"Populismus" und
"populär" haben sozusagen die selbe Stammgemeinschaft:
Wo aber
"populär" gleichbedeutend mit
"zum Volk gehörend" umschrieben wird, suggeriert
"Populismus" nur, daß der Redner
"zum Volk" gehört. Das Wort
"Populismus" ist außerordentlich wertgeladen - dazu aber auch noch recht unpräzise. Der Populismus-Vorwurf ist ein gern genutztes Mittel in der politischen Auseinandersetzung. Ein Politikstil also, um andere Politiker oder Parteien zu diffamieren ... quasi als Stigmawort: sie würden lediglich
"populistische" Forderungen verbreiten. Wobei in den seltensten Fällen jedoch klar wird, was genau mit
"Populismus" gemeint ist. Ein Populismus-Vorwurf geht nämlich mit Assoziationen einher und reicht von
"Stammtisch-Niveau" bis hin zur
"Demagogie". Es ist also ein Kampfbegriff:
- "wir" gegen "die-da-oben" oder "die anderen".
Da das
"Wir" oder
"das Volk" nicht näher spezifiziert ist, erlaubt es Populisten, eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen. Und durch eine identitätsstiftende Strategie der Populisten, indem sie auf diese Weise eine imaginäre Gemeinschaft konstruieren, vermitteln sie so jedem Zuhörer ein Zugehörigkeitsgefühl. So ist einerseits von
"Nationalpopulismus" die Rede - ebenso von
"Ökopopulismus" wie auch von
"Steuerpopulismus". Populisten greifen auch immer wieder marginalisierte Bevölkerungsgruppen an, ganz gleich, ob es sich um soziale, kulturelle, religiöse oder sprachliche Minderheiten handelt, ... alles wird in einen feindschaftlichen Gegensatz zum
"einfachen Volk" gesetzt. Minderheiten werden als Sündenböcke für alle möglichen sozialen oder anderen Mißstände verantwortlich gemacht.
Dem Ruf einiger
"Nationalisten" nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU ... eine nachweislich
"dünne" ideologische Ausrichtung, sowie nach einer Abstimmung über den sogenannten
"BREXIT" ... und die Wut darüber, gepaart mit enormer Uneinigkeit, was der Brexit wirklich bedeutet und wie er aussehen soll, ist nun nach vielen Jahren Ernüchterung gewichen. Es war eine recht unglückliche Art von
"Populismus", die letztlich dazu geführt hat, daß Großbritannien am
29. März 2019 aus der EU austritt. David Cameron war es, der das auto-destruktive Referendum vorgeschlagen hatte, um partei-interne Konflikte zu beenden, und der die Britten und die EU erst in diese schmerzhafte und vielleicht nicht mehr zu kontrollierende Situation gebracht hat. Bereits seit einiger Zeit wird ein neues EU-Referendum gefordert. Zehntausende gingen und gehen dazu auf Großdemonstrationen. Britische Unternehmer schließen sich mehr und mehr dieser Forderung an. Sogar der ehemalige britische Regierungschef Tony Blair hat nun ein neues Referendum über den Austritt Großbritanniens aus der EU gefordert. Blair sagte dem
Handelsblatt vom 12.Nov. 2018:
- "Wir haben komplizierte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sowie Lieferketten. Das Ende unserer Mitgliedschaft im Binnenmarkt ist wirtschaftlich sehr schmerzhaft."
Er betonte zudem, daß der derzeit von der britischen Premierministerin Theresa May angestrebte
"weiche Brexit" sinnlos sei, wobei die Alternative aber wohl
"ein harter Brexit und der Austritt aus dem Binnenmarkt mit all seinen wirtschaftlichen Schäden" sei.
- "Das wußten wir vor zweieinhalb Jahren nicht. Damals haben wir die Folgen des Brexits nicht komplett verstanden."
Aaaah ja!
- ... und das nennt sich nun Führungsfigur mit Weitblick!?!
Solch einem
"Staatslenker" würd' ich noch nicht mal mein Auto anvertrauen - geschweige denn meine Tochter.
- ... oder eine Versicherung bei ihm abschließen.
In Begleitung der
"Brexit"-Debatte und der nachfolgenden Abstimmung wurde immer wieder die (vorauseilende) Angst geäußert, daß ein
"Erfolg" der
"Brexiteers" dazu führen könnte, daß auch andere, recht kritische EU-Gegner dazu ermuntert werden könnten, diesem Schritt zu folgen. Aber gerade die
"Brexit"-Befürworter ... die
"Brexit"-Hardliner haben eindrücklich vorgeführt, daß Europa nur transnational handlungsfähig ist, weil ein Europa, das so eng miteinander verflochten ist, nur transnational denken und ebenso handeln kann. Das Brexit-Chaos wird wohl EU-Länder wie Polen, Ungarn und auch solche, die mit einem derartigen Schritt liebäugelten, gezeigt haben, daß alles, was da halluziniert wurde, die Versprecher der harten Brexit-Fraktion um Boris Johnson und Konsorten, ... daß das Land nachher
"mit den exakt selben Vorzügen und ohne jeden Nachteil" dastünde, ... daß letztendlich diese Illusion eine Chimäre ist. All die Nationalisten, die Europa für überflüssig erklären wollten und gegen multilaterale Vereinbarungen zu Felde zogen, haben aufgezeigt, daß es eine Kontrolle der Globalisierung nicht
allein nicht mehr gibt ... geben kann, sondern nur in einer Gemeinschaft.
So werden Populisten oder Nationalisten vielleicht innenpolitisch ... mit innenpolitischen Themen zwar
"Erfolge" vorweisen können - aber ihnen wird dieser wohl letztlich kaum helfen. Letztendlich werden ihnen so ihre Grenzen aufgezeigt und dadurch wird ihnen ihr
"Erfolg" so zum Verhängnis.
- ... abgesehen von eigenen Fehlern.
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)