Russland greift die Ukraine an

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Kohlhaas
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Kohlhaas »

Brainiac hat geschrieben: Mi 25. Mai 2022, 21:10 Dir mag das klar gewesen sein, allerdings ist die Meldung so formuliert, dass man es auch als Zitat verstehen könnte und sicher werden das eine Menge Leute auch gar nicht nachlesen, sondern genau so interpretieren. Das ist genau das, was mich an unseren Medien so ankotzt und weswegen ich z.B. SPON überhaupt nicht mehr lese.
Diese Schiene schon wieder.... Wer die mentale Fähigkeit hat, einen Stuhl von einem Besen zu unterscheiden, kann das unmöglich für ein Zitat halten. Das ist in der typischen Spiegel-Manier "Blick von oben" formuliert. Ich mag das auch nicht wirklich. Ich würde den Spiegel-Journalisten aber auf gar keinen Fall nachsagen, dass sie solche Texte aus spontanen Bauchgefühlen heraus formulieren. Die recherchieren sehr intensiv. So ein Text ist ein kleines Steinchen aus einem großen Mosaik von Hintergrundwissen. Ich vermute mal, dass Du den Bundeskanzler noch nie persönlich getroffen hast (ich übrigens auch nicht). Die Spiegel-Leute, die solche Texte schreiben, reden alle Nasen lang mit dem und seinem Umfeld. Die machen den ganzen lieben langen Tag lang nichts anderes!
Was realistische Kriegsziele für die Ukraine sind, dazu bin ich in den letzten Wochen mehr und mehr in Zweifel geraten, seit ich etwas genauer vergleiche, was irgendwelche Experten vorhergesagt haben und was tatsächlich passiert.
Das Kriegsziel der Ukraine ist von Beginn an klar und unverändert geblieben: Wiederherstellung des status quo ante. Klartext: Alle russischen Soldaten raus aus der Ukraine, über die Krim wird gesondert geredet.

Und dieses Kriegsziel ist realistisch und kann meiner Einschätzung nach noch in diesem Jahr erreicht werden.
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Christdemokrat
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Christdemokrat »

Nach dem was ich so lese und höre, wird es für die Ukraine wohl langsam kritisch im Donezkbecken und die russische Armee gewinnt mit ihrer schieren militärischen Masse langsam aber sicher die Oberhand.

Der Regierungsbezirk Luhansk ist wohl bis auf zwei Orte unter Kontrolle der russischen Armee.
Kohlhaas
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Kohlhaas »

Zunder hat geschrieben: Mi 25. Mai 2022, 21:41 Was soll daran zutreffend sein?

Zunächst heißt es, Scholz hielt sich bezüglich der Kriegsziele bedeckt, was ja nichts anderes heißt, als daß er sich zu diesem Thema nicht geäußert hat. Daraufhin wird behauptet, daß der Sieg der Ukraine für ihn keine Option zu sein scheint, und ihm unterstellt, er würde eine Strategie verfolgen, die darauf wartet, daß "Putin sagt, er habe seine Kriegsziele erreicht", was ja wohl kaum eine Interpretation des Nichtgesagten sein kann, sondern einfach nur ein schäbiger Diffamierungsversuch ist.

Im nächsten Satz deutet Scholz dann allerdings etwas an. Wenn er etwas andeutet, hat er sich auch geäußert, sonst ergibt diese Formulierung keinen Sinn.
Angedeutet hat Scholz, daß es keine Normalisierung der Beziehungen gibt, wenn Putin die eroberten Gebiete behält. Ist das tatsächlich eine Andeutung oder nicht vielmehr eine konkrete Äußerung?
Selbst wenn es nur eine Andeutung gewesen sein soll, stünde sie jedenfalls im krassen Gegensatz zu der Unterstellung, Scholz würde auf eine Siegesverkündung Putins warten. Oder wartet er, damit sich die Beziehungen nicht mehr normalisieren? Oder bestehen Putins Kriegsziele nicht darin, die eroberten Gebiete zu behalten? Oder was genau möchte der Dichter mit seinem Geraune sagen?

Das ganze Geschmiere ist dümmste Stimmungsmache auf Bildzeitungsniveau.
Jetzt muss ich aber ernsthaft die von mir eigentlich nicht geliebten Spiegel-Kollegen in Schutz nehmen...!

Ad eins: Scholz kann keine Kriegsziele formuliert haben, weil Deutschland gerade keinen Krieg führt. Also kann es auch keine Kriegsziele geben, zu denen Scholz irgendwas zu sagen hätte.

Ad zwei: Russland hat die Ukraine angegriffen und nur Russland kann diesen Krieg wieder beenden. Das wird nicht passieren, ehe Putin den Krieg für siegreich beendet erklärt - egal ob es stimmt oder nicht! Nichts anderes hat Scholz gesagt.

Ad drei: Scholz ist "Hanseat". Ein Wahl-Hamburger. Da kannst Du einfach nicht mit kurzen, knackigen Aussagen rechnen. Ich stamme aus dem Ruhrpott. Da liebt man es nach dem Prinzip "kurz, aber kräftig". So sind die Hanseaten aber nicht.

Ad vier: Wenn Scholz "andeutet", dass es keine Normalisierung der Beziehungen geben wird, dann bedeutet das unter Berücksichtigung seiner hanseatischen Prägung im Klartext, dass es eine Normalisierung NICHT GEBEN WIRD. Er hat das aber ganz sicher nicht so formuliert. Das ist typisch für den Hanseaten Scholz. Der sagt nie etwas klar und deutlich, voll vor den Koffer geknallt. Er deutet möglichst wortkarg etwas an. Das muss man dann als Journalist entsprechend interpretieren.

Ich gehe davon aus, dass die Spiegel-Kollegen mit umfangreichem Hintergrundwissen geschrieben haben, wie die Haltung von Scholz aussieht. Ich gehe davon aus, dass nichts davon Diffamierung war. Sie können dem Kanzler aber auch nichts in den Mund legen. Deshalb z.B. die Formulierung, dass der Krieg erst endet, wenn Putin sagt, seine Kriegsziele seien erreicht. Das ist keine Diffamierung des Kanzlers. Es ist die reine Wahrheit. Ehe Putin das sagt, endet dieser Krieg nicht. Da muss man dann halt nur wieder interpretieren, wie Scholz das in der ihm eigenen Art gemeint hat. Er hat sicher nicht gemeint, dass Russland den Krieg gewinnen muss. So hat der Spiegel das auch nicht geschrieben. Wenn man Medien auf Bildzeitungsniveau gewöhnt ist, könnte man das mit einigem bösem Willen so verstehen. Der Spiegel hat bei aller berechtigten Kritik dann aber doch noch ein ganz anderes Niveau.
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Michael Alexander
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Michael Alexander »

Kohlhaas hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 14:58 Cobra hat insofern recht, dass Deine "Analyse der Lage" sich verdächtig ähnlich anhört, wie das, was die russische Propagandamaschinerie verbreitet. Zudem deckt sich Deine "Analyse" auch nicht mit den Informationen, die uns zugänglich sind.
Russland verfügt über ein Vielfaches der Feuerkraft der Ukraine. Um welchen Faktor wir reden, ist mir nicht ganz klar, aber es ist nicht nur das drei- oder fünffache, sondern bewegt sich in ganz anderen Dimensionen, gerade was schwere Artillerie angeht. Es ist unheimlich aufwendig, diesen Nachteil der Ukraine durch Waffenlieferungen auszugleichen, vor allem wenn diese aus den USA erfolgen müssen, und nicht aus Ländern wie Deutschland, die sich verweigern.

