Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Moderator: Moderatoren Forum 2

Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Teeernte »

Zunder hat geschrieben:(02 Sep 2021, 23:41)

Ich weiß nicht, ob du nicht verstehen willst, worum es mir geht, oder ob du es wirklich nicht verstehst.

Gibt es für dich eine Grenze, ab der ein anonymer Hinweis auf eine Straftat tatsächlich ein Hinweis auf eine Straftat ist und nicht einfach nur ein "Anscheißen"?

Wäre jemand, der den Mißbrauch deiner Kinder anonym anzeigt, ein Denunziant?
Oder nur der, der Hinweise auf deine hypothetische Steuerhinterziehung weitergibt?
Anonym ? ..da gehen wir nur GELD auf den Grund. Bei Kindern ists ja "nicht" soooooo Schlimm ?

Doppelmoral lässt grüssen.

Aber natürlich melden WIR auch die H4 Nachbarin mit Wohngeld, die aber bei ihrem Freund wohnt..wenn endlich das Meldeportal funktioniert !! :eek: :eek:
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Mahmoud hat geschrieben:(02 Sep 2021, 23:31)
Ich fürchte, ich kann Dir nicht folgen, Skeptiker. Ich vermute, du hast da rein ideologische Vorbehalte. Oder kannst du ein Beispiel nennen, wo " anonym und niederschwellig" ( was immer das heißen mag) ein Problem ist?
Niederschwellig bedeutet ohne große Aufwände oder Hindernisse. Also genau das richtige für Leute die sich daraus ein Hobby machen möchten, oder sonst nichts zu tun haben. Eben ein Rentnerparadies - endlich für Gerechtigkeit sorgen.

Ja, da habe ich ein ideologisches Problem - mein Ideal sieht anders aus. Ich hatte das schon geschildert. Aber das würde natürlich der Bevölkerung den Spaß beim Mitmachen etwas verleiden.
Gin-Tonic
Beiträge: 179
Registriert: So 2. Feb 2020, 08:47

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Gin-Tonic »

Das Problem ist, woher sollte ein Nachbar überhaupt wissen dass der Handwerker/die Putzfrau ohne Vertrag/Rechnung arbeitet? Ich habe 2 mal im Jahr einen Gärtner bei mir, sowie 2 mal im Monat eine Putzfrau. Meine Nachbarn wüssten nicht einmal ob angemeldet oder nicht, aber er könnte, anonym (also ohne Konsequenzen im Falle einer Falschanzeige), mir die freundlichen Leutchen vom Finanzamt auf den Hals hetzen... damit die eine Akte eröffnen und mir erstmal einen Brief zukommen lassen... damit sie 2 Tage später von mir Verträge, Rechnungen etc vorgelegt bekommen. Unschuldsvermutung war gestern.
Finanzbeamten sind geschult, der griesgrämige Nachbar kann Steuerhinterziehung weder erkennen noch beurteilen ob es sich um eine Hilfeleistung eines Bekannten handelt oder um Steuerhinterziehung. Ich sehe das problematisch.
Zudem wären ein Grossteil der Anzeigen wohl eher mit genau solchen Fällen verbunden, die in der Regel nicht viel in die Kasse einbringen. Schon vor Jahren, als ich noch relativ frisch im Steuerbusiness war, meinte ein Beamter dass von 10 mehr oder weniger anonymen Anzeigen 8 unbrauchbar wären, das gebundene Personal teilweise teurer wäre als man am Ende rausbekommt.
Die grosse Steuerhinterziehung läuft anders. Und man braucht jahrelange Erfahrung um Bilanztricks etc zu verstehen. Den Bürger als kostenlosen "Gehilfen" braucht man da nicht (naja ausser vielleicht die BaFin wie zb bei Wirecard :D)
Mahmoud

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Mahmoud »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:14)

Niederschwellig bedeutet ohne große Aufwände oder Hindernisse. Also genau das richtige für Leute die sich daraus ein Hobby machen möchten, oder sonst nichts zu tun haben. Eben ein Rentnerparadies - endlich für Gerechtigkeit sorgen.
.
Das sehe ich genau andersrum:

Niederschwellig bedeutet ohne große Aufwände oder Hindernisse. Das hat den Vorteil, daß es vielleicht auch Faulen oder Bequemen und Solchen, denen " es jetzt gerade nicht passt, weil ich so schön am chillen bin" leichter gemacht wird.

ich verstehe immer noch nicht wo das Problem liegt, und ich fürchte fast, du weißt es selbst nicht. Bist halt dagegen, weil der Denunziant in bestimmten Kreisen halt als Böse gilt, und dann plappert man das halt nach....
Zuletzt geändert von Mahmoud am Fr 3. Sep 2021, 09:28, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38593
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von relativ »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:14)

Niederschwellig bedeutet ohne große Aufwände oder Hindernisse. Also genau das richtige für Leute die sich daraus ein Hobby machen möchten, oder sonst nichts zu tun haben. Eben ein Rentnerparadies - endlich für Gerechtigkeit sorgen.

