Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

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TheManFromDownUnder
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Tom Bombadil hat geschrieben: Do 1. Sep 2022, 09:47 Glaube ich nicht, man will immer neue und schöne Dinge haben. Ist eine Macke dran, kommt es weg. Ist die Sache aus der Mode, kommt sie weg.
So funktioniert es! Deshalb alle 6 Monate ein neues I-Phone! Wo sind wir gerade?? I-Phone 13 glaub ich, aber ich koennte mich auch taeuschen
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JJazzGold
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von JJazzGold »

Tom Bombadil hat geschrieben: Do 1. Sep 2022, 09:47 Glaube ich nicht, man will immer neue und schöne Dinge haben. Ist eine Macke dran, kommt es weg. Ist die Sache aus der Mode, kommt sie weg.
Ist in meinem Bekanntenkreis nicht so, ausgenommen ein Paar welches so lebt, wie du es beschrieben hast.
Das sind die Einzigen in unserem Kreis die kein Wohneigentum haben, dafür immer alles was gerade im Trend ist.
Was out ist, das geht mit dem Lastwagen nach Rumänien. Dann ist das eventuell schlechte Gewissen beruhigt. ;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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firlefanz11
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von firlefanz11 »

TheManFromDownUnder hat geschrieben: Do 1. Sep 2022, 10:56 Wo sind wir gerade?? I-Phone 13 glaub ich, aber ich koennte mich auch taeuschen
14 kommt demnächst raus...
Samsung ist beim S22... mein erstes Andriod Phone war n S4. Go figure...
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schokoschendrezki
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von schokoschendrezki »

Realist2014 hat geschrieben: Do 1. Sep 2022, 07:16 FRage:

Wozu brauchst DU dann überhaupt noch einen "Raum"?

Für deine Ansprüche reicht doch auch eine Tonne oder eine Höhle..... :D
Nein. Für so etwas wie eine "Sichtlinie" braucht man einen Raum. Der Eindruck von Großzügigkeit entsteht erst durch den (nicht vollgestellten) Raum. Was in der Gestaltung zu berücksichtigen ist ... das sind natürlich Bilder. Gut gewählte unaufdringlich-schöne Bilder. Dort wo ein Bild hängt, steht automatisch kein Regal mit irgendwelchen hässlichen Dingen wie Iphone 13 oder Fahrradhelmen. Und dies erzeugt dieses Gefühl von erhabenem Luxus durch Verzicht.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Misterfritz
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben: Fr 2. Sep 2022, 14:58Dort wo ein Bild hängt, steht automatisch kein Regal mit irgendwelchen hässlichen Dingen wie Iphone 13 oder Fahrradhelmen. Und dies erzeugt dieses Gefühl von erhabenem Luxus durch Verzicht.
Was für ein Quatsch! Erhabener Luxus?
In meinen Regalen stehen überwiegend Bücher.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Realist2014 »