Es ist auch allgemein bekannt, dass die Infrastruktur der Ukraine zunehmend zerstört wird. Auch militärische Einrichtungen und die Rüstungsindustrie werden systematisch von Russland bombardiert. Umgekehrt ist dies nicht der Fall, und soll auch nicht der Fall sein, wenn es nach dem Westen geht. Die wenigen Ausnahmen sind nichts als das, wenige Ausnahmen. Der Krieg soll gemäss dem Willen des Westens eben nicht nach Russland getragen werden, was Russland ermöglichen wird, in Ruhe weiter Waffen zu produzieren und Truppen auszubilden.

Das ist alles allgemein bekannt, auch wenn einige hier nahelegen, das sei nur russische Propaganda. Viele Experten sagen auch genau das, was ich hier auch sage, und ich verstehe nicht, wie hier teilweise versucht wird, eine Blase zu errichten, in der nur angenehme Nachrichten als authentisch wahrgenommen werden, und alles andere als russische Propaganda weggewischt wird.
Kohlhaas hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 14:58 Eine "Analyse der Lage" kann ohnehin niemand von uns liefern. Wir wissen nicht, was die Militärs beider Seiten im Donbass planen. Erkennbar ist aber, dass die russischen Truppen nicht wirklich vorankommen, obwohl dort alles zusammengezogen wurde, was noch verfügbar ist. Die "große Offensive", mit der nach der Flucht vor Kiew und der Konzentration der Kräfte im Donbass zu rechnen war, ist nicht erfolgt oder steckengeblieben. Was wir jetzt sehen, ist ein mühsames Vorankriechen unter hohem Material-/Munitionseinsatz und schweren Verlusten. Währenddessen führen die ukrainischen Truppen einen hinhaltenden Verzögerungskampf und bleiben beweglich. Stichwort: Verteidigungstiefe. So sieht es jedenfalls von außen betrachtet aus. Und das passt nunmal so gar nicht zu Deiner "Analyse".
Wieso soll das nicht zu meiner Analyse passen? Russland dachte wohl, die Ukraine sei ein Spaziergang und ist deswegen gleich aus mindestens drei Richtungen einmarschiert (von der Krim aus in die Südukraine, von Belarus aus nach Kyiv, und vom Osten aus) und hat sich wirklich üble Verluste eingefangen. Die Russen sind aber auch nicht so blöd, wie manche meinen, sondern haben offenbar dazugelernt und sich aus Kyiv und Charkiv zurückgezogen. Umso mehr Kräfte hat man nun für die Operationen im Donbass. Und ja, man führt nun nicht eine grosse Operation mit weiten Vorstössen durch, sondern viele kleinere Operationen mit kleinen Vorstössen, die logistisch einfacher sind.
Kohlhaas hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 14:58 Keiner von uns sitzt im ukrainischen Generalstab. Wir können das alles nur aus der Ferne betrachten. Auf mich wirkt es aber so, als würden die ukrainischen Truppen unter größtmöglicher Schonung der eigenen Kräfte hinhaltend zurückweichen und den Russen währenddessen möglichst große Verluste zufügen. Wenn russische Truppen dann mal ein Dorf besetzen oder kleinere Gebiete einnehmen, dann ist das leider so. Das tut weh, entscheidet aber nicht den Krieg und muss unter der Rubrik "einkalkulierter unvermeidlicher Verlust" abgebucht werden. Entscheidend ist die Frage, wozu das alles dient! Entscheidend ist die Frage, was die Russen mit den mühsam eroberten Dörfern letztlich überhaupt anfangen können. Im Vorrücken werden die russischen Truppen zwangsläufig immer schwächer und im Zurückweichen werden die ukrainischen Kräfte unvermeidlich immer stärker (weil sie "zusammengeschoben" werden und weniger Fläche halten müssen).
Das eroberte Mariupol ist nach Odessa einer der wichtigsten Seehäfen der Ukraine; die umkämpften Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind strategisch wichtige Grossstädte, die auch von ideologischer Bedeutung sind, weil sie das letzte Gebiet der Oblast Luhansk darstellen, die noch nicht unter russischer Kontrolle sind.
Kohlhaas hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 14:58 Sollen die Russen sich an ihren mühsam eroberten Dörfern erfreuen, plündern, morden und brandschatzen. Das lässt sich leider nicht verhindern. Aber halten können sie diese Dörfer letztlich nicht. Das Kräfteverhältnis wird kippen, wenn die russischen Truppen überdehnt und entkräftet sind und die Ukraine Reserven mit moderner Ausrüstung ins Feld schicken kann. Meine Schätzung: sechs bis acht Wochen. Und dann will ich mal sehen, wie sich notdürftig ausgebildete, unmotivierte und unterversorgte russische "Soldaten" in den eroberten Gebieten "festsetzen" wollen!
Wie haben sich die Russen denn in der Krim festgesetzt oder in Donezk? Wie in Cherson? Hat doch alles bisher wunderbar geklappt im Süden und im Osten der Ukraine.

Wie soll die Ukraine diese Gebiete jemals wieder zurückerobern? Möglich, dass die Ukraine eine grosse Sommeroffensive starten wird; ich hoffe es und wünsche ihr viel Erfolg. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Ukraine derzeit netto tatsächlich aufgerüstet wird, wie du behauptest, oder ob sie nicht durch die grossen Verluste derzeit netto an Material verliert.

Ich denke, dass es Russland reichen würde, wenn sie in einem ersten Schritt die Oblaste Donezk und Luhansk vollständig erobern und dazu noch den schon eroberten Landstreifen zur Krim einschliesslich Cherson halten. So unrealistisch ist es nicht, dass die Russen dies erreichen können. Die zu einem Binnenstaat degradierte Ukraine kann dann ja Kyiv und die Westukraine behalten und sich wirtschaftlich vom Westen versorgen lassen, während Russland die wirtschaftlich wertvollsten Gebiete der Ukraine, etwa die Weizenfelder, Schwerindustrie und die Seehäfen für sich selbst ausbeutet und die Bevölkerung dort allmählich russifiziert.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Vongole »

Michael Alexander hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:15 (..)