Ja, da habe ich ein ideologisches Problem - mein Ideal sieht anders aus. Ich hatte das schon geschildert. Aber das würde natürlich der Bevölkerung den Spaß beim Mitmachen etwas verleiden.
Ich wage zu behaupten, daß wohl fast jeder der gegen Steuerhinterziehung ist, sich als ideal vorstellt, daß sowas niemand macht.
Die Realität, glaubt man den Zahlen, sieht etwas anders aus. Das mit diesen Anzeigen auch schindluder getrieben wird , oder schmutzige Wäsche versucht wird zu waschen, ist zu befürchten, da kann man nur hoffen, daß die unberechtigten Anzeigen nicht so häufig vor kommen und natürlich ist ein Fall diskret zu bearbeiten, bis sich eine Schuld herrausstellt, damit es keine voreiligen öffentlichen Pranger gibt.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Mahmoud

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Mahmoud »

Gin-Tonic hat geschrieben: Das Problem ist, woher sollte ein Nachbar überhaupt wissen dass der Handwerker/die Putzfrau ohne Vertrag/Rechnung arbeitet? Ich habe 2 mal im Jahr einen Gärtner bei mir, sowie 2 mal im Monat eine Putzfrau. Meine Nachbarn wüssten nicht einmal ob angemeldet oder nicht, aber er könnte, anonym (also ohne Konsequenzen im Falle einer Falschanzeige), mir die freundlichen Leutchen vom Finanzamt auf den Hals hetzen... damit die eine Akte eröffnen und mir erstmal einen Brief zukommen lassen... damit sie 2 Tage später von mir Verträge, Rechnungen etc vorgelegt bekommen. Unschuldsvermutung war gestern.
)
Einen solchen Fall würde ich nicht melden, weil mich das nicht stört. Klar ist das Steuerhinterziehung, aber noch ein Kavaliersdelikt. Natürlich kommen beim Denunzieren immer auch persönliche Wertmaßstäbe zum Tragen.

Du hast natürlich Recht. Das was der Nachbar mitkriegt ist i.d.R. Kleinkram, und ob ich bei der Steuererklärung 2km mehr angebe, das weiß der doch garnicht. So gesehen dürfte der Erfolg dieser Melde-Plattform sehr begrenzt sein.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38593
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von relativ »

Mahmoud hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:27)

Einen solchen Fall würde ich nicht melden, weil mich das nicht stört. Klar ist das Steuerhinterziehung, aber noch ein Kavaliersdelikt. Natürlich kommen beim Denunzieren immer auch persönliche Wertmaßstäbe zum Tragen.

Du hast natürlich Recht. Das was der Nachbar mitkriegt ist i.d.R. Kleinkram, und ob ich bei der Steuererklärung 2km mehr angebe, das weiß der doch garnicht. So gesehen dürfte der Erfolg dieser Melde-Plattform sehr begrenzt sein.
Ich vermute mal stark, daß die Intention hinter diesen Meldeplattformen auch eher die etwas größeren Fische sind, obwohl natürlich auch den kleinen aus Gleichbehandlungsgründen nachgegangen werden muss.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25727
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:14)

Ja, da habe ich ein ideologisches Problem - mein Ideal sieht anders aus. Ich hatte das schon geschildert. Aber das würde natürlich der Bevölkerung den Spaß beim Mitmachen etwas verleiden.
Das ideologische Problem hat allerdings nichts mit den Grünen zu tun. Denn anonyme Whistleblowerhotlines findest du heute praktisch in jedem börsennotierten Unternehmen. Und auch in größeren nichtbörsennotierten Unternehmen sind sie anzufinden.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Haegar
Beiträge: 2515
Registriert: Do 27. Aug 2009, 10:03

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Haegar »

Ob die Beteiligung bei Meldungen nochmals steigen würde, wenn z.B. eine Belohnung i.H.V. 10 % der nachgezahlten Steuer an den Melder gehen würde ?

Ich kann mich noch an die Empörung erinnern als whistleblower aus der Schweiz Daten an den Fiskus verkauft haben...
Es waren dabei auch "ideologische" Probleme maßgeblich :rolleyes:
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 53022
Registriert: Mo 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von JJazzGold »

Haegar hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:40)

Ob die Beteiligung bei Meldungen nochmals steigen würde, wenn z.B. eine Belohnung i.H.V. 10 % der nachgezahlten Steuer an den Melder gehen würde ?

Ich kann mich noch an die Empörung erinnern als whistleblower aus der Schweiz Daten an den Fiskus verkauft haben...
Es waren dabei auch "ideologische" Probleme maßgeblich :rolleyes:
Daran kann ich mich auch noch gut erinnern, weil sich damals gezeigt hat, dass Jeder und Alles seinen Preis hat, auch der Datenschutz.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25727
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Haegar hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:40)

Ich kann mich noch an die Empörung erinnern als whistleblower aus der Schweiz Daten an den Fiskus verkauft haben...
Es waren dabei auch "ideologische" Probleme maßgeblich :rolleyes:
Objektiv gesehen war die Empörung nicht gerechtfertigt. Aus deutscher Sicht. Dazu braucht es keine Ideologie. Lediglich aus Schweizer Sicht mag es hier vielleicht ein Datenschutzvergehen geben. Das müssen dann diejenigen, die das machen selbst entscheiden.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Zunder
Beiträge: 7443
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:00

