Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

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Misterfritz
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Misterfritz »

schokoschendrezki hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 12:51 Liebe blau-weiß Schreibende. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Viktor Orbán einer der blau-weiß-geprägtesten Politiker Europas ist. Jahrelang war er der liebe Ehrengast und Freund bei CSU-Parteitagen wie auch bei internen Partei-Klausuren.
[....]
Ganz analog zu "Wir in Bayern".
So wenig ich Fan von der Politik in Bayern bin, sowenig bin ich bereit, eine Art Gleichstellung von Ungarn mit Bayern hinzunehmen. Mir ist nicht bekannt, dass Bayern Landesgesetze erlassen hätte, die gegen Bundesgesetze verstossen hätten. Und selbst wenn, wurde das innerhalb kürzester Zeit behoben.
Ungarn aber erlässt Gesetze, die nicht EU-konform sind - und schert sich nicht um die Kritik aus Brüssel.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

Misterfritz hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 14:07 So wenig ich Fan von der Politik in Bayern bin, sowenig bin ich bereit, eine Art Gleichstellung von Ungarn mit Bayern hinzunehmen. Mir ist nicht bekannt, dass Bayern Landesgesetze erlassen hätte, die gegen Bundesgesetze verstossen hätten. Und selbst wenn, wurde das innerhalb kürzester Zeit behoben.
Ungarn aber erlässt Gesetze, die nicht EU-konform sind - und schert sich nicht um die Kritik aus Brüssel.
Ich nehme jetzt Schoko... in Schutz, denn das hat er auch nicht geschrieben oder auch angedeutet. Sondern lediglich die ehemalige Verbundenheit mit Rechtsaussenelemente der CSU mit Orban. Die Dummheit hat man wohl auch in der CSU erkannt und sich über die Jahre hinweg von ihm entfernt. Mit dem undemokratischen Korruptions- und Schmuddelkind Orban (der gerne auch einen antisemitischen Wahlkampf führt) möchte die CSU auch nicht mehr in einen Topf geworfen werden. Mit einer pfeilkreuzlerisch angehauchten Bewegung möchte die CSU nicht in Verbindung gebracht werden.
Dass es dabei wohl auch nur um populistischen Stimmenfang über die demokratische Grenze nach Rechts hinaus geht hat man aber bis dahin oft geflisssentlich übersehen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Misterfritz hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 14:07 So wenig ich Fan von der Politik in Bayern bin, sowenig bin ich bereit, eine Art Gleichstellung von Ungarn mit Bayern hinzunehmen. Mir ist nicht bekannt, dass Bayern Landesgesetze erlassen hätte, die gegen Bundesgesetze verstossen hätten. Und selbst wenn, wurde das innerhalb kürzester Zeit behoben.
Ungarn aber erlässt Gesetze, die nicht EU-konform sind - und schert sich nicht um die Kritik aus Brüssel.
Das ist ja vollkommen richtig. Was das Bundesland Bayern und das Land Ungarn als ganzes anbetrifft. Dennoch gab es ein Kooperation der CSU mit der Fidesz, die einem bisweilen enger und freundschaftlicher vorkam als die mit der CDU.

Und was die politischen Traditionen in Bayern anbelangt: Ja. Man ist hundert Prozent auf dem Boden des Grundgesetzes. Eines Grundgesetzes jedoch, das man in Bayern 1949 mit 101 zu 64 abgelehnt hat. Unter anderem und ganz wesentlich deshalb, weil darin Deutschland nicht explizit als christliche Nation definiert wird. Genau eine solche identitäre Ausrichtung wurde 2011 in die Präambel der ungarischen Verfassung aufgenommen. Und dann denke mal an die ganzen Diskussionen um die Notstandsgesetzgebung Ende der 60er zurück. Bis in die bayerische SPD hinein sprach man sich im Süden für ein "Durchgreifen" ein, das sich auch auf politische Freiheiten erstreckt hätte. Wäre Bayern nicht eben doch Teil der Gesamtbundesrepublik. Mit Ungarn haben sie jetzt so ein christlich-abendländisches Land, in dem Sitte, Ordnung und traditionelle Werte hochgehalten werden.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Haegar hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 15:51 Ich nehme jetzt Schoko... in Schutz, denn das hat er auch nicht geschrieben oder auch angedeutet. Sondern lediglich die ehemalige Verbundenheit mit Rechtsaussenelemente der CSU mit Orban. Die Dummheit hat man wohl auch in der CSU erkannt und sich über die Jahre hinweg von ihm entfernt. Mit dem undemokratischen Korruptions- und Schmuddelkind Orban (der gerne auch einen antisemitischen Wahlkampf führt) möchte die CSU auch nicht mehr in einen Topf geworfen werden. Mit einer pfeilkreuzlerisch angehauchten Bewegung möchte die CSU nicht in Verbindung gebracht werden.
Dass es dabei wohl auch nur um populistischen Stimmenfang über die demokratische Grenze nach Rechts hinaus geht hat man aber bis dahin oft geflisssentlich übersehen.
Einen sehr antisemitischen Wahlkampf und gleichzeitig sehr gute und freundschaftliche Beziehungen zu den Regierungen in Israel (nicht unbedingt: zu Israel), die in den letzten Jahrzehnten so am Ruder waren und sind.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

schokoschendrezki hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 15:57 .... Wäre Bayern nicht eben doch Teil der Gesamtbundesrepublik. Mit Ungarn haben sie jetzt so ein "christlich-abendländisches Land, in dem Sitte, Ordnung und traditionelle Werte hochgehalten werden".
Habe für Dich die Anführungszeichen gesetzt nicht, dass das von manchen wieder missverstanden wird. Denn die Korruption und Selbstbereicherung ist zwar gerade in der CSU kein allzu unbekanntes Phänomän, aber es so offen zu propagieren wie Orban ist halt scho fei bled. Also nix mehr mit, gell, was für a Hund der Orban is.
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Daniel Freund hat eine Mission: Der Europa-Abgeordnete will die Korruption unter Ungarns Premier bekämpfen. Eine Erkundungsfahrt nach Budapest.
https://taz.de/Korruption-in-Ungarn/!5891995/
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 12:51 Also im Falle der Produktionsstätte von BMW in Debrecen/Ostungarn ist die Diskussion über ihre Fertigstellung eigentlich überflüssig. Das Unternehmen (nicht der ungarische Staat) hat bereits mehrere Milliarden in das Projekt fließen lassen und es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass dort ab 2025 Fahrzeuge der "Neuen Klasse" (NK1) gefertigt werden.

