Tja, in Hamburg nimmt die Zahl der Pkw auch stetig zu.
2014: 742.000
2017: 772.000
2020: 804.000
2023: 814.000
https://de.statista.com/statistik/daten ... n-hamburg/
Aber wie ich schon vor Jahren schrieb, ist die Anzahl der neuen Zweit-, Leih- oder Dienstfahrzeuge, die diese Zahlen treiben, nur eine Größe. Der Laie (bzw. ideologisch getriebene Raser und eFool) nimmt dann gerne an, es würde auch mehr mit den gummibereiften Kasperbuden gefahren werden. Ist aber vielerorts nicht der Fall, z.B.:
https://www.abendblatt.de/hamburg/kommu ... unigt.html
Bedingt durch die Pandemie und nachhaltigen Entwicklungen (Homeoffice) nahm die Mobilität etwas ab (88% auf 84%). Vor Corona konnten z.B. 15% der Beschäftigten mindestens einen Tag in der Woche im Homeoffice arbeiten. Der Anteil stieg 2022 auf 41%, wovon 13% 3-4 Tage und 7% 5+ Tage angaben.
Vermutlich haben nicht alle User Zugriff auf den Artikel, daher hier die öffentlichen Zahlen:
Entwicklung Modal Split:
Verkehrsmodus | 2008 | 2017 | 2022 | (Ziel 2030)
Auto | 39% | 36% | 32% | (20%)
ÖPNV | 19% | 22% | 24% | (30%)
Fahrrad | 13% | 15% | 22% | (25-30%)
Zu Fuß | 29% | 27% | 22% | (20-25%)
Nun sind das die zurückgelegten Wege, eine statistische Größe in der Verkehrsforschung, um die Verkehrsmittelwahl zu ermitteln. Genauso wichtig ist natürlich auch die Frage, wie viel gefahren wird. "Wege" hieße theoretisch ja auch: gehe ich morgens kurz zum Bäcker und zurück, um anschließend 35 km mit dem Pkw zur Arbeit und dann dieselbe Strecke wieder nach Hause zu fahren, wäre das 50% Fuß und 50% Pkw.
Bei der Verkehrsleistung ist die Differenzierung nicht ganz so präzise und 2008 hat man die sog. Personenkilometer noch nicht erfasst. Es gibt aber eine klare Veränderung. So gab es mit dem motorisierten Individualverkehr 2017 noch 32 Mio. P-km pro Tag, während der Umweltverbund (ÖPNV und nicht-motorisierter Individualverkehr) auf 29 Mio. P-km kam. 2022 schrumpfte der MIV jedoch auf 23 Mio. P-km runter, während der Umweltverbund leicht auf 30 Mio. P-km anstieg.
Heißt: Raser und Mitraser nahmen um fast 30% ab, während gleichzeitig der Umweltverbund seinen Anteil von 48% auf 57% steigern konnte. Auf allen Ebenen sind also Petrolheads zu einer Minderheit geschrumpft, die noch die mit Abstand meiste Verkehrsfläche, Subventionen und Privilegien vereinnahmt. Aber das ist ja kein Naturgesetz.
Interessant auch die Angaben zu Fahrradnutzung und -besitz:
Die Zahl jener, die das Rad regelmäßig nutzen, stieg von 54% auf 61% (davon 24% auf 28% "täglich"). Der "(fast) nie"-Anteil sank wiederum von 34% auf 25%.
Auch nahm der Anteil der Haushalte ohne Fahrrad leicht von 24% auf 21% ab, was aber sicherlich durch den Ausbau des öffentlichen Leihrad-Systems auch beeinflusst wird und andernfalls größer wäre. Zugleich hat mehr als jeder achte Haushalt (13%) mittlerweile ein Pedelec. 2017 lag der Anteil noch bei 3%.
Durch die derzeit geplanten und in Bau befindlichen Schnellbahnprojekte (U4, U5, S4, S5, S6) sowie die Einführung des Hamburg-Taktes (öffentlichen Mobilitätsangebot in max. 5 Minuten) dürfte nochmal etwas Musik reinkommen. Nur mit dem Fahrrad ist es ja nicht gemacht, auch wenn der Ausbau der Radinfrastruktur noch lange nicht abgeschlossen ist.
Mühsam ernährt sich das bekanntlich das (D)Eichhörnchen, aber es ernährt sich.