Das eigentliche Thema ... ich musste jetzt auch noch mal schauen, wo das einsortiert ist ... "Innenpolitik - Verfassung" ... naja. Irgendwie hatte ich schon geahnt, dass das über kurz oder lang in den Bereich Kulturkreise und Badehose abrutscht. Macht nix. Auch nicht wenigen Franzosen gehts dermaßen gut, dass sie nix besseres zu tun haben, als sich über die Burkini-Erlaubnis in Grenoble zu echauffieren. "Echauffieren" übrigens Man könnte ja auch schlicht von "sich aufregen" sprechen. Eine meiner (vielen) Lieblingsphantasien besteht darin, in einem Harlekinskleid eine Schildkröte Unter den Linden an einer Leine spazieren zu führen. Oder selbst und persönlich in einem Burkini schwimmen zu gehen. (Das erfordert allerdings Durchhaltevermögen, das ist mir schon klar)firlefanz11 hat geschrieben: ↑Mi 22. Jun 2022, 15:10 Zu meiner Zeit als Teenie u. Twen konnte man im Insulaner noch schwimmen gehen. Da war das noch ein Familienbad u. keine türkische Sauna...
Die halbstarken Spacken gingen zu der Zeit eher ins Columbiadamm in Tempelhof...
Also zur Geschichte des Freibads in den 60ern, 70ern nochmal. Aus der Sicht eines Ostberliners. Erstens: Nur Freibäder hatten irgendeine Bedeutung in meinem Kulturumfeld. Denn nur Freibäder hatten Sprungtürme, Sprungbretter usw. Und dafür waren gesetzlich Schwimmmeister nötig. Mit drei m. Gewichtige Personen.
Die Männer im Freibad, um möglichst genau beim Thema zu bleiben ... das sah für mich als pubertierenden 12,13 jährigen Jungen so aus: Kerle von 16,17,18 mit einem Ansatz von Bierbauch. Die sich auf Bänken in der Sonne räkelten. Kofferradio. Goldkettchen. Rias Treffpunkt. Schöne blonde Mädels ringsumher. Und ab und zu raffte sich einer von denen auf und bestieg den 5m-Turm. Die angesagten Sprünge damals und im Populärbereich waren natürlich keine eleganten Wassersprünge sondern effektvolles Zeug ... ich weiß nicht, nennt man das heute Splash Diving oder ist das nur dieser sogenannte Paketsprung? Na jedenfalls, dann spornten die nicht 12,13 jährigen wie ich und nicht die 16 bis 18 jährigen sondern die irgendwie 14 bis 15 jährigen an: "Acki. Katße!" Acki war glaube ich eine Kurzform von Axel und Katße, das was man unter Laien einen Bauchklatscher nennt. Das Lispel-ß hatte nix mit einem anatomischen Sprachfehler zu tun, sondern damit, dass man eine besonders verehrte soziale Gruppe hervorkehren wollte. Fliesenlegergehilfen zum Beispiel. Das ganze Jugendleben in den Schwimmbädern Ostberlins in den 60ern und 70ern war ziemlich geprägt von den Rabauken- und Halbststarken-Filmen dieser Zeit. Ich weiß es genau, denn ich war ständig dabei. Ich hab mich dann allerdings in Bezug auf Mädelbeeindruckung ab 15, 16 eher auf Rockmusik machen verlegt. Ja Gott. Das sind einfach Rudel von Säugetieren. Wo die Männchen ihr Geweih zeigen oder sonst irgendwelche Kraftbeweise liefern. Elvis. Alain Delon.
In einem Punkt muss man mal Legenden widerlegen: Es gab in meinem 60er, 70er Jahre Jugendleben absolut keine, null komma null Nacktbadekultur. Es gibt ja so einige Darstellungen, die glaubhaft machen wollen, dass alle Ostdeutschen nackt badeten. Völliger Quatsch aus meiner Sicht. Niemand, wirklich niemand aus meiner Schuklasse mit 14 bis 18 hatte "FKK" oder dergleichen auch nur irgendwie im Kopf. Ich schwörs. Undenkbar! Wie denn auch, wenn man an einem Baggersee seine Wassersprungkünste gar nicht zeigen konnte, Auch wenn man sich gern eine Klassenkumpeline nackt vorstellte. FKK ... das war irgendwie eine Sache von sehr sehr alten Leuten, die an der Ostsee oder am Liepnitzsee vor ihren Trabbis und Campinganhängern nackend Kartoffeln schälten oder ihre Geranientöpfe pflegten. Ich hab mir schon mit 14, 15 gedacht, dass Nacktbaden so ungefähr das unerotischste ist, was man sich denken kann. Ohne Visionen, ohne Phantasie, ohne Versprechen, ohne Total-Abweichungen vom Durchschnitt und von allen Normen.