Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben: Sa 6. Aug 2022, 13:55 (...) Es würde die gesamte EU stärken und voranbringen, wenn man die Achse Paris-Berlin bis Warschau verlängern könnte. (...)
Tja, wem sagen Sie das!? Mein Empfinden, denn von "Wissen" kann da keine Rede sein, geht dahin, daß maßgebliche polnische Chauvinisten eine Führungsrolle übernehmen möchten, die die Mitwirkung von D oder F oder I praktisch ausschließt, weil diese Partner von der wirtschaftlichen Bedeutung her eben schon eine ganz natürliche Führungsrolle einnehmen. Das verletzt den Stolz dieser Leute, und deshalb träumen sie von solchen politisch-geschichtlichen Konstruktionen wie Międzymorze oder Trójmorze, wo sich Polen in einer ganz natürlichen Führungsfunktion wähnt. Dieser Traum schließt UA schon mit ein, obwohl dieser vorsorglich vereinnahmte künftige Partner das wirtschaftliche und technische Potential hätte, Polen dort recht bald zu überflügeln. So kommt es schon einmal zu gemeinsamen Träumen mit dem Hinweis: "Zusammen sind wir 80 Millionen Menschen (und "unausgesprochen" von der Bevölkerungszahl her wie D, F, oder I) und wir werden in Międzymorze oder Trójmorze die wirtschaftliche und politische Führung übernehmen!"

Eine Vorstellungswelt, die uns Deutschen und Franzosen und Italienern sehr weitgehend mit der Katastrophe des 2. Weltkriegs ausgetrieben wurde... weshalb wir die europäischen Gemeinschaften schufen, die zur heutigen EU führten. Polnische Chauvinisten sehen sich dort am Katzentisch hocken, können nicht verstehen oder ertragen, daß Polen ein Partner unter vielen ist.

Durchaus möglich, daß nach den Wahlen in 2023 diese Politik abgewählt wird, und daß Polen plötzlich zum glühenden Anhänger der EU wird... was polnische Chauvinisten sicher als Landesverrat empfinden würden. Weshalb diese polnischen Chauvinisten vorsorglich Deutschland zum schlimmsten Feind Polens erklären und die politische Opposition als 5. Kolonne Deutschlands brandmarken. Ein Irrsinn... aber so scheinen diese ewiggestrigen Gestalten tatsächlich zu ticken.

Was ist also zu tun? Geduldig und mit freundlichem Lächeln weiter an der Ausgestaltung der EU zu einem Gebilde arbeiten, das unser aller Zukunft in einer sich rasant verändernden Weltordnung sichert. Dem Staat Polen immer Mitwirkung in europäischen Projekt anbieten und abwarten, daß diese Einsicht auch dort politisch Wurzeln schlägt.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Atue001 »

Ein Weg Polens könnte aber schon sein, nicht immer nur zu sagen, was nicht geht, sondern auch mal klar zu sagen, wie was gehen könnte. Luxemburg nimmt hier eine völlig andere Rolle ein als Polen - und wirtschaftlich Bedeutsam ist jetzt Luxemburg bei weitem nicht. Und zu Polen.....Polen hat schon enorm aufgeholt und wird das weiter tun. Ich würde die wirtschaftliche und insgesamt auch strategische Bedeutung Polens als eher größer einschätzen....
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Atue001 hat geschrieben: Sa 6. Aug 2022, 22:34 (...)
...strategische Bedeutung Polens als eher größer einschätzen....
Na ja, kein Vergleich mit Malta... :thumbup: Mitlesende Polen: Ich wollte hier nur einen Witz reißen! :D
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Was mag wohl den Parteiführer der Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, umtreiben, wenn er öffentlich solche Reden hält:

https://wyborcza.pl/7,75398,28767888,ja ... 1-L.2.maly
Jarosław Kaczyński o Unii Europejskiej: "Chcą Polskę złamać i zmusić do pełnej uległości wobec Niemiec"
  • Jarosław Kacyński über die EU: Sie will Polen zerbrechen und in völlige Abhängigkeit von Deutschland führen
Tatsächlich reicht schon diese Überschrift, um dem Mann ein gestörtes Wahrnehmungsvermögen zu bescheinigen. Denn in dem zugehörigen Artikel wiederholt sich dieser Irrsinn. Noch erwähnenswert: Seinen politischen Gegnern bescheinigt dieser Stänker erneut, daß sie Polen an Deutschland verraten und im deutschem Auftrag handeln.

Tröstlich die zugehörigen Leserkommentare: "Da spricht ein Geisteskranker!" Noch ist Polen nicht verloren! :thumbup:
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H2O
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Man darf aber nicht glauben, daß Flegeleien der polnischen Regierungsparteien oder der polnischen Regierung sich nur gegen Deutschland richten. Das wäre wohl zu einfach! Nun hat es den scheidenden Premier Boris Johnson kalt erwischt. Er wollte von seinen polnischen Verbündeten im Geiste am 8. August 2022 persönlich Abschied nehmen. Der polnische Premier Morawiecki ließ ausrichten, daß er just an dem Tag beschäftigt sei... also seinen Amtsbruder nicht empfangen könne.

Das berichtet die Gazeta Wyborcza heute, am 9. August 2022:
https://wyborcza.pl/7,75399,28771067,bl ... 2-L.1.maly
Bloomberg: Jak Morawiecki zbył Johnsona
  • Bloomberg (Nachrichtenagentur]: Wie Morawiecki Johnson abgewimmelt hat.
So schafft sich Polen treue politische Freunde in Europa... 'mal sehen, welche kalten Schultern sich Polen noch erarbeiten kann. Politische Freunde braucht Polen offenbar nicht.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben: Sa 6. Aug 2022, 17:53Was ist also zu tun?
Ganz einfach: Die EU geht weiter auf genau dem Kurs, den sie eingeschlagen hat. Polen kriegt keine Cent mehr, wenn Polen nicht erkennbar die europäischen Werte respektiert. Daran ändert auch die lobenswerte Unterstützung Polens für die Ukraine nichts. Wer nicht zur EU gehören will, kann von der EU auch nichts erwarten. Das muss unsere Botschaft sein. Und diese Botschaft ist jetzt viel leichter zu übermitteln, weil Wisegrad quasi zerbrochen ist.

Ich finde es gut, dass die EU diese Botschaft nicht mit dem Vorschlaghammer verkündet. Gerade in heutiger Zeit ist das wichtig. Aber den PiS-Pissern sollte eigentlich inzwischen klar geworden sein, dass es so nicht weitergeht. Wie ihre Rüstungskäufe in der letzten Zeit belegen, haben sie das allerdings noch nicht wirklich verstanden.

Aber egal: So wie Polen heute ist, gehört es nicht in die EU.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 14:10 (...)
...So wie Polen heute ist, gehört es nicht in die EU.
Man sollte aber schon noch das polnische Volk zu Worte kommen lassen; sprich: Politische Wahlen abwarten. Dabei könnte die EU durchaus klar erkennen lassen, daß die Gemeinschaft ein Bekenntnis zum Europäischen Projekt erwartet... ein Wahlkampf mit EU-feindlichen Tönen also sinnvoll ergänzt wird durch Hinweis auf die Folgen eines fortgesetzten EU-feindlichen Regierungskurses. Das Programm "Kein Geld aus der EU-Kasse bei weiterhin ausgesetzter Rechtsstaatlichkeit" gilt ja unverändert. Mir fehlt eine fortgesetzte Debatte zum Thema im EU-Parlament. Mal eine Abstimmung genügt da überhaupt nicht, zumal neben Polen auch weitere EU-Partner sich mit der Rechtsstaatlichkeit schwer tun... oder mit ihrem -EXIT drohen.

Leidenschaftliche Äußerungen in den Gemeinschaftsstaaten und beamtenhafte Auftritte im EU-Parlament... das paßt doch überhaupt nicht zusammen! Jedenfalls dann nicht, wenn das Europäische Projekt als Friedensprojekt und Herzensangelegenheit zu verstehen sein soll.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 14:28 Man sollte aber schon noch das polnische Volk zu Worte kommen lassen; sprich: Politische Wahlen abwarten. Dabei könnte die EU durchaus klar erkennen lassen, daß die Gemeinschaft ein Bekenntnis zum Europäischen Projekt erwartet... ein Wahlkampf mit EU-feindlichen Tönen also sinnvoll ergänzt wird durch Hinweis auf die Folgen eines fortgesetzten EU-feindlichen Regierungskurses. Das Programm "Kein Geld aus der EU-Kasse bei weiterhin ausgesetzter Rechtsstaatlichkeit" gilt ja unverändert. Mir fehlt eine fortgesetzte Debatte zum Thema im EU-Parlament. Mal eine Abstimmung genügt da überhaupt nicht, zumal neben Polen auch weitere EU-Partner sich mit der Rechtsstaatlichkeit schwer tun... oder mit ihrem -EXIT drohen.