Liebe blau-weiß Schreibende. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Viktor Orbán einer der blau-weiß-geprägtesten Politiker Europas ist. Jahrelang war er der liebe Ehrengast und Freund bei CSU-Parteitagen wie auch bei internen Partei-Klausuren. Betrachten Sie nur einmal dieses schöne Bild bayrisch-ungarischer Eintracht: https://www.fr.de/bilder/2018/01/05/109 ... 00-L70.jpg Zeitweilig wurden Politikerinnen der Schwesterpartei CDU ausgeladen und dafür Politiker der Bruderpartei Fidesz eingeladen. Jahrelang hat sich der CSU-Poltiker Manfred Weber in der EVP-EU-Fraktion hartnäckig vor die ungarische Regierungspartei gestellt. Das sind aber nur die öffentlich gewordenen Bilder und Informationen. Der bayrische Einfluss auf Ungarn reicht viel viel weiter. Das hat mit dem Flügel in der CSU zu tun, der mit dem Namen Otto von Habsburgs verbunden ist und der nach seinem Tod vor allem von dem CSU-Politiker Bernd Posselt vertreten wird. Ich bin absolut überzeugt davon, dass wesentliche Teile der neuen ungarischen Verfassung von 2011/2012 ("Osterverfassung") unter maßgelichem Einfluss von CSU-Politikern rund um Bernd Posselt entstanden sind. Dazu muss man einerseits diese Verfassung und andererseits die in vielen Jahren geschriebenen Artikel von Posselt (vor allem im Rahmen der rechtskonservativen Paneuropa-Union) kennen.

Für die Ungarn, die sich als Orbán-Fans verstehen, lässt sich die Fidesz-Ideologie kurz und knapp als "Wir in Ungarn" zusammenfassen. Ganz analog zu "Wir in Bayern".

Eins ist allerdings auch richtig: Der Einfluss dieser politischen Strömung innerhalb der CSU ist in jüngerer Zeit deutlich zurückgegangen. Mit dem Ergebnis, dass dieser Einfluss bei vielen Zeitgenossen aus dem Gedächtnis verschwunden ist oder - wahrscheinlicher - einfach verdrängt wurde.
Eher wählen die Bayern Söder und die CSU ab, als die Ungarn Orban und die Fidesz.
Ungarn war zu lange Zeit kommunistisch, da wird die positive Einstellung zur Korruption gesellschaftlich vererbt. Insfern wird Orban im Land als erfolgreicher Führer wahrgenommen.

CSU 2018 37,2%
Fidesz 2018 49,2%
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 22:49 Eher wählen die Bayern Söder und die CSU ab, als die Ungarn Orban und die Fidesz.
Ja, das mag schon sein. Die Wählerbewegungen scheinen oder schienen da jeweils ziemlich statisch zu sein. In Wirklichkeit sind sie aber in beiden Fällen fluid. Was wohl auch am politischen Gesamtzustand der Welt liegen dürfte. Einfach formuliert: Es ist überhaupt nix mehr sicher. Nirgends.
Ungarn war zu lange Zeit kommunistisch, da wird die positive Einstellung zur Korruption gesellschaftlich vererbt. Insfern wird Orban im Land als erfolgreicher Führer wahrgenommen.
Ich weiß nicht recht, wie ichs höflicher formulieren soll ... aber da haben Sie einiges in der politischen Entwicklung der letzten 20, 30 Jahre schlicht verschlafen. Das heutige politische System in Ungarn und die politische Programmatik der Regierungspartei ist nicht etwa ein Erbe des Kommunismus sondern - im Gegenteil - regelrecht ein Rollenmodell für alles was man irgendwie als werteorientiert, traditionalistisch, rechtskonservativ und auch: massivst antikommunistisch bezeichnen kann. Von der neuen italienischen Regierungschefin über den inzwischen glücklicherweise irgendwo verschwundenen Chef des Systems Kurz in Ö bis hin zu der Person, die mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit der nächste US-Präsident und damit der mächtigste Politiker der Welt werden wird: Allesamt nennen sie oder verwirklich(t)en sie Orbán bzw. das "System Orbán" mehr oder minder offen als Vorbild. Bitte mal upgraden: Wir befinden uns im Jahr 2022.

Die Wahrnehmung von Orbán als "erfolgreicher Führer" hat zuallererst mit seinem Erfolg als Organisator und Ermöglicher von Wirtschaftsinvestitionen im Land zu tun. Die schaffen Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Wohlstand. Und dann natürlich mit seiner Rolle als erfolgreicher Kämpfer gegen Modernität, gegen die angebliche Übermächtigkeit der EU, gegen die Regenbogengesellschaften, gegen den angeblichen Verfall von Werten wie Nation, Heimat, Familie, religiöse Bindung.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 16:47Lesenswert:
Ich hab über Jahre hinweg argumentiert: Die Fidesz-Partei muss aus der EVP-Fraktion ausgeschlossen werden. Sonst sind alle Argumentationen hinsichtlich Korruption und Demokratieabbau nicht glaubwürdig. Der CSU-Politiker Weber als Chef dieser Fraktion hat das jahrelang verhindert. Bis Fidesz dann irgendwann selbst ausgetreten ist. Aber eigentlich nicht an Einfluss verloren hat.

Ist es nicht denkbar, dass es mit der formalen EU-Mitgliedschaft Ungarns ähnlich kommen könnte?

Sie werden dabei nicht so dumm sein und sich wie die Briten auch aus dem europäischen Wirtschaftsverbund ausschließen wollen.

