Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

In diesem Forum werden Themen rund um die sozialen Sicherungsysteme diskutiert.
Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

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Lösung H4-Empfänger in die offenen Stellen zu vermitteln:

- Ablehnung von adäquaten Jobs sanktionieren
15
47%
- Positive Anreize
13
41%
- Alles soll so bleiben wie es ist
4
13%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 32
Micro Magnetics
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Micro Magnetics »

Boudicca hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 08:36 Das ist nur eine hohle Phrase. Echt, es lohnt sich nicht darauf einzugehen. Sankt Arbeitnehmer, Deutschland ist halt eine Arbeitnehmerrepublik. Mal sehen, wie lange das noch gut geht ... .
Das geht noch sehr lange gut, der baldige Untergang des Abendlands wird seit Kündigungschutz, Mindestlohn und Nanny-Staat, ja schon von jeher verkündet.
Ist wie bei den Zeugen Jehovas. Die warten ja auch jedes Jahr auf ihren Weltuntergang.
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aleph
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Boudicca hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 08:36 Das ist nur eine hohle Phrase. Echt, es lohnt sich nicht darauf einzugehen.
Was heißt hier "lohnen", ab wann lohnt sich für Dich eine Diskussion?
Boudicca hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 08:36 Deutschland ist halt eine Arbeitnehmerrepublik. Mal sehen, wie lange das noch gut geht ... .
Der Untergang wurde schon vor Jahrzehnten vorhergesagt. Was ist verkehrt an einer Arbeitnehmerrepublik? Welche Alternative wäre Dir lieber?

Zu Deutschland kann man sagen, ein hohes Bruttoinlandsprodukt, aber ein niedrigeres Haushaltseinkommen im Vergleich zu vielen westlichen Staaten. Nicht wirklich eine Arbeitnehmerrepublik. Ich bevorzuge das skandinavische Modell, scheint zu funktionieren, dort ist das Haushaltseinkommen auch ganz ordentlich, trotz der hohen Steuern.
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Raskolnikof
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Raskolnikof »

Micro Magnetics hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 08:47 Ohne repräsentativen Beweis einfach pausdchal etwas zu unterstellen, entspricht nicht rechtsstaatlichem Denken, sondern der Denke in Bananenrepubliken - wer etwas behauptet, muss es hier schon beweisen. Dass Blablabla stammt also in Wirklichkeit vor dir. Gefühlte Wirklichkeiten sind keine.
Es ist so wie es Boudicca sagt ohne dies hier zu belegen. Steuerfachangestellte werden wie blöd gesucht. Zitat:
Ich würde sagen, wer einen Ausbildungsplatz sucht, hat nicht unbedingt so viele Wahlmöglichkeiten. Wer jedoch fertig ist, kann wählen, ja. Ich denke, wenn ich es darauf anlegen und meine Suche in Facebook oder LinkedIn posten würde, hätte ich hier in Berlin in zwei, drei Tagen sicherlich zehn Angebote von Kanzleien.
Quelle: https://www.stb-web.de/news/article.php/id/24994
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Micro Magnetics
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Micro Magnetics »

Raskolnikof hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 12:45 Es ist so wie es Boudicca sagt ohne dies hier zu belegen. Steuerfachangestellte werden wie blöd gesucht. Zitat:

Quelle: https://www.stb-web.de/news/article.php/id/24994
Die Gründe für können aber vielfältig sein. Vielleicht gibt es einfach nicht genug. Er sprach jedenfalls sarkastisch von dem "Traum des guten Arbeitslosen". Daher fehlt nun ein Beweis dafür, dass man das Gros der Stellen durchaus zu fairen Bedingungen besetzen könnte und eine ganze Masse an arbeitslosen Steuerfachangestellten dem nicht nachkommt, ohne dass nachvollziehbare Gründe dafür vorliegen.

Ich bin sicher, es gibt auch arbeitslose Pflege- und Pflegefachkräfte. Jetzt die Angelegenheit pauschal darauf runterzubrechen, indem man sagt, wer da nun keinen Job findet, ist arbeitslos, weil er oder sie es in Wahrheit will, ist viel zu verkürzt und dem Stammtisch-Niveau angemessen. Und zwar die Art von Stammtisch-Niveau, welches schon deutlich nach 12 Uhr stattfindet, wenn die leergefressenen Bratkartoffel-Schüsseln schon längst weggeräumt worden und bereits die ersten Bierkrüge zerschellt sind.

Und dein Beleg belegt überhaupt nichts, es ist ein bloßes Werbe-Interview. Man könnte fast auf die Idee kommen, du hast einfach auf die Schnelle was gegoogelt und spontan einfach das Erstbeste genommen, was so einigermaßen passen könnte.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Das wäre ja nicht das erste Mal. Arbeitgeber betonen sehr häufig. Dass Fachkräfte fehlen, um Leute zu veranlassen, sich genau dafür ausbilden zu lassen. Denn bei einem Überangebot an Arbeitskräften können die Arbeitgeber besser selektieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fachkr%C3%A4ftemangel

Schlechte Hartz IV Bedingungen und eine hohe Arbeitslosenrate sind also durchaus im Interesse von Arbeitgebern.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aurelius88 »

aleph hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 13:48 Das wäre ja nicht das erste Mal. Arbeitgeber betonen sehr häufig. Dass Fachkräfte fehlen, um Leute zu veranlassen, sich genau dafür ausbilden zu lassen. Denn bei einem Überangebot an Arbeitskräften können die Arbeitgeber besser selektieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fachkr%C3%A4ftemangel

Schlechte Hartz IV Bedingungen und eine hohe Arbeitslosenrate sind also durchaus im Interesse von Arbeitgebern.