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Zunder »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:14)
Eben ein Rentnerparadies - endlich für Gerechtigkeit sorgen.
Tja, man stelle sich vor, so ein Rentner findet heraus, wie man ins Internet kommt, und denunziert seinen völlig unbescholtenen Nachbarn, weil er seiner Putzfrau möglicherweise 20€ zugesteckt hat. Dann kommt aber sofort die Finanz-Gestapo um die Ecke, greift sich 2,50€ und wirft den Übeltäter in den Kerker. Genau das wollen doch die Grünen.
Friedrich Merz, Laschets Zukunftsgestalter, ist auch schon ganz empört.
Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Teeernte »

Zunder hat geschrieben:(03 Sep 2021, 13:12)

Tja, man stelle sich vor, so ein Rentner findet heraus, wie man ins Internet kommt, und denunziert seinen völlig unbescholtenen Nachbarn, weil er seiner Putzfrau möglicherweise 20€ zugesteckt hat. Dann kommt aber sofort die Finanz-Gestapo um die Ecke, greift sich 2,50€ und wirft den Übeltäter in den Kerker. Genau das wollen doch die Grünen.
Friedrich Merz, Laschets Zukunftsgestalter, ist auch schon ganz empört.
...wieviel Zeilen braucht man für ein Meldeprogramm - dass das Telefonbuch "meldet" ??...immer eine(r) wahllos nach dem anderen ??

:D :D :D ...die "Flut".
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Haegar hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:40)
Ob die Beteiligung bei Meldungen nochmals steigen würde, wenn z.B. eine Belohnung i.H.V. 10 % der nachgezahlten Steuer an den Melder gehen würde ?
Auf jeden Fall. Das nennt sich Kopfgeld. Passt sehr gut in das Konzept hinein - wenn man sich schonmal auf das Niveau herunter begeben hat.
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Zunder hat geschrieben:(03 Sep 2021, 13:12)
Tja, man stelle sich vor, so ein Rentner findet heraus, wie man ins Internet kommt, und denunziert seinen völlig unbescholtenen Nachbarn, weil er seiner Putzfrau möglicherweise 20€ zugesteckt hat. Dann kommt aber sofort die Finanz-Gestapo um die Ecke, greift sich 2,50€ und wirft den Übeltäter in den Kerker. Genau das wollen doch die Grünen.
Friedrich Merz, Laschets Zukunftsgestalter, ist auch schon ganz empört.
Du magst das ins Lächerliche ziehen, aber frage mal wie es war als vor ein paar Jahrzehnten noch die alten Leute mit dem Kissen im Fensterrahmen gesessen haben. So ein Meldeportal ist ein wunderbares digitales Fensterkissen. Und warum sollte es auf Steuern beschränkt bleiben?
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Mahmoud hat geschrieben:(03 Sep 2021, 09:21)
Das sehe ich genau andersrum:

Niederschwellig bedeutet ohne große Aufwände oder Hindernisse. Das hat den Vorteil, daß es vielleicht auch Faulen oder Bequemen und Solchen, denen " es jetzt gerade nicht passt, weil ich so schön am chillen bin" leichter gemacht wird.
:| Ja genau, das zentrale Problem in Deutschland ist, dass die Leute zu faul sind ihre Nachbarn anzuscheißen. Phöse faule Deutsche :x
ich verstehe immer noch nicht wo das Problem liegt, und ich fürchte fast, du weißt es selbst nicht. Bist halt dagegen, weil der Denunziant in bestimmten Kreisen halt als Böse gilt, und dann plappert man das halt nach....
Es gibt sehr wohl Straftaten, die sofort zu melden ist. Das ist doch keine Frage.

Wie wäre es denn mit einem Meldeportal für Kindesmissbrauch? Gibt es das? Da hätte ich kein Problem mit. Viele Straftaten könnte ich mir da vorstellen. In Deutschland ist der erste Gedanke allerdings dem Nachbarn bei potentieller Schwarzarbeit die Polizei auf den Hof zu schicken. Man muss halt Prioritäten setzen ... :s
Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Teeernte »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 15:24)

Du magst das ins Lächerliche ziehen, aber frage mal wie es war als vor ein paar Jahrzehnten noch die alten Leute mit dem Kissen im Fensterrahmen gesessen haben. So ein Meldeportal ist ein wunderbares digitales Fensterkissen. Und warum sollte es auf Steuern beschränkt bleiben?
Du brauchtest mehr Polizei...um die Leute mit dem Kissen vor anonymen Brandsätzen zu schützen.
Willst du dich von etwas trennen
Dann musst du es verbrennen
Willst du es nie wieder sehen...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Benutzeravatar
Zunder
Beiträge: 7443
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:00

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Zunder »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 15:24)

Du magst das ins Lächerliche ziehen, aber frage mal wie es war als vor ein paar Jahrzehnten noch die alten Leute mit dem Kissen im Fensterrahmen gesessen haben. So ein Meldeportal ist ein wunderbares digitales Fensterkissen. Und warum sollte es auf Steuern beschränkt bleiben?
Wer wüßte nicht, daß mit dem Kissen auf dem Fensterbrett Straftaten gemeldet worden wären.

