Mendoza hat geschrieben: ↑Sa 26. Nov 2022, 07:49
Wie gutgläubig doch manche sind. Es sind nur 3% Sanktionierte, die sich überhaupt nicht an die Regeln halten,
weil es Sanktionen gibt! Gäbe es diese Regeln nicht mehr, wie vormals von SPD und Grünen (und Linke erst recht) gewünscht, dann würden sich viele um gar nichts kümmern. Jede Menge Menschen sind natürlich auch unverschuldet in die Sozialhilfe reingeraten und bemühen sich selbstständig und auch ohne Druck um einen Job. Jedoch garantiert nicht 97%. Das ist ein Märchen.
Sagen wir es mal so: Auch nach 16 Jahren CDU war selbige Partei nicht in der Lage, gegenüber dem BVerfG die Wirksamkeit der Sanktionen nachzuweisen.
Die These der Ampel-Koalitionäre ist:
An die 3% die wirklich Missbrauch betreiben, kommt man faktisch nicht ran. Weder mit, noch ohne Sanktionen. 3% ist auch kein ungewöhnlicher Faktor - wenn du ein recht beliebiges Klientel in Deutschland nimmst, wirst du bei ausreichend großer Menge auch 3% Menschen mit kriminellen Neigungen dabei haben. Ganz gleich ob das Priester, Ärzte, Anwälte, Richter oder H4-Empfänger sind. Warum also sollte es bei den H4-Empfängern niedriger oder höher sein....
Der Ansatz der Ampel beim Bürgergeld bedeutet auch nicht, dass dort Tür und Tor für Missbrauch geöffnet werden. Vielmehr ging es denen vor allem darum, dass man Fehlentwicklungen gerade in der ersten Zeit als H4er vermeidet.
Man stellt sich den typischen H4-Empfänger so vor, dass da der faule Sack irgendwo rumlungert, wahrscheinlich noch andere Menschen bepöbelt und belästigt, und ansonsten bescheißt er munter Staat und alle, die ihm über den Weg laufen.
Zu H4 kommt man aber auch recht schnell, wenn man beispielsweise nach einer längeren Erkrankung (beispiel Schlaganfall) seinen Arbeitsplatz verliert, aber auch nicht mehr so ohne weiteres in der Lage ist, in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Auch wenn man dann nicht berufsunfähig ist, ist es einfach schwer, mit einer gewissen Behinderung wieder in den Arbeitsmarkt zurück zu kehren, und die Reserven sind schnell aufgebraucht. Für solche Fälle ist eine Karenzzeit hilfreich, die einen nicht zu schnell in die tiefsten Tiefen von H4 versenkt.
Ich finde den einseitigen Blick auf die "Schmarotzer" bei H4 typischerweise im konservativeren Milieu. Was mich immer wieder dort erstaunt, dass völlig naiv ignoriert wird, dass wir Schmarotzer an vielen Stellen im Arbeitsleben haben. Bis zu 50% der Arbeitnehmer haben innerlich gekündigt - und machen nur noch das nötigste. DIE verdienen deutlich mehr als jeder H4-Empfänger, und die bezahlen wir über Preise und Steuern genauso mit, wie die Schmarotzer bei H4. Nur - diese Form des Missbrauchs der Gesellschaft blendet man aus. Dabei ist es egal, ob ich Schmarotzer über überteuerte Preise oder über Steuern bezahle - sie sind ein Ärgernis.
Was hingegen Fakt ist, ist das viele H4-Empfänger mit der zugehörigen Bürokratie deutlich überfordert sind. Dass sie beständig in Angst um ihre Finanzen sind. Dass sie durchaus gerne arbeiten würden, es aber durch die entsprechenden Umstände einfach nicht geht. Wenn du 3h am Tag noch arbeiten kannst, zählst du nicht als erwerbsunfähig. Du kannst ja noch Teilzeit arbeiten.....nur - welcher Arbeitgeber sucht genau diese Klientel und kann diese gut gebrauchen? Die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeit liegt bei über 30% - und auch schon die Berufsunfähigkeit kann dazu führen, dass deine Ausbildung nichts mehr wert ist. Und du als quasi ungelernte Kraft jede Anlerntätigkeit annehmen sollst. Auch solche Fälle landen häufig genug in H4. Diese kämpfen dann mit ihren Ärzten und der Bürokratie um Termine......ist das sinnvoll?
Der Ansatz der Ampel ist dem entsprechend: Ermöglicht mehr Menschen, sich mit H4 zurecht zu finden, und sich dann selbst auch aus dieser Situation zu befreien. Befreit sie für einen gewissen Zeitraum von unnötigen und kontraproduktiven Sanktionsdruck - ermöglicht stattdessen Aus- und Weiterbildung in weit höherem Maße als bisher.
ICH finde darin noch immer mehr als genug fordern und fördern - zumal zu keinem Zeitpunkt die Ampel entgegen der Darstellung der CDU die Sanktionen abgeschafft hat.