Fein erkannt. :thumbup:
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Diese Erkenntnis kam nicht von mir. Ein früherer Vorgesetzter hatte es mir einmal gesagt.
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frems
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von frems »

Raskolnikof hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 12:45 Es ist so wie es Boudicca sagt ohne dies hier zu belegen. Steuerfachangestellte werden wie blöd gesucht. Zitat:

Quelle: https://www.stb-web.de/news/article.php/id/24994
Das hört man aber auch über Kellner, Dachdecker, Lkw-Fahrer und andere Lowperformer.

Wenn der Interviewte der gesuchten Tippse mehr Gehalt zahlt als den Anwälten in der Kanzlei, dann kann man ja nochmal drüber reden.
Labskaus!

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aleph
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Dachdecker als Lowperformer zu bezeichnen, entbehrt nicht einer gewissen Komik
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

aleph hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 13:48 Das wäre ja nicht das erste Mal. Arbeitgeber betonen sehr häufig. Dass Fachkräfte fehlen, um Leute zu veranlassen, sich genau dafür ausbilden zu lassen. Denn bei einem Überangebot an Arbeitskräften können die Arbeitgeber besser selektieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fachkr%C3%A4ftemangel

Schlechte Hartz IV Bedingungen und eine hohe Arbeitslosenrate sind also durchaus im Interesse von Arbeitgebern.
Es gibt weder das eine noch das andere in Deutschland. Im Gegenteil ist das Problem, das H4 zu nahe an dem Mindestlohn sich befindet.
=> Solange man fußläufig an jedem Supermarkt oder MC-Donalds (Oder unterwegs an LKWs), etc... mit Arbeitsangeboten konfrontiert wird, sehe ich keinerlei Anlass da auch nur den Ansatz von Freundlichkeit weilen zu lassen.
=> Auf eine Diskussion ob der Mindestlohn zu gering oder H4 zu hoch ist, lasse ich mich gerne ein
=> Generell: Solange hier so viele Arbeitsplätze selbst für Gerinqualifizierte frei sind, ist diese Diskussion obsolet. Erst wenn all die Arbeitsplätze belegt sind, kann man über die Rahmenbedingungen diskutieren!
=> Einen Lebensentwurf, der darauf basiert von H4 zu leben darf es nicht geben. Im Gegenteil würde mir da was interessantes einfallen ...
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Raskolnikof
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Raskolnikof »

Micro Magnetics hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 13:21 Die Gründe für können aber vielfältig sein. Vielleicht gibt es einfach nicht genug. Er sprach jedenfalls sarkastisch von dem "Traum des guten Arbeitslosen". Daher fehlt nun ein Beweis dafür, dass man das Gros der Stellen durchaus zu fairen Bedingungen besetzen könnte und eine ganze Masse an arbeitslosen Steuerfachangestellten dem nicht nachkommt, ohne dass nachvollziehbare Gründe dafür vorliegen.

Ich bin sicher, es gibt auch arbeitslose Pflege- und Pflegefachkräfte. Jetzt die Angelegenheit pauschal darauf runterzubrechen, indem man sagt, wer da nun keinen Job findet, ist arbeitslos, weil er oder sie es in Wahrheit will, ist viel zu verkürzt und dem Stammtisch-Niveau angemessen. Und zwar die Art von Stammtisch-Niveau, welches schon deutlich nach 12 Uhr stattfindet, wenn die leergefressenen Bratkartoffel-Schüsseln schon längst weggeräumt worden und bereits die ersten Bierkrüge zerschellt sind.

Und dein Beleg belegt überhaupt nichts, es ist ein bloßes Werbe-Interview. Man könnte fast auf die Idee kommen, du hast einfach auf die Schnelle was gegoogelt und spontan einfach das Erstbeste genommen, was so einigermaßen passen könnte.
Es ging mir einzig um die vollkommen richtige Aussage von Boudicca:
Steuerfachangestellte sind extrem gesucht.
Wer da keinen Job hat will nicht oder kann nicht.
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Mendoza
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Mendoza »

frems hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 16:33 Das hört man aber auch über Kellner, Dachdecker, Lkw-Fahrer und andere Lowperformer.

Wenn der Interviewte der gesuchten Tippse mehr Gehalt zahlt als den Anwälten in der Kanzlei, dann kann man ja nochmal drüber reden.
Warum macht sich die gesuchte Tippse (oder Kellner, Dachdecker, Lkw-Fahrer) nicht einfach selbstständig und zahlt sich selber monatlich 7000 €? Dann ist sie doch nicht von geizigen Arbeitgebern abhängig!
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von oga »

Mendoza hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 20:33 Warum macht sich die gesuchte Tippse (oder Kellner, Dachdecker, Lkw-Fahrer) nicht einfach selbstständig und zahlt sich selber monatlich 7000 €? Dann ist sie doch nicht von geizigen Arbeitgebern abhängig!
Zu riskant. :p
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Mendoza hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 20:33 Warum macht sich die gesuchte Tippse (oder Kellner, Dachdecker, Lkw-Fahrer) nicht einfach selbstständig und zahlt sich selber monatlich 7000 €? Dann ist sie doch nicht von geizigen Arbeitgebern abhängig!
Im Thread wird ja darüber geklagt, dass man keine Tippsen bzw. Steuerfachangestellte finden würde, obwohl danach gesucht würde. Als Beleg führt man das Interview an, in dem aber gar nicht steht, dass jeder arbeitslose Steuerfachangestellte einen Stapel von Jobangeboten erhält.

