Großbritannien - post Brexit

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Aldus
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Aldus »

sünnerklaas hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 13:33 Für John Doe gilt das Prinzip des "Arm, aber glücklich!" - und viele von denen glauben das ja auch. Sie verzichten "gerne".
Das ist das eigentlich wahnwitzige an vielen, populistischen Erfolgen. Oder das wäre es - wenn man nicht schon so sehr daran gewöhnt wäre. Wie es mal wer anders formuliert hat: "Menschen erfolgreich dazu bringen, gegen ihre eigenen Interessen zu stimmen". Das muß man erst einmal hinbekommen - denkt man; aber den Populisten scheint das zunehmend leicht zu fallen... Das Problem damit ist nunmal - danach geht es den Menschen noch schlechter als vorher. Ergo, Unruhen und Instabilität nehmen weiter zu. Wie jetzt in GB ja auch. Und irgendwann kommt der große Knall.

Wie gesagt, BJ ist egal - der Typ war und ist ein Bauernopfer. Ein "nützlicher Idiot", mehr nicht. Ich bin mir fast sicher, das seine Finanziers ihn auch genauso nennen; vielleicht merkt er das sogar gerade. Hilft aber niemandem mehr. Viel wichtiger wäre - in GB, aber durchaus auch hierzulande: als Konsequenz aus diesem ganzen Brexit-Desaster an das Lobbyistenrecht ranzugehen. Verpflichtende Transparenz zu schaffen und den Einfluß von "Think Tanks" und ihren Hintermännern klar offenzulegen und damit zurückzudrängen. Aber da passiert vergleichsweise wenig. Immerhin sind wir da hierzulande doch noch etwas besser aufgestellt als im angelsächsischen Raum; aber nicht viel.
Vongole hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 17:52 Ich nehme an, die werden sich auf einen Nachfolger einigen, augenblicklich bewirbt sich Rishi Sunak, der zurückgetretene Finanzminister, um den Parteivorsitz.
Sieht ganz gut für ihn aus, wie man aus mehreren Tweets wie diesem schließen kann:
Ein PM mit Migrationshintergund im standesbewußten GB? Als Minister - okay, offensichtlich. Aber als PM?

Weiß nicht, ob das wirklich wahrscheinlich ist. Denke imho eher, das da die anderen beiden, oben bereits genannten doch die größeren Chancen haben.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Aldus hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 18:08 Weiß nicht, ob das wirklich wahrscheinlich ist. Denke imho eher, das da die anderen beiden, oben bereits genannten doch die größeren Chancen haben.
Es zählt im Grunde nur noch das Geld. Aus dem Grund war es halt so dumm gerade die Menschen rauszuwerfen die bereit sind für so gut wie nichts zu arbeiten. Aber das gehört zum grossen Plan und wer das nicht versteht ist dumm oder bösartig oder beides.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Aldus »

Adam Smith hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 18:28 Aus dem Grund war es halt so dumm gerade die Menschen rauszuwerfen die bereit sind für so gut wie nichts zu arbeiten.
Ich würde mal vermuten, für die eigentlich Verantwortlichen war das lediglich eine Art in Kauf zu nehmender Kollateralschaden.

Ohne solche "Geschenke" wär´s nicht gegangen - also hat man es halt so gemacht.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Aldus hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 18:44 Ich würde mal vermuten, für die eigentlich Verantwortlichen war das lediglich eine Art in Kauf zu nehmender Kollateralschaden.
Es wäre ja schön, wenn deine Vermutung stimmen würde. Die Wahrheit ist aber noch schlimmer. Die Schulden fehlen bei mir noch in der Darstellung.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Aldus hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 18:08 (..)


Ein PM mit Migrationshintergund im standesbewußten GB? Als Minister - okay, offensichtlich. Aber als PM?

Weiß nicht, ob das wirklich wahrscheinlich ist. Denke imho eher, das da die anderen beiden, oben bereits genannten doch die größeren Chancen haben.
Es gab gestern ein Umfrage, wer im Fall einer Neuwahl die besten Chancen gegen Starmer hätte, das war mit Abstand Rishi Sunak.
Eine weitere Umfrage bei Channel 4 ergab das:
An Opinium poll for Channel 4 News shows former Chancellor Rishi Sunak as the most popular choice to be the next leader among Conservative Party members.
The poll puts Sunak on 25% just ahead of foreign secretary Liz Truss on 21% with defence secretary Ben Wallace at 12%.
Quelle: Guardian

