Schach

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garfield336
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Re: Schach

Beitrag von garfield336 »

Auf Lichess sind mittlerweile 80% aller Partien gegen mich französisch oder karo-can

Auf e4 folgt e6 oder c6
kaum jemand antwortet mit e5.

neuer Trend?
Sören74

Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

PraetorTacitus hat geschrieben:(31 Dec 2021, 17:36)

Warum ist Magnus Carlsen nur Zwölfter geworden??
Es war ein großes Feld mit engen Abständen. Da kann das Ergebnis in der letzten Runde sehr viel ausmachen. Carlsen musste mit Schwarz gegen MVL antreten, stand lange Zeit besser, hat aber einen schweren Fehler in knapper Zeit gemacht und verlor. Hätte er die Partie gewonnen, wäre er wohl bin an einen halben Punkt an die Spitze herangekommen.

Sehr schön beschrieben (wieder mal) von Georgios Souleidis: https://www.youtube.com/watch?v=J_ZZaZ2Sw9E
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NicMan
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Re: Schach

Beitrag von NicMan »

garfield336 hat geschrieben:(01 Jan 2022, 14:43)

Auf Lichess sind mittlerweile 80% aller Partien gegen mich französisch oder karo-can

Auf e4 folgt e6 oder c6
kaum jemand antwortet mit e5.

neuer Trend?
Ich spiele da konsequent 2. e5, mich nerven diese Varianten :D
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Tom Bombadil
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Re: Schach

Beitrag von Tom Bombadil »

Gibt es auf diesen Plattformen eigentlich einen Mechanismus, der verhindern kann, dass jemand mit Unterstützung von Software spielt?
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Re: Schach

Beitrag von NicMan »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Jan 2022, 18:15)

Gibt es auf diesen Plattformen eigentlich einen Mechanismus, der verhindern kann, dass jemand mit Unterstützung von Software spielt?
Ja, Cheater werden automatisch erkannt und gebannt. Da man auf der Plattform Computeranalysen durchführen kann (kostenlos und in sekundenschnelle), gehe ich davon aus, dass eine Engine die Partien stichprobenartig überprüft.
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Tom Bombadil
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Re: Schach

Beitrag von Tom Bombadil »

Interessant. Danke für die Info!
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

NicMan hat geschrieben:(01 Jan 2022, 18:17)

Ja, Cheater werden automatisch erkannt und gebannt. Da man auf der Plattform Computeranalysen durchführen kann (kostenlos und in sekundenschnelle), gehe ich davon aus, dass eine Engine die Partien stichprobenartig überprüft.
Die Frage ist allerdings, was dann passiert. Bei Lichess gibt es in seltenen - vermutlich besonders eindeutigen - Fällen eine Sperre, sonst nicht; chess24 m.w. ähnlich. Andere Plattformen wie Schacharena gehen da rigoroser vor.

D.h. auf den großen Plattformen dürfte man als Cheater problemlos durchkommen, wenn man die Engine nur punktuell benutzt, was ja leider auch völlig ausreichend ist, um sich signifikant besser zu stellen. :| Wirklich grundsätzlich lösbar ist das Problem nicht, besser man hat selbst eine entspannte Grundeinstellung und akzeptiert, dass sich eben ein paar halbe Engines unter den Usern befinden. ;)

Edit: Interessante, relativ aktuelle Diskussion dazu: https://lichess.org/forum/general-chess ... -very-weak
Zuletzt geändert von Brainiac am Sa 1. Jan 2022, 18:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

garfield336 hat geschrieben:(01 Jan 2022, 14:43)

Auf Lichess sind mittlerweile 80% aller Partien gegen mich französisch oder karo-can

Auf e4 folgt e6 oder c6
kaum jemand antwortet mit e5.

neuer Trend?
Kann ich nicht bestätigen, am populärsten ist immer noch Sizilianisch.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

garfield336 hat geschrieben:(01 Jan 2022, 14:43)

Auf Lichess sind mittlerweile 80% aller Partien gegen mich französisch oder karo-can

Auf e4 folgt e6 oder c6
kaum jemand antwortet mit e5.

neuer Trend?
Also ich freue mich auf 1. ... e6 oder c6, weil damit komme ich als Weißer gut zurecht. :) Und in diesen Eröffnungen kann man sich auch mal Varianten anschauen, die von den bekannten Stellungsbildern abweichen, wie beispielsweise 1.e4 e6 2.De2!?. :p
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Re: Schach

Beitrag von garfield336 »

Brainiac hat geschrieben:(01 Jan 2022, 18:32)