schokoschendrezki hat geschrieben: Fr 2. Sep 2022, 14:58 Nein. Für so etwas wie eine "Sichtlinie" braucht man einen Raum. Der Eindruck von Großzügigkeit entsteht erst durch den (nicht vollgestellten) Raum. .
Du scheinst keine Vorstellung davon zu haben, in welcher Größe es "Tonnen" gibt... :D
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Selina
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben: Fr 2. Sep 2022, 14:58 Nein. Für so etwas wie eine "Sichtlinie" braucht man einen Raum. Der Eindruck von Großzügigkeit entsteht erst durch den (nicht vollgestellten) Raum. Was in der Gestaltung zu berücksichtigen ist ... das sind natürlich Bilder. Gut gewählte unaufdringlich-schöne Bilder. Dort wo ein Bild hängt, steht automatisch kein Regal mit irgendwelchen hässlichen Dingen wie Iphone 13 oder Fahrradhelmen. Und dies erzeugt dieses Gefühl von erhabenem Luxus durch Verzicht.
Genau. Es gibt sogar ganz "leere" Räume, durch die Führungen veranstaltet werden. Da geht es um die Raumaufteilung, um Licht und Schatten, um die Stimmung des Bauwerkes, um die "Schönheit der Leere".
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben: Mo 5. Sep 2022, 15:27 Genau. Es gibt sogar ganz "leere" Räume, durch die Führungen veranstaltet werden. Da geht es um die Raumaufteilung, um Licht und Schatten, um die Stimmung des Bauwerkes, um die "Schönheit der Leere".
Gärten nicht zu vergessen. In einem schönen Garten haben zusätzliche Holzhäuschen mit Partymöblierung, Grillplätze, Beleuchtungsgeräte und vor allem Planschbecken oder gar Swimming Pools nix zu suchen. Allgemein: Technik irgendwelcher Art. Sonst ist es ein hässlicher Garten. Ein schöner Garten zeichnet sich ebenfalls durch Sichtlinien, durch eine natürlich wirkende Ruhigkeit aus. Ich bin einen Kompromiss eingegangen und habe der Aufstellung eines kleinen Sandkastens für die Enkelkinder zugestimmt. O.k. Aber der kommt weg, sobald die zu Jugendlichen geworden sind. Minimalismus, Schlichtheit ist zwar keine hinreichende aber ganz sicher eine notwendige Bedingung für Schönheit.
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Selina
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben: Mi 7. Sep 2022, 08:54 Gärten nicht zu vergessen. In einem schönen Garten haben zusätzliche Holzhäuschen mit Partymöblierung, Grillplätze, Beleuchtungsgeräte und vor allem Planschbecken oder gar Swimming Pools nix zu suchen. Allgemein: Technik irgendwelcher Art. Sonst ist es ein hässlicher Garten. Ein schöner Garten zeichnet sich ebenfalls durch Sichtlinien, durch eine natürlich wirkende Ruhigkeit aus. Ich bin einen Kompromiss eingegangen und habe der Aufstellung eines kleinen Sandkastens für die Enkelkinder zugestimmt. O.k. Aber der kommt weg, sobald die zu Jugendlichen geworden sind. Minimalismus, Schlichtheit ist zwar keine hinreichende aber ganz sicher eine notwendige Bedingung für Schönheit.
Ja, im Garten am eigenen Haus mag das so sein. Ich bin aber gleichfalls sehr dafür, dass sich Familien, die sich eine Urlaubsreise einfach nicht leisten können, in ihrem Kleingarten aufstellen, was immer sie mögen. Das eigene Stückchen Natur sei ihnen gegönnt. Und den Kindern auch das (hässliche) Plastikplanschbecken. Das finde ich völlig in Ordnung. Wenn es aber um Schönheit geht, da würde ich auf diesen handtuchgroßen eigenen Freizeit-Schollen wenigstens darauf achten, dass so viel wie möglich wachsen kann, wie es will. Die schnurgeraden Beete mögen bei bestimmten Obst- und Gemüse-Sorten zur Selbstversorgung auch ok sein. Aber ansonsten würde ich für große und kleine Sträucher, Blumenwiesen und krumme nichtgepflasterte Wege sorgen, wo bestimmte Pflanzen auch mal wuchern dürfen. Und selbstverständlich gehören auch paar Bänke und Stühle da rein. Ich würde solche Gärten, von denen du sprichst, nur nicht mit dem weißen Plastik-O815-Zeuchs verunzieren. Aber auch in diesem Punkt sollte man die Einkommensunterschiede schon beachten. Nicht jeder kann sich Holzmöbel leisten. Und nicht jeder hat einen Garten nur dafür, etwas wachsen und gedeihen zu sehen. Das auch, aber nicht nur.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben: Mi 7. Sep 2022, 08:54 Gärten nicht zu vergessen. In einem schönen Garten haben zusätzliche Holzhäuschen mit Partymöblierung, Grillplätze, Beleuchtungsgeräte und vor allem Planschbecken oder gar Swimming Pools nix zu suchen. Allgemein: Technik irgendwelcher Art. Sonst ist es ein hässlicher Garten. Ein schöner Garten zeichnet sich ebenfalls durch Sichtlinien, durch eine natürlich wirkende Ruhigkeit aus. Ich bin einen Kompromiss eingegangen und habe der Aufstellung eines kleinen Sandkastens für die Enkelkinder zugestimmt. O.k. Aber der kommt weg, sobald die zu Jugendlichen geworden sind. Minimalismus, Schlichtheit ist zwar keine hinreichende aber ganz sicher eine notwendige Bedingung für Schönheit.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Raskolnikof »

Selina hat geschrieben: Mo 5. Sep 2022, 15:27 Genau. Es gibt sogar ganz "leere" Räume, durch die Führungen veranstaltet werden. Da geht es um die Raumaufteilung, um Licht und Schatten, um die Stimmung des Bauwerkes, um die "Schönheit der Leere".
Warum muss ich da gerade an die Fettecke von Joseph Beuys denken oder an seine von zwei Frauen "entehrte" Badewanne die während einer Feier im Museum von Schloss Morsbroich nach einer Möglichkeit zum Geschirr spülen suchten und fündig wurden? :D
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Zahnderschreit »

