Was haltet ihr von Jordan Peterson?

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Hopsweizen
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Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Hopsweizen »

Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Jordan_Peterson
Er ist ein Anhänger der evolutionären Psychologie, und die Leute hängen an seinen Lippen: Aber hat Jordan Peterson auch recht?

Millionen von Leuten schauen sich seine Auftritte auf Youtube an. Jordan Peterson ist gegenwärtig einer der einflussreichsten Intellektuellen der westlichen Welt. Nun kommt er nach Europa. Wie denkt der kanadische Psychologe?

Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/er-ist-ei ... ld.1425352
Sein Buch habe ich nicht gelesen. Seine Youtube-Schnipsel finde ich recht interessant. Ich stimme zwar nicht mit jedem seiner Gedankengänge überein, aber trotzdem regen seine Erzählungen zum Nachdenken an. Damals die Sache um Bill-16 schlug in Kanada ja große und weite Wellen: In der Sache stand ich auch auf Peterson's Seite. Was fällt dem Staat ein mir irgendwelche kruden Gender-Pronomina vorzuschreiben...

Die Debatte zwischen ihm und Zizek habe ich gesehen: Zizek ist Theoretiker. Peterson Praktiker. Aus dieser unterschiedlichen Perspektive erklärt sich der (oberflächliche) Dissens, der, meiner Wahrnehmung nach, vor allem in Definitionsfragen begründet ist. Ich kann Petersons Sicht verstehen. Er geht stark in die Selbstermächtigung und in die Eigenverantwortung. Das ist als Therapeut der richtige Weg bei einem Individuum. Das Problem ist, dass genau DAS gesellschaftlich genau das Gegenteil bewirken kann, weil es sozial zu einer gespaltenen egomanen Gesellschaft führt. So wenig übrigens wie die sozialen Modelle der Verteilungsgerechtigkeit dem Individuum verträglich sind und sich dort sehr sehr destruktiv ausdrücken würden.

Ich erinnere mich noch an die erste Diskussion im kanadischen TV vor 5 Jahren, als Peterson sich einem LGBTTIQQ2S-Professor der 'University of Toronto' gegenübersah, der den Zuschauern erklärte, dass es 'keinen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau gebe' und dass das bereits seit den 60ern wissenschaftlicher Konsens sei und man darüber eigentlich nicht mehr zu diskutieren bräuchte...

Ich kann mich dunkel an Interviews mit Zizek aus der Zeit der damals akuten Flüchtlingskrise erinnern. Er kritisierte die "open borders" Fraktion als naiv und meinte, dass die Einwanderung so oder so begrenzt werde. Wenn die aktuellen Regierungen es nicht täten würden eben autoritäre Regierungen gewählt die es machen. Das hat den "Linken" sicherlich nicht gefallen. Daher erscheint es mir zweifelhaft ob er hierzulande noch als "Linker" gilt. Sahra Wagenknecht wurde ja auch exkommuniziert.
Hopsweizen
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Hopsweizen »

Apropos Bill-16.

Es gibt bereits die ersten Fälle, bei denen genau das eintraf, wovor Peterson warnte. Bsp. Bill Whatcott. Whatcott wurde explizit vor Gericht dazu aufgefordert, seine Wortwahl (z.B. bzgl. der Pronomen) an die Selbstdefinition des Klägers (Transfrau) anzupassen. Und er wurde für das Nichteinhalten dieser Forderung vom Gericht mit einer Geldstrafe belegt.

Das ist GENAU das, wovor Peterson warnte. Abgesehen davon sind viele andere Aspekte von dem, was Peterson an Bill C 16 kritisierte, schlicht korrekt. Nehmen wir mal den Begriff "Gender Identity". Die Ontario Human Rights Commission definiert Gender Identity so:

"Gender identity is each person’s internal and individual experience of gender. It is their sense of being a woman, a man, both, neither, or anywhere along the gender spectrum. A person’s gender identity may be the same as or different from their birth-assigned sex. Gender identity is fundamentally different from a person’s sexual orientation."

