Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

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PraetorTacitus
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Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von PraetorTacitus »

Darüber habe ich mir seit Beginn der Pandemie Gedanken gemacht. Wird es überhaupt in Erinnerung bleiben? Die spanische Grippe z.B. ist ja so etwas wie die "vergessene Pandemie" geworden, da sie im Schatten des 1. WK steht, obwohl durch die SG wahrscheinlich mehr Menschen starben als durch den 1. WK. Wird Corona das gleiche Schicksal widerfahren, da insgesamt weniger tödlich als die spanische Grippe prozentual auf die Weltbevölkerung bezogen? Außerdem, wird Corona in bestimmten Bereichen als transformatives Ereignis in die Geschichtsschreibung eingehen?
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Maikel
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Maikel »

PraetorTacitus hat geschrieben:(12 Nov 2021, 02:10)

Darüber habe ich mir seit Beginn der Pandemie Gedanken gemacht. Wird es überhaupt in Erinnerung bleiben? Die spanische Grippe z.B. ist ja so etwas wie die "vergessene Pandemie" geworden, da sie im Schatten des 1. WK steht, obwohl durch die SG wahrscheinlich mehr Menschen starben als durch den 1. WK. Wird Corona das gleiche Schicksal widerfahren, da insgesamt weniger tödlich als die spanische Grippe prozentual auf die Weltbevölkerung bezogen?
Ich hoffe doch nicht, daß auf Corona ein noch schlimmeres Ereignis, wie z.B. ein WK, folgt.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
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3x schwarzer Kater
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

PraetorTacitus hat geschrieben:(12 Nov 2021, 02:10)

Darüber habe ich mir seit Beginn der Pandemie Gedanken gemacht. Wird es überhaupt in Erinnerung bleiben? Die spanische Grippe z.B. ist ja so etwas wie die "vergessene Pandemie" geworden, da sie im Schatten des 1. WK steht, obwohl durch die SG wahrscheinlich mehr Menschen starben als durch den 1. WK. Wird Corona das gleiche Schicksal widerfahren, da insgesamt weniger tödlich als die spanische Grippe prozentual auf die Weltbevölkerung bezogen? Außerdem, wird Corona in bestimmten Bereichen als transformatives Ereignis in die Geschichtsschreibung eingehen?
So ganz deutlich ist deine Fragestellung nicht. Geht es dir bei der Geschichtsschreibung lediglich um das "neutrale" Ausmaß oder darum was man daraus gelernt hat?
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schokoschendrezki
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich glaube man wird die Corona-Pandemie vor allem mit dem Klimawandel in Zusammenhang bringen. Ich hatte von Anfang an so eine Ahnung, dass es da einen Zusammenhang gibt. Hab nur nicht die fachliche Ahnung davon, dass ich das konkretisieren könnte. Inzwischen gibt es sehr wohl wissenschaftliche Arbeiten, die diesen Zusammenhang bestätigen. Unter anderem läuft es darauf hinaus, dass der Klimawandel in einigen chinesischen Provinzen zu einem kurzfristigen Vegetationswachstum führte und in der Folge zu einer viel höheren Populationsdichte von Tierarten (Fledertiere zum Beispiel), die - über Zwischenwirte - letztendlich verantwortlich für den Übersprung auf den Menschen sind.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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PraetorTacitus
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von PraetorTacitus »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Nov 2021, 08:48)

So ganz deutlich ist deine Fragestellung nicht. Geht es dir bei der Geschichtsschreibung lediglich um das "neutrale" Ausmaß oder darum was man daraus gelernt hat?
Ich frage mich: angenommen, es passiert bis zum Ende dieser Dekade nichts extremes mehr, also kein großer Krieg oder so, werden die 2020er Jahre dann als Covid-Dekade in Erinnerung behalten werden oder wird Covid eher eine Randnotitz, ähnlich der spanischen Grippe, werden? Also zum Vergleich, ich würde behaupten, das 14. Jahrhundert ist in der Erinnerung/Geschichtsschreibung als Jahrhundert der Pest/des Schwarzen Tod eingegangen. Ich glaube, es gibt kein Ereignis, das gemeinhin stärker mit dem 14. Jahrhundert assoziiert ist (ob nun gerechtfertigt oder nicht, da kann man ja drüber diskutieren, aber in der öffentlichen Wahrnehmung ist es imho so). Etwas schwächer ist vielleicht die Verbindung, aber ich glaube, die Dekade der 2000er Jahre sind in der öffentlichen Erinnerung/Geschichtsschreibung als erstes die Dekade von 9/11 und als zweites der Weltwirtschaftskrise von 2008. Ich meine, die 2010er haben kein einzelnes, derart prägendes Ereignis gehabt.
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Platon
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Platon »

Man sollte es halt auch als eine Zeit sehen, wo die Leute auf Fotos z.B. in den sozialen Medien alle Masken anhaben.
Es könnte ein Wendepunkt sein, wenn umfangreiche Higienemaßnahmen eingeführt wurden. Ähnlich wie der 11.9 der Beginn von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen war, die längst unabhängig von diesem Ereignis existieren.

Es kommt also darauf an, welche Langzeitwirkungen die Pandemie schließlich haben wird.
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Adam Smith
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Adam Smith »

PraetorTacitus hat geschrieben:(12 Nov 2021, 02:10)

Darüber habe ich mir seit Beginn der Pandemie Gedanken gemacht. Wird es überhaupt in Erinnerung bleiben? Die spanische Grippe z.B. ist ja so etwas wie die "vergessene Pandemie" geworden, da sie im Schatten des 1. WK steht, obwohl durch die SG wahrscheinlich mehr Menschen starben als durch den 1. WK. Wird Corona das gleiche Schicksal widerfahren, da insgesamt weniger tödlich als die spanische Grippe prozentual auf die Weltbevölkerung bezogen? Außerdem, wird Corona in bestimmten Bereichen als transformatives Ereignis in die Geschichtsschreibung eingehen?
Die Spanische Grippe hatte drei Wellen. Die zweite Welle war gerade die Welle, die für die vielen Toten gesorgt hat. Und dieses waren vor allem gesunde junge Menschen gewesen. Das ist ganz untypisch für eine Grippe. Eine Grippe gibt es im Grunde nur eine Welle lang.
Das ist Kapitalismus:

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Platon
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Platon »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Nov 2021, 09:43)

Ich glaube man wird die Corona-Pandemie vor allem mit dem Klimawandel in Zusammenhang bringen. Ich hatte von Anfang an so eine Ahnung, dass es da einen Zusammenhang gibt. Hab nur nicht die fachliche Ahnung davon, dass ich das konkretisieren könnte. Inzwischen gibt es sehr wohl wissenschaftliche Arbeiten, die diesen Zusammenhang bestätigen. Unter anderem läuft es darauf hinaus, dass der Klimawandel in einigen chinesischen Provinzen zu einem kurzfristigen Vegetationswachstum führte und in der Folge zu einer viel höheren Populationsdichte von Tierarten (Fledertiere zum Beispiel), die - über Zwischenwirte - letztendlich verantwortlich für den Übersprung auf den Menschen sind.
Das betrifft ja eher die Entstehung des Virus und möglicher weiterer Viren.