Devourer of Worlds hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 15:24 Zusätzlich könnte ich es mir auch nur dann leisten, wenn es wie genannt jemand gebraucht kostenlos abgibt. Da ist das Problem dann aber: Wer bringt mir das in meine Wohnung? Niemand. Wer bringt das beim nächsten Umzug wieder weg? Auch niemand. Und darum kommen für mich IKEA-Möbel oder vergleichbare auch viel eher in Frage.
Bekommst du die Sachen bei IKEA auch kostenlos? Und bringen die die Möbel zu dir? :?:
(Vielleicht wurde das schon thematisiert, bin gerade erst auf diesen Strang gestoßen.)
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Raskolnikof »

Micro Magnetics hat geschrieben: Mo 25. Jul 2022, 09:57 Es besteht halt keine Nachfrage mehr nach gewissen Dingen. Daraus würde ich nicht ableiten, dass es der Gesellschaft zu gut geht.
Die Nachfrage nach Möbeln war immer da, heute noch mehr als in früheren Jahren. Nur will niemand mehr etwas gebrauchtes. Während meiner Studentenzeit konnten weder ich noch meine Kommilitonen sich neue Möbel leisten. Da stand nichts neues in der Studentenbude/WG. Und heute? Da stehen bei uns in Oldenburg in Studentenwohnheimen Flurweise die Zimmer leer, weil die Studenten privatvermietete Komfortwohnungen vorziehen. Wo haben die bloß alle das Geld her? Zu viel BAföG? (= 812 - 1018 Euro gestaffelt nach Alter).
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Raskolnikof »

Ich komme zu dem Ergebnis, dass es einem großen Teil unserer Gesellschafft schlichtweg zu gut geht und meist auf einem recht hohen Niveau jammern. Und wenn Menschen mit niedrigem Einkommen oder gar Hartz 4 Empfänger Gebrauchtmöbel verschmähen weil die nicht der neuesten Einrichtungsmode entsprechen und von daher Hilfsorganisationen wie die Caritas oder der Paritätische Gebrauchtmöbel gar nicht mehr haben wollen läuft doch in unserer Gesellschft etwas schief.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Realist2014 »

Raskolnikof hat geschrieben: Sa 22. Okt 2022, 17:59 Ich komme zu dem Ergebnis, dass es einem großen Teil unserer Gesellschafft schlichtweg zu gut geht und meist auf einem recht hohen Niveau jammern. Und wenn Menschen mit niedrigem Einkommen oder gar Hartz 4 Empfänger Gebrauchtmöbel verschmähen weil die nicht der neuesten Einrichtungsmode entsprechen und von daher Hilfsorganisationen wie die Caritas oder der Paritätische Gebrauchtmöbel gar nicht mehr haben wollen läuft doch in unserer Gesellschft etwas schief.
Ja,
das Bürgergeld ist wohl zu hoch angesetzt...
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Misterfritz »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 22. Okt 2022, 18:40 Ja,
das Bürgergeld ist wohl zu hoch angesetzt...
Ach, das machst Du an diesem Beispiel fest? Davon ganz ab, darum geht es in diesem Thread nicht.

@Raskolnikof,
ich weiss ja nicht wie gross der Schrank ist, den Du loswerden wolltest. Aber üblicherweise brauchen die Menschen heutzutage nicht so grosse Schränke, wenn sie diese denn überhaupt stellen können. Und meistens besitzen Leute, die ihre Möbel bei der Caritas holen, kaum soviel Kleidung, die sie in diesen Schrank packen könnten. Wozu also so ein Schrank?
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Realist2014 »

Misterfritz hat geschrieben: Sa 22. Okt 2022, 19:24 Ach, das machst Du an diesem Beispiel fest? Davon ganz ab, darum geht es in diesem Thread nicht.
Es war eine Antwort auf den Post davor...
Und meine diesbezügliche Ursachen-Beurteilung...
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Misterfritz »

Realist2014 hat geschrieben: Sa 22. Okt 2022, 19:26 Es war eine Antwort auf den Post davor...
Und meine diesbezügliche Ursachen-Beurteilung...
Ich weiss, dass das Dein Lieblingsthema ist - dafür gibt es aber einen Thread ...
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Realist2014 »

Misterfritz hat geschrieben: Sa 22. Okt 2022, 19:28 Ich weiss, dass das Dein Lieblingsthema ist - dafür gibt es aber einen Thread ...
Nein, ist es eigentlich nicht...
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Progressiver »

Raskolnikof hat geschrieben: Fr 21. Okt 2022, 16:27 Während meiner Studentenzeit konnten weder ich noch meine Kommilitonen sich neue Möbel leisten. Da stand nichts neues in der Studentenbude/WG.