Übrigens sind gebildete Anglo-Inder längst auch im standesbewussten GB angekommen, vor allem, wenn sie vermögend sind.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Aldus hat geschrieben: Fr 8. Jul 2022, 18:08 Das ist das eigentlich wahnwitzige an vielen, populistischen Erfolgen. Oder das wäre es - wenn man nicht schon so sehr daran gewöhnt wäre. Wie es mal wer anders formuliert hat: "Menschen erfolgreich dazu bringen, gegen ihre eigenen Interessen zu stimmen". Das muß man erst einmal hinbekommen - denkt man; aber den Populisten scheint das zunehmend leicht zu fallen... Das Problem damit ist nunmal - danach geht es den Menschen noch schlechter als vorher. Ergo, Unruhen und Instabilität nehmen weiter zu. Wie jetzt in GB ja auch. Und irgendwann kommt der große Knall.
Das Prinzip des "Arm aber Glücklich!" und des "Wir verzichten gerne!" ist ein Prinzip, das Putin in Russland bis zur Spitze getrieben hat. Putin hat eines konsequent in den letzten 22 Jahren unterbunden: wirtschaftliche Prosperität und flächendeckenden allgemeinen Wohlstand. Stattdessen wurde und wird in RU das "einfache Leben" beschworen. Und die "Leidensfähigkeit und Opferbereitschaft des russischen Volks". Ein ungebildetes, armes Volk ist gut für Autokraten und Tyrannen. Kommt dann doch niemand auf die Idee, ihn zu stürzen. Das Volk ist damit beschäftigt, sein eigenes Überleben zu sichern. Und zwar auf unterstem Niveau. Und sollte die Lage doch für den "Geliebten Vater" an der Spitze brenzlich werden, wird eben zu maximaler Gewalt gegriffen: Krieg gegen die eigene Bevölkerung, notfalls mit allen Waffengattungen. Zur Not, um es auf die Spitze zu treiben, eben mit nicht konventionellen Waffen: Streubomben, Giftgas, Ultima Ratio: Kernwaffeneinsatz gegen das eigen Volk.
Wenn ich dann durch die "Beiträge" von rechtspopulistischen Social Media-Seiten gehe, finde ich des öfteren Beiträge von selbsternannten "Patrioten" in der Art: dem Volk solle es mal ordentlich schlecht gehen, man müsse mal eine Bombe ins eigene Land werfen und alles kaputt schlagen.
Wie gesagt, BJ ist egal - der Typ war und ist ein Bauernopfer. Ein "nützlicher Idiot", mehr nicht. Ich bin mir fast sicher, das seine Finanziers ihn auch genauso nennen; vielleicht merkt er das sogar gerade. Hilft aber niemandem mehr. Viel wichtiger wäre - in GB, aber durchaus auch hierzulande: als Konsequenz aus diesem ganzen Brexit-Desaster an das Lobbyistenrecht ranzugehen. Verpflichtende Transparenz zu schaffen und den Einfluß von "Think Tanks" und ihren Hintermännern klar offenzulegen und damit zurückzudrängen. Aber da passiert vergleichsweise wenig. Immerhin sind wir da hierzulande doch noch etwas besser aufgestellt als im angelsächsischen Raum; aber nicht viel.
BoJo sah sich als "Winston Churchill 2.0". Kein Wunder, dass er gescheitert ist. Panta rhei kann man nicht ausser Kraft setzen, so sehr man es auch versucht.

Allerdings vermute ich einmal, dass es zu einer Zurückdrängung seltsamen Konstrukte, wie Think Tanks&Co. erst einmal nicht kommen wird. Der Brexit ist der Aufstand der britischen Upper Class. Und da geprägt von Leuten aus alten Familiendynastien, also Clans. Und die werden alles versuchen, sowas zu verhindern. Da wird jedes Mittel recht sein.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Aldus »

sünnerklaas hat geschrieben: Sa 9. Jul 2022, 10:16 Das Prinzip des "Arm aber Glücklich!" und des "Wir verzichten gerne!" ist ein Prinzip, das Putin in Russland bis zur Spitze getrieben hat. Putin hat eines konsequent in den letzten 22 Jahren unterbunden: wirtschaftliche Prosperität und flächendeckenden allgemeinen Wohlstand. Stattdessen wurde...
Das Thema Putin treibt dich seit Februar um, schon klar. ;) Aber hier geht´s nicht um Russland, sondern den post-Brexit GB´s.
sünnerklaas hat geschrieben: Sa 9. Jul 2022, 10:16Wenn ich dann durch die "Beiträge" von rechtspopulistischen Social Media-Seiten gehe, finde ich des öfteren Beiträge von selbsternannten "Patrioten" in der Art: dem Volk solle es mal ordentlich schlecht gehen, man müsse mal eine Bombe ins eigene Land werfen und alles kaputt schlagen.
Okay, wenn du als imho "eher_nicht_rechter"... dir den Müll rechtspopulistischer Seiten antust verstehe ich auch, warum du dich des öfteren liest, wie du dich nunmal mitunter liest. No offense. Aber da hätte ich nichmal ansatzweise den Nerv für. Wenn ich weiß, das die Pizza gammelig ist, muß ich sie nicht erst auch noch essen, um das herauszufinden. So, what? Weiß auch nicht, ob du dir damit wirklich etwas gutes tust.
sünnerklaas hat geschrieben: Sa 9. Jul 2022, 10:16Panta rhei kann man nicht ausser Kraft setzen, so sehr man es auch versucht.
Okay, prima. Jetzt habe ich immerhin Stoff für eine Google/Wikipedia-Abfage. Kein Thema, ich werd´s finden...
sünnerklaas hat geschrieben: Sa 9. Jul 2022, 10:16Allerdings vermute ich einmal, dass es zu einer Zurückdrängung seltsamen Konstrukte, wie Think Tanks&Co. erst einmal nicht kommen wird. Der Brexit ist der Aufstand der britischen Upper Class. Und da geprägt von Leuten aus alten Familiendynastien, also Clans. Und die werden alles versuchen, sowas zu verhindern. Da wird jedes Mittel recht sein.
Ja, für den angelsächsischen Raum allgemein (vor allem eben USA + GB) habe auch ich da wenig Hoffnung. Umso mehr Grund, deren Mechaniken und Rechtsprechnung aus unserem, europäischen Raum auch weiter möglichst konsequent draussen zu halten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Ben Wallace bewirbt sich definitiv nicht um den Parteivorsitz und möchte weiterhin Verteidigungsminister bleiben:
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Aldus hat geschrieben: Sa 9. Jul 2022, 17:57 Das Thema Putin treibt dich seit Februar um, schon klar. ;) Aber hier geht´s nicht um Russland, sondern den post-Brexit GB´s.