Auch wenn das jetzt nicht direkt mit Ungarn zu tun hat: Dieses Einstimmigkeitsprinzip hat jetzt grad dazu geführt, dass Österreich (und die Niederlande) einen Beitritt Kroatiens zum Schengenraum ermöglicht und einen Beitritt Rumäniens und Bulgariens erfolgreich verhindert haben. Besonders in Hinsicht auf Rumänien ist diese Entscheidung eine einzige Katastrophe. Ein Staat mit einer der EU-freundlichsten Bevölkerungen wird einfach so vor die Visa-Tür gesetzt. Das wird noch schwere Folgen für die Reputation der EU haben.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben: Mo 21. Nov 2022, 19:03 Scheint so, er macht jetzt auch mit den Mullahs:
https://www.balaton-zeitung.info/37163/ ... menarbeit/
Das gehört zum großen Themenkomplex "pro und kontra 'werteorientierte Außenpolitik'". Da werden wir noch so einige Überraschungen erleben bzw. haben sie schon erlebt. Als Beispiel sei hier nur das dikatorische Regime in Irans (gleichfalls schiitisch geprägten) Nachbarn Aserbaidshan erwähnt. Und zwar sowohl von bundesdeutscher wie von israelischer Seite. 40 Prozent des israelischen Erdölbedarfs kommen aus Aserbaidshan. Israel ist zum einen praktisch der Hochtechnologieausstatter Aserbaidshans wie auch das Vorzeigeschild für eine angebliche Westbindung dieses autokratischen Systems.

Ähnlich problematisch und fragwürdig gestalten sich die Beziehungen Ungarns zu Israel bzw. - eigentlich - der ungarischen Regierung zur israelischen Regierung. Sie sind hervorragend. Sie haben zunächst mal einen gemeinsamen Staatsfeind: George Soros und seine Open Society Foundation. Einem aus Ungarn nach den USA geflüchteten Juden. Werteorientierte Außenpolitik? Schön wärs ja. Aber: Vergiss es! Es gibt nur und auschließlich interessengeleitete Außenpolitik!
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 08:11
Ich weiß nicht recht, wie ichs höflicher formulieren soll ... aber da haben Sie einiges in der politischen Entwicklung der letzten 20, 30 Jahre schlicht verschlafen. Das heutige politische System in Ungarn

Ich schrieb nicht vom politischen System Ungarns.
Ich schrieb von der gesellschaftlichen Akzeptanz der Korruption in Ungarn,
die auf der Historie des Kommunismus in Ungarns Vergangenheit beruht.

Quote JJazzGold

Ungarn war zu lange Zeit kommunistisch, da wird die positive Einstellung zur Korruption gesellschaftlich vererbt. Insofern wird Orban im Land als erfolgreicher Führer wahrgenommen.

Unquote

Höflich formuliert, erst lesen, dann das Gelesene inhaltlich erfassen, dann antworten.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 09:55
Ich schrieb nicht vom politischen System Ungarns.
Ich schrieb von der gesellschaftlichen Akzeptanz der Korruption in Ungarnsddr
die auf der Historie des Kommunismus in Ungarns Vergangenheit beruht.

Quote JJazzGold

Ungarn war zu lange Zeit kommunistisch, da wird die positive Einstellung zur Korruption gesellschaftlich vererbt. Insofern wird Orban im Land als erfolgreicher Führer wahrgenommen.

Unquote

Höflich formuliert, erst lesen, dann das Gelesene inhaltlich erfassen, dann antworten.
Die Akzeptanz der Korruption beschränkt sich auf die Korrumpierten. Das liegt in der Natur der Sache. Glauben Sie nicht, dass es in der "Gesellschaft", also zum Beispiel in einer Mehrheit der ungarischen Bevölkerung eine Akzeptanz für Korruption gibt. Die gibt es nichteinmal in Griechenland oder im Süden Italiens. Die meisten Leute wissen oder ahnen ganz gut, was da so läuft. Aber wie überall meint man entweder, man könne als kleiner Mensch da sowieso nix machen oder auch: Man könne möglicherweise selbst davon profitieren.

Kaum eine Gesellschaft in Europa ist so dermaßen Un-DDRisch wie die ungarische. Glauben Sie mir. Sie können sich kaum vorstellen, wie herablassend viele Ungarn noch zu Zeiten der DDR und des realsozialistischen Systems über die "Honecker-Emberek", die Honeckermenschen redeten. Bereits zu Zeiten dieses paneuropäischen Picknicks, im August 1989, sah man sich als einen christlich-abendländischen Staat, der diesen armen DDR-Mennschen zu einer Flucht in den freien Teil der deutschen Heimat verhalf.

Und bereits zu dieser Zeit, also vor nunmehr über 30 Jahren wurden diese Aktionen im Kern im Bündnis von CSU-Poltikern aus Bayern (namentlich aus dem Umfeld der Paneuropa-Union) und Politikern des ungarischen demokratischen Forums, einer konservativ-nationalistischen Partei organisiert.

Der andere Zweig dieser Veränderungen führt in die gleichfalls konservativ-nationalistischen politischen Umbrüche in Polen im Zusammenhang mit dem Papsttum Johannes Paul II zurück. Wer da irgendwie von irgendeiner Art kommunistischer Sozialisierung spricht, hat absolut keine Ahnung.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

JJazzGold hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 09:55
Ich schrieb nicht vom politischen System Ungarns.
Ich schrieb von der gesellschaftlichen Akzeptanz der Korruption in Ungarn,
die auf der Historie des Kommunismus in Ungarns Vergangenheit beruht.

Quote JJazzGold

Ungarn war zu lange Zeit kommunistisch, da wird die positive Einstellung zur Korruption gesellschaftlich vererbt. Insofern wird Orban im Land als erfolgreicher Führer wahrgenommen.

Unquote

Höflich formuliert, erst lesen, dann das Gelesene inhaltlich erfassen, dann antworten.
Hier eine Korrektur nun meinerseits:

Die Korruption war und ist meiner Meinung nach im Balkan und den angrenzenden Ländern mit einem Wort zu finden: Bakschisch.
Eine Form des Überlebens im osmanischen Reich und teilweise auch im KuK-Reich für Angehörige der eroberten Völker.