Was zum Geier soll bitte "both" sein? Was "anywhere along the gender spectrum"?
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Nightwatch
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Nightwatch »

Hopsweizen hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 23:23 Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Jordan_Peterson



Sein Buch habe ich nicht gelesen. Seine Youtube-Schnipsel finde ich recht interessant. Ich stimme zwar nicht mit jedem seiner Gedankengänge überein, aber trotzdem regen seine Erzählungen zum Nachdenken an. Damals die Sache um Bill-16 schlug in Kanada ja große und weite Wellen: In der Sache stand ich auch auf Peterson's Seite. Was fällt dem Staat ein mir irgendwelche kruden Gender-Pronomina vorzuschreiben...
Tut er nicht. Guckst Du:
https://www.parl.ca/DocumentViewer/en/4 ... yal-assent
Peterson hat gelogen!
Hopsweizen hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 23:28 Apropos Bill-16.

Es gibt bereits die ersten Fälle, bei denen genau das eintraf, wovor Peterson warnte. Bsp. Bill Whatcott. Whatcott wurde explizit vor Gericht dazu aufgefordert, seine Wortwahl (z.B. bzgl. der Pronomen) an die Selbstdefinition des Klägers (Transfrau) anzupassen. Und er wurde für das Nichteinhalten dieser Forderung vom Gericht mit einer Geldstrafe belegt.
Bill Whatcott ist ein Hassprediger, und er stand wegen seiner ekelhaften Aktionen mehrfach vor Gericht.
https://en.wikipedia.org/wiki/Bill_Whatcott
Hopsweizen hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 23:28 Das ist GENAU das, wovor Peterson warnte. Abgesehen davon sind viele andere Aspekte von dem, was Peterson an Bill C 16 kritisierte, schlicht korrekt. Nehmen wir mal den Begriff "Gender Identity". Die Ontario Human Rights Commission definiert Gender Identity so:

"Gender identity is each person’s internal and individual experience of gender. It is their sense of being a woman, a man, both, neither, or anywhere along the gender spectrum. A person’s gender identity may be the same as or different from their birth-assigned sex. Gender identity is fundamentally different from a person’s sexual orientation."

Was zum Geier soll bitte "both" sein? Was "anywhere along the gender spectrum"?
Du trollst.
Außerdem dürfte ich Dich "Fräulein" nennen, da nach Deiner Aussage der Staat mir diesbezüglich nichts vorzuschreiben hat. Aber da wird die Forenmoderation nicht mitspielen, weil hier auf einen respektvollen Umgang wert gelegt wird. Ich darf hier auch nicht trans-und homophobe User als moralisch minderwertige Kotzbrocken bezeichnen.
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von MBM »

Ganz doof ist er nicht. Der Ratschlag mit dem Zimmeraufräumen ist nicht ganz schlecht. (Außer für die, die wirklich besseres zu tun haben.) Für den intelligentesten Menschen der Welt halte ich ihn aber auch nicht.

Und bei sowas: "als Peterson sich einem LGBTTIQQ2S-Professor der 'University of Toronto' gegenübersah, der den Zuschauern erklärte, dass es 'keinen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau gebe' und dass das bereits seit den 60ern wissenschaftlicher Konsens sei und man darüber eigentlich nicht mehr zu diskutieren bräuchte..."

frage ich mich, wer diesem Scharlatan (damit meine ich nicht Peterson) eine Professur spendiert hat. Vielleicht willst du darauf eingehen, Nightwatch?
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Nightwatch
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Nightwatch »

MBM hat geschrieben: Fr 17. Jun 2022, 17:51 Ganz doof ist er nicht. Der Ratschlag mit dem Zimmeraufräumen ist nicht ganz schlecht. (Außer für die, die wirklich besseres zu tun haben.) Für den intelligentesten Menschen der Welt halte ich ihn aber auch nicht.