Die Argumentation gibt es nicht erst sei 2022. Sie ist zentraler Bestandteil der Erzählungen zahlreicher vom Kreml unterstützter Kampagnen. Auch bei der Brexit-Kampagne wurde die "Wir-verzichten-gerne"&"Lieber-Arm-Dafür-Glücklich"-Argumentation gefahren.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

sünnerklaas hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 15:12 Die Argumentation gibt es nicht erst sei 2022. Sie ist zentraler Bestandteil der Erzählungen zahlreicher vom Kreml unterstützter Kampagnen. Auch bei der Brexit-Kampagne wurde die "Wir-verzichten-gerne"&"Lieber-Arm-Dafür-Glücklich"-Argumentation gefahren.
Nicht wirklich - in GB hiess es, man würde furchtbar viel Geld sparen, was man nicht an die EU zahlen müsste und das käme dem NHS zugute.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Aldus »

Misterfritz hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 18:00 Nicht wirklich - in GB hiess es, man würde furchtbar viel Geld sparen, was man nicht an die EU zahlen müsste und das käme dem NHS zugute.
Exakt. Also genau umgekehrt.

Mit "wir sparen uns glücklich und sind stolz drauf", hätte man in GB keinen Blumenpott gewinnen können. Die Leute, die für den Brexit gestimmt haben, waren nämlich oftmals gerade die Niedrigverdiener. Jedenfalls die entscheidende Masse, imho. Die "Upper Class" alleine hätte nichts reissen können. Die Mehrheit wollte genau von dieser Armut weg, für die sie der EU die Schuld gegeben haben. Was ihnen ja auch bereitwillig so bestätigt wurde.

Merke: "Wenn mir jemand anderes allzu gerne bestätigt, das ich recht habe - und dafür etwas von mir will, sollte ich mißtrauisch werden. Und vielleicht anfangen, nach seinen Motiven zu fragen. Und ob die eigenen für ihn überhaupt tatsächlich relevant sind." Wäre das passiert, hätte trotz allem vieles verhindert werden können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 18:00 Nicht wirklich - in GB hiess es, man würde furchtbar viel Geld sparen, was man nicht an die EU zahlen müsste und das käme dem NHS zugute.
Es geht nicht um die Kampagne selber, es geht um das Agieren der Putin-Trolle und der Brexiteer-Fußküsser im Vorfeld des Referendum. Man verzichte halt gerne auf alles vom europäischen Festland.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

sünnerklaas hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 23:11 Es geht nicht um die Kampagne selber, es geht um das Agieren der Putin-Trolle und der Brexiteer-Fußküsser im Vorfeld des Referendum. Man verzichte halt gerne auf alles vom europäischen Festland.
Ja, aber man erträgt Armut nicht wirklich - schon gar nicht, wenn man sich Verbesserung der Lebensverhältnisse versprochen hat. Genau aber das ist nicht eingetreten - jedenfalls nicht für die Masse der Brexitier-Befürworter. Die sind die gleichen armen Schweine wie vorher, nur etwas ärmer.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 23:27 Ja, aber man erträgt Armut nicht wirklich - schon gar nicht, wenn man sich Verbesserung der Lebensverhältnisse versprochen hat. Genau aber das ist nicht eingetreten - jedenfalls nicht für die Masse der Brexitier-Befürworter. Die sind die gleichen armen Schweine wie vorher, nur etwas ärmer.
Sie wollten es nicht sehen, im Gegenteil, viele haben sogar lautstark geäussert, sie wären sehr gerne bereit, das alles in Kauf zu nehmen. Sie waren eben sehr gutgläubig, wenn der Sir, der Count, der Lord etc. auftrat und sich ihnen gegenüber jovial und schulterklopfend gab.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

sünnerklaas hat geschrieben: So 10. Jul 2022, 23:45 Sie wollten es nicht sehen, im Gegenteil, viele haben sogar lautstark geäussert, sie wären sehr gerne bereit, das alles in Kauf zu nehmen. Sie waren eben sehr gutgläubig, wenn der Sir, der Count, der Lord etc. auftrat und sich ihnen gegenüber jovial und schulterklopfend gab.
Gutgläubig mit Sicherheit, wurde ihnen doch in der (Murdock-)Presse dauernd vorgekaut, dass es ihnen nur wegen der EU so schlecht ginge. Nur wollten sie bestimmt nicht arm aber glücklich werden.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

So ganz glaube ich aber dennoch nicht daran, daß die Briten in ihrer Mehrheit den systematischen Lügengeschichten von Pressemogulen zum Opfer gefallen sind. Wenn ich mich nicht ganz schrecklich irre, dann waren es die älteren Briten, die sich nicht vorstellen mochten, daß GB in einem europäischen Bundesstaat ein Land unter vielen sein könnte. Sie waren eben an die einige Jahrhunderte währende Einzigartigkeit des Vereinigten Königreichs und Kaiserreichs gewöhnt und sahen einen Zusammenhang zwischen dem Niedergang der Bedeutung Britanniens und der wachsenden Bedeutung der EU.

Und bekannt ist auch, daß die jüngere Generation sich an den Umfragen und Wahlen mit Schwerpunkt EU nur schwach beteiligten.