Der Kommunismus da hat eher vorgegeben das auch regelmäßig zu bekämpfen, weil Betrug an den Arbeitern und so... Trotzdem dürften alle aus jahrundertelanger "Tradition" weiter die Hand immer aufgehalten haben.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Haegar hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 10:18 Hier eine Korrektur nun meinerseits:

Die Korruption war und ist meiner Meinung nach im Balkan und den angrenzenden Ländern mit einem Wort zu finden: Bakschisch.
Eine Form des Überlebens im osmanischen Reich und teilweise auch im KuK-Reich für Angehörige der eroberten Völker.

Der Kommunismus da hat eher vorgegeben das auch regelmäßig zu bekämpfen, weil Betrug an den Arbeitern und so... Trotzdem dürften alle aus jahrundertelanger "Tradition" weiter die Hand immer aufgehalten haben.
Da musst Du aufpassen, dass Du nicht sozusagen die Zeitläufte verpasst. Und dich in den historischen Erzählungen verirrst. Die Veränderungen überall in der Welt sind rasant. Und haben in den letzten 2, 3 Jahren noch einmal eine Zusatzbeschleunigung bekommen. Eben noch war China eines der ärmsten Länder der Welt, dann eine aufsteigende Wirtschaftssupermacht und jetzt aktuell leitet sich bereits und möglicherweise durch die stark ideologische Politik XiJinPings ein Abstieg ein. Und immer trifft man in Gesprächen auf Leute, die gedanklich völlig in einer längst upgegradeten Version der Welt leben.

Die Eingangsfrage dieses Threads ... "Ist Ungarn für die EU bereits verloren?"
Hat sich dieses Land und seine Bevölkerung mit starker rechter Ausrichtung damit bereits als untauglich für die EU erwiesen?
geht bereits im Eingangsbeitrag auch wie selbstverständlich davon aus, dass es sich bei der EU um eine Gemeinschaft mehr oder weniger linksliberal bis liberalkonservativer Menschen handelt. Die aktuelle Situation in Europa und der Welt sieht jedoch inzwischen ganz schön anders aus.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von JJazzGold »

schokoschendrezki hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 10:14 Die Akzeptanz der Korruption beschränkt sich auf die Korrumpierten.

Immerhin 49,28% betrachtet man den Wahlerfolg der Fidesz 2018.
Aber das hatte ich schon aufgeführt.
Haben Sie wahrscheinlich überlesen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

JJazzGold hat geschrieben: Fr 16. Dez 2022, 15:12 Immerhin 49,28% betrachtet man den Wahlerfolg der Fidesz 2018.
Aber das hatte ich schon aufgeführt.
Haben Sie wahrscheinlich überlesen.
Nein nein. Habe ich nicht. Nur sind die Motive für die Wahl in der Regel andere.

Ich vermute, in den meisten Fällen ist es eine Mischung aus: "Uns geht es eigentlich gar nicht so schlecht." "Orbán zeigt es allen. Vor allem 'denen in Brüssel'. Und wehrt sich und setzt sich für die Interessen des eigenen Lands ein." Und dann, sehr wichtig: Es gibt nur wenig Alternativen. Das liegt zum einen an der repressiven, antidemokratischen Politik der Regierung. Hinsichtlich Presse und Rundfunk zum Beispiel. Und zum anderen aber auch an der politischen Opposition. Diese besteht im wesentlichen in einer Wahl-Allianz aus unterschiedlichsten Parteien von ganz links über grün-alternativ bis ganz rechts. Ich wüsste, wäre ich wahlberechtigt, nicht, wen ich da wählen sollte. Und die Sozialdemokraten (MSZP) in Ungarn sind "desavouiert" wie man so schön sagt. Wegen dieser unbeabsichtigt in die Öffentlichkeit gelangten Rede 2006 des ehemaligen Ministerpräsidenten Gyurcsányi.

Nebenbei: Ich wundere mich öfter, dass das Gebaren unseres ehemaligen SPD-Regierungschefs Schröder im Vergleich dazu einen eher geringen Schaden für die SPD anrichtete.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von peterkneter »

JJazzGold hat geschrieben: Do 15. Dez 2022, 22:49 Eher wählen die Bayern Söder und die CSU ab, als die Ungarn Orban und die Fidesz.
Ungarn war zu lange Zeit kommunistisch, da wird die positive Einstellung zur Korruption gesellschaftlich vererbt. Insfern wird Orban im Land als erfolgreicher Führer wahrgenommen.

CSU 2018 37,2%
Fidesz 2018 49,2%
Fidesz 2022: 54%
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

peterkneter hat geschrieben: Mi 21. Dez 2022, 10:53 Fidesz 2022: 54%
Und das war auch zu erwarten. Die Opposition ist unfähig. Und dann gibt es diesen etwas diffusen Mechanismus der Bevorteilung. Der nicht immer und unbedingt gleich auf Korruption hinauslaufen muss. Es ist von Vorteil oder es wird als vorteilsbringend angenommen, wenn man das tut, was die meisten tun. Und dann kommt eine Art Selbstaufschaukelung in Gang.

Ich will nicht irgendwas einfach so behaupten: Aber dieses "Wir hier"- und Lookalpatriarchen-Prinzip ... davon dürften auch einige besonders CSU-dominierte Regionen in Bayern nicht frei sein.

Und hier kommt die herausragende Rolle der großen Städte zum tragen. Da gibts das nicht in dem Maße. Sehr gut kann man dies ganz aktuell bei der Haftstrafenandrohung des Istanbuler Bürgermeisters beobachten. Oder auch bei der Rolle der Bürgermeister von Budapest, Prag oder Warschau. Oder auch Paris. Sie vertreten wirklich glaubhaft eine Opposition gegen die von einer Mehrheit gewählten Regierung.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Seidenraupe »

schokoschendrezki hat geschrieben: Mi 21. Dez 2022, 11:46

Ich will nicht irgendwas einfach so behaupten: Aber dieses "Wir hier"- und Lookalpatriarchen-Prinzip ... davon dürften auch einige besonders CSU-dominierte Regionen in Bayern nicht frei sein.

Und hier kommt die herausragende Rolle der großen Städte zum tragen. Da gibts das nicht in dem Maße. S
Also ich sehe das für Berlin ganz anders. Wir hier , das rot-grün-rote Berlin und dort der Rest der Republik.---
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von schokoschendrezki »

Seidenraupe hat geschrieben: Mi 21. Dez 2022, 13:37 Also ich sehe das für Berlin ganz anders. Wir hier , das rot-grün-rote Berlin und dort der Rest der Republik.---
Nee. :) Berlin ist in großen Teilen ausgesprochen konservativ. Auch wenn sich das nicht direkt in dem Maße in Wahlergebnissen widerspiegelt.