Wann ist denn eine anonyme Anzeige legitim, ohne daß der Anzeigende als Denunziant denunziert wird? Gar nicht? Oder nur in ausgesuchten Fällen?
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Das Meldeportal ist offenbar ein Testballon. Andere Bundesländer stehen schon in den Startlöchern:
Doch trotz des Aufschreis ist keineswegs klar, dass das „Anonyme Hinweisgeberportal“ eine Besonderheit Baden-Württembergs bleibt. Eine WELT-Umfrage zeigt, dass auch in anderen Bundesländern über ein solches Portal nachgedacht wird. Ist der Bundestagswahlkampf erst einmal vorbei, könnte eine bundesweit einheitliche Lösung zügig herbeigeführt werden.

Die deutlichste Unterstützung kommt von Monika Heinhold, Finanzministerin von Schleswig-Holstein und Bayaz’ Grünen-Parteikollegin: „Bei der Digitalisierung der Verwaltung sollten wir möglichst keinen Bereich ausnehmen. In diesem Sinne prüfen wir auch die Einrichtung eines entsprechenden Online-Portals.“

Heinold hält es zudem für begrüßenswert, wenn die Länder bei einem solchen Portal gemeinsam vorgingen. Damit unterstützt sie Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, die sich bereits zuvor für eine bundesweit einheitliche Plattform ausgesprochen hatte, um „heftigen Steuerbetrug“, wie sie während einer Fernsehdiskussion sagte, zu melden.
...
Ähnlich klingt dies in Berlin. Derzeit sei nicht geplant, ein Portal nach dem Vorbild aus Stuttgart einzuführen. Doch einen gemeinsamen Weg aller 16 Bundesländer kann man sich in der Senatsfinanzverwaltung von Matthias Kollatz (SPD) vorstellen.

„Aus Sicht der Senatsfinanzverwaltung sollte zunächst die Akzeptanz des Onlineportals aus Baden-Württemberg bei den Bürgerinnen und Bürgern analysiert werden“, heißt es. Die Anmeldung für das Projekt KONSENS, in dessen Rahmen die Digitalisierung der Steuerverwaltung seit Jahren gemeinsam von Bund und Ländern betrieben wird, wäre dann nach einer Evaluation vorzunehmen, teilte die Senatsfinanzverwaltung weiter mit.
https://www.welt.de/finanzen/article233 ... damit.html

Also mein Gefühl ist, dass das ein Hit wird.

Bei CDU und CSU scheint die Begeisterung nicht so ausgeprägt zu sein, aber das wird sicher noch:
Die Umfrage machte aber auch deutlich, dass sich gerade die von CDU und CSU geführten Finanzministerien schwer mit einem digitalen Hinweisgeber-Portal tun. „Da die Einführung keinen Mehrwert für den Freistaat Sachsen hat und die derzeitigen Kontaktmöglichkeiten auch anonym erfolgen können, hat ein solches Portal für uns keine Priorität“, so das Finanzministerium in Dresden.

Die Behörde von Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) teilte mit: „Ein solches Portal führt besorgte Bürger auf den einfachen Weg der Anonymität, die ansonsten offen zu ihren Angaben stehen würden.“ Wenn der Staat nun einen anonymen Weg über das Internet anbietet, senke er dadurch die Hemmschwelle.
s.o.
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Alexyessin »

Skeptiker hat geschrieben:(02 Sep 2021, 21:56)

Wer bestreitet denn, dass es "diese Möglichkeiten" nicht schon gegeben hat? Mir konnte bislang aber noch niemand den Weg zum anonymen Meldeportal zeigen. Alles was ich da sehe ist ein Forumlar zum downloaden - mit der Bitte die Kontaktdaten beizufügen.

Ja, wo den nu?
https://www.finanzamt.bayern.de/Informa ... =n&d=x&t=x

Bitte danke.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Alexyessin »

Skeptiker hat geschrieben:(02 Sep 2021, 22:21)

Ich soll wo schauen? Kostet es Geld einen Link zu setzen, oder warum so sparsam?

Das Meldeportal in BW besitzt eine Möglichkeit, mit der man sich auch nach dem anonymen Stellen der Anzeige über deren Verlauf informieren, weitere Hinweise geben und Rückfragen stellen kann. Alles anonym - eben "darauf ausgelegt".
https://www.finanzamt.bayern.de/Informa ... =n&d=x&t=x

Auch hier gibt es die Möglichkeiten.
Skeptiker hat geschrieben:(02 Sep 2021, 22:21)
Nein. Aber ich teile auch nicht die Leidenschaft der Deutschen mit großem Aufwand den letzten Cent Steuern zu sparen und argwöhnisch zum Nachbarn zu schauen, ob der auch brav wohl alles versteuert.

Ich bin in meinem Leben ein einziges mal beim Steuerberater gewesen - das ist >20 Jahre her. Meine Einkommensteuererklärung mache ich immer selber - auch wenn ich dabei nicht das Optimum raushole. Aber diese ganze Fixiertheit auf Steuern, Anlageformen, Versicherungen usw. - sorry, ich kann es nicht nachvollziehen. Und genau diese Fixiertheit wird nun mit dem "passenden Tool" für diese urdeutsche Leidenschaft bestückt. Schon klar, warum hier die Begeisterung so groß ist. :D
Ach, es ist deine Einschätzung, die ein grünes Portal böse macht, aber ein schwarzes oder gelbes normal. Verstehe schon
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Das ist kein Meldeportal, das ist ein Link um ein Formular runterzuladen.