Und nun wird allmählich erkennbar, daß die Ursache für den britischen Niedergang keineswegs in der EU zu suchen ist, sondern eine ganz und gar britische Angelegenheit ist. Die EU braucht nun eine längere Zeit, um sich aus den 3 Krisen dieser Zeit... Klimakrise, Pandemie und Krieg in Europa... heraus zu winden und ihren Platz in der Weltgemeinschaft zu finden. Spätestens dann wird sich die Frage nach einer britischen Einbindung in die EU erneut stellen, wenn GB bis dahin keine vergleichbare enge Gemeinschaft mit der angelsächsischen Welt aufbauen konnte.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

In Grossbritannien steigt die Anzahl der Haushalte die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden rasant an. Wer hätte schon vermutet, dass fehlende Polen so eine Auswirkung haben können.
Jeder sechste Haushalt in Großbritannien befindet sich in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Gegenüber dem vergangenen Oktober ist das ein Anstieg um 57 Prozent. Bei 4,4 Millionen Haushalten werde das Geld ernsthaft knapp, belegt eine Studie des Personal Finance Research Centre an der Universität Bristol. Vor neun Monaten waren es 2,8 Millionen.
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... orgen.html
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Grossbritannien hat es endlich geschafft eine ordentliche Inflation hinzubekommen.
Supermärkte versehen Butter und Käse mit Diebstahlschutz
https://amp-n--tv-de.cdn.ampproject.org ... 57739.html

Aber auch die Euzone hat es nun geschafft.

https://app.handelsblatt.com/finanzen/e ... 58004.html
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Grossbritannien fällt beim Nettoeinkommen immer weiter zurück. Als Massnahme wird vorgeschlagen die Steuern zu erhöhen, um Jobs in den Krankenhäusern attraktiver zu machen.
Vor 20 Jahren lag das durchschnittliche Nettoeinkommen nur in Deutschland höher. Inzwischen liegen die Briten auch hinter Irland, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark zurück.

Tatsächlich müsse das Land eher über höhere Steuern nachdenken, um etwa Jobs in der Gesundheitsvorsorge und Altenpflege attraktiver machen zu können, sagte Adair Turner, Geschäftsmann und früher Chef der Regulierungsbehörde Financial Services Authority. Auch
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... rueck.html

Pech, wenn die Polen weg sind und so gut wie alle die Jobs in der Finanzbranche als Massstab für sich ansehen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Michael Alexander »

Tja, den Deutschen wird weisgemacht, die Briten verhungerten auf ihrer Insel. Dabei hat sich britische Wirtschaft seit dem Beginn der Pandemie besser geschlagen als die deutsche - aber diese Zahlen werden in Deutschland verheimlicht, denn das könnte zu unangenehmen Fragen führen. Schliesslich sollte der Brexit doch den Untergang des perfiden Albion bedeuten, und Deutschland soll doch der grosse Profiteur der EU sein, was politisch seinen Status als grösster Nettozahler rechtfertigen soll.

Im Vergleich zum vierten Quartal 2019 - also prä-pandemisch und prä-Brexit - ist die britische Wirtschaft bis zum ersten Quartal 2022 um 0.7% gewachsen, die deutsche Wirtschaft dagegen um 0.9% geschrumpft. Für das Jahr 2022 rechnet die OECD mit einem Wachstum von 3.7% für das Vereinigte Königreich, und nur 2.1% für Deutschland.
Quelle: https://commonslibrary.parliament.uk/re ... s/sn02784/

Wie kann das Vereinigte Königreich trotz Brexit besser fahren als Deutschland, trotz der tollen EU mit all ihren Vorteilen für Deutschland? Oder könnte es sein, dass das in Deutschland von der linksgrünen Regierung und von den Bürokraten in Brüssel propagierte Narrativ nicht ganz zutrifft, ja, vielleicht sogar falsch ist?

Die Briten sind sicher froh, dass sie nie in den Euro eingetreten sind und rechtzeitig das sinkende Schiff der EU verlassen haben. Auf die Deutschen kommt eine hohe Rechnung aus Italien zu, das mal wieder gerettet werden muss.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Michael Alexander hat geschrieben: Fr 15. Jul 2022, 21:36 Tja, den Deutschen wird weisgemacht, die Briten verhungerten auf ihrer Insel. Dabei hat sich britische Wirtschaft seit dem Beginn der Pandemie besser geschlagen als die deutsche - aber diese Zahlen werden in Deutschland verheimlicht, denn das könnte zu unangenehmen Fragen führen. Schliesslich sollte der Brexit doch den Untergang des perfiden Albion bedeuten, und Deutschland soll doch der grosse Profiteur der EU sein, was politisch seinen Status als grösster Nettozahler rechtfertigen soll.
(..)
Den Deutschen wird gar nichts weis gemacht. Der Artikel der Welt bezieht sich auf britische Studien, aus denen die Zeitung lediglich zitiert.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Niklas »

Mehr als 15 000 Menschen haben in diesem Jahr den Ärmelkanal in kleinen Booten überquert.
Im Vorjahreszeitraum waren weniger als halb so viele Menschen auf diesem Weg nach Großbritannien gelangt.

https://www.merkur.de/politik/mehr-als- ... 75897.html


Ich bin zwar kein Engländer, aber ich bin trotzdem empört.
Die Migration war der Hauptgrund für den Brexit. Und was jetzt? War alles vergeblich?
Wäre es möglich, Frankreich zur Verantwortung zu ziehen?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Maikel »

Niklas hat geschrieben: Di 19. Jul 2022, 19:51 Mehr als 15 000 Menschen haben in diesem Jahr den Ärmelkanal in kleinen Booten überquert.
Im Vorjahreszeitraum waren weniger als halb so viele Menschen auf diesem Weg nach Großbritannien gelangt.

https://www.merkur.de/politik/mehr-als- ... 75897.html

Ich bin zwar kein Engländer, aber ich bin trotzdem empört.
Die Migration war der Hauptgrund für den Brexit. Und was jetzt? War alles vergeblich?
Das ist doch nur ein Klacks gegenüber der erlaubten Migration zu der Zeit vorm Brexit.