Kann ich nicht bestätigen, am populärsten ist immer noch Sizilianisch.
Villeicht ist es auch nur Zufall. aber habe so zirka 20Partien hintereinander gespielt, und davon waren fast alle karo-can oder französisch. Hat mich genervt :)
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Re: Schach

Beitrag von garfield336 »

Sören74 hat geschrieben:(01 Jan 2022, 18:28)

Wie es oft im richtigen Leben ist, Betrug wird immer dann auffallen, wenn es gehäuft passiert. Da hilft auch die Mathematik, sowas zu erkennen. :)
ist mir eigentlich egal. Ich spiele zum Spass. Just for Fun. Daher ist es mir auch egal ob ich verliere oder gewinne

Ich weiss nicht was der Betrüger davon hat? Ich hätte deswegen keinen Spass.
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Re: Schach

Beitrag von garfield336 »

Sören74 hat geschrieben:(01 Jan 2022, 18:32)

Also ich freue mich auf 1. ... e6 oder c6, weil damit komme ich als Weißer gut zurecht. :) Und in diesen Eröffnungen kann man sich auch mal Varianten anschauen, die von den bekannten Stellungsbildern abweichen, wie beispielsweise 1.e4 e6 2.De2!?. :p
CaroKan 2-De2 ist bereits eine fiese Falle. Da kannn man schon im 5ten Zug mit dem Springer mat setzen wenn der gegner dämlich ist.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

garfield336 hat geschrieben:(03 Jan 2022, 02:40)

CaroKan 2-De2 ist bereits eine fiese Falle. Da kannn man schon im 5ten Zug mit dem Springer mat setzen wenn der gegner dämlich ist.
Wenn der Gegner "dämlich" ist, setzt Schwarz schon im 2. Zug matt. ;)

Aber lässt sich Dein "Problem" nicht recht einfach lösen, indem man auf 1. e4 ... verzichtet? Die Zahl möglicher Eröffnungen ist doch Legion.
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Das war tatsächlich einer der Gründe, weswegen ich nach einer "stürmischen" e4-Jugendphase später auf c4, d4 und Sf3 gewechselt bin. Die Zahl der möglichen Gegeneröffnungen wurde dadurch natürlich nicht geringer ;) aber man kann sich mehr Ungenauigkeiten und Nichtkenntnis der Eröffnung leisten, ohne gleich auf Verlust zu stehen.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

Nebenbei bemerkt, beim Schach muss man dankenswerterweise a) nicht darüber groß debattieren, wie die Partei ausgegangen ist und b) warum die Partie so ausgegangen, wie sie ist. Man stelle sich vor, man müsste im Schach solche Dialoge führen wie "Du hast verloren!", "Nein, Du hast selber verloren.", "Nein völlig falsch, Du hast keine Ahnung, ich habe gewonnen", ...

Ist mir gerade zufällig durch den Kopf gegangen. ;)
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Brainiac hat geschrieben:(03 Jan 2022, 19:25)

Das war tatsächlich einer der Gründe, weswegen ich nach einer "stürmischen" e4-Jugendphase später auf c4, d4 und Sf3 gewechselt bin. Die Zahl der möglichen Gegeneröffnungen wurde dadurch natürlich nicht geringer ;) aber man kann sich mehr Ungenauigkeiten und Nichtkenntnis der Eröffnung leisten, ohne gleich auf Verlust zu stehen.
Du scheinst mir da eine recht typische Entwicklung beim Aufbau eines Eröffnungsrepertoires zu beschreiben.

Bei mir selbst und den meisten Vereinskollegen konnte ich in meiner aktiven Zeit ähnliches feststellen. Offene Spiele wurden in jungen Jahren bevorzugt, mit zunehmender Reife gewannen die geschlossenen Spiele ihre Fans. Klar, dass das mit einer Erweiterung der Variantenkenntnis einherging.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

Eröffnungen unterliegen immer Modewellen. Auf e4 e5 zu spielen und auf d4 d5 war eine lange Epoche lang fast schon Pflicht. Dann kamen irgendwann die "Hypermodernen" auf, die postulierten, dass man das Zentrum nicht selbst besetzen muss, um das Zentrum zu beherrschen. Und so gewannen schwarze Eröffnungssysteme 1.e4 c5 oder 1.d4 Sf6 an Bedeutung. Das ließ sich aber noch weitertreiben, indem man gleich mit 1.b3 oder 1.g3 begann und mit dem anschließenden Läuferzug Lb2 oder Lg2 aufs Zentrum zielte. Bis in die 80er Jahren hinein spielten die Großmeister alles mögliche als ersten Zug und es galt als wichtig, sich in allen Eröffnungssystemen auszukennen.