Das ist so ähnlich wie bei Ingenieuren. Überall wird über fehlende Ingenieure geklagt, aber trotzdem sagen viele Ingenieure, dass sie trotz vieler Bewerbungen nichts finden würden. Den Grund für diesen scheinbaren Widerspruch habe ich angedeutet, der genannte frühere Chef ist übrigens ein Ingenieur, der über 40 Jahre erfolgreich im Unternehmen gearbeitet hat. Er weiß, wovon er redete. Das, was er sagen wollte: man kann in der Tat nicht jeden gut ausgebildeten Ingenieur gebrauchen. Damit meinte er natürlich mich, darum hatte er es mir ja schließlich gesagt, damit ich das nicht persönlich nehme :x :D

Bezüglich Steuerfachangestellte könnte folgendes Szenario zutreffen: es werden in Bayern 100 Steuerfachangestellte gesucht, die bayerisches Steuerrecht beherrschen müssen, mit Zertifikat. Es bewerben sich nun 1000 arbeitslose Steuerfachangestellte aus Mecklenburg-Vorpommern um diese Stellen und werden alle abgewiesen, weil sie das benötigte Zertifikat nicht haben.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Micro Magnetics »

Raskolnikof hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 18:38 Es ging mir einzig um die vollkommen richtige Aussage von Boudicca:
Und
aleph hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 22:56 Als Beleg führt man das Interview an, in dem aber gar nicht steht, dass jeder arbeitslose Steuerfachangestellte einen Stapel von Jobangeboten erhält.


Ok, bleibt also alles unbelegt.
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denkmal
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von denkmal »

aleph hat geschrieben: Mo 16. Jan 2023, 22:56 ...

Bezüglich Steuerfachangestellte könnte folgendes Szenario zutreffen: es werden in Bayern 100 Steuerfachangestellte gesucht, die bayerisches Steuerrecht beherrschen müssen, mit Zertifikat. Es bewerben sich nun 1000 arbeitslose Steuerfachangestellte aus Mecklenburg-Vorpommern um diese Stellen und werden alle abgewiesen, weil sie das benötigte Zertifikat nicht haben.
Ist das so? Hört sich für mich befremdlich an, dass es da Zertifikate für so etwas geben soll. Meine Tochter hat in NRW studiert und arbeitet jetzt für eine BAWÜ Kanzlei - da musste sie aber keine "bundeslandspezifischen" Nachweise erbringen. Natürlich gibt es länderspezifische Handlungsabweichungen, aber das das zertifiziert werden muss?
Das Problem bei der Bezahlung ist ja, dass es m.W. keine Tarife gibt, sondern -wie bei Rechtsanwälten /Notaren- nur Kammerempfehlungen für ein Durchschnittsgehalt. Verhandeln muss man selbst.
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
© Martin Gerhard Reisenberg
(*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
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aleph
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Wikipedia ist hier aufschlußreich
Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 6.705 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Auf der Rangliste der Ausbildungsberufe nach Neuabschlüssen in Deutschland steht der Ausbildungsberuf damit auf Rang 20.[2] Bundesweit befanden sich 2017 insgesamt 18.069 Personen in einer Ausbildung zum Steuerfachangestellten.[3] Bei weiblichen Auszubildenden liegt die Ausbildung im Jahr 2017 auf Rang 12.[4] Der Anteil der weiblichen Auszubildenden beträgt 69,4 % (Vorjahr: 70,1 %) und der Anteil der männlichen Auszubildenden liegt bei 30,6 % (Vorjahr: 29,9 %). Damit stieg die Zahl der männlichen Auszubildenden das siebte Jahr in Folge nach dem Jahresbericht der Bundessteuerberaterkammer.[5]
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Steuerfachangestellter

Das war vor den Krisen heutzutage, als der Mittelstand florierte. Da hatten die Steuerberater mächtig was zu tun und suchten dementsprechend Leute. Die Schulen gaben diese Info weiter und viele Schulabgänger wählten diese Ausbildung, ich vermute, überwiegend Abiturienten. Heute sind die Auszubildenden fertig und stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Aber wir haben jetzt eine Reihe von Krisen, viele Mittelständler schließen und die Steuerberater haben weniger Kunden und müssen sparen. Sie sparen dann bei den teuersten Posten, dem Personal. Das heißt, es gibt wieder mehr arbeitslose Steuerfachangestellte. Wenn nun diese Krisen wieder vorbei sind, sind diese Fachkräfte einige Zeit arbeitslos gewesen. Wenn ein Steuerberater eine Fachkraft sucht, wählt er lieber eine Fachkraft, die frisch ausgebildet wurde, sie ist auf dem neuesten Stand, billiger und hatte bisher gearbeitet. Der arbeitslose Steuerfachangestellte findet wieder nichts und wird zum Langzeitarbeitslosen, dem man nun Faulheit vorwirft, das demotiviert ihn und macht ihn noch unattraktiver.