Ich frage mich etwas anderes: Was wollen die Menschen alle in GB?
Zumindest wenn es nach den meisten Beiträgen in diesem Thread geht, ist die allgemeine Lage in GB doch schlimm, und wird immer schlimmer.
Kann es sein, daß die 15.000 vor der EU flüchten?
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Maikel hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 09:01
Kann es sein, daß die 15.000 vor der EU flüchten?
Es handelt sich bei den Flüchtlingen, um keine Bürger der EU. Grossbritannien ist bevorzugtes Ziel, weil die meisten Flüchtlinge höchstwahrscheinlich schon mehr oder weniger gut Englisch sprechen können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

Niklas hat geschrieben: Di 19. Jul 2022, 19:51 Mehr als 15 000 Menschen haben in diesem Jahr den Ärmelkanal in kleinen Booten überquert.
Im Vorjahreszeitraum waren weniger als halb so viele Menschen auf diesem Weg nach Großbritannien gelangt.

https://www.merkur.de/politik/mehr-als- ... 75897.html


Ich bin zwar kein Engländer, aber ich bin trotzdem empört.
Die Migration war der Hauptgrund für den Brexit. Und was jetzt? War alles vergeblich?
Wäre es möglich, Frankreich zur Verantwortung zu ziehen?
Ich kann mich noch erinnern. Irgendwann in den 90ern. Eine junge Albanerin war mit dabei in einer Gruppe von Leuten hin zu unserer Partnergemeinde in Schottland. Sie hat den Pass der Schwester ihres Freundes bei der Einreise vorgezeigt. Einer ziemlich älteren Frau aus dem Schwabenland. Der Unterschied des Passbilds zur realen Person ... extrem. Sie wurde dennoch durchgewinkt. :p Damals waren die Briten noch halbwegs ein glückliches und freundliches Volk. Die Schotten jedenfalls. Heute geht der Riss in Fragen des Brexits quer durch die Bevölkerung und selbst auch quer durch einzelne Familien.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Maikel »

Adam Smith hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 09:32 Es handelt sich bei den Flüchtlingen, um keine Bürger der EU.
Trotzdem können sie vor den Verhältnissen in der EU flüchten.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Maikel hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 13:45 Trotzdem können sie vor den Verhältnissen in der EU flüchten.
Die flüchten direkt nach Grossbritannien. Wie z.B. die Afghanen die durch den Iran, die Türkei usw. nach Deutschland flüchten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Adam Smith hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 09:32 Es handelt sich bei den Flüchtlingen, um keine Bürger der EU. Grossbritannien ist bevorzugtes Ziel, weil die meisten Flüchtlinge höchstwahrscheinlich schon mehr oder weniger gut Englisch sprechen können.
Und Verwandte bzw Freunde dort haben. Ausserdem finden sie Gemeinden bzw Wohnbezirke dort wo keine Englaender leben sondern nur Landsleute von ihnen. Da fuehhlen sie sich sofort heimisch.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von jellobiafra »

15.000 sind aber ziemlich wenig für ein Jahr.

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von relativ »

Maikel hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 09:01 Das ist doch nur ein Klacks gegenüber der erlaubten Migration zu der Zeit vorm Brexit.

Ich frage mich etwas anderes: Was wollen die Menschen alle in GB?
Zumindest wenn es nach den meisten Beiträgen in diesem Thread geht, ist die allgemeine Lage in GB doch schlimm, und wird immer schlimmer.
Kann es sein, daß die 15.000 vor der EU flüchten?
Billige Aerbeitskräfte werden auch in GB immer gesucht. Desweiteren lassen sich Träume von Menschen nicht so leicht zerstören, auch durch ein Brexit nicht. Dazu kommt noch, daß wahrscheinlich sehr viele schon Verwandtschaft , Bekanntschaft auf der insel haben.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Maikel hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 09:01 Das ist doch nur ein Klacks gegenüber der erlaubten Migration zu der Zeit vorm Brexit.

Ich frage mich etwas anderes: Was wollen die Menschen alle in GB?
Zumindest wenn es nach den meisten Beiträgen in diesem Thread geht, ist die allgemeine Lage in GB doch schlimm, und wird immer schlimmer.
Kann es sein, daß die 15.000 vor der EU flüchten?
1. Kamen vor dem Brexit EU-Bürger nach GB.
2. Diese 15.000 Leute sind Flüchtlinge von ausserhalb der EU.
3. Da GB nie im Schengenraum war, hatten sie schon immer die Kontrolle über ihre Grenzen gegenüber Flüchtlingen.

Jemand, der über Kontinente flieht, durchquert schlicht andere Länder und flieht nicht aus diesen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Maikel hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 13:45 Trotzdem können sie vor den Verhältnissen in der EU flüchten.
Die flüchten eher nach Paraquay, Brasilien, Mexiko, Tansania, Sansibar oder auf die Philippinen. Dort sitzen sie dann meist im Keller, haben selbst in geschlossenen Räumen einen Hut auf und heulen und schimpfen rum.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 12:11Heute geht der Riss in Fragen des Brexits quer durch die Bevölkerung und selbst auch quer durch einzelne Familien.
Oft ist das nicht mehr ein Riss, sondern ein kompletter Bruch. Brexit, Covid, Russland etc. sind so hoch emotionale Themen, dass daran Ehen/Beziehungen, langjährige Freundschaften und ganze Familien zerbrochen sind. Man redet nicht mehr miteinander, ist einander oft heute spinnefeind.
Man sollte nicht vergessen: im Vorfeld des Brexits gab es politisch motivierte Morde...
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Mendoza »

Maikel hat geschrieben: Mi 20. Jul 2022, 09:01 Ich frage mich etwas anderes: Was wollen die Menschen alle in GB?
Zumindest wenn es nach den meisten Beiträgen in diesem Thread geht, ist die allgemeine Lage in GB doch schlimm, und wird immer schlimmer.
Kann es sein, daß die 15.000 vor der EU flüchten?
Ich gehöre jetzt nicht zu denen, die GB auf ewig wegen des Brexits in einer wirtschaftlichen Katastrophe sitzen sehen. Allerdings flüchten die Leute aus Frankreich kommend eher nicht, weil in GB alles super ist und in der EU nicht. Die Lebensverhältnisse haben ein ähnliches Niveau. Eher flüchten sie weil sie besser englisch sprechen, Verwandte im VK haben und sich deshalb bessere Jobmöglichkeiten versprechen. Den Begriff Flucht finde ich in dem Zusammenhang sowieso unpassend. Flüchten tut man vor einer Gefahr oder Notsituation. Die ist in Westeuropa wohl kaum gegeben. Die möchten einfach illegal einwandern. Ob das den Briten gefällt ist denen dabei gleichgültig.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