Die Pandemie ist aber ähnlich wie der Klimawandel ein globes Ereignis, vielleicht das erste Ereignis das wirklich zur gleichen Zeit überall auf der Welt vonstatten ging. Es offenbart damit die Spaltungen der Welt, z.B. in Reiche und weniger Reiche Länder wo jetzt in wohlhabenden Ländern die dritte Impfdosis verabreicht wird, während es woanders kaum Impfstoff für die ersten beidne Dosen gibt.

Es könnte aber auch so etwas wie einen weltweiten Trauertag für die Coronaopfer geben, weil es ein Ereignis ist, welches alle Menschen auf der Welt in irgendeiner Weise betrifft. Die Menschen die in Indien an Corona sterben sterben am gleichen Virus zur gleichen Zeit wie die Leute hierzulande.

Analog zum Klimawandel.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

Platon hat geschrieben:(20 Nov 2021, 15:50)

Das betrifft ja eher die Entstehung des Virus und möglicher weiterer Viren.

Die Pandemie ist aber ähnlich wie der Klimawandel ein globes Ereignis, vielleicht das erste Ereignis das wirklich zur gleichen Zeit überall auf der Welt vonstatten ging. Es offenbart damit die Spaltungen der Welt, z.B. in Reiche und weniger Reiche Länder wo jetzt in wohlhabenden Ländern die dritte Impfdosis verabreicht wird, während es woanders kaum Impfstoff für die ersten beidne Dosen gibt.
Also ich weiß nicht. Eine Spaltung der Welt in arm und reich ... das gab es nun wahrhaftig schon immer. Ich hab in meinem bisherigen Leben schon eine ganze Menge erlebt. Ich kann mich zum Beispiel noch daran erinnern, dass ich als Kind fürs Einkaufen gehen "Kartoffelmarken" mitbekam. Ein weiteres sehr prägendes Erlebnis war der Prager Frühling 1968 in Prag selbst. Das war so irgendwie ein bissel der Geruch nach Krieg.

Heute war ich für eine dritte Impfung in einem der Berliner Impfzentren in und vor einem Einkaufszentren. Riesenschlangen. Angekündigte stundenlange Wartezeiten. Ordnungskräfte. Polizei. Aufgeregte Bürger. Ich hatte keine Chance für eine solche Nachimpfung. Das, etwas von dieser Art habe ich bislang noch nicht erlebt.

Und ich bin wirklich - wenn auch nur rein instinktiv - davon überzeugt, dass hier einfach die Sollbruchstelle des Klimawandels nur nicht da stattfindet, wo man sie am ehesten erwartet hätte ... beim Versinken irgendwelcher Pazifik-Inseln oder beim völliigen Austrocknen irgendwelcher Trockenregionen oder bei Superwaldbränden irgendwo in Australien oder dem Westen der USA. Nein. Bei den Epidemien.

Mir ist - auch als Laie - klar, dass es nicht einfach den Einfall irgendeines Schädlingsstamms gibt. Der Mensch lebt schließtlich sowieso und ohnehin in einer Symbiose mit Millionen notwendiger Kleinstlebewesen in seinem Körper. In seinem Darm vor allem. Es gibt einfach eine Balance zwischen gefährlichen Kleinstlebewesen und den Abwehrkräften zum Beispiel von Säugetieren. Die über tausende von Jahren immer leicht zugunsten der Säugetiere ausfiel. Und diese Balance scheint sich nun in der Folge des Klimawandels zu verschieben. Das kann doch auch gar nicht anders sein. Hier in Europa merkt man ja noch gar nicht soviel von den gravierenden Veränderungen. In den arktischen Regionen jedoch ... in Nordkanada, Grönland und vor allem Sibirien. Es ist undenkbar aus meiner Sicht, dass es nicht auch einen radikalen Bruch auf dem Gebiet der Biologie, der Populationen usw. gibt. Da taut gegenwärtig der Dauerfrostboden auf. Kein Mensch weiß, was das in Hinsicht auf Pandemien zur Folge haben kömnte. Welche Zoonosen uns noch aus dem Raum Sibirien bevorstehen. Eine andere kritische Region ist das südliche Afrika. Hier kann man schon jetzt eine radikale Änderung im Zusammenleben von Mensch und Tier im Zuge des KLimawandels erkennen. Es gibt nicht nur ein Artensterben. Es gibt auch eine radikale Änderung im Verhalten bestimmter Tiergruppen. Elefanten und Zebras dringen in landwirtschaftlich genutzte Flächen in einer Art und Weise ein, wie sie das nie zuvor taten. Und lassen sich weder von Elektrozäunen noch von Feuerwerkskörpern davon abhalten.

Die dümmste Idee besteht darin, mit irgendwelchen Gegenmaßnahmen dagegen zu halten. Mit Ingenieurtechnik. Mit "Dämmen". Mit "Niederlande". Solches Zeug mag für langsame und geringfügige Klimaänderungen durchaus nützlich sein. In Wirklichkeit und heute jedoch kommts viel eher darauf an, der Natur freien Lauf zu lassen. Dämme sind da eher kontraproduktiv. Sie hemmen die natürlichen Sedimentablagerungen der Flüsse. Flüsse müssen mäandern können. Es muss großflächige Überschwemmungsgebiete geben. Weg mit den Dämmen. Weg mit den Begradigungen. Weg mit der Boden-Versiegelung durch Straßenbau.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 22. Nov 2021, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

PraetorTacitus hat geschrieben:(12 Nov 2021, 21:37)

Ich frage mich: angenommen, es passiert bis zum Ende dieser Dekade nichts extremes mehr, also kein großer Krieg oder so, werden die 2020er Jahre dann als Covid-Dekade in Erinnerung behalten werden oder wird Covid eher eine Randnotitz, ähnlich der spanischen Grippe, werden? Also zum Vergleich, ich würde behaupten, das 14. Jahrhundert ist in der Erinnerung/Geschichtsschreibung als Jahrhundert der Pest/des Schwarzen Tod eingegangen. Ich glaube, es gibt kein Ereignis, das gemeinhin stärker mit dem 14. Jahrhundert assoziiert ist (ob nun gerechtfertigt oder nicht, da kann man ja drüber diskutieren, aber in der öffentlichen Wahrnehmung ist es imho so). Etwas schwächer ist vielleicht die Verbindung, aber ich glaube, die Dekade der 2000er Jahre sind in der öffentlichen Erinnerung/Geschichtsschreibung als erstes die Dekade von 9/11 und als zweites der Weltwirtschaftskrise von 2008. Ich meine, die 2010er haben kein einzelnes, derart prägendes Ereignis gehabt.
Weder noch. Die 2020er Jahre werden als Beginn einer permanenten Pandemie-Bedrohung eingehen. Ganz und völlig anders als die Pest im Mittelalter. Die Menschen verstehen einfach nicht, dass man Expansivität, Wachstum. Vertrauen in Technologieentwicklung nicht einfach beliebig vorantreiben kann. Und dass es für die Menschen vor allem keine Alternative zum Planeten Erde gibt. Diese ganzen Raumfahrtträume von Leuten wie Elon Musk ... das sind die Phantasien von dummen kleinen Jungs.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Quatschki »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 18:06)

Witzbold. Weil im Sozialismus Amazon-Pakete gründlicher von der Stasi durchleuchtet wurden?