In den 90er Jahre bis heute gibt es im Profibereich aber viele Beispiele von Spitzenspielern, die fast ausschließlich mit 1.e4 auskommen und es bis zum Weltmeistertitel schafften. Vishy Anand, Nigel Short, Peter Leko, Judit Polgar, Michael Adams. Auch Bobby Fischer kam fast nur mit 1.e4 aus. Ohne Zweifel wird es mit Computeranalyse wieder neue Modetrends geben, die sich auch auf den Amateurbereich auswirken werden.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Sören74 hat geschrieben:(05 Jan 2022, 12:59)

...

In den 90er Jahre bis heute gibt es im Profibereich aber viele Beispiele von Spitzenspielern, die fast ausschließlich mit 1.e4 auskommen und es bis zum Weltmeistertitel schafften. Vishy Anand, Nigel Short, Peter Leko, Judit Polgar, Michael Adams. Auch Bobby Fischer kam fast nur mit 1.e4 aus. Ohne Zweifel wird es mit Computeranalyse wieder neue Modetrends geben, die sich auch auf den Amateurbereich auswirken werden.
Man kann sogar mit Schwarz gegen Weltmeister auf 1. e4 mit 1. ... a6 antworten - und erfolgreich sein:


Sachen gibt's! :)
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Kritikaster hat geschrieben:(05 Jan 2022, 06:44)

Du scheinst mir da eine recht typische Entwicklung beim Aufbau eines Eröffnungsrepertoires zu beschreiben.

Bei mir selbst und den meisten Vereinskollegen konnte ich in meiner aktiven Zeit ähnliches feststellen. Offene Spiele wurden in jungen Jahren bevorzugt, mit zunehmender Reife gewannen die geschlossenen Spiele ihre Fans. Klar, dass das mit einer Erweiterung der Variantenkenntnis einherging.
Die "Erweiterung der Variantenkenntnis" war bei mir aber gerade nicht das Ziel dieser Eröffnungsumstellung. Sondern, wie beschrieben, eher der Wunsch, die Bedeutung der Variantenkenntnis geringer werden zu lassen. Hinzu mag eine abnehmende Risikobereitschaft gekommen sein - Platzierungen und Wertungen wurden besser und somit hatte ich mehr zu verlieren.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Brainiac hat geschrieben:(05 Jan 2022, 20:25)

Die "Erweiterung der Variantenkenntnis" war bei mir aber gerade nicht das Ziel dieser Eröffnungsumstellung. Sondern, wie beschrieben, eher der Wunsch, die Bedeutung der Variantenkenntnis geringer werden zu lassen. Hinzu mag eine abnehmende Risikobereitschaft gekommen sein - Platzierungen und Wertungen wurden besser und somit hatte ich mehr zu verlieren.
Das originäre Ziel war es auch bei mir nicht, aber eben eine unvermeidliche Folge des Wunsches, dem bis dahin auf das allzu häufige 1. e4 ... folgenden "Einheitsbrei" mit etwas anderem auszuweichen. Neue "Würze" brauchte das Spiel.

Ob nun der über Jahre beobachteten Umstellung/"Erweiterung" des Eröffnungsrepertoires im Einzelfall immer dieselbe Motivation zugrunde lag, habe ich natürlich nicht näher untersucht. Schade eigentlich, denn so bleibt die Frage unbeantwortet.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

Kritikaster hat geschrieben:(05 Jan 2022, 16:39)

Man kann sogar mit Schwarz gegen Weltmeister auf 1. e4 mit 1. ... a6 antworten - und erfolgreich sein:

Sachen gibt's! :)
Man sollte aus einzelnen Erfolgen allerdings auch nicht die falschen Schlüsse ziehen. Man kann in den Datenbanken nachsehen, dass Anthony Miles danach nie mehr 1. ... a6 spielte, auch nicht nach 1.d4. Er wusste zu gut, dass jeder Spieler sich das vorher anschauen würde und er dann weit schlechter aus der Eröffnung rauskommt. Freiwillig ein Tempo herzuschenken, sollte wirklich gut überlegt sein und ist eigentlich nur dann ratsam, wenn es zur Situation passt. Es gibt einige Spieler, die fühlen sich mit Schwarz in bestimmten Eröffnungen sicherer als mit Weiß, dass sie durch Tempohergabe wie 1.e3 e5 2.e4!? oder 1.d3 d5 2.d4!? quasi einen Farbwechsel vornehmen.

