sowieso für eine Milchmädchenrechnung. Auf der einen Seite haben wir offensichtlich 1,7 Millionen offene Stellen. Auf der anderen Seite gibt es anscheinend 1,6 Millionen arbeitsfähige Hartz IV-Empfänger. Mir fehlt hier aber die sichere Datenbasis. In welchen Brachen sind Stellen offen, die auch Hartz IV-lern angeboten werden könnten? Und wo liegen wirklich die Schwächen und Krankheiten der Hartz-IV-Empfängern? Wer bezahlt die Jobcoaches, Sozialarbeiter und Arbeitserzieher, die nötig wären, um die Noch-Hartz-IV-ler zu betreuen? Ist es für bestimmte Hire-and-Fire-Branchen nicht billiger, ausländische Arbeitskräfte buckeln zu lassen? Und was würde aus diesen Branchen werden, wenn man sie dazu verpflichten müsste, noch zusätzlich Geld auszugeben für Arbeitserzieher und Sozialarbeiter, damit auch die Hartz IV-ler wieder die Chance erhalten könnten, sich wieder zu integrieren? Und was ist eigentlich mit den alleinerziehenden Müttern? Und was macht man mit denjenigen, die heute schon aufstocken müssen?

Wie auch immer: Um Hartz IV-ler wieder in den ersten, zweiten oder dritten Arbeitsmarkt zu integrieren, braucht es Geld. Jedenfalls mehr als das heutige System kostet.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aldus »

jack000 hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 14:47 Welche Alternative? Das die Steuerzahler führ deren kompletten Lebensunterhalt aufkommt?
Offensichtlich. Bis sich etwas besseres bietet. Wohlgemerkt - es geht hier nicht wieder um ein weiteres, nervtötendes "moralisches" Werturteil. Das das suboptimal ausfällt, dürfte klar sein; Haken hinter. Weil, ist halt irrelevant. Denn die Alternative H4 existiert nun einmal - sie ist da. Punkt. Das genug sie in Anspruch nehmen, wenn die andere Alternative unterbezahlte "Buckeljobs" sind und dann in den Kofferträgerjobs fehlen... Was genau überrascht daran jetzt?

Natürlich kann man dann versuchen die gesellschaftliche Entscheidung zu treffen, H4 einzustellen und Verhältnisse ähnlich den USA einzuführen - deswegen kriegt man aber immer noch keine motivierten Bio-Deutschen in solche Jobs. Weil hierzulande nun einmal niemand gerne solche Scheißjobs macht. Der Zug ist abgefahren.
Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 16:51 Statt Hartz IV zu stark zu erhöhen, sollte die Betreuung der Hartz-IV-Empfänger verbessert werden
Treffer, versenkt. :thumbup: Genau so sieht´s aus.

Dafür müßten die Damen und Herren beim Jobcenter aber tatsächlich auch mal ihren Job machen. Nur, 50% dort wollen das nicht (warum auch, das Gehalt kommt so so oder so) und mindestens weitere 30-40% können es überhaupt nicht, selbst wenn sie´s wollten.
Wähler hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 16:51siehe auch:
https://www.bild.de/bild-plus/politik/i ... .bild.html
"In 56 % der geprüften Fälle hatten es Jobcenter nicht geschafft, die Arbeitschancen zu erhöhen. Grund u. a.: "Keine angemessene Kontaktdichte" mit den Hartz-Beziehern. So führten die Jobcenter mit 3 % der Arbeitslosen innerhalb von bis zu 18 Monaten gar kein Beratungsgespräch...
Beim Einsatz sogenannter Eingliederungsleistungen (u. a. Geld für Weiterbildung) registrierten die BA-Prüfer "die höchsten Fehlerwerte" seit 2017. Bei einem Drittel der geprüften Fälle seien BA-Gelder "nicht zielgerichtet" eingesetzt worden...
Die Revision prüfte 234 Widersprüche gegen Hartz-IVBescheide. In 36 % der Fälle, die ohne Begründung eingereicht wurden, konnten sich die Betroffenen nicht äußern (obwohl vorgeschrieben)."
Das gibt ziemlich genau den Eindruck wieder, den ich seinerzeit von den "Bemühungen" des Jobcenters gewinnen durfte. Kann ich so nur unterschreiben. Aber - interessiert´s jemanden? Nein - es wird immer weiter Steuergeld zum Fenster rausgeschmissen; u.a. bei Leuten (Fortbildungsunternehmen) die sehr gut davon leben. Während auf die Bezieher eingehauen wird und die Daumenschrauben angezogen werden sollen. Echt komisch das das auf viele, die sowas mitbekommen demotivierend wirkt...