Leidenschaftliche Äußerungen in den Gemeinschaftsstaaten und beamtenhafte Auftritte im EU-Parlament... das paßt doch überhaupt nicht zusammen! Jedenfalls dann nicht, wenn das Europäische Projekt als Friedensprojekt und Herzensangelegenheit zu verstehen sein soll.
Ich habe nicht gefordert, Polen aus der EU rauszuwerfen. Das geht ja überhaupt nicht. Ich habe auch nicht gesagt, dass ich mir so einen Rauswurf wünschen würde. Das Gegenteil ist der Fall.

Ich stelle nur fest, dass die aktuelle polnische Regierung ein Land geschaffen hat, das nicht in die EU passt. Dass die polnischen Bürger das anders sehen und den Bruch zwischen ihren Wünschen und den Regierungsabichten nicht verstanden haben, weiß ich sehr wohl. Dieses Problem muss aber gelöst werden. Leider habe ich große Zweifel, dass die Polen dieses Dilemma bei der nächsten Wahl auflösen werden.

Die aktuelle polnische Regierung macht nicht den Eindruck, als würde sie die EU noch als "Friedensprojekt und Herzensangelegenheit" ansehen. Die verhalten sich so, als würden sie die EU als Geldautomaten ansehen, an dem man sich jederzeit bedienen darf.

Und dann kommen noch solche ungeheuerlichen Schwafeleien dazu, dass polnische Truppen am 1. September in Deutschland einrücken werden. Haben die PiS-Pisser noch alle Latten am Zaun? Meinen die das vielleicht sogar ernst????

So wird Europa jedenfalls nicht vorankommen. Dann lieber ohne Polen. Es geht ja auch ohne die Briten. Da wird uns Polen ganz gewiss nicht fehlen.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

dass polnische Truppen am 1. September in Deutschland einrücken werden
Nun, das ist ja so auch gar nicht gesagt worden... muß man ehrlicherweise feststellen. Wohl ist aber gesagt worden, daß man den Jahrestag des deutsch-russischen Überfalls auf Polen 1939-09-01 nutzen wolle, um Deutschland "tüchtig an die Karre zu fahren". Was an sich unter EU-Partnern ein völlig unsinniges Vorgehen wäre... und vermutlich auch unterbleiben wird. Politisch dummes Geschwätz, aber doch ärgerlich, wohl wahr.

Die Debatte im EU-Parlament zum Thema könnte schon darin gipfeln, der polnischen Regierung den Pol-EXIT nahe zu legen, also zu zeigen, daß Europäer sich ein Leben ohne polnische Mitgliedschaft ganz gut vorstellen können. Und das immer wieder, bis entweder wieder ein verläßlicher und umgänglicher Partner mit anerkannter Rechtsstaatlichkeit östlich der Oder auftritt, oder aber der unleidliche Partner sich endlich verabschiedet hat.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 14:55 Dass die polnischen Bürger das anders sehen und den Bruch zwischen ihren Wünschen und den Regierungsabichten nicht verstanden haben, weiß ich sehr wohl. Dieses Problem muss aber gelöst werden. Leider habe ich große Zweifel, dass die Polen dieses Dilemma bei der nächsten Wahl auflösen werden.
Ich bezweifele das auch.
Denn, trotz der (angeblich) grossen EU-Freundlichkeit der polnischen Bürger, haben sie halt PiS gewählt. Und keiner sage mir, die Polen wären zu blöd, um zu wissen, wen sie da gewählt haben.
Ich denke eher, dass die Polen die Vorteile der EU (Freizügigkeit und Geld aus Brüssel) schätzen, der Rest nur als lästige Nebenwirkung in Kauf genommen wird.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 15:37 (...)
Ich denke eher, dass die Polen die Vorteile der EU (Freizügigkeit und Geld aus Brüssel) schätzen, der Rest nur als lästige Nebenwirkung in Kauf genommen wird.
Warum diese Häme? Umfragen sprechen seit Wochen davon, daß die Opposition in Polen derzeit eine Mehrheit finden würde. Aber auch Polen kennt Parlamentswahlen im Abstand von 4 Jahren. Im kommenden Jahr wird wieder gewählt.

Ansonsten sind Polen überraschenderweise Menschen wie wir auch, die die Sorge um bezahlte Arbeit und ihre Familien umtreibt. Von mir selbst muß ich auch sagen, daß ich die offenen Grenzen und die Freiheit, sich innerhalb der EU nach Belieben niederlassen zu dürfen, in vollen Zügen genieße... besonders auf der Strecke Wolin - Stettin. ;)
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

In Polen rast die Geldentwertung: Ich spüre das bei der Betrachtung meiner Wocheneinkäufe, die sich ganz überwiegend bei Lidl und Rossmann abspielen. Ich hatte mich bei Lidl an Endabrechnungen um 200 PLN, also 40 bis 50 EUR gewöhnt. Inzwischen muß ich mich mit 250 bis 300 PLN anfreunden, also 60 bis 65 EUR. Nun kann man als beiläufig beobachtende Privatperson den Warenkorb nicht konstant halten, aber gefühlte 20% Inflation für den Haushaltsbedarf verglichen zum Vorjahr liegen wohl nicht ganz neben der Wahrheit. Was das für den sogenannten "Kleinen Mann" bedeutet, das kann man sich ganz gut vorstellen.

Deshalb habe ich heute einen verstohlenen Blick in die Einkaufswagen geworfen, die zum Kassenbereich geschoben wurden. Tja, wenige Genußmittel, vorwiegend Grundnahrungsmittel. Die Leute verkneifen sich Entbehrliches. Das war mir so noch nicht aufgefallen. Ich muß hier wirklich aufpassen, nicht ungewollt den reichen Deutschen heraus hängen zu lassen!
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 21:04 In Polen rast die Geldentwertung: Ich spüre das bei der Betrachtung meiner Wocheneinkäufe, die sich ganz überwiegend bei Lidl und Rossmann abspielen. Ich hatte mich bei Lidl an Endabrechnungen um 200 PLN, also 40 bis 50 EUR gewöhnt. Inzwischen muß ich mich mit 250 bis 300 PLN anfreunden, also 60 bis 65 EUR. Nun kann man als beiläufig beobachtende Privatperson den Warenkorb nicht konstant halten, aber gefühlte 20% Inflation für den Haushaltsbedarf verglichen zum Vorjahr liegen wohl nicht ganz neben der Wahrheit. Was das für den sogenannten "Kleinen Mann" bedeutet, das kann man sich ganz gut vorstellen.

Deshalb habe ich heute einen verstohlenen Blick in die Einkaufswagen geworfen, die zum Kassenbereich geschoben wurden. Tja, wenige Genußmittel, vorwiegend Grundnahrungsmittel. Die Leute verkneifen sich Entbehrliches. Das war mir so noch nicht aufgefallen. Ich muß hier wirklich aufpassen, nicht ungewollt den reichen Deutschen heraus hängen zu lassen!
Das ist hier in Deutschland nicht viel anders. Auch mir fällt auf, dass der zu zahlende Betrag an der Lidl-Kasse deutlich höher liegt als noch vor einem Jahr. Ohne dass ich mein Kaufverhalten geändert hätte. Auch hier ist es so, dass viele Leute an den Regalen erstmal auf die Preisschilder schauen, ehe sie etwas in den Einkaufswagen legen.

Allerdings muss man einräumen, dass es sich in Deutschland immer noch um ein "Luxusproblem" handelt. Verglichen mit anderen Staaten wird hier für Lebensmittel ein relativ geringer Anteil des Einkommens ausgegeben. Viel mehr geht z.B. für die Miete drauf. Keine Ahnung, wie das in Polen ist. Ich vermute mal, dass "Wohnen" dort günstiger ist...
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 14:29 Das ist hier in Deutschland nicht viel anders. Auch mir fällt auf, dass der zu zahlende Betrag an der Lidl-Kasse deutlich höher liegt als noch vor einem Jahr. Ohne dass ich mein Kaufverhalten geändert hätte. Auch hier ist es so, dass viele Leute an den Regalen erstmal auf die Preisschilder schauen, ehe sie etwas in den Einkaufswagen legen.

Allerdings muss man einräumen, dass es sich in Deutschland immer noch um ein "Luxusproblem" handelt. Verglichen mit anderen Staaten wird hier für Lebensmittel ein relativ geringer Anteil des Einkommens ausgegeben. Viel mehr geht z.B. für die Miete drauf. Keine Ahnung, wie das in Polen ist. Ich vermute mal, dass "Wohnen" dort günstiger ist...
Ich habe hier Wohneigentum, merke also höchstens über Abgaben und Steuern etwas von den Wohnkosten in Polen. In der Gazeta Wyborcza ist schon von hohen Mieten die Rede und von hohen Baukosten... etwa, daß ein Junggesellenappartement heute so viel kostet wie vor 2 Jahren eine 2-Zimmerwohnung... und daß die Käufer ausbleiben, weil auch die Kreditzinsen angestiegen sind.