Auf Vereinsniveau ist es eher ärgerlich zuzusehen, wie oft Züge ohne Not in der Eröffnung a6 oder h6 gespielt wird (oder gespiegelt mit Weiß a3 oder h3), wo es noch gar nicht hingehört. Ein Vereinskollege sprach mal von Eckerschen Angstzügen. Die Kunst im Schach ist es u.a. zu verstehen, warum es besser ist, etwas für seine Entwicklung zu tun und wann ein solcher Randbauernzug dann doch angemessen ist. Hat auch niemand gesagt, dass Schach einfach sei. :)
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Sören74 hat geschrieben:(06 Jan 2022, 12:58)

Man sollte aus einzelnen Erfolgen allerdings auch nicht die falschen Schlüsse ziehen. Man kann in den Datenbanken nachsehen, dass Anthony Miles danach nie mehr 1. ... a6 spielte, auch nicht nach 1.d4. ...
Wie ich schon beim Lettischen Gambit schrieb: Ist der Überraschungseffekt weg, sinken die Erfolgsaussichten einer Eröffnung rapide, die auf zweifelhaften oder nur interessanten Zügen beruht.

Da das sicher auch Tony Miles klar war, ließ er das nach diesem Coup bleiben. Immerhin behielt er dadurch mit dieser Eröffnung eine Erfolgsquote von 100%, errungen gegen den amtierenden Weltmeister. Auf ein besseres Ergebnis konnte er danach nicht mehr hoffen. ;)
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

Kritikaster hat geschrieben:(06 Jan 2022, 13:09)

Wie ich schon beim Lettischen Gambit schrieb: Ist der Überraschungseffekt weg, sinken die Erfolgsaussichten einer Eröffnung rapide, die auf zweifelhaften oder nur interessanten Zügen beruht.

Da das sicher auch Tony Miles klar war, ließ er das nach diesem Coup bleiben. Immerhin behielt er dadurch mit dieser Eröffnung eine Erfolgsquote von 100%, errungen gegen den amtierenden Weltmeister. Auf ein besseres Ergebnis konnte er danach nicht mehr hoffen. ;)
Es ist so ähnlich wie mit den Witzen. Wenn man keine neuen Pointen hat, lacht keiner mehr darüber. Und im Laufe eines Schachspielerlebens bekommt man viele Witze zu hören. ;) In Kindheitstagen war selbst noch 1.e4 e5 2.Dh5?! lustig, wo Mitschüler deutlich bessere Schachspieler düpierten.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Sören74 hat geschrieben:(07 Jan 2022, 09:52)

Es ist so ähnlich wie mit den Witzen. Wenn man keine neuen Pointen hat, lacht keiner mehr darüber. Und im Laufe eines Schachspielerlebens bekommt man viele Witze zu hören.
Karpow dürfte das weniger lustig als viel mehr unangenehm peinlich empfunden haben.

Ein schönes Beispiel dafür, dass menschlichen "Schachmaschinen", deren Erfolg zu einem guten Teil auf stur eingepaukten Theoriekenntnissen basiert(e), dann ganz schnell an ihre Grenzen gelangen, wenn sie es nicht von Anfang an mit bekannten Stellungsbildern zu tun haben, sondern selbst rechnen müssen. Schachpsychologisch war das ein Meisterstück von Miles.
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Kritikaster hat geschrieben:(07 Jan 2022, 10:11)

Karpow dürfte das weniger lustig als viel mehr unangenehm peinlich empfunden haben.

Ein schönes Beispiel dafür, dass menschlichen "Schachmaschinen", deren Erfolg zu einem guten Teil auf stur eingepaukten Theoriekenntnissen basiert(e), dann ganz schnell an ihre Grenzen gelangen, wenn sie es nicht von Anfang an mit bekannten Stellungsbildern zu tun haben, sondern selbst rechnen müssen.
Das ist dafür aber ein unpassendes Beispiel. Karpov war das genaue Gegenteil einer "Schachmaschine, deren Erfolg zu einem guten Teil auf stur eingepaukten Theoriekenntnissen basierte". Er war vielmehr jemand mit dem möglicherweise besten Positionsgefühl aller Zeiten, dessen Erfolge gar nicht so sehr (natürlich teilweise auch, aber nicht so sehr) auf Eröffnungskenntnissen beruhten. Für Kasparov waren - aufgrund seiner erheblich taktischeren und dynamischeren Spielweise - Eröffnungskenntnisse wichtiger, als für Karpov.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Brainiac hat geschrieben:(07 Jan 2022, 10:44)

Er war vielmehr jemand mit dem möglicherweise besten Positionsgefühl aller Zeiten, dessen Erfolge gar nicht so sehr (natürlich teilweise auch, aber nicht so sehr) auf Eröffnungskenntnissen beruhten. ...
Und außerhalb der Eröffnungstheorie strauchelte er.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