Aber die steuerzahlenden "Nomalos", die mit dem System nie in Kontakt gekommen sind (aber all diesen Unfug brav finanzieren) suchen halt lieber weiter bei eher sozial schwachen Außenstehenden den Fehler, als im eigenen System; ist nunmal bequemer. Und wundern sich dann über einen immer weiter ausufernden, da komplett ineffizienten Sozialsektor. :dead: Selbst schuld.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Babimaina »

Progressiver hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 21:58 Hartz IV wurde seinerzeit auf Wunsch der Wirtschaft eingerichtet. Hartz IV ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Die Wirtschaft braucht aber die Hartz IV-Empfänger. Dies mindestens, um den Niedriglohnsektor zu legitimieren und die dortigen Beschäftigten bei der Stange zu halten.
Naja der Name dieser Reform von "Peter Hartz" kam ja auch nicht von ungefähr. Das Geschäftsmodell "Lohndumping" war ein Nebeneffekt den "clevere Untetnehmen/r da gerne mitnahm seinerzeit. Im übrigen war es immer nur die SPD die für Hartz4 auf den Deckel bekam obwohl die Grünen und CDU/CSU und FDP an Hartz4 mit gebastelt hatten damals. Wie es jetzt mit Hartz4 aka dem Bürgergeld weitergehen soll wird man sehen. In der Ampelregierung scheint man sich da noch gänzlich uneins zu sein und die Sozialverbände die schon länger realistische sprich höhere Regelsätze für Sozialhilfeempfänger und einen menschenwürdigeren Sozialstaat anmahnen haben ja bereits unlängst angekündigt notfalls den Gang nach Karlsruhe zu machen sollte sich das Bürgergeld im Grunde als eine Art Hartz4 nur mit anderen Namen erweisen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Babimaina »

Aldus hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 22:25




Das gibt ziemlich genau den Eindruck wieder, den ich seinerzeit von den "Bemühungen" des Jobcenters gewinnen durfte. Kann ich so nur unterschreiben. Aber - interessiert´s jemanden? Nein - es wird immer weiter Steuergeld zum Fenster rausgeschmissen; u.a. bei Leuten (Fortbildungsunternehmen) die sehr gut davon leben. Während auf die Bezieher eingehauen wird und die Daumenschrauben angezogen werden sollen. Echt komisch das das auf viele, die sowas mitbekommen demotivierend wirkt...

Aber die steuerzahlenden "Nomalos", die mit dem System nie in Kontakt gekommen sind (aber all diesen Unfug brav finanzieren) suchen halt lieber weiter bei eher sozial schwachen Außenstehenden den Fehler, als im eigenen System; ist nunmal bequemer. Und wundern sich dann über einen immer weiter ausufernden, da komplett ineffizienten Sozialsektor. :dead: Selbst schuld.

Den ganzen Irrungen und Wirrungen des "Hartz Systems" gut auf den Punkt gebracht. Man brauch sich ja auch nicht wirklich wundern weshalb in bestimmten Branchen die "Arbeitskräfte" fehlen ( geringer Verdienst bei gleichzeitig hohen Stresslevel) und es sind ja oh Wunder nicht völlig ohne Grund immer die üblichen Verdächtigen ganz vorne dabei z.b. Paketdienste, Pflegebranche, die Gastronomie, Sicherheitsdienste oder halte Flughafenpersonal usw.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Babimaina »

Aldus hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 06:22 "Kofferträger" und die anderen von dir genannten Bereiche in der Gastronomie etc. sind aber nunmal echte Scheißjobs, die aus gutem Grund keiner mehr machen will, der Alternativen hat. Das ist nunmal einfach Fakt. Die Leute, die dort einstmals - vor Corona tätig waren und jetzt weg sind, habe ja nicht ohne Grund keine Lust mehr, dorthin zurückzukehren. Hätte man halt als Arbeitgeber bessere Löhne gezahlt und Arbeitsbedingungen geschaffen, gäb´s das Problem jetzt nicht. Hat man aber nicht.

