Atue001 hat geschrieben: ↑So 3. Apr 2022, 23:40
Man könnte auch einfach die Zählerstände rückwärts laufen lassen (bis auf 0)
Im Grunde sehe ich das ganz ähnlich. Es gibt einige unnötige Hemmnisse in dieser Sache.
Allerdings verkennt dein Vorschlag, dass eine kWh stark unterschiedliche Werte haben kann.
Ich übersteigere das Ganze mal etwas, damit klar wird, was ich meine:
Angenommen du speist im Sommer mittags kräftig ein - dein Zähler dreht also rückwärts.
Zu dieser Zeit speisen aber alle ein, und Wind weht gerade auch noch. Der Strom ist also gerade dank großen Angebots sehr billig.
Der Netzbetreiber (!!! - NICHT dein Energieversorger!) MUSS deinen Strom abnehmen, ob er den gerade brauchen kann oder nicht. Immerhin willst du ja, dass sich dein Zähler auch wirklich rückwärts dreht und deine Anlage nicht einfach abgeschaltet wird.
Später im Jahr, willst du dann deine Wärmepumpe betreiben, dein Auto laden und am PC was zocken - brauchst also Strom.
Blöd ist nur, dass es gerade schneit. Es ist dunkel und hat kaum Wind. Der Strom ist also mangels Angebot gerade ziemlich teuer.
Dein Zähler hat sich aber in der sommerlichen Mittagssonne fleißig rückwärts gedreht.
Dann muss dir dein Energieversorger (!!! - NICHT der Netzbetreiber!) den Strom, den du gerade brauchst zum Nulltarif liefern.
Machen wir das gleiche Spiel nochmal mit Leitern, weil es dann anschaulicher ist:
Du hast eine Leiter. Diese gibst du dann, wenn gerade keiner eine Leiter braucht deinem Nachbarn. Dieser muss dir dafür (ob er will oder nicht) versprechen, dass du jederzeit wieder eine Leiter bekommst, wenn du das willst.
Dein Nachbar hat aber gar keinen Platz für die ganzen Leitern, die ihm an dem Tag übergeben werden, und muss sie auslagern und ggf. vernichten.
Ein paar Tage später brauchen ganz viele Leute wieder eine Leiter. Die wollt ihr aber nicht von dem Nachbarn, dem ihr die Leiter damals gegeben habt, sondern vom Haus gegenüber, weil der euch immer eure Leitern geliefert hat.
Wo der die Leitern für euch alle her bekommt ist egal. Er hat gefälligst zu liefern - immerhin hast du ja vor ein paar Tagen deine überschüssige Leiter an deinen Nachbarn gegeben und deshalb ein Anrecht auf eine kostenlose Leiter vom Haus gegenüber.
Dass das nicht im großen Maßstab funktionieren kann sollte nun offensichtlich werden.
In den Niederlanden wurde das eine Zeit lang so gemacht - wurde aber auch abgeschafft aus ebenjener Problematik.
Das System kann nur in ganz frühen Stadien der Energiewende funktionieren - anderenfalls wird es einfach zu teuer. Glücklicherweise sind wir über diese Anfangsstadien bereits hinaus.
Ich sehe da mehr Potential in einer Umstellung des Steuerrechts (z.B. steuerfreiheit auf Eigenverbrauch und der Überschussvergütung), sowie Verzicht auf die Notwendigkeit von Steuererklärungen und Gewerbeanmeldung für den Betrieb.
Auch eine Steuerbefreiung für die Anschaffung wäre wünschenswert, wobei man sich die Steuer (dank Unternehmerstatus) im aktuellen System bereits wiederholen kann - es ist halt Aufwand.
Zudem könnten Förderprogramme, wie z.B. zinslose Kredite einen Anreiz liefern solche Anlagen zu bauen.
Das PV-Forum hat da vor garnicht all zu langer Zeit ein Papier veröffentlicht, das Anreize für den Ausbau im PV-Kleinanlagensektor (<30kWp) liefern soll:
https://www.photovoltaikforum.com/core/ ... lv2-7-pdf/
Bin gespannt, ob sich da was im "Osterpaket wiederfindet.
Das alles setzt aber voraus, dass es auch ausreichend Menschen und Material gibt, um das Ganze dann auch umsetzen können.
Hierfür wäre es nötig entsprechenden Firmen eine Zukunftsperspektive zu geben und ggf. diese auch (z.B: mit zinlosen Krediten) zu fördern.
Derzeit kommt praktisch das gesamte Material für EE-Zubau aus Fernost, und die Montagetrupps sind idR. auch kaum einheimische Handwerker.
Da braucht es uns also nicht zu wundern, dass wir dann, wenn alle entsprechendes Material und Personal suchen plötzlich ohne irgendwas (bzw. mit viel zu wenig davon) da stehen.