Ein Kennzeichen aller ökonomisch wenig erfolgreichen Systeme besteht darin, dass zum einen der inländische und zum anderen und vor allem auch der inländische informelle WIrtschaftssektor eine viel größere Rolle spielt als in ökonomisch erfolgreichen Systemen. Wer heute Los Angeles anfliegt ... der sieht ein ganzes Geschwader von Containerschiffen im Pazifik, die zum Teil bis zu 2 Wochen auf eine Hafeneinfahrt warten. Weil die Leute in Kalifornien irgendwas ... eine Gegenstromanlage für ihren Swimming Pool oder eine superbillige E-Gitarre aus Vietman im Internet-Kaufangebot entdeckt haben. Schätzchen. Was glaubst du, wird diese Situation auf die Wahrscheinlichkeit von Pandemie-Ausbrüchen wohl haben?
Im Prinzip gebe ich dir Recht.
Denn durch die Globalisierung verbreitete Krankheiten wüten auch unter den Tieren und Pflanzen, unter den Insekten, Bienen, Spinnen und Vögeln, Fröschen und Salamandern mit drastischen Auswirkungen auf die Bestände und die Ökosysteme.
Verglichen damit ist die Angst der Menschen vor dem Covid-Virus und ihr Aktionismus dagegen eine Lachnummer.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von yogi61 »

Quatschki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 19:12)

Im Prinzip gebe ich dir Recht.
Denn durch die Globalisierung verbreitete Krankheiten wüten auch unter den Tieren und Pflanzen, unter den Insekten, Bienen, Spinnen und Vögeln, Fröschen und Salamandern mit drastischen Auswirkungen auf die Bestände und die Ökosysteme.
Verglichen damit ist die Angst der Menschen vor dem Covid-Virus und ihr Aktionismus dagegen eine Lachnummer.
Die Trauer der Angehörigen von Verstorbenen, dürfte dann eher kein Lachnummer sein. Die tröstet eher weniger, dass Amseln, Blaumeisen und Kleiber seit 20 Jahren an einem Virus aus dem 16. Jahrhundert elendig verrecken. Natürlich hat die Globalisierung seinen Preis.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Quatschki »

yogi61 hat geschrieben:(22 Nov 2021, 20:11)

Die Trauer der Angehörigen von Verstorbenen, dürfte dann eher kein Lachnummer sein. Die tröstet eher weniger, dass Amseln, Blaumeisen und Kleiber seit 20 Jahren an einem Virus aus dem 16. Jahrhundert elendig verrecken. Natürlich hat die Globalisierung seinen Preis.
Ich denke, es geht hier um Geschichtsschreibung?
Trauer der Angehörigen...
Als vor 500 Jahren die Großstadt Tenochtitlan ausgelöscht wurde, ein bißchen durch die Spanier, hauptsächlich aber durch die durch sie eingeschleppten Viren, da haben die Angehörigen auch getrauert.
Aber historisch ist so etwas irrelevant!
(außer, wenn sich aus der Trauerei vielleicht eine neue Religion entwickelt)
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

yogi61 hat geschrieben:(22 Nov 2021, 20:11)

Die Trauer der Angehörigen von Verstorbenen, dürfte dann eher kein Lachnummer sein. Die tröstet eher weniger, dass Amseln, Blaumeisen und Kleiber seit 20 Jahren an einem Virus aus dem 16. Jahrhundert elendig verrecken. Natürlich hat die Globalisierung seinen Preis.
Nur: Diese sogenannte "Globalisierung" gabs auch schon vor der Pandemie, Niemanden hats interessiert. Das letzte wirklich große Ding zuvor war die Aids-Welle Mitte Ende der 80er. Dass ein wirklich guter Autor, kluger Kopf und aufrechter Dissident wie Stefan Heym auf die Idee kam, sich an einer Verschwörungstheorie zu beteiligen, nach der das HIV-Virus von der CIA hergestellt wurde ... das hat mir echt zu denken gegeben. Was wollen diese Menschen mit solchen Theorien eigentlich? Heute las ich an einer Bushaltestelle (zum zig wiederholtem Mal): "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht". Herrgott nochmal! Und dieser Satz wird Bertolt Brecht zugeschrieben. Bitte. Schreibt es euch ins Merkheft: Das hat Bertolt Brecht niemals irgendwo gesagt oder geschrieben!! Das ist einfach nur Teil dieses unsäglichen Zitatenscheißs, der seit ziemlicher Zeit kursiert. Alle möglichen Zeitgenossen sollten irgendwas gesagt haben. So gut wie nix davon ist belegt. Bitte: Wer irgendwas zitiert soll nach Art von wissenschaftlichen Beiträgen vorgehen. Also: Erscheinungsjahr, Verlag, Seite sowieso. Mindestens. Dann glaube ich das auch und gehe darauf ein. Aber bitte nicht als Beleg den Verweis auf irgendeine idiotische Zitatensammlung, in der auch nix über Erscehinungsjahr, Verlag, Seite steht, Ich muss im Zweifelsfall das Buch oder die Zeitung bestellen können und dann selbst nachlesen können, Direkt selbst nachlesen! Wort für Wort vergleichen können. Sonst glaube ich garnix!
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

yogi61 hat geschrieben:(22 Nov 2021, 20:11)

Die Trauer der Angehörigen von Verstorbenen, dürfte dann eher kein Lachnummer sein. Die tröstet eher weniger, dass Amseln, Blaumeisen und Kleiber seit 20 Jahren an einem Virus aus dem 16. Jahrhundert elendig verrecken. Natürlich hat die Globalisierung seinen Preis.
Ihren Preis. Aber lass mal. Das ist wirklich nicht so wichtig. Auch wenn ein Satz wie "Das Mädchen aß sein Frühstück" echt klasse und faszinierend ist,.

Dass die Blaumeisen weittgehend weg sind ... das beobachte ich im eigenen Garten seit ein paar Jahren auch. Die Ursache für dieses Blaumeisensterben in MItteleuropa ist ein Bakterium namens "Suttonella ornithocola". Es verursacht bei diesen Vögeln eine Lungenkrankheit und es kommt seit Ende der 90er Jahre aus Großbritannien. Keine Ahnung, was hier die eigentliche Ursache ist. Die Frage ist aber durchaus interessant.