Also nichts - wie zu erwarten. :rolleyes:
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73769
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Tom Bombadil »

Tja, beim Geld kennt "Vater" Staat halt keine Gnade, dafür lässt man Dealer, gewaltbereite "Intensivstraftäter" und Vergewaltiger nur allzu oft unbehelligt, die kann man ja auch unmöglich unter Kontrolle bringen, da gibt es auch kein anonymes Anzeigenportal.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Elmar Brok
Beiträge: 3159
Registriert: Fr 7. Feb 2020, 15:54

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Elmar Brok »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:40)

Das ist kein Meldeportal, das ist ein Link um ein Formular runterzuladen.

Also nichts - wie zu erwarten. :rolleyes:
Wo ist da jetzt der Unterschied ob ich per Email ein Formular verschicke oder beim Online-Meldeportal?
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Alexyessin hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:39)

https://www.finanzamt.bayern.de/Informa ... =n&d=x&t=x

Auch hier gibt es die Möglichkeiten.
Nochmal das gleiche. Langsam wird's langweilig. Wieder nur ein Formular zum Download.
Ach, es ist deine Einschätzung, die ein grünes Portal böse macht, aber ein schwarzes oder gelbes normal. Verstehe schon
Ich habe oben schon den Unterschied linksgrüner und schwarzer Position zu dem Thema dargestellt. Aber ich bin sicher, dass sich die CDU breitschlagen lässt, wenn die Menge so frohlockt, wie es das hier im Forum den Anschein hat.
Elmar Brok
Beiträge: 3159
Registriert: Fr 7. Feb 2020, 15:54

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Elmar Brok »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:43)

Tja, beim Geld kennt "Vater" Staat halt keine Gnade, dafür lässt man Dealer, gewaltbereite "Intensivstraftäter" und Vergewaltiger nur allzu oft unbehelligt, die kann man ja auch unmöglich unter Kontrolle bringen, da gibt es auch kein anonymes Anzeigenportal.
Keine Gnade? Ich dache jährlich werden zig Milliarden Euro hinterzogen?
Hast du Belege dafür, dass man Vergewaltiger "oft" unbehelligt lässt?
Wieso sollten die nicht unter Kontrolle zu bringen sein?
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:44)
Wo ist da jetzt der Unterschied ob ich per Email ein Formular verschicke oder beim Online-Meldeportal?
viewtopic.php?p=5063670#p5063670
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:43)

Tja, beim Geld kennt "Vater" Staat halt keine Gnade, dafür lässt man Dealer, gewaltbereite "Intensivstraftäter" und Vergewaltiger nur allzu oft unbehelligt, die kann man ja auch unmöglich unter Kontrolle bringen, da gibt es auch kein anonymes Anzeigenportal.
Doch:
In Baden-Württemberg setzt das Landeskriminalamt das BKMS® bei Korruption, Wirtschaftskriminalität und im Bereich des Staatsschutzes ein. Auch bei herausragenden Kapitaldelikten wie Mordfällen kommt das System zum Einsatz.
https://www.polizei-bw.de/anonymes-hinweisgebersystem/
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Benutzeravatar
Papaloooo
Beiträge: 4744
Registriert: Sa 8. Jul 2017, 15:11
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Papaloooo »

Ich sehe das auf jeden Fall nicht als Denunziantentum.

Wenn die einen Steuern hinterziehen dann zahlen die anderen mehr.

Das ist ähnlich wie beim Schwarzfahren in den Zügen.

Ich habe auch mal anonym zur Anzeige gebracht, als ich gesehen habe, dass jemand seinen Dieseler Mercedes mit einem Schlauch aus dem Keller betankt.

Mag ja sein, dass er sein Heizöl und das Fahrzeugdiesel im Keller getrennt lagert,
aber das möge dann die Polizei herausfinden.

Auf jeden Fall hat bei meiner Betriebsprüfung alles bis auf wenige Centbeträge gestimmt.

Wobei man nur hoffen kann, dass keiner von den cum-ex Leuten mit ihren Milliarden Steuerbetrügen ungeschoren davonkommt, und alles mit Zinsen und Zinseszins zurück bezahlt.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
Elmar Brok
Beiträge: 3159
Registriert: Fr 7. Feb 2020, 15:54

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Elmar Brok »

Du beschwerst dich jetzt also darüber, dass es eine Erleichterung gibt, anonym Steuerhinterziehung anzuzeigen? Wenn wir uns also den Text anschauen: "Geht das Finanzamt auch einer anonymen Anzeige nach? Ja. Aber namentliche Anzeigen besitzen in der Regel größere Bedeutung, weil sie Rückfragen ermöglichen. Mit einer Anzeige setzen Sie sich für mehr Steuergerechtigkeit ein. Bedenken Sie aber, dass Sie eine Straftat begehen, wenn Sie eine Person wissentlich falsch verdächtigen oder eine Straftat vorgetäuscht wird." Dann wäre dir eine Formulierung: "Ja, aber nur im größten Notfall, da ..." lieber?