Hier habe ich den Zusammenhang von Mietzins und Baukosten in Polen gefunden:
https://pieniadze.rp.pl/nieruchomosci/a ... h-w-polsce
  • Wieviel kann man verdienen mit der Vermietung von Wohnungen 2022 in verschiedenen Städten in Polen
Der Mietertrag liegt zwischen 3,4% und 4,7% von Mietern zu zahlen; Investoren müssen aber etwa 1,3% mehr Zins bezahlen, werden aber am Ende bei braver Abzahlung Eigentümer sein. Wenn man nun die Baukosten in Städten kennt, kann man auf die erzielbaren Mieten schließen.

Da bin ich erneut fündig geworden:
https://sonarhome.pl/sprzedaj-z-agencja ... SyEALw_wcB

Die Firma SonarHome ist eine Maklerfirma, die angibt, welchen Verkaufspreis man für eine Immobilie erwarten kann. Mit mehr Geduld kann man auch höhere Preise erzielen...
  • In Kattowitz wird eine Mietwohnung Baujahr 1980 mit nach unseren Begriffen einfacher Ausstattung mit etwa 6.000 PLN/m² gehandelt.
Bei Mieten zwischen 3,4% und 4,7% sind demnach Jahresmieten für 200 bis 300 PLN/m² die Regel, also Monatsmieten zwischen 18 PLN/m² bis 30 PLN/m². Mehr "Feingefühl" halte ich nicht für sinnvoll, weil ansonsten ein Gestrüpp von Abschätzungen entsteht.

Jetzt können wir das Einkommen eines Lidl-Mitarbeiters abschätzen, der Regale einräumt, auch an der Kasse die Preise der gekauften Waren eintippt oder den Fußboden reinigt: In Kamień Pomorski bietet Lidl dafür einen Lohn von derzeit 4.300 PLN vor Steuern bei Vollzeit (40 Stunden/Woche, Schichtbetrieb 6 bis 22 Uhr).

45 m²-Wohnungen sind hier nicht ungewöhnlich klein. Der Mitarbeiter muß also monatlich zwischen 800 PLN und 1.400 PLN stemmen, Nebenkosten wie Müllabfuhr, Wasser, Strom kommen dazu, mit rasch wachsender Kostensteigerung. Meine Erkenntnis: Auch in Polen sind kleine Leute nicht auf Rosen gebettet. 30% bis 50% des Einkommens gehen für Wohnkosten drauf.

Und hier gibt es sogar eine deutsche Quelle mit Mietkostenangaben für Polen:
https://immobilie-polen.de/mietpreisent ... ien-polen/
Beim Verdecken der Städtenamen in der unteren Tabelle [die ist Ihnen ja zugänglich]und bei alleiniger Betrachtung der aktuellen Mietpreise in Polen (Stand Mai 2019) könnte man als Leser theoretisch davon ausgehen, dass es sich um die Mietpreise einiger deutscher Städte handelt. Wohnen zur Miete in Polen ist nicht unbedingt immer günstig – besonders nicht in den beliebten Metropolstädten. Warschau dominiert beispielsweise bei allen Wohngrößen, wenn es um höchste durchschnittliche Mietpreise geht. Eine Wohnung von über 60 m² kostet in der polnischen Hauptstadt ca. 1.000 EUR Kaltmiete. Deutlich teurer wird es bei Premium- und Luxusobjekten. Hier sind die Mietpreise in Polen schätzungsweise um das Zwei bis Dreifache höher als der Durchschnittswert.
Tut mir leid... es lohnt sich nicht unbedingt, der Mietkosten wegen nach Polen aus zu wandern... :eek:

Die Sache relativiert sich ein wenig dadurch, daß in Polens Städten Ehepartner fasst immer beide berufstätig sind. Aber "Kinder" wohnen sehr gern so lange bei den Eltern, bis sie einen Ehepartner gefunden haben. Ist das sehr viel anders in Deutschland... ok, Wohngemeinschaften sind da ein Ventil, das Spannungen abbaut... und durch neue Spannungen ersetzt.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Die Ökokatastrophe der Oder hat die polnische Politik zwei Wochen lang beschäftigt. Nun liegt dieses schwere Versagen aller für Aufsicht und Kontrolle zuständigen Ämter hinter der Regierungsparteienkoalition... meinen deren Vertreter. Denn die Regierungsparteien verstehen es meisterlich, ihre Angehörigen in die Schaltstellen des Staatsdienstes ein zu schleusen. War was?
https://wyborcza.pl/7,75398,28835434,w- ... 1-L.1.duzy
W PiS się nie martwią Odrą ani traktorem. "Dla nas politycznie jest po kryzysie"
  • In der [Regierungspartei] PiS sorgt man sich nicht um die Oder und die Folgen. "Politisch liegt die Krise hinter uns"
Die gesunkenen Umfragewerte für die Regierungsparteien sieht die PiS gelassen:
https://wyborcza.pl/7,75398,28835373,so ... 4-L.1.duzy
Sondaż CBOS: Maleje przewaga PiS nad KO
  • Untersuchung des CBOS [Umfrageinstitut]: Verringerter Vorsprung der PiS vor der [Oppositionspartei] KO [Koalition der Bürger].
Für reformbereite Polen ist das Ergebnis gleichwohl bedrückend: Die nationalistisch-chauvinistische PiS kann mit ihren Koalitionspartnern regieren, obwohl die PiS derzeit bei nur 31% (zuvor 33%) Zustimmung liegt. Aber der Opposition geht es keineswegs besser: Die KO bringt es auf 21% (von 18%). Der Vorsprung der PiS ist von 15 Punkten auf 10 Punkte gefallen.

Damit ist in den Parlamentswahlen 2023 kein Sturz der PiS zu erwarten. Das Verhältnis Polens zur EU bleibt deshalb gespannt.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 07:57 Damit ist in den Parlamentswahlen 2023 kein Sturz der PiS zu erwarten.
Mal abwarten, bis dahin kann noch viel geschehen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 08:27 Mal abwarten, bis dahin kann noch viel geschehen.
Das ist natürlich richtig! Dennoch bedrückt mich, daß trotz des unverhältnismäßig harten Vorgehens von Polizeikräften und selbsternannten Schutztruppen mit Rückendeckung durch die PiS gegen Demonstrantinnen für Frauenrechte, etwa einer unerwünschten Mutterschaft zu entgehen, selbst nach Vergewaltigung.... immer noch so viele Polen ihr Heil bei diesen Chauvinisten und Verächtern der Demokratie suchen.

Heute ein herrlicher Beitrag von Monika Olejnik in der Gazeta Wyborcza:
https://wyborcza.pl/7,75968,28831897,zg ... entsAnchor
Zgniły Zachód czyha na prof. Krasnodębskiego
  • Der schmierige Westen lauert Professor Krasnodębski auf
In großen Zügen belustigt sich die junge Frau darüber, daß Professor Krasnodębski mehrere Renten als ehemaliger EU-Abgeordneter und emeritierter Professor der Universität Bremen bezieht, den Westen und die EU aber als Quelle allen Übels der Welt betrachtet und verächtlich macht. Zugleich empfiehlt er aber, daß die Ukraine umgehend in die EU aufgenommen werden sollte. Ist der Herr Professor auf seine alten Tage Opfer von Hirngespinsten geworden?

Sei es, wie es ist. Sehr ähnlich tritt ja die Regierungspartei PiS an. Bricht EU-Verträge zur Achtung der Rechtsstaatlichkeit und der Unabhängigkeit der Medien, erwartet aber großzügige Beteiligung am gemeinsamen Wiederaufbaufonds der EU nach den Verwerfungen der Corona-Pandemie. "Das Geld steht uns zu!" ... wobei fest zu stellen ist, daß die Überschußmittel in der EU von den sogenannten "Nettozahlern" aufgebracht werden müssen, um diese Schulden wieder ab zu tragen. Nun sind wir Deutschen nicht die größten Nettozahler pro Kopf unserer Mitbürger, aber aufgrund hoher Bevölkerungszahl eben doch der bei weitem größste Nettozahler in der EU. Die PiS, dort eben der Parteichef Jarosław Kaczyński, betrachtet Deutschland als den Hauptfeind Polens: Am 1. September 2022 will Kaczyński anläßlich des 83. Jahrestags des Überfalls der Nazis und der Sowjets auf das damalige Polen den Deutschen aber ordentlich einheizen. Hat er wiederholt angekündigt. Gottlob hat Deutschland einen betont schweigsamen Bundeskanzler...