Das spielt hier auch keine Rolle weiter.

Das "System Orbán" funktioniert unter anderem über dieses Netz von Fidesz-Leuten in den regionalen Zentren. Das meine ich mit Lokalpatriarchentum. Das muss nicht unbedingt Korruption in rechtlichem Sinne sein. Jeder Staat, jede Regierung hat die Möglichkeit, Förderungen so oder auch so zu vergeben. Je nach Loyalität.

Die (vielleicht, hoffentlich) auch rechtlich relevante Korruption findet z.B. im verwandtschaftlichen Umfeld Orbáns statt. Dasser rechtlich nicht belangt wird dürfte nicht zuletzt an diesem zurecht von "Brüssel" beanstandetem Rechtsstaatsabbau liegen.

Und da haben wir interessanterweise den direkten Vergleich zum Nachbarland Österreich. Das "System Kurz" war nicht im mindesten weniger korrupt als es das "System Orbán" bis heute ist. Nur: Es gibt zwei sehr wesentliche Unterschiede: Erstens hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Österreichs Herrn Kurz wegen Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit zu fassen bekommen. Und mittlerweile ist dieser Herr politisch in der Versenkung verschwunden. Der Rechtsstaat!

Und zweitens: Gibt es in Österreich eine nach wie vor unabhängige Presselandschaft. Mit herausragend guten Einzelbeispielen ("Der Standard" zum Beispiel). Die gibts in Ungarn wegen der Einschränkung der Pressefreiheit nicht (mehr). Und damit zurück zum Thema. Die Presse in Ungarn ist selbstverständlich auch betroffen von den überall in der Welt laufenden Verschiebungen in der Medienlandschaft. Aber dennoch. Es ist wirklich krass. Noch zu sozialistischen Zeiten, während der Kádár-Ära konnte man ab Anfang, Mitte der 80er Jahre an den Zeitungskiosken auf den drei großen Bahnhöfen in Budapest eine sehr große Auswahl von internationalen Presseerzeugnissen erwerben. Von der "New York Times" bis zur "Prawda", vom "Spiegel" bis zum "Neuen Deutschland" und vom "Guardian" bis zur "Népszabadság". Ich wäre manchmal fast von Ost-Berlin mit dem Zug nach Budapest gefahren, hätte einen ganzen Tag espressotrinkend und zeitunglesend auf dem Bahnhof verbracht und wäre abends wieder zurückgefahren. (Wenn ichs mir hätte leisten können). Was da heute auf diesen Bahnhöfen an dem verblieben ist ... ist ein kümmerlicher Rest. Es gibt einige ganz wenige ungarische - und natürlich regierungstreue - Tageszeitungen. Und ansonsten sehr viel Küchentipps, Wohnraumgestaltung, Sport und natürlich Yellow Press. Man muss die ungarische Presselandschaft schon ziemlich gut kennen, um die wenigen verbliebenen nichtlinientreuen Erzeugnisse mit einer sehr überschaubaren Leserschaft zu kennen. "Magyar Narancs" ("Ungarische Orange") zum Beispiel. magyarnarancs.hu Die aktuelle Ausgabe prognostiziert im ersten Artikel zum Beispiel einen Anstieg der Lebensmittelpreise 2023 um etwa 42 Prozent. Das ist oder wäre in der Tat "brutal". Das andere Beispiel ist "Élet és Irodalom", "Leben und Literatur".

Aber gut. Das Internet ist unzensiert. Natürlich findet dort alles mögliche statt. Nur Orbán bleibt dennoch unbehelligt. Das verwundert einen auch nicht. Wenn dieser Mann in der internationalen Politik, sofern sie irgendwie rechtskonservativ-nationalistisch ausgerichtet ist, fast sowas wie ein Rollenmodell geworden ist.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von peterkneter »

Jetzt sind insg. 22 Milliarden aus der EU eingefroren. Mal sehen wie Orban reagiert.
https://www.spiegel.de/ausland/eu-frier ... 15fb8bf967
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Misterfritz
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Misterfritz »

Orbán tickt wirklich nicht ganz sauber ...
Mich wundert, dass die Ungarn den nicht abschiessen. Ist der Nationalismus in Ungarn so verwurzelt? Galt Ungarn nicht als das entspannteste Land des Warschauer Paktes?
Ungarns Premier
Orbán vergleicht EU-Projekt mit Hitlers Machtplänen
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán schießt erneut gegen die Europäische Union. Nun hat er die europäische Einheit in einem Satz mit Hitler genannt – und kassiert dafür deutliche Worte vom Oppositionsführer.
https://www.spiegel.de/ausland/viktor-o ... ecbb4e5d23
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Cobra9 »

Misterfritz hat geschrieben: Fr 12. Mai 2023, 21:11 Orbán tickt wirklich nicht ganz sauber ...
Mich wundert, dass die Ungarn den nicht abschiessen. Ist der Nationalismus in Ungarn so verwurzelt? Galt Ungarn nicht als das entspannteste Land des Warschauer Paktes?