Das eigentlich beunruhigende Phänomen, von dem natürlich auch Singvögel betroffen sind, ist der Insektenrückgang. Es soll mir niemand erzählen, dass das nix mit dem Klimawandel zu tun hat. Eine solch drastische biologische Veränderung in so kurzer Zeit ... das konnte ich mir bislang einfach nicht vorstellen. Insekten ... ja, das ist bzw. war für mich so eine Art Millionen-von-Jahren-Ding. Unveränderlich. Immer da. Jetzt sind sie weg. Weitestgehend jedenfalls. Ich kann im Hochsommer tausend Kilometer durch Mittelereuropa fahren und kein einziges dieser Viecher klebt auf meiner Windschutzscheibe. Wirklich: Es soll mir doch niemand sagen, dass dieses extreme Phänomen nicht auch ein Indikator dafür ist, dass es ganz grundsätzliche Balanceverschiebungen im Krankeitserregerdruck für den Menschen ist. Es passiert gegenwärtig einfach etwas ganz grundsätzliches. Und das können wahrscheinlich auch Experten nicht wirklich einschätzen. Es warten auf die Menschen schon in der näheren Zukunft Zoonosen, gegen die Covid 19 harmlos ist. Weil sich die Ökosysteme grundlegend verändern. Tiere flüchten aus entwaldeten Regionen. Wandern in agrarwirtschaftliche Regionen oder Städte ein. Ernähren sich von Soja oder Mais oder aus Mülltonnen. Man muss kein Biologe sein, um sich ein Bild von dem grundsätzlichen systemischen Wandel zu machen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 22. Nov 2021, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Nov 2021, 09:43)

Ich glaube man wird die Corona-Pandemie vor allem mit dem Klimawandel in Zusammenhang bringen. Ich hatte von Anfang an so eine Ahnung, dass es da einen Zusammenhang gibt. Hab nur nicht die fachliche Ahnung davon, dass ich das konkretisieren könnte. Inzwischen gibt es sehr wohl wissenschaftliche Arbeiten, die diesen Zusammenhang bestätigen. Unter anderem läuft es darauf hinaus, dass der Klimawandel in einigen chinesischen Provinzen zu einem kurzfristigen Vegetationswachstum führte und in der Folge zu einer viel höheren Populationsdichte von Tierarten (Fledertiere zum Beispiel), die - über Zwischenwirte - letztendlich verantwortlich für den Übersprung auf den Menschen sind.
es ist doch eher so, daß der Mensch durch seinen Drang der ungezügelten Vermehrung (zum Glück nicht überall) immer stärker in Bereiche vordringt, wo er nix zu suchen hat (z.B. Regenwald).
Und diese Überbevölkerung ist auch eine Ursache des Klimawandels. Ich betrachte das sogar als primäres Problem.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von yogi61 »

Quatschki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 20:29)

Ich denke, es geht hier um Geschichtsschreibung?
Trauer der Angehörigen...
Als vor 500 Jahren die Großstadt Tenochtitlan ausgelöscht wurde, ein bißchen durch die Spanier, hauptsächlich aber durch die durch sie eingeschleppten Viren, da haben die Angehörigen auch getrauert.
Aber historisch ist so etwas irrelevant!
(außer, wenn sich aus der Trauerei vielleicht eine neue Religion entwickelt)
Du weisst doch genau, dass Dinge heute ganz anders eben digital archiviert werden Natürlich haben die früher auch getrauert. Die Menschen haben sich aber auch nicht für unverwüstlich gehalten.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

PraetorTacitus hat geschrieben:(12 Nov 2021, 21:37)

Ich frage mich: angenommen, es passiert bis zum Ende dieser Dekade nichts extremes mehr, also kein großer Krieg oder so, werden die 2020er Jahre dann als Covid-Dekade in Erinnerung behalten werden oder wird Covid eher eine Randnotitz, ähnlich der spanischen Grippe, werden? Also zum Vergleich, ich würde behaupten, das 14. Jahrhundert ist in der Erinnerung/Geschichtsschreibung als Jahrhundert der Pest/des Schwarzen Tod eingegangen. Ich glaube, es gibt kein Ereignis, das gemeinhin stärker mit dem 14. Jahrhundert assoziiert ist (ob nun gerechtfertigt oder nicht, da kann man ja drüber diskutieren, aber in der öffentlichen Wahrnehmung ist es imho so). Etwas schwächer ist vielleicht die Verbindung, aber ich glaube, die Dekade der 2000er Jahre sind in der öffentlichen Erinnerung/Geschichtsschreibung als erstes die Dekade von 9/11 und als zweites der Weltwirtschaftskrise von 2008. Ich meine, die 2010er haben kein einzelnes, derart prägendes Ereignis gehabt.
Hoffentlich wird diese Pandemie nicht dier Erste von Vielen Folgenden sein.
Hoffentlich hat man seine Lehren daraus gezogen.
Hier habe ich ein wenig Zweifel.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

roli hat geschrieben:(22 Nov 2021, 21:37)

es ist doch eher so, daß der Mensch durch seinen Drang der ungezügelten Vermehrung (zum Glück nicht überall) immer stärker in Bereiche vordringt, wo er nix zu suchen hat (z.B. Regenwald).
Und diese Überbevölkerung ist auch eine Ursache des Klimawandels. Ich betrachte das sogar als primäres Problem.
Nee. Der Drang nach "ungezügelter Vermehrung" des Menschen nimmt sogar ab. Rapide. In einem besonders technologisch entwickelten Land wie Japan ... wollen immer mehr Männer nicht mehr Sex mit realen Frauen sondern Sex mit virtuellen Figuren. Es hat kaum noch jemand Lust. Die Geburtenrate sinkt drastisch. Das Land altert wie kaum sonst irgendwo. Fremde, die eine Verjüngung herbeiführen könnten, sind auch nicht erwünscht. Also ...
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

yogi61 hat geschrieben:(22 Nov 2021, 21:41)

Du weisst doch genau, dass Dinge heute ganz anders eben digital archiviert werden Natürlich haben die früher auch getrauert. Die Menschen haben sich aber auch nicht für unverwüstlich gehalten.
Es gibt in Europa in den letzten paar Jahrhunderten ein singuiläres Ereignis. Ich musste mir das auch erst richtig erklären lassen. Und das ist das Erdbeben von Lissabon 1755. Alle Philosophen und Denker der Aufklärung haben darüber sinniert und geschrieben. Die ganze Frage der Theodizee, die Frage warum Gott ein solches Leiden zulassen kann, wurde damit neu überdacht. Überhaupt; Die Hinwendung zum Gedanken, dass die Welt nicht einfach so sein muss wie sie ist, vernünftig und gottgegeben eingerichtet, sondern eben so oder so sein kann .... je nachdem wie der Mensch sich verhält .... wurde ganz wesentlich von diesem Ereignis geprägt. "Kontingenz" nennt sich der philosophische Schlüsselbegriff. Die Welt muss nicht notwendigerweise so sein wie sie ist.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von H2O »

