Seidenraupe hat geschrieben: ↑Mi 19. Okt 2022, 12:45
Ist bei dem Mehrbedarf von 2,5 TWh der Wegfall von Atomstrom berücksichtigt?
Ich nehme mal an, dass deine Frage Sinn macht - nur leider verstehe ich ihn nicht. Eine Kernbotschaft meines Posts war erst mal, dass e-Mobilität nicht wirklich ein Problem ist. Das gilt auch für Szenarien mit und ohne AKWs. Die Veränderungen durch die e-Mobilität geschehen definitiv nicht radikal sofort - sondern sie sind sehr gut planbar - und auch in den Planungen der Energieindustrie durchaus mit berücksichtigt.
Ich habe mit 2,5 TWh den Bedarf der e-Autos dramatisch nach oben gerechnet - tatsächlich liegt der Mehrbedarf eher bei 1 TWh. Ist aber auch egal - der ZUBAU an Kraftwerkskapazität über regenerative Energien überschreitet je Jahr den Abbau durch die Ausserbetriebnahme von AKWs. Wir haben kein Problem bei den Kraftwerkskapazitäten - wir haben allenfalls ein Problem mit dem Netz, mit Speichermöglichkeiten, mit Kraftwerken die ad hoc hochgefahren werden müssen.....gerade letzteres bedienen Gaskraftwerke - und da schließt sich der Kreis, dass wir ein Problem mit fehlendem Gas aus Russland haben.
Der Wegfall der AKWs war schon in einer ganzen Reihe an Szenarien zur Energiewirtschaft in Deutschland berücksichtigt. Er kommt ja auch nicht überraschend. Die Stromerzeuger sind eigentlich ziemlich gut auf diesen Wegfall vorbereitet - lediglich in ziemlich extremen Szenarien, wie sie insbesondere im 2. Stresstest berechnet wurden, kann ist zu Engpässen kommen. Die Ursachen für die Engpässe liegen dabei nicht ursächlich bei der Kraftwerkskapazität, sondern bei fehlenden Leitungen und auch bei den hohen Exportmengen die zugrunde gelegt werden, weil man im Stresstest davon ausgeht, dass rund um Deutschland fast niemand Strom liefern kann, aber beispielsweise Frankreich Strom aus Deutschland benötigt.....
WENN man 400.000 Autos auf e-Mobilität umstellt, dann ergibt sich automatisch, dass 400.000 Autos weniger Benzin und Diesel tanken.....entsprechende Importe können alternativ in Kraftwerken verbrannt werden.....das alles geht nicht 1:1 - aber bewegt sich immer in gut abschätzbaren Ranges. Zumal beispielsweise bei der e-Mobilität die Zahlen sehr gut bekannt sind - wir bekommen doch nahezu täglich die Zulassungszahlen zu e-Fahrzeugen in Deutschland.....
Nein - die Mehrbedarfe an Strom durch den Verkehr, die Haushalte und die Industrie sind nicht wirklich die Probleme unserer Energieversorgung. Wir haben Probleme in den Netzen, bei Speichertechnologien und vor allem bei der Bürokratie. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Deutschland flächendeckend und über einen längeren Zeitraum die Lichter ausgehen, liegt nahe Null. Und sie verändert sich nicht wesentlich, ob 1-3 AKWs mehr oder weniger Strom produzieren können - oder auch nicht. Es ist und bleibt ein Scheingefecht basierend auf der Vermittlung von Ängsten. Real sind andere Faktoren begrenzend für den deutschen Energiemarkt - aber die sind weniger gut vermittelbar.
Deshalb stürzt sich die FDP und die CDU/CSU und auch die AFD auf die bedingungslose notwendigkeit der AKWs - obwohl das wissenschaftlich Quatsch ist. Es mag richtig sein, dass wir Energieprobleme haben oder haben werden - aber wissenschaftlich richtig ist auch, dass gerade unsere potentiellen Probleme nicht durch die 3 AKWs gelöst werden können.