So sieht es aus. Nur jetzt beginnt ja das große "Jammern" in diversen Branchen. :rolleyes:
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Tom Bombadil »

Das große Jammern hört man auch von Restaurantgästen, wenn das Schnitzel einen 50 Cent teurer wird.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aldus »

Tom Bombadil hat geschrieben: Di 26. Jul 2022, 15:21 Das große Jammern hört man auch von Restaurantgästen, wenn das Schnitzel einen 50 Cent teurer wird.
Was in der Gastronomie letzten Endes die Ursache des Problems sein dürfte.

Geringe Einnahmen->geringe Löhne, bei gleichzeitig hohem Stresslevel->Abwanderung in andere Branchen->die Bar bleibt geschlossen. Glückwunsch. Zeit für´s Umdenken.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Tom Bombadil hat geschrieben: Di 26. Jul 2022, 15:21 Das große Jammern hört man auch von Restaurantgästen, wenn das Schnitzel einen 50 Cent teurer wird.
Ja, genau das ist das Thema bei dem mal über die Löhne gesprochen werden sollte, für diejenigen die harte körperliche Arbeit verrichten.

Natürlich wird das auch höhere Preise nach sich ziehen, aber auch den Respekt für diejenigen erhöhen die hart für ihr Geld knüppeln/arbeiten müssen!

=> Da muss man halt auch mal höhere Preise akzeptieren ... !

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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Babimaina »

jack000 hat geschrieben: Di 26. Jul 2022, 23:04 Ja, genau das ist das Thema bei dem mal über die Löhne gesprochen werden sollte, für diejenigen die harte körperliche Arbeit verrichten.

Natürlich wird das auch höhere Preise nach sich ziehen, aber auch den Respekt für diejenigen erhöhen die hart für ihr Geld knüppeln/arbeiten müssen!

=> Da muss man halt auch mal höhere Preise akzeptieren ... !

Hinweis: Ein Leben auf Stütze-Ebene sollte trotzdem nicht zugelassen werden ...

Ein Hauptgrund dürfte nun einmal das Missverhältnis in sehr vielen Branchen zwischen Arbeitsbelastung sprich negativen Stresslevel und der im Vergleich dazu sehr dürftigen Entlohnung sein und dann braucht man sich am Ende nicht wundern dass immer wieder die selben Branchen genannt werden z.b..Pflege, Gastronomie, Sicherheitsdienste, Paketboten, Flughafenmitarbeiter usw. Es kommt nicht von ungefähr dass sich immer weniger Menschen diesen Stress bis zur Rente ( einer Rente die dann dank niedriger Löhne in besagten Berufen auch nicht wirklich für ein auskömmliches Dasein im Alter ausreicht) nicht antun wollen und lieber sich sagen da schlafe ich lieber morgens aus und lebe von Hartz4. Natürlich kann man sagen oh welches Müßiggängertum klar, aber irgendwo kann ich diese Haltung auch wiederum nachvollziehen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Realist2014 »

Babimaina hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 22:52 Naja der Name dieser Reform von "Peter Hartz" kam ja auch nicht von ungefähr. Das Geschäftsmodell "Lohndumping" war ein Nebeneffekt den "clevere Untetnehmen/r da gerne mitnahm seinerzeit. Im übrigen war es immer nur die SPD die für Hartz4 auf den Deckel bekam obwohl die Grünen und CDU/CSU und FDP an Hartz4 mit gebastelt hatten damals. Wie es jetzt mit Hartz4 aka dem Bürgergeld weitergehen soll wird man sehen. In der Ampelregierung scheint man sich da noch gänzlich uneins zu sein und die Sozialverbände die schon länger realistische sprich höhere Regelsätze für Sozialhilfeempfänger und einen menschenwürdigeren Sozialstaat anmahnen haben ja bereits unlängst angekündigt notfalls den Gang nach Karlsruhe zu machen sollte sich das Bürgergeld im Grunde als eine Art Hartz4 nur mit anderen Namen erweisen.
Es wird ( längerfristig)nicht viel anders sein, weil es das nicht kann...
Daher Bedürftigkeit als Basis, dann individuelle Bedarfsermittlung ( angemessene Wohnkosten)
Regelsätze werden leicht erhöht werden, denn der Abstand zum arbeiten auf Basis ML ( 12 Euro ab dem 1.Oktober) muss ja gewahrt bleiben
Heil sprach ja von 50 bis 70 Euro höheren Regelsätzen
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Realist2014 »