Und bei sowas: "als Peterson sich einem LGBTTIQQ2S-Professor der 'University of Toronto' gegenübersah, der den Zuschauern erklärte, dass es 'keinen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau gebe' und dass das bereits seit den 60ern wissenschaftlicher Konsens sei und man darüber eigentlich nicht mehr zu diskutieren bräuchte..."

frage ich mich, wer diesem Scharlatan (damit meine ich nicht Peterson) eine Professur spendiert hat. Vielleicht willst du darauf eingehen, Nightwatch?
Wer soll dieser Scharlatan sein? Hast Du den Eindruck, daß Hopsweizen in seinen Beiträgen sauber argumentiert und recherchiert hat? Ich nicht.
Bei Peterson gibt es keinen biologischen Unterschied zwischen Hummer und Menschen, willst Du mal darauf eingehen? Oder auf seine Rindfleisch mit Salz-Diät? Oder seine Klimawandel-Leugnung?
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Devourer of Worlds
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Devourer of Worlds »

Ist er nicht allgemein bekannt als Witzfigur?
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von MBM »

Nightwatch hat geschrieben: Mo 20. Jun 2022, 22:53 Wer soll dieser Scharlatan sein? Hast Du den Eindruck, daß Hopsweizen in seinen Beiträgen sauber argumentiert und recherchiert hat? Ich nicht.
Ein Link auf das entsprechende Video wäre schon gut gewesen, hätte ihn ja nichts gekostet.

Andererseits habe ich genügend Auswüchse des Feminismus und der Genderei mitbekommen, um mir vorstellen zu können, dass das stimmt, was er sagt. Allein schon Sprüche wie "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird dazu gemacht". Viele Leute in diesem Lager glauben an Lebenslügen, dagegen ist die typische Trump-Lüge a la "Bei meiner Amtseinführung waren mehr Leute anwesend als bei Obamas!" harmlose Protzerei.
Nightwatch hat geschrieben: Mo 20. Jun 2022, 22:53 Bei Peterson gibt es keinen biologischen Unterschied zwischen Hummer und Menschen, willst Du mal darauf eingehen? Oder auf seine Rindfleisch mit Salz-Diät? Oder seine Klimawandel-Leugnung?
Es kann immer noch sein, dass JBP wegen der Klimakatastrophe unrecht hat, aber dafür bei der Genderei recht.

Apropos Hummer: Ich hab sogar das entsprechende Contra-Points-Video gesehen, es soll mir also niemand sagen, ich würde mich mit meinen Gegnern nicht auseinandersetzen. Und ich kann dir verraten, dass Contra auch unseriös argumentiert. Wenn auch auf eine Weise, die schwer zu entdecken ist. Und daher wesentlch gefährlicher.
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von MBM »

Nightwatch hat geschrieben: Do 14. Apr 2022, 23:00 Ich darf hier auch nicht trans-und homophobe User als moralisch minderwertige Kotzbrocken bezeichnen.
I see what you did there.
Adam Smith
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Adam Smith »

Nightwatch hat geschrieben: Do 14. Apr 2022, 23:00 Ich darf hier auch nicht trans-und homophobe User als moralisch minderwertige Kotzbrocken bezeichnen.
Zum Glück gibt es ja noch tolerante Menschen, die nicht voller Hass auf andere Menschen sind.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Amun Ra
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Amun Ra »