EU-Kommission leitet im Nordirland-Streit neue rechtliche Schritte gegen London ein
Die Europäische Kommission wirft der britischen Seite vor, das Nordirland-Protokoll nicht richtig umzusetzen. Nun hat sie vier neue rechtliche Verfahren gegen Großbritannien gestartet.
https://www.spiegel.de/ausland/nordirla ... b656b3f788
Guter Zeitpunkt, GB hat jetzt zwei Monate Zeit, um darauf zu reagieren.
Nur, wer soll das jetzt tun? GB steht ja im Moment eigentlich ohne Regierung da.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Ich in ja immer wieder begeistert von den Briten :D
Reisechaos am Ärmelkanal
Sechs Stunden Wartezeit für 90 Minuten Überfahrt
Großbritannien und Frankreich streiten mal wieder wegen des Ärmelkanals – diesmal geht es um die langen Wartezeiten an den Fährterminals. Schuld? Haben in jedem Fall die anderen!
https://www.spiegel.de/ausland/grossbri ... 0bfec0ca36
Haben die Pro-Brexit-Voter wohl nicht mit gerechnet, dass sie nach dem Brexit bei der Einreise in die EU den gleichen Status haben, wie z.B. Burkina Faso oder so - eben kein EU-Land mehr.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben: Sa 23. Jul 2022, 08:59 Ich in ja immer wieder begeistert von den Briten :D

Haben die Pro-Brexit-Voter wohl nicht mit gerechnet, dass sie nach dem Brexit bei der Einreise in die EU den gleichen Status haben, wie z.B. Burkina Faso oder so - eben kein EU-Land mehr.
Aus meiner Sicht ist es gar nicht einmal die aufgekündigte Mitgliedschaft, sondern es sind die aufgekündigten Regelungen des wirtschaftlichen und rechtlichen Umgangs miteinander und der Umgang mit den Reisenden. Da muß aber jemand ziemlich blind und blauäugig durch die Welt gehen, um nicht das Einfallstor für heftigen Mißbrauch der unterschiedlichen Regelungen zu erkennen. GB hätte wenigstens Mitglied des EWR bleiben sollen..."Norwegenstatus"... aber das Land wollte "alles" ganz demokratisch selbst entscheiden und möchte sich wohl nun mit dieser Freiheit in der EU bewegen... und schmollt, weil das so gar nicht möglich ist, ohne wirtschaftlichen Mißbrauch zu zu lassen.

Man kann sich gut vorstellen, was sich abspielen wird, wenn die EU-Binnengrenze zu Nord-Irland geschlossen wird, um den Waren- und Personenverkehr zwischen Nord-Irland und dem Rest GBs "praktikabel" zu machen. Ich meine, daß GB sich auf eine Rieseneselei eingelassen hat. Kein Anlaß, GB eine Vorzugsbehandlung angedeihen zu lassen. Das ist ein Wettbewerber und Konkurrent, der seinen Vorteil sucht. Das Recht hat die EU aber in gleicher Weise. Kein Anlaß zur Schadenfreude, denn natürlich trifft dieser Wahnsinn auch die Menschen in der EU, die irgendwie mit GB verbandelt sind.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Pech, wenn die Polen weg sind.
Gesundheitsdienst NHS in größter Personalnot jemals

Die Wartelisten für Krankenhausbehandlungen seien im April dieses Jahres auf einen Rekordstand von fast 6,5 Millionen Patienten angestiegen.
https://www-augsburger--allgemeine-de.c ... google.com

Als nur 5,7 Millionen Menschen auf eine Behandlung mindestens 18 Wochen gewartet haben, wurde schon ein Notstand ausgerufen.
Rekord von 5,7 Millionen Menschen in England, die auf eine Krankenhausbehandlung warten
Die Warteliste steigt monatlich um 100.000, da der NHS darum kämpft, den durch die Covid-Krise verschärften Rückstand zu beseitigen.

Die Zahl der Personen, die mehr als 52 Wochen auf den Beginn der Behandlung warten mussten, lag im August bei 292.138, gegenüber 293.102 im Vormonat, aber mehr als doppelt so hoch wie im August 2020 mit 111.026.
https://amp-theguardian-com.cdn.ampproj ... vid-crisis

Wobei es sich laut den Prognosen die ich hier gepostet habe, noch alles verschlimmern wird.
Die Modellierung durch die Organisation des ehemaligen Premierministers zeigt jedoch, dass dies ohne radikale Reformen frühestens 2025 oder bis zu fünf Jahre später,
https://inews.co.uk/news/politics/nhs-w ... rt-1264074

Der Höchststand bei der Anzahl der wartenden Menschen auf eine Behandlung soll 2023 erreicht werden. Wobei welcher Brite arbeitet gerne im Chaos? Die Finanzbranche, ein Ministerposten, auf jeden Fall extrem gut bezahlt muss es schon sein.