Beim Niedriglohnsektor kann ich das glauben, dass jemand lieber arbeitslos ist, anstatt durch Arbeit 20€ mehr zu verdienen. Macht man nun Vorschläge, beispielsweise höheren Mindestlohn, ist das auch wieder nicht recht.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

denkmal hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 09:23 Ist das so? Hört sich für mich befremdlich an, dass es da Zertifikate für so etwas geben soll. Meine Tochter hat in NRW studiert und arbeitet jetzt für eine BAWÜ Kanzlei - da musste sie aber keine "bundeslandspezifischen" Nachweise erbringen. Natürlich gibt es länderspezifische Handlungsabweichungen, aber das das zertifiziert werden muss?
Das Problem bei der Bezahlung ist ja, dass es m.W. keine Tarife gibt, sondern -wie bei Rechtsanwälten /Notaren- nur Kammerempfehlungen für ein Durchschnittsgehalt. Verhandeln muss man selbst.
Nein, das war nur ein erfundenes Beispiel zur Veranschaulichung. Ich habe keine Ahnung, ob das zutreffend ist, aber Fakt ist, dass oft zu viele Anforderungen an Bewerber gestellt werden, nach dem Motto drei Doktortitel aber jünger als 25 Jahre alt.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

Kann der arbeitslose Steuerfachangestellte nicht umschulen statt langzeitarbeitslos zuhause zu sitzen?
Sind das solche Fachidioten, dass kein anderer Beruf infrage kommt?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Billie Holiday hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 09:33 Kann der arbeitslose Steuerfachangestellte nicht umschulen statt langzeitarbeitslos zuhause zu sitzen?
Sind das solche Fachidioten, dass kein anderer Beruf infrage kommt?
Das würde ich beispielsweise vorschlagen. Kostet allerdings auch wieder Geld, die Fachkraft wird älter und damit unattraktiver und ein paar andere Faktoren kommen noch dazu, Bürokratie etc.

Das ist der Vorteil in den USA, dort ist es leichter, einen Job zu bekommen, wenn man Kenntnisse in einem Gebiet hat, findet man in einem verwandten Gebiet vielleicht was.

Ich leugne übrigens nicht, dass es auch faule Arbeitslose gibt, aber nicht in dem Ausmaß, wie hier suggeriert wird.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

Meine gute Freundin ist mit 57 abgeworben worden.
Fachlich auf dem neuesten Stand, keine Kleinkinder, die dauernd krank sind und aufgrund ihres Alters und dem Wissen, dass sie älter ist, engagiert und nie krankgeschrieben.
Ist das Herzblatt des Betriebes und Mutti der Azubis.
Muß sich nicht mehr selbstfinden und ist auch nicht beleidigt, wenn jemand einen Scherz macht.
Keine Ahnung, was gegen ältere Mitarbeiter spricht.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Billie Holiday hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:02 Meine gute Freundin ist mit 57 abgeworben worden.
Fachlich auf dem neuesten Stand, keine Kleinkinder, die dauernd krank sind und aufgrund ihres Alters und dem Wissen, dass sie älter ist, engagiert und nie krankgeschrieben.
Ist das Herzblatt des Betriebes und Mutti der Azubis.
Muß sich nicht mehr selbstfinden und ist auch nicht beleidigt, wenn jemand einen Scherz macht.
Keine Ahnung, was gegen ältere Mitarbeiter spricht.
Sie wird wohl eine Ausnahme sein, denn sonst wird in den Medien überall berichtet, dass ältere Arbeitslose es schwerer haben, eine Stelle zu finden.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:12 Sie wird wohl eine Ausnahme sein, denn sonst wird in den Medien überall berichtet, dass ältere Arbeitslose es schwerer haben, eine Stelle zu finden.
Mag sein. Wir haben auch Ältere eingestellt, Berufserfahrung ist nicht zu verachten und alle Neuerungen bauen auf Dagewesenem auf. Ist nicht so, dass man ständig bei Null anfängt und das Hirn ab 50 den Dienst einstellt.
Auf dem Bau ist ein erfahrener Bauleiter, der zudem die Tricks kennt, die Baukosten zu steigern, ganz nützlich.
Aber gut.

Das wird noch spannend. Die Jungen stehen auf Work-life-balance, wollen viel Geld verdienen und pünktlich Feierabend machen bzw. weniger Stunden arbeiten.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aurelius88 »

Billie Holiday hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:30 Mag sein. Wir haben auch Ältere eingestellt, Berufserfahrung ist nicht zu verachten und alle Neuerungen bauen auf Dagewesenem auf. Ist nicht so, dass man ständig bei Null anfängt und das Hirn ab 50 den Dienst einstellt.
Auf dem Bau ist ein erfahrener Bauleiter, der zudem die Tricks kennt, die Baukosten zu steigern, ganz nützlich.
Aber gut.

Das wird noch spannend. Die Jungen stehen auf Work-life-balance, wollen viel Geld verdienen und pünktlich Feierabend machen bzw. weniger Stunden arbeiten.

Es gab doch erst kürzlich in den Medien so eine Studie wonach junge Menschen heutzutage die Freizeit, Freunde/Familie wichtiger sei als Arbeit, Karriere und das große Geld. Viele der Jungen wollen sich nicht wie ihre Elern noch "kaputt arbeiten" zudem arbeiten sehr viele bewusst nur noch Teilzeit so 4 bis 6 Stunden, weil wegen Work-Life Balance und so.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von firlefanz11 »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:12 Sie wird wohl eine Ausnahme sein, denn sonst wird in den Medien überall berichtet, dass ältere Arbeitslose es schwerer haben, eine Stelle zu finden.
Das dürfte in erster Linie davon abhängen in welchen Beruf... Klar ist man z. B. in der IT mit höherem Alter schlechter aufgestellt als z. B. als Bäckereifachverkäuferix oder Lektorix...
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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aleph
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

firlefanz11 hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 11:15 Das dürfte in erster Linie davon abhängen in welchen Beruf... Klar ist man z. B. in der IT mit höherem Alter schlechter aufgestellt als z. B. als Bäckereifachverkäuferix oder Lektorix...
Natürlich
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von oga »