Ganz am Anfang, bevor er eine Ikone der Anti-woke-bubble wurde, ist er durch gute Argumentation aufgefallen. Und dadurch, dass er sich, im Gegensatz zu anderen Kollegen in seiner Profession, nicht durch eine verhältnismäßig kleine Gruppe übermäßig lauter Aktivisten mobben lies. Gibt auf youtube eine sehr gute Diskussion mit ihm, Stephen Fry, Michael Dyson und Michelle Goldberg über political correctness. Galt übrigens ebenso für Bret Weinstein. Nur sind danach beide, als sie lange genug von ihren incel-fanboys wie Götzen herumparadiert wurden, immer mehr in obskure Verschwörungstheorien abgedriftet. Allen voran Weinstein. Bei Peterson ist irgendein Schalter im Hirn umgefallen nach seinem Nervenzusammenbruch, seither macht er auf mich einen eher verstörenden Eindruck mit seinen wirren Ausbrüchen. Auch seine christliche Überzeugung (um es einmal milde auszudrücken) wird zunehmend zum Problem in seiner Argumentation. Immer öfter erscheint er damit eher einem Kreationisten, denn als rationaler 'Intellektueller', als welcher er gelten möchte.
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Nightwatch
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Nightwatch »

MBM hat geschrieben: So 26. Jun 2022, 16:48 Ein Link auf das entsprechende Video wäre schon gut gewesen, hätte ihn ja nichts gekostet.

Andererseits habe ich genügend Auswüchse des Feminismus und der Genderei mitbekommen, um mir vorstellen zu können, dass das stimmt, was er sagt. Allein schon Sprüche wie "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird dazu gemacht". Viele Leute in diesem Lager glauben an Lebenslügen, dagegen ist die typische Trump-Lüge a la "Bei meiner Amtseinführung waren mehr Leute anwesend als bei Obamas!" harmlose Protzerei.
Das Zitat stammt aus Simone de Beauvoirs Buch "Das andere Geschlecht", welches die soziokulturelle Position der Frau bis Ende der 1940er Jahre existentialistisch aufarbeitet. Und Du bekommst ernsthaft einen Koller von einem über 70 Jahre alten Buch über fehlende Gleichberechtigung und fehlende Selbstbestimmung der Frau? Du bezeichnest solche Punkte - zentrale Punkte des Feminismus - als "Auswüchse" und "Lebenslügen" und setzt sie mit angeblich stattgefundener Scharlatanerie gleich?
Adam Smith hat geschrieben: So 26. Jun 2022, 17:05 Zum Glück gibt es ja noch tolerante Menschen, die nicht voller Hass auf andere Menschen sind.
Homophobie und Transphobie sind Ausprägungen von Intoleranz. Und solche Intoleranz wird in diesem Fall nicht toleriert (Karl Poppers Toleranz-Paradoxon)! Schließlich werden in einigen Teilen der Welt Homosexuelle und Transsexuelle mit dem Tode bestraft oder tot geprügelt. Bei uns wurden diese Menschen in die Gaskammern geschickt.
Du hast mit Deiner Anmerkung deutlich gemacht, daß Du homo- und transphob bist und Du dafür nicht als Kotzbrocken bloßgestellt werden möchtest. Dabei vertrittst Du eine irrationale Einstellung, die die Welt nachweislich schlechter macht.
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Platon
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Platon »

Ich habe seit seinem Benzo-Nervenzusammenbruch nicht mehr viel von ihm angehört. Davor waren es gute Lebensratschläge und eine Menge Rhetorik welche eine vermutlich zweifelhafte politische Ideologie vermitteln sollte. Siehe hierzu ein Video von ContraPoints aus dieser Zeit:

Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Amun Ra
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Amun Ra »

Platon hat geschrieben: Mi 29. Jun 2022, 05:55 Ich habe seit seinem Benzo-Nervenzusammenbruch nicht mehr viel von ihm angehört. Davor waren es gute Lebensratschläge und eine Menge Rhetorik welche eine vermutlich zweifelhafte politische Ideologie vermitteln sollte. Siehe hierzu ein Video von ContraPoints aus dieser Zeit:

Japp. Gutes Video! :thumbup: Bezgl. Petersons "christlichen Konservatismus" hätte ich nur zu gerne eine diesbezügliche Diskussion zwischen Jordan Peterson und Christopher Hitchens verfolgt. Ich wette Hitch hätte einiges zu sagen gehabt über Petersons "christliche Lektionen"...
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BingoBurner1
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von BingoBurner1 »