Ich denke, dass es Russland reichen würde, wenn sie in einem ersten Schritt die Oblaste Donezk und Luhansk vollständig erobern und dazu noch den schon eroberten Landstreifen zur Krim einschliesslich Cherson halten. So unrealistisch ist es nicht, dass die Russen dies erreichen können. Die zu einem Binnenstaat degradierte Ukraine kann dann ja Kyiv und die Westukraine behalten und sich wirtschaftlich vom Westen versorgen lassen, während Russland die wirtschaftlich wertvollsten Gebiete der Ukraine, etwa die Weizenfelder, Schwerindustrie und die Seehäfen für sich selbst ausbeutet und die Bevölkerung dort allmählich russifiziert.
Denkst du ernsthaft, dass die westliche Welt zuschaut, wie Putin sich ein weiteres Erpressungsmittel unter den Nagel reißt? Dass sich die Ukrainer widerstandslos "russifizieren" lassen?
Dass unter diesen Umständen Frieden im Donbass einkehren wird? Und das alles nach den Verbrechen, die die Invasoren dort begangen und begehen?
Eher friert die Hölle zu.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von NicMan »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 15:51
Der Regierungsbezirk Luhansk ist wohl bis auf zwei Orte unter Kontrolle der russischen Armee.
Das ist schon seit März ungefähr der Fall und keine Neuigkeit.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Michael Alexander »

Vongole hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:24 Denkst du ernsthaft, dass die westliche Welt zuschaut, wie Putin sich ein weiteres Erpressungsmittel unter den Nagel reißt? Dass sich die Ukrainer widerstandslos "russifizieren" lassen?
Dass unter diesen Umständen Frieden im Donbass einkehren wird? Und das alles nach den Verbrechen, die die Invasoren dort begangen und begehen?
Eher friert die Hölle zu.
Es werden sich Leute finden, die sich willig in das neue System einfügen; es wird Leute geben, die zwar murren, aber keinen Widerstand leisten. Der Rest wird nach Westen vertrieben, in die Weiten Russlands deportiert, oder umgebracht.

Und wie will der Westen das verhindern? Sollen amerikanische oder deutsche Soldaten für die Ukraine sterben? Soll man einen Atomkrieg riskieren? Durch Sanktionen kann man Russland zwar wirtschaftlich grossen Schaden zufügen. Kann man damit aber seinen Willen brechen? Da bin ich mir nicht so sicher, denn die meisten Russen denken anders als die Leute im Westen. Für viele - nicht alle - ist die Grösse und Ehre Russlands wichtiger als ihr persönlicher Wohlstand. Und im Westen werden immer mehr Leute die Sanktionen in Frage stellen. Nicht jetzt; nicht nächstes Jahr - aber in fünf oder zehn Jahren.

Russland hat Zeit. Wichtig ist, was in hundert Jahren in den Geschichtsbüchern stehen wird.

Ist denn auf der Krim kein Frieden eingekehrt nach 2014/15? Wieso soll das nicht für die ohnehin grösstenteils russischsprachigen Gebieten der Ost- und Südukraine auch möglich sein, wenn man einen Teil der Bevölkerung entfernt? Russland kann auch einen Landstreifen zur Ukraine unbewohnt lassen; man ist nicht gezwungen, das Land so dicht zu besiedeln, wie es einmal war, und die westlich eingestellten Flüchtlinge dürfen gerne in Warschau, Frankfurt oder Boston bleiben.

Es ist doch nun wirklich nicht das erste Mal, dass ein Gebiet ethnisch gesäubert und in einen anderen Staat eingegliedert wird. Das hat schon tausende Male funktioniert, und irgendwann vergessen die Menschen, weil sie vergessen wollen und sich nach Normalität sehnen.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Panarin »

Das Gebiet Lugansk ist schon seit März zu 90 % in der Hand der Russen. Im letzten Monat kamen nochmal 5% dazu.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Vongole »

Michael Alexander hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:34 (..)
Russland hat Zeit. Wichtig ist, was in hundert Jahren in den Geschichtsbüchern stehen wird.

(..)
Russland mag Zeit haben, Putin nicht.
Dass der Westen nicht zulassen wird, dass er mittels Weizenkrieg die ganze Welt erpressen kann, sieht man schon an den dänischen Harpoon-Lieferungen. Weitere Waffen dieser Art werden folgen.
Und du machst m.E. den großen Fehler, die Widerstandskraft der Ukrainer zu unterschätzen. Diesen Fehler machte auch Putin.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von sünnerklaas »

Vongole hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:24 Denkst du ernsthaft, dass die westliche Welt zuschaut, wie Putin sich ein weiteres Erpressungsmittel unter den Nagel reißt? Dass sich die Ukrainer widerstandslos "russifizieren" lassen?
Dass unter diesen Umständen Frieden im Donbass einkehren wird? Und das alles nach den Verbrechen, die die Invasoren dort begangen und begehen?
Eher friert die Hölle zu.
Das ist das eine. Das andere ist ja: Putin hat ja die Infrastruktur und die Industrie komplett zerstören lassen. Auch die Häfen dürften nur eingeschränkt funktionstüchtig sein. Ich erinnere nur an die Einschätzung von General a.D. Domroese: was will Putin eigentlich mit Gebieten, in denen er alles, aber auch wirklich alles ziel- und sinnlos zerstört hat, wo er alles, aber auch wirklich alles neu aufbauen muss?
Wo will er eigentlich seine Truppen unterbringen, die er zur Sicherung des eroberten Gebiets braucht? Wie will er die versorgen? Woher will er die Mittel und v.a. das Material hernehmen, das zum Wiederaufbau der Infrastruktur, v.a. aber der zerstörten Industriekomplexe benötigt werden?
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Absurd
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Absurd »

Michael Alexander hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:34ich verstehe nicht, wie hier teilweise versucht wird, eine Blase zu errichten, in der nur angenehme Nachrichten als authentisch wahrgenommen werden, und alles andere als russische Propaganda weggewischt wird.
Ich verstehe das auch nicht (da ist der Wunsch der Vater des Gedankens). Wenn man sich realistisch äußert wird man hier aber Zensiert oder wie
ein krimineller Wehrkraftzersetzer behandelt.

Mit dem was die NATO an Waffen liefert ist den Russen, die nie aufgeben werden langfristig (auch weil der Finanzierungswille begrenzt ist) nicht Einhalt
zu gebieten. Das Verhindern von NATO- und EU-Beitritt durch Besetzung hat schon in Georgien und Transnistrien geklappt und langfristig wird man auch hier
müde (beim Krieg wie bei Corona). - leider - (kann die Polen schon verstehen, die ihre Panzer abgegeben haben und keinen Ersatz bekommen und in ein paar
Jahren eines der nächsten Länder sein könnten)
Die Absurdität des Lebens schafft bisweilen eine unerträgliche kognitive Dissonanz... http://www.denkwerkzukunft.de/downloads ... zinger.pdf
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Quatschki »

Michael Alexander hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:34
Russland hat Zeit. Wichtig ist, was in hundert Jahren in den Geschichtsbüchern stehen wird.
Was soll da schon drinstehen?
"Großrussen und Kleinrussen, größtenteils erst um die Jahrtausendwende geboren, fingen an, sich gegenseitig als Nazis und Faschisten zu bezeichnen und umzubringen. Die einen, um ihren senilen Opas einen Gefallen zu tun, die anderen, um die Replays der Kills, mit lustiger Musik hinterlegt, bei Twitter und Facebook hochzuladen und Likes zu kassieren. ..."
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Panarin »

Absurd hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:58 Ich verstehe das auch nicht (da ist der Wunsch der Vater des Gedankens). Wenn man sich realistisch äußert wird man hier aber Zensiert oder wie
ein krimineller Wehrkraftzersetzer behandelt.