Kritikaster hat geschrieben:(07 Jan 2022, 11:07)

Und außerhalb der Eröffnungstheorie strauchelte er.
Im Schachspiel wie auch im realen Leben macht es nur begrenzt Sinn, vom Einzelfall auf die Gesamtheit schließen zu wollen. Zu den schachlichen Fähigkeiten eines Anatoli Karpow hat sich schon Brainiac geäußert, da findet man in der Schachgeschichte nur wenig vergleichbare Spieler. Er ist zudem der Spieler mit den meisten Turnier- und Matchsiegen in der Welt. Der eigentlich "Plunder" geschah in der Partie mit 23.Dd3??, was die Statistik zugunsten von 1.e4 a6 verfälschte. Vor dem Zug war die Stellung ausgeglichen.

https://www.chessgames.com/perl/chessgame?gid=1068157
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Niemand bezweifelt Anatoli Karpows Fähigkeiten. Natürlich sprechen seine wiederholten Titelgewinne/-verteidigungen und Turniererfolge eine klare Sprache, und er wird als eine der Ikonen des Schachspiels in Erinnerung bleiben.

Ich finde es außerordentlich interessant und freue mich darüber, zu welchen Diskussionen der einfache Hinweis auf das erstaunliche Ergebnis einer außergewöhnlich eröffneten Schachpartie führen kann. :thumbup:
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Re: Schach

Beitrag von Mendoza »

Kritikaster hat geschrieben:(07 Jan 2022, 11:07)

Und außerhalb der Eröffnungstheorie strauchelte er.
Niemand wird Weltmeister, der nur wie irre Eröffnungstheorie paukt und dann blind alles nachspielt was er dann gelernt hat. So etwas wie in dieser Partie mit 1...a6 passiert nun mal irgendwann im Leben. Da hat der gute Karpov einfach einen miesen Tag erwischt. Das Karpov generell nicht wusste, was er tun soll so bald ein unkonventioneller Zug aufs Brett kam, kannst du nicht ernsthaft glauben.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Mendoza hat geschrieben:(07 Jan 2022, 15:07)

Da hat der gute Karpov einfach einen miesen Tag erwischt.
Vielleicht auch das.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

Kritikaster hat geschrieben:(07 Jan 2022, 15:21)

Vielleicht auch das.
Hauptsächlich das. Einen taktischen Patzer in einem weitgehend ausgeglichenen Mittelspiel zu begehen, hat wenig mit der Eröffnung zu tun. Gerade bei den mittelstarken Vereinsspieler bis zum Gelegenheitsspieler hält sich der Mythos, die Erfolge sehr guter Schachspieler beruhe auf stur eingepaukte Eröffnungstheorien oder gar langwieriger Zugfolgen. Wenn dem tatsächlich so wäre, so könnte man die Super-GM mit exotischen Anfangszügen überraschen und bezwingen. Die Wirklichkeit sieht aber so aus, dass spielstarke GM gerne mal etwas schwächere Amateure durch Nebenvarianten aus deren Theoriekenntnisse schubsen und mehr eigene Gewinnmöglichkeiten schaffen. Aljechin beschrieb mal halbironisch sein Erfolgsrezept damit, dass er seine Gegner zu eigenständigen Denken zwinge. ;)

Wenn man sieht, dass bei Chess960-Turnieren, der Schachvariante mit der zusammengewürfelten Ausgangsstellung, diejenigen vorne stehen, die auch im klassischen Schach die besseren Spieler sind, macht das sehr deutlich, dass zur Spielstärke noch weit mehr Komponenten gehören.
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Genau genommen ist es sogar so, dass man gegen erheblich stärkere Spieler viel eher eine Chance hat, wenn man sich möglichst lange innerhalb der Eröffnungstheorie bewegt. Dann weiß man dass man die besten Züge macht, und bekommt evtl. eine Stellung, die man gut kennt. Genau aus diesem Grund versuchen stärkere Spieler die schwächeren Gegner immer wieder gerne mit eher ungewöhnlichen Varianten aus dem Theoriewissen herauszubringen. In der Regel ist dann viel schneller Schluss.
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

"The big greek" zeigt ein aktuelles Beispiel eines Großmeisters, der mit 1.a4 beginnt und.... untergeht.

https://www.youtube.com/watch?v=lYVyv5j8egY
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Re: Schach

Beitrag von Sören74 »

NicMan hat geschrieben:(01 Jan 2022, 17:59)