Babimaina hat geschrieben: Di 26. Jul 2022, 23:47 Ein Hauptgrund dürfte nun einmal das Missverhältnis in sehr vielen Branchen zwischen Arbeitsbelastung sprich negativen Stresslevel und der im Vergleich dazu sehr dürftigen Entlohnung sein
DIe mögliche Entlohnung ist immer im Kontext der mit dieser Tätigkeit im jeweiligen Unternehmen erzielten Wertschöpfung und dem Anteil daran im Vergleich zu anderen Tätigkeiten im selben Unternehmen.
Daher wird der im "Schweiße seines Angesichts" arbeitende Regaleinräumer immer am unteren Ende im jeweilgen Unternehmen sein
Denn Hirnleistung wird immer besser bezahlt als "harte körperliche Arbeit"
In der DDR war das anders- Ergebnis bekannt....
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Realist2014 »

jack000 hat geschrieben: Di 26. Jul 2022, 23:04 Ja, genau das ist das Thema bei dem mal über die Löhne gesprochen werden sollte, für diejenigen die harte körperliche Arbeit verrichten.

Natürlich wird das auch höhere Preise nach sich ziehen, aber auch den Respekt für diejenigen erhöhen die hart für ihr Geld knüppeln/arbeiten müssen!

=> Da muss man halt auch mal höhere Preise akzeptieren ... !

Hinweis: Ein Leben auf Stütze-Ebene sollte trotzdem nicht zugelassen werden ...
Wenn meinst du denn hier und welche Preise für welche Produkte und /oder Dienstleistungen, die dirkt damit verbunden sind?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aldus »

Heute wird unser Bundesclown A.Nahles - gescheiterte Pateivorsitzende und bestallte Spaßmacherin des Bundestages (ihre Pipi Langstrumpf Rede - tiefer ging´s wohl nicht mehr) zur BA-Chefin. Da weiß man, wohin die Reise geht. Nämlich weiter in´s Nirwana. :dead:

Aber immerhin kriegt eine Behörde voller Versager damit die passende Chefin. Die werden bestens miteinander auskommen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Heute beim schauen was es zum Abendessen gibt ...

bereits auf der Startseite fast ganz oben fängt es schon mit Stellenangeboten und einem Bewerbungsformular an:
Tätigkeit
Koch (m/w/d)
Beikkoch (m/w/d)
Küchenhilfe (m/w/d)
Spüler (m/w/d)
Empfang (m/w/d)
Servicekraft (m/w/d)

Arbeitszeit
Vollzeit
Teilzeit
Mini-Job
https://www.tower66-steakhouse.de/
=> Also Jobs auch für unqualifizierte von MiniJob bis Vollzeit. Selbst bei einem MiniJob hätte man bei dem Selbstbehalt mehr als vorher. Ist Hartz4 bereits allein so attraktiv, das selbst für Nebenjobs man keinen Finger mehr rum machen will? Dann läuft hier was falsch.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Ebiker »

jack000 hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 13:38 Heute beim schauen was es zum Abendessen gibt ...

bereits auf der Startseite fast ganz oben fängt es schon mit Stellenangeboten und einem Bewerbungsformular an:

https://www.tower66-steakhouse.de/
=> Also Jobs auch für unqualifizierte von MiniJob bis Vollzeit. Selbst bei einem MiniJob hätte man bei dem Selbstbehalt mehr als vorher. Ist Hartz4 bereits allein so attraktiv, das selbst für Nebenjobs man keinen Finger mehr rum machen will? Dann läuft hier was falsch.
koch Durchschnittsverdienst 14,xx /h. Haut einen nicht vom Hocker, dazu die Arbeitsbedingungen ...
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Babimaina »

Ebiker hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 13:54 koch Durchschnittsverdienst 14,xx /h. Haut einen nicht vom Hocker, dazu die Arbeitsbedingungen ...