Ich kann nur sagen war es mal. Leider. Die Ungarn hoffen es würde besser. Warum unklar. Und ich dachte kenn das Land. Hab Verwandtschaft, kann grob die Sprache. Aber so irrt man mit kennen
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Vongole »

Natürlich möchte Putin-Freund Orban auch weitere Sanktionen der EU gegen Putin blockieren:
Ungarn droht mit einer Blockade von neuen Russlandsanktionen der EU. Solange Ungarns größte Bank OTP auf einer ukrainischen Liste mit Unterstützern des russischen Angriffskriegs stehe, werde die ungarische Regierung kaum neue Sanktionen verhandeln können, die weitere Opfer erforderten. Das ließ der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Freitag am Rande eines EU-Außenministertreffens in Schweden mitteilen. Dass die Ukraine die Bank auf die Liste gesetzt habe, sei skandalös. Diese habe gegen keinerlei Gesetze verstoßen.
https://www.spiegel.de/ausland/ungarn-d ... 7047c3ccb4
Gelder von der EU werden aber gerne genommen. :rolleyes:
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Eiskalt »

Warum verlässt er nicht die EU?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Misterfritz »

Eiskalt hat geschrieben: Sa 13. Mai 2023, 21:14 Warum verlässt er nicht die EU?
Einfacher Grund: Geld!
Und natürlich der Binnenmarkt. Auch ihm dürfte nicht entgangen sein, dass den Briten seit dem Brexit der Binnenmarkt fehlt.
Und wahrscheinlich wird er auch wissen, dass Russlands Zukunft nicht rosig ist.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Eiskalt »

Misterfritz hat geschrieben: Sa 13. Mai 2023, 21:42 Einfacher Grund: Geld!
Und natürlich der Binnenmarkt. Auch ihm dürfte nicht entgangen sein, dass den Briten seit dem Brexit der Binnenmarkt fehlt.
Und wahrscheinlich wird er auch wissen, dass Russlands Zukunft nicht rosig ist.
Das war eine rhetorische Frage. ;)

Trotzdem sollte man ihm sagen, er solle am besten austreten.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Aurelius88 »

Misterfritz hat geschrieben: Fr 12. Mai 2023, 21:11 Orbán tickt wirklich nicht ganz sauber ...
Mich wundert, dass die Ungarn den nicht abschiessen. Ist der Nationalismus in Ungarn so verwurzelt? Galt Ungarn nicht als das entspannteste Land des Warschauer Paktes?

Naja Ungarn steht aber mit seiner Haltung zu Russland und Putin mittlerweile so ziemlich alleine. Selbst innerhalb der Visegard Staaten ( also Polen, Tschechien, Slowakei usw.).

Es gibt da in der EU generell 3 Lager die Putin nahen z.b. Ungarn, dann die die ein Balanceakt verfolgten im Verhältnis zu Russland z.b. Frankreich, Deutschland, Italien usw. und dann gab es die Hardliner die durch und durch Anti Putin sind und Russland stets ( zurecht) misstrauten und noch misstrauen z.b. dir baltischen Staaten oder Polen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kohlhaas »

Aurelius88 hat geschrieben: Sa 13. Mai 2023, 21:50 Naja Ungarn steht aber mit seiner Haltung zu Russland und Putin mittlerweile so ziemlich alleine. Selbst innerhalb der Visegard Staaten ( also Polen, Tschechien, Slowakei usw.).

Es gibt da in der EU generell 3 Lager die Putin nahen z.b. Ungarn, dann die die ein Balanceakt verfolgten im Verhältnis zu Russland z.b. Frankreich, Deutschland, Italien usw. und dann gab es die Hardliner die durch und durch Anti Putin sind und Russland stets ( zurecht) misstrauten und noch misstrauen z.b. dir baltischen Staaten oder Polen.
Deutschland ist inzwischen der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine geworden. Von Balanceakt ist da rein gar nichts mehr zu sehen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Aurelius88 »

Kohlhaas hat geschrieben: So 14. Mai 2023, 20:26 Deutschland ist inzwischen der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine geworden. Von Balanceakt ist da rein gar nichts mehr zu sehen.
Ich rede hier ja auch von der Vergangenheit. Ungarn ist da ein Sonderfall und fällt krass aus der Rolle. Es gab der es kürzlich von Ungarn den Vorwurf der "Kriegstreiberei gegen Russland" durch die USA und Polen. :dead:
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von peterkneter »

Ungarn blockiert 500 Mio Euro Militärhilfen für Ukraine. (SPIEGEL)

wurden nicht EU Gelder für Ungarn eingefroren? Oder fließen die wieder, dass sie sich wieder quer legen können?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Vongole »

peterkneter hat geschrieben: Mi 17. Mai 2023, 17:42 Ungarn blockiert 500 Mio Euro Militärhilfen für Ukraine. (SPIEGEL)

wurden nicht EU Gelder für Ungarn eingefroren? Oder fließen die wieder, dass sie sich wieder quer legen können?
Nein, die sind immer noch eingefroren, soweit mir bekannt ist.
Orban will natürlich erreichen, dass die ungarische Bank OTP von der Liste der Kriegsunterstützer gestrichen wird, auch wenn er seiner erneuten Blockade ein anderes Mäntelchen umgehängt hat.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Bogdan »

Vongole hat geschrieben: Mi 17. Mai 2023, 17:48 Nein, die sind immer noch eingefroren, soweit mir bekannt ist.
Orban will natürlich erreichen, dass die ungarische Bank OTP von der Liste der Kriegsunterstützer gestrichen wird, auch wenn er seiner erneuten Blockade ein anderes Mäntelchen umgehängt hat.
Es sei „skandalös“, dass die Ukraine die OTP-Bank auf ihre Liste der „internationalen Sponsoren des Krieges“ gesetzt habe, sagte Außenminister Péter Szijjártó am Freitag in Stockholm und fügte hinzu, dass es für die ungarische Regierung „sehr schwierig“ sein werde, über weitere Sanktionen zu verhandeln, solange dies nicht zurückgenommen werde – berichtet die Nachrichtenagentur MTI.
https://www.balaton-zeitung.info/39538/ ... erklaeren/
Eine Aktion erzeugt eine entsprechende Gegenreaktion. Es hätte mich gewundert, wenn sich die Ungarn
das Gefallen lassen hätten.
Wem Sachargumente fehlen, geht zu persönlichen Bemerkungen über. :?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Vongole »

Bogdan hat geschrieben: Mi 17. Mai 2023, 18:19 Eine Aktion erzeugt eine entsprechende Gegenreaktion. Es hätte mich gewundert, wenn sich die Ungarn
das Gefallen lassen hätten.
Könnte ganz einfach sein: Die ungarische Regierung untersagt glaubhaft der OTP-Bank jede Unterstützung des russ. Regimes und verpflichtet sie, eventuell gebunkerte russ. Guthaben einzufrieren.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben: Mi 17. Mai 2023, 17:48 Orban will natürlich erreichen, dass die ungarische Bank OTP von der Liste der Kriegsunterstützer gestrichen wird, auch wenn er seiner erneuten Blockade ein anderes Mäntelchen umgehängt hat.
Stehen Schweizer Banken eigentlich auch auf dieser Liste?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

Tom Bombadil hat geschrieben: Mi 17. Mai 2023, 20:44 Stehen Schweizer Banken eigentlich auch auf dieser Liste?
Nicht ganz auf Deine Frage eingehend, aber dennoch interessant:

https://www.nzz.ch/schweiz/nachhilfe-au ... ld.1734281

Fazit: die schweizer Banken sind bemüht, oder so.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

Und langsam versteht es auch die CSU (Hohlmeier) was in Ungarn abgeht:

https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... n-100.html

Hier hat sich ein Clan, unter rechtspopulistischer Kappe, ein ganzes Land unter dem Nagel gerissen.
Mal schaun wie lange das für die großen Firmen noch gutgeht...
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Misterfritz »

Ungarn sollte sich besser aus der EU verpissen!!!