Ich bin gespannt, wie viel Jauche am kommenden Donnerstag, 1. September 2022, Herr Kaczyński über uns Deutschen ausschütten wird. Mir fällt dazu vorbeugend nur der Ausdruck "partiell Irrer" oder "Quartalsirrer" ein.

Und solche Leute können in Polen Regierungsmacht erringen, weil sie eine Stimmenmehrheit auf sich vereinigen... das wird sicher spannend in 2023 zur Neuwahl des Sejms.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 13:27
In großen Zügen belustigt sich die junge Frau darüber, daß Professor Krasnodębski mehrere Renten als ehemaliger EU-Abgeordneter und emeritierter Professor der Universität Bremen bezieht, den Westen und die EU aber als Quelle allen Übels der Welt betrachtet und verächtlich macht. Zugleich empfiehlt er aber, daß die Ukraine umgehend in die EU aufgenommen werden sollte. Ist der Herr Professor auf seine alten Tage Opfer von Hirngespinsten geworden?
Mit solchen gaga-Argumenten zeigt er allen, die nicht nach seinem Willen tanzen wollen, den Stinkefinger. Strategie der Blue Lies.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 15:33 Mit solchen gaga-Argumenten zeigt er allen, die nicht nach seinem Willen tanzen wollen, den Stinkefinger. Strategie der Blue Lies.
"blue lies" sind eigennützige Lügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Offenbar will der Herr Professor sich in der PiS einschmeicheln, nachdem er ein Höchstmaß an Vorteilen der EU eingeheimst hat. Schäbiger geht es kaum noch!
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 07:57
Für reformbereite Polen ist das Ergebnis gleichwohl bedrückend: Die nationalistisch-chauvinistische PiS kann mit ihren Koalitionspartnern regieren, obwohl die PiS derzeit bei nur 31% (zuvor 33%) Zustimmung liegt. Aber der Opposition geht es keineswegs besser: Die KO bringt es auf 21% (von 18%). Der Vorsprung der PiS ist von 15 Punkten auf 10 Punkte gefallen.
Ich glaube, die PiS setzt, wie andere rechtspopulistische und rechtschauvinistische Parteien in anderen Ländern auch, darauf, dass liberale, reformbereite Bürger das Land verlassen.
Auf Auswanderung haben schon die europäischen Monarchien im 18. und 19. Jahrhundert gesetzt. Wer im Ausland ist, kann im Inland keinen Ärger machen und auch keine unangenehmen Fragen stellen. Ganz besonders nach dem Wiener Kongress, nach der Revolution 1848.
Auswanderung kann ein sehr wirkungsvolles Mittel für den Machterhalt sein.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 17:20 Ich glaube, die PiS setzt, wie andere rechtspopulistische und rechtschauvinistische Parteien in anderen Ländern auch, darauf, dass liberale, reformbereite Bürger das Land verlassen.
Auf Auswanderung haben schon die europäischen Monarchien im 18. und 19. Jahrhundert gesetzt. Wer im Ausland ist, kann im Inland keinen Ärger machen und auch keine unangenehmen Fragen stellen. Ganz besonders nach dem Wiener Kongress, nach der Revolution 1848.
Auswanderung kann ein sehr wirkungsvolles Mittel für den Machterhalt sein.
Wenn das im Kern so sein sollte, dann würde ich als Bundesregierung um diese in Polen ungeliebten Menschen werben, um unsere Vergreisung ab zu federn! Aber ok, das spricht sich auch so herum... bleiben in vielen Fällen die Sprachhürden, die Familien den Sprung ins Ausland erschweren.

Jetzt dämmert mir, weshalb in Polen die deutschsprachige Minderheit keinen oder viel weniger Unterricht in deutscher Sprache mehr erhalten soll... :cool:
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 17:38 Wenn das im Kern so sein sollte, dann würde ich als Bundesregierung um diese in Polen ungeliebten Menschen werben, um unsere Vergreisung ab zu federn! Aber ok, das spricht sich auch so herum... bleiben in vielen Fällen die Sprachhürden, die Familien den Sprung ins Ausland erschweren.

Jetzt dämmert mir, weshalb in Polen die deutschsprachige Minderheit keinen oder viel weniger Unterricht in deutscher Sprache mehr erhalten soll... :cool:
Schau in die Despotien in Afrika. Auch dort setzt man schon lange fest darauf, dass die Leute gehen. Was da dann Regierungen für Stunts abziehen, wurde erst im Rahmen des Falls Anis Amri richtig bekannt. Bis dahin hiess es immer wieder, selbst die schlimmsten Despoten würden sowas niemals machen.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 18:03 Schau in die Despotien in Afrika. Auch dort setzt man schon lange fest darauf, dass die Leute gehen. Was da dann Regierungen für Stunts abziehen, wurde erst im Rahmen des Falls Anis Amri richtig bekannt. Bis dahin hiess es immer wieder, selbst die schlimmsten Despoten würden sowas niemals machen.
Ja, auch gut; nun ist Polen unser Nachbar, und Polen unterscheiden sich in ihren Lebensgewohnheiten nur sehr wenig von uns. Könnte man, wenn die Sprache uns nicht trennte, als Landsleute betrachten wie Bayern oder Friesen. Ich kenne mich damit inzwischen aus! :) Wenn also diese "Landsleute" in Polen ungeliebt sind: Immer her damit!

In einigen Regionen Deutschlands ist jeder 4. Krankenhausarzt Pole. Also witzeln Polinnen:
"Zur Entbindung fahre ich nach Deutschland. Dort muß ich noch nicht einmal eine andere Sprache verstehen!"

Oder Warteschlange im Krankenhaus.
Die Krankenschwester: "Bitte warten Sie geduldig. Der Arzt kommt gleich!"
Ein Wartender: "Woher kommt er denn?"
Die Krankenschwester: "Aus Deutschland!"
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jorikke
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von jorikke »

H2O hat geschrieben: Di 9. Aug 2022, 06:40 Man darf aber nicht glauben, daß Flegeleien der polnischen Regierungsparteien oder der polnischen Regierung sich nur gegen Deutschland richten. Das wäre wohl zu einfach! Nun hat es den scheidenden Premier Boris Johnson kalt erwischt. Er wollte von seinen polnischen Verbündeten im Geiste am 8. August 2022 persönlich Abschied nehmen. Der polnische Premier Morawiecki ließ ausrichten, daß er just an dem Tag beschäftigt sei... also seinen Amtsbruder nicht empfangen könne.

Das berichtet die Gazeta Wyborcza heute, am 9. August 2022:
https://wyborcza.pl/7,75399,28771067,bl ... 2-L.1.maly

So schafft sich Polen treue politische Freunde in Europa... 'mal sehen, welche kalten Schultern sich Polen noch erarbeiten kann. Politische Freunde braucht Polen offenbar nicht.
Polen ist wie kein anderes Land in Europa von seinen Nachbarn zerfetzt worden. Ich bin deshalb davon überzeugt, das Misstrauen in der Bevölkerung sitzt tief. Das politische Parteien, um Wählerstimmen zu gewinnen dieses Trauma ausnutzen, ist nachvollziehbar. Schön ist es nicht.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

jorikke hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 22:37 Polen ist wie kein anderes Land in Europa von seinen Nachbarn zerfetzt worden. Ich bin deshalb davon überzeugt, das Misstrauen in der Bevölkerung sitzt tief. Das politische Parteien, um Wählerstimmen zu gewinnen dieses Trauma ausnutzen, ist nachvollziehbar. Schön ist es nicht.
Ich erkenne da eher weinerliches Selbstmitleid: Deutschland und die EU als Hauptfeinde Polens! Verrückter geht es wohl kaum noch. Gut, daß niemand in Deutschlands politischer Landschaft auf diese Haßbotschaften eingeht!

Im persönlichen Umgang mit meinen Nachbarn und mit polnischen Ämtern erlebe ich diese merkwürdige Stimmungslage überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Wertschätzung und freundliche Hilfsbereitschaft.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

@ jorikke:

Natürlich stoßen Ihre Gedanken auch mein Nachdenken an. In Polen macht sich die hohe Obrigkeit Gedanken über die rasende Vergreisung des Landes. Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb die chauvinistische Parteienkoalition um die PiS herum so fanatisch an dem Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen hängt... und vergißt, daß junge Frauen wie auch junge Männer ihren Lebensweg weitgehend selbst bestimmen möchten... und sie nicht durch eine eher zufällige Schwangerschaft mit den wirklichen Problemen Polens kämpfen müssen: mittelprächtige medizinische Versorgung, geringe Arbeitseinkommen, hohe Mieten, Inflation, fehlende Kindergärten (zwei Einkommen sind zum Überleben eines jungen Paares notwendig). Nicht erkennbare Zukunftschancen.

