
Nach diesem Theoriegebäude ist bedingungslose Solidarität mit anderen Nationalstaaten nicht notwendig, denn die werden ja nicht von Antisemiten aus aller Welt in seiner Existenz bedroht. Das Besondere an Israel ist, dass es ein Staat der Juden, der Shoahopfer ist. Darum eben bedingungslose Solidarität mit Israel.Darum Israel – eine Einlassung
Kein Staat irgendwo auf der Welt steht derart in der Kritik wie Israel – von rechts bis links, von der reichsten europäischen Industrienation bis zur ärmsten Gesellschaft im Trikont gleichen sich die Ressentiments: Der Staat der Juden sei ein „rassistisches Konstrukt“, seine pure Existenz sei auf dem Blut und den Tränen der Palästinenser errichtet, und seine „imperialistische Politik“ gefährde nicht nur die regionale Sicherheit, sondern gleich den Weltfrieden. Für die arabischen Staaten ist der 60. Gründungstag des Staates Israel am 14. Mai der Tag der „Nakba“ - der Katastrophe. Deutschland betont unterdessen zwar pausenlos seine »besondere Verantwortung« für Israel, die in der Praxis jedoch vor allem aus Ermahnungen besteht, die Israelis mögen sich mit den antisemitischen Mordbrennern von Hamas und Hisbollah an einen Tisch setzen.
Solcherart »Freundschaft« ist tatsächlich nichts als Verrat an dem Zweck, der den Judenstaat von allen anderen Staaten unterscheidet – als einzige Konsequenz, die aus Auschwitz jemals gezogen wurde, bildet Israel den bewaffneten Schutzraum der Juden gegen die antisemitische Barbarei. Dieser Gedanke wird deutlich, wenn man die Eskalation der Judenverfolgung bis zu Vernichtung als Anlass zur Gründung Israels begreift. Auch 64 Jahre nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands gilt, dass die Existenz dieses Staates und seiner Armee das einzige ist, worauf Juden sich verlassen können, wenn Antisemiten ernst machen. Das gilt insbesondere auch für jene arabischen Antisemiten, die Israel bereits vor seiner Gründung zum Hauptfeind erklärt hatten, nicht erst als Reaktion auf dessen Politik. Israels Kriege haben den islamistischen und nationalistischen Hass gegen die Juden nicht verursacht, sie sind im Gegenteil dessen notwendiges Resultat.
Adorno formulierte den kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederholen möge. Unter dem Eindruck des weltweit grassierenden Antisemitismus und vor dem Hintergrund der islamistischen Vernichtungsdrohung bedeutet das in der Praxis vor allem eins: Solidarität mit Israel – und zwar bedingungslos.
Quelle: http://idep.blogsport.de/2009/01/15/21- ... magdeburg/
Die antideutsche Logik ist in sich schlüssig. Sie basiert eben nur auf der Fehlannahme, Antisemitismus sei dazu geeignet (und notwendig), einen Nationalstaat in seiner Existenz zu bedrohen. Aber auch Nationalstaaten ohne völkerrechtliche Anerkennung hören nicht auf zu existieren. Und auch Juden können ihren Staat nicht sicherer machen als andere. Israel ist darum genau so sicher oder bedroht wie jeder andere Staat auch. Aber nach antideutscher Logik ist Israel bedrohter, weil es Antisemitismus gibt. Die offensichtlich einzige Form des Rassismus, die selbst Nationalstaaten ins Wanken bringen kann.