Ich spiele da konsequent 2. e5, mich nerven diese Varianten :D
Übrigens vor Jahren spielte ein Vereinskamerad im Freundschaftsspiel auf mein 1.e4 c6 tatsächlich 2.e5. Ich war schon ziemlich überrascht und musste erstmal lange darüber nachdenken. In der weiteren Eröffnung passierte nix schlimmes. In der Heimanalyse habe ich für Schwarz nicht viel besseres als die Abfolge 2. ... d6 3.exd6 exd6 gefunden. Es entsteht eine fast symmetrische Stellung, aber zumindest hat Schwarz schon mal den d-Bauern entwickelt und auch sonst keine Schwächen. Als "Schwarzer" kann man damit eigentlich zufrieden sein. :)
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Re: Schach

Beitrag von Panarin »

Schach ist ein Brettspiel, kein Sport.
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Re: Schach

Beitrag von Fliege »

Panarin hat geschrieben: Sa 30. Apr 2022, 15:00 Schach ist ein Brettspiel, kein Sport.
So möchte ich die Sachlage auch einschätzen. Zwar gibt es sportliche Spiele wie Fußball oder Tennis, doch beides sind keine Brettspiele. Mensch-ärgere-dich-nicht ist auch kein Sport.
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

off topic
Zuletzt geändert von Brainiac am Do 12. Mai 2022, 06:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schach

Beitrag von Mendoza »

Fliege hat geschrieben: Sa 30. Apr 2022, 21:02 So möchte ich die Sachlage auch einschätzen. Zwar gibt es sportliche Spiele wie Fußball oder Tennis, doch beides sind keine Brettspiele. Mensch-ärgere-dich-nicht ist auch kein Sport.
Mensch-ärgere-dich-nicht ist ein Glücksspiel mit Würfeln. Kein Vergleich mit Schach. Schach ist mehr Sport als z.B. Formel1, wo selbst der Weltmeister auf einem unterlegenen Auto nicht den Hauch einer Chance hat und abhängig von Technikern und Reifenwechslern ist. Außerdem wird der Fahrer bewegt und er steuert nur. Von solchen Sachen wie Dressurreiten gar nicht zu reden, wo der Sportler eher das Pferd ist und auch noch die Leistung recht subjektiv benotet wird. Beim Schach haben beide stets die gleiche Ausgangssituation - außer dem Anzugsvorteil von Weiß, aber das gleicht sich ja aus, da die Farben immer wechseln. Das einzige was fehlt ist das körperliche.
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Re: Schach

Beitrag von Fliege »

Mendoza hat geschrieben: Mi 11. Mai 2022, 23:54 Mensch-ärgere-dich-nicht ist ein Glücksspiel mit Würfeln. Kein Vergleich mit Schach. Schach ist mehr Sport als z.B. Formel1, wo selbst der Weltmeister auf einem unterlegenen Auto nicht den Hauch einer Chance hat und abhängig von Technikern und Reifenwechslern ist. Außerdem wird der Fahrer bewegt und er steuert nur. Von solchen Sachen wie Dressurreiten gar nicht zu reden, wo der Sportler eher das Pferd ist und auch noch die Leistung recht subjektiv benotet wird. Beim Schach haben beide stets die gleiche Ausgangssituation -außer dem Anzugsvorteil von Weiß, aber das gleicht sich ja aus, da die Farben immer wechseln. Das einzige was fehlt ist das körperliche.
Skat wird auch nicht als Glücksspiel geführt, obgleich Zufälligkeiten eine Rolle spielen, sondern als ernsthaftes Spiel zum Ausleben von Konkurrenz im Spannungsfeld von Sieg und Niederlage.

Doch unabhängig davon schält sich heraus, dass es sich sowohl bei Mensch-ärgere-dich-nicht als auch bei Schach um ein Brettspiel handelt.

Dass Autofahren und Reiten keine sportlichen Betätigungen sind, sehe ich wie du.
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Brainiac
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Beim aktuellen Kandidatenturnier liegt Nepomniachtchi ziemlich uneinholbar vorn. Das iranische Supertalent Firouzja erlebt einen desaströsen Rückschlag.

https://de.chessbase.com/post/kandidate ... ivepartien

Nachdem Carlsen letztes Jahr erklärt hat, er würde - aufgrund allgemeiner Titelkampfunlust, zumindest im Langschach - wohl nur noch gegen Firouzja seinen Titel verteidigen wollen, könnte das also bedeuten, dass - so die FIDE-Regeln - Nepomniachtchi einen Titelkampf gegen den Zweiten des Kandidatenturniers (Ding Liren?) austragen würde und wohl gute Chancen hätte, Schachweltmeister zu werden. Es ist immerhin bemerkenswert, dass er nach der krachenden Niederlage gegen Carlsen im letzten Jahr nochmal so durchstarten konnte.