+++ 12:01 Orban: Putin wird noch 2024 Präsident sein +++
[....]sagt Orban der "Bild"-Zeitung
"[....]Zugleich spricht Orban der Ukraine die Souveränität ab. "Die Ukraine ist kein souveränes Land mehr. Sie haben kein Geld. Sie haben keine Waffen. Sie können nur kämpfen, weil wir im Westen sie unterstützen. Wenn die Amerikaner also beschließen, dass sie Frieden haben wollen, wird es Frieden geben."
https://www.n-tv.de/politik/15-02-Putin ... 43824.html
Wi***er :mad2:
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben: Di 27. Jun 2023, 15:43 Ungarn sollte sich besser aus der EU verpissen!!!



Wi***er :mad2:
Besonders witzig ist die Formulierung "wir im Westen". Das klingt ja fast so, als würde Orban Ungarn noch im Westen verorten und als hätte Ungarn irgendwas zur Unterstützung der Ukraine getan. :D
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

Kohlhaas hat geschrieben: Di 27. Jun 2023, 15:50 Besonders witzig ist die Formulierung "wir im Westen". Das klingt ja fast so, als würde Orban Ungarn noch im Westen verorten und als hätte Ungarn irgendwas zur Unterstützung der Ukraine getan. :D
Orban zählt wie viele "Konsarvative" im Schlage eines Trump, zu den Menschen die gerne das erzählen was das Wahlvolk für gut befinden könnte, um sich und seine Clique weiter die Taschen vollstopfen zu können. Irgendwie schon auch der Westen, aber eine völlig perverse menschenverachtende Weise, die sich dann noch schamlos "konservativ" schimpft. In Bayern versucht die CSU das auch...
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von sünnerklaas »

Haegar hat geschrieben: Di 27. Jun 2023, 17:34 Orban zählt wie viele "Konsarvative" im Schlage eines Trump, zu den Menschen die gerne das erzählen was das Wahlvolk für gut befinden könnte, um sich und seine Clique weiter die Taschen vollstopfen zu können.
Inzwischen kommen aus zahlreichen Unternehmen, die ihre Produktionsstandorte in Ungarn haben und/oder die dort ihre Waren und Dienstleistungen vertreiben, schwere Vorwürfe in Richtung Orban:

https://www.n-tv.de/politik/So-piesackt ... 18714.html

Auf der einen Seite gilt Orban-Ungarn als sehr attraktiv: kurze, schnelle Entscheidungswege, direkter Durchgriff von der Staatsspitze bis in die Kommunen. Ein Anruf genügt. Da wird so mancher Unternehmensvorstand schwach. Aber dann, wenn man da ist, kommt schon bald das böse Erwachen: Sondersteuern, staatl. Eingriffe in die Preisbildung, permanente Kontrollen und Schikanen. Bis man verkauft. Und zwar an Orban-Freunde, die dann ein Angebot machen. Zum Dumpingpreis versteht sich...
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Haegar »

sünnerklaas hat geschrieben: So 13. Aug 2023, 13:17 Inzwischen kommen aus zahlreichen Unternehmen, die ihre Produktionsstandorte in Ungarn haben und/oder die dort ihre Waren und Dienstleistungen vertreiben, schwere Vorwürfe in Richtung Orban:

https://www.n-tv.de/politik/So-piesackt ... 18714.html

Auf der einen Seite gilt Orban-Ungarn als sehr attraktiv: kurze, schnelle Entscheidungswege, direkter Durchgriff von der Staatsspitze bis in die Kommunen. Ein Anruf genügt. Da wird so mancher Unternehmensvorstand schwach. Aber dann, wenn man da ist, kommt schon bald das böse Erwachen: Sondersteuern, staatl. Eingriffe in die Preisbildung, permanente Kontrollen und Schikanen. Bis man verkauft. Und zwar an Orban-Freunde, die dann ein Angebot machen. Zum Dumpingpreis versteht sich...
Das würde doch unserer Wirtschaftselite nie passieren. Kann doch nicht sein, dass Gier Hirn frisst und in so ein Land investiert....oder :cool:
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Bogdan »

sünnerklaas hat geschrieben: So 13. Aug 2023, 13:17 Inzwischen kommen aus zahlreichen Unternehmen, die ihre Produktionsstandorte in Ungarn haben und/oder die dort ihre Waren und Dienstleistungen vertreiben, schwere Vorwürfe in Richtung Orban:

https://www.n-tv.de/politik/So-piesackt ... 18714.html

Auf der einen Seite gilt Orban-Ungarn als sehr attraktiv: kurze, schnelle Entscheidungswege, direkter Durchgriff von der Staatsspitze bis in die Kommunen. Ein Anruf genügt. Da wird so mancher Unternehmensvorstand schwach. Aber dann, wenn man da ist, kommt schon bald das böse Erwachen: Sondersteuern, staatl. Eingriffe in die Preisbildung, permanente Kontrollen und Schikanen. Bis man verkauft. Und zwar an Orban-Freunde, die dann ein Angebot machen. Zum Dumpingpreis versteht sich...
und hier die Fakten zum Bruttoinlandsprodukt.

https://de.statista.com/statistik/daten ... in-ungarn/
Wem Sachargumente fehlen, geht zu persönlichen Bemerkungen über. :?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kohlhaas »

Das Problem ist nicht Ungarn, sondern Orban. Aus meiner Sicht wäre es ein fataler Fehler, Ungarn für die EU "abzuschreiben". Die EU muss alle Register ziehen, um Orban an seinen Machenschaften zu hindern und einen Regierungswechsel zu begünstigen.

