http://www.taz.de/Anzeige-gegen-Faceboo ... /!5225173/Eine NS-Überlebende wehrt sich juristisch gegen einen Facebook-Hetzer. Seine Kommentare haben sie auf eine Stufe mit den Tätern gestellt.
Wer in sozialen Netzwerken pöbelt, hatte bislang keine gravierenden Konsequenzen zu befürchten. Im schlimmsten Fall wurde der Post vom Betreiber der Seite gelöscht. Dementsprechend hemmungslos sind viele Beiträge formuliert. Doch eben das könnte künftig juristische Folgen haben.
Esther Bejarano wurde unter den Nationalsozialisten in Auschwitz interniert. Sie überlebte, weil sie sich als Akkordeonspielerin ausgab und in das Mädchenorchester des KZs aufgenommen wurde. Bis heute steht die in Hamburg lebende Sängerin auf der Bühne – als Teil der HipHop-Combo Microphone Mafia und als Zeitzeugin, die immer wieder gegen das Vergessen anerzählt.
Just deshalb sei die 90-jährige Holocaustüberlebende nun auf Facebook angegriffen worden, berichtet ndr.de. In einem Post verspottet ein Facebook-Nutzer ihr Engagement als „die große Esther-Bejarano-Show“. Zudem stellt er sie mit den Tätern auf eine Stufe: „Komischerweise werden überall in der Welt alte Menschen für ‚Beihilfe zum Massenmord‘ angeklagt und verurteilt, weil sie mit dem Nazi-Regime kollaboriert hatten. Und nichts anderes hat diese Frau, die ‚um ihr Leben gesungen‘ hat, getan.“
Bejarano, habe „andere mit einem lachenden Auge in den Tod gehen lassen“, indem sie sich „freiwillig zur Bildung eines Lagerchors“ gemeldet habe.
Im Namen eines Freundes der 90-Jährigen hat ein Anwaltsbüro am Dienstag Anzeige gegen den Facebook-Hetzer erstattet. Der Vorwurf: üble Nachrede und Verleumdung gegen eine Person des politischen Lebens. „Eine solche Äußerung ist skandalös“, sagte Bejarano, die unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, zu ndr.de. „Auch dass jemand bei Facebook unbehelligt so etwas schreiben kann, ist eine Schande.“
Um künftig gegen pöbelnde Trolle im Netz vorzugehen, könnte ihre Klage ein Präzedenzfall sein.
http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/K ... no190.htmlEr hat die Anzeige in die Wege geleitet und sieht sie auch als ein Zeichen im Hinblick auf die vielen Hass-Kommentare, die aktuell immer wieder in sozialen Netzwerken auftauchen - gerade bei Flüchtlingsthemen. "Ich finde es immens wichtig, dass solche Leute mit dem konfrontiert werden, was sie tun - und Konsequenzen zu spüren bekommen", sagt er. In der Gesellschaft werde zwar immer wieder in Sonntagsreden "Nie wieder Auschwitz" gefordert - aber "viele wollen davon nichts hören". Es sei beunruhigend, dass Menschen heutzutage im Netz weitgehend unbescholten rechtsradikale Hetze verbreiten könnten.
Wie die Staatsanwaltschaft Hamburg am Donnerstag mitteilte, richtet sich die Anzeige gegen unbekannt. Sprecherin Nana Frombach sagte: "Wir prüfen die Anzeige." Kommt es zum Prozess, droht dem Mann eine Freiheitsstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren.
Das wäre zu hoffen, denn so liese sich leichter gegen die Volksverhetzung der rassistischen und nazistischen Trolle vorzugehen. Da wird sich hoffentlich etwas ändern wenn sie erfahren, dass erfolgreich rechtlicher Druck ausgeübt werden kann, und Strafen auch ihre recht hohe Schmerzschwelle überschreiten. Ein paar Monate hinter Gittern könnten schon einen Denkprozess auslösen.