Aus dem Grund dürfte es auch nach 2023 weiter bergab gehen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Hier mal der Bericht zum Pech.
25.07.2022

Das britische Gesundheitswesen steht vor der „größten Personalkrise“ aller Zeiten

Die Regierung räumte letztes Jahr ein, dass der NHS in England 2.000 weitere Hebammen und 500 weitere Geburtshelfer benötigte, aber trotzdem heißt es in dem Bericht, dass der NHS in England tatsächlich „zwischen März 2021 und März 2022 552 Hebammen verloren hat“.
https://www.aa.com.tr/en/europe/uks-hea ... er/2645340

Arbeitskräfte gingen verloren. Wer konnte so was auch nur erahnen.
Die Zahl der Hausärzte in Vollzeitäquivalenten sank in den drei Jahren bis März 2022 um mehr als 700, trotz der Zusage, 6.000 weitere zu liefern.
https://committees.parliament.uk/commit ... -warn-mps/
Herunterladen und teilen
https://publications.parliament.uk/pa/c ... eport.html
um die im Wahlprogramm der Konservativen Partei versprochenen 6.000 zusätzlichen Vollzeitäquivalente an Allgemeinmedizinern bereitzustellen – der NHS verlor 717 Vollzeitärzte an Allgemeinmedizinern zwischen März 2019 und März 2022.

...

Das Ergebnis ist, dass viele in einer erschöpften Belegschaft erwägen, das Unternehmen zu verlassen – und wenn sie es tun, wird der Druck auf ihre Kollegen noch weiter steigen.

...

Im Dezember 2021 berichtete Care England, dass 95 % der Pflegedienstleister Schwierigkeiten hatten, Personal einzustellen, und 75 % Schwierigkeiten hatten, ihr vorhandenes Personal zu halten
Die Polen und das Pech.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Themenfremd? Aber ich verkneife mir das hier nicht:

Ein Witzbild in der Gazeta Wyborcza vor einigen Tagen: Lange Warteschlange im Klinikum. Ein verärgerter Zeitgenosse fragt: "Wie lange dauert das hier noch?" Die Ordnungskraft: "Der Arzt kommt gleich!" Der Frager: Von woher kommt er denn?" "Aus Deutschland!"

Das paßt zu einem Meinungskommentar in der Gazeta Wyborcza, in dem gefragt wurde, weshalb Polinnen in deutschen Geburtskliniken gebären wollen. "Weil wir dort keine Sprachkenntnisse benötigen. Dort ist jeder 4. Arzt Pole..."

Im diskutierten Fall werden die Briten sich wohl auf sich selbst besinnen müssen... oder zu den sehr großzügigen Arbeitserlaubnissen zurück kehren müssen, wie sie im EWR/EU inzwischen Gang und Gäbe sind. Vor allem: Eine durch dumme Politik zerstörte berufliche Entwicklung genügt den meisten Menschen, um dieses Risiko nicht erneut auf sich zu nehmen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Null Zuschauer in Grossbritannien werden es nicht gewesen sein. Es kommt halt darauf an, wie die Anzahl der Zuschauer ermittelt werden.

In Bezug auf Nachrichtensender gebärdet sich Grossbritannien als Grossmacht, obwohl sich die Sender kaum national finanzieren lassen.

Vielleicht gibt es genügend Zuschauer in Indien.
Null Zuschauer, stundenlang

In der Woche, in der Premierminister Boris Johnson zurücktrat und also das News-Geschehen in Großbritannien einen Höhepunkt erreichte, schalteten im Schnitt gerade einmal 43 000 Menschen den News-Sender Talk TV ein, bei Mitbewerber und Branchenführer BBC News waren es mehr als 14-mal so viel.

Sein Gehalt soll Berichten zufolge bei insgesamt 50 Millionen Pfund für drei Jahre liegen.

Die britische Medienlandschaft ist ein dichter Markt, es gibt mehrere 24-Stunden-Nachrichtensender mit Vollprogramm, hinzu kommen Zeitungen und Magazine für jedes politische Spektrum
https://www.sueddeutsche.de/medien/pier ... -1.5627347
Immerhin sahen Morgans Zuschauer, wie dieser seine Sendung mit einem Schwein auf dem Arm anmoderierte und Boris Johnson zum Rücktritt aufforderte. Johnson wurde in den britischen Boulevard-Medien immer wieder mal als "greased piglet" bezeichnet, als fettiges Ferkel, das seinem Schlächter entgleitet.
Nicht nur die Zeitungen sind in Grossbritannien extremer als in Deutschland.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Duell zwischen Sunak und Truss
Moderatorin verliert Bewusstsein – britische TV-Debatte abgebrochen
Rishi Sunak und Liz Truss kämpfen um das Amt des britischen Regierungschefs. Doch eine Fernsehdebatte der beiden musste nun abgebrochen werden: Die Moderatorin war ohnmächtig geworden.
https://www.spiegel.de/ausland/grossbri ... a9b0ae8f8e
War wahrscheinlich gruselig, sich das alles anhören zu müssen ;)

Was ich mich allerdings frage: Warum kommt das im TV? Es dürfen doch sowieso nur Parteimitglieder wählen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Der Plan der britischen Regierung würde meines Erachtens nur dann funktionieren, wenn es deutlich mehr Arbeitssuchende als offene Stellen gibt. Nur gibt es halt nun mehr offene Stellen als Arbeitssuchende.
Ein neues Gesetz soll Arbeitskämpfe künftig ins Leere laufen lassen. Dann können streikbetroffene Unternehmen kurzfristig günstige Zeitarbeitskräfte einstellen, um Engpässe zu vermeiden. Den Brexit bewarb Premier Johnson damit, dies erlaube dem Vereinigten Königreich, eine „high wage, high skill economy“ aufzubauen. Also eine Wirtschaft der hoch entlohnten und hoch qualifizierten Fachkräfte. Davon ist nichts mehr zu spüren.
https://www-rnd-de.cdn.ampproject.org/v ... TFXJE.html

Und gerade der Brexit hat bewirkt, dass es nun halt keinen Ersatz für die Streikenden gibt.