Und so kommt es eben, daß 18% aller jungen Polen daran denken, ihr Glück im westlichen Ausland zu suchen... jeder dritte davon in Deutschland.

Heute in der Gazeta Wyborcza gefunden:
https://wyborcza.biz/biznes/7,159911,28 ... entsAnchor
  • Wo sind die Kinder? Dieser Frage müssen wir uns zuerst selbst stellen
Viele dieser Fragen sind auch uns Deutschen nicht fremd. Aber das Ventil "Auswanderung" spielt in Deutschkand doch die kleinere Rolle. Da geht es eher um Umzug in Wohlstandsregionen im Inland. Aus meiner Sicht ein anhaltendes Staatsversagen der deutschen Siedlungs- und Wirtschaftspolitik. Aber es geht noch schlechter: siehe Polen!
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben: So 28. Aug 2022, 14:04Viele dieser Fragen sind auch uns Deutschen nicht fremd. Aber das Ventil "Auswanderung" spielt in Deutschkand doch die kleinere Rolle. Da geht es eher um Umzug in Wohlstandsregionen im Inland. Aus meiner Sicht ein anhaltendes Staatsversagen der deutschen Siedlungs- und Wirtschaftspolitik. Aber es geht noch schlechter: siehe Polen!
Das überrascht mich jetzt. Ist das tatsächlich so? Ich hatte bisher den Eindruck, dass Polen durch die EU-Mitgliedschaft wirtschaftlich floriert und dass sich die Lebensbedingungen dort zunehmend unseren "Standards" annähern. Genau darin habe ich stets die größte Leistung der EU gesehen. Nicht nur bezüglich Polen. Spanien, Griechenland, um nur zwei Beispiele zu nennen... Heute erkennt man kaum noch Unterschiede zwischen der Lebensweise hier und dort. Wenn man sich mal zurückerinnert, wie es in den Ländern noch vor 40 Jahren aussah, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die EU großartiges geleistet hat.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

@ Kohlhaas:
Ihr Eindruck ist schon ganz zutreffend. Diese ganz bittere Armut ist auch in Polen so nicht mehr an zu treffen. Vor 15 Jahren (meinen ersten Kontakten mit diesem Nachbarland) war das tatsächlich anders. Vergessen Sie bitte nicht, daß Polen erst 2004 Mitglied der EU wurde, seinerzeit mit Lech Kaczyński als Ministerpräsident und Jarosław Kaczyński, seinem Zwillingsbruder, als Ministerpräsident. Seinerzeit wäre die Mitgliedschaft fast gescheitert, weil Polens Ministerpräsident den Vertrag von Lissabon nicht anerkennen wollte. Lech Kaczyński hat dann als Präsident seinen Bruder zurück gepfiffen. Also: Ein Land der politischen Widersprüche war Polen gleich von Anfang an.

Eine riesige Auswanderungswelle spülte mindestens 1 Mio Polen nach Großbritannien, und noch einmal einige 100.000 in die Niederlande. Deutschland und Frankreich hatten die Niederlassungsfreiheit und Dienstleistungsfreiheit bis 2012 außer Kraft gesetzt, um eine vergleichbare Zuwanderung aus Polen zu vermeiden. Polen hatte im Gegenzug den Erwerb von Grund und Boden durch Unionsbürger noch auf Wohngebäude beschränkt (damit hatte ich mich noch 2011 und 2012 auseinander setzen müssen).

Der Vergleich mit Spanien, Portugal und Griechenland ist deshalb nicht ganz in Ordnung. Deren Mitgliedschaft ist fast 23 Jahre älter! Griechenland hatte sich aber mit dem Beitritt zum Euro verhoben, der 2001 durch vorgetäuschte Wirtschaftsdaten vollzogen wurde. An das Theater der griechischen Finanzkrise werden Sie sich noch erinnern...

Griechenland hat die sogenannte Osterweiterung der EU durch Androhung seines Vetos gegen diese Erweiterung genutzt, um das geteilte Zypern in die EU zu schleusen... auch ein Sündenfall der EU, die Länder mit ungeklärten Landesgrenzen nicht aufnehmen wollte. Und nun denken Sie bitte an die Ukraine mit ihren Landesgrenzen und Gebietsansprüchen nach dem Überfall Rußlands.

Ansonsten aber stimmt Ihre Beobachtung: Polen hat sich gut entwickelt, insbesondere durch riesige Investitionen westlicher Unternehmen... um nicht zu sagen: deutscher Unternehmen. Ausgelagerte Werkbänke, Handelsketten bestimmen das äußere Bild. Und Staatsbetriebe, die zur Versorgung politischer Kundschaft gepflegt wurden.

Zugleich hat Polen als größter Empfänger von EU-Beihilfen die Mittel aus den EU-Regionalfonds benutzt, um seine Infrastruktur aus zu bauen... allgegenwärtig die großen Schilder, daß das Projekt co-finanziert wurde aus Mitteln der EU... Straßen, Brücken, Tunnels, öffentliche Gebäude...

Das alles hat 750.000 Polen in diesen Jahren seit 2004 nicht daran gehindert, sich in Deutschland dauerhaft nieder zu lassen... natürlich überwiegend junge und auf Wohlstandsgewinn gerichtete Leute. Ich kann mir vorstellen, daß diese Zahl ohne diese in Polen angelegten EU-Mittel mindestens doppelt so hoch wäre. Als Zwischenbemerkung: Die EU-Mittel tröpfeln derzeit nur noch, weil die amtierende polnische Regierung mit der Gewaltenteilung in einem demokratischen Rechtsstaat nichts anfangen kann, sich auf einen andauernden Streit mit der EU und ihren Verträgen und Zielen eingelassen hat. Die Folgen dieses Streits können wir nur ahnen...

In meinem polnischen Freundeskreis gibt es auch einige Rückwanderer, die in Polen kleine Betriebe gegründet haben, und die im blühenden Bauwesen gutes Geld verdienen. Und da beginnt es in Polen nun durch Inflation zu stottern, Einkommen und Preise laufen auseinander, Familiengründungen werden vielfach zur Existenzfrage... und unterbleiben. Die Wohnungsfrage hatte ich Ihnen in einem Beitrag weiter oben schon eingehend geschildert... junge Leute wohnen bei ihren Eltern, können von eigenen Wohnungen nur träumen.

Kurzum: Nach einer Zeit des Beharrens ist jetzt wieder die Lust auf Auswanderung gestiegen von 15% auf 18%. Was ja nicht heißt, daß das so in eine Wanderungsbewegung mündet, aber die nächstbeste sich bietende Gelegenheit könnte genutzt werden. Um Ihrer Vorstellung entgegen zu kommen: 18% Auswanderungswilligen stehen dann immer noch 82% Polen gegenüber, die sich damit nicht so sehr anfreunden können. Was auch wieder nicht heißt, daß nicht auch die eine gute Gelegenheit nutzen, um das Land zur persönlichen Horizonterweiterung zu verlassen.

Polen bleibt für uns altgediente Unionsbürger ein Land mit vielen Widersprüchen... muß ja auch so sein, um das Land um zu krempeln zu einer ganz überwiegend westlich orientierten Gesellschaft. Diese Geburtsschmerzen erleben wir offenbar mit... und dabei sind eben leibliche Kinder nur hinderlich: Polen vergreist durch Geburtenmangel und durch Abwanderung junger Leute.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben: So 28. Aug 2022, 18:53 @ Kohlhaas:
Ihr Eindruck ist schon ganz zutreffend. Diese ganz bittere Armut ist auch in Polen so nicht mehr an zu treffen. Vor 15 Jahren (meinen ersten Kontakten mit diesem Nachbarland) war das tatsächlich anders.
[....]
Ich denke, das ist eine gute Zusammenfassung der Entwicklung Polens innerhalb der EU.

Wir hatten mal eine Azubi aus Polen, er hatte sich, trotz des Sprachproblems, für eine Ausbildung in Deutschland entschieden. Er sagte, ein in Deutschland ausgebildeter Kaufmann/Buchhalter, hätte erheblich bessere Chancen in Polen - auch wegen der deutschen Sprachkenntnisse. Er ist dann zwei Jahre nach seiner Ausbildung wieder zurück nach Polen, in den Betrieb seines Onkels. Ich vermute aber, er ging aus Heimweh wieder zurück - er hat dann auch recht zügig geheiratet.

Aber diese Möglichkeiten hatte er nur, weil Polen eben in der EU ist.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben: So 28. Aug 2022, 20:44 Ich denke, das ist eine gute Zusammenfassung der Entwicklung Polens innerhalb der EU.