Billie Holiday hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:02 Keine Ahnung, was gegen ältere Mitarbeiter spricht.
Sie sind nicht so leicht erpressbar, wie jüngere.
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Billie Holiday »

oga hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 15:34 Sie sind nicht so leicht erpressbar, wie jüngere.
Doch, wer auf seinen Job angewiesen ist, ist schon unter Druck zu setzen. Jüngere sind beweglicher.
Mit Mitte 50 vor die Tür gesetzt zu werden ist schon hart. Mit 25 ist das kein Problem.
Meine Töchter haben beide schon in einem Anfall von Unzufriedenheit innerhalb eines Abends Bewerbung online losgeschickt, am nächsten Tag Vorstellungsgespräch gehabt und danach gekündigt. Das könnte ich nicht mehr. :D
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von oga »

Billie Holiday hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 16:09 Doch, wer auf seinen Job angewiesen ist, ist schon unter Druck zu setzen. Jüngere sind beweglicher.
Jeder ist auf seinen Job angewiesen.
Sonst würde er ihm nicht nachgehen.
Erpressbarkeit und angewiesen sein sind nicht ganz deckungsgleich.
Ein 50-ger mit erwachsenen Kindern mag angewiesen sein, aber nicht im gleichem Grade erpressbar, wie ein 30-järiger, mit kleinen Kindern, Hausfrau, Hypothek und Karriereehrgeiz.
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:12 Sie wird wohl eine Ausnahme sein, denn sonst wird in den Medien überall berichtet, dass ältere Arbeitslose es schwerer haben, eine Stelle zu finden.
Als Beispiel wohnte auch eine Frau in dem Haus in dem ich wohne, sie war 60+ als sie erst über eine Zeitarbeitsfirma und dann in Festanstellung einen Job bei einer Textilfirma bekam (Zuvor hatte sie Zeitungen ausgetragen). Man wird mit so einem Job nicht reich, aber für Wohnung, Auto und viele Zigaretten hat es gereicht. Sie ist vor ein paar Jahren an Rachenkrebs (o.ä.) gestorben / Hatte also nicht mal ihr Rentenalter erreicht.
=> Wenn jemand (egal wer) im Großraum Stuttgart keinen Job finden kann, hätte ich das gerne im Detail erklärt
=> Auch in anderen Regionen in Deutschland sieht es nicht anders aus
=> Es gibt nicht nur Arbeitsplätze für Hochqualifizierte, sondern auch für einfache Tätigkeiten sind entsprechend Arbeitsplätze vorhanden
=> Auch mit 40+ kann man noch eine Ausbildung anfangen, Arbeitgeber sind dahingehend aufgeschlossen
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Pixeltod »

Nabend,

ich habe nicht alle Beiträge durchgelesen, aber genau wegen diesem Thema habe ich mich hier in diesem Forum angemeldet. Damit ich auch mal meinen Senf dazugeben kann.

Ein sehr wichtiger Umstand wird nie in der Politik oder in den Medien erwähnt:

Mindestens 3/4 der Langzeitarbeitslosen sind chronisch krank, psychisch eingeschränkt oder wie ich schwerbehindert.

Dieses Thema wird in Deutschland einfach unter den Teppich gekehrt und ich kann auch beim besten Willen, jetzt diese Entscheidungen für das Bürgergeld nicht verstehen, denn für uns bleibt der Arbeitsmarkt weiterhin verschlossen. Nichts ändert sich für uns durch das Bürgergeld, auf dem Arbeitsmarkt sind wir Betroffene weiterhin unerwünscht.

Zwischenzeitlich hat jeder, der sich für eine Umschulung oder eine Weiterbildung eignet, auch eine angeboten bekommen. Ich bekomme keine Umschulung angeboten, denn ich habe nur noch 8 Jahre bis zur Rente und werde (wenn nicht ein Wunder geschieht) bis dahin arbeitslos bleiben.

Ich bin von Beruf Kaufmann und habe 2015 eine Weiterbildung zum Lohn- und Finanzbuchhalter abgeschlossen. Anschließend habe ich bis heute hunderte Bewerbungen geschrieben, aber der Markt hat kein Interesse an Schwerbehinderten. Dadurch, dass ich keinen Job in der Buchhaltung gefunden habe, bin ich heute völlig veraltet mit meinen Kenntnissen und müsste die gleiche Weiterbildung nochmal machen, um wieder aktuell zu sein, aber das bezahlt niemand.

Mit diesen Problemen bin ich nicht allein, einige in meinem Bekanntenkreis sind davon betroffen. Wir werden auch dieses Jahr wieder viele, viele Bewerbungen für nix und wieder nix schreiben.

Gut, man könnte gleich als Argument bringen, ich soll mich doch beim öffentlichen Dienst bewerben, da müsste man mich doch bevorzugt einstellen. Leute, das ist Quatsch, denn im Gesetz steht nur, dass man bei gleicher Eignung bevorzugt werden muss. Glaubt mir, es findet sich immer jemand, der besser geeignet ist und das Gegenteil zu beweisen, ist so gut wie unmöglich.

In der Theorie, wenn man selbst nicht betroffen ist, dann ist immer alles ganz einfach. Aber so ist das nicht und wer immer nur ungeprüft glaubt, was die Medien verkünden, an dem werden viele Fakten einfach vorbeigehen.