Ich vermute mal, dass du männlich bist? Hast du keinen Wehr- oder Zivildienst ableisten müssen? Das Geld, das man da bekam, war nicht üppig. Und ich bin heute trotz allem gegen jede Form von Zwangsdiensten. Aber es reichte als Startkapital, um sich dann für das Studium einen PC, neue Möbel und ein paar Dinge mehr zu kaufen. Zumindest gleich am Anfang bestand also nicht die Gefahr, dass man wegen Geldmangel das Studium gleich wieder abbrechen musste. Und später gab es ja auch noch andere Möglichkeiten, Geld zu verdienen.
Und heute? Da stehen bei uns in Oldenburg in Studentenwohnheimen Flurweise die Zimmer leer, weil die Studenten privatvermietete Komfortwohnungen vorziehen.
Vielleicht sitzen sie aber auch zu Hause bei ihren Eltern in ihrem beengten Kinderzimmer und nehmen die Veranstaltungen an der Universität via Internet wahr? Oder gibt es denn schon wieder in der Masse Präsenzveranstaltungen? Oder vielleicht können sich auch viele Schulabgänger das Studium überhaupt nicht mehr leisten? Oder es handelt sich um Studenten, die aufgrund der finanziellen Lage und des psychischen Drucks durch die Folgen der Corona-Pandemie nicht mehr in der Lage sind, das Studium weiterzuführen? Die Zahl der Studienanfänger soll ja ebenfalls zurückgegangen sein, habe ich neulich gelesen. Und das werden bestimmt keine Leute sein, die reiche Eltern haben, die sich das nicht mehr zutrauen.

So einfach würde ich es mir also nicht machen. Die Dinge sind komplizierter, wenn man sie genauer betrachtet.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von schokoschendrezki »

Nach dem Tod von Eltern, Schwiegereltern, Ex-Schwiegereltern, Schwiegeroma ... bin ich echt ein Geplagter des Überflusses. Das war die Generation, die alles aufhob und alles nahm, was man irgendwie nehmen konnte. Bücher sind da nicht so das Problem. Ich blättere gern mal in irgendwelchen Schriften herum, die ich mir nicht selbst und bewusst zugelegt habe. Ebenso Schallplatten. Ich hab überlegt: Alle irgendwie entsorgen oder alle behalten und dann aber auch ab und zu abhören (undigitalisiert). Je abstruser das Zeug darauf ist desto besser. Und hab mich für letzteres entschieden. Was ich mit fünf Gartenscheren soll ... alle noch eingepackt und unbenutzt ... weiß ich nicht. Etliche 60-80er-Jahre Radiogeräte: Das funktionierendste herausfinden und den Rest zum Elektro-Schrott auf dem Recyclinghof. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand so ein Gerät haben will. Es sind ja noch nichtmal historische Geräte.

Ich würde gern kurz vor meinem Tod so gut wie nix mehr besitzen wollen. Außer ein paar Dinge, die wirklich einen Wert haben. Handsignierte Bücher zum Beispiel. Oder Originalbriefe. Einfach nur damit meine Nachkommen nicht irgendwelches Zeug abtransportieren müssen. Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich das anstellen soll.

In früheren Zeiten haben viele Leute möglicherweise gedacht: Ich möchte meinen Nachkommen möglichst viel vermachen. Das, was man wirklich vermachen kann ... das ist Immobilienbesitz und Vermögen. Es geht unserer Gesellschaft vielleicht wirklich zu gut. Aber auf jeden Fall werden die Erneuerungszyklen immer kürzer. Fast alles was an Gegenständen käuflich erwerbbar ist, ist schon im Moment des Kaufs veraltet.