Wir hatten mal eine Azubi aus Polen, er hatte sich, trotz des Sprachproblems, für eine Ausbildung in Deutschland entschieden. Er sagte, ein in Deutschland ausgebildeter Kaufmann/Buchhalter, hätte erheblich bessere Chancen in Polen - auch wegen der deutschen Sprachkenntnisse. Er ist dann zwei Jahre nach seiner Ausbildung wieder zurück nach Polen, in den Betrieb seines Onkels. Ich vermute aber, er ging aus Heimweh wieder zurück - er hat dann auch recht zügig geheiratet.

Aber diese Möglichkeiten hatte er nur, weil Polen eben in der EU ist.
Mit einem deutschen Ausbildungsabschluss stehen einem immer noch weltweit alle Türen offen. Das liegt v.a. am Dualen System in der Berufsausbildung.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben: So 28. Aug 2022, 18:53
Kurzum: Nach einer Zeit des Beharrens ist jetzt wieder die Lust auf Auswanderung gestiegen von 15% auf 18%. Was ja nicht heißt, daß das so in eine Wanderungsbewegung mündet, aber die nächstbeste sich bietende Gelegenheit könnte genutzt werden. Um Ihrer Vorstellung entgegen zu kommen: 18% Auswanderungswilligen stehen dann immer noch 82% Polen gegenüber, die sich damit nicht so sehr anfreunden können. Was auch wieder nicht heißt, daß nicht auch die eine gute Gelegenheit nutzen, um das Land zur persönlichen Horizonterweiterung zu verlassen.

(...)
Diese Geburtsschmerzen erleben wir offenbar mit... und dabei sind eben leibliche Kinder nur hinderlich: Polen vergreist durch Geburtenmangel und durch Abwanderung junger Leute.
Hatte ich ja bereits oben geschrieben: Parteien, wie der PiS ist so eine Auswanderung durchaus sehr angenehm. Vergreisung ist gut für die PiS. So sichert man sich dauerhaft Mehrheiten. Ob das auch gut fürs Land ist, ist egal. In 20, 30 Jahren ist man eh schon tot. Hat aber vorher noch mal ordentlich Kasse und auf ganz ganz dicke Hose machen können.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Und nun diese Meldung über Folgen der Teuerung in Polen:
https://warszawa.wyborcza.pl/warszawa/7 ... 1-L.2.maly
"Do Warszawa wraca bieda z lat 90." Tłok po przeterminowaną żywność, podgniłe warzywa, podejrzane mięso
  • "Nach Warschau kehrt die Armut der 90er Jahre zurück." Gedränge um Lebensmittel mit abgelaufenem Verkaufsdatum, um schmieriges Gemüse und zweifelhaftes Fleisch
Wenn man solche Meldungen liest, dann kommt man doch ins Grübeln angesichts unserer deutschen "Tafeln", die sich schon seit Jahren um solche Lebensmittel bemühen. Sind das nun aufgebauschte Alltäglichkeiten oder ist das eine plötzliche Neuerscheinung?
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben: Mo 29. Aug 2022, 09:00 Und nun diese Meldung über Folgen der Teuerung in Polen:
https://warszawa.wyborcza.pl/warszawa/7 ... 1-L.2.maly


Wenn man solche Meldungen liest, dann kommt man doch ins Grübeln angesichts unserer deutschen "Tafeln", die sich schon seit Jahren um solche Lebensmittel bemühen. Sind das nun aufgebauschte Alltäglichkeiten oder ist das eine plötzliche Neuerscheinung?
Ist zwar OT, aber hier muss ich doch mal eine Lanze für unsere Tafeln brechen: Was die verteilen, ist absolut einwandfrei. Da kriegen die Leute kein Gammelfleisch und kein schimmeliges Gemüse angedreht.

Dass es in Polen solche Entwicklungen geben soll, finde ich sehr verstörend. Hängt das mit den blockierten EU-Zahlungen zusammen?
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben: Mo 29. Aug 2022, 11:20 Ist zwar OT, aber hier muss ich doch mal eine Lanze für unsere Tafeln brechen: Was die verteilen, ist absolut einwandfrei. Da kriegen die Leute kein Gammelfleisch und kein schimmeliges Gemüse angedreht.

Dass es in Polen solche Entwicklungen geben soll, finde ich sehr verstörend. Hängt das mit den blockierten EU-Zahlungen zusammen?
Letzteres glaube ich nicht; ich kann mich irren, aber die Einkommen in Polen liegen schon weit unter den deutschen Löhnen und Gehältern, und die Wohnungsmieten/Kaufpreise für Wohnungen nähern sich in Großstädten den westeuropäischen Preisstufen. Die Wohnungskosten hatte ich Ihnen weiter oben in einem kleinen Bericht schon näher bringen wollen.

Und nun ziehen die Preise für den täglichen Bedarf an, obwohl auf Grundnahrungsmittel und Materialien für Bildung und Schule keine Mehrwertsteuer mehr erhoben wird. Hilft nichts.... die Energiepreise steigen, und die Großbäckerei bäckt entweder mit elektrischen Öfen oder mit Gasöfen. Und das kostet.

Ein kleines Beispiel: Bis eben noch kostete ein Kilogramm Roggenbrot in der Brotfabrik (kleiner Außerhausverkauf...) etwa 8 PLN, also rund 1,80 EUR; inzwischen nimmt der Betrieb aber 9 PLN dafür. 200 g Butter kosteten hier bis eben noch 6,22 PLN. Und nun muß man 7,99 PLN dafür hinlegen.... Herstellung, Kühlung, Transport, Lagerung und überall höhere Energiekosten. Mein Lieblingsbrotbelag (Scheiben von geräuchertem Lachs) kostete bis eben noch 10 PLN; nun sind 13,99 PLN fällig. Die Logik der Preissteigerungen durchschaue ich nicht... da wirkt ein Gemisch von Staatswirtschaft und Marktwirtschaft und Fördermitteln: Et is wie et is... würde die rheinische Frohnatur dazu sagen.

Die amtierende polnische Regierung versucht verhältnismäßig krampfhaft, der EU-Kommission ein X für ein U vor zu machen, um die gesperrten Mittel für den Wiederaufbau nach der Pandemie loseisen zu können. Obendrein sind täglich 1 Mio EUR Strafe für die Zeit ohne anerkannte Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung fällig. Damit vermindert sich der für den Wiederaufbau der Wirtschaft in Aussicht gestellte Betrag aus EU-Mitteln. Die EU-Kommissarin Jurowa läßt sich aber nicht täuschen... und die EU-Kommission folgt ihren Bewertungen. Dennoch wird die amtierende Regierung nicht müde, mit diesen gesperrten Mitteln zu planen, streut also den Wählern noch Sand in die Augen. Das kann nur mit einen großen Knall enden, wenn nämlich aus Mangel an Mitteln nichts davon umgesetzt werden kann; beteiligte Unternehmen keine entsprechenden Aufträge ausführen können und Mitarbeiter freisetzen müssen oder ganz ihren Betrieb schließen müssen.

Schon laufen Überlegungen, sich die fehlenden Mittel in China zu besorgen und sich dort zu verschulden. Vielleicht als Druckmittel gegen die EU-Kommission gedacht... aber die wäre ziemlich dumm, wenn sie sich auf dieses Spiel einließe. Dazu muß man noch sehen, daß China sich mit dem Eroberungskriege führenden Rußland verbündet hat, also im Grunde schon Kriegspartei in der Ukraine geworden ist... und Polen sich brüstet, die Ukraine in ihrem Freiheitskampf besonders zu unterstützen, ganz im Gegensatz zum Hauptfeind Polens, dem Duckmäuser Deutschland, der Polen doch 1 Billion Reparationszahlungen schuldet. Womöglich wird mit diesen Summen auch schon geplant. Vielleicht trägt sich die amtierende Regierung mit der Hoffnung, die polnischen Wähler bis zu den Wahlen in 2023 über die wirtschaftliche Lage hinweg täuschen zu können... und sich für weitere 4 Jahre aus den Fleischtöpfen des Landes bedienen zu können.