Hopsweizen hat geschrieben: Mo 11. Apr 2022, 23:23 Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Jordan_Peterson



Sein Buch habe ich nicht gelesen. Seine Youtube-Schnipsel finde ich recht interessant. Ich stimme zwar nicht mit jedem seiner Gedankengänge überein, aber trotzdem regen seine Erzählungen zum Nachdenken an. Damals die Sache um Bill-16 schlug in Kanada ja große und weite Wellen: In der Sache stand ich auch auf Peterson's Seite. Was fällt dem Staat ein mir irgendwelche kruden Gender-Pronomina vorzuschreiben...

Die Debatte zwischen ihm und Zizek habe ich gesehen: Zizek ist Theoretiker. Peterson Praktiker. Aus dieser unterschiedlichen Perspektive erklärt sich der (oberflächliche) Dissens, der, meiner Wahrnehmung nach, vor allem in Definitionsfragen begründet ist. Ich kann Petersons Sicht verstehen. Er geht stark in die Selbstermächtigung und in die Eigenverantwortung. Das ist als Therapeut der richtige Weg bei einem Individuum. Das Problem ist, dass genau DAS gesellschaftlich genau das Gegenteil bewirken kann, weil es sozial zu einer gespaltenen egomanen Gesellschaft führt. So wenig übrigens wie die sozialen Modelle der Verteilungsgerechtigkeit dem Individuum verträglich sind und sich dort sehr sehr destruktiv ausdrücken würden.

Ich erinnere mich noch an die erste Diskussion im kanadischen TV vor 5 Jahren, als Peterson sich einem LGBTTIQQ2S-Professor der 'University of Toronto' gegenübersah, der den Zuschauern erklärte, dass es 'keinen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau gebe' und dass das bereits seit den 60ern wissenschaftlicher Konsens sei und man darüber eigentlich nicht mehr zu diskutieren bräuchte...

Ich kann mich dunkel an Interviews mit Zizek aus der Zeit der damals akuten Flüchtlingskrise erinnern. Er kritisierte die "open borders" Fraktion als naiv und meinte, dass die Einwanderung so oder so begrenzt werde. Wenn die aktuellen Regierungen es nicht täten würden eben autoritäre Regierungen gewählt die es machen. Das hat den "Linken" sicherlich nicht gefallen. Daher erscheint es mir zweifelhaft ob er hierzulande noch als "Linker" gilt. Sahra Wagenknecht wurde ja auch exkommuniziert.


Ich habe den Wiki Eintrag nur überflogen, aber bei Neomarixmus habe ich aufgehört.
Was für ein Quark.....was dieser Peterson von sich gibt.

Marx nicht verstanden ?

MBM
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von MBM »

@BingoBurner:
Hast du dir mal "Das Kapital" angetan? Das Original wirst du ja sicher lesen können, anders als viele Anglos z.B.

Nun, ich habe es, auch wenn ich im Nachhinein gerne mein Geld zurück hätte.

Und soll ich dir was verraten?

In dem Buch steht kein superschlauer Masterplan drin, was die "Proletarier" in ihrer Diktatur eigentlich konkret anders machen sollen. Und erzähl mir nichts von "Jeder nach seiner Leistung", das ist ein schwammiger Begriff, unter dem sich jeder was anderes vorstellen kann.

Und wie das "Proletariat" eigentlich an die Macht kommen soll, davon sagt er auch nichts. Deswegen kann ja jeder von den 1000 Sorten Marxisten meinen, sein Weg wäre der richtige.

