H2O hat geschrieben:(11 Jan 2022, 01:06)
Hoffentlich auch befohlener Bruch der einfachsten Menschenrechte von Frauen und Kindern und das mißbräuchliche Ausspähen des politischen Wettbewerbs durch den Geheimdienst..
Das ist aus menschlicher Sicht und auch aus der Perspektive politischer Grundsätze nur wünschenswert.
Man kann halt zwei Perspektiven unterscheiden: Erstens: die der persönlichen Einstellung. Meine persönliche Einstellung zur PiS-Regierung ist sehr negativ. Insbesondere in Hinsicht auf Pressefreiheit, Gewaltenteilung, aber auch in Hinsicht auf die Wiederetablierung eines sehr traditionalistischen Familienbilds und der Überhöhung des Nationenbegriffs.
Zweitens: Eine möglichst realistische Einschätzung der politischen Verhältnisse und möglichen Entwicklungen. Eine eigentlich erstaunliche Anzahl von politischen Journalisten scheint die Durchsetzungskraft von Interessenten aus dem Wirtschaftsbereich, nicht nur Unternehmen sondern vor allem auch von Wirtschaftsverbänden zu unterschätzen oder sogar zu ignorieren.
Man werfe einen Blick auf die aktuellen Handelsdaten. Hier sind sie, Stand November 21, also ziemlich aktuell für Deutschland nach Partnerländern zusammengefasst:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirts ... cationFile
Das mögliche EU-exit Land Polen hat das tatsächliche (und in der Vergangenheit viel bedeutendere) EU-exit Land UK in etlichen Punkten in seiner wirtschatlichen Bedeutung für Deutschland überholt. Beim Export aus D liegen beide Länder inzwischen gleichauf. Bei den Importen nach D ist Polen nun wesentlich bedeutsamer für Deutschland als UK. Und eigentlich sogar im weltweiten Vergleich von erheblicher Bedeutung für Deutschland. Man glaube doch nicht, dass diese Fakten einfach so grundlos entstanden sind. Solche Verhältnisse können nur dann entstehen, wenn ein Interesse daran besteht. Und die Interessenten werden alles tun, damit ihre Interessen gewahrt bleiben.
Eine noch andere Frage ist die langfristige, perspektivische Entwicklung. Eine westeuropäische Rest-EU ohne UK und ohne Ostmitteleuropa (die sich dann auch noch in sehr wesentlichen Punkten uneins ist, Finanzpolitik Süd vs. Finanzpolitik Nord oder Energiepolitik Frankreich vs. Energiepolitik Deutschland z.B.) .... wird verglichen mit einem sehr großen Wirtschaftraum von Lissabon bis Tallinn gegenüber der Wirtschaftsmacht China
keine Chance haben.
Und natürlich gehts auch um eine Strategie gegen die rapide zunehmende militärische Agressivität Russlands im Osten.
Wenn ich manchmal hier diese so leichthin hingeworfenen Beiträge der Form "Na dann eben ohne Polen" lese ... die sind von einiger Naivität geprägt.
Die neue Außenministerin steuert schon in ihrer Anfangszeit auf eine ganz andere Strategie hin. Nicht dass sie die Demokratiedefizite in Polen oder Ungarn einfach hinnimmt oder gar gutheißt. Aber bei der perspektivischen Bündnisstrategie zeichnet sich doch ein ziemlicher Paradigmenwechsel ab.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)