Ich hoffe nur, dass sich vielleicht weniger Vorurteile verbreiten und dass man auf dem Arbeitsmarkt mehr auf Leute wie mich eingeht und uns auch eine Chance gibt.

Danke und Gruß
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von jack000 »

Pixeltod hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 19:41 Mindestens 3/4 der Langzeitarbeitslosen sind chronisch krank, psychisch eingeschränkt oder wie ich schwerbehindert.
Ebenso einen guten Abend wünsche ich. Inwiefern aber liegt denn eine Schwerbehinderung vor? Arbeitslosigkeit liegt doch nur dann vor, wenn die Möglichkeit besteht arbeiten zu gehen?
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Pixeltod »

Selbstverständlich kann ich arbeiten gehen, nur eben mit so vielen Einschränkungen, dass ein Arbeitsplatz ganz weit weg ist. Wenn du glaubst, dass jeder Schwerbehinderte Erwerbsminderungsrente bekommt, dann liegst du ganz arg falsch.

Erwerbsminderungsrente gibt es erst, wenn man nicht mal mehr einen Pförtnerjob ausüben kann. Das ist die Standartlachnummer der Rentenversicherung - es gibt nämlich auf dem Arbeitsmarkt so gut wie keine Pförtnerjobs mehr, aber das interessiert die DRV nicht.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aurelius88 »

Pixeltod hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 20:23 Selbstverständlich kann ich arbeiten gehen, nur eben mit so vielen Einschränkungen, dass ein Arbeitsplatz ganz weit weg ist. Wenn du glaubst, dass jeder Schwerbehinderte Erwerbsminderungsrente bekommt, dann liegst du ganz arg falsch.

Erwerbsminderungsrente gibt es erst, wenn man nicht mal mehr einen Pförtnerjob ausüben kann. Das ist die Standartlachnummer der Rentenversicherung - es gibt nämlich auf dem Arbeitsmarkt so gut wie keine Pförtnerjobs mehr, aber das interessiert die DRV nicht.

Ja und selbst diese Erwerbsminderungsrente ist ein Witz, ich habe das selbst bei meiner Großmutter erlebt etwas über 770€ waren dass, obwohl sie mehr als beinae 40jahre berufstätig war in der ehemaligen DDR. Im Grunde eine Schande.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Aurelius88 »

Pixeltod hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 19:41
Mindestens 3/4 der Langzeitarbeitslosen sind chronisch krank, psychisch eingeschränkt oder wie ich schwerbehindert.

Und genau dieser Aspekt wird dann gerne von den Befürwortern etwa in der Debatte Sanktionen ja oder nein bereitwillig unter den Teppich gekehrt oder oftmals zynisch und verharmlosend dargestellt. Das von "Experten" die was mit Jobcenter und Arbeitsagenturen am Hut hatten und auch sonst von Arbeitsmarktpolitik keinen Dunst haben aber hier klischeehaften ihre "Hartz4ler a la Arno Dübel Phantasien" zum besten geben.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Pixeltod »

Unsere leistungsorientierte Gesellschaft grenzt Menschen wie mich, seit vielen Jahren systematisch aus, indem wir keinen Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Wer will schon einen langsamen, weil chronisch Rheumakranken einstellen, der ständig Probleme macht? Wer will einen psychisch Kranken einstellen, der wegen Depressionen das halbe Jahr fehlt? Wer will einen Schwerbehinderten einstellen, der einen Anspruch auf einen leidensgerechten Arbeitsplatz hat und dem man gesetzlich noch eine Woche zusätzlichen Urlaub geben muss?

In unserer Leistungsgesellschaft haben wir Betroffene keinen Platz. Aber das muss immer schön von der Politik unter dem Deckel gehalten werden, dass die Politik seit vielen Jahre die leistungsorientierte Wirtschaft unterstützt und wir da keinen Platz haben.

Also werden viele von uns 10, 15, 20 Jahre arbeitslos bleiben, weil man uns mit Hartz4 und Bürgergeld einfach auf das Abstellgleis geschoben hat und nichts dafür tut, dass uns der Arbeitsmarkt geöffnet wird, in dem die Firmen gezwungen werden, uns einen Job zu geben. Da ist es doch viel einfacher zu behaupten, man wäre Bildungsfern und würde deshalb keine Arbeit finden. Sicherlich wird es da ein paar solche geben, aber das wird eine Minderheit sein.

Das mit dem Pförtnerjob ist ein Treppenwitz, der schon 50 Jahre läuft. Früher gab es viele Pförtnerstellen in den Betrieben und auf diese Stellen wurden Leute wie mich gesetzt. Aber die Stellen gibt es heutzutage nicht mehr. Die Rentenversicherung lehnt aber jetzt immer noch jedes Jahr hunderte Rentenanträge ab, mit der Begründung, man könnte sich ja eine Pförtnerstelle suchen.

Leider darf die Rentenversicherung solche Behauptungen aufstellen, ohne jemals einen Beweis hierfür erbringen zu müssen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von JJazzGold »

Pixeltod hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:00 Unsere leistungsorientierte Gesellschaft grenzt Menschen wie mich, seit vielen Jahren systematisch aus, indem wir keinen Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Wer will schon einen langsamen, weil chronisch Rheumakranken einstellen, der ständig Probleme macht? Wer will einen psychisch Kranken einstellen, der wegen Depressionen das halbe Jahr fehlt? Wer will einen Schwerbehinderten einstellen, der einen Anspruch auf einen leidensgerechten Arbeitsplatz hat und dem man gesetzlich noch eine Woche zusätzlichen Urlaub geben muss?