Dafür, dass Kerl Murx oder wie der heißt einen Unternehmer zum Vater hatte, wusste er wirklich praktisch nichts von der Wirtschaft.
MBM
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von MBM »

@Nightwatch:
1. Was findest du so toll am Exi'ismus? Heidegger war auch ein Exi (und von dem hat Sartre vieles abgeschrieben!), und der war in seinen Positionen teilweise noch rechts von Adolf Nazi. Siehe seine "Schwarzen Hefte". Nein, die habe ich ehrlich nicht gelesen (sollte ich?), aber ich glaube meiner Quelle (telepolis) da, dass er wirklich so rechts war. (Will ich wissen, was das konkret bedeutet, rechter als Adolf Nazi zu sein?)

2. Du denkst, du verstehst was von Alice Schwarzers großen Vorbild aus Frankreich? Ich würde wetten, da gibt es so einiges, was du nicht über sie weißt. Fangen wir doch damit an, dass sie eigentlich schlicht und einfach "Bertrand" heißen sollte. Aber nachdem ihr Großvater pleite gegangen ist, musste die Familie halt mit dem Täuschen anfangen, um was zu gelten. Zumindest bei allen Doofen, die da glauben "Oh, sie ist eine Adelige, womöglich eine Prinzessin!" - Ausgerechnet die.

(OK, dafür war ihr Alter der Anstifter, nicht sie selbst. Sie hat die Lüge nur weitergelebt. Findest du es nicht komisch, dass Leute, die soviel von "authentisch" labern, die ganze Zeit mit einem falschen Namen rumrennen? Und warum benutzt eine radikale Linke einen Namen, der adelig wirken soll?)

Hier stimmt was nicht. Und zwar ganz massiv.
MBM
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von MBM »

Da ich mit ContraPoints angefangen habe, bin ich euch eine Erklärung schuldig. Ihr sollt sie haben.

Ursprünglich fand ich Contra nicht schlecht. Nicht jeder Mensch da draußen hat den Mut, auch nur typische Nazi-Kommentare durchzulesen. (Aus irgendeinem Grund sind die alten Videos jetzt aber weg, deswegen kann ich nicht alle verlinken.)

Aber bei dem Video "Are Traps Gay?" ist mir was sauer aufgestoßen, und der absichtlich politisch inkorrekte Titel war es nicht. Warum?

Darüber habe ich eine Zeitlang selber nachdenken müssen. Aber dann ist es mir klargeworden.

Ich rede hier von Contras Definitionen für "schwul" einerseits und "Frau" andererseits.

Eine brauchbare Definition für "schwul" wäre: Jemand ist schwul, wenn er ein männliches Wesen ist, und mit anderen männlichen Wesen Sex hat. Speziell die Art von Sex, die manche "sodomisieren" nennen.

Demgegenüber gibt Contra eine seltsame Definition: Angeblich ist man ("you" im Video) noch NICHT schwul, wenn man sich von einer (politisch unkorrekt geredet) "Transe" Oralverkehr gefallen lässt; oder wenn man einmal schwulen Sex ausprobiert, um zu sehen, ob man drauf steht; oder wenn man sich von der Freundin Gummiteile in den Hintern schieben lässt... WTH?

Nein, das allein war es gar nicht, was mir so sauer aufgestoßen ist. Wirklich ungenießbar wird es erst zusammen mit der Definition für Frau.

Gut, nicht jede Frau ist eine Idealfrau nach Platon. (Die Definition für eine solche würde wohl so aussehen: Weibliche Geschlechtsteile, XX-Chromosomen, weibliche Formen, glatte haarlose Haut, lange Haare, trägt Kleider, steht nur auf Sex mit Männern, kann Kinder bekommen, usw. usf.)

Natürlich ist nicht jede Frau so perfekt. Die Frage ist, wie weit kann die Abweichung gehen, bis man sagen kann, "Halt mal, das ist keine Frau mehr!"?

Und Contra meint eben:
- Eine Frau, die keine Kinder bekommen kann, ist trotzdem noch eine Frau (OK, manche sind zu alt, zu jung, oder waren krank)
- Eine Frau ohne Haare ist noch eine Frau (na gut, vielleicht waren sie auch krank)
- Eine Frau mit einem männlichen Geschlechtsteil ist auch eine Frau... Und an der Stelle wieder, WTH?