Das ganze Thema hängt sich am antideutschen Trugschluß, dass die bisher verweigerte Anerkennung als Nationalstaat (durch die arabische Welt) eine existenzielle Bedrohung für den Staat Israel sei. Diese angenommene existenzielle Bedrohung (des Staates Israels und somit aller Juden durch weltweiten Antisemitismus) aber begründet im folgenden Gedankenfluß das "Selbstverteidigungsrecht" Israels und eben auch die bedingungslose Solidarität. Die verweigerte Anerkennung des Staates Israels durch die arabische Welt ist aber nun mal keine existenzielle Bedrohung für einen gefestigten und sonst sehr wohl anerkannten Nationalstaat! Das muß aber erst verstanden werden, bevor man sich sachlich damit auseinander setzen kann. So lange sich nämlich Einzelpersonen in D zum Verteidiger aller Juden aufschwingen, weil angeblich Antisemiten (vor allem arabische) deren Staat bedrohen (in dem sie ihn nicht anerkennen

Aber Kritik an Nationalstaaten ist nicht darum Antisemitismus, weil in einem von ihnen vornehmlich Juden wohnen. Und Kritik an der Politik eines Nationalstaates ist auch darum nicht antisemitisch, weil sich Juden bedroht fühlen. Eine Bedrohungslage rechtfertigt nicht jedes Verhalten, sondern nur verhältnismäßige Notwehr!
Die deutsche Vergangenheit sorgt dann vor allem in D dafür, dass dieser Vorwurf des Antisemitismus zum politischen Rufmord wird und Kritik an Zionisten (wie auch an Israel) kaum ausgesprochen werden darf, ohne die affektive Erschütterung der tapferen Verteidiger des Nationalstaates Israels in irrationalen Ausbrüchen zu erleben.
Das ist ziemlich lästig, vor allem für Anarchisten.

Ich teile die Einschätzung der Verfasser des obigen Pamphlets nicht, dass ein Nationalstaat die Juden vor weltweitem Antisemitismus schützen kann. Der Wirkungsgrad eines Nationalstaats ist territorial begrenzt und das Verständnis Israels als "bewaffneten Schutzraum der Juden gegen die antisemitische Barbarei" würde voraussetzen, dass sich a) alle Juden in diesem "bewaffneten Schutzraum" befinden, um geschützt zu werden und er auch nach außen begrenzt wäre, b) würde die Anerkennung Israels in der westlichen Welt durchaus einen effektiven Schutz bieten, um sich die Bewaffnung sparen zu können und c) derzeit von Israel das größere Bedrohungspotenzial vor allem für die arabische Welt ausgeht, als eben umgekehrt, eine konsequente "islamistische Vernichtungsdrohung" existenzielle Gefahr bedeuten muß. Eine irrationale Dummheit wie Antisemitismus ist keinesfalls dazu in der Lage, die nationalstaatliche Anerkennung in der westlichen welt durch "antisemitische Barabarei" zu ersetzen. Ich sehe nämlich keine Gefahr, dass Europa, die USA und die westliche Welt zukünftig in Versuchung gerät, sich einer mutmaßlichen "islamistischen Vernichtungsdrohung" anzuschließen und Israel erst die Anerkennung als Nationalstaat zu entziehen, um ihn dann in seienr Existenz zu bedrohen. So hat auch die behauptete weltweite kritik an Israel (die ich so nicht erkenne) mE. nichts mit einem "Ressentiment" zu tun, sondern ist durchaus berechtigt: Wer so paranoid argumentiert, ist definitiv gefährlich. Natürlich zuerst für die arabische Welt und nicht für Europa oder die USA.
1. Wie und wann übt die deutsche Regierung Kritik an Israel?
2. Bin ich als Anarchist immer auch ein Antisemit?
3. Antisemitismus ohne Gewalt, ist erstmal kein Verbrechen. Und so lange daraus keine praktische Notlage entsteht, hat auch ein Staat mit einer Mehrheit an Juden nicht das Recht im Rahmen einer Prävention, gegen das Völkerrecht zu verstoßen: Selbstverteidigung ohne Angriff ist nicht legitim! Warum gelten diese Mindeststandards zum Schutz der Palästinenser nicht?
4. Warum wird dieser Anti-antisemitismus so oft von Antiislamismus flankiert?
5. Ist bedingungslose Solidarität überhaupt sinnvoll?