Dass das BIP Ungarns stetig wächst, ist genau das, was die EU erreichen will. Angeleichung der Lebensbedingungen in allen Mitgliedsländern. Das passiert aber nur im Laufe von Jahrzehnten und nicht kurzfristig in einer Regierungs-Legislaturperiode.

Ähnlich verhält sich das mit unternehmerischen Investitionsentscheidungen. Grundlage dafür ist nicht die aktuelle Regierung. Die Unternehmen kalkulieren dabei mit vieljährigen Erwartungen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Seidenraupe »

Kohlhaas hat geschrieben: Do 17. Aug 2023, 14:11 Das Problem ist nicht Ungarn, sondern Orban. Aus meiner Sicht wäre es ein fataler Fehler, Ungarn für die EU "abzuschreiben". Die EU muss alle Register ziehen, um Orban an seinen Machenschaften zu hindern und einen Regierungswechsel zu begünstigen.

Den gewählten Staatsmann an der Spitze eines Landes von Außen beseitigen -- was stellst du dir vor? Killerkommando? Putschversuche anzetteln, Wahlen beeinflussen?

Welche undemokratische Handlungsweise scheint dir angemessen, um ein Land ""auf Linie zu bringen"?
Forderst du das auch für weitere Staats/Regierungschefs, die dir nicht passen?
Die Auswahl ist groß. Nur zu, lege dir keine Grenzen auf :dead:
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kohlhaas »

Seidenraupe hat geschrieben: Do 17. Aug 2023, 14:20 Den gewählten Staatsmann an der Spitze eines Landes von Außen beseitigen -- was stellst du dir vor? Killerkommando? Putschversuche anzetteln, Wahlen beeinflussen?

Welche undemokratische Handlungsweise scheint dir angemessen, um ein Land ""auf Linie zu bringen"?
Forderst du das auch für weitere Staats/Regierungschefs, die dir nicht passen?
Die Auswahl ist groß. Nur zu, lege dir keine Grenzen auf :dead:
Geht es noch dümmer? Wo soll ich was von Putsch oder Wahlbeeinflussung geschrieben haben?

Ich habe geschrieben, dass die EU alle Register ziehen muss, um einen Regierungswechsel zu begünstigen. Das darf die EU, denn unter der gegenwärtigen Regierung ist Ungarn nicht mehr EU-kompatibel. Einiges tut die EU bereits in dieser Hinsicht. So hat sie Ungarn den Geldhahn abgedreht.

Wisch Dir mal den Sabber vom Kinn und entstelle nicht meine Aussagen.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Bogdan »

Kohlhaas hat geschrieben: Do 17. Aug 2023, 14:33 Geht es noch dümmer? Wo soll ich was von Putsch oder Wahlbeeinflussung geschrieben haben?

Ich habe geschrieben, dass die EU alle Register ziehen muss, um einen Regierungswechsel zu begünstigen. Das darf die EU, denn unter der gegenwärtigen Regierung ist Ungarn nicht mehr EU-kompatibel. Einiges tut die EU bereits in dieser Hinsicht. So hat sie Ungarn den Geldhahn abgedreht.

Wisch Dir mal den Sabber vom Kinn und entstelle nicht meine Aussagen.
Ein Regierungswechsel findet doch durch Wahlen statt. :?:
Die Beeinflussung durch die EU soll doch die Bürger dazu bewegen, jemand anderen zu wählen.
Wem Sachargumente fehlen, geht zu persönlichen Bemerkungen über. :?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kohlhaas »

Bogdan hat geschrieben: Do 17. Aug 2023, 15:46 Ein Regierungswechsel findet doch durch Wahlen statt. :?:
Die Beeinflussung durch die EU soll doch die Bürger dazu bewegen, jemand anderen zu wählen.
Und das soll jetzt ein "Putsch" sein? Dämlicher geht es wirklich nicht mehr.

Die EU hat jedes Recht, darauf zu bestehen, dass auch Ungarn die Werte respektiert, denen es mit dem Beitritt zur EU zugestimmt hat. Sie hat auch jedes Recht, die ungarischen Bürger darauf hinzuweisen, dass ihre aktuelle Regierung diese Werte inzwischen missachtet und dass dies nicht länger hingenommen wird. Das zwingt niemanden, anders zu wählen. Wer unbedingt Orban will, der darf natürlich Orban wählen. Dann hat das allerdings Konsequenzen. Die Ungarn darf jederzeit so entscheiden, wie sie entscheiden wollen. Die EU-Bürger dürfen aber auch so entscheiden, wie sie entscheiden wollen. Das hat nichts mit "Beeinflussung" zu tun. Ungarn darf sein, wie es will. Ein Ungarn, wie Orban es will, hat in der EU aber keinen Platz.
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Bogdan »

Kohlhaas hat geschrieben: Do 17. Aug 2023, 16:02 Und das soll jetzt ein "Putsch" sein? Dämlicher geht es wirklich nicht mehr.

Ich habe nie von Putsch geredet. :mad2:
Wem Sachargumente fehlen, geht zu persönlichen Bemerkungen über. :?
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Re: Ist Ungarn für die EU bereits verloren?

Beitrag von Kohlhaas »

Bogdan hat geschrieben: Do 17. Aug 2023, 16:03 Ich habe nie von Putsch geredet. :mad2:
Du hast Dich auf einen Beitrag bezogen, mit dem ich auf Aussagen eines anderen Foristen geantwortet habe. Da war sehr wohl von von "Putsch" die Rede. Da wurde sogar über "Killer-Kommandos" schwadroniert.

Immer schön den Kontext im Auge behalten!

Nochmal: Ungarn gehört der EU an und die EU hat jedes Recht, von Ungarn die Einhaltung gemeinsamer Regeln zu verlangen. Damit hat die EU auch jedes Recht, auf die Wahl einer Regierung hinzuwirken, die gemeinsame Regeln achtet.
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