In unserer Leistungsgesellschaft haben wir Betroffene keinen Platz. Aber das muss immer schön von der Politik unter dem Deckel gehalten werden, dass die Politik seit vielen Jahre die leistungsorientierte Wirtschaft unterstützt und wir da keinen Platz haben.

Also werden viele von uns 10, 15, 20 Jahre arbeitslos bleiben, weil man uns mit Hartz4 und Bürgergeld einfach auf das Abstellgleis geschoben hat und nichts dafür tut, dass uns der Arbeitsmarkt geöffnet wird, in dem die Firmen gezwungen werden, uns einen Job zu geben. Da ist es doch viel einfacher zu behaupten, man wäre Bildungsfern und würde deshalb keine Arbeit finden. Sicherlich wird es da ein paar solche geben, aber das wird eine Minderheit sein.

Das mit dem Pförtnerjob ist ein Treppenwitz, der schon 50 Jahre läuft. Früher gab es viele Pförtnerstellen in den Betrieben und auf diese Stellen wurden Leute wie mich gesetzt. Aber die Stellen gibt es heutzutage nicht mehr. Die Rentenversicherung lehnt aber jetzt immer noch jedes Jahr hunderte Rentenanträge ab, mit der Begründung, man könnte sich ja eine Pförtnerstelle suchen.

Leider darf die Rentenversicherung solche Behauptungen aufstellen, ohne jemals einen Beweis hierfür erbringen zu müssen.
Das kenne ich aus meinem Konzern etwas anders -> Sozialgesetzbuch, 5% der Arbeitsplätze sind mit Schwerbehinderten zu belegen.
Was wir auch getan haben.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Pixeltod »

JJazzGold hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:10 Das kenne ich aus meinem Konzern etwas anders -> Sozialgesetzbuch, 5% der Arbeitsplätze sind mit Schwerbehinderten zu belegen.
Was wir auch getan haben.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wie auch die Robert Bosch GmbH. Aber es bleiben leider Ausnahmen.

Ich zeige jetzt mit dem Finger auf jemanden und erzähl euch mal die Geschichte vom Musterländle BaWü:

BaWü durfte z.B. 2021 eine Strafe über 1,7 Millionen € zahlen, weil mal wieder als Landesregierung zu wenig Schwerbehinderte eingestellt wurden. Das passiert aber regelmässig und auch noch in anderen Bundesländern.

Wenn also nicht einmal die Landesregierung die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, dann könnten ihr euch denken, wie es im Rest vom Land aussieht.

https://www.stimme.de/ueberregional/bad ... rt-4463432
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Misterfritz »

Pixeltod hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:20 Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wie auch die Robert Bosch GmbH. Aber es bleiben leider Ausnahmen.
Die meisten Arbeitsplätze schaffen aber kleinere und mittlere Unternehmen. Und diese können den Aufwand für die Beschäftigung von Behinderten meist nicht stemmen - selbst wenn sie es wollten.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Misterfritz hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:29 Die meisten Arbeitsplätze schaffen aber kleinere und mittlere Unternehmen. Und diese können den Aufwand für die Beschäftigung von Behinderten meist nicht stemmen - selbst wenn sie es wollten.
Die bekommen Zuschüsse vom Integrationsamt und teilweise auch vom Arbeitsamt. Der behindertengerechte Umbau des Arbeitsplatzes wird bezahlt.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Pixeltod »

Misterfritz hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:29 Die meisten Arbeitsplätze schaffen aber kleinere und mittlere Unternehmen. Und diese können den Aufwand für die Beschäftigung von Behinderten meist nicht stemmen - selbst wenn sie es wollten.
Und nun? Also weitermachen wie bisher, die Alten und Kranken aufs Abstellgleis, damit mehr junge Migranten eingestellt werden können? Dass die Deutschen weniger werden weiß man ja, aber die ehemals jungen Migranten sind eines Tages auch alt und vielleicht auch krank.

Die Spirale dreht sich nicht zum Vorteil, wenn das so weitergeht. Irgendwann muss ein Kopfgeld auf Rentner ausgesetzt werden, weil die Sozialausgaben ins Uferlose steigen :D