Mit dem was die NATO an Waffen liefert ist den Russen, die nie aufgeben werden langfristig (auch weil der Finanzierungswille begrenzt ist) nicht Einhalt
zu gebieten. Das Verhindern von NATO- und EU-Beitritt durch Besetzung hat schon in Georgien und Transnistrien geklappt und langfristig wird man auch hier
müde (beim Krieg wie bei Corona). - leider - (kann die Polen schon verstehen, die ihre Panzer abgegeben haben und keinen Ersatz bekommen und in ein paar
Jahren eines der nächsten Länder sein könnten)
Russland ist ein Koloss auf tönernen Füssen. Noch weit mehr als es die Ex-UdSSR war, die nicht mal das steinzeitliche Afghanistan kontrollieren konnte. Und die Ukraine hat eine ordentliche Armee die von 40 (!) Staaten unterstützt wird. Die Russen haben eine Diktatur die auf eine Person zugeschnitten ist, ineffektiv, korrupt und wirtschaftlich völlig bedeutungslos. Keine wirklichen Verbündeten und eine absolute hohle Ideologie die unattraktiv ist.

Der Krieg ist gerade mal drei Monate alt und langfristig kann Russland ihn nicht gewinnen, selbst wenn es die ganze Ukraine besetzt.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Kohlhaas »

NicMan hat geschrieben: Mi 25. Mai 2022, 21:55 Ich lasse das mal atmosphärisch hier, für die Erinnerung an die Sinnlosigkeit des Kriegs:
Wo hast Du nur immer diese Videos her?

Die zeigen, wie die Drohnentechnologie die Kriegführung verändert hat. Zu meiner Militärzeit gab es noch "vorgeschobene Beobachter", die per Sprechfunk das Feuer eingewiesen haben. "...100 zulegen, 200 abbrechen, 50 rechts...". Die Geschützmannschaft konnte nie sehen, wo das Feuer eingeschlagen ist. Artillerie wird dadurch wieder viel wichtiger und wird den Russen in der Ukraine so richtig weh tun.
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Absurd
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Absurd »

Panarin hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 17:07Der Krieg ist gerade mal drei Monate alt und langfristig kann Russland ihn nicht gewinnen, selbst wenn es die ganze Ukraine besetzt.
Die DDR war über 40 Jahre von den Russen besetzt. Wollen wir das wirklich!?
Die Absurdität des Lebens schafft bisweilen eine unerträgliche kognitive Dissonanz... http://www.denkwerkzukunft.de/downloads ... zinger.pdf
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Platon »

Michael Alexander hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:15Das ist alles allgemein bekannt, auch wenn einige hier nahelegen, das sei nur russische Propaganda. Viele Experten sagen auch genau das, was ich hier auch sage, und ich verstehe nicht, wie hier teilweise versucht wird, eine Blase zu errichten, in der nur angenehme Nachrichten als authentisch wahrgenommen werden, und alles andere als russische Propaganda weggewischt wird.
Die Gefahr besteht natürlich. Aber gerade die jüngsten Fortschritte der Russen im Donbass wurden doch auch hier ausführlich zur Kenntnis genommen. Aber es ist schon so, dass hier im Forum zuweilen die Betonung darauf liegt, dass die Ukraine den Krieg gewinnen kann und weniger darauf, dass die Russen weiter die Initiative haben und alles andere als geschlagen sind, weiterhin Geländegewinne machen. Dennoch ist es auch richtig, dass die Russen diese Geländegewinne unter großen Verlusten machen und diese Kräfte können dann im Sommer fehlen. Wirklich wissen tut man aber derzeit natürlich nicht, wie der Krieg sich langfristig entwickelt.
Das eroberte Mariupol ist nach Odessa einer der wichtigsten Seehäfen der Ukraine; die umkämpften Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind strategisch wichtige Grossstädte, die auch von ideologischer Bedeutung sind, weil sie das letzte Gebiet der Oblast Luhansk darstellen, die noch nicht unter russischer Kontrolle sind.

Wie haben sich die Russen denn in der Krim festgesetzt oder in Donezk? Wie in Cherson? Hat doch alles bisher wunderbar geklappt im Süden und im Osten der Ukraine.
Sehe ich auch so. Wenn die Russen ihre Gebiete noch etwas erweitern und für den Rest des Jahres und irgendwann bei einem Waffenstillstand dann weiterhin behalten können, dann war der Krieg für Russland politisch und ökonomisch ein Desaster, aber militärisch ein Teilerfolg.
Wie soll die Ukraine diese Gebiete jemals wieder zurückerobern? Möglich, dass die Ukraine eine grosse Sommeroffensive starten wird; ich hoffe es und wünsche ihr viel Erfolg. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Ukraine derzeit netto tatsächlich aufgerüstet wird, wie du behauptest, oder ob sie nicht durch die grossen Verluste derzeit netto an Material verliert.
Wie beim Fußball: Die Wahrheit liegt auf dem Platz.
Wir werden sehen was passiert und niemand kann im Moment wirklich wissen, was im Juli/August passieren wird. Große Militäroffensiven laufen selten wirklich so ab, wie die Generalität sie vorher geplant hat. Es kann zu verbissenem Widerstand der Russen und nur geringen Geländegewinnen kommen, aber auch zu einem durchschlagenden Erfolg der Ukrainer, der die Russen dazu veranlasst um einen Waffenstillstand zu betteln und weitreichende Zugeständnisse zu machen.
Ich denke, dass es Russland reichen würde, wenn sie in einem ersten Schritt die Oblaste Donezk und Luhansk vollständig erobern und dazu noch den schon eroberten Landstreifen zur Krim einschliesslich Cherson halten. So unrealistisch ist es nicht, dass die Russen dies erreichen können. Die zu einem Binnenstaat degradierte Ukraine kann dann ja Kyiv und die Westukraine behalten und sich wirtschaftlich vom Westen versorgen lassen, während Russland die wirtschaftlich wertvollsten Gebiete der Ukraine, etwa die Weizenfelder, Schwerindustrie und die Seehäfen für sich selbst ausbeutet und die Bevölkerung dort allmählich russifiziert.
Naja die Ukraine hat ja immer noch Odessa.

Übrigens würde ich "russifizieren" nicht zu hoch hängen. Pro-Russisch heißt in der Ukraine noch lange nicht, dass man gerne Teil des russischen Staates sein will. Das ist ein Fehlschluss, den auch der Kreml gerne macht, aber in der Realität kämpfen die meisten der so genannten pro-russischen Ukrainer auf der ukrainischen Seite und nicht auf der Russischen.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von aleph »

Absurd hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 17:41 Die DDR war über 40 Jahre von den Russen besetzt. Wollen wir das wirklich!?
Vor allem wäre das eher mit anderen gebieten vergleichbar, wo eine bestehende sprache und identität vernichtet wird. 40 jahre besetzung der ukraine würde die auslöschung des ukrainischen volkes bedeuten. Es ist schon im gange, massendeportationen usw.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein. Walter Jens
Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben: Mi 25. Mai 2022, 23:49 Könnte es vielleicht daran liegen, dass die Presse recht hat?
Außerdem ist Gressel kein Journalist, sondern Politikwissenschaftler, Militärexperte und Offizier des österr. Bundesheers.
Der Koalitionspartner übt sich in verständlicher Disziplin. Sollten die Partner anfangen, ausgerechnet in dieser Frage öffentlich aufeinander loszugegen, dann ist die Koalition im Ende.
Alles richtig. Man sollte aber nicht vergessen, dass Scholz gar nicht viel tun kann. Wir können keine Waffen liefern, die wir gar nicht besitzen. Deshalb irritiert mich das aktuelle Geschimpfe aus Polen. Erstens ist mit Sicherheit nicht zugesagt worden, dass Deutschland uralte sowjetische Schrottpanzer ohne Kompensation durch moderne Leos ersetzt. Und zweitens war immer klar, dass wir die Leos gar nicht spontan liefern können, weil sie einfach nicht existieren.