Diesen Rückgang der Wohnbevölkerung kann man aber in allen hochentwickelten Industriestaaten feststellen, ganz ohne Cybersex als Ursache. Allerdings hält Japan damit einen Rekord mit 1,36 Kindern je Frau. Deutschland ist mit 1,54 Kindern je Frau nicht gerade um Welten davon entfernt. Unsere Wohnbevölkerung wächst durch Zuwanderung aus unseren Nachbarländern und aus Kriegsgebieten. Polen ist auch auffällig mit 1,42 Kindern je Frau... und Auswanderungsland... In der Hinsicht besonders auffällig sind die baltischen Republiken.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(22 Nov 2021, 22:02)

Weil es halt verboten ist den Wolf zu jagen.

https://wolf.nrw/wolf/de/grundlagen/schutz
Ja gut. Also der Wolf. Der hat aus meiner Sicht überhaupt keine Bedeutung im Geschehen. Als Symptom kann man die Wiedereinwanderung des Wolfs aus Osteuropa nach Mitteleuropa vielleicht noch ernsnehmen. Entscheidend aus meinem (wie geschrieben laienhaften) Verständnis ist die massenhafte Einwanderung von sowas wie Waschbären, Füchsen in die Städte. Ich sehe es ja täglich. Das ist - neben dem Insektenrückgang - irgendwie etwas einfach nicht normal. Da hat sich irgendetwas ganz grundsätzlich verschoben. Ich glauib der Marderhund kommt auch noch dazu. "Kulturfolger". Der Wolf dürfte dabei kaum eine Rolle spielen. Marder tummeln sich seit etlichen Jahren in einem Teil meines Dachbereichs. Es ist nicht ganz einfach, die fernzuhalten, wenn man sie denn fernhalten will. Ich denke nur immer: Naja. Gott. Sollen sie halt. Aber es ist einfach so, dass sich die Ökosysteme verändern. Es weiß einfach kaum jemand aber es ahnen viele Experten, dass dieser Übersprungmechanismus überhaupt erst an Fahrt aufniimmt.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von yogi61 »

roli hat geschrieben:(22 Nov 2021, 21:41)

Hoffentlich wird diese Pandemie nicht dier Erste von Vielen Folgenden sein.
Hoffentlich hat man seine Lehren daraus gezogen.
Hier habe ich ein wenig Zweifel.
Da habe ich auch meine Zweifel und das wäre wohl auch unlogisch. Wie diese Krise später in der Geschichtsschreibung bewertet wird, hängt von einigen Faktoren ab. Zunächst einmal, kommt es darauf wie lange die Krise noch dauert und welche Schäden am Ende stehen. Zur Zeit gibt es dafür noch keine seriösen Prognosen. Neue Virusvarianten mit einem Potential zum Immunescape sind genau so denkbar, wie die Entwicklung potenter Wirkstoffe außerhalb der Impfung, die der Krankheit den Schrecken nehmen.
Dann muss man natürlich auch fragen, wann diese Frage von der Geschichtsschreibung gestellt wird. In 10 Jahren in 50 Jahren, oder in 200 Jahren. Wenn das erst in weiter Zukunft bewertet wird, dann kommt es darauf an, ob es in der Zwischenzeit zu anderen Naturkatastrophen gekommen ist. Dann wird man quasi ein Ranking vornehmen und bei noch größeren, negativen und weltweiten Ereignissen wird es natürlich eine gewisse Relativierung geben.
Später wird man berichten, dass eine Pandemie seit langer Zeit auch einmal die sogenannte westliche Welt getroffen hat. Eine Welt die sich manchmal schon für unverwundbar gehalten hat und die mal ganz schnell auf einer Reihe Defizite aufmerksam gemacht wurde. Bewertet wird sicherlich auch das Handeln während der Pandemie. Man wird schreiben, dass da Fehler gemacht wurden, man wird aber auch eine gewisse Milde walten lassen, weil eben am Ende eine Naturkatastrophe auch immer eine Naturkatastrophe ist und wenn ein neues Virus auf ein jungfräuliches Immunsystem trifft, sind die Folgen biologisch auch klar und das so etwas auch zur Konfusion führt. Was ebenfalls bleibt, ist die wissenschaftliche Tatsache, dass es gelungen ist, so schnell Impfstoffe zu entwickeln. Dabei bleibt aber der bittere Beigeschmack, dass man in diesem Fall enorme finanzielle Mittel zu Verfügung gestellt hat, von der die Malaria, Ebola, aber auch die Aids-Forschung relativ gesehen nur träumen können. Bitter meine ich damit, dass man später der Meinung sein könnte, dass die effiziente Bekämpfung von bestimmten Krankheiten weniger mit der Komplexität zusammenhängt, sondern eher mit Tatsache wo sie ausbricht und wen sie betrifft. Man könnte sogar die These aufstellen, dass es insgesamt bei dieser Art der Krankheitsbekämfung besser ist, wenn so etwas auch die Nordhalbkugel und die sogenannte westliche Welt betrifft.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(22 Nov 2021, 22:06)

Diesen Rückgang der Wohnbevölkerung kann man aber in allen hochentwickelten Industriestaaten feststellen, ganz ohne Cybersex als Ursache. Allerdings hält Japan damit einen Rekord mit 1,36 Kindern je Frau. Deutschland ist mit 1,54 Kindern je Frau nicht gerade um Welten davon entfernt. Unsere Wohnbevölkerung wächst durch Zuwanderung aus unseren Nachbarländern und aus Kriegsgebieten. Polen ist auch auffällig mit 1,42 Kindern je Frau... und Auswanderungsland... In der Hinsicht besonders auffällig sind die baltischen Republiken.
Es hat vor allem und ganz offensichtlich überhaupt nix mehr mit katholischer Prägung zu tun. Deutschland ist von wegen niedriger Geburtenrate so gut wie absolute Weltspitze. Japan und Polen rangieren auch ganz oben. Polen, ja, das Land mit den strengsten Abtreibungsgesetzen. Das kann man einfach nicht mehr sagen: Dass der Vermehrungswillen in den Industriestaaten irgendein Problem ist. Es gibt kaum noch einen LKW, einen Geschäftswagen, eine Baustelle, ein ... ja irgendwas ... auf dem nicht irgendein Spruch nach dem Muster "Wir suchen dich" zu lesen ist. Überall werden Menschen gesucht. Es wird nix so verzweifelt herbeigewünscht wie: Mehr Menschen. Verantwortliche Politiker wollen unter allen Umständen die Einwanderungsraten erhöhen. Wobei man hier natürlich einschränken muss: Die Einwanderungsraten qualifizierter oder zumindest potenziell qualifizierter Fachkräfte.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 18:13)

Weder noch. Die 2020er Jahre werden als Beginn einer permanenten Pandemie-Bedrohung eingehen. Ganz und völlig anders als die Pest im Mittelalter. Die Menschen verstehen einfach nicht, dass man Expansivität, Wachstum. Vertrauen in Technologieentwicklung nicht einfach beliebig vorantreiben kann. Und dass es für die Menschen vor allem keine Alternative zum Planeten Erde gibt. Diese ganzen Raumfahrtträume von Leuten wie Elon Musk ... das sind die Phantasien von dummen kleinen Jungs.
Ein Raumfahrttouristenausflug schädigt unsere Umwelt mehr als ein (relativ) armer Mensch in seinem ganzen Leben.
Aber das Hauptproblem ist nicht Wachstum oder Expansivität sondern die steigende Überbevölkerungrate.
Der Menschen triit in Welten (man könnte auch schreiben Regionen) vor, wo er nix zu suchen hat. :D
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 21:27)

Ihren Preis. Aber lass mal. Das ist wirklich nicht so wichtig. Auch wenn ein Satz wie "Das Mädchen aß sein Frühstück" echt klasse und faszinierend ist,.