Natürlich steht dieses Turnier im Schatten des Krieges, und Nepomniachtchi ist Russe. Immerhin war er Mitzeichner eines offenen Briefs an Putin, den Krieg zu beenden, was schon anerkennenswert ist. https://www.chess.com/news/view/stop-th ... r-to-putin Andererseits gab es einen Eklat um ein Sponsorlogo des staatsnahem russischen Bergbauunternehmens Norilsk Nickel, das Nepomniachtchi während des Turniers nicht verbergen wollte und das ihm nun der Weltschachverband FIDE verboten hat. https://newsfounded.com/russia/fide-ban ... rbc-sport/ Ich kann diesen Vorgang nicht so ganz einschätzen.

Ein anderer russischer Topschachspieler, Karjakin, wurde wegen pro-Putin-Statements von der FIDE von diesem Kandidatenturnier ausgeschlossen. https://indianexpress.com/article/expla ... r-7831619/ Trotzdem steht die FIDE auch selbst stark unter Druck, da sie traditionell unter signifikantem russischen Einfluss steht. Der aktuelle Präsident, Dworkowitsch, ist selbst Russe und war sogar Regierungsangehöriger, hat sich allerdings auch schon kritisch zur russischen Invasion geäußert.

Andere Sportverbände verhalten sich bekanntlich uneinheitlich: Eishockey hat Russland ausgeschlossen, Tennis tut es nicht, die FIFA auch nicht. Von der FIDE ist es aus genannten Gründen ebenfalls nicht zu erwarten. :|
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Re: Schach

Beitrag von NicMan »

Das diesjährige Kandidatenturnier habe ich in weiten Teilen als Enttäuschung wahrgenommen. Keine echte Spannung, da die Gegner von Nepomniatchi mit teils kuriosen Fehlern in ausgeglichenen Stellungen die Punkte weggeworfen haben. Andererseits war der Rest des Feldes auch überraschend schwach im Vergleich zu Nepomniatchi.

Ich hoffe sehr, dass Carlsen sich seinen Entschluss noch einmal gut überlegt.
"In God we trust, all others bring data." –William Edwards Deming (1900-1993)
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Brainiac
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Magnus Carlsen says he will not defend his World Chess Championship title in 2023 against Russia’s Ian Nepomniachtchi. The five-times winner is not retiring but promising “to be the best in the world” even if that means taking no part in chess’s showpiece event.

China’s world No 2, Ding Liren, will now step up and face Nepomniachtchi, who Carlsen beat last year in Dubai.
https://www.theguardian.com/sport/2022/ ... le-in-2023

Sehr schlecht für das klassische Turnierschach. Es gab zwar schon mehrmals Situationen, wo der amtierende Weltmeister seinen FIDE-Titel nicht verteidigte (Fischer, Kasparov), aber das hatte jeweils andere Gründe und dass der Titelträger einfach "keine Lust mehr hat", ist neu. Nachdem seit diversen Jahren die Motivation zu diesem Wettkampf ohnehin schon stark darunter gelitten hatte, dass Engines mittlerweile um Lichtjahre stärker sind, ist womöglich in absehbarer Zeit wirklich die Luft ganz raus.
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Re: Schach

Beitrag von Kritikaster »

Brainiac hat geschrieben: Fr 22. Jul 2022, 13:02 Nachdem seit diversen Jahren die Motivation zu diesem Wettkampf ohnehin schon stark darunter gelitten hatte, dass Engines mittlerweile um Lichtjahre stärker sind, ist womöglich in absehbarer Zeit wirklich die Luft ganz raus.
Leichtathleten vergleichen ihre Leistungsfähigkeit nicht mit der von maschinenbetriebenen Fortbewegungsmitteln. Alles eine Frage der Einstellung zum eigenen Tun.

Vielleicht muss sich im Schach die Einsicht durchsetzen, dass der Mensch sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig nicht mit den Hilfsmitteln messen kann, die er sich erdacht hat.
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Da ist sicherlich was dran. Vielleicht wird aber die verbleibende intrinsische Motivation irgendwann einfach nicht mehr ausreichen. Der Rückgang an aktiven Turnierschachspielern ist jedenfalls schon lange sehr deutlich und wird jetzt nicht geringer werden.
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Mendoza
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Re: Schach

Beitrag von Mendoza »

