H2O hat geschrieben: ↑Mo 14. Nov 2022, 18:08
Ich erinnere mich an die gute alte Deutsche Bundespost mit dem Postministerium. Da betreiben nun etliche Telefongesellschaften unsere Netzinfrastruktur mit nie dagewesener Leistungsfähigkeit. Diese Gesellschaften rennen uns die Bude ein, damit wir ihre Kunden werden. Der Postabkömmling Telekom betreibt seine Mobilfunktochter t-mobil sehr erfolgreich in den USA und in Polen... vermutlich auch in anderen Ländern der EU... aber in Polen bin ich dort auch Kunde.
Als langjähriger Kunde der ehemaligen Post kann ich nur sagen: Früher hatte ich eine Telefonnummer, und wenn ich anrufen wollte, dann hat das funktioniert. Und der Gegenüber hat mich verstanden. Störungen waren extrem selten.
Und heute: Viel zu oft erlebe ich Störungen im Telefonnetz. Fast schon jede Woche habe ich auf die ein oder andere Art und Weise Probleme mit den Providern. Ich habe aber im Gegensatz zu früher heute viele weitere Kommunikationsmöglichkeiten als nur das schnöde Telefonie-Festnetz....
Ich erinnere an die Paketdienste, die heute ebenfalls mit nie dagewesener Geschwindigkeit arbeiten und um unsere Gunst buhlen. Die Deutsche Post ist Eigentümer der DHL mit weltweiter Verbreitung (zumindest in den USA und in Polen erlebe ich das alltäglich).
Ich erlebe, dass die Post nicht mehr in der Lage ist, Briefe zeitnah und rechtzeitig zu liefern. Ich erlebe, dass Paketdienste regelmäßig gegen die eigenen Kriterien verstoßen und Pakete lieblos vor die Tür knallen, wieder mitnehmen obwohl ich da war, und vieles anderes mehr. Dass ich mit den Paketlieferdiensten oder der Briefzustellung zufrieden wäre.....das ist lange her.
Nun ja, die Postbank ist inzwischen in das Eigentum der Deutschen Bank über gegangen. Da bin ich ebenfalls seit fast 65 Jahren Kunde. Immerhin hat die Postbank viele Modernisierungsschritte umgesetzt, zuletzt noch mit dem Zugangsverfahren BestSign Maßstäbe gesetzt.
Von der Postbank ist nur noch der Name übrig - ansonsten ist sie übernommen und neu strukturiert worden. Im Grunde genommen ist die klassische Postbank einfach vom Markt verschwunden - die heutigen Leistungen der Postbank sind einfach die gleichen, wie die jeder anderen Bank.
Unsere Nachrichteninfrastruktur hat durch die Entstaatlichung mit Sicherheit nicht gelitten... ich möchte behaupten: Ganz im Gegenteil!
Sagen wir mal so: Die Werbeanteile der privaten Nachrichtenvermittler nehmen inzwischen so viel Raum ein, dass kaum mehr jemand die Nachrichten wahrnimmt. Nachrichten über Kanäle wie Facebook, Instqagram, Telegram und wie sie alle heißen - sind Nachrichten aus eine Blase - einer unprofessionellen Blase noch dazu. Fakenews haben seitdem dramatisch an Raum gewonnen.
Jetzt noch das schlechte Beispiel Deutsche Bahn. Da hat der Staat sich als Eigentümer von Schienennetz und Fahrbetrieb sehr weitgehend
als Nachfolger des Staatsbetriebs Deutsche Bundesbahn behauptet. Ein ziemlich krankes Unternehmen ist daraus geworden. Da investiert doch kein Privatmann sein Vermögen... Ich weiß auch nicht, wie man das besser machen könnte, aber der gewählte Weg macht niemanden glücklich!
Auch bei der Bahn - wie auch bei den anderen Beispielen - ist nicht der staatliche Betrieb als solcher das Problem oder die Privatisierung die Lösung. Dass man auch mit staatlichen Bahnen gut arbeiten kann, zeigen doch unsere Nachbarn - Beispiel Österreich.
Privatisierung ist kein Allheilmittel - staatlicher Betrieb aber auch nicht. Es gibt jeweils viele gute Beispiele dafür, dass man nicht privatisieren und auch nicht verstaatlichen sollte......
Unterm Strich kann man festhalten: Wettbewerb schadet nicht, sondern nützt regelmäßig. ABER: Gescheite gesetzliche Rahmenbedingungen braucht es halt schon! Schlechte Gesetze bringen den Wettbewerb nur dazu, maximalen Gewinn aus schlechten Gesetzen zu machen. Nicht mehr, nicht weniger. Es braucht also gute Gesetze. Für DIE ist aber der Gesetzgeber zuständig. DA sollte die Qualitätskontrolle ansetzen!
Wäre es gut, die Stromnetze zu privatisieren oder zu verstaatlichen?
Ehrlich gesagt ist mir das egal! Relevant ist, dass ich am Ende des Tages 7*24*365 zuverlässig und preiswert meinen Strom geliefert bekomme. Ob das der Staat oder die Privatwirtschaft organisiert - das macht es nicht grundlegend besser oder schlechter. Ich brauche keine Korruption, keine überbordende Bürokratie, keine Preistreiber, keine Knebelverträge. Ich brauche vernünftigen Wettbewerb und verdammt gute Lösungen zum Wohle der Kunden.
Was leider zu oft in der politischen Debatte vergessen wird: Es geht nicht darum, ob wir den Kommunismus oder den Neoliberalismus einführen - es geht darum, dass wir WIN:WIN-Situationen herbeiführen, die nachhaltig dafür sorgen, dass möglichst effizient und effektiv gearbeitet wird. Das Ganze dann bitte noch nachhaltig und ohne dass ich mich permanent darum kümmern muss. Mein Leben ist kompliziert genug - ich brauche nicht noch mehr, um das ich mich kümmern muss, ich brauche einfache, aber dennoch gute, preiswerte, effiziente und nachhaltige Lösungen. Wettbewerb soll mir Komplexität abnehmen - nicht dieselbe erhöhen.
Schlecht organisierter Wettbewerb ist nicht besser als staatliche Organisation - es muss so oder so gut sein. DAS ist der Maßstab.