Bei aller Kritik an Scholz, die ich zum Teil sogar teile, darf man nicht aus dem Blick verlieren, dass er nur mit dem haushalten kann, was die Vorgängerregierungen ihm hinterlassen haben. Er kann nichts dafür, dass mehr als die Hälfte des Bundeswehrmaterials verrottet und nicht einsatzbereit ist. Ich finde sein Auftreten auch mehr als "zweifelhaft". Aber ich halte ihm immer noch zugute, dass er am 26. Februar eine Zeitenwende ausgerufen hat, die noch am 24. Februar völlig undenkbar war.

Ich hoffe, dass jetzt unbemerkt von der Öffentlichkeit endlich mal das ganze Material der Truppe instandgesetzt wird, was irgendwo rostend rumsteht. Da fallen mir sofort immer wieder diese Panzerhaubitzen ein. Das sind mit die modernsten der Welt. Und Deutschland leistet sich den "Luxus", zwei Drittel der verfügbaren Geschütze ungenutzt vergammeln zu lassen. Das kann doch so nicht bleiben! Wenn wir unser Zeug sachgerecht gepflegt hätten, könnte Deutschland jetzt 80 Panzerhaubitzen in die Ukraine schicken, ohne dass hier im Land etwas "fehlen" würde. Das ist ein Skandal, aber dafür kann Scholz nichts! Der kann sich nur nach der Decke strecken, die andere "Fürsten" oder "Preußen" ihm hinterlassen haben.
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Brainiac
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Brainiac »

Kohlhaas hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:13 Jetzt muss ich aber ernsthaft die von mir eigentlich nicht geliebten Spiegel-Kollegen in Schutz nehmen...!

[...]

Ich gehe davon aus, dass die Spiegel-Kollegen mit umfangreichem Hintergrundwissen geschrieben haben, wie die Haltung von Scholz aussieht. Ich gehe davon aus, dass nichts davon Diffamierung war. Sie können dem Kanzler aber auch nichts in den Mund legen. Deshalb z.B. die Formulierung, dass der Krieg erst endet, wenn Putin sagt, seine Kriegsziele seien erreicht. Das ist keine Diffamierung des Kanzlers. Es ist die reine Wahrheit. Ehe Putin das sagt, endet dieser Krieg nicht. Da muss man dann halt nur wieder interpretieren, wie Scholz das in der ihm eigenen Art gemeint hat. Er hat sicher nicht gemeint, dass Russland den Krieg gewinnen muss. So hat der Spiegel das auch nicht geschrieben. Wenn man Medien auf Bildzeitungsniveau gewöhnt ist, könnte man das mit einigem bösem Willen so verstehen. Der Spiegel hat bei aller berechtigten Kritik dann aber doch noch ein ganz anderes Niveau.
Also ich bitte dich. Ich finde es ja grundsätzlich sympathisch, dass du die Branche verteidigst, der du selbst angehört bzw. angehört hast (?), aber du musst doch wissen wie das läuft und wie Medienprofis durch eine bewusst unklare und interpretationsoffene Ausdrucksweise ganz bewusst Spin erzeugen.

Also ja, Kubjuweit fängt in seinem Memo so an:

1. Zum Thema Kriegsziele hielt sich Scholz bedeckt.

Und dann:

2. Ein Sieg der Ukraine scheint keine Option zu sein. Die Strategie könnte tätiges Warten genannt werden. Die Deutschen liefern vorsichtig Waffen, beteiligen sich vorsichtig an Boykotten und warten darauf, dass Putin sagt, er habe seine Kriegsziele erreicht.

Nur 1. bezieht sich auf konkrete Aussagen von Scholz, 2. ist reine Interpretation. 1 und 2 folgen aber direkt aufeinander. Hier ist schon rein optisch und auch sprachlich die Trennung zwischen Zitat und Wertung nicht ganz offensichtlich. Und folgerichtig verwischt sich dieser Unterschied im weiteren. Einen Tweet später wird daraus schon:

Der Spiegel after a plane brief with Scholz on his war goals."Victory for Ukraine does not seem to be an option. The strategy could be called active waiting. The Germans are cautiously supplying arms, participating in boycotts & waiting for Putin to say his war goals are reached".

Hier ist 1. - das einzige was sich wirklich auf konkrete Aussagen von Scholz bezieht - schon weggelassen, so dass noch weniger erkennbar ist, dass es sich beim Rest, der zitiert wird (2.) um reine Interpretation handelt. Das muss doch auf Aussagen von Scholz beruhen, denkt sich der Leser. Und schon wird daraus "Scholz will nicht, dass die Ukraine den Krieg gewinnt". Man lese nur die ganzen Kommentare unter diesem Tweet und auch hier im Forum.

Der Kurbjuweit ist lange genug dabai und weiß genau, wie er sowas zu spielen hat. Und im Ergebnis ist es sehr wohl diffamierend, auch wenn man ihm das rein formal nicht nachweisen kann. Das ist ja das perfide daran.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Panarin »

Absurd hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 17:41 Die DDR war über 40 Jahre von den Russen besetzt. Wollen wir das wirklich!?
Die DDR hat nie militärischen Widerstand geleistet und die UdSSR war ein ganz anderes Kaliber als das heutige Russland.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Misterfritz »

Gute Idee, fragt sich nur vor welchem Gericht ;)
Reichster Mann der Ukraine will Russland wegen Verlusten verklagen
16.35 Uhr: Der reichste Mann der Ukraine will Russland wegen hoher finanzieller Verluste nach der Bombardierung von Stahlwerken in Mariupol verklagen. »Wir werden Russland auf jeden Fall verklagen und eine angemessene Entschädigung für alle Verluste und entgangenen Geschäfte fordern«, kündigt Rinat Achmetow, Besitzer des größten ukrainischen Stahlherstellers Metinvest, in einem Interview mit dem ukrainischen Medienportal mrpl.city an: »An diesen Fragen wird bereits intensiv juristisch gearbeitet.«

17 bis 20 Milliarden Dollar seien durch den Angriff Russlands verloren gegangen. »Die endgültige Summe wird in dem Verfahren gegen Russland festgelegt«, so Achmetow. Zu Metinvest von Milliardär Achmetow gehören neben dem Stahlwerk Asowstal auch die Iljitsch Eisen- und Stahlwerke in Mariupol. Das Werk und die Stadt sind fast vollständig zerstört.
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine- ... 6bd1ff4bc7
Ich schätze nur, er wird keinen Rubel aus Russland bekommen, genauso wenig wie die Ukraine.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Seidenraupe »

Darkfire hat geschrieben: Mi 25. Mai 2022, 15:09
Greift der Weste nicht ein und diesen Winter frieren die Menschen in Europa, die Wirtschaft wird weiter vernichtet durch fehlende Energie und es wird eine Weltweite Hungersnot ausgelöst, während Putin dafür noch dem Westen die Schuld zufügt, werden auch hier die Regierungen gestürzt.
Der "Westen" wird nicht ins Kampfgeschehen eingreifen.
Und da wird auch nix Regierungen im Westen gestürzt.
Weniger Öl, Gas und Kohle zu verheizen, ist gut fürs Klima.
Weniger Getreide zum Tierefüttern ist gut fürs Klima.
Weniger Autofahren wegen Spritmangel oder gigantischer Spritpreise ist gut fürs Klima.