Oder: Werden überhaupt noch Gegenstände - mal abgesehen von Bargeld und wertvollem Schmuck - bei Hauseinbrüchen geklaut? Hochwertige Fahrräder vielleicht. Oder vielleicht ein absolut neues Smartphone. Vielleicht gibts auch noch ein paar wenige andere Beispiele. Aber ansonsten? Ansonsten ist es vielleicht vernünftiger, sein Haus nicht abzuschließen, damit die Türen und Fenster nicht eingeschlagen werden. Der Schaden ist am Ende oft teurer zu bezahlen als die Entwendung irgendwelcher Gegenstände. Ich spreche aus Erfahrung.

Was besagt die Tatsache, dass die Entsorgung, die Befreiung von gegenständlichem Besitz zu einem Trend unter den Wohhabenden geworden ist? Dass es eine ganze Menge Bücher mit Titeln wie "In 7 Tagen zum Minimalisten" gibt. Anleitungen und Ratgeberliteratur zur Frage wie man es schafft, nur noch 1000 Dinge zu besitzen. Dass zuviel gegenständlicher Besitz für viele der wohlhabenden Menschen zur Last geworden ist. Mir selbst gehts ja genau so. An meinem Fahrrad zum Beispiel darf nix überflüssiges dran sein. Keine überflüssige Technik. Nur das absolut notwendige. Keine Gangschaltung und schon gar nicht irgendein Elektroantrieb. Sonst fühle ich mich unwohl.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Billie Holiday »

Nach meiner Trennung mußte ich Hausrat gefühlt für 20 Personen loswerden.

Anerkannte Flüchtlinge bekommen meist etwas Geld und eine leere Wohnung. So stand in meinem Haus eine junge irakische Frau mit 2 Kindern, die versucht hat, sich mit Hilfe von ebay preisgünstig einzurichten. Aus meinem dort angebotenen Schreibtisch wurde fast eine ganze Einrichtung, die ich sehr gern umsonst abgegeben habe. Der Rest ging sehr günstig ebenfalls über ebay weg.
Vielleicht waren meine Sachen nicht häßlich genug, ich bin alles losgeworden, was ich nicht mehr benötigt habe.

Wer sich hier im Überfluss nicht wohl fühlt, kann ja in ein armes Land mit Mangelwirtschaft übersiedeln. Vielleicht mit jemandem tauschen, der nichts hat.
Ich bin froh, meinen Bedarf hier decken zu können. Niemand wird gezwungen, sich mit Überflüssigem einzudecken. Man kann seinen Scheiß auch verschenken, es findet sich immer jemand, der Bedarf hat. Letztlich verschwinden Dinge wieder vom Markt, die keiner kauft. Dazu brauch ich keine Planwirtschaft, die mir meinen Bedarf von oben aufdiktiert. Deshalb wollte auch kein Wessi gen Osten, aber die Ossis wollten die freie Marktwirtschaft.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Tom Bombadil »

Billie Holiday hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 09:51 Vielleicht mit jemandem tauschen, der nichts hat.
Das wäre die beste Lösung, win-win Situation für Beide :thumbup: Wird aber nicht passieren.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 05:23

Ich würde gern kurz vor meinem Tod so gut wie nix mehr besitzen wollen. Außer ein paar Dinge, die wirklich einen Wert haben. Handsignierte Bücher zum Beispiel. Oder Originalbriefe. Einfach nur damit meine Nachkommen nicht irgendwelches Zeug abtransportieren müssen. Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich das anstellen soll.

Das ist einfach darzustellen. Bevor Sie ins Altersheim oder Pflegeheim übersiedeln markieren Sie die wenigen Dinge, die Sie mitnehmen wollen, laden Ihre Erben ein, sich aller anderen Dinge zu bedienen, die diese wollen und verschenken den Rest an eine Institution, z.B. das GFS Spendenwarenhaus. Was selbst diese Organisation nicht will, das wird weggeworfen.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Billie Holiday »

JJazzGold hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 10:12 Das ist einfach darzustellen. Bevor Sie ins Altersheim oder Pflegeheim übersiedeln markieren Sie die wenigen Dinge, die Sie mitnehmen wollen, laden Ihre Erben ein, sich aller anderen Dinge zu bedienen, die diese wollen und verschenken den Rest an eine Institution, z.B. das GFS Spendenwarenhaus. Was selbst diese Organisation nicht will, das wird weggeworfen.
Ich glaub, es ging weniger um praktische Tipps als ums Rumnörgeln, wie dekadent der böse Westen doch ist.