Eine Edelprostituierte verdient in der Stunde mehr als das zig Fache, noch irgendwelche Fragen. Das man mit solchen Stundenlöhnen erst recht bei dem negativen Stresslevel gerade in Bereichen wie der Gastro kaum mehr jemanden hinter dem Ofen hervor locken kann ist da nur naheliegend.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Tom Bombadil »

Ebiker hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 13:54 Haut einen nicht vom Hocker, dazu die Arbeitsbedingungen ...
Da müssen die Kunden eben endlich mal bereit sein, faire Preise für Essen zu bezahlen, das Schnitzel für 11 EUR ist dann im Restaurant nicht mehr drin. In der Gastronomie gibt es übrigens einen Tarifvertrag...
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Devourer of Worlds »

Können die Kunden ja nichts für. So viel ist das Essen einfach nicht wert. Wegfall von Gastronomie ist ja jetzt auch nicht unbedingt das Schlimmste.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Tom Bombadil »

Aha, ein Schnitzel in einem Restaurant ist keine 11 EUR wert, aber der Koch soll gut verdienen. Und Wegfall von Gastronomie ist nicht schlimm, H4 für die Ungelernten fällt vom Himmel. Die Trollerei wird immerhin wieder ein bisschen kreativer.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Schnitter »

Devourer of Worlds hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 17:31 Können die Kunden ja nichts für. So viel ist das Essen einfach nicht wert. Wegfall von Gastronomie ist ja jetzt auch nicht unbedingt das Schlimmste.
Ein Schnitzel im Restaurant für 11 € ist ein Witz.

Vielleicht ein vergammeltes Schnitzel.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Ebiker »

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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Babimaina »

Ebiker hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 17:52

Viele junge Leute haben nun mal keinen Bock mehr auf Vollzeit Hamsterradjobs und sich noch wie die Ureltern und Eltern den Buckel krumm zu schuften, wofür auch? Vielen von ihnen ist Work Life Balance und "Freizeit und Familie" wichtiger. O - Ton der Mensch ist zwar evolutionär dazu gemacht tätig zu sein aber eben nicht dazu 8 oder mehr Stunden an einem Tag für Geld irgendwo in einem Büro herum zu sitzen oder monoton Arbeiten zu verrichten, dafür hat die Evolution den Menschen sicherlich nicht hervor gebracht.
Zuletzt geändert von Babimaina am So 31. Jul 2022, 18:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Devourer of Worlds »

Schnitter hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 17:51 Ein Schnitzel im Restaurant für 11 € ist ein Witz.

Vielleicht ein vergammeltes Schnitzel.
Wieso ist das ein Witz? Was kostet das denn im Supermarkt?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Devourer of Worlds »

Babimaina hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 18:14 Viele junge Leute haben nun mal keinen Bock mehr auf Vollzeit Hansterradjobs und sich noch wie die Ureltern und Eltern den Buckel krumm zu schuften, wofür auch? Vielen von ihnen ist Work Life Balance und "Freizeit und Familie" wichtiger. O - Ton der Mensch ist zwar evolutionär dazu gemacht tätig zu sein aber eben nicht dazu 8 oder mehr Stunden an einem Tag für Geld irgendwo in einem Büro herum zu sitzen oder monoton Arbeiten zu verrichten, dafür hat die Evolution den Menschen sicherlich nicht hervor gebracht.
Insbesondere weil die meisten solcher Beschäftigungen einfach schwachsinnig sind und easy durch Technik wie Automatisierung, KI und Digitalisierung ausgeführt werden können
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Tom Bombadil »

Babimaina hat geschrieben: So 31. Jul 2022, 18:14 Viele junge Leute haben nun mal keinen Bock mehr auf Vollzeit Hansterradjobs und sich noch wie die Ureltern und Eltern den Buckel krumm zu schuften....
Zum Glück sind die "viele" immer noch nur wenige, sonst heißt es "Sozialstaat ade".
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