Machen wir uns nichts vor: Ohne Einschränkungen ist der Klimawandel nicht aufzuhalten.
Frieren für die Freiheit (auch gern für den Frieden / das Weltklima) wurde doch von Bundespräsident a.D Gauck schon längst zur Maxime erhoben :), dass sollte nicht so schnell in Vergessenheit geraten nur weil es jetzt auch ohne Heizen abends gemütlich ist.

Ein echter Patriot für die Freiheit friert im Zweifel lieber oder geht mit knurrendem Magen ins Bett statt auf den Knien vor Putin zu liegen ....so habe ich jedenfalls einige user hier verstanden die lieber heut als morgen für die Freiheit zu kämpfen bereit sind.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Absurd »

Seidenraupe hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 18:54Ein echter Patriot für die Freiheit friert im Zweifel lieber oder geht mit knurrendem Magen ins Bett statt auf den Knien vor Putin zu liegen ....so habe ich jedenfalls einige user hier verstanden die lieber heut als morgen für die Freiheit zu kämpfen bereit sind.
Wenn Hungern und Frieren hier im Westen den Krieg beenden würden, wär ich auch dabei. Tut es aber ganz sicher nicht. :(
Die Absurdität des Lebens schafft bisweilen eine unerträgliche kognitive Dissonanz... http://www.denkwerkzukunft.de/downloads ... zinger.pdf
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Christdemokrat »

Panarin hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 16:47 Das Gebiet Lugansk ist schon seit März zu 90 % in der Hand der Russen. Im letzten Monat kamen nochmal 5% dazu.
Wie gerade in den ZDF-Nachrichten berichtet wurde, steht Luhansk kurz vor der vollständigen Eroberung durch die russische Armee. Auch mit der vollständigen Eroberung der gesamten Region Donezk wird wohl gerechnet. Die ukrainischen Kräfte im Donezkbecken haben der russischen Armee offenbar immer weniger entgegenzusetzen.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Platon »

Misterfritz hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 18:44 Gute Idee, fragt sich nur vor welchem Gericht ;)

Ich schätze nur, er wird keinen Rubel aus Russland bekommen, genauso wenig wie die Ukraine.
Es ist ja angedacht, dass man eingefrorene Gelder für den Wiederaufbau der Ukraine verwendet. Unabhängig davon wie aussichtsreich das ist, vermute ich mal, bringen sich die Anwälte vom Herrn Rinat Achmetow schonmal in Stellung um da ganz oben auf der Liste zu stehen, wenn es irgendwann wirklich dazu kommt.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Vongole »

Seidenraupe hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 18:54 (..)

Ein echter Patriot für die Freiheit friert im Zweifel lieber oder geht mit knurrendem Magen ins Bett statt auf den Knien vor Putin zu liegen ....so habe ich jedenfalls einige user hier verstanden die lieber heut als morgen für die Freiheit zu kämpfen bereit sind.
Das wird ein hiesiger Patriot im Gegensatz zum ukrainischen nicht nötig haben, aber weder der eine noch der andere wird vor Putin auf den Knien liegen, das hast du recht.
Das überlassen wir den Bangebüxen oder denen, die es eh schon tun.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von oga »

Misterfritz hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 18:44 Ich schätze nur, er wird keinen Rubel aus Russland bekommen, genauso wenig wie die Ukraine.
Klar wird er leer ausgehen, der Anwalt der Beklagten wird eindeutig beweisen können, dass es eine Art Notwehr war, weil die Insassen, statt sich feige zu verschanzen, sogleich hätten ergeben können, dann wäre jede Art von Beschuss nicht erfolgt. :D
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Vongole »

oga hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:11 Klar wird er leer ausgehen, der Anwalt der Beklagten wird eindeutig beweisen können, dass es eine Art Notwehr war, weil die Insassen, statt sich feige zu verschanzen, sogleich hätten ergeben können, dann wäre jede Art von Beschuss nicht erfolgt. :D
Nur wird ein potenzielles Verfahren nicht vor einem russischen Gericht stattfinden, wo diese Strategie wirken könnte.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Platon »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:08 Wie gerade in den ZDF-Nachrichten berichtet wurde, steht Luhansk kurz vor der vollständigen Eroberung durch die russische Armee. Auch mit der vollständigen Eroberung der gesamten Region Donezk wird wohl gerechnet. Die ukrainischen Kräfte im Donezkbecken haben der russischen Armee offenbar immer weniger entgegenzusetzen.
Naja. Die Russen haben bei Proposna eine erhöhte Stellung erobert, was ihnen einen taktischen Vorteil verschafft im Kampf um Sievierodonezk und Lysychank, weil sie bei Artillerieduellen den Vorteil haben und die Nachschubwege der Ukrainer teilweise blockieren können. Dadurch ist es gut möglich, dass die Russen diese Gebiete in den nächsten Wochen erobern, weil die Ukrainer irgendwann die Entscheidung fällen müssen, dass es nichts bringt immer mehr Soldaten zum Sterben dorthin zu schicken. Damit hätten die Russen die Provinz Luhansk erobert. Für die Provinz Donetzk müsste man aber Slowiansk und Kramatorsk erobern und das werden die Russen sicherlich nicht in den nächsten Wochen, sondern wenn nach der ukrainischen Sommeroffensive angehen, weil das eine neue Offensive erfordert die mal mindestens so groß ist, wie was aktuell bei Popasna, Sivierdonezk etc. passiert.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Panarin »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:08 Wie gerade in den ZDF-Nachrichten berichtet wurde, steht Luhansk kurz vor der vollständigen Eroberung durch die russische Armee. Auch mit der vollständigen Eroberung der gesamten Region Donezk wird wohl gerechnet. Die ukrainischen Kräfte im Donezkbecken haben der russischen Armee offenbar immer weniger entgegenzusetzen.
Im Gebiet Lugansk müssten die Russen erstmal Sewerodonezk einnehmen. Aber die Stadt ist noch nicht mal eingeschlossen.