Also wäre es doch sinnvoller, die kleinen und mittlere Betriebe vom Staat unterstützen zu lassen, wenn sie jemanden vom Abstellgleis holen. Das würde auch der Kaufkraft zu gute kommen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Misterfritz »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:43 Die bekommen Zuschüsse vom Integrationsamt und teilweise auch vom Arbeitsamt. Der behindertengerechte Umbau des Arbeitsplatzes wird bezahlt.
Wenn Du ein Büro gemietet hast, das im 2. Stock liegt in einem Haus ohne Aufzug, wirst Du kaum Jemand einstellen können, der mit Treppensteigen Probleme hat.
Vor Allem bekommt man auch keine Zuschüsse für behindertengerechte Toiletten - in gemieteten Räumlichkeiten, selbst wenn der Vermieter zustimmen würde.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Misterfritz hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:51 Wenn Du ein Büro gemietet hast, das im 2. Stock liegt in einem Haus ohne Aufzug, wirst Du kaum Jemand einstellen können, der mit Treppensteigen Probleme hat.
Vor Allem bekommt man auch keine Zuschüsse für behindertengerechte Toiletten - in gemieteten Räumlichkeiten, selbst wenn der Vermieter zustimmen würde.
Dürften nur wenige Arbeitgeber betreffen. Aber hier steht, dass auch Toilettenumbau bezahlt werden kann
Arbeitgeber, die einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz für einen schwerbehinderten Menschen neu schaffen, können vom LVR-Inklusionsamt Zuschüsse zu den Investitionskosten erhalten. Auch die behinderungsbedingte Umgestaltung und Ausstattung von Arbeitsplätzen kann bezuschusst werden. Ebenfalls der notwendige behinderungsgerechte Umbau der Arbeitsstätte (z.B. rollstuhlgerechter Umbau von Toilettenräumen oder barrierefrei gestalteter Zugang zum Arbeitsplatz). Diese Fördermöglichkeiten gelten auch, wenn Arbeitgeber einen anderen Arbeitsplatz für einen bereits bei ihnen beschäftigten schwerbehinderten Menschen schaffen und ausstatten wollen. Diese Förderung ist unabhängig von der gesetzlichen Beschäftigungspflicht. Bei Förderungen für behinderungsbedingte Maßnahmen ist zunächst, auch in Verbindung mit Investitionen im Rahmen einer Neueinstellung, die Zuständigkeit des Rehaträgers zu prüfen.
https://www.lvr.de/de/nav_main/soziales ... beitsplatz).
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Misterfritz »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 21:58 Dürften nur wenige Arbeitgeber betreffen. Aber hier steht, dass auch Toilettenumbau bezahlt werden kann
Wenn ich mein Unternehmensimmobilie gemietet habe, werde ich mir diesen ganzen Papierkram bestimmt nicht antun. Und dann ist das ja nur ein Zuschuss, d.h. man müsste selbst auch einen Teil bezahlen. Das tut niemand.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Misterfritz hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 22:07 Wenn ich mein Unternehmensimmobilie gemietet habe, werde ich mir diesen ganzen Papierkram bestimmt nicht antun. Und dann ist das ja nur ein Zuschuss, d.h. man müsste selbst auch einen Teil bezahlen. Das tut niemand.
Das macht der Schwerbehindertenbeauftragte und der Zuschuss kann auch 100% sein, das ist Behördendeutsch.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Pixeltod »

Ich wollte eigentlich nur an ein paar Beispielen aufzeigen, dass die Hartz4 Empfänger zu einem großen Teil nicht selbst schuld an ihrer Lage sind. Sicherlich wird es immer welche geben, die einfach keinen Bock auf Arbeit haben, aber da wird es vielleicht auch psychische Gründe geben. Das ist schwierig einzuschätzen.

Es gibt zwei staatliche Förderprogramme, um Langzeitarbeitslose über Lohnzuschüsse langfristig wieder in Arbeit zu bringen. Aber die funktionieren leider auch nur dann, wenn sich ein Arbeitgeber findet.

Und um zur Überschrift von diesem Thema hier nochmal zurück zu kommen: Es gibt auch sehr viele Aufstocker. Also Menschen die z.B. als Hilfsarbeiter bei der Zeitarbeit sind, verheiratet und zwei Kinder und schon hat man Anspruch auf zusätzliches Hartz4 (Bürgergeld). Diese Gruppe sollte man auch nicht übersehen.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Misterfritz »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 22:17 Das macht der Schwerbehindertenbeauftragte und der Zuschuss kann auch 100% sein, das ist Behördendeutsch.
Mag sein, aber dann muss immer noch der Vermieter zustimmen.
Das ist ein ziemlicher Aufwand, den sich kaum Jemand antut.
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Misterfritz »

Pixeltod hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 22:21Es gibt zwei staatliche Förderprogramme, um Langzeitarbeitslose über Lohnzuschüsse langfristig wieder in Arbeit zu bringen. Aber die funktionieren leider auch nur dann, wenn sich ein Arbeitgeber findet.
Ich kenne die Problematik.
Ich war in dem Bereich beruflich tätig. Tatsächlich gibt es genügend Förderprogramme. Aber es liegt auch oft an den Mitarbeitern der Jobcenter, die oft unkooperativ sind. Teils, weil sie meinen, die Bewerber besser zu kennen (was evtl. stimmt), teils, weil die Gelder schon ausgegeben sind und sie den Kontakt mehr oder weniger abbrechen. Oder weil sie ihre Klienten unterschätzen oder was auch immer. Die Hürden sind nicht niedrig. Und der Zeitaufwand für Firmen, diese ganzen Förderungen zu beantragen, ist nicht zu unterschätzen.
Und nein, das ist kein Bashing gegen die Mitarbeiter der Jobcenter. Aber ich habe dort welche kennengelernt, die sich so dermassen gegen die Förderung ihrer Klienten gestemmt haben, dass ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt habe und es dann oft auch gelassen habe. Den Schaden hatten dann die Klienten ...
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von aleph »

Misterfritz hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 22:23 Mag sein, aber dann muss immer noch der Vermieter zustimmen.
Das ist ein ziemlicher Aufwand, den sich kaum Jemand antut.
Es gibt viele Möglichkeiten, wo man die Zustimmung des Vermieters nicht benötigt. Wenn man immer nur die Widrigkeiten betont, ist es kein Wunder, dass bei Arbeitgebern die Hemmschwellen steigen ...
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Re: Hartz4-Empfänger vs. offene Stellen

Beitrag von Misterfritz »

aleph hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 22:35 Es gibt viele Möglichkeiten, wo man die Zustimmung des Vermieters nicht benötigt. Wenn man immer nur die Widrigkeiten betont, ist es kein Wunder, dass bei Arbeitgebern die Hemmschwellen steigen ...
Du meinst, man kann WCs einfach behindertengerecht umbauen, wenn man nur Mieter ist? Wo lebst Du?
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