Dass die Blaumeisen weittgehend weg sind ... das beobachte ich im eigenen Garten seit ein paar Jahren auch. Die Ursache für dieses Blaumeisensterben in MItteleuropa ist ein Bakterium namens "Suttonella ornithocola". Es verursacht bei diesen Vögeln eine Lungenkrankheit und es kommt seit Ende der 90er Jahre aus Großbritannien. Keine Ahnung, was hier die eigentliche Ursache ist. Die Frage ist aber durchaus interessant.

Das eigentlich beunruhigende Phänomen, von dem natürlich auch Singvögel betroffen sind, ist der Insektenrückgang. Es soll mir niemand erzählen, dass das nix mit dem Klimawandel zu tun hat. Eine solch drastische biologische Veränderung in so kurzer Zeit ... das konnte ich mir bislang einfach nicht vorstellen. Insekten ... ja, das ist bzw. war für mich so eine Art Millionen-von-Jahren-Ding. Unveränderlich. Immer da. Jetzt sind sie weg. Weitestgehend jedenfalls. Ich kann im Hochsommer tausend Kilometer durch Mittelereuropa fahren und kein einziges dieser Viecher klebt auf meiner Windschutzscheibe. Wirklich: Es soll mir doch niemand sagen, dass dieses extreme Phänomen nicht auch ein Indikator dafür ist, dass es ganz grundsätzliche Balanceverschiebungen im Krankeitserregerdruck für den Menschen ist. Es passiert gegenwärtig einfach etwas ganz grundsätzliches. Und das können wahrscheinlich auch Experten nicht wirklich einschätzen. Es warten auf die Menschen schon in der näheren Zukunft Zoonosen, gegen die Covid 19 harmlos ist. Weil sich die Ökosysteme grundlegend verändern. Tiere flüchten aus entwaldeten Regionen. Wandern in agrarwirtschaftliche Regionen oder Städte ein. Ernähren sich von Soja oder Mais oder aus Mülltonnen. Man muss kein Biologe sein, um sich ein Bild von dem grundsätzlichen systemischen Wandel zu machen.
Ursachen für das Insektensterben finden wir in der Landwirtschaft (Pestizide sind wichtig, sonst sinkt der Umsatz), die Zersiedelung der Landschaft (aber man will ja kräftig weiter bauen) und auch die Tatsache, daß es kaum noch Häuser und Grundstücke mit vernünftigen Gärten gibt (oh weh, ein Garten macht doch viel zu viel Arbeit). Zudem, die Neubauten heutzutage haben kaum noch einen Garten anbei (Grunstück wäre viel zu teuer).
Nicht alles auf den Klimawandel schieben. AUch wenn es den natürlich gibt.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von H2O »

Verantwortliche Politiker wollen unter allen Umständen die Einwanderungsraten erhöhen. Wobei man hier natürlich einschränken muss: Die Einwanderungsraten qualifizierter oder zumindest potenziell qualifizierter Fachkräfte.
Das ist für entwickelte Länder natürlich eine ganz feine Sache: Man erspart sich die Mühen von 18 Jahren Kinderbetreuung und Heranbildung zu Menschen, und übernimmt ein Halbfertigprodukt, das nun noch "veredelt" werden muß... natürlich nicht ohne die dazu erforderlichen Kosten auf die Allgemeinheit um zu legen. Nun gut, wenn die Sache gelingt, werden diese jungen Menschen die Rente für die Alten erarbeiten, die sich... siehe oben... diese Mühen erspart hatten.

Die Herkunftsländer haben wegen der dort vorherrschenden Schieflagen kaum die Möglichkeit, sich erfolgreich gegen die Pandemie zur Wehr zu setzen... wobei ich hochmütig annehme, daß der Bildungsstand dort nicht so hoch gediehen ist, daß die Menschen Gegenmaßnahmen gegen die Pandemie anders als staatliche Willkür empfinden. Querschlüsse zur Lage einer Minderheit in entwickelten Staaten sind zugelassen...
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 21:44)

Nee. Der Drang nach "ungezügelter Vermehrung" des Menschen nimmt sogar ab. Rapide. In einem besonders technologisch entwickelten Land wie Japan ... wollen immer mehr Männer nicht mehr Sex mit realen Frauen sondern Sex mit virtuellen Figuren. Es hat kaum noch jemand Lust. Die Geburtenrate sinkt drastisch. Das Land altert wie kaum sonst irgendwo. Fremde, die eine Verjüngung herbeiführen könnten, sind auch nicht erwünscht. Also ...
Japan ist nicht das Problem.
Es sind ärmere Länder z.B. in Afrika und Asien.
Ja, auch China, auch wenn die als einziges Land bisher gegengesteuert haben.

https://www.br.de/wissen/weltbevoelkeru ... t-100.html

Auch wenn hier steht, das Wachstum lässt etwas nach. Ich glaube noch nich so daran.
Nur Wohlstand und Bildung kann die Katastrophe verhindern.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von H2O »

Und diese Überbevölkerung ist auch eine Ursache des Klimawandels. Ich betrachte das sogar als primäres Problem.
Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Wahrheit. Der größere Teil der Wahrheit ist die Naturvernichtung durch viel zu hohe Lebensansprüche in den zivilisierten Staaten... sehr schön beschrieben durch den ökologischen Fußabdruck, den sich unsere fortgeschrittenen Gesellschaften leisten. Wir vernichten unsere Lebensgrundlagen. Wir beuten den Planeten aus. Von hier aus breitet sich die Pandemie über den Erdball aus.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

H2O hat geschrieben:(23 Nov 2021, 07:53)

Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Wahrheit. Der größere Teil der Wahrheit ist die Naturvernichtung durch viel zu hohe Lebensansprüche in den zivilisierten Staaten... sehr schön beschrieben durch den ökologischen Fußabdruck, den sich unsere fortgeschrittenen Gesellschaften leisten. Wir vernichten unsere Lebensgrundlagen. Wir beuten den Planeten aus. Von hier aus breitet sich die Pandemie über den Erdball aus.
na ja, schau Dir mal den Regenwald in Brasilien, in Zemtralkongo, in Indonesien an. Aktuell auch den Abbau für die Batterien (u.A. für E-Autos) in der dritten und zweiten Welt.
Die Ausdehnung der Menschen in Afrika, Indien, China etc.
Gut, China gehört eher zur Ersten, auch wenn Die von uns noch Entwicklungshilfe bekommen.
Schau Dir mal die Bilder einiger Flüsse in Afrika und Aisen an. Dort sieht du kein Wasser mehr.
Und das ist nicht nur Plastikmüll aus Amerika und Europa, wie das manche Besserwisser gerne behaupten.