Gerade durch Corona hat Schach doch eine Renaissance erlebt - zumindest im
Internet. Der Server von Lichess war schon kurz vorm Zusammenbrechen. Auch so Videos von Nakamura oder Kanäle wie "The Big Greek" sind sehr populär. Ich habe mir auch bei Netflix
"Damenmabit" angeschaut. War ziemlich gut gemacht und hat noch ein paar Neulinge ans Brett gebracht. So schwarz sehe ich das nicht. Kann sein,
dass in den Vereinen weniger los ist und bei Turnieren außerhalb des Internets.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Ja, es kommt in der Tat darauf an, von welchem Schach man redet - ich bezog mich auf das klassische Turnierschach mit langer Bedenkzeit, und das geht zurück. Das Internetschach hat sicher durch die Pandemie zugenommen, und ich kann mir auch gut vorstellen, dass das so weiter geht - hier steht aber der ernsthafte Wettkampfcharakter weniger im Vordergrund (auch wenn es jede Menge Turniere gibt). Das liegt daran, dass schwer überprüft werden kann, ob jemand unerlaubte Hilfsmittel benutzt, was zwangsläufig einen Trend zu sehr kurzen Bedenkzeiten nach sich zieht, wo Cheaten weniger praktikabel ist. Und das wiederum macht aus Schach eher ein Spiel denn einen Sport (bzw. ernsthaften Wettkampf, falls sich jemand am Begriff "Sport" stören sollte). Die Intensität und Tiefgründigkeit des Turnier-/Langzeitschachs ist im Internet nicht mehr da. Ich empfinde das als Verlust, aber so ist das Leben.
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Re: Schach

Beitrag von Brainiac »

Fusion der Schach-Internetgiganten: chess.com schluckt MCs Play-Magnus-Gruppe (wozu auch das deutsche chess24.com gehört - bislang mein Lieblingsschachserver für WMs etc.) .

https://m.faz.net/aktuell/sport/mehr-sp ... 71452.html

Es gibt Gerüchte, wonach MCs Titelnichtverteidigung mit dem Deal zu tun haben soll.

Die Konsequenz (aus dem FAZ Artikel):
Das Überleben des klassischen Turnierschachs am Brett hänge nun immer mehr an östlichen Schachverbänden wie Indien, China und Russland. Nachdem der langjährige Kreml-Politiker Arkadi Dworkowitsch Anfang August als FIDE-Präsident wiedergewählt worden war, steht für Kouatly fest: „Der Westen spielt keine Rolle mehr.“
:|

Hoffen wir, dass das formidable lichess.org von dieser Konzentrationswelle unbeschadet bleibt.
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Re: Schach

Beitrag von Bogdan »

Ding Liren ist Schachweltmeister. Meinen Glückwunsch
Carlsen ist zur Titelverteidigung nicht mehr angetreten.
So haben Nepo (Kurzform) und Ding den Weltmeister ausgespielt.
In der 4. Partie des Tiebreak fiel die Entscheidung.
Ding konnte nur am Kandidatenturnier teilnehmen, weil Karjakin disqualifiziert wurde.
Er spielte bis 2009 für die Ukraine. Er unterstützt den Angriffskrieg von Putin. Das ist
der Grund für die Disqualifikation.
Nepo als Russe, hat einen offenen Brief unterschrieben, der Putin aufgefordert hat.
den Krieg zu beenden.

Quelle meines Wissen ist Wikipedia und diverse Schach Youtuber BigGreek, Janistan, Huschenbeth.
Wem Sachargumente fehlen, geht zu persönlichen Bemerkungen über. :?
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Re: Schach

Beitrag von garfield336 »

Bogdan hat geschrieben: So 30. Apr 2023, 19:14 Ding Liren ist Schachweltmeister. Meinen Glückwunsch
Carlsen ist zur Titelverteidigung nicht mehr angetreten.
So haben Nepo (Kurzform) und Ding den Weltmeister ausgespielt.
In der 4. Partie des Tiebreak fiel die Entscheidung.
Ding konnte nur am Kandidatenturnier teilnehmen, weil Karjakin disqualifiziert wurde.
Er spielte bis 2009 für die Ukraine. Er unterstützt den Angriffskrieg von Putin. Das ist
der Grund für die Disqualifikation.
Nepo als Russe, hat einen offenen Brief unterschrieben, der Putin aufgefordert hat.
den Krieg zu beenden.

Quelle meines Wissen ist Wikipedia und diverse Schach Youtuber BigGreek, Janistan, Huschenbeth.
Ist sehr erstaunlich dass Nepo das Ding noch verlor. Er war 1punkt vorn und stand in der 12?ten Partie klar auf Gewinn. Was ein 2pkte Vorsprung bedeutet hätte.
Er verlor die Partie dann noch durch krasse Fehler.
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