Das also ist hier das ungeschminkte Lagebild, das ich aus den Berichten in der Gazeta Wyborcza zusammen gesetzt habe. Leider wird mein Lagebild nicht völlig daneben liegen... was ich den Menschen hier wirklich gönnen würde. In Deutschland werden wir uns auf polnische Zuwanderer ein zu richten haben... der Anstieg von 15% auf 18% Abwanderungswilliger kommt ja nicht von ungefähr, sondern er spiegelt die Zukunftserwartungen der jungen Leute wieder. Verstärkend dazu meine Erwartung, daß wir Deutschen unsere Energiekrise meistern werden, daß der Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Volldampf voran gehen wird, wir die "Zeitenwende" in jeder Hinsicht mit unseren Partnern im Westen zum Erfolg führen werden.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Zur Ergänzung meiner obigen Ausführungen über die wirtschaftliche Entwicklung in Polen liefert die Gazeta Wyborcza auch Wirtschaftsdaten:

https://wyborcza.biz/biznes/7,147582,28 ... 1-L.1.duzy
  • Die Teuerung als Würfel (-spiel). Der Orkan der Inflation kommt gerade über uns.
W czarnym scenariuszu NBP prognozuje za kilka miesięcy 26 proc. Dane są już nieaktualne: drożejący prąd, gaz, opał, deficyty podstawowych produktów dla przemysłu spożywczego sugerują, że ceny dopiero zaczną rosnąć. I nie można nic z tym zrobić.
  • In der schwärzesten Vorschau sagt die Polnische Nationalbank in einigen Monaten 26% (Geldentwertung) vorher. Die Daten sind schon nicht mehr aktuell: (So) verteuern sich Strom, Gas, Heizmaterial; fehlende Grundnahrungsmittel aus der Ernährungsindustrie lassen vermuten, daß die Preise weiter steigen. Und dagegen ist nichts zu machen.
Der Alarm ist also ausgelöst, die allgemeine Ratlosigkeit ist groß. Für die Wirtschaftskrise sollte man die polnische Regierung nicht verantwortlich machen... die Energiepreise wirbeln auch in anderen EU-Ländern die gewohnte Ordung durcheinander. Die polnische Regierung trägt aber Verantwortung für das selbstgemachte Leid der zutiefst gestörten nachbarlichen Beziehungen in der EU und für den Bruch bestehender EU-Verträge. Dieses Versagen wird Polen zusätzlich belasten und die amtierende chauvinistische Regierung höchstwahrscheinlich in den kommenden Wahlen zum Sejm 2023 aus dem Amt fegen.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Doch, inzwischen bekommen auch in Polen Stimmen Aufmerksamkeit, die zur Besonnenheit in der sich anbahnenden Wirtschafts- und Energiekrise mahnen. Ausgerechnet dann auch noch Oppositionspolitiker; hier der Parteiführer Ryszard Petru aus der Partei Nowoczesna.

Ja, es wird bei uns (in Polen) leere Regale geben, weil wir bestimmte Warengruppen nicht in ausreichendem Maße herstellen können. Die hohen Gaspreise schlagen durch auf die Glasindustrie, deren Kosten hergestellte Fensterscheiben unverkäuflich machen, oder Trockeneis, das offenbar in der industriellen Produktion von Fleischwaren eine große Rolle spielt. Aber wir (Polen) werden weit entfernt sein von Verhältnissen, die wir (Polen) in der Volksrepublik Polen ertragen mußten.

Vor uns (Polen) liegen vorhersehbar 12 schwere Monate. Unsere Wirtschaft hat kein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Das kann man so nur vom Überfall Rußlands auf die Ukraine sagen.

Ich empfinde diesen polnischen Aufruf zur Gelassenheit ausgerechnet aus der polnischen Opposition wohltuend, wenn man ihn mit dem Kesseltreiben gegen den Wirtschaftsminister Habeck in Deutschland vergleicht, der nun erste erfreuliche Ergebnisse auf dem Weg zur Unabhängigkeit der deutschen Wirtschaft von russischen Gaslieferungen vorweisen kann. Und schon sind wieder "Scheißhausparolen" im Umlauf, wie @Skull an anderer Stelle anmerkt. Verdammt noch einmal, sind wir Deutschen zu einer Ansammlung von weinerlichen Weicheiern geworden? Nehmen wir uns ein Vorbild an dieser polnischen Stimme der Vernunft! Was ja nicht gleichbedeutend sein muß mit lähmender Untätigkeit zur Verbesserung unserer wirtschaftlichen Lage... in Polen und in Deutschland!

Herr Petru ruft auch zur bestmöglichen Zusammenarbeit in der EU auf... und stellt damit einen Gegenentwurf zum betont nationalistischen Kurs der EU-feindlichen PiS-Regierung.

In dem Interview mit Herrn Petru fehlt es auch nicht an Kritik an der polnischen Staatswirtschaft, die von der Regierungspartei PiS zu verantworten ist.... und die "ums Verrecken" keinen Weg findet, sich Schritt für Schritt von der Krise zu befreien. Wenn man diesem Politiker glauben will, dann hat die Staatswirtschaft auf Kosten der Privatwirtschaft gelebt. Fast ahnt unsereiner schon, wohin die EU-Gelder geflossen wären, wenn sie denn flössen. Aber da sieht es durch eigenes Verschulden der Regierungsparteien ganz finster aus. Da wird gar nichts fließen, und die noch verfügbaren Summen schrumpfen stetig:

https://wyborcza.pl/7,75398,28844324,uc ... 4-L.1.duzy
  • Das Geld aus dem Wiederaufbaufonds schwindet
Wielkie pieniądze z KPO uciekają. Zmiana władzy może nie pomóc
  • Große (Summen) Geld aus dem Wiederaufbaufonds der EU schwinden. Ein Regierungswechsel ist keine Abhilfe
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben: Di 30. Aug 2022, 07:16 Doch, inzwischen bekommen auch in Polen Stimmen Aufmerksamkeit, die zur Besonnenheit in der sich anbahnenden Wirtschafts- und Energiekrise mahnen. Ausgerechnet dann auch noch Oppositionspolitiker; hier der Parteiführer Ryszard Petru aus der Partei Nowoczesna.

Ja, es wird bei uns (in Polen) leere Regale geben, weil wir bestimmte Warengruppen nicht in ausreichendem Maße herstellen können. Die hohen Gaspreise schlagen durch auf die Glasindustrie, deren Kosten hergestellte Fensterscheiben unverkäuflich machen, oder Trockeneis, das offenbar in der industriellen Produktion von Fleischwaren eine große Rolle spielt. Aber wir (Polen) werden weit entfernt sein von Verhältnissen, die wir (Polen) in der Volksrepublik Polen ertragen mußten.

Vor uns (Polen) liegen vorhersehbar 12 schwere Monate. Unser Wirtschaft hat kein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Das kann man so nur vom Überfall Rußlands auf die Ukraine sagen.

Ich empfinde diesen polnischen Aufruf zur Gelassenheit ausgerechnet aus der Opposition wohltuend, wenn man ihn mit dem Kesseltreiben gegen den Wirtschaftsminister Habeck in Deutschland vergleicht, der nun erste erfreuliche Ergebnisse auf dem Weg zur Unabhängigkeit der deutschen Wirtschaft von russischen Gaslieferungen vorweisen kann. Und schon sind wieder "Scheißhausparolen" im Umlauf, wie @Skull an anderer Stelle anmerkt. Verdammt noch einmal, sind wir Deutschen zu einer Ansammlung von weinerlichen Weicheiern geworden? Nehmen wir uns ein Vorbild an dieser polnischen Stimme der Vernunft! Was ja nicht gleichbedeutend sein muß mit lähmender Untätigkeit zur Verbesserung unserer wirtschaftlichen Lage... in Polen und in Deutschland!
Kein Wunder, dass die Polen so gelassen reagieren; den Gürtel enger schnallen und leere Regale ist man noch in ganz Polen vom Kommunismus gewohnt, in Deutschland nur in 5 von 16 Bundesländern.

Dass Sie der SPD und FDP Kesseltreiben vorwerfen, wenn diese auf eine Überarbeitung der schlampig gestrickten Gasumlage zu Lasten der deutschen Bürger bestehen, ist eigenartig. Kritiklosigkeit gefordert - ist das der PiS Einfluss, der sich bei Ihnen bemerkbar macht?
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben: Di 30. Aug 2022, 08:04 Kein Wunder, dass die Polen so gelassen reagieren; den Gürtel enger schnallen und leere Regale ist man noch in ganz Polen vom Kommunismus gewohnt, in Deutschland nur in 5 von 16 Bundesländern.

