http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 07249.htmlDie Gesundheitsausgaben steigen schneller als die Einkommen der Versicherten, sagt Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. Der Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen hat hochgerechnet, was das für Krankenversicherte bedeutet: Die den Versicherten abverlangten Zusatzbeiträge werden sich innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppeln. Ökonomen und Opposition fordern ein Umlenken. Ihre Sorge: Der erkennbare Ausgabenzuwachs ist erst der Anfang.
Hintergrund ist die Finanzierungsstruktur der Krankenkassen: Sie erhalten pro Versichertem Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds. Weil die Kosten stark steigen, reicht dieses Geld allerdings nicht aus. Laut Wasems Analyse fehlen bereits jetzt 14,4 Milliarden Euro, im Jahr 2020 werden es 36,7 Milliarden Euro sein.
Die Kassen müssen diese Differenz ausgleichen, indem sie von ihren Versicherten Zusatzbeiträge verlangen, die sich nach dem jeweiligen Einkommen richten. "Der große Kostenanstieg rollt erst an", warnt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Das Gesundheitssystem stehe vor wesentlich stärkeren Reformen als das Rentensystem.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe habe mehr als ein Dutzend Gesundheitsgesetze gemacht, kritisiert Günter Neubauer, Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik in München. "An den wesentlichen Strukturen jedoch wurde wenig geändert. Das ist ein Flickwerk." [...]
Ein Durchschnittsverdiener mit heute 1960 Euro beitragspflichtigem Einkommen zahlt dieses Jahr im Schnitt 21,76 Euro monatlich an Zusatzbeitrag, rechnet Experte Wasem vor. Bis 2020 werde sich seiner Prognose nach der Beitrag auf 54,74 Euro mehr als verdoppeln, bei einem durchschnittlichen Einkommen von dann 2261 Euro.
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