Auch die Naturvernichtung bei uns geschieht durch Massentierhaltung, Versiedelung, Faulheit (keine artgerechten (für Insekten tauglich) Gärten), Egoismus (das Haus hat ne Menge Kohle gekostet, ich mache damit was ich will) etc. Zu hohe Lebensansprüche findet man wohl eher in der Oberschicht und der oberen Mittelschicht. Aber die bröckelt ja auch. Also die Mittelschicht. Letzt habe ich einen Bericht gelesen, wieviel CO2-Belastung in der Oberschicht erzeugt wird. Luxusjachten, Privatjets etc. Hat schon enormes Gewicht.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

roli hat geschrieben:(23 Nov 2021, 07:44)

Japan ist nicht das Problem.
Es sind ärmere Länder z.B. in Afrika und Asien.
Ja, auch China, auch wenn die als einziges Land bisher gegengesteuert haben.

https://www.br.de/wissen/weltbevoelkeru ... t-100.html

Auch wenn hier steht, das Wachstum lässt etwas nach. Ich glaube noch nich so daran.
Nur Wohlstand und Bildung kann die Katastrophe verhindern.
Da wirst du mit dem entschiedenen Widerstand eines ständig wachsenden Teils der Bevölkerung in den westlichen Ländern rechnen müssen. Für die ist "Wohlstandsökonomie" das zentrale Ding der Nachrkriegsgesellschaften. Etwas wogegen sie Ideen wie "Wachstumskritik" setzen.

Wenn wir in dem Zusammenhang wirklich auf das Thema "Pandemien" kommen ... Das rituelle Baden der Hindus in Indien im Ganges ... einer der verdrecktesten Flüsse der Welt. Wo wirklich und buchstäblich Millionen von Menschen ein rituelles Bad nehmen. Ohne Schutz und Maske natürlich. Es ist wohl nicht so, dass diese Praxis nicht auch ihren Anteil an der pandemischen Entwicklung in Indien hatte. Aber diese Praxis ist überhaupt nicht und in keinster Weise entscheidend. Ich bin - sicherlich nur rein instinktiv und ohne wirkliche Fachkenntnisse - davon überzeugt, dass so etwas wie das Auftauen des Permafrostbodens in Sibirien viel viel entscheidender für das Entstehen neuer Pandemien ist.

Nur als Beispiel: FSME. Frühsommer-Meningoenzephalitis, auf gut Deutsch ǵesagt: Zeckenbiss. Sibirien und der Ural werden regelrecht als "FSME-Gürtel" bezeichnet. Wenn nun große Teile dieser Region "auftauen" .. da kannst du dir leicht vorstellen, was das für Auswirkungen haben könnte.Riesige dichte Menschenansammlungen wie etwa bei den rituellen Bädern im Ganges ... bewirken vielleicht etwas ganz anderes: Eine Immunisierung. Zoonosen entstehen ganz anders. Irgendwo, in einem Winkel, unbeobachtet.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von FrankP »

Meine Tipps, was die spätere Bewertung der Pandemie angeht:

1. Man wird sagen: "Das war mit Ansage - es stellte sich nie die Frage, ob sowas kommt, lediglich wann." Und das wird korrekt sein. Spätestens seit der SARS-Epidemie, die gerade noch begrenzt werden konnte, waren sich Virologen und Epidemiologen praktisch einig darüber, dass die nächste Pandemie mehr oder weniger vor der Tür steht. Hat bloß kaum jemanden interessiert.

2. Das Blabla darüber, dass corona durch das Vordringen des Menschen in bisher unberührte Bereiche kommt, wird man ach als solches benennen. Der Ausbruch geschah schließlich in Zentralchina - also in einer der am längsten intensiv bewirtschafteten Regionen unseres Planeten. Unberührten Regenwald gibt's da schon ewig nicht mehr. Auch die anderen, tatsächlich aus dem tropischen Regenwald stammenden Erkrankungen sind nichts Neues: Von Ebola über Hanta bis zu Dengue usw. - von all dem ist der Mensch in jenen Regionen lange betroffen, keine einzige virale Erkrankung ist wirklich "neu". Lediglich das Ausmaß und die Geschwindigkeit ihrer Verbreitung.

3. Einen Zusammenhang mit dem Klimawandel wird kein Geschichtsschreiber sehen. Der ist ja bereits jetzt im Wesentlichen eine von nur wenigen Vollerwerbshysterikern mühsam zusammenkonstruierte Panikmache. Die halt gut zur allgemein verbreiteten Panik ("Wir sind die letzte Generation...", "unser Planet schwebt in Lebensgefahr...", "die Erde wird unbewohnbar..." etc.) passt.

4. Innerhalb von zwanzig, dreißig Jahren wird sich der allergrößte Teil der Bevölkerung kaum mehr an die Pandemie erinnern, dementsprechend wird man im Verhalten wieder zur Vor-Pandemiezeit zurückkehren. So war's nach der Pest, so war's nach der Influenza von 1918, so wird's wieder sein. Der Mensch ist halt begrenzt lernfähig. Vielleicht bleibt ja ein Rest von Vorsicht und Vorratshaltung für einige Zeit...

und schließlich 5. Ich vermute, wer in ein paar Jahrzehnten zurückblickt, wird corona und Klimawandel mit einem Lächeln als "sekundär" abtun, weil wir bis dahin noch ganz andere Probleme haben werden. Möglichkeiten gibt's genug...
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Teeernte »

roli hat geschrieben:(23 Nov 2021, 07:44)

Japan ist nicht das Problem.
Es sind ärmere Länder z.B. in Afrika und Asien..
Arme Länder >>>> wenig CO2 Emission - wo ist das Problem ?? Die haben auch kein Corona Ärger.

Wir sind zu Reich ?? Na DAS lässt sich ändern...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

Teeernte hat geschrieben:(23 Nov 2021, 23:56)

Arme Länder >>>> wenig CO2 Emission - wo ist das Problem ?? Die haben auch kein Corona Ärger.

Wir sind zu Reich ?? Na DAS lässt sich ändern...
CO2 ist aber nicht unser einziges Umweltproblem. Auch wenn sich (fast) alle darauf eingeschossen haben.

Übrigens weisst Du sicherlich, wo China seine Kohlekraftwerke in letzter Zeit gebaut hat. ;)
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von roli »

FrankP hat geschrieben:(23 Nov 2021, 18:00)

Meine Tipps, was die spätere Bewertung der Pandemie angeht:

1. Man wird sagen: "Das war mit Ansage - es stellte sich nie die Frage, ob sowas kommt, lediglich wann." Und das wird korrekt sein. Spätestens seit der SARS-Epidemie, die gerade noch begrenzt werden konnte, waren sich Virologen und Epidemiologen praktisch einig darüber, dass die nächste Pandemie mehr oder weniger vor der Tür steht. Hat bloß kaum jemanden interessiert.