Ein weiteres grosses Problem ist, dass sich fast jeder Brite nun für hochqualifiziert hält und hoch entlohnt werden möchte. Die Regierung hingegen möchte die Löhne der Arbeitnehmer real verringern. Eingeredet hat man den Bürgern aber was anderes.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Adam Smith hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 14:56 Der Plan der britischen Regierung würde meines Erachtens nur dann funktionieren, wenn es deutlich mehr Arbeitssuchende als offene Stellen gibt. Nur gibt es halt nun mehr offene Stellen als Arbeitssuchende.



https://www-rnd-de.cdn.ampproject.org/v ... TFXJE.html

Und gerade der Brexit hat bewirkt, dass es nun halt keinen Ersatz für die Streikenden gibt.

Ein weiteres grosses Problem ist, dass sich fast jeder Brite nun für hochqualifiziert hält und hoch entlohnt werden möchte. Die Regierung hingegen möchte die Löhne der Arbeitnehmer real verringern. Eingeredet hat man den Bürgern aber was anderes.
Von der Regierung "bereitgestellte" Streikbrecher. Ganz tolle Wurst.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Atue001 »

Adam Smith hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 14:56
Ein weiteres grosses Problem ist, dass sich fast jeder Brite nun für hochqualifiziert hält und hoch entlohnt werden möchte. Die Regierung hingegen möchte die Löhne der Arbeitnehmer real verringern. Eingeredet hat man den Bürgern aber was anderes.
Die Reallöhne werden sich so oder so in der Breite nach unten bewegen - in GB gibt es auch durch den Brexit eine sich verstärkende Inflationsdynamik.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Der Brexit führt dazu, dass die Briten wieder mehr selber machen. Leider ein Video.
Britische Zahnarztpraxen nehmen kaum noch neue Patienten zur Behandlung im Rahmen des Gesundheitsdienstes an. In der Folge ziehen sich Menschen selbst Zähne, bauen eigene Prothesen.
https://amp-zdf-de.cdn.ampproject.org/v ... n-100.html
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Hier der Bericht der BBC über Probleme der Briten einen Zahnarzt zu finden.
Neun von zehn NHS-Zahnarztpraxen im Vereinigten Königreich nehmen keine neuen erwachsenen Patienten zur Behandlung im Rahmen des Gesundheitsdienstes auf, wie eine Untersuchung der BBC ergab.

In einem Drittel der mehr als 200 Gemeindebezirke Großbritanniens haben wir keine Zahnärzte gefunden, die erwachsene NHS-Patienten behandeln.

Und acht von zehn NHS-Praxen nehmen keine Kinder auf.

Das Gesundheitsministerium sagte, es habe zusätzliche 50 Millionen Pfund zur Verfügung gestellt, „um die Rückstände von Covid abzubauen“, und die Verbesserung des Zugangs zum NHS habe Priorität.
https://www.bbc.com/news/health-62253893

50 Millionen Pfund sind übrigens bezogen auf die Probleme sehr wenig.
Der Mangel an NHS-Terminen hat dazu geführt, dass Menschen Hunderte von Kilometern auf der Suche nach einer Behandlung fahren, ihre eigenen Zähne ohne Betäubung ziehen, auf die Herstellung ihrer eigenen improvisierten Prothesen zurückgreifen und ihre langfristige Ernährung auf wenig mehr als Suppe beschränken.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Vielleicht dämmert es ja einer politischen Mehrheit, daß nicht die EU diesen Mangel im Vereinigten Königreich herbeigeführt hat... und daß der BREXIT diesen Mangel verstärkt hat: Zu wenige Fachärzte im Gesundheitswesen. Was auch in Deutschland sofort durchschlüge, wenn wir unsere Zuwanderer aus Osteuropa aus dem Lande heraus ekelten. Eine dringliche Aufgabe für den Gesundheitsminister und seinen Beraterstab... meine ich... nicht nur in GB.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Trutznachtigall »

Adam Smith hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 06:40 In einem Drittel der mehr als 200 Gemeindebezirke Großbritanniens haben wir keine Zahnärzte gefunden, die erwachsene NHS-Patienten behandeln.
Das beruht nicht nur auf Fachkräftemangel. Die Herrschaften wollen Knete sehen.

Hier ein Leserkommentar zu dem BBC-Bericht:
Fay 11:30 8 Aug
I can't get an NHS dentist where I have moved to, no availability but if I say I want to go Private, all of a sudden, they have space??? Something isn't right and it needs to be sorted ASAP!
☸ڿڰۣ--ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣ--☸ڿڰۣڿڰۣ--☸☸ڿڰۣڿڰۣ
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von relativ »

Mendoza hat geschrieben: Do 21. Jul 2022, 21:59 Ich gehöre jetzt nicht zu denen, die GB auf ewig wegen des Brexits in einer wirtschaftlichen Katastrophe sitzen sehen. Allerdings flüchten die Leute aus Frankreich kommend eher nicht, weil in GB alles super ist und in der EU nicht. Die Lebensverhältnisse haben ein ähnliches Niveau. Eher flüchten sie weil sie besser englisch sprechen, Verwandte im VK haben und sich deshalb bessere Jobmöglichkeiten versprechen. Den Begriff Flucht finde ich in dem Zusammenhang sowieso unpassend. Flüchten tut man vor einer Gefahr oder Notsituation. Die ist in Westeuropa wohl kaum gegeben. Die möchten einfach illegal einwandern. Ob das den Briten gefällt ist denen dabei gleichgültig.
Schlechte Lebensumstände sind keine Notsituationen und ja die gibt es, für diese Menschen, auch in der EU. Die anderen Gründe warum sie nach GB wollen wurden ja schon richtig aufgezählt.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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