Atue001 hat geschrieben: ↑Mi 6. Apr 2022, 23:51
Wie kann man hier flexibler werden?
Ist die Frage, ob man das denn muss. Wie Du ja schon sagtest, ist die Anzahl der Quadratmeter pro Kopf über Jahrzehnte deutlich gestiegen. Die Bevölkerung stagnierte bzw. wuchs geringfügig, wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet. Gleichzeitig wird heutzutage weniger Geld für Wohnen ausgegeben als früher. Auch in den letzten rund anderthalb Jahrzehnten ist der Anteil der Wohnkosten im Verhältnis zum verfügbaren Nettoeinkommen der Haushalte gesunken:
https://de.statista.com/statistik/daten ... eutschland
In den Wohnkosten sind nicht nur die Mieten bzw. Kreditzahlungen drin, sondern auch Instandhaltung, Versicherungen, Energie, Wasser usw. usf., was ja angeblich alles so teuer wird und sich niemand mehr leisten kann. Und es wird weiterhin gebaut, gebaut, gebaut, weil ja, die Nachfrage ist da, da die Mieter das so wollen und sich leisten können. Geschimpfe, dass alles günstiger sein soll, gehört da immer dazu.
Nun kann man über tragische Einzelfälle diskutieren. Neuer Vermieter will die Mieter mit Altverträgen loswerden, Luxussanierung macht die Miete unerschwinglich, durch Arbeitslosigkeit ist der Hauskredit nicht mehr zu bedienen usw., aber in der breiten Masse ist das einfach kein relevantes Thema. Auch nicht in Großstädten. Da zeichnen sich ja mehrere Effekte ab, die erstmal nicht verwunderlich sind, wenn man mit der Raumforschung mal zu tun hat. So wächst das Umland für gewöhnlich deutlich schneller als die eigentliche Stadt, da es dort mehr Land gibt, das zum Bauen zur Verfügung gestellt werden kann. Und so wie die Wohnkosten in der Stadt größer sind, so sind andere Kosten (bspw. Mobilität) entsprechend niedriger, sodass es sich unterm Strich nicht lohnt, weit in die Peripherie zu ziehen, wo angeblich alles so günstig ist und man selbst so zum schlauen Fuchs wird.
Das sind dann rein persönliche Wünsche, wenn man bspw. Dünger und Hahn-Geräusche angenehmer findet als ein zivilisatorisches Angebot einer Metropole.
Leider kriegen viele Leute es nicht hin, ihre Kosten an einem Wohnort zusammenzuführen und dann einen Vergleich anzustellen. Das liegt aber meist daran, dass es vor allem auch ein emotionales Thema ist, genau wie sich manch einer gezielt in die Abhängigkeit von einem Pkw begibt und diesen faktische Zwang dann als "Freiheit" ansieht. Die Förderung solcher Lebensmodelle sollte aber nicht auf Kosten des Staates geschehen.
Ähnlich irritiert sind Leute, dass die Kosten eines Grundstücks auch mit der Kaufkraft bzw. den erwartbaren Erlösen zusammenhängen. Sinken bspw. die Zinsen, schlagen die Projektentwickler die Kosten wieder drauf. Fördert der Staat ein Eigenheim mit 20.000 Euro, dann weiß der Verkäufer, dass er entsprechend höhere Preise erzielen kann.
Von daher sollte man den Markt einfach laufen lassen, während die Gemeinden (ob urban, suburban oder rural) eigenständig Bauland ausweisen und die Infrastrukturen entsprechend anpassen und ausbauen.
Ausnahme ist natürlich der soziale Wohnungsbau für finanzschwache Mitbürger. Ebenso spricht ja nichts dagegen, wenn der Staat durch Informationen, Netzwerke und finanziellen Anreizen dafür sorgt, dass die vorher besagte Seniorin in eine kleinere Wohnung zieht und ihre damit für eine junge Familie zur Verfügung stellt, sofern sie es möchte.