Wer lieber möchte, dass es ihm schlechter geht….bitte sehr, Möglichkeiten sind vorhanden. :x
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 10:12 Das ist einfach darzustellen. Bevor Sie ins Altersheim oder Pflegeheim übersiedeln markieren Sie die wenigen Dinge, die Sie mitnehmen wollen, laden Ihre Erben ein, sich aller anderen Dinge zu bedienen, die diese wollen und verschenken den Rest an eine Institution, z.B. das GFS Spendenwarenhaus. Was selbst diese Organisation nicht will, das wird weggeworfen.
Ich werde mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht im Pflegeheim sondern bei einer dritten Herzklappen-OP sterben. Die wird bei einer bakteriellen Infektion fällig. Und das geht ziemlich schnell.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von JJazzGold »

Billie Holiday hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 10:17 Ich glaub, es ging weniger um praktische Tipps als ums Rumnörgeln, wie dekadent der böse Westen doch ist.

Wer lieber möchte, dass es ihm schlechter geht….bitte sehr, Möglichkeiten sind vorhanden. :x
Ach so. :D
Da User Schokoschendrezki ein Mann ist dachte ich.......
.....ich helfe ihm mit etwas praktischer Erfahrung. ;)
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 10:17 Ich glaub, es ging weniger um praktische Tipps als ums Rumnörgeln, wie dekadent der böse Westen doch ist.

Wer lieber möchte, dass es ihm schlechter geht….bitte sehr, Möglichkeiten sind vorhanden. :x
Der "dekadente Westen" ist das Feindbild derer, die Individualismus, Kosmopolitismus, Exzentrizität und Urbanität hassen. Ich gehöre ganz sicher nicht dazu.
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Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 10:20 Ich werde mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht im Pflegeheim sondern bei einer dritten Herzklappen-OP sterben. Die wird bei einer bakteriellen Infektion fällig. Und das geht ziemlich schnell.
Ich will Ihnen ihre Hoffnung nicht nehmen, nur erfüllt sich diese erfahrungsgemäß nicht immer.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Ogmios »

schokoschendrezki hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 10:22 Der "dekadente Westen" ist das Feindbild derer, die Individualismus, Kosmopolitismus, Exzentrizität und Urbanität hassen. Ich gehöre ganz sicher nicht dazu.
Alternativ könnte es auch das Ergebnis eines kritischen Nachdenkprozesses sein, sofern man "dekadent" nicht rein geistig, sondern auch materiell definiert. Bei einem solchen Denkprozess könnte man zur Erkenntnis gelangen, dass "Individualismus, Kosmopolitismus, Exzentrizität und Urbanität" ganz eng mit materiellem Überfluss, der für alle vier Geisteszustände eine mindestens notwendige Bedingung darstellt, verknüpft ist.
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schokoschendrezki
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ogmios hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 15:15 Alternativ könnte es auch das Ergebnis eines kritischen Nachdenkprozesses sein, sofern man "dekadent" nicht rein geistig, sondern auch materiell definiert. Bei einem solchen Denkprozess könnte man zur Erkenntnis gelangen, dass "Individualismus, Kosmopolitismus, Exzentrizität und Urbanität" ganz eng mit materiellem Überfluss, der für alle vier Geisteszustände eine mindestens notwendige Bedingung darstellt, verknüpft ist.
Natürlich ist sie das! Weiß ich doch. Eine der zu stellenden Fragen dabei besteht darin, wie weit dieser Überfluss über der nackten Existenzsicherung liegen muss. Und da gehöre ich zu denen, die ganz einfach von einer Einkommens-Glücks-Funktion ausgehen, die erst ansteigt, dann irgendwo ein Maximum hat und dann wieder abfällt. Wo dieses Maximum liegt, ob bei 2000 oder 8000 Euro monatlich oder darunter oder darüber ... das mag individuell verschieden sein.

Der "Westen" jedenfalls ... ein schwammiger Begriff. Wenn dieser Westen für den Glauben an Selbskonstruktion steht. Dafür dass das Individuum frei über sich nicht nur entscheiden kann sondern sogar muss. Dazu regelrecht verurteilt ist. Dann bin ich durch und durch ein Westler. Es kommt mir jedoch häufig so vor, dass "der Westen" in jüngerer Zeit mehr und mehr zu einem identitären Begriff geworden ist. Zu einer Zugehörigkeitsbestimmung. Und da hört dann erstens die Freiheit auf. Und fängt zweitens der Kollektivismus an. Nach dem Motto: Segle nur immer gen Westen. Dann wirst du irgendwann im Osten ankommen. Garantiert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Realist2014 »