Im Gebiet Donezk sind die Schlüsselstädte Slawjansk und Kramatorsk. Das ist auch noch ein langer Weg.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Misterfritz »

Vielleicht sollten 98-jährige Ex-Politiker einfach mal die Klappe halten und sich mit Vorschlägen zurückhalten...
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hatte diese Woche auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgeschlagen, die Ukraine solle Russland die 2014 annektierte Krim überlassen.
https://www.spiegel.de/ausland/wolodymy ... 1410c4cd4b
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von aleph »

Misterfritz hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:24 Vielleicht sollten 98-jährige Ex-Politiker einfach mal die Klappe halten und sich mit Vorschlägen zurückhalten...
Ja, wie schon besprochen, sollte Meinungsfreiheit nur für Meinungen gelten, die mir gefallen. :thumbup:
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Misterfritz »

aleph hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:27 Ja, wie schon besprochen, sollte Meinungsfreiheit nur für Meinungen gelten, die mir gefallen. :thumbup:
Er spielt damit Putin in die Hände.
Ausserdem entscheidet das alleine die Ukraine.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Vongole »

aleph hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:27 Ja, wie schon besprochen, sollte Meinungsfreiheit nur für Meinungen gelten, die mir gefallen. :thumbup:
Die Freiheit spricht ihm niemand ab, er muss halt das Echo aushalten.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von aleph »

Misterfritz hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:28 Er spielt damit Putin in die Hände.
Ausserdem entscheidet das alleine die Ukraine.
Wir entscheiden gar nix in diesem Krieg, sollen wir jetzt auch besser die Klappe halten?
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von aleph »

Vongole hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:32 Die Freiheit spricht ihm niemand ab, er muss halt das Echo aushalten.
Das muss er, natürlich
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Adam Smith »

Misterfritz hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:28 Er spielt damit Putin in die Hände.
Ausserdem entscheidet das alleine die Ukraine.
Russland demnach nicht.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Christdemokrat »

Platon hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:17 Naja. Die Russen haben bei Proposna eine erhöhte Stellung erobert, was ihnen einen taktischen Vorteil verschafft im Kampf um Sievierodonezk und Lysychank, weil sie bei Artillerieduellen den Vorteil haben und die Nachschubwege der Ukrainer teilweise blockieren können. Dadurch ist es gut möglich, dass die Russen diese Gebiete in den nächsten Wochen erobern, weil die Ukrainer irgendwann die Entscheidung fällen müssen, dass es nichts bringt immer mehr Soldaten zum Sterben dorthin zu schicken. Damit hätten die Russen die Provinz Luhansk erobert. Für die Provinz Donetzk müsste man aber Slowiansk und Kramatorsk erobern und das werden die Russen sicherlich nicht in den nächsten Wochen, sondern wenn nach der ukrainischen Sommeroffensive angehen, weil das eine neue Offensive erfordert die mal mindestens so groß ist, wie was aktuell bei Popasna, Sivierdonezk etc. passiert.
Ich bin kein Militärexperte, aber die allgemeinen Medienberichte über den Stand des Krieges lassen inzwischen doch deutlich erkennen, daß die Ukraine zunehmend in einer schwierigere Lage gerät und die russische Armee langsam doch die Oberhand gewinnt.

Von einer militärischen Niederlage Putins und einem militärischen Sieg der Ukraine, was im Westen allgemein als Kriegsziel ausgegeben wurde, scheinen wir aktuell sehr weit entfernt zu sein.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Panarin »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:38 Ich bin kein Militärexperte, aber die allgemeinen Medienberichte über den Stand des Krieges lassen inzwischen doch deutlich erkennen, daß die Ukraine zunehmend in einer schwierigere Lage gerät und die russische Armee langsam doch die Oberhand gewinnt.

Von einer militärischen Niederlage Putins und einem militärischen Sieg der Ukraine, was im Westen allgemein als Kriegsziel ausgegeben wurde, scheinen wir aktuell sehr weit entfernt zu sein.
Selbst wenn die Russen den Donbass erobern beendet das doch nicht den Krieg? Es wäre lediglich ein taktischer Erfolg. Langfristig wird die Ukraine durch den Lend Lease militärisch aufgerüstet und durch die Mobilmachung auch personell den Russen überlegen sein. So etwas geschieht nicht in einem Monat. Der Krieg kann noch 1-2 Jahre dauern.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von aleph »

Adam Smith hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:37 Russland demnach nicht.
Natürlich, die Krim gehört zur Ukraine. Wer entscheidet über Dein Eigentum?
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Adam Smith »

aleph hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:47 Natürlich, die Krim gehört zur Ukraine. Wer entscheidet über Dein Eigentum?
Dann muss es halt Krieg geben, bis die Krim erobert ist. Dann müssen halt noch viele Menschen sterben. Der Sieg ist aber sicher.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Platon »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:38Ich bin kein Militärexperte, aber die allgemeinen Medienberichte über den Stand des Krieges lassen inzwischen doch deutlich erkennen, daß die Ukraine zunehmend in einer schwierigere Lage gerät und die russische Armee langsam doch die Oberhand gewinnt.
Die Gesamtlage ist jetzt auch nicht grundsätzlich schwieriger als sie während des bisherigen Krieges war. Die Russen waren von Anfang an stärker haben aber strategische Fehler gemacht und waren schlecht vorbereitet. Sie lernen aber dazu und sind jetzt tatsächlich in der Lage kleinere Gebiete einzunehmen, wenn sie 50% ihrer Armee dort konzentrieren und so für die notwendige Übermacht sorgen. Ansonsten bringt es einfach der Kriegsverlauf mit sich, dass es in manchen Gebieten für die Russen besser läuft und in anderen Gebieten läuft es besser für die Ukrainer. Vor 2(?) Wochen erst noch mussten die Russen sich vor Kharkiw schwer geschlagen zurückziehen und jetzt sieht es woanders etwas besser aus. So läuft das halt. Aber am Ende kämpfen beide Seiten mit unveränderter Härte weiter und jeden Tag sterben hunderte Menschen auf beiden Seiten. Es ist aber nicht zu erkennen, dass die Russen jetzt plötzlich militärisch stärker sind als vorher und sich das militärische Gleichgewicht verändert hat. Mit den jüngsten Erfolgen der Russen hat sich vielleicht bei einigen die Illussion etwas zerschlagen, dass die Ukrainer in diesem Krieg die überlegene Kriegpartei sind. Ganz so ist es dann eben auch nicht.

Und man kann sich bei diesem Krieg durchaus über die entsprechenden Seiten im Detail über den Kriegsverlauf informieren ohne dass man dazu Militärexperte sein muss.
Von einer militärischen Niederlage Putins und einem militärischen Sieg der Ukraine, was im Westen allgemein als Kriegsziel ausgegeben wurde, scheinen wir aktuell sehr weit entfernt zu sein.
Das ist selbstverständlich richtig.
Die einzige Möglichkeit für eine schnelle militärische Niederlage Putins sehe ich in einem durchschlagenden Erfolg in der Sommeroffensive der Ukrainer, welche den Kriegswillen der Russen bricht bzw. aufzeigt, dass es nur noch darum geht, die schrittweise Zerstörung der eigenen Armee durch ukrainische Gegenoffensiven zu verhindern. Aber das muss halt auch erstmal passieren.