Du sprichst jetzt von negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ich sage, dass das Blödsinn ist. Eine Behauptung ohne Grundlage. Überhaupt ohne die ganze Aufregung würde so eine Änderung überhaupt nicht auffallen. Wieso sollten hier zwangsweise relevante gesellschaftliche Spannungen auftreten? Wenn dem so ist, das wird das Finanzamt ja sicherlich bemerken, kann man so eine Sache immer noch rückgängig machen.
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Alexyessin »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:40)

Das ist kein Meldeportal, das ist ein Link um ein Formular runterzuladen.

Also nichts - wie zu erwarten. :rolleyes:
Lies halt bitte die ganze Seite - unten sind die Emailadressen. :thumbup:
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Alexyessin »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:45)

Ich habe oben schon den Unterschied linksgrüner und schwarzer Position zu dem Thema dargestellt. Aber ich bin sicher, dass sich die CDU breitschlagen lässt, wenn die Menge so frohlockt, wie es das hier im Forum den Anschein hat.
Steuerhinterziehung ist eine Straftat. Face it. Und das du das Meldeportal nur einseitig sehen willst ist klar.
Unten die Email adressen, Möglichkeit zur anonymen Anzeige besteht auch - natürlich mit dem Verweis auf strafrechtliche Konsequenzen bei Falschanzeige.
Es ist das gleiche in weiß-blau. Nur halt schon etwas älter und daher nicht auf dem neuesten Stand der Technik.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:53)
Du beschwerst dich jetzt also darüber, dass es eine Erleichterung gibt, anonym Steuerhinterziehung anzuzeigen? Wenn wir uns also den Text anschauen: "Geht das Finanzamt auch einer anonymen Anzeige nach? Ja. Aber namentliche Anzeigen besitzen in der Regel größere Bedeutung, weil sie Rückfragen ermöglichen. Mit einer Anzeige setzen Sie sich für mehr Steuergerechtigkeit ein. Bedenken Sie aber, dass Sie eine Straftat begehen, wenn Sie eine Person wissentlich falsch verdächtigen oder eine Straftat vorgetäuscht wird." Dann wäre dir eine Formulierung: "Ja, aber nur im größten Notfall, da ..." lieber?
Welchen Text zitierst du da? Das hört sich nach dem Standardtext der Steuerbehörden an. Daran ist nichts auszusetzen.

Auf dem Meldeportal finde ich den Text gerade NICHT. Das ist von vornherein auf Anonymität ausgelegt und verfügt sogar über ein anonymes Postfach für die weitere Kommunikation um eben besagte "Lücke" zu füllen.
Du sprichst jetzt von negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ich sage, dass das Blödsinn ist. Eine Behauptung ohne Grundlage. Überhaupt ohne die ganze Aufregung würde so eine Änderung überhaupt nicht auffallen. Wieso sollten hier zwangsweise relevante gesellschaftliche Spannungen auftreten? Wenn dem so ist, das wird das Finanzamt ja sicherlich bemerken, kann man so eine Sache immer noch rückgängig machen.
Das ganze ist ein Testballon. Ich bin sicher das wird ein voller Erfolg. Aber man muss ja eben nicht auf jeden Zug aufspringen. Auf manche Erfolge ist man im Nachhinein dann ja doch nicht mehr stolz.
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Alexyessin hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:04)
Lies halt bitte die ganze Seite - unten sind die Emailadressen. :thumbup:
Auch das macht es immernoch nicht zu einem Meldeportal. Nu wird es aber langsam kurios. :rolleyes:
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Vongole »

Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft verteidigt das Meldeportal:
Die Deutsche Steuergewerkschaft (DstG) hat sich hinter das in Baden-Württemberg eingerichtete Onlineportal für die Meldung von Steuervergehen gestellt und Kritik daran scharf verurteilt. Anonyme Anzeigen gebe es, seit es Finanzämter gibt, sagte der DStG-Vorsitzende Thomas Eigenthaler dem »Handelsblatt«. Das Portal in Baden-Württemberg sei »eher eine Verbesserung«, denn die Steuerverwaltung dort könne nun durch gezielte Rückfragen den »Anzeigenschrott« von »werthaltigen Hinweisen« trennen.
Zu Vorwürfen in sozialen Netzwerken gegen das neue Portal, in denen von »Denunziantentum«, »Stasi-Methoden« und »DDR-Mentalität« die Rede war, sagte Eigenthaler, dies sei »für die Steuerverwaltung ehrabschneidend«.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 4be3af-amp
Zur Sicherheit, weil einige bei "Gewerkschaft" wieder gleich an links-grünversifft denken werden:
Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) ist eine parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung für das Personal der Finanzverwaltung der Bundesrepublik Deutschland mit ca. 79.000 Mitgliedern. Sie ist Mitgliedsgewerkschaft des Deutschen Beamtenbunds.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Elmar Brok
Beiträge: 3159
Registriert: Fr 7. Feb 2020, 15:54

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Elmar Brok »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:11)

Welchen Text zitierst du da? Das hört sich nach dem Standardtext der Steuerbehörden an. Daran ist nichts auszusetzen.