Ogmios hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 15:15 Alternativ könnte es auch das Ergebnis eines kritischen Nachdenkprozesses sein, sofern man "dekadent" nicht rein geistig, sondern auch materiell definiert. Bei einem solchen Denkprozess könnte man zur Erkenntnis gelangen, dass "Individualismus, Kosmopolitismus, Exzentrizität und Urbanität" ganz eng mit materiellem Überfluss, der für alle vier Geisteszustände eine mindestens notwendige Bedingung darstellt, verknüpft ist.
Da passt nicht zu den russischen Oligarchen...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von jorikke »

Misterfritz hat geschrieben: So 4. Sep 2022, 20:44 Was für ein Quatsch! Erhabener Luxus?
In meinen Regalen stehen überwiegend Bücher.
Was hast du gegen Bilder?
Hinter die Bücher gehängt, stören sie doch nicht.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Ogmios »

schokoschendrezki hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 15:43
Der "Westen" jedenfalls ... ein schwammiger Begriff. Wenn dieser Westen für den Glauben an Selbskonstruktion steht. Dafür dass das Individuum frei über sich nicht nur entscheiden kann sondern sogar muss. Dazu regelrecht verurteilt ist. Dann bin ich durch und durch ein Westler. Es kommt mir jedoch häufig so vor, dass "der Westen" in jüngerer Zeit mehr und mehr zu einem identitären Begriff geworden ist. Zu einer Zugehörigkeitsbestimmung. Und da hört dann erstens die Freiheit auf. Und fängt zweitens der Kollektivismus an. Nach dem Motto: Segle nur immer gen Westen. Dann wirst du irgendwann im Osten ankommen. Garantiert.
Sich dem Westen zugehörig fühlen heißt einfach, die liberale Demokratie in den angelsächsischen Ländern sowie in Mitteleuropa gegen ihre Verächter zu verteidigen. Wenn das Kollektivismus ist, bin ich eben Kollektivist.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Misterfritz »

jorikke hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 17:55 Was hast du gegen Bilder?
Ich habe gar nichts gegen Bilder, habe sogar welche hängen ;)
jorikke hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 17:55 Hinter die Bücher gehängt, stören sie doch nicht.
Noch habe ich Platz für Bücher und Bilder :D
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Progressiver »

Ogmios hat geschrieben: So 23. Okt 2022, 18:15 Sich dem Westen zugehörig fühlen heißt einfach, die liberale Demokratie in den angelsächsischen Ländern sowie in Mitteleuropa gegen ihre Verächter zu verteidigen. Wenn das Kollektivismus ist, bin ich eben Kollektivist.
Das ist mir zu simpel. Gibt es in Nord- und Südeuropa denn keine Demokratien? Und was machst du, wenn in den USA ein neuer Trump Präsident wird, der nicht mehr entmachtet werden kann?

Geographisch liegen die Länder des europäischen Festlands uns jedenfalls näher. Wir sollten wieder darauf hinsteuern, dass die Vereinigten Staaten von Europa möglich sind. Das ist mir doch egal, ob Orban und seine polnischen Kumpels da nicht mitmachen wollen. Dann sollen sie eben austreten. Mal sehen, wie weit sie kommen. Wenn das europäische Projekt nicht forciert wird, dann kommt es zu einem Rückbau der EU, weil sie nämlich zerfallen wird. Ist sie denn nicht jetzt schon als politisches Projekt ein Wrack bzw. ziemlich gespalten und kaputt? Der gemeinsame äußere russische Feind schafft im Inneren jedenfalls noch nicht die gegenseitige Solidarität zwischen den EU-Staaten. Die Rechtspopulisten machen sich schon bereit, zu klatschen, wenn die EU zerfallen wird. Und anstatt einer riesigen Bürokratie wäre es notwendig, mehr Demokratie von unten zu ermöglichen. Auf den "Westen" zu setzen, halte ich für einen Irrtum. Der "Westen" besteht aus der Hegemonialmacht USA und ihren verschiedenen "Verbündeten", die in Wirklichkeit nur Vasallenstaaten sind. Die USA haben es schon mit dem letzten Irakkrieg geschafft, die EU zu spalten. Sie haben auch überhaupt kein Interesse, dass aus der EU mal ein eigenständiger politischer Machtblock wird. Und somit ein potentieller Konkurrent. Oder aber ein gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe. Die USA habe keinerlei Interessen daran, dass so etwas wie die Vereinigten Staaten von Europa entsteht. Genauso übrigens wie Russland. Wir sollten also dieses "Teile und herrsche"-Spiel nicht mehr mitmachen und als EU endlich souverän werden. Ich bin Europäer. Den "Westen" halte ich für eine Konstruktion.