Es ist aber sehr gut möglich, dass der Krieg noch weit ins nächste Jahr hinein, wenn nicht mehrere Jahre lang, andauert.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von aleph »

Adam Smith hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:54 Dann muss es halt Krieg geben, bis die Krim erobert ist. Dann müssen halt noch viele Menschen sterben. Der Sieg ist aber sicher.
So ist es, das müssen die Leute dort entscheiden, was sie zahlen wollen
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Seidenraupe »

Quatschki hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 17:04
"Großrussen und Kleinrussen, größtenteils erst um die Jahrtausendwende geboren, fingen an, sich gegenseitig als Nazis und Faschisten zu bezeichnen und umzubringen. Die einen, um ihren senilen Opas einen Gefallen zu tun, die anderen, um die Replays der Kills, mit lustiger Musik hinterlegt, bei Twitter und Facebook hochzuladen und Likes zu kassieren. ..."
was für eine Analyse....
Wo bringen wir Putin unter? Auch bei den senilen Opas? Putin spielt Den Großen Vaterländischen Krieg 2.0 um sich innenpolitisch über wasser zu halten und in der Ukraine sterben ganz real Menschen.
Sterben, weil ein ständiges Mitglied des UNSicherheitsrates sein Nachbarland militärisch brutal überfallen hat....
Hoffen wir, dass "nur" das in den Geschcihtsbüchern stehen wird und nicht Sätze wie "...Zu Beginn des 3. WK überfiel Putin die Ukraine..."
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Christdemokrat »

Platon hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 19:57 Die einzige Möglichkeit für eine schnelle militärische Niederlage Putins sehe ich in einem durchschlagenden Erfolg in der Sommeroffensive der Ukrainer, welche den Kriegswillen der Russen bricht bzw. aufzeigt, dass es nur noch darum geht, die schrittweise Zerstörung der eigenen Armee durch ukrainische Gegenoffensiven zu verhindern. Aber das muss halt auch erstmal passieren.
Ist die ukrainische Armee überhaupt in der Lage auf breiter Front im Osten und Süden gleichzeitig eine große Sommeroffensive durchzführen? Verfügt die ukrainische Armee über eine zahlenmäßige Übermacht an Soldaten und wichtigem Kriegsgerät, die für solch eine Offensive notwendig wäre?

In solchen konventionellen Bodenkriegen ist eine Offensive meines Wissens in der Regel deutlich schwieriger und auch verlustreicher als die Verteidigung gegen einen Aggressor.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Platon »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 20:20 Ist die ukrainische Armee überhaupt in der Lage auf breiter Front im Osten und Süden gleichzeitig eine große Sommeroffensive durchzführen? Verfügt die ukrainische Armee über eine zahlenmäßige Übermacht an Soldaten und wichtigem Kriegsgerät, die für solch eine Offensive notwendig wäre?

In solchen konventionellen Bodenkriegen ist eine Offensive meines Wissens in der Regel deutlich schwieriger und auch verlustreicher als die Verteidigung gegen einen Aggressor.
Ja. Die Ukraine hat die letzten Monate mobilgemacht und hat dabei Reserven an Soldaten ausbilden können. Zelensky hatte kürzlich davon gesprochen, dass 700 000 Soldaten die Ukraine verteidigen. (Die Invasionsstreitmacht von Russland hat ca. 100 000 Mann) Das sind natürlich dann nicht alles Elitesoldaten, sondern auch Reserven und zum Beispiel die Territorial Defense Forces dabei, eher lokale Millizen, die nicht großartig über gepanzerte Fahrzeuge verfügen, sondern leichte Infanterie. Man hat die letzten Wochen und Monate viele Waffen bekommen, alte Sowjetpanzer, Artillerie etc., die natürlich nicht alle an die Front geschickt wurden (und nicht alles wird in der Zeitung stehen). Die grundsätzliche Idee ist mit neu gebildeten Einheiten und ganz besonders auch westlicher Artillerie, welche der Russischen an Reichweite klar überlegen ist, eine große Offensive durchzuführen mit einer Übermacht an Soldaten und Feuerkraft. Erste Erfahrungen mit der westlichen Artillerie macht die Ukraine ja bereits. Parallel dazu laufen Ausbildungsmissionen auch in Deutschland mit der Panzerhaubitze.

Ob das am Ende wirklich so klappt, wie man sich das vorstellt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber es ist schon klar, dass die westlichen Waffenlieferungen darauf abzielen die Gebiete, welche die Russen erobert haben, wieder zurückzuerobern. Als möglicher Zeitpunkt war aus dem Umfeld von Zelensky von frühestens Ende Juni zu hören. Das heißt im Laufe von Juli/August ist damit zu rechnen, dass da was kommt.

Als Ziel der Offensive bietet sich vor allem Kherson an, weil das die einzige Provinzhauptstadt ist, welche die Russen bisher erobert haben und es quatsch wäre seine neuen Kräfte gegen die Hauptstreitmacht der Russen im Donbass zu werfen. Dort müsste man wenn dann versuchen Versorgungswege anzugreifen als einen Frontalangriff zu starten.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von jellobiafra »

Selensky sagt immer, dass die Ukraine militärisch nicht um die Krim kämpfen wird. Oder gibt es eine anderslautende Aussage des Präsidenten?
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Platon »

Die Ukrainer haben sich heute aus Lyman zurückgezogen. Damit drängen die Russen die Ukrainer immer mehr hinter den jeweils nächsten Fluss zurück, an denen sich immer mehr die Frontverläufe orientieren. Nach der Eroberung von Lyman wird man es sicher bald wieder versuchen im Norden über den Fluss zu gehen und so auch von dort die Einkesselung der Ukrainer in dem Gebiet zu vollenden.
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von Seidenraupe »

jellobiafra hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 21:28 Selensky sagt immer, dass die Ukraine militärisch nicht um die Krim kämpfen wird. Oder gibt es eine anderslautende Aussage des Präsidenten?
Selenski wird aktuell wie folgt zitiert
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will als Gegenleistung für einen Frieden kein ukrainisches Territorium aufgeben. «Die Ukraine kämpft, bis sie ihr gesamtes Territorium zurück hat», sagte Selenskyj am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Victor-Pinchuk-Stiftung in Davos. Er war digital zu der Diskussion am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums zugeschaltet.
https://www.sat1.de/news/politik/live-b ... ide-107165
Es ist nur eine Annahme von mir, dass Selensky mit "gesamtes Territorium" auch de Krim mitmeint.

Zu den andauernden Vorwürfen gegenüber Kanzler scholz resp Deutschland wegen schwerer der Lieferung schwerer Kampfpanzer an die Ukraine:

Wieso hat man sich hier so derartig auf Deutschland eingeschossen?
Hat kein NATO-Land , abgesehen von den USA, schwere und moderne Kampfpanzer, die für die Ukraine lieferbar wären?

Welche Länder haben - außer aus ehemals WV-Bestände - schwere Kampfpanzer an die Ukraine geliefert?
Wieso müssen unbedingt Panzer aus dem ehemals Kriegsführenden Deutschland (WW II) geliefert werden um an der Front gegen Russland eingsetzt zu werden?
Wieso wird keine Welle um französische oder italienische Panzer gemacht?
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Re: Russland greift die Ukraine an

Beitrag von oga »

Christdemokrat hat geschrieben: Do 26. Mai 2022, 20:20 Ist die ukrainische Armee überhaupt in der Lage auf breiter Front im Osten und Süden gleichzeitig eine große Sommeroffensive durchzführen? Verfügt die ukrainische Armee über eine zahlenmäßige Übermacht an Soldaten und wichtigem Kriegsgerät, die für solch eine Offensive notwendig wäre?

In solchen konventionellen Bodenkriegen ist eine Offensive meines Wissens in der Regel deutlich schwieriger und auch verlustreicher als die Verteidigung gegen einen Aggressor.
Zahlenmässig vielleicht, aber wie steht es mit der Lufthoheit?
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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