Auf dem Meldeportal finde ich den Text gerade NICHT. Das ist von vornherein auf Anonymität ausgelegt und verfügt sogar über ein anonymes Postfach für die weitere Kommunikation um eben besagte "Lücke" zu füllen.

Das ganze ist ein Testballon. Ich bin sicher das wird ein voller Erfolg. Aber man muss ja eben nicht auf jeden Zug aufspringen. Auf manche Erfolge ist man im Nachhinein dann ja doch nicht mehr stolz.
Nein. Das war der Text vom Finanzamt München. Nur wäre es in deiner Logik doch sinnvoller noch stärker die anonyme Anzeige abzulehnen, als Sonderfall zu markieren? Oder meinst du, hier wurde die goldene Mitte gefunden?

Deine Einstellung klingt mir hier sehr konservativ.
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Elmar Brok hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:14)
Nein. Das war der Text vom Finanzamt München. Nur wäre es in deiner Logik doch sinnvoller noch stärker die anonyme Anzeige abzulehnen, als Sonderfall zu markieren? Oder meinst du, hier wurde die goldene Mitte gefunden?

Deine Einstellung klingt mir hier sehr konservativ.
Wo greife ich hier die normale Hinweisgebung an die Steuerbehörden an? Auch anonyme Hinweisgebung hat seine Berechtigung.

Wie ich schon Mahmoud gegenüber dargestellt habe, sehe ich die Kombination aus komfortabler Anonymität und Niederschwelligkeit als problematisch an. Mein Kritik bezieht sich explizit auf das Meldeportal.
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:14)
Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft verteidigt das Meldeportal:
Ach, eine Mitgliedergewerkschaft des Deutschen Beamtenbundes findet es gut, dass zukünftig die Bevölkerung verstärkt gegeneinander ausgespielt wird um mehr Steuern einzutreiben?

Wer hätte das gedacht? :eek:
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:22)

Ach, eine Mitgliedergewerkschaft des Deutschen Beamtenbundes findet es gut, dass zukünftig die Bevölkerung verstärkt gegeneinander ausgespielt wird um mehr Steuern einzutreiben?

Wer hätte das gedacht? :eek:
Du scheinst den Unterschied zwischen "mehr Steuern eintreiben" und der Verfolgung von Steuerhinterziehung immer noch nicht zu verstehen.
Wird eigentlich bei anonymer Meldung anderer Straftaten die Bevölkerung auch gegeneinander ausgespielt, oder gilt das nur bei Steuerstraftaten bzw. grünen Initiativen?
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
olli
Beiträge: 2408
Registriert: Mo 11. Jan 2021, 17:57

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von olli »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:22)

Ach, eine Mitgliedergewerkschaft des Deutschen Beamtenbundes findet es gut, dass zukünftig die Bevölkerung verstärkt gegeneinander ausgespielt wird um mehr Steuern einzutreiben?

Wer hätte das gedacht? :eek:
Jede/r Arbeitnehmer*in werden die Steuern sofort vom Brutto abgezogen, erwarte kein Mitleid für überprivilegierte die meinen das Steuerhinterziehung das Recht der Besserverdienenden sei. Da muss noch viel härter und strenger zugeschlagen werden ! Kein Mitleid mit Steuerhinterziehern ! Das man Typen wie einen Hoeneß noch heute tätschelt und als "Opfer" stilisiert ist ein Schlag in das Gesicht jedes gesetzestreuen Steuerzahlers !
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:30)
Du scheinst den Unterschied zwischen "mehr Steuern eintreiben" und der Verfolgung von Steuerhinterziehung immer noch nicht zu verstehen.
Wird eigentlich bei anonymer Meldung anderer Straftaten die Bevölkerung auch gegeneinander ausgespielt, oder gilt das nur bei Steuerstraftaten bzw. grünen Initiativen?
Es ist die Leidenschaft, die mich irritiert.

Meiner Frau habe ich gerade von diesem Thema erzählt. Sie sofort "Aber klar doch, das war das erste, was meine Freunde mir erzählt haben, als ich nach Deutschland kam: Die Deutschen scheißen gerne an". Nur mal so als Außenansicht für die Deutschen hier im Forum.

Ich persönlich brauche kein Meldeportal um mir das Melden einfacher zu machen. Wenn ich etwas anzeige, dann weil ich eine persönliche Relevanz sehe - z.B. Kindesmisshandlung, wurde ja schon genannt. Die große Begeisterung den Nachbar wegen der Schwarzarbeit anzuschwärzen, geht an mir vollkommen vorbei. Da sollen doch die Steuerfahnder ihren Job machen. Die rüste ich gerne gut aus, anstatt die Bevölkerung in Blockwartmodus zu schalten.
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

olli hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:31)

Jede/r Arbeitnehmer*in werden die Steuern sofort vom Brutto abgezogen, erwarte kein Mitleid für überprivilegierte die meinen das Steuerhinterziehung das Recht der Besserverdienenden sei. Da muss noch viel härter und strenger zugeschlagen werden ! Kein Mitleid mit Steuerhinterziehern ! Das man Typen wie einen Hoeneß noch heute tätschelt und als "Opfer" stilisiert ist ein Schlag in das Gesicht jedes gesetzestreuen Steuerzahlers !
Du hast Recht. Ich teile nur deine Prioritäten nicht :)
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:37)