Und die liberale Demokratie schließlich kann nur überleben, wenn es eine Offene Gesellschaft gibt, an der alle partizipieren wollen und können. Die Rechtspopulisten wollen diese bekanntlich abschaffen. Aber auch wenn in unserer pluralen Demokratie von der Noch-Mehrheitsgesellschaft nur noch in hochmoralischer Art und Weise in Freund und Feind unterschieden wird, untergräbt sie ihre eigene Basis, auf der sie eigentlich aufbauen sollte. Oder kurz gesagt: Ohne Offene Gesellschaft stirbt auch die Demokratie.

Ich habe keinen Einfluss darauf, was die USA oder Großbritannien innenpolitisch noch für Abenteuer unternehmen. Aber hier in Deutschland und der EU wünsche ich mir eine offene Gesellschaft. Und ein Bekenntnis zu Europa, das nicht nur aus billigen Sonntagsreden irgendwelcher Politiker besteht, sondern Taten folgen lässt. Alles andere wäre ein Rückschritt in längst vergangene und finstere Zeiten.
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Ogmios »

Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 Das ist mir zu simpel. Gibt es in Nord- und Südeuropa denn keine Demokratien?
Ich habe es geahnt: In Mitteleuropa, Südeuropa, Nordeuropa, Westeuropa (plus die angelsächsischen Länder).
Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 Und was machst du, wenn in den USA ein neuer Trump Präsident wird, der nicht mehr entmachtet werden kann?
Das, was ich schrieb: Ich verteidige die liberale Demokratie in besagten Ländern gegen ihre Verächter.
Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 Geographisch liegen die Länder des europäischen Festlands uns jedenfalls näher. Wir sollten wieder darauf hinsteuern, dass die Vereinigten Staaten von Europa möglich sind. Das ist mir doch egal, ob Orban und seine polnischen Kumpels da nicht mitmachen wollen.
Aber wenn sie wollen? Willst DU dann noch? Es könnte ja zu ihren Bedingungen sein.
Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 Der "Westen" besteht aus der Hegemonialmacht USA und ihren verschiedenen "Verbündeten", die in Wirklichkeit nur Vasallenstaaten sind.
Das kann man so sehen, wenn man ignoriert, dass man seit Jahrzehnten genussvoll unter dem Schutzschild der USA lebt und prosperiert.
Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 Und die liberale Demokratie schließlich kann nur überleben, wenn es eine Offene Gesellschaft gibt, an der alle partizipieren wollen und können.
Sie wird nicht überleben, wenn sie von Identären beherrscht wird. Ob nun neo-identitär oder alt-identitär. Und eine identitäre Gesellschaft ist keine offene Gesellschaft, weil das Individuum dort nur als identitäres und nicht als Individuum frei ist.

Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 Aber hier in Deutschland und der EU wünsche ich mir eine offene Gesellschaft.
Wünsche deuten meistens auf etwas hin, was man nicht hat. ;)
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Re: Geht es unserer Gesellschaft zu gut?

Beitrag von Realist2014 »

Progressiver hat geschrieben: Mo 24. Okt 2022, 19:02 ............. Der "Westen" besteht aus der Hegemonialmacht USA und ihren verschiedenen "Verbündeten", die in Wirklichkeit nur Vasallenstaaten sind. Die USA haben es schon mit dem letzten Irakkrieg geschafft, die EU zu spalten. Sie haben auch überhaupt kein Interesse, dass aus der EU mal ein eigenständiger politischer Machtblock wird. Und somit ein potentieller Konkurrent. Oder aber ein gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe. Die USA habe keinerlei Interessen daran, dass so etwas wie die Vereinigten Staaten von Europa entsteht. Genauso übrigens wie Russland. Wir sollten also dieses "Teile und herrsche"-Spiel nicht mehr mitmachen und als EU endlich souverän werden.
Also ein massiver Ausbau der Atomwaffen in der EU?

Oder glaubst du allen Ernstes, dass Europa ohne die Militärmacht der USA im Rücken für Russland "auf Augenhöhe" wäre?

Falls ja, dann träum weiter.
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