Das nennt man "mit zweierlei Maß messen", oder "double standard": Bei der Definition von "schwul" sehr strenge Maßstäbe anlegen, so dass alles rausfällt, was nicht 100% schwul ist - aber bei "Frau" vorsichtig gesagt extrem großzügige Maßstäbe anlegen?

An dem Punkt hat es mir gereicht. Das ist keine Philosophie mehr, das ist Betrug.

Nochmal: Früher fand ich Contra nicht schlecht, hätte sogar eine philosophische Diskussion mitgemacht. Aber wer so unsauber argumentiert...

(Aber mal ernsthaft: Was für eine Argumentation soll das sein, sich mit einer JBP-Figur in die Badewanne zu legen, "ihn" "Daddy" zu nennen, und sich mit Milch zu übergießen?)
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Nightwatch »

MBM hat geschrieben: Fr 1. Jul 2022, 16:08 @Nightwatch:
1. Was findest du so toll am Exi'ismus? Heidegger war auch ein Exi (und von dem hat Sartre vieles abgeschrieben!), und der war in seinen Positionen teilweise noch rechts von Adolf Nazi. Siehe seine "Schwarzen Hefte". Nein, die habe ich ehrlich nicht gelesen (sollte ich?), aber ich glaube meiner Quelle (telepolis) da, dass er wirklich so rechts war. (Will ich wissen, was das konkret bedeutet, rechter als Adolf Nazi zu sein?)

2. Du denkst, du verstehst was von Alice Schwarzers großen Vorbild aus Frankreich? Ich würde wetten, da gibt es so einiges, was du nicht über sie weißt. Fangen wir doch damit an, dass sie eigentlich schlicht und einfach "Bertrand" heißen sollte. Aber nachdem ihr Großvater pleite gegangen ist, musste die Familie halt mit dem Täuschen anfangen, um was zu gelten. Zumindest bei allen Doofen, die da glauben "Oh, sie ist eine Adelige, womöglich eine Prinzessin!" - Ausgerechnet die.

(OK, dafür war ihr Alter der Anstifter, nicht sie selbst. Sie hat die Lüge nur weitergelebt. Findest du es nicht komisch, dass Leute, die soviel von "authentisch" labern, die ganze Zeit mit einem falschen Namen rumrennen? Und warum benutzt eine radikale Linke einen Namen, der adelig wirken soll?)

Hier stimmt was nicht. Und zwar ganz massiv.
1. Heidegger schrieb in seinen philosophischen Werken über Ontologie.
2. Simone de Beauvoirs Ururgroßvater hieß entweder Bertrand de Beauvoir oder Bertrand, ich finde beides. Ihr Urgroßvater hieß Bertrand de Beauvoir. Interessiert keine Sau.
3. Du hast meine Fragen nicht beantwortet. Stattdessen musste ich irgendeinen Quatsch lesen. Sag doch gleich, daß Du viel redest, wenn der Tag lang ist.
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Amun Ra »

MBM hat geschrieben: Fr 1. Jul 2022, 16:31 ...
Eine brauchbare Definition für "schwul" wäre: Jemand ist schwul, wenn er ein männliches Wesen ist, und mit anderen männlichen Wesen Sex hat. Speziell die Art von Sex, die manche "sodomisieren" nennen.
...
Sorry, Aber diese 'Definition' ist nicht brauchbar, sie ist einfach nur Quatsch. 'schwul' bezieht sich generell auf männliche Homosexuelle, nicht zwingend nur auf gleichgeschlechtlichen Sex zwischen Männern. Sprich, nicht jeder gleichgeschlechtliche Sex zwischen Männern macht jemanden schwul oder ist schwul, und nicht jeder Mann, der Spaß daran hat von seiner weiblichen Partnerin die Prostata massiert zu bekommen, ist schwul oder hat schwulen Sex. :rolleyes: Deine 'Definition' entspricht der eines Präpubertären 5-Klässlers, der den Begriff irgendwo nachts im Fernsehen aufgeschnappt hat und jetzt in der großen Pause vor seinen Freunden mit seinem neu erworbenen, 'unanständigen' Wissen protzen möchte... :rolleyes:
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Amun Ra »

