Weil die Sonntagsfahrer seltener sind, braucht man weniger Ladestationen. Der statistische Durchschnitt ist gerade das richtige Mittel der Wahl für die Ermittlung des Energiebedarfs. Der Durchschnitt hilft nicht, den konkreten Energiebedarf in einem bestimmten Zeitfenster zu ermitteln - da geht es aber um andere Größen, also beispielsweise um die Durchflußmenge, die zur Verfügung gestellt werden muss. Für die reine Ermittlung der Energiemenge und des Energiebedarfs ist der Durchschnitt eine ziemlich relevante Größe.Kohlhaas hat geschrieben:(19 Jun 2020, 13:11)
Genau das ist der springende Punkt! An den Ladestationen tauchen sehr viel häufiger die "Vielfahrer" auf als die "Sonntagsfahrer". Der statistisch errechenbare Durchschnitt des Energiebedarfs hilft deshalb genau gar nicht bei der Berechnung der erwartbaren Stromabnahme an solchen Zapfsäulen.
Dass man auch Reserven über den Durchschnitt hinaus braucht, ist trivial. Die haben wir aber im Stromnetz in vergleichbarer Größenordnung auch heute schon. Es ist auch heute schon so, dass sich der Energiebedarf zu einem konkreten Zeitpunkt durchaus anders darstellt, als im Mittel. Deshalb gibt es auch großzügige Reserven bei der Energieerzeugung, die dann die Spitzen bedienen kann. Das aber ändert sich nicht fundamental dadurch, dass wir auf Elektromobilität umsteigen. Zumal der Umstieg realistisch je Jahr nur 1-2% der Energiemenge im Stromnetz ausmachen wird. Insofern können sich die Erzeuger und die Verantworltichen für die Netze über 10-20 Jahre hinweg kontinuierlich mit den Veränderungen beschäftigen und passende Antworten darauf finden. Diese aber sind beherrschbar, weil sie gegenüber der Gesamtstrommenge dann doch überschaubar klein sind.
Unterm Strich: Der Versuch, potentiell fehlende Ladeinfrastrukturen verantwortlich dafür zu machen, dass e-Mobilität in Deutschland per se nicht möglich ist, ist zum scheitern verurteilt.
Die Zeiträume, über die e-Mobilität skaliert wird, sind ausreichend groß, dass parallel die benötigten Infrastrukturen für Ladekapazitäten mit entwickelt werden können, ohne dass die Volkswirtschaft überlastet wird.
Regelmäßig wird der Strombedarf der e-Mobilität überschätzt - und die Zeiträume für einen Umstieg auf e-Mobilität werden unterschätzt. Daraus resultieren dann Annahmen, dass es nicht möglich wäre......das aber ist falsch.
Ob es "richtig" ist - oder wünschenswert.....das möchte ich gar nicht beurteilen, es gäbe ja auch Alterantiven, die müsste man aber auch benennen. WENN wir aber den Weg in Richtung e-Mobilität so gehen, wie er derzeit angedacht ist, dann ist aus meiner Sichtweise dieser Weg durchaus möglich und durchaus realistisch.
Sicher gäbe es auch Alterantiven - aber derzeit gibt es keine politischen Mehrheiten für diese, wohl aber politische Mehrheiten dafür, sich konsequent auf den Weg zu machen, in Richtung e-Mobilität zu gehen.
Ich kann nicht einschätzen, ob es bessere Wege gäbe - ich kann aber guten Gewissens bestätigen, dass ich den eingeschlagenen Weg der Bundesregierung durchaus nachvollziehen kann. Tatsächlich würde ich mir sogar mehr wünschen - aber dafür gibt es wohl derzeit keine Mehrheiten.