Dass Sie der SPD und FDP Kesseltreiben vorwerfen, wenn diese auf eine Überarbeitung der schlampig gestrickten Gasumlage zu Lasten der deutschen Bürger bestehen, ist eigenartig. Kritiklosigkeit gefordert - ist das der PiS Einfluss, der sich bei Ihnen bemerkbar macht?
Ich finde Ihre Vorhaltungen ganz und gar unangemessen. Regierungshandeln ist Regierungshandeln; eine öffentliche Opposition steht der Opposition zu. Von Regierungspartnern erwarte ich konstruktive und geräuschlose Mitarbeit an der bestmöglichen Lösung unserer Probleme und keine krawalligen Auftritte. Da scheint doch sehr klar die Furcht durch, daß der Grüne ihnen durch Erfolge die Schau stiehlt. Kinderkram!
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben: Di 30. Aug 2022, 08:22 Ich finde Ihre Vorhaltungen ganz und gar unangemessen. Regierungshandeln ist Regierungshandeln; eine öffentliche Opposition steht der Opposition zu. Von Regierungspartnern erwarte ich konstruktive und geräuschlose Mitarbeit an der bestmöglichen Lösung unserer Probleme und keine krawalligen Auftritte. Da scheint doch sehr klar die Furcht durch, daß der Grüne ihnen durch Erfolge die Schau stiehlt. Kinderkram!
Wie bitte?
:D

Mit dieser unrealistischen Erwartungshaltung müssen Sie von der deutschen Ampelregierung zutiefst enttäuscht sein.
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Die Grünen müssen wahrlich furchtgetrieben sein. Kein Wunder, eine Legislaturperiode dauert vier Jahre. :)

Um auf Polen zurück zu kommen, dass in der PiS Regierung kein Mucks Kritik erlaubt ist, das kann ich mir gut vorstellen. Kritik zu unterbinden ist ein tragender Baustein auf dem Weg zur Diktatur.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben: Di 30. Aug 2022, 09:21 Wie bitte?
:D

Mit dieser unrealistischen Erwartungshaltung müssen Sie von der deutschen Ampelregierung zutiefst enttäuscht sein.
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Habeck kritisiert Lindner - Steuerreform
Von Notz kritisiert Scholz - schlechte Performance


Ganz im Gegenteil erkenne ich an, daß unsere Bundesregierung sehr erfolgreich an der Lösung aus eingegangenen Abhängigkeiten arbeitet. Die Nebengeräusche in der Wasserleitung sind allerdings entbehrlich.
Die Grünen müssen wahrlich furchtgetrieben sein. Kein Wunder, eine Legislaturperiode dauert vier Jahre. :)
Die sichtbaren Ergebnisse aus der "Sonntagsfrage" geben zu "grüner Furcht" keine Veranlassung. Gut, daß nicht jeden Tag eine neue Regierung gewählt wird, sondern man Menschen auch Zeit zum Arbeiten läßt.
Um auf Polen zurück zu kommen, dass in der PiS Regierung kein Mucks Kritik erlaubt ist, das kann ich mir gut vorstellen. Kritik zu unterbinden ist ein tragender Baustein auf dem Weg zur Diktatur.
Sie reden so gekonnt über Polen, daß ich glatt annehme, daß Sie hier am täglichen Leben teilnehmen. Lasse ich es dabei.
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H2O
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

So, liebe deutsche Landsleute, die Uhr tickt! Morgen jährt sich der Überfall Nazi-Deutschlands auf das Polen von 1939.... mit allen schrecklichen Folgen für die Menschen im damaligen Polen und am Ende auch in Deutschland. Der Parteiführer der Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, hatte bei öffentlichen Parteiveranstaltungen angekündigt, bei der Gelegenheit uns Deutschen einen Spiegel vorhalten zu wollen, wobei wir wohl eher von einem Zerrspiegel auszugehen haben.

Dann wollen wir Deutschen doch den morgigen Tag sehr gespannt erwarten. Wie kann man sich als Politiker nur derart in Zugzwang setzen?!
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JJazzGold
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 08:29 So, liebe deutsche Landsleute, die Uhr tickt! Morgen jährt sich der Überfall Nazi-Deutschlands auf das Polen von 1939.... mit allen schrecklichen Folgen für die Menschen im damaligen Polen und am Ende auch in Deutschland. Der Parteiführer der Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, hatte bei öffentlichen Parteiveranstaltungen angekündigt, bei der Gelegenheit uns Deutschen einen Spiegel vorhalten zu wollen, wobei wir wohl eher von einem Zerrspiegel auszugehen haben.

Dann wollen wir Deutschen doch den morgigen Tag sehr gespannt erwarten. Wie kann man sich als Politiker nur derart in Zugzwang setzen?!
Sind Sie morgen sicher in Polen? Oder sollten Sie sich vorsichsthalber ausser Landes begeben?
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Kritikaster
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kritikaster »

H2O hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 08:29 So, liebe deutsche Landsleute, die Uhr tickt! Morgen jährt sich der Überfall Nazi-Deutschlands auf das Polen von 1939.... mit allen schrecklichen Folgen für die Menschen im damaligen Polen und am Ende auch in Deutschland. Der Parteiführer der Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, hatte bei öffentlichen Parteiveranstaltungen angekündigt, bei der Gelegenheit uns Deutschen einen Spiegel vorhalten zu wollen, wobei wir wohl eher von einem Zerrspiegel auszugehen haben.

Dann wollen wir Deutschen doch den morgigen Tag sehr gespannt erwarten. Wie kann man sich als Politiker nur derart in Zugzwang setzen?!
Das traut sich der Jaroslaw aber auch nur, weil er weiß, dass sich niemand mehr vor den heutigen deutschen Streitkräften zu fürchten braucht. :x
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H2O
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Kritikaster hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 09:04 Das traut sich der Jaroslaw aber auch nur, weil er weiß, dass sich niemand mehr vor den heutigen deutschen Streitkräften zu fürchten braucht. :x
Mich beruhigt dann doch, daß deutsche Streitkräfte von niemandem als Bedrohung empfunden werden können. Soll der polnische Giftzwerg doch toben... wenn's weiter nix ist! Warme Fürsprache in der EU erarbeitet sich Polen dadurch nicht... könnte sie aber gut gebrauchen.
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Kritikaster
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kritikaster »

H2O hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 09:13 Mich beruhigt dann doch, daß deutsche Streitkräfte von niemandem als Bedrohung empfunden werden können. Soll der polnische Giftzwerg doch toben... wenn's weiter nix ist! Warme Fürsprache in der EU erarbeitet sich Polen dadurch nicht... könnte sie aber gut gebrauchen.
;) Mir ist es auch vollkommen recht, dass wir für niemanden eine Bedrohung darstellen. :thumbup:

Unsere polnischen Nachbarn müssen natürlich selbst wissen, wie sie ihre Rolle innerhalb der europäischen Völkergemeinschaft wahrnehmen und mit ihren Partnern umgehen wollen. Dabei sollte man aber eventuelle Echos gleich mit "einpreisen" ...
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 08:39 Sind Sie morgen sicher in Polen? Oder sollten Sie sich vorsichsthalber ausser Landes begeben?
Keine Bange, das sind hier sehr freundliche und liebenswerte Leute, die bei solchen Gedanken in herzliches Gelächter ausbrechen. Die sehen diesen Giftzwerg mit ganz großem Unbehagen; der hat zu Lasten Polens schon genug Schaden angerichtet!
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Vongole »

Kritikaster hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 09:21 ;) Mir ist es auch vollkommen recht, dass wir für niemanden eine Bedrohung darstellen. :thumbup:

Unsere polnischen Nachbarn müssen natürlich selbst wissen, wie sie ihre Rolle innerhalb der europäischen Völkergemeinschaft wahrnehmen und mit ihren Partnern umgehen wollen. Dabei sollte man aber eventuelle Echos gleich mit "einpreisen" ...
Aus den Nachrichten, die H2O hier dankenswerter Weise immer einstellt, schließe ich, dass unsere polnischen Nachbarn sich in der europäischen Völkergemeinschaft wohlfühlen, und genau das der PiS und insbesondere Kaczynski nicht passt.
Der sucht schlicht nach Sündenböcken wegen des eigenen Versagens.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kritikaster »

Vongole hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 09:26 Aus den Nachrichten, die H2O hier dankenswerter Weise immer einstellt, schließe ich, dass unsere polnischen Nachbarn sich in der europäischen Völkergemeinschaft wohlfühlen, und genau das der PiS und insbesondere Kaczynski nicht passt.
Dessen Regierungstätigkeit beruht allerdings darauf, dass er durch die polnische Wählerschaft mit einer entsprechenden Mehrheit ausgestattet wurde.
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von H2O »

Kritikaster hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 09:21 ;) Mir ist es auch vollkommen recht, dass wir für niemanden eine Bedrohung darstellen. :thumbup:

Unsere polnischen Nachbarn müssen natürlich selbst wissen, wie sie ihre Rolle innerhalb der europäischen Völkergemeinschaft wahrnehmen und mit ihren Partnern umgehen wollen. Dabei sollte man aber eventuelle Echos gleich mit "einpreisen" ...
Da baue ich auf unseren Kanzler Scholz, der am liebsten den Mund hält, wenn ihn Zorn überkommt. Deshalb war mir diese Ankündigung so wichtig: Falls die Entgleisung tatsächlich wie geplant inszeniert wird, daß auf deutscher Seite jedes Echo ausbleibt. Deutschland hat bessere Möglichkeiten...
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Re: Polexit - Der Ausstieg Polens aus der EU

Beitrag von Kritikaster »

H2O hat geschrieben: Mi 31. Aug 2022, 09:30 Deutschland hat bessere Möglichkeiten...
Wohl wahr, H2O.

Das Echo muss durchaus nicht sofort und schon gar nicht verbal erfolgen ...
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