Übrigens ist Jordan Peterson jetzt Teil des DailyWires, dem Sammelsurium neurechter Gestalten um Dave Rubin, Ben Shapiro und anderen Quatschköpfen. Falls sich noch jemand fragt, ob Petersons heutiges fragwürdiges Menschenbild nur 'zufällig' überwiegend bei Rechten, incels und postpubertären Trollen Anklang findet.
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Palasta
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Palasta »

Amun Ra hat geschrieben: Di 28. Jun 2022, 16:37 Ganz am Anfang, bevor er eine Ikone der Anti-woke-bubble wurde, ist er durch gute Argumentation aufgefallen. Und dadurch, dass er sich, im Gegensatz zu anderen Kollegen in seiner Profession, nicht durch eine verhältnismäßig kleine Gruppe übermäßig lauter Aktivisten mobben lies. Gibt auf youtube eine sehr gute Diskussion mit ihm, Stephen Fry, Michael Dyson und Michelle Goldberg über political correctness. Galt übrigens ebenso für Bret Weinstein. Nur sind danach beide, als sie lange genug von ihren incel-fanboys wie Götzen herumparadiert wurden, immer mehr in obskure Verschwörungstheorien abgedriftet. Allen voran Weinstein. Bei Peterson ist irgendein Schalter im Hirn umgefallen nach seinem Nervenzusammenbruch, seither macht er auf mich einen eher verstörenden Eindruck mit seinen wirren Ausbrüchen. Auch seine christliche Überzeugung (um es einmal milde auszudrücken) wird zunehmend zum Problem in seiner Argumentation. Immer öfter erscheint er damit eher einem Kreationisten, denn als rationaler 'Intellektueller', als welcher er gelten möchte.
Tjaja, wer aufs soziale Abstellgleis geschoben wurde, den muss man nicht mehr ernst nehmen und man spart sich lästige Diskussionen, die ungelegene Realitäten offenbaren.
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Adam Smith
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Re: Was haltet ihr von Jordan Peterson?

Beitrag von Adam Smith »

MBM hat geschrieben: Fr 17. Jun 2022, 17:51
Und bei sowas: "als Peterson sich einem LGBTTIQQ2S-Professor der 'University of Toronto' gegenübersah, der den Zuschauern erklärte, dass es 'keinen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau gebe' und dass das bereits seit den 60ern wissenschaftlicher Konsens sei und man darüber eigentlich nicht mehr zu diskutieren bräuchte..."
Ohne den biologischen Unterschied gäbe es überhaupt keine zwei Geschlechter. Sowohl bei Menschen als auch bei allen anderen Lebewesen auf der Erde. Erst dieser biologische Unterschied hat dazu geführt, dass es maximal bei allen Lebewesen auf der Erde zwei Geschlechter gibt. Mehr Geschlechter gibt es in der Natur nicht. Sollte es diesen biologischen Unterschied nicht geben, dann gäbe es maximal nur 1 Geschlecht.

Natürlich sind andere Regeln in Bezug auf Frauen Unsinn. Frauen müssen zum Beispiel keinen Niqab oder keine Burka tragen, weil Mohammed seine Frauen verschleiert hat. Diese gesamten Vorschriften sind natürlich Blödsinn. Aber gerade hier traut sich keiner dran. LSBTQ endet zum Beispiel bei allen arabischen Ländern. Firmen verweigern hier alles in Bezug auf eine Nennung und möchte auch keinesfalls damit in Kontakt gebracht werden. Auch Aktivisten oder Politiker unternehmen hier nichts.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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