2. Das Blabla darüber, dass corona durch das Vordringen des Menschen in bisher unberührte Bereiche kommt, wird man ach als solches benennen. Der Ausbruch geschah schließlich in Zentralchina - also in einer der am längsten intensiv bewirtschafteten Regionen unseres Planeten. Unberührten Regenwald gibt's da schon ewig nicht mehr. Auch die anderen, tatsächlich aus dem tropischen Regenwald stammenden Erkrankungen sind nichts Neues: Von Ebola über Hanta bis zu Dengue usw. - von all dem ist der Mensch in jenen Regionen lange betroffen, keine einzige virale Erkrankung ist wirklich "neu". Lediglich das Ausmaß und die Geschwindigkeit ihrer Verbreitung.

3. Einen Zusammenhang mit dem Klimawandel wird kein Geschichtsschreiber sehen. Der ist ja bereits jetzt im Wesentlichen eine von nur wenigen Vollerwerbshysterikern mühsam zusammenkonstruierte Panikmache. Die halt gut zur allgemein verbreiteten Panik ("Wir sind die letzte Generation...", "unser Planet schwebt in Lebensgefahr...", "die Erde wird unbewohnbar..." etc.) passt.

4. Innerhalb von zwanzig, dreißig Jahren wird sich der allergrößte Teil der Bevölkerung kaum mehr an die Pandemie erinnern, dementsprechend wird man im Verhalten wieder zur Vor-Pandemiezeit zurückkehren. So war's nach der Pest, so war's nach der Influenza von 1918, so wird's wieder sein. Der Mensch ist halt begrenzt lernfähig. Vielleicht bleibt ja ein Rest von Vorsicht und Vorratshaltung für einige Zeit...

und schließlich 5. Ich vermute, wer in ein paar Jahrzehnten zurückblickt, wird corona und Klimawandel mit einem Lächeln als "sekundär" abtun, weil wir bis dahin noch ganz andere Probleme haben werden. Möglichkeiten gibt's genug...
Ja, ein grosses zukünftiges Problem (na ja, aktuell ist es ja auch schon eins) hatte ich ja schon angesprochen. Eskaliert Dieses, dann wird der Umweltschutz leider keine Priorität mehr besitzen.
Mit den Vollerwerbshysterikern gebe ich Dir natürlich recht. Ist ein lohnendes Geschäft.
Wobei ich natürlich auch für Maßnahmen bin.
Aber nicht so, wie Grüne etc. das gerne hätten.
Von den FFF Hanseln mal ganz zu schweigen. Auch wenn Die mit Manchem recht haben.
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Teeernte »

roli hat geschrieben:(24 Nov 2021, 09:39)

CO2 ist aber nicht unser einziges Umweltproblem. Auch wenn sich (fast) alle darauf eingeschossen haben.

Übrigens weisst Du sicherlich, wo China seine Kohlekraftwerke in letzter Zeit gebaut hat. ;)
in der Geschichtsschreibung wird nur der Klopapiermangel bleiben.

Natürlich kann man auch die Produktion von CO2 "auslagern".
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Dark Angel »

PraetorTacitus hat geschrieben:(12 Nov 2021, 02:10)

Darüber habe ich mir seit Beginn der Pandemie Gedanken gemacht. Wird es überhaupt in Erinnerung bleiben? Die spanische Grippe z.B. ist ja so etwas wie die "vergessene Pandemie" geworden, da sie im Schatten des 1. WK steht, obwohl durch die SG wahrscheinlich mehr Menschen starben als durch den 1. WK. Wird Corona das gleiche Schicksal widerfahren, da insgesamt weniger tödlich als die spanische Grippe prozentual auf die Weltbevölkerung bezogen? Außerdem, wird Corona in bestimmten Bereichen als transformatives Ereignis in die Geschichtsschreibung eingehen?
"Die Geschichtsschreibung" wird die Corona-Pandemie gar nicht bewerten, wenn überhaupt, wird sie bestenfalls eine Fußnote in der Geschichtsschreibung bleiben. Genauso wie die Spanische Grippe, die Honkong-Grippe, die Asiatische Grippe oder die Pestausbrüche zur Zeit des Imperium Romanum.
Anders als bei den Pestepedemien des 14. Jh, bei denen etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung Europas starb, ist die Letalitätsrate der Coronapandemie vergleichsweise gering, geringer als die der Spanischen Grippe.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Nov 2021, 21:44)

Nee. Der Drang nach "ungezügelter Vermehrung" des Menschen nimmt sogar ab. Rapide. In einem besonders technologisch entwickelten Land wie Japan ... wollen immer mehr Männer nicht mehr Sex mit realen Frauen sondern Sex mit virtuellen Figuren. Es hat kaum noch jemand Lust. Die Geburtenrate sinkt drastisch. Das Land altert wie kaum sonst irgendwo. Fremde, die eine Verjüngung herbeiführen könnten, sind auch nicht erwünscht. Also ...
In den Industrienationen schrumpft die Bevölkerung, global allerdings nicht.
Die Weltbevölkerung wächst taglich um 220.000 Menschen, das sind 150 pro Minute.
In Afrika wächst die Bevölkerung prozentual am stärksten ==> heute beträgt der Anteil der afrikanischen Bevölkerung 16% an der Weltbevölkerung und wird 2050 bei 26% liegen.
Da ist der Rückgang der Bevölkerung in Japan, die gerade mal 126 Mio beträgt, auch relevant. Janee - is klar. :s
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Wie wird die Geschichtsschreibung Corona bewerten?

Beitrag von schokoschendrezki »

Man sollte diese Fragen etwas mehr von den Ursachen und weniger von den Wirkungen her betrachten. Letztendliche Ursache für die Pestepidemie im Mittelalter waren Klimaveränderungen in Zentralasien. Das ist sozusagen der Kern des Phänomens. Auch die Pest war eine Zoonose. Für die Rattenflöhe wurde es ungemütlich und gleichzeitig wurden Handelswege nach Europa erschlossen.

Es ist eine Frage der Balancen in komplexen Systemen. Es gibt reversible Balancen, bei denen das System wieder in irgendeine stabile Ausgangslage zurückkehrt. Und es gibt irrreversible. Und je nachdem wie stark die gegenwärtigen Klimaveränderungen sind, wird sich zeigen, womit wir es in naher Zukunft zu tun haben werden.

Man kann die Ausbreitung von eher kurzlebigen Kulturfolgern wie Ratten, Staren oder Tauben im Zuge der menschengemachten Lebensraumumgestaltungen ein wenig vergleichen wie den Rückkopplungseffekt bei falsch positionierten Mikrofonen und falsch eingestellten Verstärkeranlagen. Und jetzt kommt der Klimawandel hinzu. Es gibt ein ganz grundsätzliches und permanent vorhandenes Zoonosenpotenzial. Das eben aus dem Gleichgewicht kommen kann,
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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