Es ist die Leidenschaft, die mich irritiert.
(..)
Ich persönlich brauche kein Meldeportal um mir das Melden einfacher zu machen. Wenn ich etwas anzeige, dann weil ich eine persönliche Relevanz sehe - z.B. Kindesmisshandlung, wurde ja schon genannt. Die große Begeisterung den Nachbar wegen der Schwarzarbeit anzuschwärzen, geht an mir vollkommen vorbei. Da sollen doch die Steuerfahnder ihren Job machen. Die rüste ich gerne gut aus, anstatt die Bevölkerung in Blockwartmodus zu schalten.
Mich irritiert die Leidenschaft, mit der du den Deutschen pauschal Blockwartmentalität und eiferndes Denunziantentum unterstellst, und darüber hinaus den Steuerfahndern, dass sie nicht in der Lage seien, zwischen echtem Hinweis
und anschwärzen aus niederen Motiven zu unterscheiden.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:52)
Mich irritiert die Leidenschaft, mit der du den Deutschen pauschal Blockwartmentalität und eiferndes Denunziantentum unterstellst, und darüber hinaus den Steuerfahndern, dass sie nicht in der Lage seien, zwischen echtem Hinweis
und anschwärzen aus niederen Motiven zu unterscheiden
.
Puaahhhh. Das zeigt wie typisch deutsch du denkst. Du meinst ernsthaft, dass es kein Anschwärzen wäre, wenn der Hinweis echt ist.

Das ist eben der Unterschied typisch deutscher Mentalität zu der Mentalität in anderen Ländern. In Deutschland fühlt man sich moralisch herausgefordert zu kritisieren und zu meckern, wo man in anderen Ländern die Klappe hält und sich auf seine eigenen Dinge konzentriert. Der andere macht etwas falsch, oder er verstößt gegen ein Gesetz? Meeeeelden :x Natürlich bist du damit im Recht - aber woanders gibt es diese Kultur des "du machst was fahalsch" eben nicht in der Form. Das IST typisch deutsch.
Benutzeravatar
Zunder
Beiträge: 7443
Registriert: Mi 4. Jun 2008, 15:00

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Zunder »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 18:15)
In Deutschland fühlt man sich moralisch herausgefordert zu kritisieren und zu meckern, wo man in anderen Ländern die Klappe hält und sich auf seine eigenen Dinge konzentriert.
In dieser Sache bist du jedenfalls ganz vorn dabei.
Und zwar richtig fett:
Denunziation, Bücherverbrennung, Tugendterror........
Schnitter
Beiträge: 19166
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Schnitter »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Sep 2021, 16:43)

Tja, beim Geld kennt "Vater" Staat halt keine Gnade, dafür lässt man Dealer, gewaltbereite "Intensivstraftäter" und Vergewaltiger nur allzu oft unbehelligt, die kann man ja auch unmöglich unter Kontrolle bringen, da gibt es auch kein anonymes Anzeigenportal.
Merkt man daran dass jährlich 122 Milliarden hinterzogen werden.....
Schnitter
Beiträge: 19166
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Schnitter »

olli hat geschrieben:(03 Sep 2021, 17:31)

Jede/r Arbeitnehmer*in werden die Steuern sofort vom Brutto abgezogen, erwarte kein Mitleid für überprivilegierte die meinen das Steuerhinterziehung das Recht der Besserverdienenden sei. Da muss noch viel härter und strenger zugeschlagen werden ! Kein Mitleid mit Steuerhinterziehern ! Das man Typen wie einen Hoeneß noch heute tätschelt und als "Opfer" stilisiert ist ein Schlag in das Gesicht jedes gesetzestreuen Steuerzahlers !
Seltsamerweise hat man das ausgerechnet in den USA schon lange erkannt. Also die linksgrünversifften versteht sich :p
Skeptiker

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Skeptiker »

Zunder hat geschrieben:(03 Sep 2021, 18:39)

In dieser Sache bist du jedenfalls ganz vorn dabei.
Und zwar richtig fett:
Denunziation, Bücherverbrennung, Tugendterror........
Nenne mir eine PERSON, die ich bei BEHÖRDEN angeschwärzt hätte.
Benutzeravatar
Vongole
Moderator
Beiträge: 21382
Registriert: Di 24. Mär 2015, 18:30

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 18:15)

Puaahhhh. Das zeigt wie typisch deutsch du denkst. (..)
DAS war das Eigentor den Monats! :D :D
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
Schnitter
Beiträge: 19166
Registriert: Di 7. Feb 2012, 15:02

Re: Grünes Whistleblowing, oder Denunziation 4.0?

Beitrag von Schnitter »

Skeptiker hat geschrieben:(03 Sep 2021, 18:45)

Nenne mir eine PERSON, die ich bei BEHÖRDEN angeschwärzt hätte.
ICH habe schon mal jemanden bei Behörden angeschwärzt.

Nämlich einen asozialen Fußballfan der einen selbstgebauten Böller in einen Familienblock geworfen hat.

Bin ich jetzt ein "Denunziant" ?
Antworten